Donnerstag, 28. August 2014
Ein Reisebericht aus Kurdistan
Reisebericht von Prof. Dr. med. Hüseyin Bektas (vom Verein „Kurdische Ärzte in Deutschland“) über die Aktivitäten der letzten sechs Tage



Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Vertreterinnen und Vertreter der Medien, An alle Volksvertreter, und liebe Freundinnen und Freunde

Nachstehend eine Pressemitteilung von Professor Bektas. Dieser hat eine schwierige Reise in den Nordirak organisiert um die Notleidenden zu
versorgen. Seine ersten Eindrücke finden Sie, findet Ihr nachstehend. Wir bitten alle Möglichkeiten der Verbreitung, für dieses unterstützende Projekt, zu nutzen.


+++ Reisebericht von Prof. Dr. med. Hüseyin Bektas (vom Verein „Kurdische
Ärzte in Deutschland“) über die Aktivitäten der letzten sechs Tage,
24.08.2014 +++

Themen:
- Allgemeine Situation in den Flüchtlingslagern,
- Aktuelle medizinische Versorgung der Flüchtlinge,
- und geplante Investitionen zur Versorgung der Flüchtlinge.


Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freunde,

nach sechs Tagen Einsatz wollte ich mich bei Ihnen melden und über die Lage
und unseren Aktivitäten kurz berichten:
Es leben zurzeit hier in der Region Kurdistan im Irak etwa 2 Millionen
Flüchtlinge bei 4,5-5 Millionen Einwohnern (aktuelle Zahlen von Heute). In
der Provinz Dohuk leben laut Informationen vom heutigen Tag von dem
Direktor des Amtes für Gesundheit etwa 1,2 Millionen Flüchtlinge bei einer
Einwohnerzahl von insgesamt eine Millionen Menschen. Alleine in den letzten
zwei Wochen sind wohl etwa 630.000 Flüchtlinge gekommen. Das sind
hauptsächlich yezidische Flüchtlinge aus Shingal. In der ersten Woche haben
die meisten dieser Menschen irgendwo im Freien gehaust. Die Flüchtlinge
haben nichts. Sie haben alles zurückgelassen und sind mit dem was sie in
dem Moment am Körper hatten mitten in der Nacht geflüchtet. Etwa 90% der
630.000 Flüchtlinge von den letzten 14 Tagen sind mittlerweile in Schulen,
Sportstadien oder Camps untergebracht. Nur noch wenige leben in den sog.
"wilden Camps". Das sind Camps, die von den Flüchtlingen selbst auf irgend
einen freien Platz errichtet sind. In den nächsten 4-5 Tagen werden vier
neue Flüchtlingscamps mit jeweils für etwa 15.000 - 20.000 Menschen auch
fertiggebaut sein. Die kurdische Regionalregierung tut alles erdenkliche um
dieser Masse an Menschen zu helfen. Sie teilen mit den Flüchtlingen alles,
was sie haben. Die bekommen seit Jahren wohl keinen Cent von dem
vereinbarten Budgetanteil und keine Unterstützung von der irakischen
Zentralregierung. Sie versuchen sich durch die wenigen Einnahmen, die das
Land durch den Zoll hat, über das Wasser zu halten.

Das mittel- oder langfristige Problem wird sein, diese Menschen mit allem
lebensnotwendigen zu versorgen und denen eine Zukunftsperspektive zu geben.
Die haben grausames erlebt. Die stehen nun hier in dem Flüchtlingscamps
ohne eine Hoffnung und wissen nicht, ob sie jeweils zurückkehren können.
Auch wenn deren Land von dem IS befreit wird, wissen sie nicht, was die
Zukunft bringt. Die glauben nicht, dass man sie langfristig in Ruhe und
Frieden leben lässt. Die Angreifer waren in erster Linie die Bewohner der
benachbarten Dörfer.

Nach unserem Abflug aus Deutschland sind wir in der Nacht auf Dienstag in
Diyarbakir in der Türkei angekommen. In der Gruppe aus Hannover waren neben
drei Ärzten auch drei Mitarbeiter des Fernsehteams von ZDF und der
Vorsitzender des Zentralrates der Yeziden in Deutschland Herr Telim Tolan.
In Diyarbakir waren bereits vier weitere Ärzte aus Deutschland und eine
Ärztin aus England anwesend.

Wir erfuhren, dass etwa 1000 Flüchtlinge auch in Diyarbakir angekommen
sind. Diese wurden in vier Camps in Schulen bzw. Sporthallen untergebracht.
Bereits am nächsten Tag haben wir in Diyarbakir einer der Flüchtlingscamps
besucht. Dort waren 400 Flüchtlinge in einem geschlossnen und
klimatisierten Sportstadium untergebracht. Es wurde sofort von der
Ärztekammer Diyarbakir und die Gewerkschaft für Gesundheitsberufe auf
freiwilliger Basis eine Versorgungsstation mit reichlich Medikamenten und
24 Stunden anwesenden Gesundheitspersonal eingerichtet. Danach haben wir
für etwa 24000 Euro Medikamente gekauft, die wir zur Akutversorgung
mitgenommen haben.

Am Abend haben wir dann im Ärztekammer Diyarbakir uns mit 34 kurdischen
Ärztevertretern aus der Region getroffen. Gemeinsam haben wir ein
Aktionsplan erarbeitet. In einer Liste für Freiwillige hatten sich bereits
250 Personen (150 Ärzte und 100 Pflegekräfte) eingetragen. Nach den
Sommerferien wird diese Zahl wahrscheinlich um 400 zu liegen kommen.

