Samstag, 22. Januar 2022
Schlagzeile des Tages
"Vizeadmiral Schönbach rudert zurück"

Sind wir jetzt so weit, dass die Bundesmarine auf Galeeren zurückgreifen muss?

Immerhin ist das der Schiffstyp, der eigentlich gemeint ist, wenn wieder einmal gesagt wird "Wir sitzen alle in einem Boot."

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tanzbaer48, Samstag, 22. Januar 2022, 23:03
immerhin ist er jezz mit 56 im ruhestand
das zurückrudern hat ihm nix genutzt

er hat doch wirklich gesagt die krim können wir nicht zurückerobern
diese politische unbootmässigkeit konnte niemals geduldet werden

schliesslich ist jedes 2. schiff der marine noch kampffähig
wobei das auch nur ein schatten von hoffnung ist
aber politisch schon

wir sehen der arme mann ist in ein politisches minenfeld geraten
drücke niemals aus was tatsächlich ist
sondern sag was geträumt wird
und jezz darf er auf sylt seinen bauch in die sonne halten mit 56

so schlecht ist es ja nicht
in seiner gehaltsstufe

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che2001, Samstag, 22. Januar 2022, 23:13

"drücke niemals aus was tatsächlich ist" Daran sind schon Köhler und Jenninger gescheitert

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Der Fall Köhler war wohl etwas komplexer
https://www.tz.de/politik/buch-autor-warum-horst-koehler-wirklich-zurueckgetreten-2824197.html

Bei Jenninger war es wohl hauptsächlich rhetotische Inkompetenz.

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Zu Köhler: Merci, das wusste ich nicht.
Bei Jenninger spielte eine Hauptrolle, dass man Anführungsstriche nicht vorlesen kann, aber eben auch die Tatsache, dass die angenehmen Seiten des NS-Sozialsystems für die angepasste Bevölkerungsmehrheit in den Jahren 1936-41, das, was Götz Aly später in "Hitlers Volksstaat" thematisierte in den 1980ern noch ein absolutes Tabu waren. Wir, die Basisgruppe Geschichte, analysierten damals die Rede und tranken dazu einen Kasten Henninger, wie es sich für Titanic-Stammleser gehört.

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Nein, es war nicht Jenningers rhetorische Inkompetenz. Es war genau dieses Faszinosum, daß die Leute mitmachen ließ. Deutschland funktionierte wieder und da nahm man auch in Kauf, daß da ein paar Leute (freche Juden eben, die viele eh nicht mochten), zunächst mal getriezt und ein wenig "zurechtgestutzt" wurden. Und es ging ja dann vielen auch deutlich besser als noch 1930. Dazu ein aufstrebendes Deutsches Reich. Das faszinierte.

Aly hat insofern recht, als auch dieses Versorgungsmotiv eine Rolle spielte. Es war eine Art Sozialstaat. Nur eben nicht für die Juden.

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@Bersarin: Was Du da sagst meinte ich doch aber auch, wenn ich auch die Problematik der Darbietungsweise mit einbeziehe. Dass jemand das positive Gefühl einer Bevölkerungsmehrheit im NS, dieses Kleine-Leute-Glück, das die Nazis organisierten, um die Massen zu bekommen rein deskriptiv beschrieb, ohne sich sofort davon zu distanzieren, das war damals nicht hinnehmbar. Was ja bedeutete dass die Mehrheit der deutschen Normalbevölkerung verstrickt war. Ich nehme an, dass das nach Goldhagen und Aly heute anders aussieht.

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Reichsarbeitsdienst. Alle möglichen Zwangsdienste und Propagandaveranstaltungen. Das soll der famose Sozialstaat der Nazis gewesen sein? Daß dennoch für die Arbeiterklasse eine Verbesserung eingetreten ist, liegt zum einen am Vergleichsmaßstab, d.h. die letzten Tage der Weimarer Republik und zum anderen daran, daß Hitler den Staatshaushalt massiv überzogen hat, um zum Krieg zu rüsten. Das hat der Arbeiterklasse Vollbeschäftigung beschert. Die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Arbeiterklasse ist dabei nur abgefallen. Der allergrößte Teil der Sozialsysteme wurde nicht von den Nazis eingeführt sondern von Bismarck und in der Weimarer Republik. Frankreich und Schweden, demokratische Staaten also, hatten schon ausgebaute Sozialsysteme. Um Sozialsysteme einzuführen, hätte es nicht der Nazis bedurft.

