Samstag, 6. Juni 2015
Stay tuned after all these years - ja, ich bin links!
che2001, 21:00h
Bin ich noch links? fragt Don und spielt diese Frage anhand von "Glaubenssätzen" linker Milieus durch.
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2507258/
Kann man machen, erscheint mir methodisch-systematisch allerdings etwas zweifelhaft. Dennoch steckt da viel Gutes drin, und so will ich den Ball denn aufnehmen.
Auch den Ball des Bersarin, der eine wie fast immer bei ihm hochinteressante eigene Diskussion damit aufmacht.
https://bersarin.wordpress.com/2015/06/05/die-letzte-schlacht-gewinnen-wir/#comment-8803
Tierschutz, Landwirtschaft - Vegetarier oder Veganer bin ich nicht, war ich nie, ich war immer Vertreter des Currywurst-Kommunismus. Allerdings bin ich auch nicht der Auffassung, das die eigene Ernährungsweise Flucht- und Angelpunkt eines anderen Umgangs mit der Natur und Nahrungsmittelressourcen sein muss. Das ist eine eher unpolitische, individuell-moralistische Haltung, wie sie allerdings äußerst typisch ist für VertreterInnen der bürgerlich sozialisierten linken Szene in Deutschland. Natürlich bin ich gegen Massentierhaltung und Billigfleisch und kaufe gern bei Ökobauern vor Ort, wobei deren Produkte bei uns ganz normal im Rewe-Markt angeboten werden. Geht doch!
Ansetzen müsste die Landwirtschaft allerdings ganz woanders. Im Weltmaßstab geht in dramatischem Umfang Boden verloren, seit der Mensch Landwirtschaft betreibt, er wird zur Zeit systematisch vernichtet, und hier hätte eine Agrarwende anzusetzen. Ich bin da für ganz radikale Lösungen: Verbot von Mineraldünger auch wenn dann die ganze Kaliindustrie dicht macht, Düngen nur noch mit Gülle, Jauche und Mist, keine Herbizide außer Fungiziden (OK, dann kommt der Jätroboter, ich will auch nicht zurück ins 19. Jahrhundert und will keine Biolandwirtschaft die ideologischen Steckenpferden folgt wie biologisch-dynamisch oder so), keine Insektizide außer Pyretrum, Vier-Felder-Wirtschaft. Das heißt dann, in den reichen Schwarzerdegebieten wird als Sommergetreide Mais angebaut, als Wintergetreide Weizen, im Folgejahr Gerste und Kartoffeln, im dritten Jahr Raps, im vierten Jahr Rinderweide, dann beginnt der Zyklus von neuem. Nach jeder Ernte wird der Boden durch Einpflügen einer Terra Preta aufgebessert, bestehend aus Komposthumus, Klärschlamm, Asche und ggf. Torf oder Kohle. Entsprechend schonender Anbau auf weniger begünstigten Böden mit weniger anspruchsvollen Pflanzen. Und bitte kein Soja als Schweine- oder Rinderfutter.
Bezüglich Gentech und Atomenergie bin ich etwa so drauf wie Jutta Dithfurth, also komplettamente dagegen, allerdings bin ich dafür, dass im Bereich Kernfusion weiter geforscht werden sollte.
Ich bin für ein garantiertes Mindesteinkommen, allerdings der Meinung, dass das Privateigentum an Produktionsmitteln generell abgeschafft gehört, in the long run ist also meine Forderung immer noch: make capitalism history! Unter Vergesellschaftung des Kreditwesens, der Großindustrie und des gesamten Rohstoff- und Energiebereichs mache ich es jedenfalls nicht.
Nun bin ich selber Unternehmer, aber nicht, weil ich das kapitalistische System toll finde, sondern weil mir nach der Entlassung aus einem Angestelltenverhältnis nichts Anderes übrig blieb. Auch davor war mein Verhältnis zur Berufswelt immer so, dass ich mich als eine Art Agent in einer eigentlich feindlichen Umgebung wahrnehme.
Sozialismus ist für mich nicht etwas Gescheitertes aus der Vergangenheit, sondern eine Option in einer Zukunft, die noch gar nicht begonnen hat. Der Staatsozialismus des Sowjetsystems ist nur eine Form des knutogermanischen Imperiums gewesen, ein Kapitalismus, der sich dem Privatkapitalismus als unterlegen bewiesen hat. Volkseigentum ist auch kein Staatseigentum, der Staat ist keineswegs die Gesellschaft.
Zum Thema Feminismus/Geschlechterdemokratie/Genderpolitik: Ich halte diesen Bereich für wichtig und für untrennbar mit allen linken Thematiken verbunden. Der Grundwiderspruch der der kapitalistischen Gesellschaft zugrundeliegt ist die Eigentumsfrage, und deren Basis bildet das Patriarchat. Das Privateigentum an Produktionsmitteln begann historisch mit der Verfügbarkeit der weiblichen Reproduktion und Arbeitskraft für den Mann. Ohne Überwindung patriarchaler Strukturen gibt es keinen Fortschritt. Dabei bin ich allerdings nicht der Auffassung, dass die lautstärkeren Fraktionen des aktuellen Blogfeminismus den tatsächlichen Stand feministischer Theorie und Praxis irgendwie repräsentativ abbilden. Letztere wurde bis 2008 in dieser Zeitschrift vorgestellt und diskutiert.
http://www.vsp-vernetzt.de/soz-0805/0805211.php
Ansonsten gibt es in Frauenhäusern, Beratungsstellen, Frauenbuchläden und -Cafés, Betriebsräten und Arbeitsgruppen, endlich in Form von Streetworkerinnen z.B. in der Rotlichtszene genug tolle engagierte Frauen, die großartige Arbeit machen - das hat aber mit dem *_Sprachneuerfindungsfeminismus der Bloggerinnenszene wenig bis gar nichts zu tun. In meine eigenen Seminare gehen viele IG-Metallerinnen, einige von denen verstehen sich durchaus als Feministinnen. Die arbeiten in der Fabrik am Band im Akkord, und zentrale Forderungen für die sind Unisex-Tarife - gleicher Lohn für gleiche Arbeit - und Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Sie kritisieren an akademischen Feministinnen, dass diese sich für die Forderung "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" in der Industrie nicht interessieren und halten den aklademischen Feminismus für eine Art Hobby höherer Töchter, die ihre Klassenprivilegien wahren. Die Mädchenmannschaft wurde in diesem Kontext als "Krempel" bezeichnet.