Am Mittwoch den 20.08.2014 sind wir dann mit 15 Personen und die
eingekauften Medikamenten Richtung Irak gefahren. Nach etwa 7 Stunden
konnten wir endlich die Grenze überschreiten. Auf der kurdischen Seite
wurden wir durch den Direktor des Amtes für Gesundheit der Provinz Dohuk,
Direktor des Amtes für Gesundheit des Distrikts Zakho und einigen anderen
Ärzte empfangen. Sie waren über unsere Ankunft extrem erfreuet.
Bereits an dem gleichen Tag haben wir in Zakho einen großes
Flüchtlingslager mit etwa 31.500 Flüchtlinge besucht und uns informiert.

An den folgenden Tagen wurden wir durch den zuständigen Kollegen in bereits
vorhandene Teams eingeteilt und wir konnten dann in fünf Teams unseren
Kollegen in verschiedenen Flüchtlingscamps, in den drei Krankenhäusern in
der Sadt Zakho und in Mobilen Versorgungseinheiten unterstützen und die
Flüchtlinge versorgen. Jeder Arzt sieht pro Tag etwa 300 Patienten. Sie
müssen als Arzt alle Fachrichtungen der Medizin beherrschen. Sie haben
Patienten mit allen möglichen Krankheiten und jeden Alters in erdenklich
schlechtem Zustand. Meist Leidtragende der Flucht sind vor allem die
Kinder. Gerade die ganz kleinen leiden unter extremen Durchfall,
Dehydratation und Bronchitis. An dem Tag herrschen Temperaturen um 45°C. In
der Nacht kühlt das Wetter bis auf 20°C herunter. Dieser
Temperaturunterschied macht bei fehlenden Matratzen und Decken sowie
Kleidung extreme Probleme und verursacht Bronchitiden und Exsikkose.
Bei den Erwachsenen sind in erster Linie die chronischen,
behandlungsbedürftigen Krankheiten wie Herzsuffizienz, Diabetes,
Bluthochdruck, Niereninsuffizienz, Rheuma, Arthrosen, die durch die
fehlende Therapie und Strapazen der mehrere Tage andauernden Flucht,
dekompensiert sind anzutreffen. Während für die Akuttherapie genügend
Medikamente zur Verfügung stehen, gibt es erhebliche Versorgungsengpässe
bei der Behandlung der chronischen Krankheiten durch fehlende Medikamente.
Einerseits war keiner auf so einen Ansturm von Flüchtlingen vorbereitet
anderseits fehlt es auch an finanziellen Ressourcen, weil die Irakische
Zentralregierung seit mehreren Jahren den vereinbarten Anteil des Budgets
an die kurdischen Regionalverwaltung nicht überweist.

Auffällig ist, dass die meisten Kinder keine Schuhe und keine adäquate
Kleidung haben.

Am 23.08.2014 haben wir für etwa 11.000 US Dollar für 1200 Kinder Schuhe,
Kleidung und Spielzuge gekauft und diese in verschiedenen Camps verteilt.

Am heutigen Tage haben wir nach Rücksprache mit den Flüchtlingen selbst,
Verantwortlichen in den Camps und Vertretern der Yeziden uns entschieden
unter Zusammenarbeit mit den hiesigen Behörden folgende Investitionen zur
Versorgung der Flüchtlinge mit unseren Spendengeldern zu betätigen:

1: Auf drei neuen (in zwei bis drei Tagen werden sie fertig gebaut sein)
Flüchtlingscamps stellen wir jeweils drei Container (mit jeweils 18 qm) als
Medizinische Versorgungsstation zur Verfügung. Es werden insgesamt 9
Container mit kompletter Einrichtung für etwa 67.500 US Dollar hingestellt.

2: Es werden drei Container mit Kühlungseinrichtung (bis etwa 18-20°C) und
zwei Container für eine Kühlung bis auf 4°C für die Lagerung der
Medikamente angeschafft. Wir werden die Kosten in Höhe von 82.000 US Dollar
übernehmen. In diesen Containern werden auch die Medikamente zum Impfen
transportiert und gelagert.

3. Wir werden zwei mobile Zahnarztpraxen kaufen, die in den verschiedenen
Flüchtlingscamps eingesetzt werden. Diese mobilen Einheiten werden von
einem Kollegen in einem Wohnwagen hier in Dohuk zusammengesetzt. Wir haben
eine solche Einheit heute gesehen und waren zutiefst beeindruckt. Ein
Zahnarztkollege von uns hat eine Tag damit gearbeitet und war sehr angetan.
Er ist in der Lage zwei solche Einheiten innerhalb von einer Woche
zusammenzubauen. Die Kosten in Höhe von 31.000 US Dollar werden von uns
übernommen.

4. In einigen Flüchtlingscamps sollen WC's spezielle für Frauen mit
Duschmöglichkeit und einer Einheit zum waschen von Wäsche gebaut werden.
Hierbei soll die Einheit zum Wäsche waschen nur als Tarnung dienen, weil
die meisten Frauen aus Scham sich nicht trauen tagsüber die Toiletten
aufzusuchen. Die Kosten hierfür werden noch ermittelt, werden aber von uns
ebenfalls übernommen.