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Kraft durch Freude.

Plötzlich konnten Arbeiterfamilien mit dem Kreuzfahrtschiff nach Madeira oder Norwegen fahren, für die bis dahin Urlaub Aufenthalt in der Laubenkolonie oder bei Oma auf dem Land bedeutet hatte.

Siedlungsbau.

Aus der Mietskaserne ins eigene Einfamilienhaus oder in die moderne geräumige Etagenwohnung mit Bad statt Klo auf dem Hinterhof.

Letzteres war zum großen Teil mit ein Verdienst der Wohnungsbaugenossenschaften der Zwanziger Jahre, fertig wurde man damit aber erst unter dem NS-Regime. Ebenso wie der noch unter Brüning angeschobene Autobahnbau wurden die Erfolge von den Nazis vereinnahmt und vom öffentlichen Bewusstsein her diesen auch zuerkannt.

Was den Reichsarbeitsdienst angeht ist bis heute Gegenstand der Diskussion, wieviele Beteiligte diesen als auferzwungenen Drill und wieviele als sinnvolle Befreiung aus der Arbeitslosigkeit ansahen. Zumindest kenne ich aus der Sicht meiner Altvorderen (oral history) die Außenperspektive: "Die Arbeitslosen waren von der Straße!". Umherlungernde junge Männer ohne Job wurden von Kleinbürgers und Oma Normal als Bedrohung angesehen, Leute, die ihnen Portemonnaie oder Handtasche klauen oder Prügeleien anzetteln könnten. Dass die jetzt nicht mehr lungerten war für Spießers ein Vorteil, egal, ob die jetzt einen guten Job hatten oder im Reichsarbeitsdienst oder bei der Armee waren oder im Lager saßen. Hauptsache weg von der Straße.

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All diese Analysen teile ich und in diesem Sinne ist auch Alys Untersuchung zu Hitlers Volksstaat ein interessanter Aspekt und eine wichtige Hinsicht in der komplexen Deutung des NS-Staates und auch seiner Vernichtungspolitik. Und entgegen dem Sozi und im Sinne der oral history wurden solche Maßnahmen wie Arbeitsdienst nicht als Zwang empfunden - schon gar nicht für die, die auf der Straße saßen. Vor nichts hatten die NS-Machthaber mehr Angst als vor irgendwelchen Butter- und Brotaufständen.

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Vor nichts hatten die NS-Machthaber mehr Angst als vor irgendwelchen Butter- und Brotaufständen.
Nazis hatten Angst vor Aufständen? Wie Nazis über Aufstände dachten, kann man am Warschauer Aufstand sehen oder dem im KZ Buchenwald. Hitlers angebliche Sozialpolitik hatte mehr Ähnlichkeiten mit dem Hartz4-Regime als mit aus Angst motivierten sozialpolitischen Maßnahmen, die Brot-Aufständen vorbeugen sollten. Von Hitlers Maßnahmen betroffen zu sein, war überhaupt nichts, worüber man sich hätte freuen können. Hitlers Maßnahmen umfaßten nicht nur Zwangsdienste sondern auch die Verfolgung von Asozialen, von der Norm abweichenden Randexistenzen, Schwächlingen und Minderleistern. Froh war das Kleinbürgertum über die gegen die Schwachen gerichtete Repression. Brot-Aufstände hätten daher wenig Aussicht auf Erfolg gehabt, siehe ches Einwand:
Zumindest kenne ich aus der Sicht meiner Altvorderen (oral history) die Außenperspektive: "Die Arbeitslosen waren von der Straße!". Umherlungernde junge Männer ohne Job wurden von Kleinbürgers und Oma Normal als Bedrohung angesehen, Leute, die ihnen Portemonnaie oder Handtasche klauen oder Prügeleien anzetteln könnten. Dass die jetzt nicht mehr lungerten war für Spießers ein Vorteil, egal, ob die jetzt einen guten Job hatten oder im Reichsarbeitsdienst oder bei der Armee waren oder im Lager saßen. Hauptsache weg von der Straße.
(diese Erfahrung deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen über meine Vorfahren)

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"Hauptsache weg von der Straße."

