Montag, 4. Juni 2007
Waren die Hauptkrawallanten in Rostock agent provocateurs?
Gefunden im Konsumblogg: http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/3795488/

... comment

 
rostocker melange
ach, langsam ermüden diese diskussionen - ich denke, wir sind uns darüber im klaren, dass das eine durchaus gebräuchliche polizeistrategie ist - und das gerade diejenigen, die ich als "dogmatische gewalos" bezeichne, jetzt primär auf diese möglichkeit hinweisen, ist auch normal.

allerdings ist ein effekt dieser diskussion auch, dass schnell die tendenz auftritt, durchweg ALLE militanten aktionen als staatlich gesteuert hinzustellen - und das ist nicht nur blödsinn, sondern befördert auch noch den mythos von der unangreifbarkeit des staatsapparates.

relativ gesichert bezgl. rostock ist der einsatz von albern verkleideten zivis, aber ich glaube nicht, dass die allein den riot getragen haben - schließlich sind auch aspekte wichtig, die ich hier

http://autismuskritik.twoday.net/stories/3797231/

schonmal gestern verlinkt hatte. und ergänzen würde ich jetzt noch, dass auch die anwesenheit vieler aktivistInnen aus dem ausland eine rolle gespielt haben mag. schließlich sehen in ländern wie italien und griechenland die dortige polizei sowie das verhältnis von radikalen linken zu der doch etwas anders aus als hier, dazu noch ein paar leute aus kopenhagen (remember ugdomshuset), und vielleicht noch tatsächlich einige hools und getarnte nazis. in diesen variationen und kombinationen würde ich irgendwo die realität vermuten.

und um die ganze militanz-diskussion mal etwas anders *ähem* zu denken, einige interessante gedanken vom anders - zwar damals konkret auf die situation nach tschernobyl bezogen, aber etliches davon hat er durchaus im allgemeineren sinne geschrieben:

http://www.guenther-anders.net/protest.htm

vielleicht kannst du dich auch noch an das "natur"-taschenbuch von 1987 über diese thesen und die öffentliche reaktionen dazuerinnern -"gewalt ja oder nein?" vermutlich würde anders, wenn er das alles heute äußern würde, schon in irgendeinem knast sitzen - und die schäubles dieser welt würden amok laufen.

... link  

 
Ob Anders dafür heute im Knast säße möchte ich bezweifeln. Auch Michael Moore und Noam Chomsky laufen frei herum, ebenso Andreas von Bülow, der behauptet, der 9/11 Anschlag sei vom CIA fingiert. Dass irgendwer den Riot allein inszeniert hätte behaupte ich gar nicht. Monokausalität ist mir ja grundsätzlich zuwider. Ich weiß, wie die Griechen drauf sind (dort reißen die Cops Punks bei der Festnahme die Piercings heraus, manchmal unter Mitnahme der Nasenwand oder Ohrmuschel, und Anarchisten werfen Mollies direkt auf den Mann), vermute, dass viele Opfer der Polizeigewalt von Genua persönliche Rechnungen zu begleichen hatten und gehe davon aus, dass ziemliche viele Hools untergemischt waren, die die Staatsmacht vorführen wollten. Fest steht auch, dass die deutschen Autonomen Absprachen hatten, bestimmte Eskalationen nicht haben zu wollen. Und die Hauptgruppen der Steinewerfer waren dem Vernehmen nach Leute, die bei keinem der Vorbereitungstreffen gesehen worden waren. Also eine unklare Gemengelage. Und sorry - ich habe schon zuviel gesehen, um jetzt einen auf Panikstimmung zu machen.

... link  

 
By the way, interessanter stuff hier:

http://www.the-mule.myhomeland.de/index.html

... link  

 
öhm, ich hatte mich eigentlich nicht auf dich bezogen, sondern auf deinen ersten link vom oraclesyndikat, wollte dir daher auch keine behauptungen unterstellen.

und mit anders magst du recht haben, wobei ich schwierigkeiten habe, mir eine derartige debatte heutzutage vorzustellen, ohne das gewisse leute und medien nicht blut und galle spucken würden - was damals meiner erinnerung nach im großen und ganzen nicht der fall gewesen ist, mit ein paar ausnahmen natürlich.

btw: vielleicht warten wir einfach mal ab, was mit geissler weiter passiert - aus dem ticker der jw:

"Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) NRW, Rainer Wendt, hat in einem offenen Brief an CDU-Chefin Angela Merkel den Parteiausschluß des früheren CDU-Generalsekretärs Heiner Geißler gefordert.

Im Zusammenhang mit den Anti-G8-Protesten in Heiligendamm hatte Geisler die Demonstrationsfreiheit verteidigt und gesagt: «Wenn mich einer anfaßt, dann schlage ich zurück - und wenn es ein Polizist ist, dann schlage ich zurück.»
Wendt, selbst seit mehr als 30 Jahren CDU-Mitglied ist, erklärte, es sei ihm angesichts dieser Aussagen «unerträglich», mit Geißler in derselben Partei zu sein. Das von Geißler reklamierte Notwehrrecht gegen Polizeigewalt sieht Wendt als Rechtfertigung für Gewalt gegen Polizisten. Mit einer solchen Argumentation übernehme man Mitverantwortung für die Exzesse in Rostock. Damit habe sich Geißler «meilenweit von den Grundüberzeugen der CDU Deutschlands entfernt».

es ist wendt natürlich nicht unerträglich, in einer partei mit oettinger und co. zu sein, aber wem erzähle ich das.

... link  

 
Geißler seinerseits (früher war der mal ein Feindbild) steigt täglich in meiner Achtung.

... link  

 
nicht in meiner.

naja, vielleicht geht der krenz egon noch zur csu, das wäre doch ausgleichende gerechtigkeit.

... link  

 
Was hast Du mit den Geißler für ein Problem?

... link  

 
er war einer von denen und ist es noch.

... link  

 
Das hätte er dann mit Lafontaine gemeinsam.

... link  

 
hmnja, bloss dass der geissler heiner bei der cdu den general gab, wie man ihn zu seiner zeit, den titel generalsekretär abkürzend, nannte. und als solcher lieferte er sehr gute arbeit ab, er spitzte zu wie nur einer und war dafür bekannt, nicht immer recht zu haben, aber stets recht zu behalten. oder anders, den politischen gegner aber schon sowas von unchristlich in die pfanne zu hauen. wie gesagt, er machte das gut und er wurde dafür bezahlt.

dass so einer auf einmal auf rente die rührung kriegt, erst den zerfall der politischen umgangsformen beklagt und dann nachschiebt, dass er ja zu seinem bedauern ja auch nicht immer so, wie er es von anderen neuerdings erwartet, man kann es weisheit des alters nennen, für mich ist der ein heuchler.

wenn nun geissler ein tartuffe ist, nein, ist er nicht, dafür ist er zu klug, aber fingiere das jetzt, was wäre dann der bogenpisser? ein precieux ridicule? dafür fehlt ihm das intellektuelle format. also, vergleiche hinkend ab, beide sind auf ihre art unvergleichlich.

richtig ist, wenn wir uns das anschauen, was uns in so fünfzehn bis zwanzig jahren regieren wird , wir solche leute vermissen werden.

... link  

 
Ich erinnere mich noch gut daran, wie er sich von der Polizei aus und in einen Hörsaal prügeln ließ. Aber seine Entwicklung seit über 10 Jahren geht durchaus in eine andere Richtung.

... link  


... comment