Denke ich an radikale oder militante Feministinnen, so fallen mir da Frauen ein, die nachts in finsteren Parks Patroullie gehen oder Vergewaltigern, Busengrabschern oder penetranten Frauennachsteigern Hausbesuche abstatten, bei denen schon mal Möbel geradegerückt oder Fressen poliert werden. Die Aufschreibetroffenheitselsen bestimmter Blogs könnte ich mir da schwerlich vorstellen; ich sehe auch keinen Grund, warum eine Bloggerin, die ihre eigenen schweren psychischen Probleme ins Web hinausgebrüllt hat als fundierte Feministin von Bedeutung sein sollte. Da erscheinen mir etwa Nullzeitgenerator oder Netbitch als die glaubwürdigeren und reiferen Feministinnen.
Zum Thema Flucht, Asyl, Migration: Da bin ich seit den frühen Achtzigern engagiert, ich habe mit Flüchtlingen aus dem Sudan in Ägypten im Eisenbahnzug gesessen, in Assuan ein Slum von innen gesehen, wo die Bevölkerung zu einem Drittel aus Geflüchteten besteht, und was Festung Europa angeht ist die Forderung "Fähren statt Frontex" die Meinige, sehe darin sogar eine Lösung der aktuellen demographischen Probleme, weiß aber nicht, wie das mit dem tumben Denken der deutschen Mehrheitsbevölkerung zu stemmen ist.
Ich komme zurück zum Ausgangspunkt: Die Frage "Bin ich noch links?" an einen Katalog eigener Verhaltensweisen und Ansichten zu koppeln, die als "linke Glaubenssätze" angesehen werden ist bestimmt nicht falsch, greift analytisch aber etwas kurz. Denn dann ist links ja immer das, was von der Mehrheit der linken Szene oder eines links orientierten Milieus für gut befunden wird. Da lauert eine Identitätsfalle, die richtig zuschnappt, wenn mensch z.B. mit Autonomen oder Antifas redet: "Ich kenne den Sven-Justin, der ist mit Irene befreundet, und wir alle sind zusammen mit dem Powerteam auf Demo XX gewesen und haben da Farbeutel geworfen, also sind wir schon ziemlich hardcore" oder "Im Tränengasnebel fühlen wir uns nunmal am autonomsten", bis hin zu einer früheren Position des ARAB (Antirassismusbüro Bremen) "Wer nicht kommt ist nicht dabei". Hierbei werden also persönliche Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene und persönlich begangene Taten als Indikator für Linkssein genommen.
Die Gegenposition ist dann die mit dem Bewusstsein. Demzufolge ist eine Person ein/e Linke/r, wenn diese Person die Kritik der Politischen Ökonomie, die Grundrisse, das Kommunistische Manifest, vielleicht auch noch Bakunin und Kropotkin oder Horkdorno und Bourdieu gelesen hat und daraus das eigene Politikverständnis und die eigene Kritik ableitet, vielleicht noch Zeitschriften wie Prokla, Materialien für einen Neuen Antiimperialismus und Wildcat liest. Solche Leute sind für gar nicht Wenige aus meinem Theorieumfeld Linke, während solche, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, fortschrittlich, engagiert oder gesellschaftskritisch sind, aber eben nicht links. Etwas sehr kopflastig und elitär, dieses Konzept, aber von allen dreien - der Orientierung am Wertekanon, der Szenezugehörigkeit und eben der inhaltlichen Positionierung im Sinne eines Theorieansatzes und der innerhalb dieses Ansatzes gefestigten Persönlichkeit - am Kohärentesten. Vielleicht liegt die Wahrheit auch irgendwo dazwischen.
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2507258/
Kann man machen, erscheint mir methodisch-systematisch allerdings etwas zweifelhaft. Dennoch steckt da viel Gutes drin, und so will ich den Ball denn aufnehmen.
Auch den Ball des Bersarin, der eine wie fast immer bei ihm hochinteressante eigene Diskussion damit aufmacht.
https://bersarin.wordpress.com/2015/06/05/die-letzte-schlacht-gewinnen-wir/#comment-8803
Tierschutz, Landwirtschaft - Vegetarier oder Veganer bin ich nicht, war ich nie, ich war immer Vertreter des Currywurst-Kommunismus. Allerdings bin ich auch nicht der Auffassung, das die eigene Ernährungsweise Flucht- und Angelpunkt eines anderen Umgangs mit der Natur und Nahrungsmittelressourcen sein muss. Das ist eine eher unpolitische, individuell-moralistische Haltung, wie sie allerdings äußerst typisch ist für VertreterInnen der bürgerlich sozialisierten linken Szene in Deutschland. Natürlich bin ich gegen Massentierhaltung und Billigfleisch und kaufe gern bei Ökobauern vor Ort, wobei deren Produkte bei uns ganz normal im Rewe-Markt angeboten werden. Geht doch!
