Sonntag, 2. Mai 2010
Zeitgeschichte auf der Dachkammer
Ich habe gerade mit Schwesterherz zusammen eine Dachkammer ein wenig aufgeräumt, die seit 40 Jahren nicht aufgeräumt wurde - und dann das hier gefunden. Unglaublich! Hat so etwas nicht bereits musealen Wert?


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Jaah! ::::MOTÖRHEAD:::: Geil!!

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ROFl lol!

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Recognise your age
Die Bay City Rollers wären, glaube ich, auch ganz gut. Oder noch besser ein Sweet-Poster: „And recognise your age it's a teenage rampage
Turn another page on the teenage rampage now“

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Als die Bee Gees auf diesem Poster posten dachte noch kein Mensch an Disco. Genauer gesagt, sollte es bis Travolta noch fast ein Jahrzehnt dauern.

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wobei alles das Selbe: http://www.youtube.com/watch?v=zOhGCbp892k ;-)

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warum muss ich bei dem Poster ganz spontan an Dart-Pfeile denken ... und war "Folter für Travolta!" nicht ein beliebter Slogan in der Spontiszene 1977?

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"Alle wollen dasselbe:
Travolta in die Elbe!"

So sprach die (überwiegend männliche) Jugend auch an Rhein und Neckar.

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bei uns in HH gab es den Reim mit der Elbe mit Poppern ... ansonsten gabs noch "siehst du einen Popper fliegen, hau ihn platt und lass ihn liegen" und "wozu die Zeit totschlagen, es gibt doch Popper"

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Ich entsinne mich auch noch an
"Schlag die Popper platt wie Whopper".

Aber zwischen Travolta (im Zusammenhang mit "Saturday Night Fever" etc.) und dem Aufkommen der Popper dürften auch noch ein paar Jahrchen ins Land gegangen sein.

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Momorulez wird Euch sicher gleich lynchen ob dieser Sprüche.

Zwischen den Teenie-Boppern und dem Poppertum gibt es in der Tat nochmal deutliche Unterschiede. Und die Popper hörten definitiv nicht Disco, sondern Roxy Music, Elton John und englischen Harmony-Pop sowie Yuppie-Musik wie Spandau Ballet.

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oder Style Council, Madness und Specials ... nicht wegen der Inhalte sondern wegen der Klamotten

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Papperlapapp. Entdinglichung hätte wohl ein paar auf die Schnauze von den 2tone-Machern verdient:

http://de.wikipedia.org/wiki/2-tone

Das ist in Sachen "Black & White" bis heute visionär, was die gemacht haben, und zudem ein annähernd sozialrevolutionärer Soundtrack gegen das Thatcher-Britannien.

Madness hatten später eher ein Problem mit explizit rechtsradikalen Fans und wurden nie wieder los, dass sie sich von der "National Front" nicht deutlich genug distanzierten.

Style Council waren - wie z.B. auch die Blow Monkeys - so genannte "Champagner-Sozialisten", selbst wenn die Popper so was hörten, war das schon prima. Weil die gar nicht merkten, zu was sie da tanzten.

Und die dumpfen Deutschen, wie sie im Krawall2000 rumliefen, waren zu blöde, solche Konzepte zu begreifen. Gibt ja verhältnismässig erschütternde Berichte von den Machern der frühen NDW in "Verschwende Deine Jugend", Klaus Maeck und so, wie vor der Marktstube die visionären Musiker aufpassen mussten, nicht auf die Schnauze zu bekommen - weil sie eben wie Popper aussahen, Palais Schaumburg zum Beispiel, mit dieser Junge Union-Regression aber einen Scheißdreck zu tun hatten.

Roxy Music war eine der sensationellsten Bands aller Zeiten und gehören eher in den Glam-Kontext, wie auch Bowie und T-Rex, was diese ganzen machistischen Authentizitäts-Heten mit ihrem Heideggerschen Geist in Deutschland aber bis heute nicht begriffen haben. Wie gut, dass es mittlerweile auch Leute wie Jan Delay gibt, die ihre Alben offensiv "Disco" nennen. Dass bei der Aversion gegen Disco und Glam Homophobie notwendig mit läuft, das braucht ja eigentlich nicht mehr eigens erwähnt zu werden.

"Saturday Night Fever/ Nur Samstag nachts" basierte auf einer Novelle von Nik Cohn, die das Leben von Underdogs in Brooklyn (?) aus dem italostämmigen und Latino-Kontext behandelte, der Film ist großartig. Das ist diese typisch deutsche Bildungsbürgerarroganz Unterschichten gegenüber, die sich hier in den Kommentaren zeigt.

Die Popper haben eher Imagination und so was gehört und waren damit deutlich geschmackssicherer als manches im Juzi - auch Spandau Ballett waren ja nun besser als ihr Ruf, auch Ultravox, O.M.D. und wie die alle hießen.

Später bei Matt Bianco und so, da wurde es plump, dem haben die Fine Young Cannibals ja nicht umsonst Yoghurt in die Fresse geschüttet bei Preisverleihungen, und Spacken wie Rheingold bildeten da die Avantgarde hierzulande für die stilistische Verblödung. Gab übrigens auch eine ziemlich bekloppte "Popper-Symphonie".

Und gegen Elton John ist sowieso schon mal rein gar nix zu sagen. Gigantischer Songwriter.

Ihr seid so deutsch ...

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@Ihr seid so deutsch:
Wow, welch argumentative Wucht. Sorry, einen Film wie "Saturday Night Fever" braucht man nicht mit irgendwelcher homöopathisch dosierten Sozialkritik aufwerten zu wollen, das war einfach nur Schmalz. Selbst ein billiger Prügelfilm mit Chuck Norris enthielt mehr Systemkritik als diese Disco-Schnulze. Meine Abneigung gegen diesen Streifen hat auch nix mit Schicht zu tun, wenn dann eher mit Gender - in den Travolta-Streifen wurde ich nämlich von meiner Jugendfreundin geschleppt und langweilte mich ohne Ende (wie später auch bei "Jenseits von Afrika").

Was Du zu diversen Pop-Gruppen schreibst, hat wesentlich mehr Hand und Fuß. Roxy Music haben tatsächlich auch bei angepunkten Leuten aus dem Hausbesetzermilieu einen Stein im Brett gehabt und sind mit dem Begriff Glam Rock ganz gut eingeordnet. Spandau Ballet und diesen ganzen New-Romantic-Krempel hätte ich auch nicht unbedingt unter Poppermucke subsumiert. Ich bin im Rückblick nicht mal sicher, ob es sowas wie spezifische Poppermusik überhaupt gegeben hat. Bei Matt Bianco, Taco oder Sade mag es eine deutlich höhere Schnittmenge gegeben haben als sagen wir bei Alien Sex Fiend, aber größtenteils haben die Popper, die ich in Sichtweite hatte, größtenteils den Krempel gehört, der die Hitparaden rauf- und runterdudelte.

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"Selbst ein billiger Prügelfilm mit Chuck Norris enthielt mehr Systemkritik als diese Disco-Schnulze."

"Wow, welch argumentative Wucht."

Ich überlasse Dir aber gerne die Systemkritik mit Chuck Norris und mache meinerseits mit "Saturday Night Fever" weiter ;-) - alleine schon, dass Dir da vorsichtshalber als erstes ausgerechnet Chuck Norris einfällt, ist ja die helle Freude :-D.

Am tollsten zum Thema "Popper-Soundtrack" finde ich ja immer noch die Ausführungen in "American Psycho", der Verfilmung. Großartig. Der Hautptdarsteller hat nicht umsonst auch in "Velvet Goldmine" mitgespielt, ein Film, den ich bezüglich "Glam" nur jedem ans Herz legen kann. Toll. Allerdings für Chuck Norris-Fans ggf. bedrohlich ...

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Ich steige aus. Von Chuck Norris weiß ich nur, dass das ein schauspieler ist, und in diese Kategorie gehören dann gleichermaßen Laurence Olivier, Jean Paul Belmondo, Til Schweiger und Arnold Schwarzenegger, Saturday Night Fever habe ich nicht gesehen, und American Psycho, nun ja, ein verwirrender Film, über den ein Leser des Buches meinte, dass er der Vorlage in keiner Weise entspräche. Gibt übrigens einen Blogger, der sich selber The Batesman nennt, und gab mal eine Website, auf der ein fiktiver Patrick Batesman Modetipps gab. Weil nämlich eine ganze Reihe Schickiyuppies diesen Film nicht als bitterböse Satire, sondern als Stilvorlage betrachteten.

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@momorules:
Auf Chuck Norris kam ich, weil der in ironisch gebrochener Form zumindest ein Revival feiert als Internet-Mem. Ich hätte als Beispiel für mehr Sozialkritik als in SNF auch Rambo I nennen können. Aber das führt uns nun wirklich zu weit weg von dem pop(per)kulturellen Thread.

"Velvet Goldmine" sagte mir offengestanden nichts, hab ich eben mal nachgeguckt. Eine echte Bildungslücke, und das meine ich wirklich ohne jegliche Ironie.

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@momorules
ist mir vollkommen klar, ich wollte nur damit andeuten, dass PopperInnen Musik gehört haben, die einem vollkommen anderen Milieu entstammte ... u.a. weil die Popperszene nie eigene musikalische Formen hervorbrachte ... was Ende der 80er im Norden von HH von denen noch da war hat "Münchener Freiheit" gehört

p.s.; das Ultravox-Video "Dancing with tears in my eyes" war für meine politische Sizialisation durchaus wichtig und ich höre auch heute noch gerne Platten von denen

p.p.s.: der Atheist Bruce Lee hat 1972 in The Way of the Dragon den Evangelikalen Chuck Norris besiegt und das ist gut und nicht schlecht!

p.p.p.s.: http://www.youtube.com/watch?v=l36EnbWiUFs

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@entdinglichung:

Ich musste doch nur meiner angestammten Rolle bei so einer Art Diskussion gerecht werden ;-) - wo Che mich schon dazu aufgefordert hatte.

Und ich finde die Zeit zudem musikalisch wie auch gesellschaftlich immer noch und immer wieder ungeheuer spannend. Da schlummert noch ganz viel ungeborgenes Potenzial.

"der Atheist Bruce Lee hat 1972 in The Way of the Dragon den Evangelikalen Chuck Norris besiegt und das ist gut und nicht schlecht!"

