Dienstag, 28. Januar 2014
Snowden, NSA und Geheimdienste an sich - eine globale Annäherung
Bei der Snowden- und Wikileaks-Affäre erstaunt mich vor allem das Erstaunen, das die ganze Sache auslöst. Im Großen und Ganzen ist das doch eigentlich bekannt, seit der SPIEGEL 1988 eine Investigativreportage über die Abhörpraktiken der NSA brachte. Damals waren die Lauscher auch noch omnipräsent. Die standen ja sichtbar mit sozusagen dem Gegenteil eines Funkturms auf dem Wurmberg, vis à vis den KGB-und Stasi Posten auf dem Brocken. Weitere Harzgipfel hatten ihre britische oder französische Lauschzentrale, auf dem Stöberhai saß der BND. Die Abhöraffäre um den Atommanager Traube hatte Jahre zuvor Furore gemacht, Hannes Wader sang "Uns zu bespitzeln, abzuhören ist bei euch so Brauch. Das macht ihr, und mich soll´s nicht stören, ja mit dem Bundeskanzler auch. Ja Terror und Staat, was da so geschieht, fast könnte man meinen, wenn man das so sieht, die essen zusammen vom gleichen Teller, die haben zusammen Leichen im Keller."

Bei einem Telefonat mit einem Rechtsanwalt in Westberlin, der illegale DDR-Oppositionelle vertrat knackte es dann auch mal in der Leitung, und jemand im breitesten Texas-Akzent sagte "There is someone online".

Um herauszubekommen, ob mein Telefon angezapft ist verabredeten wir uns telefonisch dazu, eine Ampelblitzanlage zu "sprengen" und blieben brav zu Hause, während eine dritte Person die Blitzanlage im Auge hielt und vermeldete, dass da die ganze Nacht Zivilstreifen patrouillierten, bis sich schließlich ein grünweißer Sixpack auf die Kreuzung pflanzte. Besprechungen zu subersiven Aktionen erforderten stets besondere Maßnahmen: Telefon ausstöpseln und in den Kühlschrank stellen, Stereoanlage an, Dusche aufdrehen, vorher wurde nicht geredet. Als ich früh morgens mal in eine Anwaltskanzlei kam wurde ich gewahr, wir vor Beginn des Kanzleibetriebs sämtliche Tapeten mit dem Metalldetektor gescannt wurden. Das geschah da jeden Morgen.

So, diese alltägliche Achtziger-Jahre-politische-Bildung im Hintergrund wundert es mich wirklich, dass sich bei den aktuellen Enthüllungen jemand wundert. Ebenso wie das Auffliegen von Terrorzellen, weil sie Spuren im Internet hinterlassen haben. Welcher Terrorist ist denn so saublöd?

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Wenn es nur irgendetwas gibt, was auf der Erde nicht versiegt, dann ist das die Blödheit. Die "Sauerland-Zelle" war imho ein Beispiel dafür. Diese, nunja: später dann Terroristen seienden Figuren wurden von den Diensten a) geradezu dazu erzogen, bestimmte Terrorakte zu vollbringen, und nachdem das so einigermaßen gefruchtet hatte (u.a. dank einem "Terrorprediger", der auf den Gehaltszetteln der Dienste stand), wurden diese ausgesprochen Trottel auch noch b) komplett mit den anschlagsnotwendigen Utensilien und Chemikalien versorgt (eine eingehende Einweisung seitens der Dienste inklusive).

So hatten diese Dienste mit Hilfe von saublöden Trotteln ihre eigene Erfolgsgeschichte fabriziert. Unangenehm (zumal vor dem Hintergrund, wie diese ganze Geschichte ausging), sehr unangenehm ist übrigens die Rolle der Dienste beim psychisch schwer gestörten norwegischen Massenmörder, der von einer "Armee" von "Tempelrittern" träumte. Äh. Noch immer träumt. Der schreibt darum z.B. regelmäßig Briefe an diese unfassbar hässliche Ische, der gerade der Prozess gemacht wird.

Den von diesen Diensten gesteuerten und finanzierten "geistigen Vater" von Breivik - darauf bin ich sogar richtig stolz - habe ich mittels eines bestens getimten Erpressungsmanövers (ähem: ich habe doch tatsächlich einen bestimmten Abzweig eines bestimmten US-Geheimdienstes sehr konkret damit bedroht, seine Machenschaften öffentlich zu machen) aus dem Verkehr gezogen.

Ekelhafter Weise macht dieser Abzweig der US-Dienste fast unverändert weiter. Sie sind fast noch unverändert der Meinung, sie könnten auf diese Weise etwas "gegen Islamismus" unternehmen. Auch mag ja niemand den eigenen, sehr "erfolgreichen" Arbeitsplatz gefährden.