Ansetzen müsste die Landwirtschaft allerdings ganz woanders. Im Weltmaßstab geht in dramatischem Umfang Boden verloren, seit der Mensch Landwirtschaft betreibt, er wird zur Zeit systematisch vernichtet, und hier hätte eine Agrarwende anzusetzen. Ich bin da für ganz radikale Lösungen: Verbot von Mineraldünger auch wenn dann die ganze Kaliindustrie dicht macht, Düngen nur noch mit Gülle, Jauche und Mist, keine Herbizide außer Fungiziden (OK, dann kommt der Jätroboter, ich will auch nicht zurück ins 19. Jahrhundert und will keine Biolandwirtschaft die ideologischen Steckenpferden folgt wie biologisch-dynamisch oder so), keine Insektizide außer Pyretrum, Vier-Felder-Wirtschaft. Das heißt dann, in den reichen Schwarzerdegebieten wird als Sommergetreide Mais angebaut, als Wintergetreide Weizen, im Folgejahr Gerste und Kartoffeln, im dritten Jahr Raps, im vierten Jahr Rinderweide, dann beginnt der Zyklus von neuem. Nach jeder Ernte wird der Boden durch Einpflügen einer Terra Preta aufgebessert, bestehend aus Komposthumus, Klärschlamm, Asche und ggf. Torf oder Kohle. Entsprechend schonender Anbau auf weniger begünstigten Böden mit weniger anspruchsvollen Pflanzen. Und bitte kein Soja als Schweine- oder Rinderfutter.
Bezüglich Gentech und Atomenergie bin ich etwa so drauf wie Jutta Dithfurth, also komplettamente dagegen, allerdings bin ich dafür, dass im Bereich Kernfusion weiter geforscht werden sollte.
Ich bin für ein garantiertes Mindesteinkommen, allerdings der Meinung, dass das Privateigentum an Produktionsmitteln generell abgeschafft gehört, in the long run ist also meine Forderung immer noch: make capitalism history! Unter Vergesellschaftung des Kreditwesens, der Großindustrie und des gesamten Rohstoff- und Energiebereichs mache ich es jedenfalls nicht.
Nun bin ich selber Unternehmer, aber nicht, weil ich das kapitalistische System toll finde, sondern weil mir nach der Entlassung aus einem Angestelltenverhältnis nichts Anderes übrig blieb. Auch davor war mein Verhältnis zur Berufswelt immer so, dass ich mich als eine Art Agent in einer eigentlich feindlichen Umgebung wahrnehme.
Sozialismus ist für mich nicht etwas Gescheitertes aus der Vergangenheit, sondern eine Option in einer Zukunft, die noch gar nicht begonnen hat. Der Staatsozialismus des Sowjetsystems ist nur eine Form des knutogermanischen Imperiums gewesen, ein Kapitalismus, der sich dem Privatkapitalismus als unterlegen bewiesen hat. Volkseigentum ist auch kein Staatseigentum, der Staat ist keineswegs die Gesellschaft.
Zum Thema Feminismus/Geschlechterdemokratie/Genderpolitik: Ich halte diesen Bereich für wichtig und für untrennbar mit allen linken Thematiken verbunden. Der Grundwiderspruch der der kapitalistischen Gesellschaft zugrundeliegt ist die Eigentumsfrage, und deren Basis bildet das Patriarchat. Das Privateigentum an Produktionsmitteln begann historisch mit der Verfügbarkeit der weiblichen Reproduktion und Arbeitskraft für den Mann. Ohne Überwindung patriarchaler Strukturen gibt es keinen Fortschritt. Dabei bin ich allerdings nicht der Auffassung, dass die lautstärkeren Fraktionen des aktuellen Blogfeminismus den tatsächlichen Stand feministischer Theorie und Praxis irgendwie repräsentativ abbilden. Letztere wurde bis 2008 in dieser Zeitschrift vorgestellt und diskutiert.
http://www.vsp-vernetzt.de/soz-0805/0805211.php
Ansonsten gibt es in Frauenhäusern, Beratungsstellen, Frauenbuchläden und -Cafés, Betriebsräten und Arbeitsgruppen, endlich in Form von Streetworkerinnen z.B. in der Rotlichtszene genug tolle engagierte Frauen, die großartige Arbeit machen - das hat aber mit dem *_Sprachneuerfindungsfeminismus der Bloggerinnenszene wenig bis gar nichts zu tun. In meine eigenen Seminare gehen viele IG-Metallerinnen, einige von denen verstehen sich durchaus als Feministinnen. Die arbeiten in der Fabrik am Band im Akkord, und zentrale Forderungen für die sind Unisex-Tarife - gleicher Lohn für gleiche Arbeit - und Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Sie kritisieren an akademischen Feministinnen, dass diese sich für die Forderung "gleicher Lohn für gleiche Arbeit" in der Industrie nicht interessieren und halten den aklademischen Feminismus für eine Art Hobby höherer Töchter, die ihre Klassenprivilegien wahren. Die Mädchenmannschaft wurde in diesem Kontext als "Krempel" bezeichnet.
Denke ich an radikale oder militante Feministinnen, so fallen mir da Frauen ein, die nachts in finsteren Parks Patroullie gehen oder Vergewaltigern, Busengrabschern oder penetranten Frauennachsteigern Hausbesuche abstatten, bei denen schon mal Möbel geradegerückt oder Fressen poliert werden. Die Aufschreibetroffenheitselsen bestimmter Blogs könnte ich mir da schwerlich vorstellen; ich sehe auch keinen Grund, warum eine Bloggerin, die ihre eigenen schweren psychischen Probleme ins Web hinausgebrüllt hat als fundierte Feministin von Bedeutung sein sollte. Da erscheinen mir etwa Nullzeitgenerator oder Netbitch als die glaubwürdigeren und reiferen Feministinnen.
Zum Thema Flucht, Asyl, Migration: Da bin ich seit den frühen Achtzigern engagiert, ich habe mit Flüchtlingen aus dem Sudan in Ägypten im Eisenbahnzug gesessen, in Assuan ein Slum von innen gesehen, wo die Bevölkerung zu einem Drittel aus Geflüchteten besteht, und was Festung Europa angeht ist die Forderung "Fähren statt Frontex" die Meinige, sehe darin sogar eine Lösung der aktuellen demographischen Probleme, weiß aber nicht, wie das mit dem tumben Denken der deutschen Mehrheitsbevölkerung zu stemmen ist.