Jau!!!!!

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@mark:

"Velvet Goldmine" ist - wie eigentlich alles von Todd Haynes - schon großartig. Das macht Spaß, den zu gucken, auch wenn der seltsam eliptisch erzählt ist. Der war für vieles, was ich über Pop so denke, durchaus prägend.

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Und nächste Woche diskutieren wir das Thema, ob der 7er BMW, die S-Klasse oder der VW-Phaeton das beste Auto ist.

Vielleicht könnte auch mal anerkannt werden, dass Homophobie nicht die zwingende Voraussetzung ist, um Elton John für einen elenden Schlagerfuzzi zu halten. Wenn jemand Adorno als arroganten Bildungsbürger bezeichnet, schreie ich ja auch nicht "Antisemitismus!".

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"Vielleicht könnte auch mal anerkannt werden, dass Homophobie nicht die zwingende Voraussetzung ist, um Elton John für einen elenden Schlagerfuzzi zu halten."

Adorno würde Dir da schon wegen der Verwendung von "elender Schlagerfuzzi" so nicht zustimmen - lies mal die "Studien zum Autoritären Charakter".

Immer dieses Instrumentalisieren Adornos für die Rechtfertigung der eigenen Ressentiment-Struktur ... Du antwortest ja auch gar nicht auf das Argument.

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@noergler:
I'm still standing würde ich da ausdrücklich ausnehmen, aber ansonsten hätte mir persönlich in einer Welt ohne Elton John auch nichts gefehlt.

Die Kurve von den popkulturellen Sozialisationsfaktoren hin zu den Luxusautos kann ich hingegen nicht so ganz nachvollziehen. Subkulturelle Selbstzuschreibungen anhand von Style und Schallplattenkonsum mögen fragwürdig sein, wegen mir auch platt und ablenkend vom Elend auf der Welt, aber von da aus ist es doch noch mal ne ganz schöne Strecke bis hin zur Identifikation mit einer Luxuskarosse.

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Das ist es, Momorulez, wovon ich spreche: Geht's gegen irgendeine Lieblings-Combo, werden die Leute gleich existentiell. Wer da was anders sieht, findet sich dann per an den Haaren herbeigezogenem Teddy auf der F-Skala wieder.

Genau das gleiche, wenn über Fußballvereine und Autos gestritten wird. Dadurch ist klar, dass es um Fußball, Autos und Singegruppen gar nicht geht. Offenbar werden da projektive Existentialien verhandelt, wobei das Verhältnis von Inhalt und Projektionsfläche beliebig ist. Schon mal gehört, wie 10-jährige Mädchen sich über Kosmetikmarken streiten? Aber holla! Da geht es nicht um Leben und Tod, sondern um etwas viel Wichtigeres.

Elton John mal eben so als grandiosen Songwriter zu bezeichnen, ist kein Argument. Andere meinen, diese Bezeichnung habe der „König von Mallorca“ verdient. Die musikalische Substanz ist gleichermaßen die eines grottigen Gedudels. Auch der von mir bevorzugte Cockrock ist selbstverständlich grottiges Gedudel. Ich verstehe überhaupt nicht, wie man aus vorgeblich verschiedenen „Musikrichtungen“ quasi eine Wissenschaft machen kann.
'Ja, aber doch wenigstens die Texte' ist dann die letzte scheinbar sichere Rückzugsbastion. Aber da sehe ich zwischen K. Wecker und einer Naziband insofern keine Unterschiede, da es sich in beiden Fällen um dröge Bekenntnisliteratur handelt. Muß mich das interessieren? Nö.
Das finde ich genau so spannend, wie wenn jemand den Phaeton als „aufgeblasenen Passat“ bezeichnet.

Ich verstehe was Du meinst, Mark, aber das sehe ja gerade anders. Es geht bei den Luxuskarossen nicht um Luxus und nicht mal um die Karosse. Das identische Gebahren finden wir auch in Bezug auf Biersorten, und wir finden es auf den Webseiten, wo die Kommentatoren leidenschaftlich darüber streiten, wer von ihnen Satan näher ist.

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@noergler
der VW-Phaeton ;-)

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@ Entdinglichung
Ernsthaft, ich verstehe Deinen Kommentar nicht.

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ein Stichwort: Haider

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@noergler:
Zugestanden, wenn man das Ganze primär unter dem Aspekt Projektion, Identifizierung und Streben nach Distinktionsgewinn betrachtet (und vielleicht noch gruppendynamische Prozesse im Hinterkopf behält), dann sind die einzelnen Flächen und Felder tatsächlich austauschbar und beliebig.

Zu irgendwelchen aus der Überidentifikation resultierenden Verabsolutierungen des eigenen Standpunktes/Geschmacksempfindens in popkulturellen Zusammenhängen hat Max Goldt mal den schönen Satz gesagt: "Ich aber gähne und sage: Ach, was".

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Ach so, ja. Margot Käsmann saß mit ihren 1,52 Promille auch in einem Phaeton.
Momorulez würde sagen: In anderen Autos finden auch Trunkenheits- und Todesfahrten statt, aber beim Phaeton wird es immer erwähnt.

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Ich find es einfach interessant das bei der blossen Erwähnung bestimmter Musikrichtungen oder Autoren, die dir oder momorulez nicht gefallen (warum auch immer, im Falle von Disco-Musik aber sicher nicht aufgrund von musikalischer Bildung oder ästhetischem Urteilsvermögen) sofort der Homophobie-Vorwurf kommt.

"Dass bei der Aversion gegen Disco und Glam Homophobie notwendig mit läuft, das braucht ja eigentlich nicht mehr eigens erwähnt zu werden."

ich lach mich scheckig....

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@loellie:
Eine Superhete - hier in diesem Thread? Nenn doch mal Namen.

Man könnte das Ding mit dem angeblichen Pseudoproblem (was ich aus diesem Thread im Übrigen so nicht herausgelesen habe) auch rumdrehen in die Richtung, wer nichts hat als seinen Homo-Hammer, dem erscheint die ganze Welt heteronormativ.

Was ja nicht heißt, dass diese Wahrnehmung per se falsch ist. Sie ist halt nur ein bisschen, nun ja, eingeschränkt.

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@ Willy
Momorulez hat vielleicht etwas totalisierend formuliert, aber es gibt diese Verbindung tatsächlich, deren trostloser Höhepunkt in den USA ein Massenevent bekennender Schwulenhasser war, bei dem Disco-Platten zerstört wurden. Das ist dann nicht mehr zum scheckig lachen.

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Nachtrag zu 13 Uhr 31:
Erst jetzt fällt bei mir der Groschen, was mit "vorsichtshalber" gemeint war. Aber sorry, die Vorstellung, ich hätte Chuck Norris erwähnt, um ja nicht entfernt in den Verdacht zu geraten, ich hätte Saturday Night Fever gut finden und mich damit dem Verdacht latenter oder offenkundiger Homosexualität aussetzen können, die ist so derart jottwehdeh und herbeiprojiziert, dass es einer enormen Anstrengung an Queerdenkerei bedarf, um das nachzuvollziehen. Genau wie den angeblichen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Erwähnung des Wortes "schwul" irgendwo in diesem Thread und einem "flammenden Bekenntnis" zu Heterosexualität. Da gibt es gar nichts zu flammen oder gar zu verteidigen, ich bin zwar tatsächlich hetero bis dort hinaus, aber zu verschiedenen Zeiten auch schon für schwul gehalten worden, ohne dass mich das groß gekratzt hätte.

@noergler: Huch, der Zusammenhang war völlig an mir vorüber gegangen. Trotzdem halte ich es weiterhin für paranoiden Quark, aus der Abneigung gegen Disco & Co. zwingend Homophobie zu folgern. Am Soundtrack und Disco-Musik als solcher hatte ich seinerzeit wenig auszusetzen, mich hat halt der Film enorm gelangweilt, und daraus lasse ich mir keinen Schwulenhass stricken. Ich teile zwar ansatzweise Max Goldts Auffassung, dass man um diesen "unterhaltsamen", aber nicht weiter bedeutenden Defekt eigentlich kein großes Gewese veranstalten oder gar so etwas wie ein schwules Lebensgefühl daraus destillieren müsste, aber wer lustig ist, kann von mir aus jeden Tag des Jahres CSD feiern und sich für das Tafelsilber des Menschengeschlechtes halten, was juckt's mich?

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Kaum ist der Kater aus dem Haus
da tanzen die Mäuse in der Speisekammer Capoera. Wobei diese Diskussion ja so eine Art Drittaufguss von früheren Debatten ist, die offensichtlich immer alle völlig gleich verlaufen;-)

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Gab übrigens mal nen Perry-Rhodan-Roman mit dem Titel "Das Suprahet".


http://www.perrypedia.proc.org/wiki/Suprahet

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Weiß ja gar nicht, ob ich hier noch was sagen sollte, weil Nörgler ja über exklusives Wissen darüber verfügt, was ich sagen WÜRDE.

Der hat aber die soziale Dimension des Themas, z.B. die "Disco Sucks"-Veranstaltungen, begriffen im Gegensatz zu Schlägern im Geiste wie Willy65 - lachen wir doch mal die zu Disco arschwackelnden Trinen, die tuckigen Glamrocker und die tuntigen Discogänger aus.

Das ist Schulhof as its best, was hier gerade zelebriert wird - ich habe ja nix gegen Schwule, so lange die nicht so sind, wie sie sind und sich stattdessen brav der heterosexuellen Matrix anpassen. Ansosten tritt man halt ich alles Weiche, Feminine, Gefühlvolle, jenseits von Muckibude Körperliche rein, was beim Mann sich zeigt, rein ganz wie Chuck Norris. Das ist doch Alltag.

Und gegen Homophobie kämpft man sowieso am besten ohne die Schwuppen, um sich gut zu fühlen und trotzdem nicht genervt zu werden, wie auch gegen Rassismus möglichst ohne dass sich da die penteranten Neger einmischen und auch noch 'ne eigene Meinung haben. Was jetzt über die bisherigen Diskussionsbeiträge ein wenig, aber gar nicht allzu sehr hinaus geht.

Fest steht: Was Homophobie ist, das definiert immer noch die Hete, sonst gibt es ein paar vor's Maul oder es wird ausgelacht.