Nach meinen eigenen Erfahrungen wurden die Segnungen des Reichsarbeitsdienstes noch in den 1970er Jahren "langhaarigen Gammlern" wortreich auf der Straße vermittelt, sofern man nicht gleich die etwas radikalere Methode von "beim Hitler hättens euch vergast" bevorzugte.

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Das mit "vergast" bekam ich noch 1988 bei einem Alpinurlaub in Kärnten zu hören. Es war meine erste Begegnung mit einem Haider-Wähler.

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Aufstände in Berlin oder Hamburg hätten ein völlig anderes Kaliber gehabt als im KZ oder in besetzten Gebieten.

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"Nazis hatten Angst vor Aufständen?" Nein, hatten sie nicht, deshalb brachten sie ihre politischen Gegner auch nicht ins KZ und ließen den Widerstand auch nicht ausschalten. Aber vielleicht schaffst Du es ja einfach mal, die Bezüge hier zu denken. Ich weiß, das fällt Dir nicht leicht, sozi, aber vielleicht mal mit Nachdenken und gründlichem Lesen versuchen: Es geht hier um Hitlers Wohlfahrtsstaat, in dem Sinne, daß es den Leuten besser als vorher ging. Siehe KdF, siehe kleine Annehmlichkeiten. Und Leuten, denen es am Ende besser geht und die statt arbeitslos zu sein, in solch einem Arbeitsdienst integriert sind und ggf. auch Geld und Essen bekommen, machen weniger Lärm und ärgern sich nicht derart, daß sie dem System ablehnend gegenüberstehen. 1936 hatte Hitler praktisch den ganzen KPD-Widerstand und eine Arbeiterschaft, die in einigen Teilen gegen die Nazis war, im Sack. Vielleicht wirst Du Dich, wenn Du Dich an Deinen Geschichtsunterricht erinnerst, daran auch entsinnen, daß es in der Weimarer Republik ab 1929 eine große Wirtschafskrise gab und daß viele Menschen arm waren und hungerten.

Daß die Menschen dem Regime so bereitwillig nachgaben, lag zum einen an dem Druck und an der Repression, zum anderen aber auch, daß es den Leuten deutlich besser ging als vorher. Wie Hans-Ulrich Wehler es schrieb: Der Weg der Arbeiterschaft vom Depressionsschock zur Führerloyalität. Und dazu eben ist auch Alys Studie ein gelungener Beitrag und darum ging es hier ja. Es gab eine bessere Sozialpolitik, erhöhte Zuschüsse für Mütter, Kinder und Witwen, Sonderleistungen für kinderreiche Familien, Mutterschutz und Ehestandsdarlehen, die bezahlten Urlaubstage wurden deutlich erhöht und noch viele Leistungen mehr ? man kann hier fast von einer modernen SPD sprechen, wenn es sich hier nicht um eine furchtbare Diktatur gehandelt hätte. Denn die Kehrseite war der Auschluß von Staatsfeinden, Juden, Minderwertigen. Und all das wurde ohne großes Murren und Knurren hingenommen. Und diese Zustimmung erzeugte der NS-Staat nicht allein durch Terror. Auf all diese Dinge weist etwa Wehler in seiner Deutschen Gesellschaftsgeschichte hin. (Nachzulesen in Bd. 4, S.732 ff.)

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erhöhte Zuschüsse für Mütter, Kinder und Witwen, Sonderleistungen für kinderreiche Familien, Mutterschutz und Ehestandsdarlehen,
Hitler brauchte Soldaten. Dafür brauchte Hitler die "deutsche Mutter", am liebsten eine Soldatengebärmaschine mit Mutterkreuz.

Naja, was Hitler im Sack hatte, wußte selbst die Gestapo nicht so genau. Für die einen wurde die Sache zu heiß, als Thälmann die KPD zur Untergrundarmee machen wollte. Andere wurden in Lager verfrachtet und wieder andere verließen rechtzeitig Deutschland. Der klägliche Rest war Untergrund. Das waren nicht alle Kommunisten. Die Kommunisten waren dabei jedoch militärisch organisiert. Es gab aber auch andere Mißvergnügte wie andere Linke, Gewerkschafter, die für die Rechte der Arbeiterklasse kämpften, und deren wirtschaftliche Lage verbessern wollten. Wirkungsmöglichkeiten hatten sie alle nicht mehr.
Überzeugt und besiegt wegen Repression also und nicht durch Wohltaten.

