Dienstag, 9. Juni 2015
Bundesweite Demo gegen rassistische Polizeigewalt in Erfurt
Am morgigen Mittwoch, den 10. Juni findet im Anschluss an den Prozess
gegen Igor eine Demonstration durch die Erfurter Innenstadt zur
Bundespolizeiinspektion am Hauptbahnhof statt.

Unter dem Motto "Rassistische Gewalt beginnt in den Amtsstuben.
Kontrolliert die Polizei!" lädt Igor, der morgen vor Gericht steht, dazu
ein, seinen Prozess ab 13:00Uhr zu verfolgen und sich im Anschluss mit
den Betroffenen rassistischer Gewalt zu solidarisieren.

Wir müssen uns mit denen solidarisieren, die wegen ihrer äußeren
Merkmale oder vermeintlicher Merkmale von der deutschen Bevölkerung als
nicht-zugehörig gebrandmarkt und eliminiert werden. Das
gesellschaftliche Klima des Hasses gegen alles vermeintlich
nicht-deutsche verstärken Polizist*innen, Sachbearbeiter*innen und ihre
Helfershelfer*innen dabei durch ihre alltägliche Praxis. Statt sich mit
den Fakten und Folgen ihres Handelns auseinanderzusetzen und
Konsequenzen zu ziehen, wird das Benennen von Rassismus kriminalisiert
und rassistische Polizeigewalt vertuscht.

Stoppt rassistische Polizeikontrollen!
Stoppt alle Deportationen!
Stoppt das Sterbenlassen an den EU-Außengrenzen!
Stoppt die Kriminalisierung von Flüchtenden und ihren Unterstützer*innen!

DIE DEMO BEGINNT IM ANSCHLUSS AN DEN PROZESS vor dem Amtsgericht Erfurt,
Rudolfstraße 46, voraussichtlich gegen 15:00Uhr. Die Demo muss wegen
einer Großveranstaltung vor 17:00Uhr den Domplatz passiert haben, sonst
erfolgt eine weiteräumige Umleitung.

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Alarmierende Wahlergebnisse aus Österreich
http://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-die-fpoe-lebt-vom-aufhetzen-1.2502651?reduced=true



http://www.sueddeutsche.de/politik/wahlerfolg-der-fpoe-wie-sich-oesterreich-an-rechte-parolen-gewoehnt-hat-1.2502166



http://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-rot-blau-im-burgenland-1.2508610



http://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-rechtsruck-1.2508650



Und als nächster Tabubruch die Koalition auf nationaler Ebene ?

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Verlorenes Land
In den 70er Jahren hörte ich mal ein Radioessay über einen UNO-Modellstaat namens Asmuf (Falls das so geschrieben wird, da das Hörfunk war kann das ein klassisches Oma-fiel-ins-Klo-Phänomen gewesen sein), scheinbar ein eher angenehmes Land, in dem sich afrikanische, indische und malayische Kulturelemente mischen würden. In keiner Webrecherche tauchen irgendwelche Hinweise darauf auf. Weiß da jemand etwas?

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Montag, 8. Juni 2015
New Kid on the Blog
Die Staunzeit legt los:

http://staunzeit2015.blogger.de/

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Sommer in der Stadt, die Barbecue-Saison beginnt!
Schönes Wetter, Outdoor-Aktivitäten, das Leben wird wieder bunter, Schöne-Frauen-Wetter. In allen Supermärkten wird Grillgut unter der Überschrift "Barbecue" angeboten. Aber Barbecue hat nichts mit ordinärem deutschen Grillen zu tun. Barbecue (oder Babercoa) ist eine gesellschaftliche Veranstaltung in den Südstaaten der USA, rund um den Golf von Mexiko, der Karibik und im Nordosten Brasiliens, die auf die Cayun-Kultur zurückgeht und bei der Fleisch auf eine sehr spezielle Weise zubereitet und gegessen wird. Also entweder geröstet auf dem Boucane (das ist ein sich drehender Bratspieß, vielleicht mit dem Döner-Spieß vergleichbar, allerdings mit dem Unterschied, dass der sich horizontal dreht und so groß ist, dass da komplette Ochsen draufpassen), oder in der Erde gegart (Einbuddeln des Grillguts und Entfachen einer Feuerstelle darüber oder am Boden der Grube), Garen in der Lehmform oder in speziellen Barbecue-Öfen, sog. Smokern, in denen das Fleisch stundenlang zubereitet wird. Würste gehen gar nicht, Barbecue-Fleisch sind Spareribs, T-Bone-Steaks oder Schweineschultern, Holzkohle geht auch nicht, Barbecue ist am Echtesten mit Hickory-Holz. Entscheidend für das Barbecue ist die Tatsache, dass da klassen-und schichtenübergreifend unterschiedlichste Leute zum Fest zusammenkommen.

Ich habe noch kein deutsches Barbecue erlebt.

Nach der Sprachlogik müssten eigentlich die Pferderennen auf der Neuen Bult als Rodeos angekündigt werden.

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Samstag, 6. Juni 2015
Stay tuned after all these years - ja, ich bin links!
Bin ich noch links? fragt Don und spielt diese Frage anhand von "Glaubenssätzen" linker Milieus durch.

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2507258/

Kann man machen, erscheint mir methodisch-systematisch allerdings etwas zweifelhaft. Dennoch steckt da viel Gutes drin, und so will ich den Ball denn aufnehmen.


Auch den Ball des Bersarin, der eine wie fast immer bei ihm hochinteressante eigene Diskussion damit aufmacht.

https://bersarin.wordpress.com/2015/06/05/die-letzte-schlacht-gewinnen-wir/#comment-8803


Tierschutz, Landwirtschaft - Vegetarier oder Veganer bin ich nicht, war ich nie, ich war immer Vertreter des Currywurst-Kommunismus. Allerdings bin ich auch nicht der Auffassung, das die eigene Ernährungsweise Flucht- und Angelpunkt eines anderen Umgangs mit der Natur und Nahrungsmittelressourcen sein muss. Das ist eine eher unpolitische, individuell-moralistische Haltung, wie sie allerdings äußerst typisch ist für VertreterInnen der bürgerlich sozialisierten linken Szene in Deutschland. Natürlich bin ich gegen Massentierhaltung und Billigfleisch und kaufe gern bei Ökobauern vor Ort, wobei deren Produkte bei uns ganz normal im Rewe-Markt angeboten werden. Geht doch!