@Nörgler:

Kannst dich ja mal fragen, wieso ich da existentiell werde. Und Loellie immer gleich mit. Doch nicht, weil ich Dir die Kriterien, die an Beethoven anlegst, ausreden will. Die sind ja richtig. Sondern, weil im Falle des Pops auch welche gelten, die mir so was wie ein psychisch und emotional eigenständiges Leben überhaupt erst ermöglicht haben trotz all dieser Willys und Marks dieser Welt. Geht übirgens meinen schwarzen Freunden genau so - mit "Brot für die Welt"-Fotos aufgewachsen und dann Isaac Hayes und "Shaft" entdeckt. Die Bedeutung kann man gar nicht überschätzen.

Auch die Kriterien bei Popsongs sind andere als bei Webern. Das ist keine Diskussion über Kunst. Und Elton John hat da einige echte Hämmer in die Welt gesetzt. Das ist eher eine Diskussion über Kunsthandwerk, so wie bei guten Weinen.

All das, weil soziale Dimensionen und Lebensstil-Fragen da eben auch Thema sind. Das sind nicht die gleiche Fragen wie bei der Kunst oder politischen Ökonomie, und letztere halte ich politisch auch für wichtiger.

Was Habitus und auch eine Pluralisierung der Lebensstile betrifft, haben Pop-Bewegungen mir aber Erlebnismöglichkeiten gegeben, die Leute noch in den 50ern schlicht nicht hatten und in vielen gesellschaftliche Bereichen auch noch nicht haben; und seitdem die implizite und explizite Homophobie in Pop-Bewegungen wieder zugenommen hat, ist "schwul" auch wieder ein Schimpfwort auf Schulhöfen.

Da bin ich Dank Bronski Beat, auch Disco, New Romantics etc. verhältnismäßig glimpflich davon gekommen.


@Che:

So lange da nicht mal Ansätze von Verständnis, die Nörgler ja zeigt, zutage treten sondern Typen wie Willy rum laufen, werden diese Diskussionen auch gleich verlaufen.

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Ich kann sowohl Dich als auch Mark gut verstehen, ohne den Standpunkt des einen oder des anderen einzunehmen. Mit Willy ist das dann schon wieder ein ganz anderes Abmachen. Meinerseits finde ich es allerdings äußerst bemerkenswert, was für heftige Reaktionen ein bei mir lediglich nostalgische Gefühle (und zwar von der Art, wie ich sie bei der Entdeckung einer Original-Biedermeier-Kommode empfinde) erzeugendes Foto von den Bee Gees, übrigens aus einer Zeit, als die als Saubermann-Band im Gegensatz zu den Stones galten und Balladen wie Massachussetts sangen bei Discohassern erzeugt. Ob da der homophobe Impuls dahintersteckt, den Loellie und Du befürchten oder etwas völlig Anderes entzieht sich meiner Kenntnis. Aber die Heftigkeit jedenfalls sticht ins Auge. Ebenso die länge dieses Threads im Vergleich mit anderen.

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weder Disco, noch Popper hatten irgendetwas Rebellisches an sich

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Lies doch mal hin: Bei Saturday Night Feaver ging es um das Freizeitverhalten von Latino/Italo/Puertorico-Jugendlichen aus der Bronx. Disco selber geht unter anderem auf den Phylliesound zurück, der sehr viel mit Unterschichtsschwulen und Schwarzen zu tun hatte und mal deren originäre Musik darstellte. Es gab seinerzeit in den USA eine "Discosucks"-Bewegung, die unter dem Deckmantel der Ablehnung einer bestimmten Musik knallhart homophobe und rassistische Ressentiments kultivierte. Nun bring diese Punkte mal zusammen, dann kannst Du Momorules´ Perspektive vielleicht nachvollziehen.

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schon klar, aber wenn du in einem Hamburger Vorort-Gymnasium voll mit (übrigens in aller Regel massiv homophoben) JU-Mittelstands-Poppern zur Schule gehst ist deine Perspektive auf Disco & Popper da eine andere ... ansonsten haben die damaligen Punks bei uns auf der Ecke zumindest in aller Regel nichts gegen langhaarige Oekos oder New Romantics gehabt und auch zuweilen Ska und Reggae gehört

Bonustrack: http://www.youtube.com/watch?v=RByB_Y7PrIs

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Nicht Rebellion, sondern Schutz
@ Entdinglichung
"weder Disco, noch Popper hatten irgendetwas Rebellisches an sich."

Darum geht es nicht; das geht an der Sache vorbei. Wenn ich Momorulez 15:39 richtig verstehe, stellt er dar, dass diese Musik(szene) vielmehr den Charakter eines geschützten Kommunikationsraumes oder kommunikativen Schutzraumes hatte:
Da sind noch andere, die wissen, wie es sich sich anfühlt, wenn du als "perverser Schwularsch" bezeichnet wirst. Da sind noch andere, die die ganze Palette kennen von Events, die gar keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass die Plattenzerstörung nur eine Symbolhandlung ist für das, was man eigentlich gern täte, nämlich die Schwulen umbringen, bis hin zu denen, die 'mit Schwulen natürlich überhaupt kein Problem' haben, aber wenn's der eigene Sohn ist, ist das der familäre Supergau.
Oder wie es sich anfühlt, wenn einer sagt: "Nein, selbstverständlich hasse ich die Schwulen nicht, ich habe nur gewisse Vorbehalte"; wenn man aus kirchlichen Päderastenkreisen nach wie vor hört, dass Homosexualität eine Krankheit ist, und dann kommen diese Drecksäcke sich noch sonders human vor, weil sie Umtherapieren und nicht Wegsperren und Ausrotten fordern.

Solange der humorfreie Oberdepp Bully Herbig aus Schwulen"witzen" einen ganzen Spielfim macht, und das Publikum lacht sich scheckig, dann hat die Gesellschaft ein Schwulenproblem, nur anders, als sie das selber glaubt. Wir leisten uns die Schwulen – auf deren Kosten.

Diskriminierung zerstört den Diskriminierten. So ein ganz ganz winzigkleines Bruchteilfitzelchen davon durfte ich erfahren, als ein Arzt mir eine aggressive Standpauke hielt, weil ich keine Kinder habe.

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@entdinglichung:

Aber das isses doch gerade - natürlich hast Du im Vorort davon nichts mit bekommen, weil es da ja noch nicht mal das TucTuc gab.

Das TucTuc wurde aber AUCH, nicht nur, aus Gründen eines "popkulturellen Klimas" möglich, und Nina Hagen hat sich da in der Oelkersallee trotzdem noch in den frühen 80ern mit Nazis geprügelt, die es stürmen wollten. Ende der 80er war die TucTuc-Party Pflicht, und wenn da "Gimme a man after midnight" von ABBA lief, war ich überglücklich, nach all den Alltagen allein unter Heten dazu zu tanzen.

Glam, Disco, New Romantic, das ist auch so was wie ein Sichtbarwerden queerer Ästhetik, und darin besteht die Rebellion. Das ist eine ganz andere Form als Flugblätter verteilen oder Slime oder so was.

Disco ist schwarzer/latino/schwuler Underground genuin. Fand in zu Discos umgemodelten Kirchen im "Hells Kitchen" statt, die geschlossen wurden, weil sich die Typen in Hauseingängen drumherum einen geblasen haben. Das meine ich mit sozialer Dimension. Da haben sich die Leute endlich gewehrt, wenn die Razzia kam und riefen "Kommt, bringt sie rein, die Bullen, denen zeigen wir's!"

Und aus Pop-Perspektive ist "Love to love you baby" eine Sensation, nicht weniger als Kraftwerk, selbst wenn sich das aus der Perspektive von Webern oder der Scherben anders darstellt - hör mal Westbam von Moroder schwärmen. Das ist ein Fest der Körper und setzt ganz anders an als sonstige linke Theorien. Die ja deshalb nicht falsch werden.

Die "Popper" in Deutschland waren waren was anderes, auch Trinity und dieser ganze Kram.

Im Front konntest Du spüren, was Disco bedeutet hat - House ist halt die Fortsetzung von Disco mit anderen Mitteln.

Mein Kollege im Büro nebenan, für den, aus der Heide anreisend und die Woche in der Banklehre hinter sich lassend, war das die totale Befreiuung, am Wochenende ins Front zu fahren. habe ihm eben von der Diskussion hier erzählt, und der hat fast die Fassung verloren. Genua das ist aber auch nichtschwul der Plot in "Nur Samstags nachts".

Nein, es war nicht die Weltrevolution, auch nicht die Infragestellung des Kapitalismus, aber meinem Kollegen und seinen Erfahrungen ein "Ach was, DU bist doch scheißegal" entgegen zu schmettern, da komme ich nicht mit. Das kann auch keine linke Position sein.

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Meine Perspektive ist da ja auch wieder eine andere. Dass es überhaupt eine Verbindung aus Schwulsein und Disco gibt habe ich auch erst in der Blogosphäre durch Momorules erfahren. Ich habe Disco gehasst, als diese Musik noch aktuell war, aber eigentlich weniger wegen des Sounds als wegen der Leute in meiner Umgebung, die Disco hörten. Das waren überwiegend Teenie-Bopper, die nicht rechts waren, aber sehr unpolitisch und für kein vernünftiges Gespräch zu haben, und außerdem auch sonst ziemlich kinky. Das war aber auch ein Cliquenteil, weil ich zu einer Clique gehörte, die andere Musik hörte (so von Hard Rock/Heavy Metal bis Gianna Nannini, Patty Smith, Lou Reed und Liedermachern, von den mir bekannten Teenie-Boppern meist "hässliche Musik oder "Ekelmusik" genannt) und sich selbst über andere subkulturelle Codes definierte. Ich wäre damals auch im Traum nicht auf die Idee gekommen, die Glam&Glitter-Kultur und Disco in eine Verbindung miteinander zu bringen, was das miteinander zu tun hat habe ich erst vonMomorules gelernt. Disco, das waren für mich damals Boney M., Baccara, Bee Gees und Olivia Newton John. Und allerdings auch Donna Summer, Amanda Lear und Carl Douglas, die ich durchaus gut fand. Punk, Öko, Biker, Headbangertum, Ska und Redskins, das ging bei uns oft ineinander über, manchmal wechselte eine komplette Clique auch für ein paar Monate das Kostüm.


