Mittwoch, 28. Mai 2025
Vitamin B3 beschleunigt Genesung bei COVID-19; HPV-Test für zu Hause überzeugt; resistente Gonorrhoe auf dem Vormarsch
che2001, 18:57h
Michael van den Heuvel, Medscape
Interessenkonflikte 28. Mai 2025
Im Infektiologie-Blog bieten wir Ihnen jede Woche eine kurze Übersicht zu den aktuellen Entwicklungen in der Epidemiologie, Diagnostik und Therapie von COVID-19, Grippe und weiteren Infektionskrankheiten.
Infektiologie-Newsblog, Update vom 30. Mai 2025
COVID-19, Influenza, RSV – die Trends in Deutschland
COVID-19: Klagen gegen Impfstoffhersteller abgewiesen – Gericht sieht keine Haftungsgrundlage
COVID-19: Vitamin B beschleunigt Genesung
Bakterielle Infektionen: Neues Antibiotikum gegen Superkeime vor der Zulassungsstudie
Gonorrhoe: Resistenz gegen Azithromycin und Ciprofloxacin nimmt zu
Virale Infektionen: Luftverschmutzung erhöht das Risiko einer schweren Bronchiolitis
West-Nil-Virus: Erstmals Nachweis in Mücken aus Großbritannien
Polio: Ausbruch in Papua-Neuguinea
COVID-19, Influenza, RSV – die Trends in Deutschland
Auf der Website „Infektionsradar“ stellt das Bundesministerium für Gesundheit Trends bei akuten Atemwegserkrankungen (ARE) zusammen. Die neuesten 7-Tage-Inzidenzen (laborbestätigte Fälle je 100.000 Einwohner):
Aktuelle Woche
Vorwoche
COVID-19
0,6
0,5
Influenza
0,35
0,48
Respiratorisches Synzytialvirus (RSV)
0,07
0,11
„Das ARE-Geschehen wird aktuell hauptsächlich durch Erkältungsviren wie Rhinoviren bestimmt, vereinzelt werden noch Influenzaviren und RSV nachgewiesen“, schreibt das Robert Koch-Institut im Wochenbericht zu akuten Atemwegsinfektionen (ARE). „Die Zahl schwer verlaufender ARE liegt seit einigen Wochen auf einem niedrigen Niveau.“
Forscher am Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren haben zuletzt in 44 (71%) aller 62 eingesandten Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert: hauptsächlich Rhinoviren (50%), gefolgt von Parainfluenzaviren (PIV; 11%), von humanen saisonalen Coronaviren (hCoV; 6%), Influenza-A- und Influenza-B-Viren sowie Adenoviren mit jeweils 3%, von Respiratorischen Synzytialviren (RSV) und humanen Metapneumoviren (hMPV) mit jeweils 2%. SARS-CoV-2 und Influenza C-Viren waren in den Proben nicht zu finden.
COVID-19: Klagen gegen Impfstoffhersteller abgewiesen – Gericht sieht keine Haftungsgrundlage
Das Landgericht Saarbrücken hat 8 Schadensersatz- und Schmerzensgeldklagen gegen die Hersteller von Corona-Impfstoffen abgewiesen. Die Verfahren richteten sich gegen Biontech, Moderna und AstraZeneca. Die Kläger machten gesundheitliche Beeinträchtigungen nach der Impfung geltend, konnten laut Gericht jedoch keine Fehlerhaftigkeit der Impfstoffe nachweisen – eine Voraussetzung für eine Haftung nach dem Arzneimittelgesetz.
Schwerwiegende Nebenwirkungen wie Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen seien in den Gebrauchsinformationen aufgeführt gewesen; eine unzureichende Aufklärung liege laut Gericht nicht vor. Auch sei nicht erwiesen, dass sich die Kläger bei anderen Informationen nicht hätten impfen lassen.