Weitere Investitionen werden eher im Bereich der humanitären Versorgung mit
Decken, Kleider, Geschirr, Hygieneartikeln sein. Die genaue Höhe wird in
den nächsten Tagen ermittelt werden.

Es wird ein Einsatzplan erstellt um die Kollegen aus Europa und der
Türkei-Kurdistan regelmäßig in die Versorgung einzubinden. Vor allem sind
die Fachärzte für Kinderheilkunde, Frauenkrankheiten und Innere Medizin
gefragt.

Somit haben wir am heutigen Tage Investitionen in Höhe von etwa 180.000 US
Dollar vereinbart. Die Aufträge für die medizinischen Einheiten in den
Camps und die Kühlcontainer sind bereits erteilt. Das Geld wird nächste
Woche an die zuständigen Behörden überwiesen, sofern der Auftrag
nachweislich erledigt wurde.

Wir können eine erfolgreiche und sinnvolle Arbeit nur durch die
Zusammenarbeit mit den hiesigen Behörden absolvieren. Alleine sind solche
wichtigen Investitionen nicht betätigen und umsetzen.

Der Präsident der Regionalregierung hat angeordnet, dass alles andere
zuerst liegen gelassen werden muss bis die Flüchtlinge komplett versorgt
sind. So sind alle extrem bemüht die Flüchtlinge mit allem, was notwendig
ist zu versorgen. Auch die Bevölkerung versucht mit allem den Flüchtlingen
zu helfen. Selbstverständlich gibt es auch Kritikpunkte und Mängel. Aber
man kann die Arbeit der Behörden im höchsten nur loben. ich glaube, dass
fast jedes Land bei so viel Flüchtlingen überfordert wäre und an die
Grenzen der Machbarkeit stoßen würde.

Es wird eine Herausforderung sein, diese Menschen mit allen zu erwartenden
sozialen und psychologischen Konflikten, in ein geregeltes Zusammenleben zu
halten. Die brauchen Betätigung, Schulen, eine Hoffnung und eine
Perspektive. Diese Aspekte sind schwerer zu handhaben als die Bemeisterung
der Akutsituation.

Ab Morgen wird unser Team im Gebiet Dohuk unterwegs sein und mit den
dortigen Kollegen die Flüchtlinge in den vier verschiedenen Camps
versorgen.

Herzliche Grüße

Hüseyin Bektas

Prof. Dr. med. H. Bektas
Medizinische Hochschule Hannover
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und
Transplantationschirurgie
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
E-Mail: Bektas.Hueseyin@mh-hannover.de
Tel: 0049-511-532 6177
Fax: 0049-511-532 4010

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Dienstag, 26. August 2014
Verwunschene Berge
In den Dolomiten gibt es von Alters her den Mythos um den Elbenkönig Laurin, der Berge unter seiner Tarnkappe verschwinden und wiederauftauchen lässt. Wenn man erlebt hat, wie binnen Sekunden ganze Massive unter Wolken verschwinden oder im strahlenden Licht wieder auftauchen lässt sich verstehen, wie in alten Zeiten derartige Vorstellungen sich entwickeln konnten. Als es hoch oben noch keine markierten Steige gab muss es äußerst gefährlich und nur dem wirklich Kundigen möglich gewesen sein, sich in diesem Gelände zu bewegen - unproblematisch ist es bis heute nicht. Und es ist schon mit einer Art Magie verbunden, den ständigen Wandel, die dauernde Ungewissheit über die sich permanent neu formenden Sichtverhältnisse zu erleben.









Die Hauptgefahr in den Bergen besteht ja nicht in der Schwierigkeit der Berge an sich, sondern Erstens in Wetterumstürzen und Zweitens in menschlicher Unzulänglichkeit. Was Letztere angeht bin ich möglicherweise zu oft umgekehrt, weil ich mein Potenzial zu klein einschätzte, aber das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass mir nie Ernstes passiert ist, trotz lebensgefährlicher Situationen, in denen ich schon war. Der Berg verzeiht nichts, aber er ist ja auch nicht von sich aus bedrohlich. Zu den wichtigsten Touren gehe ich sehr früh los, diesmal morgens um 5 mit der Halogenleuchte. Um 12 waren wir unten und hatten fantastische Sichtverhältnisse gehabt, die Normaltouris die lange ausschliefen nur Nebel.



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Syrien: Islamisten bereiten Offensive gegen christliche Ortschaft Mhardeh vor
Syrische Islamisten bereiten nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) offenbar eine Offensive für die „Befreiung von Mhardeh“ vor. Augen­zeugen berichteten der Menschenrechtsorganisation telefonisch, Kämpfer der Al-Nusra-Front rückten gegen diese kleine überwiegend von Christen bewohnten Ortschaft im Kreis Hama in Zentralsyrien vor, nachdem sich die Jihadisten der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) vor wenigen Tagen aus der Region zurück­gezogen haben.



Viele Flüchtlinge haben in Mhardeh Schutz vor den Kämpfen der Bürgerkriegs­parteien in Syrien gesucht, teilte die GfbV mit. Die Stadt im gleichnamigen Bezirk hat 22.000 Einwohner und ist eine der letzten christlichen Siedlungen der Region. Sie liegt etwa 23 Kilometer nordwestlich von Hama. Hama gilt bereits seit Anfang der 80er Jahren als Hochburg der sunnitischen Muslimbrüder und wurde damals bei der brutalen Niederschlagung eines sunnitischen Aufstandes von Truppen des syrischen Regimes weitgehend zerstört. Dabei wurden etwa 30.000 Men­schen getötet.