War jetzt die Antwort auf Entdinglichung 16.25

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@momorules:
Für die Willys dieser Welt kann und will ich natürlich nicht sprechen, aber wenn Dein spezifisches psychisch und emotional eigenständiges Leben keine schlimmeren Gegner gekannt hätte als von meiner Sorte, dann könntest Du Dich nachgerade beglückwünschen. Es bleibt mir auch nach wie vor verschlossen, wie man mir aus meiner damaligen Ablehnung des Films Saturday Night Fever einen homophoben Strick drehen kann, als hätte ich damit auch Bowie, Bolan und den ganzen Glamrock und überhaupt alles, was irgendwie anders ist als das role model Chuck Norris, als entartet deklariert. Den Schuh zieh ich mir nicht an. In den 80ern war ich phasenweise auch selber ziemlich androgyn unterwegs, mit meinem inversen Rollenmodell als Homeofficer/Hausmann mit Karrierefrau verkörpere ich auch heute nicht gerade Hans Mustermann und kriege vorne oder hintenrum dafür auch mal blöde Sprüche gedrückt. Es ist ja auch nicht so, dass man unbedingt schwul gewesen sein musste, um auf dem Schulhof isoliert oder gedisst rumzustehen oder gar aufs Maul zu kriegen. Und natürlich kann ich mir vorstellen, dass die Homosexualität auf diese ganzen Schwierigkeiten noch mal einen draufsetzt, aber für mich bleibts trotzdem dabei, dass ich nicht der richtige Gegner für Dich bin (oder je war).

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@Noergler:

Ja, Danke!!!

Und darüber hinaus - die Schutzräume strahlen ja aus in andere Lebenszusammenhänge, so lange sie trendy sind.

Das sind deshalb keine rein immanent-ästhetischen Kriterien im selben Sinne, wie sie es sind, wenn Greenberg über Pollock schreibt. Und auch kein Geschmacksdiktat - natürlich kann man die Musik von Elton John Scheiße finden, ich finde viele Songs prima. Aber man muss schon auf die Gründe gucken, die angeführt werden, um ihn Scheiße zu finden, glaube ich, ohne Dir etwas unterstellen zu wollen, wirklich nicht, habe mich schon über die Erwähnung der "Disco Sucks!"-Veranstaltung sehr gefreut.

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@Mark:

Das kann ja gut sein, dass ich, in der Hinsicht mittlerweile auch ein wenig konditioniert, den Falschen traf, und dann tut es mir leid - Loellie hat das ja noch mal auf den Punkt gebracht, warum: Ausgerechnet Chuck Norris, das ist aber auch eine Vorlage, Hallelujah.

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apropos Baccara: http://www.youtube.com/watch?v=h4QTXZMFcos

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@loellie:
Ich habe wirklich rumüberlegt, was momorules mit "vorsichtshalber als erstes Chuck Norris..." gemeint haben könnte. Kann schon sein, dass ich da einen Vorwurf raushörte, der da nicht drinsteckte, aber mit Dir und Deinem Kastrationsding (guter Punkt im Zusammenhang mit den Bee Gees übrigens ;-p) hatte das weniger zu tun.

Aber gut: Warum ausgerechnet Chuck Norris? Nicht, weil der in meinen Augen DER Superheld gewesen wäre, aber im Alter zwischen 15 und 19 habe ich mit paar Kumpels diese Sorte Filme (zu denen ich "Rambo", "Die Klapperschlange", "Warriors" und eben auch "Missing in Action" und "McQuade - der Wolf" zählen würde) gern geguckt - im Gegensatz zu "Saturday Night Fever", "Grease" oder sonstigen Tanzfilmen. Kann man natürlich kritisieren, so ganz nachvollziehen kann ich das auch selber nicht mehr aus heutiger Sicht, was den Reiz solcher Actionstreifen ausmachte. Mit Sicherheit saß ich aber nicht im Kino mit dem Gedanken, wow, endlich mal wieder ein Streifen, in dem keine geschminkten Typen mit Federboas um den Hals mit dem Arsch wackeln. ;-))

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O ja,
der Mohrenkopf, beziehungsweise die Debatte darüber, da kann ich auch mit einschlägigen Erfahrungen aufwarten. Die Einsicht, dass man selber beim bestem Willen nicht davor gefeit ist, Rassismen zu reproduzieren ist eins - der Gegenseite aber auch noch komplett die Definitionsmacht darüber zu überlassen, was eigentlich Rassismus sei, nochmal was anderes. Ich tu mich zum Teil immer noch sehr schwer damit, einzusehen, dass Dinge, die ich nicht mit rassistischen Hintergedanken sende, eben doch bisweilen als rassistisch empfangen werden. Da hüpfe ich dann in der Folge auch schonmal mit Anlauf ins Fettnäpfchen, das Du so treffend ausgemalt hast mit dem Instrumentalisieren des Opferstatus undsoweiter.

Und ich habe nach der heutigen Diskussion nicht unbedingt den Eindruck, das alles wäre weniger kompliziert, wenns um Homophobie geht statt um Rassismus. Zumindest habe ich mir die ganze Zeit mühsam die klischeehafte Bemerkung verkniffen, einige meiner besten Freunde seien homosexuell (obwohl es doch so ist)... ;-)

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Dabei bezeichnet der Begriff "Mohr" ursprünglich einen Nordwestafrikaner, einen "Mauren", und war im Mittelalter und der frühen Neuzeit durchaus respektvoll gemeint.

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@Nörgler Diskriminierung zerstört den Diskriminierten. - Ebendrum, destawegen habe ich sowohl mit den beiden hier vertretenen schwulen Diskutanten wie auch mit dem immer ausgleichen wollenden Che wie auch mit Dir Radikalrationalisten ein tiefes Mitmenschlichkeitsgefühl (nein, das ist etwas völlig Anderes als Mitgefühl), weil Ihr alle nämlich Positionen formuliert, die ehrlich und Frombelow sind und überhaupt nicht mainstreamkompatibel. Der Mainstream will etwas völlig Anderes, nämlich das, was Adorno Ticketmentalität genannt hatte: Pauschalzustimmung zu fertigen Programmen. Menno, sind die fertig, die solche Programme lieben! Und als rückhaltlos ehrliche, zwischen Feminismus und wilder Lüsternheit pendelnde Hetera-Frau mit sehr ambivalenten Bedürfnissen bin ich auch Diskriminierungsopfer: So etwas gibt es offiziell nicht, weder im Mainstream, noch in der Alternativszene, noch unter Feministinnen.

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Dafür gibt es Dich. Schon mal viel wert.

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Bezeichnend ist, dass in dieser ganzen Diskussion die Musik überhaupt keine Rolle spielt, es geht immer nur um Styling, Mode, Lebensstile und soziale Gruppen.

Es ist nun mal Fakt, dass Disco schlicht und einfach grottenschlechte Musik war; alles im gleichen Rythmus, immer 4/4-Takt, immer die gleichen einfachen Harmonien, die gleichen Klänge (verzerrte Gitarren und Streicher), die gleichen dümmlichen Texte. Der Unterschied zu deutschen Schlagern liegt eigentlich nur in der Sprache. Deshalb ist das Phänomen nach ein paar Jahren auch einfach verschwunden, weil es schnell langweilig wurde.

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@willy56:
Das ist Quatsch Geschmackssache. Ich war seinerzeit kein erklärter Disco-Freak, aber da gab es durchaus Perlen und Richtungsweisendes (ich sage nur: Moroder/Donna Summer). Und abgesehen von ein paar Beats per Minute mehr sind wir heute mit der 2/4-Kirmestechno-Stampfmusik keinen Deut weitergekommen auf dem Weg zu mehr Qualität. Der Disco-Musik den Vorwurf zu machen, dass alles den gleichen Rhythmus hatte - äh ja, es war ja schließlich Tanzmusik, und Walzer hat auch immer nen 3/4-Takt, darüber beklagt sich doch auch keiner.

EDIT: Und verzerrte Gitarren? Wo denn das?

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Ich würde ja eher sagen: Synthezizer-Klänge, eine ebenfalls elektronisch erzeugte Basedrum, die den Rhythmus vorgibt, und Tonkonserven im Sinne bereits vorhandener Melodien, die auf 45 beschleunigt und per Mischpult eingemixt wurde.

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Mal ne Frage von nem Küken mit 3 als erster Stelle: Was waren denn Teenie-Bopper?

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Im "Urban Dictionary" finden sich zu diesem Stichwort noch Einträge. Das Phänomen scheint also fortzuexistieren.

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Also, in meiner Jugend verstanden wir darunter noch etwas ein wenig Anderes: Jugendliche, keineswegs nur Mädchen, die hauptsächlich Discomusik hörten, konsumorientiert und unpolitisch, manchmal auch CDU-nah waren und eine bestimmte Mode trugen. Mädels meist in pinkfarbenen oder bonbonrosanen Jeansjacken und schwarzen Leder-, Latex- oder Satinhosen, Jungs mit silbernen, goldenen oder kupferfarbenen Plastikjacken und einer Frisur, die auf genau halbem Weg zwischen Elvistolle und Popperfrisur war. Typisch waren ständiges Kaugummikauen und Bravo-Lektüre.

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Willy, der Hüter der "musikalischen Qualität", hat nun also einmal mehr erklärt, wie scheißegal ihm die Frage nach Lebensstilen ist und zudem offenbart, dass er nicht lesen kann: Mehrfach wies ich darauf hin, dass eine immanent-ästhetische Analyse in diesem Fall wenig Sinn macht.

Aus Adornos Perspektive ist das immer auch Funktionsmusik und schon deshalb kritisierbar, die er übrigens sensibler analysierte als manche seiner Adepten. Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, diese Form der Kritik in diesem Fall anzuführen.

Aus meiner Perspektive ist Disco-Musik dazu da, dass man dazu möglichst geil mit dem Arsch wackeln kann, weil man ggf. gefickt werden will, lieber Willy, probier das einfach mal, und über eine Modifikation des Körpergefühls auch ein anderes Selbstverhältnis entwickelt, ggf. euphorisiert und fühlig dabei wird, also all das, was so ein Willy wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch nicht erlebt hat.

Dass man dem Rhythmus folgt ist Ziel, sich von ihm bestimmen lässt, lustvoll, also ganz das Gegenteil von Chuck Norris, ganz analog zu rituellen Tänzen, daher die repititive Struktur, deren Abwertung immer schon Teil der Kolonialgeschichte ist, weil sie eine ganze andere Form als den Marsch inszeniert, sich stattdessen dem Beat hingibt und sich "Do the Hustle" unterwirft.