Der famose Arbeitsdienst hat viel weniger zum Rückgang der Arbeitslosigkeit beigetragen als die forcierte Aufrüstung. Letztere brachte Vollbeschäftigung. Aber keine höheren Löhne sondern zurückgestaute Inflation. Eine staatliche Bevorzugung von Rüstungsproduktion zuungunsten der Konsumgüterproduktion. Hitler praktizierte sogar MMT, der heißeste Schrei sogenannter progressiver Wirtschaftspolitik von heute, dem Publikum bekannt durch Alex Ocasio-Cortez, mit Hilfe dieser Mefo-Wechsel.

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Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Nazis weder Sozialisten noch Nationalisten waren sondern Imperialisten und Hazardeure. Hitlers Ziel war die Errichtung des Deutschen Imperium, eines Imperiums, wie es die Franzosen, Holländer und Briten schon besaßen. Zuweilen hatte dessen Politik auch positive Auswirkungen auf das deutsche Kleinbürgertum. Primäres Staatsziel waren sie aber keineswegs. Sondern nur Seiteneffekt.

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@"Primäres Staatsziel waren sie aber keineswegs." Das hat hier auch niemand BEHAUPTET.

Das wäre sogar ein völlig anderes Thema.

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Aus gegebenem Anlass
Zum Thema Faschismustheorien habe ich hier eine kleine Übersicht, wobei ich persönlich nicht verhehlen möchte, dass mir die Theorie von Poulantzas am Nächsten ist.

1) Faschismus/Nationalsozialismus als Totalitarismus
Angesichts des Hitler-Stalin-Paktes und des Vorgehens der Komintern-Brigaden gegen die anarchistische CNT und die trotzkistisch-rätekommunistische POUM im Spanischen Bürgerkrieg erschien der Vergleich zwischen Stalinismus und Nationalsozialismus hinsichtlich der Machtstrukturen naheliegend. Dies war ursprünglich eine moralische Gleichsetzung, die sozioökonomische Faktoren ausblendete. Beschreibt sehr gut und genau Gemeinsamkeiten zwischen Stalinismus und NS (und zwischen totalitären und nichttotalitären Staaten im Allgemeinen), hat aber keinen Erklärungswert, wie ein solcher Staat zustandekommt.

Im Kalten Krieg wurde daraus dann die generelle Gleichsetzung von Sozialismus und Faschismus, bis hin zur Instrumentalisierung zur prowestlichen Propaganda, die Hannah Ahrendt, der wesentlichsten Begründerin des Totalitarismus-Ansatzes, sehr fern gelegen hatte.

2) Nationalsozialismus als einzigartiges Phänomen

Verschiedene Ansätze, z.B. NS als Spezialfall des Faschismus, nämlich als durch die Gesellschaftsstrukturen des Kaiserreichs bestimmter deutscher Sonderweg (Jürgen Kocka)

Deutscher Sonderweg reicht von Luther über Bismarck geradewegs bis hin zu Hitler
(O.Butler, Mc Govern, Shirer, in einer sehr speziellen Variante auch Goldhagen)

NS unterscheidet sich von anderen Faschismen oder Totalitarismen durch die besondere Rolle Hitlers (Bracher, Hillgruber, Hildebrand, Haffner, Fest)

3) Nationalsozialismus als Faschismus

a) Faschismus ist die unmittelbar terroristische Herrschaft der am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Kräfte des Finanzkapitals
(Dimitroff).
Ein Ansatz, der nicht ohne Erklärungswert, aber dadurch belastet ist, dass er in stalinistischen Zeiten zur alleinigen Wahrheit erklärt wurde.

b) Faschismus als Bonapartismus: Ein Machtvakuum zwischen Kapital und Arbeiterklasse führt zur Machtergreifung einer im Kern kleinbürgerlichen, Elemente der Arbeiterbewegung wie der bürgerlichen Eliten aufgreifenden militant-chauvinistischen Massenbewegung (Bauer, Thalheimer).

