Freitag, 10. Oktober 2014
Worum es in Kobane eigentlich geht - Völkermord gegen soziale Revolution
In der Rojava, d.h. dem syrischen Teil Kurdistans hatte sich im Zug der Aufstände in Syrien eine Art Räterepublik gebildet, die auf der strikten Gleichberechtigung der Geschlechter und ethnisch-religiösen Gruppen basiert. So werden alle öffentlichen Ämter quotiert von gleich vielen Frauen und Männern, Yeziden, Christen und Muslimen besetzt. Das Gesellschaftsmodell ist ein anarchosyndikalistischer Minimalstaat, basierend auf den Vorstellungen des Anarchisten Murray Bookchin und ihrer Interpretation durch den früher mal doktrinär maoistischen, inzwischen aber libertär orientierten PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan und die radikal basisdemokratische Interpretation der chinesischen Kulturrevolution durch die iranisch-kurdische Komalah bzw. den linken Flügel der PUK. Der Angriff des IS auf diese Bewegung und ihre Nichtunterstützung durch die türkische Armee sowie die westlichen Streitkräfte wie auch die Zurückhaltung der Demokratische-Partei-Kurdistans-Peschmerga ist auf die Radikalität der Befreiungsbewegung zurückzuführen: Eine nichtreligiöse, basisdemokratische, libertäre Richtung, die mit militärischen Mitteln die Verhältnisse zum Tanzen bringen will wäre die radikalst mögliche Fortführung der Auftstandsbewegungen in der Region. Endlich mal etwas, das wirkliche Befreiung bewirken könnte. Also etwas, das von allen Staatsmächten verhindert werden muss. Wir sind wieder in den Frontlinien des Spanischen Bürgerkriegs.

P.S.: Die Kalaschnikow einer Kämpferin mit rot-grün-gelb lackiertem Kolben und deutschem Anti-AKW-Aufkleber auf dem Schaft fand ich ganz toll. Als Ökos verstehen die sich auch. Eigentlich müsste die deutsche Linke Feuer und Flamme für diese Leute sein. Aber sie merkt ja nichts mehr.

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danke für den einblick... ist für mich manchmal nur schwer zu durchblicken, was dort passiert. ist ja hier schon manchmal ausreichend unübersichtlich.

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Danke
für diesen tollen Artikel: informativ und nicht zu lang. (Ich gehe mal davon aus, dass das alles stimmt :-)

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Zur Situation in Kobane und der verschiedenen Interessen ist der folgende Artikel aus dem Lower Class Magazine recht informativ, auch wenn der schon zwei Wochen alt ist (und auch sicherlich nicht als neutrale Berichterstattung durchgeht):

http://lowerclassmag.com/2014/09/pufferzone-bodentruppen-flugverbotszone-der-geheime-plan-fuer-kobane/

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Auch nicht ganz aktuell aber gut..

http://www.heise.de/tp/artikel/42/42984/1.html
http://www.heise.de/tp/artikel/43/43021/1.html

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Noch ein nicht ganz aktueller, aber guter Artikel:

http://infobrief-tuerkei.blogspot.de/2014/10/kampf-um-kobane-ausnahmezustand-in-der.html

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Sollte es einen kurdischen Staat geben, wird die PKK sowieso in der Minderheit sein. Wenn sie sich damit abfindet, gut.
Sollte sie irgendwann die Mehrheit in Wahlen erreichen, auch gut.
Sollte sie dann bei Unzufriedenheit mit Argumenten ankommen wie: Wir machen hier eine Revolution und das erst seit - sagen wir - 15 Jahren. Die wahre Seele des Volkes ist deformiert von hunderten von Jahren von Kapitalismus, Neoliberalismus, Imperialismus und ein paar weiteren -ismus. Wir brauchen mehr Zeit, um unsere richtigen Ideen umzusetzen. Nicht gut.

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Na ja, was die PKK anstrebt ist ja gar kein eigener kurdischer Staat im völkerrechtlichen Sinne, sondern ein Umbau der kurdischen Gesellschaft in ein anarchosyndikalistisches Kollektiv, so eine Art Mega-Genossenschaft. Das hat es, von Randzonen wie Chiapas und dem kurzen Aufbegehren gegen Saddam 1991 abgesehen, zum letzten Mal im Spanischen Bürgerkrieg gegeben.

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"... sondern ein Umbau der kurdischen Gesellschaft in ein anarchosyndikalistisches Kollektiv, so eine Art Mega-Genossenschaft."

rofl

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Gerade wenn(!) in/um Kobane(i) Menschen getötet werden, sollte man seine Sinne beisammen haben.