Weil die beste Methode, gesellschaftliche Unterwerfungsverhältnisse wenigstens kurzfristig loszuwerden, immer noch ist, sie punktuell und freiwillig nachzuinszenieren: "I wanna give you Devotion". Hat doch schon Hegel so analysiert, oder? Herr und Knecht?

Deshalb war die Erfindung der Erfindung der Maxi-Single so wichtig, weil man sich da viel besser, weil: länger hingeben konnte. Und später das DJ-Set im House ist dessen Fortsetzung.

Das wäre übrigens mal eine originelle "Saturday Night Fever"-Kritik, dass da die Tanzschuldressur proklamiert wird.

@Netbitch:

Danke übrigens!

@all:

Ich trage aktuell eine Popperfrisur! Und lese auch gerne mal die BRAVO! Und morgen kaufe ich mir eine Satinhose!

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@ Netbitch:
"Mitmenschlichkeitsgefühl" ist ein sehr schönes Wort; das merke ich mir.

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Also, bei meinen Mitschülerinnen Melanie und Susi fand ich Satinhosen ausgesprochen geil. Mich nervte halt ein bestimmter Menschenschlag eher wegen seiner Verhaltensweisen, und so als wenig reflektierter 14-17-Jähriger kettete man da komplexe Assoziationsmuster dran.


Meine Grunderfahrung mit sinnlichem Tanzen spielte sich eher mit Raga in Zorba-The-Buddha-Discos ab. Jawohl, ich bekenne, damals Kunde in Bhagwan-Kommerzläden gewesen zu sein. Aber im Mittelpunkt standen damals doch für mich diverse Landdissen, zu denen wir richtig weit raus fuhren und unsere heimische Großdisco, und da liefen Funk, Latinojazz, sowas wie Tuxedomoon, Jasper van T´Hofft und Flash in the Pan und halt Hardrock.

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Popperfrisur, BRAVO, Satinhose ...
Das ist Punkrock!

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Du hast eben keine Ahnung von Musik, momorulez. Adornos Perspektive ändert auch nichts daran, dass Disco und deutscher Schlager die gleichen billigen Musikalischen Mittel verwenden (und das Publikum das gleiche ist, nur 20 Jahre älter).

Was will man von jemand erwarten, der Konstantin Wecker für einen großen Deutschen hält.

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Dafür, dass ich keine Ahnung davon habe, lebe ich aber seit 23 Jahren ganz gut davon ;-) ... habe aber begriffen, es bei Willy65 mit einem echten Disco-Experten zu tun zu haben! Und einem großen Deutschen zudem!

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das alles 80er
Modetechnisch waren die Popper wenigstens mitverantwortich für das Sixty/Seventy-Revival. Es gab dann ja jene, die aus demselben Umfeld stammten wie Leute, die mit Maßanzügen (kein Witz) in die Schule kamen, auf diese Weise zu Ökos in selbstgestricken Pullovern einen wunderbaren Kontrast bildeten, und dann modisch die Entwicklung von Mod bis in die späten Sechzier, frühen Siebziger nachvollzogen. - Das aber stilecht, paisley, große Hemdkragen, Oberklassenkinder, teuer-teuer-teuer!

Mir war das dann irgendwann einfach zu kompliziert, mich für eine Jugendmode zu entscheiden - Kurz darauf lief ich eher wie n Hippie rum, war aber mehr Zufallsprodukt - nicht sehr stilbewusst!

In meinen Augen hat sich Stilbewusstsein lediglich erhalten oder entwickelt aus dem was für mich die Wave-Punk- Ecke ist - musikalisch vielleicht Noise. Eigentlich schade, denn letztlich war damals - kurz vorm ästhetischen Wärmetod, der Eschatologie idealer Konsumkörper der 90er - viel Kombinationsfreude und Phantasie im Spiel.

Heute ist irgendwie alles gleich. Und musikalisch muss man zugestehen, dass damals die Popmusik (also die Sachen, die wohl eher Popper hörten) etwas aufwies, was heute in der Popmusik gänlich fehlt: nämlich musikalische Ideen. Da haben tatsächlich Leute mit Synties rumprobiert, einen neuen Stil entwickelt und sich mal zur Abwechslung eine Melodie einfallen lassen.

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@ Willy
Deine Position als letzter großer Nichtzurkenntnisnehmer des 3. Jahrtausends ist hier unangefochten. Gleichwohl möchte ich anmerken, dass die Diskussion bereits einige Umdrehungen weiter ist, während Du noch mannhaft auf dem alten Stand beharrst.

Zudem spüre ich den dunklen Drang, meiner Vermutung Ausdruck zu geben, dass meine Vorbehalte gegen Wecker nicht aus der selben Quelle sich speisen, wie die Deinigen.

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@Restmuell: Don geht ja sogar so weit, die New Economy der späten 90er als den gescheiterten Versuch der Popper- und Yuppiegeneration zu beschreiben, aus ihrer Popkultur ein Modell des Wirtschaftens zu machen - Startups ohne funktionierendes Geschäftsmodell, aber mit Dienstporsches, risikokapitalfinanzierte Geldverbrennung, aber Bankette feiern, das alles in Prada-Gucci-Versache-Armani-Verpackung, und zugleich die knechtenden Programmierer und Praktikanten mit 14-Stunden-Schichten. Und unterlegt mit coolem Lifestyle: Masseur am Arbeitsplatz, coole Musik in den Büros, Koksen in der Firma. Habe diese Welt von innen kennengelernt, wenn auch ohne Koks.

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@Nörgler:

Ich vermute sogar, dass ich Deine Vorbehalte gegen Wecker teilen würde, aber ich liebe ihn bzw. die Alben aus den späten 70ern und frühen 80ern seltsamerweise trotzdem ... und Willy hat die Pointe der Aufzählung bei Genova auch nicht wirklich verstanden. Süß.

@Che:

Ich muss doch gegen die willkürliche Verwendung des Begriffs "Popper" opponieren, weil das in den 80ern wirklich komplizierter war.

Weil die, die sich z.B. "New Pop" auf die Fahne schrieben in Britannien, Sozialisten gegen Thatcher waren. Und der frühe Diedrichsen, der später schrub, woher habe man denn ahnen sollen, dass Pop irgendwann zum Kotzen würde, hat das als linken Kampfbegriff verstanden.

Und auch die Frisur, die ich gerade trage, sieht eher auch wie, na, Palais Schaumburg auf einen 40er-Kopf transponiert, so dass es nicht allzuzu berufsjugendlich aussieht, die hatte in einem ABC oder Heaven17-Kontext eine ganz andere Codierung als bei diesen 90er-Kids.

Die Anzüge der Talking Heads oder der Gang of Four wären beim besten Willen nicht in dem Sinne adaptierbar, wie Du ihn gerade schreibst.

Du hast diese Welt auch nicht kennen gelernt, sorry. Die New Economy vielleicht, aber das andere nicht. Das ist eine tatsächlich andere Schiene. Und mit Disco haben die sich allesamt beschäftigt.

Das ist ein ganz tragisches deutsches Missverständnis, dass diese deutsche Yuppie-Karrikatur immer auch Effekt einer sich krude tradierenden Hippie-Authentizitätshaltung ist, die hier als ewiges Fortschreiben eines Jargons der Eigentlichkeit agitiert und die ich heute wieder deutlich spürte, als ich mit Anzug auf der Schanze Mittag essen ging und alle mich anguckten, als wäre ich der böse Banker. Toll ;-) ...

Und die irrwitzige Komik, die sich vielleicht aber auch nur Popdiskurs-Kennern erschließt, in "American Psycho" ist, wie Bateman diese ganzen pop-philosophischen Vorträge auf Huey Lewis & The News und Phil Collins, also echt uncoole Feindbilder desselben, anwendet, während er Leute abschlachtet. Das ist die US-Variante, sozusagen, die auch hier bei den Deppen, die einen auf Wall Street machten, wirkte.

Ich habe mich trotz grausigster Bilder bei der Verfilmung wirklich weggeschmissen, auch, weil ich da gleich mit verarscht wurde, weil da aber so drastisch eine Schneise in den Dschungel der Codes geschlagen wurde, dass ich selten etwas Treffenderes gesehen habe.

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Die Nichtzurkenntnisnahme ist immerhin die Königsdisziplin im Kampf um die Nichtakzeptanz des Andersseins des Anderen. Wichtigstes Entkenntnismittel ist in dieser Disziplin die Hermetik im Sinne einer Antihermeneutik, deren höchste Stufe der katatonische Stupor darstellt.

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@Momorulez: "Du hast diese Welt auch nicht kennen gelernt, sorry. Die New Economy vielleicht, aber das andere nicht. Das ist eine tatsächlich andere Schiene. Und mit Disco haben die sich allesamt beschäftigt." Das habe ich auch gar nicht behauptet. Ich meinte mit "von innen" nur und ausschließlich die New Economy. Und ich kenne aus den Diskussionen mit Dir (und Don) ja nun die Ausrichtung des New Pop durchaus und habe Diedrichsen und Jacob zumindest ansatzweise gelesen, aber stimmt es denn nicht, dass ein Großteil der Jugendlichen, die Anfang der Achtziger in Deutschland - und ich spare bewusst München aus, also in Norddeutschland - als Popper herumliefen tatsächlich angepasst und apolitisch waren? In meiner Umgebung rannten so die Jungliberalen rum, die gerade die Judos aus der FDP vertrieben hatten.

Mir geht es gerade nicht drum, beides miteinander zu vermischen. Im schwarzen Anzug auf ner Punkfete im JUZI aufgelaufen bin ich übrigens auch schon, mit zwei Freunden zusammen, von denen einer einen Smoking und der andere Frack und Zylinder trug. Das Irrwitzige: Es ging bei Leuten, die uns im Normalzustand kannten, ein "wer-sind-denn-die"-Getuschel los, und es kam das Gerücht auf, wir seien Sponsoren, die das JUZI diskret finanzierten.

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Loellie, ich gehörte zu den Kreativen, Grafikdesignern, Künstlern, und unsere Abteilung hieß in der Firma Spiel- und Bastelecke. Recht hast Du damit, dass ich erst zu einem sehr späten Zeitpunkt da rein kam. Und dann nur noch den großen Knall erlebte.