Ich komme zurück zum Ausgangspunkt: Die Frage "Bin ich noch links?" an einen Katalog eigener Verhaltensweisen und Ansichten zu koppeln, die als "linke Glaubenssätze" angesehen werden ist bestimmt nicht falsch, greift analytisch aber etwas kurz. Denn dann ist links ja immer das, was von der Mehrheit der linken Szene oder eines links orientierten Milieus für gut befunden wird. Da lauert eine Identitätsfalle, die richtig zuschnappt, wenn mensch z.B. mit Autonomen oder Antifas redet: "Ich kenne den Sven-Justin, der ist mit Irene befreundet, und wir alle sind zusammen mit dem Powerteam auf Demo XX gewesen und haben da Farbeutel geworfen, also sind wir schon ziemlich hardcore" oder "Im Tränengasnebel fühlen wir uns nunmal am autonomsten", bis hin zu einer früheren Position des ARAB (Antirassismusbüro Bremen) "Wer nicht kommt ist nicht dabei". Hierbei werden also persönliche Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene und persönlich begangene Taten als Indikator für Linkssein genommen.
Die Gegenposition ist dann die mit dem Bewusstsein. Demzufolge ist eine Person ein/e Linke/r, wenn diese Person die Kritik der Politischen Ökonomie, die Grundrisse, das Kommunistische Manifest, vielleicht auch noch Bakunin und Kropotkin oder Horkdorno und Bourdieu gelesen hat und daraus das eigene Politikverständnis und die eigene Kritik ableitet, vielleicht noch Zeitschriften wie Prokla, Materialien für einen Neuen Antiimperialismus und Wildcat liest. Solche Leute sind für gar nicht Wenige aus meinem Theorieumfeld Linke, während solche, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, fortschrittlich, engagiert oder gesellschaftskritisch sind, aber eben nicht links. Etwas sehr kopflastig und elitär, dieses Konzept, aber von allen dreien - der Orientierung am Wertekanon, der Szenezugehörigkeit und eben der inhaltlichen Positionierung im Sinne eines Theorieansatzes und der innerhalb dieses Ansatzes gefestigten Persönlichkeit - am Kohärentesten. Vielleicht liegt die Wahrheit auch irgendwo dazwischen.
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dlog,
Montag, 8. Juni 2015, 14:55
Natuerlich muss die eigene Ernaehrungsweise nicht das A und O eines anderen Umgangs mit der Natur und ihren Ressourcen sein. Von wegen im Bioladen einkaufen und zum Ausgleich ein SUV und Urlaub per Langstreckenflug ins exotische Ausland, waehrend Fluechtlinge im Mittelmeer ersaufen, denen es egal ist, ob sie ihren Hunger mit Quinoa oder Currywurst stillen. Das ist bigott. Ganz zu schweigen von dem esoterischen Mief, der in der Szene herumwabert und teilweise schon gefaehrlich nach brauner Scheisse riecht.
Eine vegetarische Ernaehrung halte ich aber trotzdem fuer einen guten Ansatz. (Die Gruende dafuer fuehre ich jetzt nicht an, die sprechen naemlich fuer sich. An eine Vier-Felder-Wirtschaft ist bei der Aufzucht von Schlachtrindern in Suedamerika jedenfalls nicht zu denken). Natuerlich nicht auf der hedonistischen Ebene oder indem massenhaft Veggie-Kochbuecher mit Schicki-Micki-Rezepten auf den Markt geworfen werden. Nein, man kann die Sache auch nuechtern angehen, ganz praktisch, im Alltag. Ohne Gurus und ohne Gerichte mit exotischen Zutaten. Und ohne moralistischen Zeigefinger.
Eine vegetarische Ernaehrung halte ich aber trotzdem fuer einen guten Ansatz. (Die Gruende dafuer fuehre ich jetzt nicht an, die sprechen naemlich fuer sich. An eine Vier-Felder-Wirtschaft ist bei der Aufzucht von Schlachtrindern in Suedamerika jedenfalls nicht zu denken). Natuerlich nicht auf der hedonistischen Ebene oder indem massenhaft Veggie-Kochbuecher mit Schicki-Micki-Rezepten auf den Markt geworfen werden. Nein, man kann die Sache auch nuechtern angehen, ganz praktisch, im Alltag. Ohne Gurus und ohne Gerichte mit exotischen Zutaten. Und ohne moralistischen Zeigefinger.
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willy56,
Montag, 8. Juni 2015, 18:14
Du hast ja richtig Ahnung von der Gärtnerei, respekt. Mal eine kleine Anmerkung: " Ich bin da für ganz radikale Lösungen: Verbot von Mineraldünger auch wenn dann die ganze Kaliindustrie dicht macht" Was wird mit den Angestellten? Die werden sich mit Händen und Füßen gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze wehren, da müsste man sich schon was einfallen lassen (gilt so auch für andere Industrien, Waffen z.B.).
Morgen vielleicht mehr dazu.
Morgen vielleicht mehr dazu.
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h.z.,
Montag, 8. Juni 2015, 19:47
"was wird mit den Angestellten?" - das nenne ich eine brauchbare Qualität der Fragestellung. "Linke" Haltung sollte sich mE zunächst dadurch auszeichnen, dass zu Ende gedacht und schlüssig argumentiert wird. Aber ich weiß schon, richtig liegen und sich durchsetzen sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe.
(um nicht missverstanden zu werden: gegen solche Gedankenspielereien, wie hier und bei donalphons habe ich rein gar nichts einzuwenden)
(um nicht missverstanden zu werden: gegen solche Gedankenspielereien, wie hier und bei donalphons habe ich rein gar nichts einzuwenden)
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ziggev logged in,
Montag, 8. Juni 2015, 20:19
huch, war ich denn überhaupt mal links?