Ansetzen müsste die Landwirtschaft allerdings ganz woanders. Im Weltmaßstab geht in dramatischem Umfang Boden verloren, seit der Mensch Landwirtschaft betreibt, er wird zur Zeit systematisch vernichtet, und hier hätte eine Agrarwende anzusetzen. Ich bin da für ganz radikale Lösungen: Verbot von Mineraldünger auch wenn dann die ganze Kaliindustrie dicht macht, Düngen nur noch mit Gülle, Jauche und Mist, keine Herbizide außer Fungiziden (OK, dann kommt der Jätroboter, ich will auch nicht zurück ins 19. Jahrhundert und will keine Biolandwirtschaft die ideologischen Steckenpferden folgt wie biologisch-dynamisch oder so), keine Insektizide außer Pyretrum, Vier-Felder-Wirtschaft. Das heißt dann, in den reichen Schwarzerdegebieten wird als Sommergetreide Mais angebaut, als Wintergetreide Weizen, im Folgejahr Gerste und Kartoffeln, im dritten Jahr Raps, im vierten Jahr Rinderweide, dann beginnt der Zyklus von neuem. Nach jeder Ernte wird der Boden durch Einpflügen einer Terra Preta aufgebessert, bestehend aus Komposthumus, Klärschlamm, Asche und ggf. Torf oder Kohle. Entsprechend schonender Anbau auf weniger begünstigten Böden mit weniger anspruchsvollen Pflanzen. Und bitte kein Soja als Schweine- oder Rinderfutter.

Bezüglich Gentech und Atomenergie bin ich etwa so drauf wie Jutta Dithfurth, also komplettamente dagegen, allerdings bin ich dafür, dass im Bereich Kernfusion weiter geforscht werden sollte.

Ich bin für ein garantiertes Mindesteinkommen, allerdings der Meinung, dass das Privateigentum an Produktionsmitteln generell abgeschafft gehört, in the long run ist also meine Forderung immer noch: make capitalism history! Unter Vergesellschaftung des Kreditwesens, der Großindustrie und des gesamten Rohstoff- und Energiebereichs mache ich es jedenfalls nicht.

Nun bin ich selber Unternehmer, aber nicht, weil ich das kapitalistische System toll finde, sondern weil mir nach der Entlassung aus einem Angestelltenverhältnis nichts Anderes übrig blieb. Auch davor war mein Verhältnis zur Berufswelt immer so, dass ich mich als eine Art Agent in einer eigentlich feindlichen Umgebung wahrnehme.

Sozialismus ist für mich nicht etwas Gescheitertes aus der Vergangenheit, sondern eine Option in einer Zukunft, die noch gar nicht begonnen hat. Der Staatsozialismus des Sowjetsystems ist nur eine Form des knutogermanischen Imperiums gewesen, ein Kapitalismus, der sich dem Privatkapitalismus als unterlegen bewiesen hat. Volkseigentum ist auch kein Staatseigentum, der Staat ist keineswegs die Gesellschaft.


Zum Thema Feminismus/Geschlechterdemokratie/Genderpolitik: Ich halte diesen Bereich für wichtig und für untrennbar mit allen linken Thematiken verbunden. Der Grundwiderspruch der der kapitalistischen Gesellschaft zugrundeliegt ist die Eigentumsfrage, und deren Basis bildet das Patriarchat. Das Privateigentum an Produktionsmitteln begann historisch mit der Verfügbarkeit der weiblichen Reproduktion und Arbeitskraft für den Mann. Ohne Überwindung patriarchaler Strukturen gibt es keinen Fortschritt. Dabei bin ich allerdings nicht der Auffassung, dass die lautstärkeren Fraktionen des aktuellen Blogfeminismus den tatsächlichen Stand feministischer Theorie und Praxis irgendwie repräsentativ abbilden. Letztere wurde bis 2008 in dieser Zeitschrift vorgestellt und diskutiert.

http://www.vsp-vernetzt.de/soz-0805/0805211.php

Ansonsten gibt es in Frauenhäusern, Beratungsstellen, Frauenbuchläden und -Cafés, Betriebsräten und Arbeitsgruppen, endlich in Form von Streetworkerinnen z.B. in der Rotlichtszene genug tolle engagierte Frauen, die großartige Arbeit machen - das hat aber mit dem *_Sprachneuerfindungsfeminismus der Bloggerinnenszene wenig bis gar nichts zu tun. In meine eigenen Seminare gehen viele IG-Metallerinnen, einige von denen verstehen sich durchaus als Feministinnen. Die arbeiten in der Fabrik am Band im Akkord, und zentrale Forderungen für die sind Unisex-Tarife - gleicher Lohn für gleiche Arbeit - und Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Sie kritisieren an akademischen Feministinnen, dass diese sich für die Forderung "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" in der Industrie nicht interessieren und halten den aklademischen Feminismus für eine Art Hobby höherer Töchter, die ihre Klassenprivilegien wahren. Die Mädchenmannschaft wurde in diesem Kontext als "Krempel" bezeichnet.

Denke ich an radikale oder militante Feministinnen, so fallen mir da Frauen ein, die nachts in finsteren Parks Patroullie gehen oder Vergewaltigern, Busengrabschern oder penetranten Frauennachsteigern Hausbesuche abstatten, bei denen schon mal Möbel geradegerückt oder Fressen poliert werden. Die Aufschreibetroffenheitselsen bestimmter Blogs könnte ich mir da schwerlich vorstellen; ich sehe auch keinen Grund, warum eine Bloggerin, die ihre eigenen schweren psychischen Probleme ins Web hinausgebrüllt hat als fundierte Feministin von Bedeutung sein sollte. Da erscheinen mir etwa Nullzeitgenerator oder Netbitch als die glaubwürdigeren und reiferen Feministinnen.



Zum Thema Flucht, Asyl, Migration: Da bin ich seit den frühen Achtzigern engagiert, ich habe mit Flüchtlingen aus dem Sudan in Ägypten im Eisenbahnzug gesessen, in Assuan ein Slum von innen gesehen, wo die Bevölkerung zu einem Drittel aus Geflüchteten besteht, und was Festung Europa angeht ist die Forderung "Fähren statt Frontex" die Meinige, sehe darin sogar eine Lösung der aktuellen demographischen Probleme, weiß aber nicht, wie das mit dem tumben Denken der deutschen Mehrheitsbevölkerung zu stemmen ist.

Ich komme zurück zum Ausgangspunkt: Die Frage "Bin ich noch links?" an einen Katalog eigener Verhaltensweisen und Ansichten zu koppeln, die als "linke Glaubenssätze" angesehen werden ist bestimmt nicht falsch, greift analytisch aber etwas kurz. Denn dann ist links ja immer das, was von der Mehrheit der linken Szene oder eines links orientierten Milieus für gut befunden wird. Da lauert eine Identitätsfalle, die richtig zuschnappt, wenn mensch z.B. mit Autonomen oder Antifas redet: "Ich kenne den Sven-Justin, der ist mit Irene befreundet, und wir alle sind zusammen mit dem Powerteam auf Demo XX gewesen und haben da Farbeutel geworfen, also sind wir schon ziemlich hardcore" oder "Im Tränengasnebel fühlen wir uns nunmal am autonomsten", bis hin zu einer früheren Position des ARAB (Antirassismusbüro Bremen) "Wer nicht kommt ist nicht dabei". Hierbei werden also persönliche Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene und persönlich begangene Taten als Indikator für Linkssein genommen.