Mal für Euch wehrdienstverweigernde Träumer:

1. Warum greift "ISIS" irgendein Kaff an der syrisch-türkischen Grenze an, wenn der Jackpot Bagdad vor der Nase liegt ?

2. Ich sehe Bilder bei "ISIS" mit AK47, RPG, SA-x ... ich sehe keine (hoch-)modernen Waffen.

3. Wie sollen die Türkei und die CDU (Laschet: lol)
Ausrüstung, Ersatzteile und MUNITION geliefert haben für Waffensysteme, die ihnen nicht verfügbar sind ?

4. M1Abrams ... welcher "Terrorist" soll die fahren und bedienen ?
4. a.) Wo sind die Bilder o.g. Fahrzeuge ?
4. b.) Wer soll in der Lage sein, M1Abrams (Antrieb: Gasturbine) zu WARTEN ?
4. c.) Wer aus Kobane(i) soll in der Lage sein, Panzer(!) "zurückzudrängen" ?

5. Wie sollen die "Dschihadisten" in der Lage gewesen sein, einen Landmarsch(!!) über 400km vom Irak bis an die syrisch-türkische Grenze zu organisieren ... mit 50 Panzern (Tieflader !!!) und ca. 200 Versorgungsfahrzeugen ?

6. "Terroristen" haben keine Stellungen. Gerade in bebautem Gebiet kann man die "nicht" bombardieren.

Fazit: Wenn Euch das Leben von Menschen wichtig ist, solltet Ihr versuchen, echte Kenner (vor Ort) zu befragen und nicht irgendwelche Blogger-Idioten oder heise-Trottel.

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Wo ist denn von Abrams die Rede? Die IS fährt soweit ich weiß T55. @" Wer aus Kobane(i) soll in der Lage sein, Panzer(!) "zurückzudrängen" ?

Das geht, sobald die Milan oder TOW haben.

5. Wie sollen die "Dschihadisten" in der Lage gewesen sein, einen Landmarsch(!!) über 400km vom Irak bis an die syrisch-türkische Grenze zu organisieren ... mit 50 Panzern (Tieflader !!!) und ca. 200 Versorgungsfahrzeugen ?

Davon ist auch nicht die Rede, das war eine multifokale Erhebung an mehreren Brennpunkten gleichzeitig, aber kein koordinierter Feldzug.

Vor Kobane kämpft die IS hauptsächlich von Pickups aus, auf deren Ladeflächen MGs, Granatwerfer, Rückstoßfreie Büchsen (vulgo: Bazookas) und MK montiert sind, dass letztere im Einzelfeuermodus eingesetzt werden deutet auf Munitionsmangel hin. Also so etwa die Taktik und Ausrüstung von Afghanistan in den 80ern. Das alles sagt aber darüber, wer wen unterstützt nichts aus.

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Ey Che, der Herold ist so eine Art modernisierter Landser-Leser, der auf Panzertypen abfährt, war ja schon bei der klassischen Debatte mit Nörgler und Cassie so. Außer Anti-Linken-Klischees, die in der Ära Dregger beim Anti-RCDS-Pro-Burschi-Flügel der JU mal angesehen waren weiß der nichts, peilt der nichts und hat auch noch nicht überzogen, dass in der Makler-Front Seilschaften, die ihre Sozialisation am Marx-Engels-Institut für Politik (Stasi-Akademie) erhalten haben inzwischen marktbeherrschende Rollen einnehmen.

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@wch, Ex-Fallschirmjäger, nicht Panzermann.

Wir kriegen systenmatisch gefälschte Presseartikel geliefert:

1. "40 ISIS-Panzer gegen Jesiden" Ezidi Presse schreibt von 40 humvees (und meint wahrscheinlich die japan. pickups).

2. "Die Türkei liefert ISIS Munition für Panzer" Das kann sie nicht, weil sie über keine T-55 und keine sowjet./russ. Munition verfügt.

3. "Fallschirmjäger in den Irak, um Kurden (an Milan) auszubilden" Fallschirmjäger tun alles mögliche aber sicherlich bilden sie nicht aus. Experten für Milan und TOW sind Panzergrenadiere und wenn nunmehr in D. kurdische Offizieren von Panzergrenadieren (!!) ausgebildet werden, was machen dann FschJg im Irak ?

Im übrigen müßte man, um mit Milan "Panzer" oder pickups zurückdrängen, erst einmal nahe genug an sie herankommen. Abgesehen davon, daß mE nach "Milan" nur an die nord-irakischen aber nicht an die syrischen Kurden geliefert werden sollen. ;-)

Ernsthaft: Man sollte sich in antifaschistisch-anarchosyndikalistisch-anticisgenderischen Kreisen einmal fragen, ob die ganze "Waffen und Fallschirmjäger in den Irak"-Nummer nicht durchgezogen wird, um auf Teufel komm raus D.zur Kriegspartei zu machen. Man denke daran, daß Ex-B. Käßmann sich unbedingt an den Bombardierungen und Anrgiffen in Libyen beteiligen wollte und nunmehr als "Radikalpazifistin" bezeichent wird.

