Montag, 10. Januar 2022
Alles Öl oder was?
Kürzlich benötigte mein Auto ein besonderes Pflegemotoröl, mit 216.000 ist der alte Zossen, der demnächst ersetzt wird halt schon etwas angeschlagen. Dies brachte mich dazu, mich einmal mit der Geschichte des Motoröls auseinanderzusetzen. Da werden heute ja nur noch sehr hochwertige synthetische Öle hergestellt und verwendet.

Es gab mal eine Zeit, in der als Schmieröle für Autos ganz ummittelbare Raffinerieprodukte verwendet wurden, also Paraffinöle, die aus höheren Alkanen bestanden, so im Prinzip das, was schwerer ist als Petroleum/Diesel, was bei extremem Heißlaufen des Motors, etwa auf der Rennstrecke, durchaus auch dazu führen konnte dass das Schmieröl ins Brennen geriet. Leichtlauföle wurden ursprünglich hergestellt, indem man diese mineralischen Motoröle mit nicht genießbaren Pflanzenölen vermischte. Noch in meiner Kindheit waren synthetische Motoröle nicht an jeder Tankstelle zu haben. Man bezog diese im Autozubehörfachgeschäft. Bei uns in der Nachbarschaft gab es einen eigenen Castrol-Händler, der Vollsynthetiköle für Motorräder und PKWs führte. Wir Kinder gingen da gerne auf dem Schulweg vorbei, weil es da für uns kostenlos Ahoi-Brause und coole Rallyeaufkleber für den Schulranzen gab, und ganz in der Nähe eine dreieinhalb Meter hohe Mauer zum Runterspringen, Mutprobe.


Als ich in den Achtzigern dann mein erstes Auto bekam unterhielt ich mich mit meinem Tankwart über diese alten Geschichten und darüber, dass die synthetischen Öle sich allmählich durchsetzten und meinte, die Verwendung von Pflanzenölen als Schmierfette gehöre wohl endgültig der Vergangenheit an. Nicht ganz, erwiderte der, solche Haushaltsöle wie sie als "Nähmaschinenöl" oder für Scharniere und Türschlösser Verwendung fänden wären zum großen Teil recyclete Altöle aus der Gastronomie - durch Zentrifuge und Filter gejagtes altes Frittenfett. Weiß jemand, wie das heute ist? Im Web findet sich nichts darüber.

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Also Frittenöl habe ich selbst früher bei manchem Ölwechsel bei PKWs noch eingesetzt. Es ist mehr ein rechtlicher als ein praktischer Grund wieso das heute nicht mehr gemacht wird. Hat was mit Garantien zu tun.

Zwischen Vergasermotoren aus Grauguss und Einspritzmotoren aus Alulegierungen (früher -> heute) gibt es aber erhebliche Unterschiede, ich weiß daher nicht, ob das heute noch so gut funktionieren würde wie vor 30 Jahren.


Das Ölwechsel-Altöl wird übrigens zusammen mit Raffinerierückständen und Marinediesel gemischt in Schiffsmotoren verfeuert. Fast jedes Kreuzfahrtschiff ist eine Sondermüllverbrennungsanlage. Bei 90 % geht das ohne Katalysator raus.


Die petroleumähnlichen Alkanöle wurden übrigens in den Zweitaktmotoren für Mofas und Roller verwendet, wo sie mitverbrannten, wie beim Trabi und Wartburg.

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Sehr interessant, danke dafür! Wie ist das mit Waffenöl?

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Das ist feinstens destilliertes Weißöl auf Paraffinölbasis, sozusagen die Quintessens des Rohpetroleums. Für die Knarre nur das Beste, sowas kommt in keinen Motor.
Eine MP-Salve ist ja auch eine andere thermomechanische Belastung als eine hohe Zylinderdrehzahl.

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