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Che, den man wegen Springerstiefeln mit neongrünen Schnürbändseln, schwarzroten hautengen Streifenjeans mit Stachelgürtel und gehäkelter Wollweste mal den "Ökoskin" nannte und wegen gedankenloser Zusammenstellungen aus Lederjeans, Trenchcoat und Turnschuhen auch den "Columbo von Göttingen" ist mit der Bezeichnung "Spießer" tatsächlich eher suboptimal beschrieben.

*prust*

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Wer nach '82 noch rot-schwarz gestreifte Jeans trug, war definitiv ein Spießer :-D - Gott, andere Gemeinheiten wie die zum Frack verkneife ich mir mal, weil wir uns ja eigentlich alle lieb haben. Und natürlich waren die richtigen "Popper" hierzulande JU-Ärsche, aber um die ging es in der ganzen Diskussion doch gar nicht.

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The Spandau Ballet und mit Anzug in die Schanze
ja, genau. mit ju-poppern passierte eben das, was mit ju-leuten passiert. redakteur bei einem schwarzen blatt in bayern o. ä. vielleicht, jedenfalls so oder so nicht beneidenswert. und auch das stimmte,

@entdinglichung, dass

"die Popperszene nie eigene musikalische Formen hervorbrachte ... was Ende der 80er im Norden von HH von denen noch da war hat "Münchener Freiheit" gehört", und, wie ich das sehe,

als jugendbewegung eben nicht sehr eigenständig war. und die reicheleutekinder, von denen ich vorhin sprach, menschenskind, was soll denn aus den schon werden? hatte jedenfalls aus meiner sicht nichts mit NE oder dergleichen zu tun. irgendwie dekadent das ganze.

zur illustration wie die dinge heute, nicht nur hier in der diskussion, so stehen: (have fun!)

http://thesartorialist.blogspot.com/2007/05/on-streetthe-spandau-ballet-romantic.html

http://thesartorialist.blogspot.com/2007/05/on-streetrare-notch-lapel-db-suit.html

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Was ich in Bezug auf NE und Popkultur meinte war eine Anspielung auf diesen Eintrag:

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/29182/


Don Alphonso und sein Umfeld sind übrigens keine von denen, die Hierarchien und Venture Capital in die NE gebracht haben, sondern Leute, die die Firmen, als es längst zum großen Teil, ja längst nicht alle, üble Ausbeuterklitschen waren, die das Venture Capital zudem verbrannten einige der schlimmsten Firmen fertig gemacht haben. Das war ein regelrechter privater Infokrieg, der da lief. Ohne Leute wie Don wären Leute wie Falk, Haarlos oder Häfele nicht im Knast gelandet. Was das Thema Style und Design angeht: Bei der NE-Firma, bei der ich Marketingmanager war arbeiteten ziemlich viele Leute, die man als Nerds bezeichnen könnte, was in der Computerbranche sehr verbreitet ist. Kapuzenshirt, komische Brillen, komische ungeputzte Schuhe, manchmal tagelang ungewaschen, aber geniale Programmierer und Flashdesigner. Der Chef unserer Designabteilung war ursprünglich freier Künstler, Maler und hat wunderbar ästhetische Sachen entworfen, chic war der aber nur bei Verhandlungen und Präsentationen, dann trug er teure Markenanzüge. Und in der Abteilung schwarz gefärbte Bundeswehrhosen, altes, labberiges Kapuzi, Chucks. Und beim Grillen im private Kreis Schießer-Feinripphemd, Bermudashorts und Badelatschen aus Plastik. Popper und Yuppies waren die Sales-Leute bei uns, die Chefs und die Investoren. Die fuhren auch Porsches und TTs als Dienstwagen. Flache Hierarchien hatten wir trotzdem, mit den Vorständen waren alle per Du, und Cheffe sagte schon mal: "Wenn Du Dir den Wind um die Ohren wehen lassen willst um auf kreative Ideen zu kommen, hier sind die Schlüssel für den Ferrari." Das war eine supernette Firma, aber auch ziemlich abgespaced und ziemlich dekadent. Ich weiß noch, dass sich niemand dafür interessierte, dass ich einmal 10.000 DM Strafgebühr für eine um 4 Stunden nach Sperrstunde überzogene CeBIT-Party anweisen musste. Und ich war eigentlich nur in der Firma, weil ich irgendeinen Job brauchte, um nicht Sozialhilfe beziehen zu müssen, ich war da irgendwie nach oben gestolpert und erlebte das als eine Art Dauerparty.


BTW: Die klassischen NE-Firmen, die Werbeagentur, wo die Hälfte der Leute aus der Antifa kommt und alle gepierct sind, die Programmierbude, in der lauter Chaos-Computerclub Leute mit völlig abgefahrenem Humor und freakigem Erscheinungsbild rumlaufen, das Systemhaus mit in erster Linie technisch versierten und genau arbeitenden Systemingenieuren habe ich auch kennengelernt. Aber schon aufgrund persönlicher Betroffenheit fallen mir bei NE zuallererst Zockerfirmen ein, deren Chefs nach dem Motto agierten: "Found it, bring it up, sell it and run away."

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Ich verstehe, ehrlich gesagt, den Zusammenhang zwischen dem, was Du, Che, hier in der Kommentarsektion schreibst, und dem Text vom Don auch nicht wirklich. Der hat mit Pop wirklich nur sehr am Rande was zu tun und ist diagnostisch ja, hmmmm, so brauchbar nicht.

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@momorules:
Also morphologisch gesehen gibt es vielleicht schon ein paar verbindende Linien vom Poppertum der 80er über das Yuppietum der 90er in die Spätphase der New Economy. Aber zu sagen, das wäre im Grunde alles eins gewesen, scheint mir letztlich zu holzschnittartig. Da ist man schnell auf dem Gleis von Oswald Spengler, der vor lauter Morphologie und Analogiesuche bei den alten Griechen eine Art dorische (oder wars ionische?) Gotik gesehen haben will.

Nur weil in der NE irgendwann die geschniegelten Typen das Sagen hatten, war das kein später Etappensieg der Popper über die Punker, Müslis und Nerds.

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Das wiederum habe ich auch gar nicht behauptet. Es war nichts weiter als ein Ausschnitt eigene Biografie plus eine Erläuterung meines Kommentars von Freitag, 7. Mai 2010, 19:05.

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Schon klar.
Diese Gleichsetzung wollte ich Dir auch gar nicht unterjubeln, ich meinte das eher beim Don so rausgelesen zu haben verschiedentlich.

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Was Don in dieser Hinsicht schreibt sind Polemiken, die sich immer hart an der Grenze zur Parodie bzw. Persiflage bewegen. Wie der verlinkte Text auch.

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Die Popper-Weltverschwörung bastelst Du. Ich habe lediglich gesagt, Don hätte gesagt, und dass das in einem gewissen Maße mit meinen eigenen Erfahrungen korreliert. Dabei scheinst Du Freund und Feind überhaupt nicht auseinanderhalten zu können. Dass ich meine anfängliche Verdammung von Disco-Musik inzwischen völlig aufgegeben habe und die Musik, die Momo und Du drüben gepostet haben so richtig geil finde scheint Dich nicht zu erreichen. Ich habe lediglich oben dargestellt, warum ich mit 14-17 von bestimmten gleichaltrigen Leuten abgenervt war und dass die Musik, die sie hörten dann gleich mit in meine Aversion fiel. Dann unterstellt Du mir oben, ich gehörte zu den Leuten, die die New Economy kaputt gemacht und sie re-hierarchisiert hätten. Du weißt zwar nichts über meine Lebensgeschichte, aber egal, wird schon stimmen. Ich sag mal was konkret zu dem Punkt: Ich war auf Sozialhilfe un das Sozialamt machte mir richtig Terror: Meine Wohnung sei zu groß, ich müsste umziehen, am Besten in eine städtische Sozialwohnung, mein Auto verkaufen usw. In dieser Situation war meine letzte Rettung eine vom Arbeitsamt bezahlte Weiterbildung zum Mediengestalter und Internetprogrammierer, und als Solcher bekam ich dann einen Job bei einer Software-AG. Erst als kleines Licht in der Kreativabteilung, dann als Marketingmanager, weil der gerade klassisch NE-mäßig per Handy aus dem fahrenden ICE gekündigt hatte. Die eigene Firma war sehr nett und hatte ein Klasse Betriebsklima, aber bei Partnerfirmen, auf Messen und Kongressen usw. lernte ich sehr bald, was für ein übles Volk in dieser Branche zum Teil unterwegs war. Und der Typ "Netinvestor" und "IPO-Berater" rannte dann in der Tat etwa so herum wie Patrick Batesman, betrachtete "Tempo", die es da schon nicht mehr gab, als die ultimative Stylebibel und verachtete Menschen, die nicht dem eigen Style entsprachen. Nach einem halben Jahr war unsere Firma pleite, weil Andere, nämlich Investore, das so entschieden hatte, und unsere PR-Abteilung arbeitete drei Monate weiter, um allen optisch tolle Bewerbungsunterlagen zu basteln, Cheffe zahlte den Leuten, die finanziell schwach waren ihr Gehalt aus eigener Tasche weiter aus usw. Nachdem wir es bis auf Eine geschafft hatten, alle von der Insolvenz weg wieder gute Jobs zu organisieren begann ich bei Dotcomtod mitzubloggen. Das war das älteste deutsche Blog mit Tiefenwirkung überhaupt und wurde unter anderem von Don Alphonso (übrigens stiltechnisch ein Popper und Yuppie vor dem Herrn, aber nicht in deren Lager stehend, schick gekleidete Schwule aus der Clubszene fallen für mich nicht unter diesen Begriff, Popper bedeutet bei mir per se Upperclass) Noergler, dem Helden der Arbeit, Medvech, Netbitch und dem Pathologen mit Nachrichten versorgt, die die üblen Seiten der NE beleuchteten, und diente Whistleblowers, Leuten, die sowas erlebt hatten wie von Dir oben geschildert jahrelang als Forum, die Scheiße, die sie erlebt hatten hinauszuschreien. Und jetzt sind plötzlich die Macher dieses Forums der Zivilcourage für Dich die Täter. So, und ansonsten ist das hier ein Thread, der mit dem Entrümpeln einer Dachkammer begonnen hatte und mir dazu dient, nostalgisch und im gemütlichen Plauderton in meinen Lebenserinnerungen zu blättern.