Diese 10 Worte enthüllen imho mehr zu diesen Diensten als alle anderen Dinge, die hier noch zugefügt werden könnten. Das erklärt übrigens auch, warum und wo diese Dienste tatsächlich erpressbar sind.

Ich habe nicht den Eindruck, dass Aufwand und Ertrag bei diesen Diensten und ihren Geschäften auch nur ansatzweise in einem nachvollziehbaren Verhältnis stehen.

Der Größenwahn von Obama (und den vieltausenden Bossen unter ihm), die ganze Welt abhören zu können, mehr noch, "zu müssen", ist allerdings kaum anders als wahnhaftes Denken zu betrachten. Übrigens haben diese bei einzelnen (nunmehr ziemlich stillen...), ehemals sehr "prominenten" Antideutschen die finanzierenden & lenkenden Finger im Spiel gehabt. Sie haben auch die BVG in Berlin (bzw. deren Entscheidungsträger) abgehört, damit diese umso besser von einer US-Bank (und einer unter falscher Flagge segelnden RA-Firma, welche mit den Diensten massiv kooperiert) abgezockt werden kann. Das brachte immerhin knapp 150 Millionen Dollar Abzockgewinn (aber nur eventuell - der Prozess gegen die BVG läuft noch, die fühlt sich nämlich bei diesem äußerst speziellen, äh, Geschäft sehr massiv übervorteilt).

Schon erstaunlich, dieser ganze Aufwand. Die spinnen, die Römer.

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Die Mitte der Gesellschaft ist erstaunt (sowie ein bisschen empört und beunruhigt), dass auch sie abgehört und überwacht wird (und nicht nur die „Extremisten“, was für sie ja o.k. wäre). In den geschilderten linken Zusammenhängen dürfte sich niemand wundern.

Was mich allerdings doch wundert, sind die technischen Möglichkeiten. Eine globale Komplettüberwachung hätte ich zum jetzigen Zeitpunkt technisch für noch nicht möglich gehalten.

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@Dean: Du darfst nicht den Fehler machen und meinen, die ganze Überwachungsnummer hätte etwas mit akuter Terrorabwehr zu tun.
Es geht darum, einfach möglichst viel über 9 Milliarden Menschen herauszufinden um Stimmungen, Meinungen und Entwicklungen vorherzusagen und falls nötig, entgegenwirken zu können.
Gehen tut bald alles … Letztendlich ist das alles eine Frage der Rechnerleistung.

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Entscheidend ist dabei allerdings, dass Methoden, die in der Terroristenfahndung entwickelt wurden und dann (Operation Wasserschlag, Rasterfahndung, Schleppnetzfahndung, Ringfahndung) nach und nach auf komplexe soziale Umfelder ausgedehnt wurden samt sophistcateter daraus abgeleiteter Erstellung von Bewegungsbildern von Milieus, siehe SPUDOK-Affäre

http://www.heise.de/tp/artikel/5/5744/1.html

dann auf die Markt-und Konsumentenforschung übertragen wurden und inzwischen auf komplette Populationen übertragen werden. So, wie die Weltraumtechnik als Pilottechnologie für den Alltag wirkte, von der Teflonpfanne bis zum Smartphone war die Spionage und "Terrorabwehr" die Blaupause für die komplette Durchdringung der gesamten Gesellschaft.Mein Vater meinte kürzlich mal, Orwell würde mit den Ohren schlackern, wenn er wüsste, was heute Usus ist. 1990 schrieben die Autonomen Studis aus Freiburg, die Autonomen fungierten als die flinken Wiesel der akademischen Feldforschung. Das war als Selbstkritik zwar richtig, aber es kam dann viel schlimmer: Die Ausspähung der linksradikalen Szene durch den Staatsschutz war das role model für die Ausforschung der gesamten Bevölkerung durch Geheimdienste, aber auch Sozialbürokratie und Marktforschung.

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"Um herauszubekommen, ob mein Telefon angezapft ist verabredeten wir uns telefonisch dazu, eine Ampelblitzanlage zu "sprengen" und blieben brav zu Hause, während eine dritte Person die Blitzanlage im Auge hielt und vermeldete, dass da die ganze Nacht Zivilstreifen patrouillierten, bis sich schließlich ein grünweißer Sixpack auf die Kreuzung pflanzte. "

Dieringen, Handy-Anruf
"Enricö, hallo, Enricö. Kommst Du heut abend vorbei ? Wir haben Pizza bestellt.
... und bring die Bömbe mit !"

Dieringen, gleicher Ort, 45 Minuten später, Türklingel
"Polizei, machen Sie die Tür auf !"

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