Ob die Impfungen ursächlich für die gesundheitlichen Beschwerden waren, ließ das Gericht ausdrücklich offen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig – eine Berufung vor dem Saarländischen Oberlandesgericht ist möglich.
COVID-19: Vitamin B beschleunigt Genesung
Das neu entwickeltes Vitamin-B3-Präparat CICR-NAM hat sich in einer großen Studie als wirksame Unterstützung zur regeneration nach COVID-19 erwiesen. Nicotinamid – eine Form von Vitamin B3 – zeigte in der placebokontrollierten COVit-2-Studie mit 900 Patientinnen und Patienten eine signifikante Wirkung: Erkrankte, die CICR-NAM erhielten, erreichten deutlich schneller wieder ihre normale körperliche Leistungsfähigkeit als die Placebo-Gruppe. Die Ergebnisse wurden in Nature Metabolism veröffentlicht.
Das Präparat setzt Nicotinamid nicht wie herkömmliche Tabletten im Magen, sondern erst im unteren Dünndarm und Dickdarm frei. Dort kann es direkt auf das durch COVID-19 veränderte Mikrobiom einwirken und gleichzeitig einen erhöhten Vitaminbedarf decken, der im Zuge der Infektion entsteht.
Im Rahmen einer placebokontrollierten, doppelt verblindeten und randomisierten Studie erhielten 900 symptomatische COVID-19-Patientinnen und -Patienten über 4 Wochen hinweg täglich 1.000 Milligramm dieser neu entwickelten Nicotinamid-Formulierung oder ein Placebo. In der Auswertung konzentrierte sich das Forschungsteam auf Teilnehmende mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.
2 Wochen nach Beginn der Behandlung hatten 57,6% der mit Nicotinamid behandelten Risikopersonen ihre körperliche Leistungsfähigkeit zurückerlangt – im Vergleich zu 42,6% in der Placebo-Gruppe. Auch die Rückkehr in den normalen Alltag gelang der Nicotinamid-Gruppe deutlich schneller. Beide Unterschiede waren statistisch signifikant.
Auch nach 6 Monaten waren Patientinnen und Patienten, die gut auf Nicotinamid angesprochen hatten, seltener von Post-COVID-Symptomen betroffen als jene aus der Placebo-Gruppe. Nebenwirkungen traten in der Studie nicht in relevantem Umfang auf.
Bakterielle Infektionen: Neues Antibiotikum gegen Superkeime vor der Zulassungsstudie
Zosurabalpin (Hersteller: Roche) richtet sich gegen gramnegative Bakterien, insbesondere gegen den gefährlichen Erreger Acinetobacter baumannii. Dieser Keim verursacht lebensbedrohliche Infektionen, vor allem bei immungeschwächten Patienten auf Intensivstationen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt ihn zu den gefährlichsten bakteriellen Bedrohungen weltweit.
Roche plant, Ende 2025 oder Anfang 2026 eine internationale Phase-III-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit des neuen Wirkstoffs zu starten. Gelingt der Nachweis, wäre Zosurabalpin das 1. Antibiotikum seit mehr als 50 Jahren, das gezielt gegen diese widerstandsfähige Erregergruppe wirkt.
Ein wesentliches Merkmal des Medikaments ist sein neuartiger Wirkmechanismus: In Zusammenarbeit mit der Harvard-Universität konnte Roche zeigen, dass Zosurabalpin eine zentrale Struktur in der Bakterienmembran blockiert – ein sogenanntes Lipopolysaccharid. Dadurch wird die Schutzbarriere der Bakterien durchlässig, was ihre Abtötung ermöglicht. Der Wirkstoff gehört zu einer völlig neuen chemischen Klasse und nutzt ein bislang unerschlossenes Angriffsziel im Bakterium. Damit besteht Hoffnung, dass er auch gegen Erreger wirksam ist, die bereits Resistenzen gegen gängige Antibiotika entwickelt haben.