c) Faschismus als Post-Bonapartismus: Faschismus ist Klassenkampf von oben, in einer Art sozialem Bürgerkrieg wird die Arbeiterbewegung zerschlagen. Der Faschismus ist die Art der Terrorherrschaft, durch welche die Bourgeoisie nach Auftreten der ersten sozialistischen Revolutionen ihre Macht absichert, sowie der terreur der Jakobiner die Terrorherrschaft zur Verhinderung sozialistischer Konsequenzen der Französischen Revolution war.
(Trotzky)

d) Faschismus als bürgerlicher Ausnahmestaat

Nachdem die kulturelle Hegemonie des Bürgertums zerstört wurde, aber das Proletariat nicht zur Macht gelangen konnte folgt, auf den liberalen Kapitalismus mit weltmarktabhängiger Geldwirtschaft eine auf nationaler Abschottung basierende Verbindung aus Industriekapitalismus und ursprünglicher Akkumulation durch Zwangsarbeiterwirtschaft und Raubkriege ? Primat der Politik zur Rettung der kapitalistischen Ökonmie (Poulantzas, Mason).

e) Faschismus als fehlgeschlagene Modernisierung
(Parson).

f) Faschismus als an die 20er, 30er und 40er Jahre gebundene Revolte gegen Tradition und Moderne zugleich (Nolte).

g) Faschismus als durch Umstrukturierungsprobleme feudaler Agrargesellschaften bedingte Abweichung vom ?normalen? kapitalistischen Modell, das sonst eine liberaler Verfassungsstaat ist.
(Mommsen, Jäckel, Hildebrand, Organski, Moore)

h) Faschismus als Extremismus der Mitte
Mittelschichten reagieren in der Furcht, zwischen Proletariat und Bourgeoisie zerrieben zu werden mit Unterstützung der extremen Rechten
(Lipset).

Die verschiedenen Ansätze lassen sich teilweise auch kombinieren und haben, der Dimitroff vielleicht ausgenommen (da gibt es das Problem, was die stalinistische Propaganda draus gemacht hat) keinen Anspruch auf Ausschließlichkei

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Hitler lieferte zunächt mal einen Sozialstaat in dem Sinne, daß er soziale Verbesserungen schaffte. Ich habe diese Dinge genannt. Wenn Du das widerlegen möchtest, dann mußt Du zeigen, daß er all diese Dinge nicht geliefert hat, sozi. Und bevor er einen Krieg hätte anfangen können, mußte er überhaupt einmal das System stabilsieren. Und das tat er, wie ich zeigte, nicht nur durch Terror gegen die eigene Bevölkerung, sondern vielmehr machte das liebe gute deutsche Volk nach 1933 im März teils mit großer Freude mit, weil es Wohltaten gab und weil es vielen materiell deutlich besser ging als vorher. All das ist nachzulesen unter anderem bei Wehler. Insofern ist der Satz "Überzeugt und besiegt wegen Repression also und nicht durch Wohltaten" leider falsch, wie die Fakten zeigen. Auch die jubelnden Massen waren eben keine bezahlten Claquere, sondern Mitläufer und Begeisterte - und das eben nicht, weil hinter ihnen die SS und die Gestapo standen. Die brauchte es da nicht.

Daß all diese wirtschaftlichen Wohltaten mit heißer Nadel gestrickt waren, ist dabei nur wieder ein ganz anderes Thema. Darum ging es hier aber gar nicht und das ist keine Widerlegung meiner These, sondern das Verschieben von Torpfosten. Versuche doch einfach mal, Dich auf das zu beziehen, was geschrieben wurde.

"Der famose Arbeitsdienst hat viel weniger zum Rückgang der Arbeitslosigkeit beigetragen als die forcierte Aufrüstung."

Auch das war nicht das Thema. Der Reichsarbeitsdienst war zunächst mal dazu da, die Menschen von der Straße zu holen und auch dazu, sie in Ordnungsstrukturen zu überführen, die sie teils willig annahmen. Und 1933 gab es keine forcierte Aufrüstung. Auch 1934 nicht. Hitler war damit beschäftigt, sein System zu stabilsieren.