Gentech/Atom (Trassen): 1. Gentech: radikal dagegen sein, heißt möglicherweise, Mutter Natur ins Handwerk zu pfuschen. Die effektivste Gentechnikerin war bisher ja die Evolution. Stichwort Gentransfer. Genau der Gentransfer, den die Gentechnikgegner so fürchten, ist eben ein ganz natürlicher Vorgang.
Dies soll natürlich in keiner Weise als Rechtfertigung dienen: Die Folgen von Gentechnik liefen ja schließlich ach so "natürlich" ab, wie also könnte jemand dagegen sein ? So nicht. Irgendwie "Naturideologie" - oder wie der betreffende Ausdruck im "Soziolekt" ausbuchstabiert wird.
Eine umgekehrte "Natürlichkeitsideologie" sollte aber m.E. ebenfalls überprüft werden: Gentech sei "unnatürlich" - und somit abzulehnen.
Wir Menschen sind ja immerhin endosymbiontische Wesen, will heißen: irgendwann, zu Zeiten der Evolution der Einzeller, verleibte sich die eine Zelle eine andere ein und profitierte von deren Stoffechselprodukten. Wir haben nicht nur bakterielle Symbionten im Darmtrakt, sondern in jeder Zelle, die Mitochondrien, die "Kraftwerkzellen" des Körpers, waren einst fremde wesen, die unsere Zellen (oder deren Uurur...-Ahnen) einfach mal eben aufgegessen haben ! Wovor heutige Gentechniker erbleichen müssten.
2. Atom: Anti-Atom war berechtigt - nicht nur wegen der offensichtlichen Korruption (ist nun ja alles bestätigt - siehe Gorleben) - sondern auch und vor allem, weil keine Rechnung im Sinne eines kalkulierten Risikos aufgemacht wurde.
Wenn - grob geschätzt - der Preis für das Misslingen eines Unternehmens (das Misslingen wäre der GAU), oder anders gesagt, die Kosten gegen unendlich gehen (Tschernobyl, Fukushima: über das "gegen unendlich" - so kätzerisch es klingt - kann man tatsächlich reden !), dann bedeutet, nicht in diesem Fall die Nutzung der Kernenergie als zeitlich begrenzt von vorneherein zu planen, nichts anderes als einen selbstmörderischen Fatalismus: Der Untergang wird sowieso kommen, früher oder später werden uns halt die Atomkraftwerke um die Ohren fliegen.
Jener tanathos-getriebene Atom-Optimusmus fand seinen spielgelverkehrten Gegener: den Atom-Pessimusmus. Eine rationale Erwägung hätte ergeben können, dass ein unwägbares Risiko (Preis bzw. Kosten, GAU) durch eine zumindest zeitliche Begrenzung in ein verhältnismäßig wägbares umgewandelt hätte werden können.
Dann trat das Erwartbare ein (es ist nur einer Frage der Zeit gewesen): Fukushima. Darauf folgend der Totalausstieg (in Deutschland).
3. Und jetzt das dazugehörige Thema: Strom-Trassen:
Seit den Preissteigerungen in c.a. 2007 spätestens ist in Diskussion, inwiefern die Strompreise durch etwaige Monopole Stromproduzenten/Stromlieferanten mitbedingt sind.
Damit also die Strompreise mit dem Atom-Ausstieg nicht zu sehr steigen, ist zuallererst die Frage zu stellen, wie es mit der Stromversorgung aussehen soll.
Stattdessen wird die Trassenfrage zu einer "not in my backyard"-Frage umgelabelt oder irgendwie "links". Stattdessen:
Atomausstieg? Ja. - Wird das teuer? - Muss nicht, zuvor müssen wir der Stromnetz-Frage, die der Versorgung klären.
Der Atom-Einstieg wie der Atom-Ausstieg liefen bzw. laufen unter klarerweise irrationalen Vorzeichen ab.
Dies soll natürlich in keiner Weise als Rechtfertigung dienen: Die Folgen von Gentechnik liefen ja schließlich ach so "natürlich" ab, wie also könnte jemand dagegen sein ? So nicht. Irgendwie "Naturideologie" - oder wie der betreffende Ausdruck im "Soziolekt" ausbuchstabiert wird.
Eine umgekehrte "Natürlichkeitsideologie" sollte aber m.E. ebenfalls überprüft werden: Gentech sei "unnatürlich" - und somit abzulehnen.
Wir Menschen sind ja immerhin endosymbiontische Wesen, will heißen: irgendwann, zu Zeiten der Evolution der Einzeller, verleibte sich die eine Zelle eine andere ein und profitierte von deren Stoffechselprodukten. Wir haben nicht nur bakterielle Symbionten im Darmtrakt, sondern in jeder Zelle, die Mitochondrien, die "Kraftwerkzellen" des Körpers, waren einst fremde wesen, die unsere Zellen (oder deren Uurur...-Ahnen) einfach mal eben aufgegessen haben ! Wovor heutige Gentechniker erbleichen müssten.
2. Atom: Anti-Atom war berechtigt - nicht nur wegen der offensichtlichen Korruption (ist nun ja alles bestätigt - siehe Gorleben) - sondern auch und vor allem, weil keine Rechnung im Sinne eines kalkulierten Risikos aufgemacht wurde.
Wenn - grob geschätzt - der Preis für das Misslingen eines Unternehmens (das Misslingen wäre der GAU), oder anders gesagt, die Kosten gegen unendlich gehen (Tschernobyl, Fukushima: über das "gegen unendlich" - so kätzerisch es klingt - kann man tatsächlich reden !), dann bedeutet, nicht in diesem Fall die Nutzung der Kernenergie als zeitlich begrenzt von vorneherein zu planen, nichts anderes als einen selbstmörderischen Fatalismus: Der Untergang wird sowieso kommen, früher oder später werden uns halt die Atomkraftwerke um die Ohren fliegen.
