Dienstag, 3. Juli 2012
Gendertroubles 2.0
Lese ich dies hier, das Thema hatte ich ja schon mal beim Wickel, kommen mir die widersprüchlichsten Überlegungen.

http://maedchenmannschaft.net/sexuelle-belaestigungen-so-siehts-aus/


Vorausgeschickt: Die meisten Diskussionsbeiträge bei der Mädchenmannschaft sind für mich Déja vu. Abgesehen vom Vokabular, das neu und durch Butler und Foucault beeinflusst ist sind das inhaltlich die gleichen Diskussionen, die wir vor mehr als 20 Jahren im JUZI auch schon geführt hatten.
Abgesehen davon, dass die damalige Anti-Porno-Haltung und Anti-BDSM-Haltung nicht mehr verbreitet ist, die braucht in der damaligen Form aber auch niemand.

Das Thema ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Die Mädchenmannschaft hat ja den Anspruch, die Inhalte junger Feministinnen in die Öffentlichkeit zu bringen und an Debatten älterer Generationen anzuknüpfen. Tun sie aber nicht, sie repitieren viel mehr Diskussionen, die früher schon geführt wurden. Es ist das immerwährende Drama linker und emanzipatorischer Bewegungen in der BRD, dass diese ihre eigene Geschichte nicht kennen, weswegen sie sie wiederholen müssen. Und da sind dann unterschiedliche Problematiken gleich mitverbunden. Sexualisierte Gewalt von heterosexuellen Männern gegenüber Frauen und unterhalb dieser Schwelle blöde Anmache im Alltag scheint nicht nachgelassen, sondern eher zugenommen zu haben, im besten Fall ist sie in etwa gleichgeblieben. Nach 45 Jahren Neuer Frauenbewegung ist das ziemlich heftig. Nicht, dass sich nichts getan hätte. Ob Quotierung, Gleichstellungsbeauftragte, zumindest partielle Überwindung von Leichtlohngruppen, es HAT sich etwas getan. Es kann auch nicht die Rede davon sein, dass feministische Ansätze überall marginalisiert wären. Gender Studies sind anerkannte Forschungsbereiche, Genderkompetenz ist Voraussetzung dafür, einen Job an einer sozialwissenschaftlichen Fakultät zu bekommen, die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften und die Legalisierung von Sexarbeit sind erkennbare Fortschritte. In der Praxis bedeutet das aber, dass
Ausgegrenzte nicht mehr so schlimm wie früher, aber immer noch ausgegrenzt sind - was sich auch als Befriedung emanzipatorischer Bewegungen auswirkt - und dass sich in der akademischen Sphäre etwas verändert hat. Auf der Straße? Tendenz gegen Null.

Um zum Beitrag bei der Mädchenmannschaft zurückzukommen: Warum hat die Frau ein Veilchen kassiert und nicht der Belästiger? „Frauen schlagt zurück!“ war in den 80ern und 90ern eine zentrale Forderung von Feministinnen, belästigenden Mackern in die Eier zu treten durchaus militante feministische Praxis, sehr viele Frauen in den Politzusammenhängen, die ich so kannte betrieben Kampfsport. Wenn denn das, was bei der Mädchenmannschaft zu lesen ist in irgendeiner Weise repräsentativ sein sollte oder, umgekehrt gefragt, die Lebenspraxis linker Szenen von damals irgendwie repräsentativ ist scheinen sich die Dinge rückwärts entwickelt zu haben. Offensive Gegenwehr von Frauen scheint da kein Thema zu sein, auch Zweisatz appeliert an die Anständigkeit von Männern, argumentiert aber eigentlich nicht mit Gegenmaßnahmen. Frauen erscheinen zwar als Subjekte mit eigenen, der heteromännlichen Suprematie entgegenstehenden Interessen, zugleich aber als tendenziell ausgelieferte Opfer. Da waren wir schon mal weiter.

http://highoncliches.wordpress.com/2012/05/17/wie-verhalte-ich-mich-moglichst-nicht-wie-ein-arsch/

Und da gehe ich dann gleich nochmal eine Ebene tiefer. Meine Alterskohorte wurde von den Eltern, von den LehrerInnen bereits weniger, noch explizit auf traditionelle Geschlechterrollen hin erzogen. Frauen zwar nicht mehr als Heimchen am Herd, Männer nicht mehr als Alleinverdiener, aber die Aufgabenteilung Frauen fürs Soziale, Männer stärker leistungsorientiert war noch weitgehend ungebrochen. Unsere Auseinandersetzung mit der Elterngeneration hatte noch etwas mit deren Mitmachen im NS oder zumindest der Prägung durch NS-Erziehung oder Adenauer-Antikommunismus zu tun.

Nachfolgegenerationen scheinen harmonischer sozialisiert worden zu sein, was aber nicht gut sein muss: Gründe zum Aufbegehren fielen wohl weg.




Dass aber über 30 Jahre nach meiner Jugend Prägungen wie die, dass Männer eher an Status, Faktenwissen und technischer Kompetenz orientiert sind, während Frauen viel stärker auf Beziehungs- und Emotionsebenen denken ungebrochen sind ist höchst bemerkenswert: Die 68er- und Post 68er-Elterngenerationen wollten sie anders erziehen, egalitärer. Da hat die straighte Powerfrau Geburtsjahr 1952 eine weiche, sozusagen traditionsweibliche Tochter und einen Technosohn usw. Wie kommt das? Wie stark ist die Integrationskraft der heteronormativen Matrix? Ich weiß es echt nicht, wundere mich nur

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Flüchtlingsräte beginnen Aktion gegen Abschiebeknast
Bitte mitmachen und verbreiten.

Viele Grüße
Ibrahim


Liebe UnterzeichnerInnen der gemeinsamen Stellungnahme gegen das
Flughafenverfahren, liebe MitstreiterInnen,

die Eröffnung des neuen Flughafens BER "Willy Brandt" wurde auf März
2013 verschoben -- die Internierungseinrichtung für Flüchtlinge am BER
zur Durchführung des Flughafen-Asylverfahrens ist jedoch bezugsfertig und soll nach Willen der Landesregierung Brandenburg noch im Juli in
Betrieb gehen.

Nach Auskunft der Pressestelle des Brandenburger Innenministeriums sollen in der neu errichteten Unterkunft die Abläufe für das Flughafenverfahren erprobt und Asylsuchende, die am alten Flughafen
Schönefeld ankommen, interniert werden.

Gegen diese Pläne haben die Flüchtlingsräte Berlin und Brandenburg eine Online-Petition gestartet:
http://openpetition.de/petition/online/keine-internierung-von-asylsuchenden-am-flughafen-willy-brandt


Am 21.7.2012 endet die Zeichnungsfrist; dann werden die gesammelten Unterschriften an Ministerpräsident Platzeck übergeben.

*Bitte unterzeichnet die Petition, verbreitet sie über Eure Kanäle und verlinkt sie mit Eurer Homepage. *Unser Ziel ist es, mindestens 5.000
Unterschriften zu sammeln.

Auch Amnesty International hat eine (Offline)-Petition gegen das Flughafenverfahren gestartet, die sich direkt an die Bundesregierung
wendet. Die Unterschriften sollten ursprünglich zeitgleich zur Flughafen-Eröffnung im Juni übergeben werden, nun ist noch bis nächstes
Jahr Zeit. Eine Unterschriftenliste findet Ihr im Anhang, ausgefüllte Listen bitte direkt zurück an Amnesty International.


Herzlichen Dank und beste Grüße

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