Die Gegenposition ist dann die mit dem Bewusstsein. Demzufolge ist eine Person ein/e Linke/r, wenn diese Person die Kritik der Politischen Ökonomie, die Grundrisse, das Kommunistische Manifest, vielleicht auch noch Bakunin und Kropotkin oder Horkdorno und Bourdieu gelesen hat und daraus das eigene Politikverständnis und die eigene Kritik ableitet, vielleicht noch Zeitschriften wie Prokla, Materialien für einen Neuen Antiimperialismus und Wildcat liest. Solche Leute sind für gar nicht Wenige aus meinem Theorieumfeld Linke, während solche, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, fortschrittlich, engagiert oder gesellschaftskritisch sind, aber eben nicht links. Etwas sehr kopflastig und elitär, dieses Konzept, aber von allen dreien - der Orientierung am Wertekanon, der Szenezugehörigkeit und eben der inhaltlichen Positionierung im Sinne eines Theorieansatzes und der innerhalb dieses Ansatzes gefestigten Persönlichkeit - am Kohärentesten. Vielleicht liegt die Wahrheit auch irgendwo dazwischen.

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Jetzt ist Winnetou endgültig gestorben
Farewell, Pierre Brice!

Old Shatterhand und Nietzsche tot, im Kaufhof klaut sich Gott sein Brot, Jesus kommt trotz Pillenknick, Goethe hat mit Faust gekickt...

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Schlosshotel Elmau: Ein wahrhaft würdiger Tagungsort
Für jede/n Demonstranten/in ein persönlicher Bulle/Bullette, martialische Machtdemonsttrationen, die chicken blauen Cougar-Helikopter (warum nimmt man eigentlich nicht die statt des schrottigen NH90?) im Dauereinsatz.....

Passend zu dem Gipfel der Peinlichkeiten fällt mir die Geschichte des Tagungsorts ein. Schloss Elmau war in den ausgehenden 1990ern ein Kongresshotel, in dem Investorenrunden dazu animiert wurden, Geld in die Internet-Branche und in den Biotechnologiepark Martinsried zu pumpen. Saturierte, gut aufgestellte Mittelständler investierten nicht selten zweistellige Millionenbeträge in eine Branche, die sie nicht verstanden, deren Motto lautete "Found a company, bring it up, sell it and run away!". Die Wenigsten sahen ihr Geld wieder. NE-Papst Falk Straschegg erklärte, die Gewinnmargen des Neuen Marktes seien nur mit denen des Kokainhandels vergleichbar. Dann platzte die Blase, das Geld war weg. Heute ist die Neugründung eines Internet-Unternehmens so spektakulär wie die Eröffnung einer Bäckerei.

2010 brannte Schloss Elmau aus, offiziell war ein Bedienungsfehler einer elektrischen Heizdecke durch den 91jährigen Geschäftsführer die Ursache, böse Zungen sprechen hingegen von Versicherungsbetrug in ganz großem Stil.


Alles in Allem: Die Vorgeschichte passt zum aktuellen Event, sie bildet geradezu den Zustand der aktuellen Weltwirtschaft ab. Gelungen. Angela Merkel klärt unfreiwillig auf.

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Sonntag, 31. Mai 2015
Ein kleines Stand-Gedicht
Stand-Gedicht:
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schleuser + schlepper:
eine frage von zeitpunkt und perspektive

bis 1945:
ich danke
den schleusern
und schleppern,
die vom
Nazi-Regime
Verfolgte
in Sicherheit
brachten.

nach 1945:
Nazis danken
den Schleusern
und Schleppern,
die sie vor
der Verfolgung
der Gerechigkeit
außer Landes
brachten.
bis heute.

ich danke
bis in alle Ewigkeit
für die Erfindung
des Gewissens
und des Strebens
nach
Gerechtigkeit.

c: Marita Blessing
im Mai 2015

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Samstag, 30. Mai 2015
Die Falken sind ausgeflogen
In einem prächtigen "Ausflug" haben sie ihr Nest und unseren Garten verlassen. Ich hoffe, sie brüten nächstes Jahr erneut. Ach ja, kleine Scherzfrage: Wie heißt ein vegan lebender Falke?

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Freitag, 29. Mai 2015
Wer eine Schule öffnet, schließt ein Gefängnis
Ein Berliner Student gründet die erste Online Universität für Flüchtlinge. Sein Name ist Markus Kreßler. Er ist 25 Jahre alt und studiert an der Freien Universität Berlin Psychologie und Wirtschaftswissenschaften. Als er erfuhr, welch große bürokratische Hürden für Flüchtlinge bestehen zu studieren, beziehungsweise ihr Studium, das sie im Heimatland begannen, in Deutschland fortzusetzen, schritt er zur Tat. Bis man als Flüchtling in Deutschland alle erforderlichen Papiere beisammen hat, um sein Studium anerkennen zu lassen, kann es passieren, dass man bereits wieder abgeschoben wird. Meistens hat man als Asylsuchender keine wirkliche Gelegenheit den Papierkram zu erledigen. Dafür muss man mobil sein. Die Strukturen kennen. Der Staat muss auf so etwas eingerichtet sein. Unser Staat ist aber nur auf Verwahrung eingerichtet. Nicht auf die Ermöglichung eines normalen Lebens mit Zukunftschancen. Vielfach scheitert der Versuch, sich als Akademiker anerkennen zu lassen natürlich auch an mangelnden Sprachkenntnissen. Die wenigsten Mitarbeiter einer Ausländerbehörde oder eines Asylbewerberheims beherrschen Grundkenntnisse in Englisch oder Französisch, so dass sie behilflich sein können.

Der famose Student Kreßler gründete gemeinsam mit Kommilitonen und zwei weiteren Flüchtlingen die Online Uni „Wings University“. Das Team arbeitet ehrenamtlich. Sie konnten acht Professoren für ihr Projekt gewinnen. Für die erforderlichen Kosten (pro Student und Jahr circa 650 Euro) erhoffen sie sich staatliche Förderung. Damit man auf der Wings University als Student nicht nur den Gasthörerstatus inne hat, sondern mit staatlich anerkanntem Abschluss studieren kann, benötigt das Projekt kooperierende Universitäten. Um sich die Verwaltung und andere Infrastruktur „ausleihen“ zu können. Das Studium muss kostenlos sein, klar. Man benötigt lediglich einen Tablet und einen Internetanschluss. Das ist an sich bereits die erste große Hürde. Asylbewerberheime haben oft keinen Internetanschluss. Also haben Kreßler und seine Leute gedacht, dass die Inhalte auch offline verfügbar sein müssen. Und wer keinen Tablet hat, soll eines ausgeliehen bekommen. Die ersten drei angebotenen Studiengänge sind Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Ingenieurwissenschaften. Es haben sich bereits 3000 Interessierte bei der Wings University gemeldet. 2016 soll das erste Semester beginnen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Team um Kreßler Geld und Dozenten benötigen kann. Und Entwickler, die Apps programmieren können.