Jener tanathos-getriebene Atom-Optimusmus fand seinen spielgelverkehrten Gegener: den Atom-Pessimusmus. Eine rationale Erwägung hätte ergeben können, dass ein unwägbares Risiko (Preis bzw. Kosten, GAU) durch eine zumindest zeitliche Begrenzung in ein verhältnismäßig wägbares umgewandelt hätte werden können.
Dann trat das Erwartbare ein (es ist nur einer Frage der Zeit gewesen): Fukushima. Darauf folgend der Totalausstieg (in Deutschland).
3. Und jetzt das dazugehörige Thema: Strom-Trassen:
Seit den Preissteigerungen in c.a. 2007 spätestens ist in Diskussion, inwiefern die Strompreise durch etwaige Monopole Stromproduzenten/Stromlieferanten mitbedingt sind.
Damit also die Strompreise mit dem Atom-Ausstieg nicht zu sehr steigen, ist zuallererst die Frage zu stellen, wie es mit der Stromversorgung aussehen soll.
Stattdessen wird die Trassenfrage zu einer "not in my backyard"-Frage umgelabelt oder irgendwie "links". Stattdessen:
Atomausstieg? Ja. - Wird das teuer? - Muss nicht, zuvor müssen wir der Stromnetz-Frage, die der Versorgung klären.
Der Atom-Einstieg wie der Atom-Ausstieg liefen bzw. laufen unter klarerweise irrationalen Vorzeichen ab.
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mslucy,
Montag, 8. Juni 2015, 19:49
Ça ira
Was an diesem blasierten Don links sein soll, der den Frankfurter Pfarrer und Marxisten HC Stoodt wider besseres Wissen öffentlich bezichtigt eine Morddrohung ausgesprochen zu haben, nur weil dieser das französiches Revolutionslied "Ça ira" im Zusammenhang mit der unmöglichen Rönne zitiert, fragen sich allerdings auch viele Menschen aus den autonomen Zusammenhängen in denen ich unterwegs bin.
http://blogs.faz.net/deus/2015/05/30/ein-tag-von-der-empoerung-der-ard-redakteurin-zur-morddrohung-der-antifa-2612/
http://blogs.faz.net/deus/2015/05/30/ein-tag-von-der-empoerung-der-ard-redakteurin-zur-morddrohung-der-antifa-2612/
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che2001,
Dienstag, 9. Juni 2015, 02:07
Don labelt sich in einem Umfeld links, in dem die CSU Normalzustand und das Verheiraten mit passenden PartnerInnen aus Karrieregründen ebenfalls Normalzustand ist. In diesem Kontext wären das, was in meinem Umfeld als akademischer Mittelstand gilt - grün wählend, vegetarisch, Anti-AKW, blasiert-ständisch, was die Abgrenzung zu Malochers, Punks und andererseits Sportwagenfahrern angeht - linksaußen und eine linksradikale, autonome und antiimperialistische Szene, in der z.B. Bleiberechtsheiraten stattfinden, Flüchtlinge versteckt werden, Essensgutscheine gegen Geld getauscht werden, Leute sich zum bewaffneten Kampf für Rojava melden usw., für mich der Normalzustand gar nicht mehr darstellbar. Ich habe sowohl mit Don als auch mit Momo, beides mal Freunde das Problem, dass da die früher mal vorhandene gemeinsame Basis sehr reduziert wurde.
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futuretwin,
Dienstag, 9. Juni 2015, 14:57
Ca ira
Hab mir diese Story jetzt mal draufgeschafft, die so im Schweif des Artikels Ronja von Rönnes zu verorten ist.
Die Denunziationskultur weiter Teiler des Netzfeminismus geht mir auch mittlerweile auf den Zeiger, aber Morddrohung ist ja nun mal Bullshit.
Das unterscheidet schliesslich den Links- vom Rechtsextrimismus, selbst wenn mensch da mal völlig wertfrei drangeht:
Bei den Rechten gibt es wirklich welche die irre genug sind, Mordaufrufe in die Tat umzusetzen, bei den Linken nicht (mehr).
Von No-Go-Areas für Adelige hab ich noch nichts gehört. ;-)
Die Denunziationskultur weiter Teiler des Netzfeminismus geht mir auch mittlerweile auf den Zeiger, aber Morddrohung ist ja nun mal Bullshit.
Das unterscheidet schliesslich den Links- vom Rechtsextrimismus, selbst wenn mensch da mal völlig wertfrei drangeht:
Bei den Rechten gibt es wirklich welche die irre genug sind, Mordaufrufe in die Tat umzusetzen, bei den Linken nicht (mehr).
Von No-Go-Areas für Adelige hab ich noch nichts gehört. ;-)
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che2001,
Dienstag, 9. Juni 2015, 17:03
Dieser Schweif ist so lang, dass der ursprüngliche Kontext eigentlich verlorengegangen ist.
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che2001,
Dienstag, 9. Juni 2015, 18:27
Und wenn Platzhirsche des Maskulinismus wie Martenstein in der Diskussion auftauchen ist bereits jede vernünftige Auseinandersetzung verloren, unabhängig davon, was mensch vom Netzfeminismus halten mag.
Ergänzung hierzu, übrigens, wobei mir Schirrmacher bislang immer eher als Vorarbeiter der Neuen Rechten erschien: https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2014/august/von-habermas-zu-schirrmacher
Ergänzung hierzu, übrigens, wobei mir Schirrmacher bislang immer eher als Vorarbeiter der Neuen Rechten erschien: https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2014/august/von-habermas-zu-schirrmacher
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che2001,
Dienstag, 9. Juni 2015, 18:32
@Willy: "Du hast ja richtig Ahnung von der Gärtnerei, respekt." ------ Abgesehen vom Vorhandenseins eines Gartens, der schon als Park durchginge sagte ich ja schon, dass die Historische Anthropologie Geschichtsforschung im Sinne Historischer Sozialwissenschaft mit diversen Hilfsdisziplinen zusammenbringt wie Archäologie, Botanik, Genetik, Dendrochronologie, Geologie und Bodenkunde.