Daß es eine geringe Zahl an Menschen im Untergrund gab, spricht nur eben nicht gegen Hitlers Versorgungs- und Wohlfahrtsstaat. Der Widerstand des deutschen Arbeiters gegen Hitler ist ein netter Mythos. Diese Illusion hatte bereits Erich Fromm in Erich Fromm: "Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten Reiches: Eine sozialpsychologische Untersuchung" in die Kritik genommen und gezeigt, daß ein großer Teil der Opposition gegen Hitler lediglich Statement war. 1938 ging es den Deutschen derar gut, daß Teile der NS-Führung befürchteten, daß ein Krieg nicht mehr möglich wäre und die Leute eben nur deshalb rebelierten. Aber nicht wegen grundsätzlicher Vorbehalte gegen das System.

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@ Als grundsätzliche Einführung würde ich da unbedingt Ian Kershaw "Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick" empfehlen. Wir sprachen über diese Buch auch schon an anderer Stelle vor einigen Jahren.

Im Blick auf die Shoah in allen ihren Ausprägungen und europaweit:

Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 Hrsg. v. Bundesarchiv / Institut für Zeitgeschichte / Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Freiburg, de Gruyter Verlag

Das ganze hat 16 Bände und es gibt das in einer günstigen Ausgabe bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft.

Ansonsten ein kompakter Überblick in: Ulrich Herbert (Hg): Nationalsozialistische Vernichtungspolitik 1939-1945: Neue Forschungen und Kontroversen

Grundsätzlich zum Dritten Reich: Ulrich Herbert: Das Dritte Reich. Geschichte einer Diktatur C.H. Beck Verlag, München 2016

PS: Das Nolte-Buch "Der europäische Bürgerkrieg" ist in der Tat spannend; Poulantzas habe ich mal auf der Liste.

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Und dieses Einbinden der Menschen hat Hitler sehr gut auf den Begriff gebracht, in dieser genialen, perversen Reichenberger Rede 1938:

"Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn nun diese Knaben, diese Mädchen mit ihren zehn Jahren in unsere Organisationen hineinkommen und dort so oft zum erstenmal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitler-Jugend, und dort behalten wir sie wieder vier Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei oder in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort zwei und anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs oder sieben Monate geschliffen, alle mit einem Symbol: dem deutschen Spaten (Beifall). Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewußtsein oder Standesdünkel da oder dort noch vorhanden sein sollte, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre (Beifall), und wenn sie dann nach zwei oder drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben (Beifall), und sie sind glücklich dabei." https://www.youtube.com/watch?v=JbtgQM0uP8s
(Hitler, Reichenberger Rede, 1938 vor HJ-Angehörigen in Reichenberg gehalten)

Und die meisten haben all das nicht als Zwang, sondern als Abenteuer und Erlebnis empfunden. Daß ein paar Mißliebige, mit denen man vorher vielleicht doch mal gespielt hatte, nicht mehr dabei waren, hat keinen nennenswerten, sichtbaren Widerstand hervorgerufen - was ich den Menschen nicht einmal ankreide, sondern ich konstatiere es nur. Es waren sehr wenige, die dagegen antraten. Unter anderem der viel zu spät geehrte Johann Georg Elser, was bis heute eine Schande ist.

"und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben ..." Das ist der mich bis heute immer noch beeindruckendste Teil dieser Rede. Denn die meisten haben all das nicht bemerkt und sahen es als ihre große Freiheit und als ein schönes Abenteuer. Bis man dann vor Stalingrad und an der Ostfront lag.