Nach all den schrecklichen Nachrichten, die uns die letzten Tage erreichten, (angezündete Asylbewerberheime, Erniedrigung und Misshandlung von Bundespolizisten an Flüchtlingen) bin ich froh, auch einmal eine solche Nachricht vermelden zu dürfen. Ich dachte mir, vielleicht freut es auch die Leser dieser Theaterkolumne, das zu erfahren.

Wer könnte was tun?

Journalistenkollegen: Verbreitet die Nachricht!

Sponsoren, Politiker, Vermögende: Öffnet eure Portemonnaies und gebt das erforderliche Geld! Sichert langfristige Finanzierungen.

Mitarbeiter von europäischen Fonds: Meldet euch bei der Wings Universitiy und macht auf Geldtöpfe aufmerksam. Besser noch: Helft Anträge auszufüllen!

Professoren, Dozenten, Dekane: Macht mit und werdet Lehrer für Flüchtlinge! Arbeitet Online-Programme aus.

Bürger aller Art: Macht Druck auf die Asylbewerberheime in euerer Umgebung und sorgt dafür, damit Unterkünfte mit W-Lan und Tablets ausgestattet werden!

Rentner mit Tagesfreizeit: Helft Flüchtlingen bei erforderlichen Wegen in den Behörden!

Übersetzer und Dolmetscher: Übersetzt und dolmetscht!

Markus Kreßler übrigens hat auf die Frage nach seiner Motivation in einem sehr schönen Interview, das er der Vice gab, mit folgendem Sprichwort geantwortet:

„Wer eine Schule öffnet, schließt ein Gefängnis“.

Mely Kiyak

PS: Hier erfuhr ich von dem Projekt:
http://motherboard.vice.com/de/read/die-wings-university-will-eine-online-uni-fuer-fluechtlinge-und-papierlose-werden-123

Homepage der Wings Uni:
http://wings.university/

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Schlepper, Schleuser, Superheldinnen - weitergeleiteter Brief einer Genossin
wie die lokale Presse berichtet muss sich momentan ein 27jähriger Mann
vor dem Landgericht Verden wegen des "Einschleusens" von flüchtenden
Menschen verantworten , siehe
http://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/37-jaehriger-angeklagter-beim-prozessauftakt-sinnvolle-arbeit-jesiden-5054022.html
&
http://www.weser-kurier.de/region/verdener-nachrichten_artikel,-Schleusergruppe-agiert-im-grossen-Stil-_arid,1133334.html

Ich finde, Fluchthelfer*innen sind keine Verbrecher*innen.*
Das restriktive europäische Grenzregime verhindert, dass flüchtende
Menschen und andere Migrant*innen legal einreisen können. Daher sind
viele Menschen auf Fluchthelfer*innen, wie der 37jährige Mann, der sich
derzeit vor dem Landgericht Verden verantworten muss, angewiesen.

Ich finde, dass eine Prozessbeobachtung angebracht wäre (es sind noch
mindestens 9 Verhandlungstage angesetzt). Vielleicht können Menschen aus
der Gegend so etwas organisieren...


Hier noch ein paar Lesetipps:

Hinterland Magazin Ausgabe Nr. 27 Schwerpunkt: Schlepper, Schleuser,
Superheld*in
abzurufen unter http://www.hinterland-magazin.de/ausgabe27.php oder
komplett als PDF:
http://www.hinterland-magazin.de/pdf/Hinterland27_Klein.pdf

Stefan Buchen: Die neuen Staatsfeinde. Wie die Helfer syrischer
Kriegsflüchtlinge in Deutschland kriminalisiert werden, erschienen in 2014
Link zum Verlag:
http://dietz-verlag.de/isbn/9783801204518/Die-neuen-Staatsfeinde-Wie-die-Helfer-syrischer-Kriegsfluechtlinge-in-Deutschland-kriminalisiert-werden-Stefan-Buchen
Der Flüchtlingsrat Niedersachsen empfiehlt das Buch ebenfalls, siehe
http://www.nds-fluerat.org/14410/aktuelles/buchempfehlung-stefan-buchen-die-neuen-staatsfeinde/

Viele Grüße,
Lisa

---
* Ich bin mir durchaus bewusst, dass es Leute gibt, die die Notlage von
flüchtenden Menschen schamlos und skrupellos ausnutzen, die Fluchthilfe
nur als Geschäft betreiben. Diese klammere ich hier aus und ich
betrachte solche als Verbrecher*innen.

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Samstag, 23. Mai 2015
Heute vor 100 Jahren begann der Dolomitenkrieg
Eine der der unbekanntesten und sinnlosesten Episoden des I.Weltkriegs. Es ging hier weniger um die Eroberung strategisch wirklich wichtiger Pässe und Höhen, sondern um den Besitz von alpinistisch bedeutenden oder formschönen Berggipfeln, weil das eine Frage der Ehre war. Entsprechend verliefen Stacheldrahtverhaue auf bis zu 3000 Meter Höhe, Feldwachen saßen in Scharten, in die hineinzusteigen bergsteigerisches Können verlangte, Kanonen standen auf Gletschern, Gipfel und Felswände wurden weggesprengt, um die Gegner darunter zu begraben.

Eines der ersten Opfer dieses Krieges war Sepp Innerkofler, Wirt der Dreizinnenhütte und Bergsteigerlegende, der von dem Alpini De Luca getötet wurde, dem er kurz zuvor das Leben gerettet hatte - nicht als Soldat, sondern als Bergführer.

Ich bin einen Teil des hohen Frontverlaufs nachgeklettert.















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Schöne Verhörer und tolle Nomen-est-Omen-Fälle
Niemand hat es gerne, wenn man angehupt wird weil man mit 160 auf der Autobahn scheinbar ein Verkehrshinderns darstellt und der Huper einem nahezu in den Auspuff hineinkriecht. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn das bei der Abfahrt Rennau und in der Nähe von Eilsen passiert. Ebenso, wenn zwei Kletterwarte bei einer Sportorganisation mit Nachmanen Klimblgrat und Steiln heißen.


