Montag, 24. November 2014
Brauner Mob gegen Roma
Nach Aufmärschen in Köln und Hannover: Neonazis und rechte Hooligans rufen zu rassistischer Großdemo in Halle-Silberhöhe auf

Neonazis haben Roma-Familien in Halle (Sachsen-Anhalt) zum Angriffsziel erklärt. Auf der einschlägigen rechten Internetseite »Hallemax« wird zu einem Aufmarsch mit 3.000 geplanten Teilnehmern im südlichen Stadtviertel Silberhöhe aufgerufen. Demonstriert werden soll »gegen die Islamisierung, die Zigeunerplage und den Asylantenwahnsinn« in der Plattenbausiedlung. Zu den Organisatoren gehörten danach auch Mitglieder des rechten Netzwerks »Hooligans gegen Salafisten« (HoGeSa) und »weiterer Organisationen«. Eine Anmeldung lag bis Freitag nicht vor, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd junge Welt informierte.


Betrieben wird das Internetportal »Hallemax« von dem bekennenden Hallenser Neonazi Rolf Brückner. Der macht aus seiner Liebe zu seinen »Kameraden« von der NPD und seinen »Freunden« von HoGeSa keinen Hehl. Seine Fußtruppe in der Saalestadt nennt er »Brigade in Halle«. Täglich hetzt er gegen Antifaschisten, Linke und Asylsuchende, wobei »Zigeuner und Islamisten« ganz oben auf seiner Hassliste stehen. Brückner und seine »Kameraden« heizen seit Monaten einen Mob in der Silberhöhe an. Inzwischen hat sich dort eine »Bürgerwehr gegen Roma« gegründet, »Streifen« wurden mobilisiert. Immer wieder kam es in der Vergangenheit in dem Wohngebiet zu brutalen Übergriffen auf Menschen ausländischer Herkunft. Auch vor Kindern machten rechte Schläger nicht halt. So attackierten Jugendliche Anfang September eine rumänische Mutter und ihren zweijährigen Sohn. Ende Oktober wurde ein zehnjähriges dunkelhäutiges Mädchen von Kindern derart verprügelt, dass es im Krankenhaus behandelt werden musste. Anfang November geriet ein Kleintransporter auf einem Parkplatz in Brand, der einer Roma-Familie gehörte. An dem Fahrzeug fand die Polizei fremdenfeindliche Parolen. Sie geht von Brandstiftung aus, wie sie mitteilte. Bereits mehrfach kam es in der Silberhöhe zu Aufmärschen. Dabei waren bis zu 200 Anwohner und Neonazis hasserfüllte Beschimpfungen brüllend durch das Stadtviertel gezogen.

Mit »HoGeSa« hat Halle bereits Erfahrungen gemacht. Am 15. November hatten sich rund 60 Anhänger der Hooligans nach ihrer Rückkehr von einem Aufmarsch in Hannover am Hauptbahnhof von Halle versammelt und rassistische Parolen skandiert. Gegen deren mutmaßlichen Rädelsführer, einen 36jährigen, sei eine Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet worden, hieß es seitens der Polizei.

Die Mobile Opferberatung Halle sorgt sich um die Roma-Familien in der Silberhöhe. Seit Juli nehme die Hetze auffallend zu, die Betroffenen hätten Angst, warnte sie. Um den zerstörten Transporter zu ersetzen, sammeln der Verein und das Bündnis »Halle gegen Rechts« Spenden. Die satirische Organisation »Front deutscher Äpfel«, die deutsche Neonazis parodiert, ruft zu Protestaktionen am 5. Dezember auf. David Begrich vom Verein Miteinander sieht aber wenig Mobilierungspotential für die Neonazis in Halle, auch wenn es »das Klientel« gebe, erklärte er letzten Mittwoch gegenüber der regionalen Tageszeitung Volksstimme. Jochen Hollmann, Leiter des sachsen-anhaltischen Verfassungsschutzes, bezeichnete die Lage hingegen als »schwierig einzuschätzen«. »Die Rechtsradikalen sind in Sachsen-Anhalt vor allem im Internet aktiv«, zitiert ihn das Blatt. Die entscheidende Frage, wann und wie sie in der Realität auftreten, sei offen.

https://www.jungewelt.de/inland/brauner-mob-gegen-roma

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