Mhardeh nimmt in der Geschichte der Christenheit in Syrien eine bedeutende Stellung ein. Hier sind einige bekannte christliche Persönlichkeiten geboren wie Ignatius IV. Hazim, der vorletzte Patriarch der griechisch-orthodoxen Kirche von Antiochia. Die Stadt liegt im fruchtbaren Tal al-Ghab am biblischen Fluss Orontes, an dem der Mhardeh-Staudamm errichtet wurde. Dessen Kraftwerk produziert 2.500 kW-Stunden Strom. Es wird einerseits befürchtet, dass dieses Kraftwerk von Islamisten gezielt zerstört werden könnte. Andererseits haben die Einwoh­ner der Region Angst, dass das syrische Regime die Präsenz der Islamisten zum Anlass nehmen, um das Gebiet mit Artillerie zu beschießen oder von der Luft­waffe bombardieren zu lassen.



Die GfbV hat die Bundesregierung und die Regierungen der EU-Staaten wieder­holt aufgefordert, ihre finanzielle Hilfe an die syrische Opposition zu überprüfen. Es müsse sichergestellt werden, dass keine EU-Finanzmittel in die Hände vom IS und der Al-Nusra-Front gelangen wie syrische Christen befürchten. Nicht nur bei Mhardeh, sondern auch in vielen anderen Regionen Syriens kooperieren der IS und die Al-Nusra-Front mit anderen islamistischen Gruppen.



Die religiösen und ethnischen Minderheiten Syriens wie die christlichen Armenier und Assyro-Aramäer, die muslimischen und yezidischen Kurden, die Drusen und andere Volksgruppen sind während des Bürgerkriegs zwischen die Fronten gera­ten. Sie stellen mindestens 45 Prozent der syrischen Bevölkerung.



Für Nachfragen ist der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido erreichbar unter Tel. 0173 673 39 80.

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Klettern!
Endlich wieder. Diese Art der Fortbewegung, die das Abenteuer ganz unmittelbar erzeugt - Naturgenuss, Glück und Thrill sind eins - und meins.










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Montag, 25. August 2014
Dieses unglaubliche Licht
In Bergeshöhen sieht alles deswegen anders aus, weil UV-Strahlung und polarisiertes Licht die Sehverhältnisse ändern - und wohl auch mit der Psyche etwas machen. Was genau kann ich nicht sagen, aber es wirkt.



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Montag, 18. August 2014
Die unglaubliche Schönheit in der Höhe
Vermitteln lässt sich das nur insofern, als dass man unmusikalischen Menschen etwas über Symphonien, Kindern über Orgasmen oder Farbenblinden etwas über Malerei erzählen kann und hofft, dass die eigene Darstellungskraft so aussagefähig ist, dass sie etwas vermittelt, das selbst erlebt werden muss. Das polarisierte und das ultraviolette Licht, der Duft der Kräuter, die dünne Luft, derv permanente Kampf mit dem inneren Schweinehund, das ständige Sich-Selbst-in-Frage-Stellen, die Angst vorm Absturz, das muss erlebt, das kann nicht erzählt werden. Dafür lebe ich. Und riskiere mein Leben dafür, Berge zu besteigen und würde lieber sterben, als von dieser Möglichkeit ausgeschlossen zu werden.








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Tschörten
Gebetsfahnen begleiten die Bergsteiger von Kraftplätzen aus bei ihrem Aufstieg. Ob es hilft? Ich kann alles brauchen.


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Der Biss
Es ist schon klar, dass Landschaften an der Grenze zwischen Wildnis und Weidewirtschaft etwas Anderes sind als öffentliche Parks. Und es mag ja wirklich Sinn machen, Herdenschutzhunde als Wächter gegen Wölfe und Bären einzusetzen, damit auf deren Bejagung verzichtet werden kann. Die Schafe allerdings ziehen sich zum Teil in Zonen zurück, in denen ihnen weder Hüte- noch Schutzhunde folgen und wo sie mit ihren fliegenden Feinden alleine sind (gibt es überhaupt adlerverbellende Hunde?).



Kurz und schlecht, wir durchquerten eine Weide, wo es weder Schafe noch Hirten, wohl aber Schutzhunde gab, und ein Prachtexemplar von denen, eine besonders edle Mischung aus Pyrenäen- und Abruzzenschutzhund, die werden 80 KG schwer, gegen die ist der Pitbull ein Kläffer, die werden nur noch vom Timber Shepherd übertroffen (einer Kreuzung aus Schäferhund und kanadischem Wolf) griff eine Bergkameradin hinterrücks an und biss ihr durch die Outdoorhose hindurch so tief ins Bein, dass Fleisch fehlte. Also mit Wölfen habe ich keine Probleme, mit solchen Schutzhunden schon. Wenn ich die Strecke nochmal allein gehen sollte habe ich eine Tölenknarre dabei. Der kann beißen? Ich kann Beretta. Mir egal, was für eine tolle Hundezüchtung und was für ein wegweisender Modellversuch das ist.