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Und 1933 gab es keine forcierte Aufrüstung. Auch 1934 nicht. Hitler war damit beschäftigt, sein System zu stabilsieren.
Die Nazis wollten von Beginn an, also vom 30. 1. 1933 ab, nie etwas anderes als Krieg. Doch zunächst mußten sie ihre Diktatur errichtet. d.h. alles gleichschalten. Nachdem sie den Reichspräsidenten noch brauchten, um eine "Tag von Potsdam" aufzuführen, mußten die staatlichen Institutionen nach und nach verschwinden. Der Reichstag dem Ermächtigungsgesetz zustimmen, was schon eine Prise Terror erforderlich machte, d.h. die Anwesenheit von bewaffneter SA im Plenarsaal und den Ausschluß der Kommunisten. Die föderalen Strukturen, der Reichspräsident und vieles andere ihre formale Unabhängigkeit einbüßen. Das ging alles schnell. Jetzt konnte die Repression beginnen. Schon Ende März 1933 wurde die "Besserungsanstalt Dachau" eingerichtet. Für Leute, die schon in der Weimarer Zeit Ärger machten wie Fritz Gerlich, der recht schnell darin umgekommen ist. Die Gewerkschaften wurden am 2. 5. 1933 gleichgeschaltet, d.h. sie wurden verboten. Ihre Mitglieder verfolgt. Der 1.5. jedoch als "Tag der Arbeit" als Feiertag eingesetzt. Kommunisten, Gewerkschafter, Linke, Erich Mühsam waren die ersten, die die Repression zu spüren bekamen. Schon aus diesem Grunde wäre es absurd gewesen, Nationalsozialisten für Sozialisten zu halten, weil sie ja jede Art von Sozialisten verfolgten. Lange bevor sie den Juden ans Leder gingen. Mitte 1934 waren die Nazis fertig damit, ihr System zu stabilisieren. Das letzte Problem war Ernst Röhm. Der mußte um die Ecke gebracht werden. Die Nazis haben von Anfang schon auf den Versailler Vertrag geschissen, den sie ja auch nie akzeptiert hatten und drauflosgerüstet.

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welches mit defizit spending nix zu tun hatte
habe ich nicht behauptet.
die millionen die von der strasse kamen sind eine propagandalüge!
Die Arbeitslosen sind recht schnell von der Straße verschwunden. Die Aufrüstung ging ja auch recht schnell los. Und daß der RAD Propaganda diente, ist korrekt. So wichtig waren dessen Ergebnisse nicht. Jedoch die Autobahnen kamen sehr wohl zustande und endeten zumindestens nicht alle im Nirgendwo, waren militärstrategisch ja auch nützlich. Das war ja für die Nazis am wichtigsten.

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@"Die Nazis wollten von Beginn an, also vom 30. 1. 1933 ab, nie etwas anderes als Krieg." ---- Da hat auch niemand etwas Anderes behauptet, so what?

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"Die Nazis wollten von Beginn an, also vom 30. 1. 1933 ab, nie etwas anderes als Krieg."

Das müßtest Du bitte zunächst mal an historischen Dokumenten zeigen, wenngleich diese Aussage sicherlich zutreffend ist, wie ich vermute. Aber historisch muß man das alles auch wieder genau betrachten. Davon abgesehen, daß das nicht meiner Aussage "Und 1933 gab es keine forcierte Aufrüstung. Auch 1934 nicht" widerspricht. Die Betonung liegt hier übrigens auf "forciert". Daß das NS-Regime repressiv war, stand ebenfalls hier nicht zur Debatte. Aber es waren eben nicht nur Repressionen, sondern es wurden für die Deutschen die Wohltaten und die Sozialleistungen verteilt. Wirtschaftlich ging es den Deutschen erheblich besser. Hier müßte man jetzt noch vergleichende Zahlen mit den USA, GB und Frankreich heranziehen.

@tanzbaer48
"diente der RAD alleine der propaganda"
Nein, natürlich nicht nur. Er diente vor allem der Disziplinierung und er besaß eine Ordungsfunktion. Die wirtschaftlichen Leistungen sind nicht so hoch anzusetzen.

Ansonsten: all das Aufgeführte, vom Bau der Autobahnen, die es in der Tat schon vorher gab, unter anderem durch Adenauer wohl, bis zum Reichsarbeitsdienst war nicht die Frage. Sondern es ging hier um die Errichtung von Versorungsleistungen und um die Sozialpolitik der Nazis. Dazu gehören auch Formen der Arisierung und vor allem, die Juden bei der Ausreise abzukassieren und ihre Hab und Gut, samt Geld und Kunst einzubehalten oder es ihnen billig abzujagen.