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@Momorules: "willkürliche Verwendung des Begriffs Popper" --- ich meine das ja auch nicht bezogen auf New Pop. Ich kenne die Bezeichung "Popper" tatsächlich eigentlich fast AUSSCHLIESSLICH als Bezeichung für Jugendliche aus der gehobenen Gesellschaft, die so ab 1979 in einem ganz bestimmten Look herumrannten und vor allem eines nicht sein wollten, nämlich Prolos. Hass auf Unterschichten und Angepasstheit an bürgerliche Normen bis zum Geht-Nicht-Mehr als eigener Style gekultet. Die spätpubertäre Vorstufe zum Yuppie.

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Subalternative und Basiswurzel – Nörglers kleine NewEco-Kunde
Sicherlich kann man, Loellie, das Ding mit den 4 Beinen, das „Wauwau!“ macht „Katze“ nennen. Nur wird dann die Diskussion schwierig. Nennt mich den Hegelizisten; heißt mich den Logifikator – ich kann da nicht aus meiner Haut.

Die Schwierigkeit, oder eine davon, zwischen Che und Dir besteht darin, dass Du den Begriff der New Economy in einer Weise gebrauchst, in der ihn außer Dir niemand gebraucht. Nach allgemeinem Verständnis, und einen Dissens hat es da noch nie gegeben, endet die NE nicht 1997, sondern da beginnt sie.
Das Wesen der NE ist nach der Seite ihres Inhalts – und das darfst Du einem Brancheninsider glauben – untrennbar mit dem Internet verbunden. Pixelpark wurde zwar 1991 gegründet, aber da machten die CDs und Kiosksysteme. Das machten wir in der ersten Hälfte der 90er, als eine der „operativen Ergänzung des strategischen Kerngeschäfts“ (Externsprech) und „Verlängerung der Wertschöpfungskette“ (Internsprech), auch. Die CDs haben die Grafiker und die Tekkies miterledigt, und den anderen Kram haben nach unseren Anweisungen irgendwelche Frickelbuden gepfriemelt: „Hau den Nagel in die Wand!“, und dann haben die den reingehauen und wir haben das an unsere Kunden weitervertickt. Unter unseren Zulieferern gab es tatsächlich solche, wie Du sie beschreibst, basisdemokratische Künstler und so. Ohne uns waren die gar nicht überlebensfähig, aber wir konnten sie auch nicht alle retten.
Niemand aus unserer Geschäftsführung, der anzugehören ich die Ehre hatte, wäre selbst mit 3 Promille Vollsuff auf die Quatschidee gekommen, aus sowas ein eigenständiges Geschäftsmodell zu hypen. In der Breite geschah das auch nicht, punktuell wohl; es geschah aber in dem Augenblick flächendeckend, als das Internet massenanwendungsfähig und billig wurde, und das war im letzten Drittel der 90er. Und da begann die NewEco.

Die zweite und entscheidende Voraussetzung für die NE war, dass mal wieder die Reichen zu reich geworden waren, und das rumliegende Geld keine Anlagemöglichkeiten fand. Die NE war eine Blase, genau wie die jetzige, nur ein paar 10er-Potenzen kleiner, so dass nicht gleich ganze Volkswirtschaften und Staaten dahingerafft wurden. Was der jetzigen Blase die „innovativen Finanzprodukte“ waren, war der NE Internet, Telekommunikation und Biotech.

Die dritte Voraussetzung der NE war die das orchestrierte Gejohle von Medien, Politik und Wirtschaftswissenschaften. NE – das war der „Elevator Pitch“ der „Wirtschaftswoche“ auf NTV; das war das Verschleudern des Eigentums (nicht nur) des bayrischen Steuerzahlers für „Marktplattformen“ und enthirnte „Startups“; das war der Spruch „Wir haben eine andere Ökonomie“, nämlich eine, in der sowas wie Kunden, Umsatz, Aufträge, Gewinn und Bilanz keine Rolle spielten. NE – das waren die StudenInnen, die man aus der Uni im 4. Semester wegholte, und die gerne das Studium geschmissen haben, und zwar nicht, weil sie, wie Du alter Romantiker meinst, „Kreativ- oder Kunstpreise gewinnen“ wollten, oder wegen der „flachen Hirarchien“ (die kannten bis dahin überhaupt keine Hierarchien), oder wegen der „projektbezogenen Zusammensetzung von Teams“ (die kannten überhaupt keine Projekte und keine Teams), oder wegen des „basisdemokratischen Moments“ weil sie „in Subkultur verwurzelt waren“, fragt sich nur in welcher; dazu komme ich gleich; oder „weil sie nicht beim Grossverlag oder der konventionellen Agentur arbeiten wollten“, weil dort Pseudokünstlerfürze nicht so gut gelitten waren, sondern „aktiv versuchten, sich eine Alternative dazu zu schaffen“, und was unser Löllie an historischen Analysen sonstnoch versägt.

Nee, Loellie, gutes Kind:
Weil sie die $-Zeichen in den Augen hatten, haben sie das Studium geschmissen.

Nix mit Subalternative und Basiswurzel.
Ich war für diese Popperprolls derjenige, der die Einstellungsgespräche führte. Und darum Loellie: Erzähl mir keinen. Laß es. Es ist so sinnlos.

Diese Generation $Augendollar$ ist ihrerseits nicht denkbar ohne die Popper. Che schreibt:
„Popper und Yuppies waren die Sales-Leute bei uns, die Chefs und die Investoren.“
Yep. Ganz identitär und logifizierend darf ich den Begriff des Poppers in meiner Eigenschaft als Soziologe bestimmen:

Popper sind der Nachwuchs aus vermögendem bis noch besserverdienendem Hause, der sich selbst definiert vermittels einer dreifachen Distinktion. Verachtet werden

- Menschen ohne Geld und Vermögen; der Popper setzt dagegen, dass er beides hat;
- die eigenen altkonservativen Eltern; der Popper setzt dagegen den Hedonismus des prallen Geldbeutels: Ich hab die Kohle, ich rotz sie raus!
- die politisch denkenden früheren Jugend-Generationen, „die 68er“ sowieso.

Der Popper ist die Apotheose der Distinktion.

Und das ist eminent politisch. Die Verbindung von NE und dem Popperism liegt auf der Hand. Da wuchs zusammen, was zusammen gehört.

„Und waren diese ominösen Popper nu apolitisch oder in der Jungen Union. Beides gleichzeitig geht ja nun nicht.“

Gerade das „geht“ nicht nur – so funktioniert das politische System. Du, Lollie, denkst da nur ein wenig schlicht. Die waren in der JU nicht obwohl, sondern weil sie unpolitisch sind. Sie waren unpolitisch-reaktionärpolitsch, genau so, wie die JU. „Unpolitisch“ ist immer die Affirmation dessen, was ohnehin ist. Und damit ist es politisch. Das dämmerte mir so langsam, als ich 16 Jahre alt war. Wie alt bist Du gerade?

Denn „apolitisch“ ist nicht, wie Du meinst, Loellie, das Gegenteil von „politisch“.
Wenn Du das verstanden hast, stehst Du am Beginn des Verständnisses des Politischen. Und wenn Du am Beginn des Verständnisses des Politschen stehst, erkennst Du, dass Deine Einlassung
„Und waren diese ominösen Popper nu apolitisch oder in der Jungen Union. Beides gleichzeitig geht ja nun nicht“
apolitsch-naiv war.

Ich komme nun zum Thema DonAlphonso.
Dessen Verbindung zur NE besteht in folgendem: Als die Investoren erkannten, dass sie von den basisdemokratischen Alternativpradaporschefahrern abgezockt waren, entstand ein Markt für das, was wir (nicht Don), als die „Hellfire Boys“ bezeichneten. Nicht, weil wir das Höllenfeuer entfachten, sondern weil versucht wurde, die Reste noch nicht verbrannten Geldes aus dem Höllenfeuer der NewEconomy zu retten. Richtig ist, dass es da nicht im von „Du, das macht mich jetzt aber echt betroffen Du“-Stil zuging.

Was Du sonst zum Thema im vorangegangenen Thread so erzählst: Sorry, Loellie, aber darüber weißt Du nichts. Mein Tip: Den Ball flach halten, und das Fenster, aus dem Du Dich rauslehnen möchtest lieber vorher zunageln.

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Loelli, 8. Mai, 14.19 Uhr:

"Wenn mal wieder jemand den zwangsläufigen Weg von Marx zu Stalin pflastern will, könnt ihr doch auch differenzieren."

Wenn der Baumarkttheoretiker selbst nach gefühlten 1.000 Beiträgen zu dem Thema hier wieder auf den angeblich propagierten ZWANGSWEISEN Weg hinweist, dann darf ich das aber schon ideologische Borniertheit nennen, oder?

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Von der Existenz der New Economy erfuhr ich erstmals 2000, als ich vom Sozialamt übel drangsaliert in einer Weiterbildung meine letzte Rettung sah. Die Vorgeschichte kenne ich zwar, auch aus der Sichtweise verschiedener Freunde, die als freie Programmentwickler oder Grafiker arbeiteten, aber dass der Begriff New Economy für etwas anderes verwendet wurde als diese hochgejazzte, mit Investorengeldern vollgepumpte börsenorientierte Start-Up-Welt, die ich in der Phase ihres Untergangs kennenlernte lese ich hier zum ersten Mal.

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@che/loellie:
Ich denke, der Begriff NE ist zu unterschiedlichen Zeiten von verschiedenen Leuten unterschiedlich gebraucht worden. Loellie hat es sicher nicht zusammenphantasiert, dass das Schlagwort schon vor 1996/97 die Runde machte, und zwar eher bei irgendwelchen Freaks, die noch eher der Hacker-Ethik und ähnlichen Ideen anhingen. Allerdings hatte das keine große Breitenwirkung, und auf dem allgemeinen Radar tauchte das Schlagwort erst auf, nachdem die Typen mit den Dollarzeichen in den Augen den Begriff okkupiert hatten und in der Folge dann auch die Wirtschaftspresse und sonstige Medienwelt total hohl drehte. Diese Komplettverblödung war es dann, wogegen Dotcomtod verdienstvollerweise Sturm lief.

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Das mag gut sein.