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Samstag, 16. August 2014
Leseempfehlungen - kleiner Hinweis auf good stuff!
http://www.unrast-verlag.de/neuerscheinungen

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Was können Grüne und Linke zusammen bewirken? Ein wichtiger Aufruf.
Der Countdown läuft: Am 19. September kommt es im deutschen Bundesrat zu einer Entscheidung, die wegweisend für die deutsche Flüchtlings- und Asylpolitik sein wird.

Es geht darum, ob Asylanträge von Bürgerinnen und Bürgern aus Bosnien-Herzegowina, Serbien und Mazedonien in Zukunft im Schnellverfahren abgelehnt werden, weil diese Staaten angeblich „sichere Herkunftsstaaten“ seien. So möchte es die Bundesregierung. Verhindern können das PolitikerInnen der Grünen und Linken. Wenn sie für eine Enthaltung der acht Landesregierungen sorgen, in denen sie vertreten sind, scheitert das Vorhaben.

Warum ist das unser Ziel? Aus Sicht von Amnesty International sind die drei Staaten des Westbalkans auf keinen Fall sicher.

Angehörige der Roma werden diskriminiert. In Serbien zum Beispiel leben viele Roma-Familien in informellen Siedlungen am Rande der Gesellschaft - meist ohne Zugang zu Bildung, Wasser oder Elektrizität. Oft sind sie von rechtswidrigen Zwangsräumungen bedroht.

Ich habe kürzlich einen Brief an die MinisterpräsidentInnen, Innenminister sowie an entscheidende PolitikerInnen der Grünen und Linken in diesen acht Bundesländern geschrieben. Darin haben wir sie dringend dazu aufgefordert, standhaft zu bleiben.

Bitte unterstützen Sie uns hierbei durch Ihre Teilnahme an unserer Online-Aktion! Jetzt mitmachen: http://www.amnesty.de/asyl

Die deutsche Bundesregierung blendet die geschilderten Formen der Diskriminierung aus. Doch diese sind durchaus relevant, wenn entschieden wird, ob ein Mensch verfolgt wird und daher Recht auf Asyl hat. Mazedonien, Serbien und Bosnien-Herzegowina dürfen deshalb nicht zu „sicheren Herkunftsstaaten“ deklariert werden.

Außerdem besteht die Gefahr, dass die Aufnahme dieser drei Länder dazu führen wird, dass auch weitere Länder auf die Liste der sicheren Herkunftsstaaten gesetzt werden. Montenegro und Albanien waren bereits im Gespräch. Es wird politisch schwer sein, dagegen zu argumentieren, wenn man sich jetzt auf die Aufnahme der drei Länder einlässt.

Damit all das nicht passiert, kommt es auf Bündnis 90/Die Grünen und die Linke an. Ihre VertreterInnen in den Landesregierungen haben bei der bisherigen Befassung im Bundesrat dafür gesorgt, dass es noch nicht zu einer Zustimmung kam. Doch Medienberichten zufolge sind einige Landesregierungen Wackelkandidaten. Sie müssen auch bei der entscheidenden Abstimmung am 19. September standhaft bleiben.

Bis dahin bleibt nicht mehr viel Zeit. Aber noch können wir den Politikerinnen von Grünen und Linken klar machen, dass wir Sie an ihren Versprechen messen werden.

Beteiligen Sie sich jetzt an unserer Online-Aktion und unterstützen Sie damit unseren offenen Brief: http://www.amnesty.de/asyl

Vielen Dank!

Ihre Selmin Çalışkan

Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland

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Donnerstag, 14. August 2014
Dem Tod ins Auge sehen
Ja leider ist unser Universum endlich. Das Ende des Universums ist heute schon unabänderlich festgeschrieben, da hilft nichts.

In Hundert Quintilliarden Jahren ist es so weit, unwiderruflich.

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Vorbildliches Kraftwerk
Betrieben mit Holzhackschnitzeln aus nachhaltiger Forstwirtschaft, hauptsächlich Totholz-Verwertung. Außerdem gibt es hier noch eine Fließwasser-Turbine.

So geht es auch.


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Der Geländewagen für Leute, die wirklich gar kein Statussysmbol brauchen
Der hängt nun wirklich jeden Landrover und jede G-Klasse an der Böschung ab, kostet aber nicht mehr als mancher Kleinwagen. Die Geländetauglichkeitsklasse liegt so zwischen Unimog und Pistenraupe.

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Mittwoch, 13. August 2014
Kosmische Alchimie
Soso. Eisen ist das schwerste Element, das in Fusionsprozessen erzeugt werden kann, für jedes schwerere Element muss Energie hinzugefügt werden. Ist in einem Sternenkern Eisen erbrütet, fliegt das Ding als Supernova auseinander. Hm. Wie entstehen denn dann die sehr schweren Elemente wie Blei, Gold, Cäsium, Quecksilber, Lantan, Uran? Betreiben da Demiurgen und Kosmokraten Schwarzschildmeiler?

"Soso Atlas, Du trägst also die Welt auf Deinen Schultern. Und worauf stehst Du dann?"

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An alle Leute, die mich auf Linked In kontakten oder die mir SMS schicken
Lasst es bleiben. Mailt mir lieber. Auf Linked In kann ich nicht antworten, weil mir die Premium Mitgliedschaft zu teuer ist und SMS oder MMS kann ich keine schreiben weil jede Tastatur unter 30 cm Breite für mich eine Zumutung ist. Es ist mir auch ein Rätsel, wie sich aus Handy-Tasten mit jeweils drei möglichen Buchstaben für eine Taste Sätze formen lassen. Bei mir kommen nur Zufallsfolgen von Buchstaben heraus, zum Beispiel auf "Hast Du dieses Wochenende abends schon etwas vor?" die Antwort: "Jokntxa".