Vater sagte kürzlich "Stangenspargel" und ich verstand "Stalingabel". Als Kind dachte ich, "Artillerie" schriebe sich "Achtellerie" weil meine Mutter das so aussprach, und konsequenterweise erfanden wir beim Kriegspielen eine Neun- Zehn- und Zwölftellerie. Bei Ray-Ban-Sonnenbrillen dachte ich immer, die seien von einem Mann namens Ray Ban designt worden, und der Vokuhila-Look orientiere sich an einem jugoslawischen Schauspieler namens Vokuhila.

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Mittwoch, 20. Mai 2015
Mal wieder Lesenswertes beim Blauen Büffel
Wobei mir Hans Peter Duerr nicht als Physiker bekannt ist, sondern als dekonstruktivistischer Ethnologe und Historiker.


http://blauerbueffel.mueller394.de/?p=3073

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Vergewaltigtes Kind schwanger von ihrem Vater - Petition gegen sexualisierte Gewalt und Mißbrauch in Paraguay
Liebe Freundinnen und Freunde,

in Paraguay wurde eine Zehnjährige angeblich jahrelang von ihrem Stiefvater vergewaltigt. Sie hat die Behörden um Hilfe gebeten, aber keinerlei Schutz erhalten. Nun ist sie schwanger und wird dazu gezwungen, das Kind zu bekommen ― helfen wir ihr jetzt.

Jeden Tag werden in Paraguay zwei Geburten registriert, bei denen die Mütter zwischen 10 und 14 Jahren alt sind und infolge eines Missbrauchs schwanger wurden. Es gleicht einer Epidemie. Per Gesetz könnte eine Abtreibung in solchen Fällen erlaubt werden, doch Regierungsbeamte stellen sich quer. Nun hat der tragische Fall dieses zehnjährigen Mädchens einen globalen Medienwirbel entfacht, der sie zum Umdenken zwingen könnte.

Morgen überprüft der Kongress das entsprechende Gesetz und lädt Bürger zur Diskussion ein — unsere Chance also, der Zehnjährigen zu helfen und weiteren jungen Mädchen dieses Leid zu ersparen. Klicken Sie, um mitzumachen — wir tragen unsere Stimmen direkt in den Kongresssaal hinein und fordern, dass das Gesetz für dieses und weitere Mädchen gilt, die ein Entscheidungsrecht so sehr benötigen:

https://secure.avaaz.org/de/paraguays_choice_loc/?bVlJxbb&v=58613

Artikel 109 des Strafgesetzbuchs erlaubt einen Schwangerschaftsabbruch, wenn die Mutter in Lebensgefahr ist. Der paraguayische Gesundheitsminister weigert sich, dieses Gesetz für Kinder geltend zu machen, obwohl die Weltgesundheitsorganisationen Schwangerschaften bei Kindern als gefährlich und potenziell lebensbedrohlich einstuft. Bei Mädchen unter 15 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, an Geburtskomplikationen zu sterben, fünfmal so hoch wie bei älteren Teenagern oder Frauen. Diese ernüchternde Statistik sollte der Zehnjährigen und anderen jungen Mädchen eigentlich Schutz ermöglichen.

Die UNO hat die Haltung der Regierung stark verurteilt und gesagt, dass Paraguays Verweigerung der Abtreibung bei dem Mädchen zu „gravierenden Verletzungen des Rechts auf Leben, Gesundheit und körperliche und mentale Unversehrtheit führt." Es hätte nie soweit kommen dürfen. Die Zehnjährige ist so klein, dass sie selbst schwanger nur 34 Kilo wiegt. Sie hat den angeblichen Missbrauch durch ihren Stiefvater im Januar 2104 gemeldet und Schutz gesucht. Doch die Regierung hat nichts unternommen und so musste sie weiterhin bei ihm leben.

Das Mädchen hatte keine Wahl: Sie konnte die Übergriffe ihres Stiefvaters nicht stoppen, musste tagein, tagaus mit ihrem Vergewaltiger leben. Auch die Schwangerschaft war nicht ihre Wahl. Doch wenn die Regierung das Gesetz anwendet, sollte sie zumindest entscheiden können, wie es mit ihrem eigenen Körper weitergeht. Es ist das Mindeste, was man für sie tun kann.

https://secure.avaaz.org/de/paraguays_choice_loc/?bVlJxbb&v=58613



Diese schreckliche Situation zerbricht einem das Herz. Doch mit unseren Stimmen können wir Hoffnung entfachen: dass die Welt für dieses Mädchen und Tausende weitere in ihrer Situation ein Stück besser wird. Sorgen wir jetzt mit vereinten Kräften dafür, dass diese Tragödie zu einer besseren Zukunft führt.

Mit Hoffnung und Entschlossenheit,

Dalia, Oli, Danny, Emily, Ana Sofia, Oscar und der Rest des Avaaz-Teams

WEITERE INFORMATIONEN

Abtreibung verboten (Taz)
http://www.taz.de/!159754/

Schwangere Zehnjährige in Paraguay: "Der Fall spaltet unsere Nation" (Spiegel Online)
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/schwangere-zehnjaehrige-in-paraguay-der-fall-spaltet-uns...

Vergewaltigte Zehnjährige darf nicht abtreiben (Tagesspiegel)
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/paraguay-vergewaltigte-zehnjaehrige-darf-nicht-abtreiben/1177...

Und auf Englisch:

Der fürchterliche Vergewaltigungsfall, der Paraguay spaltet (The Washington Post)
http://www.washingtonpost.com/news/morning-mix/wp/2015/05/11/the-horrific-child-rape-case-that-is-tearing-paraguay-apart/

Senator aus Paraguay sagt schwangere Zehnjährige "wurde zum Uterus" (The Guardian)
http://www.theguardian.com/society/2015/may/10/paraguay-pregnant-10-year-old-abortion-senator

Mann in Paraguay wegen angeblicher Vergewaltigung der Stieftochter verhaftet (ABC)
http://www.abc.net.au/news/2015-05-10/paraguayan-man-arrested-over-rape-of-stepdaughter/6458352

Paraguay: UN-Experten untersuchen Versagen der Regierung beim Schutz eines zehnjährigen Vergewaltigungsopfers (UN News Centre)
http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=50826

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Dienstag, 19. Mai 2015
Ich leide unter Zukunftsschock
Bin zwar selber Smartphonebesitzer, aber mit den ganzen Funktionen kann ich so gar nichts anfangen. Schon SMS ist etwas, dem ich mich seit 15 Jahren konsequent verweigere, wer mir eine SMS schreibt kriegt halt keine Antwort. Apps hießen zu meiner Zeit noch Applications oder App Templates, ich lernte mal wie man so etwas in Java programmiert, aber die aufs Phone runterzuladen?Never ever, eine Eingabetastatur unter 40 cm Breite ist für mich nicht existent. Mein ideales Handy sollte den Funktionsumfang eines analogen Wählscheibentelefons haben. Ach ja, eine früher mal befreundete Psychotherapeuthin meinte mal, die ganzen Leute die ständig auf Smartphones tippen wären für sie alles zu behandelnde ADS-Fälle.