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"Das kann man genauso machen, wie man sich als Tucke von Heten erzählen lassen kann, wann man bedroht wird."
Was definitiv nervt, ist das vollautomatische Herstellen der Verbindung von Aussagen, die Dir nicht gefallen, mit Homophobie.

Von der Uhrzeit auf besondere Trunkenheit zu schließen, ist Unsinn. Der frühe Morgen ist vielmehr die Zeit, in der ich den Pegel bisweilen ein wenig herunterfahre.

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irre, was für eine Diskussion!
einen geburtenstarken Jahrgang jedenfalls sah die Sache schon ganz anders aus, Popper waren nette liebe Jungs, Popper verv. Ökos ein alter Hut, 68er Lehrern wurde mit Toleranz, allerdings ein wenig verständnidlos begegnet, hippiemäßige Mitschüler waren bei den Partys dabei, es gab viel weniger Aggressivität und Gemeinheiten untereinander als im vorigen Jahrgang, der vermutlich noch eine andere Sozialisation erfahren hatten und sich um die letzten lukrativen Jobs kloppen musste, welche dann besetzt waren, und es war klar, welcher Klasse man fürderhin endgültig angehören würde, so etwas wie Distinktion obsolet und alles war viel entspannter. Es muss wohl welche gegeben haben, die in die NE noch reingeschlittert sind, Leute, die sich (ich vermute das mal so), sich bis heute eine jugendlichere, weniger besserwisserische Art erhalten haben ...

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Na ja Loellie, es fällt schon auf, dass von Dir und weniger ausgeprägt, aber eben auch Momorulez Bezüge zu Homophobie hergestellt werden, die mir bis heute nicht nachvollziehbar sind. Ich habe da im Laufe der letzten Jahre schon viel von euch gelernt und Verständnis dafür entwickelt, was es bedeutet, in seiner gesamten Existenz nur wegen des eigenen Soseins ständig bedroht zu werden. Jahrelang war ich in meiner Kindheit in der Situation, auf dem Schulhof mindestens einmal täglich verprügelt zu werden, und aufgrund dieser tiefsitzenden Erfahrung heute Waffenbesitzer, obwohl nach Jahren Judo, Karate und Escrima mein Körper selber eine Waffe ist. Das Bedrohungsgefühl kann ich also nachvollziehen. Wenn ich aber auf einer Bergtour eine Horde rammelnder Murmeltiere fotografiere und dazu einen ironischen Kommentar schreibe in der Richtung, dass die Natur ziemlich versaut sei, während die romantischen Heimatdichter sie für die Unschuld an sich nehmen, dann würde ich dazu als Erstes die Frage erwarten, wie es mir denn gelungen sei, überhaupt solche Fotos zu machen - ist nämlich verdammt schwer. Stattdessen kam dann bei Momo eine Folge von Kommentaren, in denen es darum ging, dass der Förster vom Silberwald ja straight hetero wäre und dass es viel über verklemmte Hetenseelen aussagen würde, so etwas ins Netz zu stellen. Ich stelle so etwas ins Netz, weil meine Bergtouren mein eigentlicher Lebensinhalt sind, ich Naturbilder, Kletterfotos usw. erstens mache, z.T. auch kommerziell und zweitens liebe (und die Wildtierfotografie ist da wirklich die hohe Kunst), aber nicht, weil das etwas mit irgendwelchen Homo-Heterobefindlichkeiten zu tun hätte, allein der Gedankengang erscheint mir schon restlos absurd. In Bezug auf die Griechenlandkrise hattest Du Dinge geäußert, die sich für mich subjektiv so lasen, als sei diese Krise eine besondere Krise des Schwulseins oder spielten Schwule in ihr eine besondere Rolle. Als ich mein Unverständnis über diese Aussagen äußerte wurde ich sofort mal wieder als Schwule erziehen und belehren wollender Oberhetero gedisst, und als ich daraufhin sagte, dass mich die sexuelle Orientierung meiner Mitmenschen erst dann interessiere, wenn es darum ginge, konkret Sex miteinander zu haben (was nicht als Nichtbeachtung Eures Schwulseins gemeint,sondern eher im Sinne von "bin mir da keiner Schuld bewusst" war) kam dann von Momo mal wieder der Gesamtrundumschlag mit dem vollen Programm, der jedesmal fast wörtlich der gleiche ist. Und das sind dann Punkte, bei denen ich endgültig nicht mehr hinterherkomme.

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Die Anwürfe gegen Che in der Murmeltier-Affäre waren wirklich trostlos. Daraufhin wird Loellie jetzt gleich von einer "Hetenzusammenrottung" sprechen.

" ...dass mich seit meinem ersten Kommentar auf diesem Blog, ein versoffener alter Knacker als Prügelknabe für seine angestaute Menschenverachtung misbraucht."

Nehme wir mal, Loellie, im Rahmen eines Gedankenexperiments dies an:

1. Der Nörgler ist alt, so richtig alt, sagen wir, 75 Jahre.
2. Der Nörgler ist alkoholabhängig im harten medizinischen Sinn.

Für das Alter kann niemand etwas, und Alkoholismus ist eine chronische, nicht wieder wegzukriegende Erkrankung, wie Diabetes, Rheuma, Depression, Knochenschwund ...

Und nun geht jemand her und beschimpft einen anderen und wertet ihn ab, weil er alt ist und an einer nicht therapierbaren Krankheit leidet.

IST DIR KLAR, WAS DU DA MACHST, LOELLIE?!

Wenn es um das Schwulsein geht, dann bist Du, gelinde gesagt, hochsensibel. Nur bezieht sich Dein zartfühlend Herz leider nur auf Dich selbst. Wenn es um andere geht, hast Du eine Mentalität, die eine Mischung ist aus Fleischerhund und "Disco Sucks!"-Aktivist.

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Falls linksliberale Dekadenz mir zu eigen ist...
...dann jetzt:

Sorry, aber WARUM regt ihr euch eigentlich so auf? Hier wird nicht eure Wohnung entmietet, niemand hetzt dem anderen Pro NRW oder geistesverwandte neurechte "Liberale" auf den Hals, man könnte sogar nett miteinander reden.

Ja, eigentlich.

Sorry, es ist mir hier gerade ein Bedürfnis, auch wenn sich das vermutlich so ziemlich arschlochartig anhört, oder, nun, irgendwie linksliberal dekadent, ich betone jetzt gleich mal die drei Worte, auf die es mir ganz besonders ankam:

nett miteinander reden

Könnte man jedenfalls machen. Hier.

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Ich, der ich in den Dotcomtod-Stahlgewittern geboren wurde, gehe einer guten Internet-Schlägerei nie aus Weg.

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Was ich bei der "Murmeltier"-Affäre geschrieben habe, müsste ich noch mal nachlesen, weiß ich schon gar nicht mehr; so war es mit Sicherheit nicht, wie Du in retrospektiver Empörung es mir hier gerade unterschiebst.

Auch an Äußerungen Loellies, die Griechenlandkrise sei eine Krise des Schwulseins, kann ich mich nicht erinnern. Beleg doch mal.

Bei diesem Spruch "Deine Sexualität interessiert mich nicht" würde ich allerdings wieder hoch gehen und Dir das volle Programm unter die Nase reiben.

Das ist ein Klassiker, der besonders gerne von sich links Wähnenden im Rahmen des FC St. Pauli geäußert wird, wenn es um Corny Littmann geht, und da läuft Homophobie deshalb mit, weil des das Gegenüber und dessen gesellschaftliche Prägungen negiert.

Das ist doch im Grunde genommen das gleiche, wie wenn Genoveva Netbitches lustvolle Texte peinlich findet. Oder wenn die Liberalen behaupten, die Hautfarbe eines amerikanischen Präsidenten würde keine Rolle spielen, als habe es die Sklaverei und Segregation nie gegeben. Meine schwarzen Freunde gehen auch hoch, wenn man ihnen sagt, ihre Hautfarbe würde doch gar keine Rollen spielen. Von wegen.

Nörgler hat da aber schon recht in seiner Antwort, Loellie.

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Dann entschuldige ich mich wirklich für diese ganz und gar unbeabsichtigte Wirkung meiner Worte, das war nämlich gar nicht im Sinne von Desinteresse gemeint, sondern mit der Bedeutung "Ich habe mit Deiner Sexualität keinerlei Schwierigkeiten, keine Empfindungen, die irgendwas mit Unbehagen zu tun haben, und fühle mich durch nichts an Deinem Du-So-Sein irgendwie gestört oder verunsichert. Ich finde gut so, dass Du bist, wie du bist und wünsche Dir damit viel Freude" Ist das jetzt hoffentlich klarer?

Wir können auch gerne alte Murmeltiere ruhen lassen - meine Bergführerin dürfte inzwischen eh das ein oder andere geschossen haben;-) - das beim Islandgriechenthread müsste sich noch finden lassen. Ich finde manche Auseinandersetzungen, die wir miteinander hatten wertvoll und produktiv, andere halte ich hingegen für schwer nachvollziehbar und sinnlos. Um das mal in dieser Allgemeinheit zu sagen.

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[ Aus Deeskalationsgründen editiert; N. ]

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Lass mal gut sein Nörgler, er hat sich begründet abgemeldet, und ich will auch kein Öl ins Feuer gießen, sondern schlicht seine Antwort lesen.

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"andere halte ich hingegen für schwer nachvollziehbar und sinnlos"

Ich glaube, genau das war der Grund, dass wir diese Auseinandersetzungen hatte.

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Hat vielleicht jemand der Anwesenden
einen Link zu der erwähnten Murmeltier-P0rn0-Nachlese? Das würde mich jetzt doch mal interessieren.

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Vielleicht ist es besser, einfach weiterzumachen und zu sehen, was Neues bei rauskommt als sich immer wieder in die alten gordischen Kommunikationsknoten zu verhaken.

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@Che:
Ich hab grad den Vorläufer der hiesigen Disco-Debatte aus dem Sommer 2009 gefunden, da war ja einiges schon, äh, vorweggenommen. Vielleicht sollten wir wir die Murmeltiere tatsächlich in Ruhe weiter rammeln lassen, bis dem straighten Oberförster der Gamsbart vom Hut fliegt. ;-)

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Zumal sich angesichts der Einwürfe Dritter mal wieder "schlagend" zeigt, dass es Sinn machte, die Gemeinsamkeiten höher zu halten als das, was uns trennt.

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