Ich bin zu alt für diese New-Media-Welt.

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Nochmal ein paar Randbemerkungen zu Online-Singlebörsen
Es ist noch gar nicht so lange her, da war das Eingeständnis einer Mitgliedschaft bei einer Online-Singlebörse so etwas wie der Gewinn des Quasimodo-lool-alike-Contests. Auf diesem Wege Kontakte zu suchen galt als der definitive Beweis der sozialen Inkompetenz bzw. der sexuellen Unattraktivität. Inzwischen haben die Onlinebörsen 95% der gedruckten Kontaktanzeigen abgelöst. Wen die Portale allerdings wirklich vermitteln bleibt zweifelhaft - der Eindruck ist nicht unbegründet, dass die Mehrzahl der BenutzerInnen über rein virtuelle Kontakte gar nicht mehr hinausgehen will.

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Montag, 11. August 2014
Back to nature
Und weit weg vom Big City Life.
Wobei ich bei diesem Song ja regelmäßig statt "the matter how" "the Matterhorn" verstand.

Tja, kein Zufall.













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Samstag, 9. August 2014
Es ist gepackt
Outdoorjacke, Regenhose, kurze Hose, Rangerhose, Handschuhe, Schal, ein voller Klettergurt mit der kompletten Metallwarensammlung, Schwerbergstiefel, Klettersteigschuhe, Leichtbergschuhe, Kletterschuhe, Helm, Helmlampe, Notfallset, Tomahawk, Eispickel, Seil, Fotoausrüstung doppelt (Nikon und Medion, dies ist ein Test), Zelt, Primuskocher, Sauerstoffflasche. The Adventure can start!

BTW. normalen Urlaub könnte ich mir nicht leisten, es ist das erste Mal, dass ich für Geld klettere.

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Levée en masse in Kurdistan
Da rücken nicht nur die Peshmerga gegen IS vor, um Christen und Yeziden zu schützen und verlorenes Terrain wettzumachen, da werden auch massenhaft neue, zumeist schlecht ausgerüstete und mit Uralt-Kalaschnikows bewaffnete Freiwilligenverbände neu aufgestellt, und PKK und Komalah wollen Hilfstruppen entsdenden. Weltweit wird in der kurdischen Diaspora zur Bildung von sowas wie internationalen kurdischen Brigaden aufgerufen - das Potenzial von kampffähigen Ex-Guerrilleros im Exil umfasst Zehntausende. Fest steht: Wenn die Mossul erobern werden sie es nicht wieder hergeben, sie sind die einzige Macht, die jetzt IS stoppen kann, und der Preis wird ein unabhängiges Kurdistan sein.

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Dienstag, 29. Juli 2014
Ach ja, das eigene Herkommen
Im Zusammenhang mit dem 30-Jahre-Abi-Jubiläum, aber auch angesichts der historischen Kontinuitäten und Brüchen, die sich gerade angesichts einer brachial-martialisch Gas gebenden Weltgeschichte auftun reflektiere ich ein wenig über das, was ich seit 30 Jahren so getan habe.

Seit Beginn der 80er Jahre engagierte ich mich politisch, usprünglich nur, weil ich den Nachweis eines politischen Engagements für meine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer benötigte. So begann dann mein Engagement bei amnesty international, und sehr schnell war ich im Kontakt mit Ex-Guerrillakämpfern aus dem Iran, Kurdistan und Palästina. Insofern hatte die größte demokratische Massenbewegung der deutschen Geschichte, die Friedensbewegung von 1979-85, für mich eine besondere Komoponente: Ich gehörte ihr an, ich demonstrierte engagiert, aber ich tat da schon mit einem Blickwinkel, der über Pazifismus hinausging, eher eine im weitesten Sinne
antiimperialistische Perspektive. Eine der ersten politischen Schriften die ich je las war dann halt auch die legendäre Autonomie Neue Folge Nr. 1: Die Iranische Revolution. Seit damals und bruchlos bis heute waren die politischen Theoretikerinnen, die für mich zählten Leute wie Detlef Hartmann, Karl-Heinz Roth, Angelika Ebbinghaus, Susanne Heim und Götz Aly (der Götz Aly aus der Zeit als den eine Öffentlichkeit außerhalb der linken Szene und außerhalb der Geschichtswissenschaft noch nicht einmal dem Namen nach kannte, was ich von heutigen Aly so halten soll weiß ich nicht so genau)

Und von Anfang an erlebte ich deutsche Linke als krampfig, verklemmt, spießig und in immerwährende Machtkämpfe verstrickt, während die "Orientalen" da offener und lockerer waren. Ich sah mich als Teil der Friedensbewegung an, hatte aber schon Berührung zu Militanten und das Weltbild und Selbstverständnis eines Anarchisten, allerdings mit einem Imperialismus- und Internationalismusverständnis das eher klassisch antiimpmäßig war, zwischen Mao und Guevara angesiedelt.