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ziggev logged in,
Dienstag, 9. Juni 2015, 22:54
Che,
", ... sagte ich ja schon, dass die Historische Anthropologie Geschichtsforschung im Sinne Historischer Sozialwissenschaft mit diversen Hilfsdisziplinen zusammenbringt wie Archäologie, Botanik, Genetik, Dendrochronologie, Geologie und Bodenkunde."
ich erlaube mir, das (auch) als Kommentar zu mir im anderen thread zu lesen. Denn Du sprichst hier aus, weshalb einiges dortigens mich etwas irritierte, - wo Du Dich als Wissenschaftshistoriker bezeichnetest. Die Wissenschaften, deren Geschichten - aus meiner Sicht - untersucht werden sollten, gelten dem Zitierten zufolge als 'Hilfswissenschaften': "Archäologie, Botanik, Genetik, Dendrochronologie, Geologie und Bodenkunde."
Du wärest also auch Wissenschaftshistoriker. Dir ist vielleicht auch durch mein Ungenügen nicht klar geworden, dass mich die Aufstellung der Historischen Anthropologie und - Sozialwissenschaft weniger interessiert, obgleich - google hilft - ich deren Konzepte für alles andere als vernachlässigbar halte. Du scheinst immer nur diese Wissenschaftskonzeptionen jener Wissenschaftszweige immer weiter unter die Leute bringen zu wollen, was ja auch verstehbar, nachvollziehbar und ehrenwert ist.
Aber damit, all jene "Hilfswissenschaften" lediglich als ebensolche zu betrachten, habe ich so meine Probleme. Denn ich sehe die Hilfswissenschaften als Helfer für eine ganz andere Disziplin: ist das denn so esoterisch? - Der Erkenntnistheorie!
Der Erkenntnistheoretiker schreckt etwas vorsichtig davor zurück, jene Wissenschaften, die überhaupt erst das liefern, was ihm mit fug und recht erst 'Erkenntnis' genannt werden darf, und die er deshalb als Wissenschaftshistoriker möglicherweise untersucht, als "Hilfswissenschaften" zu bezeichnen.
Wissenschaftsgeschichte würde dann dem Zwecke dienen, herauszufinden, wie denn überhaupt wissenschaftliche Erkenntnisse zustande kommen. Und hier interessiert natürlich niemanden, welche philosophische Stellungnahme dadurch bestätigt werden könnte, ... deseR Forschung geht nicht ein 'Kritischer Rationalist' á la Popper nach, nein, das tun nur reine Empiriker.
- Nein, die Idee ist anders herumgedacht. Wir wissen, dass wir wissen. Wenn wir herausfinden, wie dieses Wissen entstand, können wir vielleicht den Wissensbegriff entscheidend aufmotzen. So, dass dies vielleicht selbst für grundsätzliche epistemologische Fragen von Bedeutung wäre. Erst dann wären wir im Bereich der Philosophie angelangt.
Diese Frage zu untersuchen ist vielleicht weniger trivial, als man zuerst denkt. Ich möchte auf den Einstein-Kult (irgendwie kindlich-neugierig bleiben) oder die Annahme, dass wissenschaftliche Durchbrüche auf "Erleuchtungserlebnisse" oder derartiges zurückzuführen sind, verweisen, sehr populär all sowas.
Mir - einigermaßen! - präsent ist die 'Entdeckung' des Harstoffzyklus (Kopie des Forschungsberichts jetzt nicht gefunden). Anhand des Labor-Logbuchs sei recht plasibel nachfollziehbar, wie der Hypothesenprozess abgelaufen sei. So dass sogar hypothesenbildende Computerprogramme entwickelt wurden (Graßhoff). Epistemologische Fragen, wem sag ich´s, sind natürlich philosophischer Natur. Und es ist immer gefordert, sie womöglich anders zu stellen. - Die Wissenschaftsgeschichte ihrerseits würde solche Fragestellungen dann aber im geschichtlichen Prozess auffassen und Antworten suchen. Wenn ich weiß, wie Wissen entsteht, komme ich vielleicht der Frage näher, was Wissen ist, was ich wissen kann. very simpel.
Desh. sollten wir, meine ich, deutlich unterscheiden zw. Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssoziologie, welche letztere das eigentliche Feld ist, das Du IMHO bearbeitest.
B. Latour folgt diesem Aufruf: Gehe zu den Wissenschaftlern, wenn Du wissen willst, was wissen ist! - Und arbeitet dann selbst als gewissermaßen "Anthropologe". Er endet bei einer Kontruktivismus-Version (Denselben lachend ablehnend). - Aber wir haben es wenigstens mit einer m.E. - Empirie kommt vor Philosophie (dann also Ideologie) - philosophisch-erkenntnistheoretisch ernstzunehmenden Sache zu tun.
ich erlaube mir, das (auch) als Kommentar zu mir im anderen thread zu lesen. Denn Du sprichst hier aus, weshalb einiges dortigens mich etwas irritierte, - wo Du Dich als Wissenschaftshistoriker bezeichnetest. Die Wissenschaften, deren Geschichten - aus meiner Sicht - untersucht werden sollten, gelten dem Zitierten zufolge als 'Hilfswissenschaften': "Archäologie, Botanik, Genetik, Dendrochronologie, Geologie und Bodenkunde."
Du wärest also auch Wissenschaftshistoriker. Dir ist vielleicht auch durch mein Ungenügen nicht klar geworden, dass mich die Aufstellung der Historischen Anthropologie und - Sozialwissenschaft weniger interessiert, obgleich - google hilft - ich deren Konzepte für alles andere als vernachlässigbar halte. Du scheinst immer nur diese Wissenschaftskonzeptionen jener Wissenschaftszweige immer weiter unter die Leute bringen zu wollen, was ja auch verstehbar, nachvollziehbar und ehrenwert ist.