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Dienstag, 19. Mai 2015
Unseren täglichen Rassismus gib uns heute, oder: Folterpraxis deutscher Polizisten
Presseerklärung
18. Mai 2015

Folter und Misshandlungen durch Bundespolizei

PRO ASYL und Flüchtlingsrat Niedersachsen fordern Aufklärung durch
Innenminister de Maizière und eine strafrechtliche Verfolgung der Mitwisser

Der NDR berichtete am Wochenende über schwere Misshandlungen von
Flüchtlingen durch einen Bundespolizeibeamten in Hannover, gegen den die
Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. Wir sind
entsetzt über das Ausmaß der bislang bekannten Vorwürfe. „Die Vorfälle
zeigen ein entsetzliches Maß an Rassismus und Menschenfeindlichkeit.
„Der ganze Sumpf muss offengelegt werden. Der Skandal im Skandal ist die
Tatenlosigkeit der Mitwisser in Polizeiuniform.“


Nach dem NDR-Bericht
<https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Flu
echtlinge-in-Polizeizelle-gequaelt,misshandlung132.html> sprach ein Insider
von mehr als den zwei bekannt gewordenen Vorfällen: „Es gab öfter lautes
Geschrei in den Gewahrsamszellen. Und wenn das zu nervig war, dann wurde
nicht nachgeschaut. Es wurde einfach die Tür geschlossen, damit nichts nach
außen drang. Das habe ich selbst einmal gesehen. Geschlossen wurde die Tür
auch vom Dienstgruppenleiter.“


PRO ASYL und der Flüchtlingsrat Niedersachsen sehen sieht Innenminister
Thomas de Maizière in der Pflicht Aufklärung zu leisten.
Bei derart gravierenden rassistischen Vorfällen muss der
Innenminister als Dienstherr der Bundespolizei die Behörde durchleuchten.
Ein Polizeibeamter verwies in dem NDR-Interview darauf,
dass Polizeibeamte Vorfälle nicht melden würden, um nicht als „Verräter“ zu
gelten. Dies spricht für eine bedenkliche Kultur des Wegsehens und der
Duldung schwerer Straftaten in der Bundespolizei. Wir erwarten von dem
Innenminister eine Überprüfung anderer Direktionen der Bundespolizei, auch
um auszuschließen, dass es an anderen Orten zu weiteren rassistischen
Vorfällen gekommen ist.

Wir erwarten auch eine strafrechtliche Verfolgung der Mitwisser.
Offensichtlich scheint es zu mehreren derartigen Fällen gekommen zu sein.
Anonyme Polizeibeamte gaben gegenüber dem NDR an, dass es oft Schreie aus
den Haftzellen gegeben habe. Auch die anderen Beamten in der
Polizeiinspektion und insbesondere die Vorgesetzten machen sich
strafrechtlich schuldig, wenn sie bei schweren körperlichen Misshandlungen
nicht einschreiten. Als Polizisten haben sie gegenüber inhaftierten Personen
eine Garantenpflicht, die sie auch gegen ihre eigenen Kollegen durchsetzen
müssen. Sofern die Beamten trotz Mitwissens nicht handeln, machen sie sich
wegen Körperverletzung oder Beleidigung durch Unterlassen nach § 13 StGB
schuldig.

Dem Beamten wird vorgeworfen, einen Flüchtling im März 2014 körperlich
misshandelt zu haben. Seine Tat schilderte der Beamte in einer widerlichen
und herabsetzenden Beleidigung des Opfers über einen Kurznachrichtendienst.
Bei einem zweiten Fall im September 2014 schoss der Beamte ein Foto von
einem Flüchtling, der schmerzverzerrt am Boden liegt. Zusätzlich soll der
Beamte den Mann gezwungen haben, verdorbenes Schweinemett zu essen. Erneut
schilderte er diese Tat über den Kurznachrichtendienst. Gegenüber dem NDR
berichtete ein anonymer Beamter sogar von einem weiteren Fall, in dem einer
Person zwangsweise Schweinefleisch verabreicht wurde. Hier liegen offenbar
Fälle von Folter vor.

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Falken im Garten
Großstadtwildnis: Heute morgen war ein Falkenpaar bei uns im Garten und inspizierte ausgiebigst die höchsten Spitzen der beiden größten Bäume. Na, wenn die jetzt bei uns im Garten brüten haben sie aber echt einen Vogel;-)

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Alter Schwede!
In wohl kaum einem Land gibt es so strenge Gesetzesregelungen bezüglich sexuellen Übergriffen, sexualisierter Gewalt und frauenfeindlichem Verhalten wie in Schweden. Der Paragraph, nach dem Assange wegen Vergewaltigung belangt werden kann ist schwedisches Sondermodell, nirgendwo sonst wäre das Vergewaltigung. Dass Prostitution zwar legal ist, Freier sich aber strafbar machen gibt es auch nur dort. Nun lässt sich das je nach Standpunkt - ich habe mangels Wissen da erst mal keinen - wahlweise entweder als besonders stark ausgeprägtes genderkritisches gesellschaftliches Bewusstsein interpretieren oder aber als eine Kombination aus protestantischem Moralismus und sozialbürokratischem Regulierungswahn, insbesondere in Kombination mit den dortigen Anti-Alkoholbestimmungen. Dass feministische Positionen offensichtlich starken Einfluss auf die schwedische Gesetzgebung haben finde ich ja erstmal gut, dennoch stellen sich für mich zunächst unbeantwortbare Fragen. In meiner Wahrnehmung war Schweden für mich früher ein Land mit besonderer sexueller Freizügigkeit, meine große Schwester riet mir mal, wenn ich im Urlaub One-Night-Stands oder Spontansex haben wollte sollte ich nach Schweden fahren, nirgendwo sonst sei das so selbstverständlich wie da. Und da stellt sich mir dann die Frage: Sind das zwei Seiten einer Medaille, eine sexuell offene Gesellschaft mit zugleich rigorosem Vorgehen gegen übergriffigen Sexismus (wäre ja gut) oder ist da etwas völlig umgekippt? Weiß jemand was dazu?