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Was die politische Dimension im Sinne verkappter Interventionspläne und die Verlogenheit angeht, Herold, bin ich ganz bei Dir. Die übrigen "Fälschungen" hängen damit zusammen, dass da militärische Laien am Schreiben sind. Das ist nichts Neues; im Jugoslawienkrieg sprach der NDR von Schlachtschiffen, womit deutsche Fregatten gemeint waren, und bezeichnete die MKs, Mehrfachgranatwerfer, Mörser und Minenwerfer der Serben über Sarajewo als Schwere Artillerie. Die US-Green Berets, also Spezialtruppen für verdeckte Kriegsführung, die auch zur Ausbildung von Kommandoeinheiten eingesetzt werden, laufen in der Berichterstattung abwechselnd als Militärberater, Militärausbilder und Fallschirmjäger. Türkische Panzermunition: Na, immerhin hat die BRD nach Auflösung der NVA der Türkei Kalschnikows, BTR60 und soweit ich weiß auch T55 und T72 geliefert, das würde also schon passen.

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So, wie es aussieht, können die irakischen Kurden jetzt durch die Türkei nach Syrien, stand jedenfalls auf tagesschau.de. Relativ geschickt von der Türkei, so werden die "gemäßigten" kurdischen Truppen gestärkt. Bzw. kann so international etwas Boden gut gemacht werden.
Vielleicht hat den Ausschlag gegeben, dass die YPG sich erstmals gegen Assad positioniert hat.

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Man sollte sich mal das hier durchlesen:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/is-islamischer-staat-streitgespraech-mit-einem-islamisten-a-998720.html

„Demokratie ist etwas für Ungläubige. Ein echter Muslim ist kein Demokrat, weil ihn die Meinung von Mehrheiten oder Minderheiten nicht interessiert. Ihn interessiert, was der Islam zu sagen hat. Im Übrigen ist Demokratie ein Herrschaftsinstrument des Westens und das Gegenteil des Islam. Warum tun Sie so, als bräuchte die ganze Welt Demokratie? Und was Homosexualität angeht, das ist im Koran ganz eindeutig geregelt. Sie ist demnach verboten und zu bestrafen. … Wenn wir das Sagen haben, irgendwann, Inschallah, in der ganzen Welt, dann gilt die Scharia.“

Irgendwelche Spekulationen über mögliche finstere Hinterabsichten der NATO oder einen möglichen anarchosyndikalistischen Staat erscheinen mir dem gegenüber ziemlich irrelevant.

Es gilt, diese Leute zu stoppen. Die einzigen, die etwas dafür tun, sind die Kurden (Hut ab vor diesen mutigen Leuten) und die Amerikaner.

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@"Irgendwelche Spekulationen über mögliche finstere Hinterabsichten der NATO oder einen möglichen anarchosyndikalistischen Staat erscheinen mir dem gegenüber ziemlich irrelevant." ----- Das ist es ganz und gar nicht. Die kurdische Räterepublik Rojava mit ihren basisdemokratischen Strukturen, ihrer Geschlechterdemokratie und ihrer religiösen Toleranz hat bereits seit zwei Jahren existiert und wird aktuell von der IS zerschlagen. Dieses linkeste und emanzipatorischste gesellschaftliche Experiment das es im Nahen Osten jemals gegeben hat ist das absolute Hassobjekt der IS, ja einer der Gründe dafür, dass IS überhaupt so massiv vorgeht. Aktuell bilden sich gerade sehr viele neue Milizen, darunter assyrisch-christliche und Verbände mit Namen wie "Leichentuch", deren Ziel die physische Vernichtung der kompletten IS ist. Auch die Bandidos und andere Rockerbanden sind dabei. Selbst das arabische Roltlichtmilieu mobilisiert seine Gunboys, weil die genau wissen, was ihnen unter IS blüht.

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Pazifismus
Man könnte sich vor dem Hintergrund auch über Pazifismus unterhalten. Ich habe noch nicht ganz kapiert, was Leute wie Lafontaine oder Buchholz in dieser ganz konkreten Situation wollen, abgesehen davon, dass sie in der generellen Forderung der Ablehnung von Krieg recht haben. Vom türkischen Hügel aus weiter zusehen, wie Kobane eingenommen wird? Abgesehen von den Jesiden.

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Als Ex-Militanter habe ich mit Pazifismus eher weniger zu schaffen, als alter Sympathisant der Komalah-Peschmerga noch weniger. Abgesehen von der Tatsache, dass der Westen nicht unschuldig am Zustandekommen der augenblicklichen Situation ist. Also von daher: Waffen für Rojava!

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