Aber damit, all jene "Hilfswissenschaften" lediglich als ebensolche zu betrachten, habe ich so meine Probleme. Denn ich sehe die Hilfswissenschaften als Helfer für eine ganz andere Disziplin: ist das denn so esoterisch? - Der Erkenntnistheorie!
Der Erkenntnistheoretiker schreckt etwas vorsichtig davor zurück, jene Wissenschaften, die überhaupt erst das liefern, was ihm mit fug und recht erst 'Erkenntnis' genannt werden darf, und die er deshalb als Wissenschaftshistoriker möglicherweise untersucht, als "Hilfswissenschaften" zu bezeichnen.
Wissenschaftsgeschichte würde dann dem Zwecke dienen, herauszufinden, wie denn überhaupt wissenschaftliche Erkenntnisse zustande kommen. Und hier interessiert natürlich niemanden, welche philosophische Stellungnahme dadurch bestätigt werden könnte, ... deseR Forschung geht nicht ein 'Kritischer Rationalist' á la Popper nach, nein, das tun nur reine Empiriker.
- Nein, die Idee ist anders herumgedacht. Wir wissen, dass wir wissen. Wenn wir herausfinden, wie dieses Wissen entstand, können wir vielleicht den Wissensbegriff entscheidend aufmotzen. So, dass dies vielleicht selbst für grundsätzliche epistemologische Fragen von Bedeutung wäre. Erst dann wären wir im Bereich der Philosophie angelangt.
Diese Frage zu untersuchen ist vielleicht weniger trivial, als man zuerst denkt. Ich möchte auf den Einstein-Kult (irgendwie kindlich-neugierig bleiben) oder die Annahme, dass wissenschaftliche Durchbrüche auf "Erleuchtungserlebnisse" oder derartiges zurückzuführen sind, verweisen, sehr populär all sowas.
Mir - einigermaßen! - präsent ist die 'Entdeckung' des Harstoffzyklus (Kopie des Forschungsberichts jetzt nicht gefunden). Anhand des Labor-Logbuchs sei recht plasibel nachfollziehbar, wie der Hypothesenprozess abgelaufen sei. So dass sogar hypothesenbildende Computerprogramme entwickelt wurden (Graßhoff). Epistemologische Fragen, wem sag ich´s, sind natürlich philosophischer Natur. Und es ist immer gefordert, sie womöglich anders zu stellen. - Die Wissenschaftsgeschichte ihrerseits würde solche Fragestellungen dann aber im geschichtlichen Prozess auffassen und Antworten suchen. Wenn ich weiß, wie Wissen entsteht, komme ich vielleicht der Frage näher, was Wissen ist, was ich wissen kann. very simpel.
Desh. sollten wir, meine ich, deutlich unterscheiden zw. Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftssoziologie, welche letztere das eigentliche Feld ist, das Du IMHO bearbeitest.
B. Latour folgt diesem Aufruf: Gehe zu den Wissenschaftlern, wenn Du wissen willst, was wissen ist! - Und arbeitet dann selbst als gewissermaßen "Anthropologe". Er endet bei einer Kontruktivismus-Version (Denselben lachend ablehnend). - Aber wir haben es wenigstens mit einer m.E. - Empirie kommt vor Philosophie (dann also Ideologie) - philosophisch-erkenntnistheoretisch ernstzunehmenden Sache zu tun.
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che2001,
Mittwoch, 10. Juni 2015, 02:27
Schon wieder ein Mistverständnis
Mit Hilfswissenschaften meinte ich keine Minorisierung anderer Fächer, sondern deren interdisziplinäre Einbindung.
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netbitch,
Mittwoch, 10. Juni 2015, 17:39
@Dieser Schweif ist so lang, dass der ursprüngliche Kontext eigentlich verlorengegangen ist.
Der Schweif ist auch noch sehr breit. Herfried Münkler und der ganze Komplex gehört da auch noch rein.Thema ist mehr so die Großwetterlage in der linken Bloggosphäre.
Der Schweif ist auch noch sehr breit. Herfried Münkler und der ganze Komplex gehört da auch noch rein.Thema ist mehr so die Großwetterlage in der linken Bloggosphäre.
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mark793,
Donnerstag, 11. Juni 2015, 17:20
...plasibel nachfollziehbar
Sag mal, Ziggev, hast Du was geraucht? So maßief vählerhafft schreibt nicht der pingelige Ziggev, den wir sonst so kennen.
Das aber nur am Rande...
Sag mal, Ziggev, hast Du was geraucht? So maßief vählerhafft schreibt nicht der pingelige Ziggev, den wir sonst so kennen.
Das aber nur am Rande...
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ziggev logged in,
Donnerstag, 11. Juni 2015, 22:56
@ mark
.... :-)) ... es ist immer das gleiche. - im Brustton der Überzeugung ist man immer nahe daran, sich lächerlich zu machen; statt einer eleganten Pirouette wird ein ungelenk-skurriler Tanzschritt draus, ein Fehler, der etwas schrullig wirkt.
im Affekt ist man vielleicht mehr man selbst als sonst, auch wenn man sich so gar nicht drin wiedererkennt (Edith Stein findet in ihrer Th. v. Aquin-Übersetzung dafür das Wort 'Gemüt') ... Danke aber für den Hinweis. gemeint ist jedenvalls alles buchstäblich, wie es da steht. auch wenn ich jetzt erst mal heftig über mich selber lachen musste ... ;-)
im Affekt ist man vielleicht mehr man selbst als sonst, auch wenn man sich so gar nicht drin wiedererkennt (Edith Stein findet in ihrer Th. v. Aquin-Übersetzung dafür das Wort 'Gemüt') ... Danke aber für den Hinweis. gemeint ist jedenvalls alles buchstäblich, wie es da steht. auch wenn ich jetzt erst mal heftig über mich selber lachen musste ... ;-)
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mark793,
Freitag, 12. Juni 2015, 10:30
@ziggev:
Ich bin so froh, dass Du es mit Humor nimmst! Wollte Dich nicht vorführen.
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