Ich verweise in diesem Zuge auch noch einmal auf die oben von che getätigten Verlinkungen von Dienstag, 25. Januar 2022, 17:02. Daß dabei auch die Rüstungsindustrie zunehmend eine Bedeutung bekam ist ebenfalls ein Aspekt, der zu nennen ist:

"Wirtschaft und Gesellschaft unterm Hakenkreuz
Massive Rüstungswirtschaft und vorgeschriebene Arbeitsdienste senkten die Zahl der Erwerbslosen von sechs auf knapp eine Million 1937. Die "totale" Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft durch Wirtschaftslenkung und Zwangsorganisation der Arbeiter und Angestellten diente noch einem anderen Zweck: Sie schuf die Voraussetzungen für den geplanten Krieg."
https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39551/wirtschaft-und-gesellschaft

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Ganz unbekannt waren diese Wechsel und dieses Wirtschaftsgebaren nicht - es gab von Heartfield eine Karikatur zu den Nazi-Wechselreitern.

https://heartfield.adk.de/node/5319

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Ziwo, Du mußt Dir mal eine andere IP-Adresse einfallen lassen, so daß man anhand der technischen Daten nicht bemerkt, wer Du bist. Vielleicht liegt es aber auch an Deinem Schreibstil. Wie wäre es mit einer moderaten Umstellung von konsequenter Kleinschreibung auf Großschreibung bei Substantiven und Namen?

PS: Und leider habe ich vergessen, Deine Kommentare zu kopieren.

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Wieder hergestellt
 
sibiriuscaligula, Dienstag, 25. Januar 2022, 23:27
vielleicht issa ja jezz inna koje:
1934 wurden für 2 milliarden mefo-wechsel ausgestellt 1938 was es schon 11,9 milliarden man muss wissen das die offiziellen ausgaben für die wehrmacht so verdoppelt wurden im haushalt und die restlichen beträge für propaganda-wohltaten um 1% anzusiedeln sind bis auf den "verkehr" die kosten des RAD waren natürlich ein ärgernis sie firmierten unter "verkehr" was ja dann auch in einbindung an westwall-bautätigkeiten oder anderes wehrmachtswichtiges den fortbestand im kleinen rahmen sicherte man muss wissen um das mit dem heutigen deutschland zu vergleichen nach % sätzen zu 1938 der bundeshaushalt mit 95% belastet werden müsste mit militärausgaben und so sprach der führer zu seinen generälen die sich ja nie optimal aufgerüstet sahen: wir müssen jetzt angreifen wir brauchen die kohle aus raub und verbrechen sonst sind wir pleite was natürlich anders formuliert wurde und darauf lief es ja hinaus was die ominöse figur helmar schachts nichts anderes als den rücktritt formulieren liess der trottel dachte die wechsel sollten zurückgezahlt werden die enteignung der 500000 juden in deutschland war ja nur ein tropfen auf dem heissen stein ohne rohstoffe aus anderen ländern ohne nahrungsmittel aus anderen ländern war das regime erledigt und bei dem desaster in stalingrad war es das auch die mefo-wechsel waren übrigens nur wenigen bekannt und unterlagen grösster geheimhaltung das "deutsche volk" durfte davon nix erfahren weil sie nur durch ausbeutung anderer länder hätten finanziert werden können sie waren ein wechsel auf die zukunft und die sah in der realität etwas anders aus (bersarin die dimension dieser wechsel war aber völlig unbekannt und das lag daran das sie als handelswechsel verbucht wurden die für 5 jahre ausgestellt aber immer prolongiert wurden bis zum endsieg auf diesen wahn und irrsinn ist keiner gekommen eine schaffung eines zweiten geldmarktes ohne jede kontrolle so wie heute beim bitcoin am schluss landeten die wechsel zu 80% bei privatbanken mit ausländischen aktionären - die durften natürlich nix wissen) helmar schacht nehm ich seine naivität ab und zu recht freigesprochen worden er hatte eine geniale finanzierung erfunden ohne irgendwelche substanz zu bieten hat aber den verbrechern ein tödliches werkzeug geliefert mit 40 millionen toten in unendlicher naivität und verhaftet in sonderbarer denkweise er war ja freimaurer die vom führer verfolgt wurden es hätte noch gefehlt das er jude gewesen wäre warum er sich diesem regime angedient hat? keine ahnung er kam aus armen hause karriere anpassungsdruck er hat sich übrigens nie damit auseinandergesetzt vermutlich aus gutem grund sonst hätte er sich erschiessen müssen so issa über 90 geworden

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Ein Gesandter, aber kein geschickter.

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