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Biji Rojava - Solidarität für Kobane!
Eine Schule für Kobanè – 5. Newsletter (17.05.2015)

Liebe Freund_innen und Unterstützer_innen,
seit einigen Monaten ist die Stadt Kobanê (Nordsyrien/Rojava) im militärischen Sinne befreit. Die Banden des 'IS' sind zurückgedrängt worden und ein Teil der geflüchteten Menschen ist in die Trümmerstadt zurück gekehrt. Bis zu 100.000 Menschen sollen wieder in Kobanê und den umliegenden Dörfern leben.
Nach Kräften bemühen sich die Rückkehrer_innen die Straßen frei zu räumen und nicht völlig zerstörte Gebäude notdürftig wieder herzurichten. Vor kurzen überflog eine Drohne die Stadt und filmte die Zerstörungen - erschreckende Bilder waren zu sehen.
Dringend benötigte Hilfsgüter gelangen allerdings nur sehr selten über die benachbarte Grenze zur Türkei. Das ist derzeit das zentrale Problem: Solange die Grenze nicht uneingeschränkt für Hilfsgüter und Baumaterialien geöffnet ist, leiden die Menschen in Kobanê weiter Not. Es droht eine humanitäre Katastrophe, denn es mangelt an Trinkwasser, Lebensmitteln, Medikamenten und allem, was zum Überleben notwendig ist. Wenn die Grenze geschlossen bleibt, vollendet die Blockade, was dem 'IS' missglückte: Kobanê wird nicht wieder aufgebaut werden können. Aus einer anderen Richtung kann keine Hilfe in die Stadt gelangen, da diese Gebiete vom 'IS' beherrscht werden.
Als Initiative haben wir zum Ziel, eine Schule in Kobanê beim Wiederaufbau zu unterstützen. Bis zu 4.000 Kinder werden derzeit in notdürftig hergerichteten Räumen unterrichtet. Schul- und Baumaterialien werden dringend benötigt. Solange die Blockade durch die türkische Regierung aufrecht erhalten wird, können wir genauso wenig ausrichten, wie andere Hilfsorganisationen.
Am 07. Mai konnten wir Idris Nassan, den Vize Außenminister von Kobanê/Rojava sprechen. Er bestätigte, dass die Blockade von Kobanê durch die türkische Regierung die Hauptursache für die Not in der Stadt ist. Jenseits der Grenze stehen auf türkischem Staatsgebiet Hilfsgüter bereit, die dringend in der Stadt gebraucht würden. Er bekräftigte uns in dem Entschluss, eine Petition zur Grenzöffnung zu starten.
Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, einen offenen Brief auf den Weg zu bringen, mit der wir Herrn Außenminister Steinmeier auffordern, sich für die Öffnung des Grenzüberganges nach Kobanê bei der türkischen Regierung einzusetzen.
Gelingen kann eine solche Kampagne dann, wenn viele Menschen unterzeichnen und den offenen Brief aktiv bewerben: über Ihre/Eure Netzwerke, im Bekannten- und Freundeskreis. Jede Unterschrift zählt! Auf diesem Wege bitten wir Sie/Euch um Mithilfe!
Hier geht es zum Unterzeichnen!
Bei Fragen zum offenen Brief oder zur Initiative: 0157/77533284 (Matthias Hofmann).
Herzliche Grüße,
Kathleen Kunath, Mahmut Kara und Matthias Hofmann

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Sonntag, 17. Mai 2015
Mehr Sex - Emanzipation im Bett
Diesem SPIEGEl-Beitrag zufolge haben deutsche Frauen im Durchschnitt und statistisch gesehen besseren und variantenreicheren Sex als je zuvor, besonders augenfällig verglichen mit den 70er und 90er Jahren, Tendenz lineare Weiterentwicklung. Dabei steigt zwar die Bandbreite an gelebten Sexpraktiken wie auch die Häufigkeit des Partnerwechsels ("serielle Monogamie"), die Romantische Zweierbeziehung bleibt aber das Grundmuster. Bei Neuanbahnung sexueller Kontakte geht alles schnell und unkompliziert vonstatten, die Initiative muss aber immer noch vom Mann ausgehen.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/sex-frauen-sind-experimentierfreudiger-als-frueher-a-1033918.html


Hmm. Den Befunden liegt eine empirische Studie zugrunde, trotzdem sind meine Erfahrungen da entschieden andere. Zugebenerweise beziehe ich mich da nur auf spezielle Milieus, eben die, die ich selber von innen her kenne: Linke Szene, IT-affine Yettie-Kreise, Kampfsport- und Kletterszene. Wahrscheinlich nicht sehr repräsentativ. Ich würde ja sagen, dass vielleicht die Rede davon sein kann, dass es seit den 90ern Jahren eine Entwicklung weg vom Blümchensex als normative Vorgabe gegeben hat, aber zumindest in der mir zugänglichen Welt waren die Vorstellungen von Beziehungen und Treue früher weitaus unkonventioneller und wilder als heutzutage. Die offene Zweierbeziehung mit erlaubten Seitensprüngen, das war in der links/alternativen Szene mal das role model, quasi offizielles Beziehungsideal. Was die Häufigkeit von Partnerwechsel angeht, so sind die in dem Beitrag angegebenen 7-9 mal auch nicht gerade viel. Meine ältere Schwester dürfte sich nicht mehr daran erinnern können, wieviele Partner sie in den 70er und 80er Jahren gehabt hatte, das wechselte phasenweise wöchentlich, 30 verschiedene Sexualkontakte in einem Jahr kann gut sein, und damit galt sie nicht als Schlampe. Sondern als emanzipierte, selbstbewusste feministische Frau, die ihren Weg geht.


Und auch die Tatsache, dass es nicht ungewöhnlich war dass Frauen von sich aus Männer aufrissen war mal ziemlich verbreitet, ich verdanke dem Umstand fast alle meine sexuellen Erlebnisse in der Studienzeit, da ich selber ein in dieser Hinsicht passiver Mann bin und auf das angebaggert werden angewiesen. Lediglich die Tatsache, dass BDSM heute salonfähig ist würde ich als gravierende Veränderung in Sachen Liberalität ansehen, ansonsten erlebte ich schon den Verlauf der 80er Jahre als ein gravierendes Umkippen der hedonistischen Sodom- und Gonorrha-Welt in ein Revival spießiger Kleinbürgerliebe, die sich als role model erneut durchsetzte. Aber wie gesagt: Ich weiß nicht, wie repräsentativ die eigene Erlebniswelt da ist.