Eine große Veränderung brachte dann der Wechsel an die Uni und in die Sponti-Szene, aus der gerade die Autonomen hervorgingen, ein Milieu, das wirklich ein Stück weit walk on the wild site war mit einer damals ausgeprägten sexuellen Libertinage und einem ausgeprägten Haschischkonsum. Irgendwie 69er likes Hippietum in Punkoutfit, verbunden mit einem bei manchen Leuten tief fundierten politischen Wissen und Denken, eingependelt zwischen Adorno, Max Weber, der Alltagshistorie der Annales und der großen Briten (Hobsbawm, Thompson, Mason) und irgendwo immer präsent ein Feminismus, der die kämpfende, sich selbst befreiende Frau in den Mittelpunkt stellte, meist in heroischer Pose (durchaus: Die palästinensische Flugzeugentführerin Leila Khaled als Poster im Fachschaftsraum). Das erlebe ich als sehr sehr großen Kontrast etwa zum Gestus zahlreicher aktueller feministischer Blogs, der auf Leiden an der Welt, sich Beklagen über Marginalisierung, aber nicht auf Kampf hinausläuft. Na ja, in den aktuellen Debatten ja auch schon sattsam mitbekommen, dass ein Einfordern einer solchen kämpferischen Perspektive als victim blaming wahrgenommen wird, wie absurd.

Ich erinnere mich aus meine wilden Zeit sehr lebhaft an eine Situation, in der eine Genossin von mir durch einen Mann aus den eigenen Szenezusammenhängen telefonisch gestalkt wurde. Darüber wurde sich allgemein in der Szene sehr aufgeregt, und neben dem Outing und der sozialen Ächtung des Täters gab es dann reihenweise offene Briefe und Flyer, in denen Mitgefühl mit dem Opfer bekundet wurde. Nicht so die Freundin eines meiner engsten Freunde, die geradezu höhnisch "Oh ja, die aaaaaarme Frau, die ist ja so schlimm dran! Wenn sie Mumm hätte würde sie sich nen Knüppel nehmen, ihre drei besten Freundinnen mit und die würden den Kerl klarfahren."

Was von meinem engsten Umfeld damit kommentiert wurde, dass hier eine selbstbewusste Frau mit Hintergrund Arbeiterfamilie sprach, die halt anders gepolt ist als die Middleclasstöchter. Dieser Gegensatz blieb für mich prägend: Der weinerliche Moralismus der Mittelschichtsabkömmlinge versus die Kampfperspektive von Leuten aus Unterschichtsherkünften.

wird fortgesetzt

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Montag, 28. Juli 2014
Stoppt Frontex! Lampedusa ist überall.






Das war im letzten Herbst, als das Wetter kühl war und die Herzen warm. Es hat sich nichts verbessert seitdem, in monatelangen Flüchtlingskämpfen.

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Sonntag, 27. Juli 2014
Wenn große Feste fallen
Diesen Samstag war ja schwer was los. Einerseits fand mein 30.Abijubiläum statt. Ganz toll war es, Leute, die man z.T. vor 5 oder auch tatsächlich vor 30 Jahren nicht mehr gesehen hatte und mit denen man immerhin den vielleicht prägendsten Abschnitt des eigenen Lebens verbracht hatte nach all der Zeit wiederzusehen und mit ihnen einen netten Tag und Abend zu verbringen. Naja, zugegeben, manche hatte ich auch nur seit zwei Tagen nicht gesehen;-)


Was auffiel war das Outfit: Wir, Generation Turnschuh und Lederjacke erschienen fast durch die (Schul-) Bank in legerem Freizeitdress, die aktuellen SchülerInnen in Anzug mit Krawatte und Abendkleid, einem Erscheinungsbild, das wir 1984 für völlig überholt gehalten hatten und und für künftige Generationen nicht mehr hätten vorstellen können.


Und zum anderen war CSD, und dieser war zwar kleiner als in den letzten Jahren und weniger bunt, dafür umso politischer. Es ging auch keineswegs nur um sexuelle Menschenrechte sondern auch gegen den Krieg in Ukraine, Palästina und Syrien. Sozusagen ein allgemeinpolitischer CSD.










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Montag, 21. Juli 2014
Hakan und die Huren
Der Jens hatte erzählt, dass unser Kollege Hakan in seinem Seminar einen Hörer hätte, der erzählt hatte, dass er die Dienstleistungen einer Sexarbeiterin in Anspruch nähme. Jens kritisierte nun, dass Hakan den Seminaristen dafür nicht angegangen ist. Das ging allerdings nicht in die Richtung, wie das nun anzugehen sei - ich finde diese Zero-Macho-Debatte aus Frankreich die Freier anzusprechen und bei denen Bewusstsein schaffen zu wollen sehr richtig - sondern eher darum, Hakan als Menschen fertig zu machen, so auf einer essentiellen Ebene "der ist damit selber Sexist."

Ich meinte dazu, es müsste erstmal abgeklärt werden, zu was für einer Hure er denn ginge, ob das eine Zwangsverschleppte, eine mit Zuhälter oder eine die das aus freien Stücken macht sei mache nunmal einen existenziellen Unterschied. Nein, erwiderte Jens, jeder Mann der für Sex zahle stehe auf der anderen Seite und sei ein Feind. Da erwiderte ich, dass ich zwar noch nie für Sex gezahlt habe, das aber so kategorisch auch nicht ausschließen könne, das jemals zu tun, da es nun mal meine zentrale Lebenserfahrung ist, dass Frauen mit mir keinen Sex wollen oder ich jedenfalls mit von mir begehrten Frauen keinen Sex bekommen kann und sich mir dann vielleicht mal die Frage stellt "lebenslanger Verzicht oder Notlösungen". Und vor dem Hintergrund hielte ich es für Hybris, einen solchen Mann zu verurteilen. Reden über sein Verhalten ja, aber ergebnisoffen. Jens starrte mich an, als ob ich drei Augen hätte. Solche Beziehungsmenschen wie er leben in einer anderen Welt als ich, zu der ich nur sehr bedingt Zugang habe. Die Welt spontaner sexueller Begegnungen, aber auch von jeglichem Sex außerhalb der geschlossenen Zweierkiste erscheint hier als ein "Außen".

