Montag, 21. Juli 2014
Hakan und die Huren
Der Jens hatte erzählt, dass unser Kollege Hakan in seinem Seminar einen Hörer hätte, der erzählt hatte, dass er die Dienstleistungen einer Sexarbeiterin in Anspruch nähme. Jens kritisierte nun, dass Hakan den Seminaristen dafür nicht angegangen ist. Das ging allerdings nicht in die Richtung, wie das nun anzugehen sei - ich finde diese Zero-Macho-Debatte aus Frankreich die Freier anzusprechen und bei denen Bewusstsein schaffen zu wollen sehr richtig - sondern eher darum, Hakan als Menschen fertig zu machen, so auf einer essentiellen Ebene "der ist damit selber Sexist."

Ich meinte dazu, es müsste erstmal abgeklärt werden, zu was für einer Hure er denn ginge, ob das eine Zwangsverschleppte, eine mit Zuhälter oder eine die das aus freien Stücken macht sei mache nunmal einen existenziellen Unterschied. Nein, erwiderte Jens, jeder Mann der für Sex zahle stehe auf der anderen Seite und sei ein Feind. Da erwiderte ich, dass ich zwar noch nie für Sex gezahlt habe, das aber so kategorisch auch nicht ausschließen könne, das jemals zu tun, da es nun mal meine zentrale Lebenserfahrung ist, dass Frauen mit mir keinen Sex wollen oder ich jedenfalls mit von mir begehrten Frauen keinen Sex bekommen kann und sich mir dann vielleicht mal die Frage stellt "lebenslanger Verzicht oder Notlösungen". Und vor dem Hintergrund hielte ich es für Hybris, einen solchen Mann zu verurteilen. Reden über sein Verhalten ja, aber ergebnisoffen. Jens starrte mich an, als ob ich drei Augen hätte. Solche Beziehungsmenschen wie er leben in einer anderen Welt als ich, zu der ich nur sehr bedingt Zugang habe. Die Welt spontaner sexueller Begegnungen, aber auch von jeglichem Sex außerhalb der geschlossenen Zweierkiste erscheint hier als ein "Außen".

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So einerseits finde ich diese feinziselierten abgestuften Unterscheidungen zwischen verschiedenen Gruppen von Huren und dem Umgang mit ihren Freiern sehr hilfreich und Deine Kontrahaltung gegen Schwarz-Weiß-Moralismus richtig, andererseits stört mich Deine Selbstverortung. Es ist immer das Gleiche: Ein aus Sicht aller die ihn kennen als hochattraktiv wahrgenommener Mann, der warumauchimmer keine abgekriegt hat stellt sich selber weböffentlich als kompletten sexuellen Loser dar, mit merkwürdigen Schlussfolgerungen. Was soll das?

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