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Freitag, 15. Mai 2015
Von Nichtrauchern und Lodderbasten - zur Archäologie ausgestorbener Begriffe
Es ist immer wieder schön und aufschlussreich, sich mit Vater über alte Zeiten zu unterhalten. So berichtete er, dass meine Mutter, als beide frisch verliebt und noch nicht verlobt waren, ihm im Hungerjahr 1946 auf dem Fahrradgepäckträger einen Nichtraucher vorbeibrachte - so nannte man damals Ferkel, die kein Fett ansetzten. Der Schwiegervater, also mein Opa und sein Sohn waren Viehhändler, und sie pflegten sich beim Essen im Familienkreis über geschäftliche Dinge zu unterhalten. Da da auch Geschäftsgeheimnisse dazugehörten taten sie das auf hebräisch, damit außer ihnen niemand etwas verstand. Ansonsten wurde plattdeutsch gesprochen. Als das Essen dem Opa einmal nicht warm genug war beklagte der sich darüber, und die Dienstspritze, die das Essen zubereitet hatte wandte ein, dass die Speise aber dampfe. Darauf erwiderte Opa: "Perschiet dampet ok!" (Pferdescheiße dampft auch). Das ist der Umgangston, mit dem ich aufgewachsen bin und erklärt vielleicht, dass ich mit dem Moral-Betroffenheitstonfall, der seit 30 Jahren in grün-alternativen Kreisen und aktuell ganz verstärkt in queerfeministischen Bloggermilieus herrscht so gar nichts anfangen kann. Selber bekam ich oft zu hören, dass ich ein "Lodderbast" sei, was so etwas wie einen unordentlichen Menschen oder auch das männliche Gegenstück einer Schlampe bezeichnet. Als mein Onkel mal einen Brief aus den USA bekam, der mit "To Mister <Name meines Onkels> betitelt war meinte eine Tochter, das wäre sehr unhöflich, der Farmer hätte statt Mister auch Schweinezüchter schreiben können;-)

Er selbst war übrigens ein berüchtigter "Geher", worunter damals ein Mann verstanden wurde der jede Frau anbaggert.

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Zum 1. und 8. Mai
Gute Demos waren das mit guten Redebeiträgen, guten Parolen und guten Transpis, vor allem viele Leute auf der Straße.



Wie im Norden üblich und in Berlin oder Bayern so gar nicht denkbar war ein breites Spektrum vertreten, das solidarisch miteinander demonstrierte und zu dem mit Selbstverständlichkeit auch autonome bzw. Antifa-Gruppen innerhalb gewerkschaftlicher Strukturen, eine politisierte Samba-Combo, Politpunks und DIE PARTEI gehören.



Wobei eine Parole wie diese hier einige Themenkenntnis zur Voraussetzung hat:



Es wird tatsächlich Atommüll neben Schulen gelagert, auch neben Kindergärten, unisoliert, in Containern, die offen auf dem Hof stehen, in gemischtem Wohn- und Gewerbegebiet, mit Messwerten höher als am Werkszaun von Brokdorf. Ich habe einen Kunden der in solch einer Firma gearbeitet hat und berichtet, dass die Hälfte seiner Kollegen an Leukämie gestorben ist. Das macht dann schon mal nachdenklich.





Im Gespräch mit einem Genossen kam eine ganz alte Geschichte hoch, die mich immer noch umtreibt, wo aber leider nichts beweisbar ist. Ich hatte damals für den SPIEGEL gearbeitet und war da von einer Genossin über ein Erlebnis von ihr in Kenntnis gesetzt worden das wirklich extrem unheimlich war, wo es aber überhaupt keine verifizierbaren Fakten gegeben hatte, mit denen sich hätte arbeiten lassen.


Laut ihrer Aussage hatte sie über ein Chatforum einen Mann kennengelernt mit dem sie eine kurze heftige und leidenschaftliche Affäre gehabt hätte. Er sagte ihr nicht was sein Beruf wäre da er Geheimnisträger sei, hatte aber ganz eindeutig einen Kampfsporthintergrund und war so ein richtiger Brecher. Sie war aktive Atomkraftgegnerin, er hatte hingegen zu dem Thema keine Meinung, wurde aber von ihr heftig anagitiert.

Dann war er plötzlich verschwunden und weder telefonisch noch per Email zu erreichen. Erst Monate später traf sie ihn zufällig wieder, mindestens 20 Kilo abgemagert und kahlköpfig. Sie fragte ihn wo er denn gesteckt hätte und was geschehen sei. Er erklärte, er gehöre zur GSG9, und seine Abteilung hätte die Schachtanlage in Gorleben bewacht. Durch ihre Erzählungen neugierig geworden hätten er und seine Kollegen sich Zugang verschafft und wären eingefahren und hätten sich dort unten umgeschaut. Sie seien prompt fündig geworden: Dort würde bereits Atommüll eingelagert, und zwar Brennstäbe, die völlig unverpackt, nackt sozusagen im Salzstock liegen würden. Er und seine Kollegen seien zu nah herangekommen und hätten alle Leukämie in letalem Stadium.

Dies war das letzte Gespräch mit ihm gewesen, er verabschiedete sich, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Sie wurde die nächsten Monate auf Schritt und Tritt überwacht, ihre Briefe kamen zu anderen Zeitpunkten als bei den übrigen Hausbewohnern und mitunter sichtbar geöffnet an, das volle Programm halt, das ich noch aus der 129a)-Observation kenne.


Was soll mensch von einer solchen Geschichte halten?

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Dienstag, 5. Mai 2015
Schräges im Nachgang der German-Wings-Katastrophe
An verschiedenen Orten der Bloggosphäre war zu lesen, die Tatsache, dass der Copilot und Attentäter unter Depressionen litt, woraus sich seine Motivation erkläre hätte nun die Folge, dass die Medien eine Hetzkampagne gegen Menschen mit Depressionen betreiben würden, die analog zu Hetze gegen Schwule, Lesben, PoC, wen auch immer zu sehen sei. Abgesehen davon, dass hier weniger die Katastrophe selber als entsetzlich betrachtet wird, sondern ein unterstellter "Ableismus" der Medien wird hier ein Teilaspekt gründlich unterschlagen. Wird die ganze Welt nur noch aus dem Blickwinkel betrachtet, wer am meisten und multipelsten marginalisiert und diskriminiert wird so muss festgehalten werden, dass die Selbstmordattentäter und Massenmörder nun allerdings eine ganz exquisite Minderheit darstellen. Hinsichtlich der gesellschaftlichen Verfemtheit wie auch der Marginalisierung nicht mehr zu toppen.

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Das geht uns alle an: Prozess gegen Goldene Morgenröte beginnt
http://antifra.blog.rosalux.de/ein-prozess-der-uns-alle-angeht/

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Sonntag, 3. Mai 2015
Schicht im Schacht
Mal wieder unter Tage rumgestiegen. Erstaunlich, welche Schätze dort noch immer zu finden sind, die aber heute niemand mehr braucht - Vitriole liefern zwar die wertvollsten Farbpigmente, aber seit die Chemie diese viel billiger bietet, nämlich letztlich als Abfallprodukte der Rohstoffraffinierung macht kein Mensch sich mehr die Mühe, die hierzulande aus dem Berg zu holen. Mangan in Stalaktitform? Liegt in Knollen auf dem Meeresgrund, lässt sich abbaggern. Silber? Lohnt nicht bei den Förderkosten. So ist das geheimnisvolle Reich im Berg heute nur ein Ausflugsort. Aber ein höchst spektakulärer.







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