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Montag, 21. Juli 2014
Gaza: Die Strategie der Spannung
"Strategie der Spannung" hieß in den 1970ern die Doktrin italienischer Geheimdienste, nach der diese rechten Terror deckten oder sogar selber Attentate begingen, um sie den Linken in die Schuhe schieben zu können. Die linke Presse nannte das Selbe "Staatsmassaker". Die Schlimmsten davon waren die Bombenanschläge auf die Landwirtschaftsbank auf der Piazza Fontana in Mailand und auf den Bahnhof von Bologna, wo jeweils zahllose unschuldige Zivilisten getötet wurden. Auf dem Spiel stand damals viel: Ohne die Terrorwelle wäre es möglicherweise zu einer kommunistischen Regierung, vielleicht auch zu sozialen Aufständen links der Kommunisten gekommen. Die autonome Bewegung wurde in dieser Zeit in Italien geboren, und anders als in Deutschland war das eine ArbeiterInnenbewegung, getragen von Schichtis bei Fiat. Die massive Krimiminalisierung linker Kräfte durch ihr in die Schuhe geschobenen rechte Terroranschläge erwies sich als erfolgreiche konterrevolutionäre Strategie, dies zu einem Zeitpunkt, als die CIA nach Belieben in Südamerika Militärjuntas einsetzte.

Nach einer sehr ähnlichen Logik scheinen sich die Dinge im Gaza-Streifen zu entwickeln. Da hatte die Hamas noch vor wenigen Wochen eigentlich fertig. Nachdem Hilfe aus Syrien ausblieb und sowohl Ägypten als auch der Iran ihre Hilfe für Hamas eingestellt hatten ist der Laden pleite. Selbst die Koalition mit der Fatah ist ein Akt der Verzweiflung. Also wurden drei Torah-Schüler entführt und ermordet, um Gegenterror - die Verbrennung eines palästinensischen Jugendlichen durch israelische Extremisten - zu provozieren, um einen Vorwand für Raketenangriffe auf Israel zu haben, die israelische Luftangriffe auf den Gazastreifen zwangsläufig zur Folge haben. Denn genau das liegt im Interesse der Hamas: Bomben auf Gaza.


Ein Großteil der Palis war kurz davor, en masse gegen die Hamas auf die Straßen zu gehen, im Sinne einer nicht mehr kontrollierbaren Bewegung wie dem Ägyptischen Frühling. Davon redet niemand mehr, Israels Bomben schweißen zusammen. Die Hamas nimmt ihre eigene Bevölkerung als Geisel.

Umgekehrt braucht auch die israelische Regierung den Unfrieden mit den Palis. Kein westliches Land ist sozial so sehr gespalten wie Israel, gäbe es keinen Palästina-Konflikt wären längst die Massen auf den Barrikaden. "Occupy" war bis vor kurzem in Tel Aviv eine Bewegung, bei der Zehntausende bis über ein Jahr lang in Zelten auf blockierten Straßen wohnten, um gegen die sozialen Verhältnisse zu protestieren - mit Forderungen wie Enteignung der Reichen. Auch für Israel ist der Krieg mit den Palis ein Instrument zur Erhaltung des "sozialen Friedens" - besser gesagt des Erhalts der Klassenherrschaft.

Dass die Tyrannei des Nationalen der Verhinderung des sozialen Aufstands dient wird in keinem Konflikt so deutlich sichtbar wie in diesem.

Für soziale Revolution weltweit!

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Zum 20. Juli
Ohne Frage waren sie selber politisch inhomogen und einige, darunter Staufenberg, sehr weit rechts. Ein Teil des militärischen Widerstands wollte den Krieg sogar gen Osten weiterführen. Andererseits hatte der Kreisauer Kreis vergeblich versucht, auch die Untergrund-KPD miteinzubinden. Sie waren alle viel zu zögerlich, handelten alle viel zu spät, die Herren Offiziere, im Gegensatz zu Elser. Dennoch: Hätten sie Erfolg gehabt wären eine Millionen Menschen am Leben geblieben, trotz allem.


Btw. wäre allerdings Göring an die Macht gelangt wäre alles nur noch dicker gekommen.

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Trotz Zellaktivator: Commander McLane ist gestorben
Irgendwie vetrschwinden sie Einer nach dem Anderen, die Helden meiner Kindheit. Schade um Dietmar Schönherr.

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Gartenarbeit bei 32 Grad
Puuh, das knallte! Aber es musste sein, die Pflanzen mussten versorgt werden, und zum Glück ist die Zisterne knallvoll mit Wasser. Es hat aber etwas, bei dieser Hitze zu arbeiten: Alles ist viel intensiver, selbst die Farben. Fast wie auf ner Bergtour;-)

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Vielen Dank an Dirk Olbertz!
Es ist geschafft, alle Bilder auf diesem Blog sind wieder da.

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