Gonorrhoe: Resistenz gegen Azithromycin und Ciprofloxacin nimmt zu
In Europa sind Gonorrhoe-Erreger immer häufiger resistent gegen wichtige Antibiotika, vor allem gegen Azithromycin und Ciprofloxacin. Das zeigen neue, in The Lancet Regional Health – Europe veröffentlichte Daten des europäischen Überwachungsprogramms Euro-GASP für das Jahr 2022. Analysiert wurden über 3.000 Neisseria gonorrhoeae-Isolate aus 23 Ländern.
Der Anteil resistenter Stämme gegenüber Azithromycin hat sich im Vergleich zum Jahr 2019 fast verdreifacht: von 9% auf 24,9%. Auch die Ciprofloxacin-Resistenz stieg deutlich an – von 57,4% auf 65,8%. Besonders betroffen sind Männer, die Sex mit Männern haben. In dieser Gruppe war das Risiko für Azithromycin-Resistenz fast 3-mal so hoch wie bei anderen Gruppen.
Während die Resistenz gegen das ältere Antibiotikum Cefixim von 0,8% auf 0,3% sank, blieb die Situation bei dem derzeit wichtigsten Mittel, Ceftriaxon, stabil – nur 0,03 % der Isolate zeigten eine Resistenz.
Die Autoren warnen: Angesichts der zunehmenden Resistenzentwicklung werde langfristig nur ein Impfstoff eine nachhaltige Lösung zur Kontrolle der Gonorrhoe bieten können.
HPV-Test für zu Hause überzeugt in US-Studie
Ein neuer Selbsttest hat sich in einer US-Studie als ebenso sicher und zuverlässig erwiesen wie herkömmliche Abstriche in der Arztpraxis. Das kleine Gerät zur Entnahme von Vaginalproben erkennt Hochrisiko-HPV-Typen (hrHPV) sowie Zellveränderungen mit hoher Genauigkeit. Über 95% der Ergebnisse stimmten mit denen klinisch entnommener Proben überein, wie die Forscher in JAMA Network Open berichten.
Von 609 Personen in der Studie gaben 599 gültige Probenpaare ab – also jeweils eine selbst entnommene und eine ärztlich entnommene Probe. Davon konnten 582 Probenpaare für die finale Auswertung verwendet werden.
Die Übereinstimmung bei der Erkennung von Hochrisiko-HPV (hrHPV) zwischen Selbsttest und Arztprobe lag bei 95,2%. Auch die Sensitivität für hochgradige Zellveränderungen am Gebärmutterhals war mit 95,8% nahezu identisch zur klinischen Untersuchung.
Zudem zeigte sich das Verfahren als benutzerfreundlich: Über 92% der Teilnehmerinnen fanden die Anleitung leicht verständlich, und 93% gaben an, sie würden den Selbsttest der Arztuntersuchung vorziehen – vorausgesetzt, die Ergebnisse seien vergleichbar.
„Diese Daten unterstreichen das Potenzial des Selbsttests, eine sichere, effektive und akzeptierte Alternative zur bisherigen Praxis zu werden“, heißt es in der Veröffentlichung.
Virale Infektionen: Luftverschmutzung erhöht das Risiko einer schweren Bronchiolitis
Die Bronchiolitis ist eine akute Entzündung der kleinen Atemwege (Bronchiolen). Sie betrifft die vor allem Säuglinge und Kleinkinder unter 2 Jahren und wird meist durch virale Infektionen ausgelöst.
Kinder unter 2 Jahren, die an Bronchiolitis erkranken, müssen mit höherer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus, wenn sie Luftschadstoffen ausgesetzt waren. Das zeigt eine neue, in Pediatric Allergy and Immunology veröffentlichte Metaanalyse.
Ein internationales Forschungsteam wertete 23 Studien systematisch aus, von denen 13 in 8 separate Metaanalysen einflossen. Im Fokus standen die am häufigsten untersuchten Luftschadstoffe: PM2.5, PM10 und Stickstoffdioxid. Die Wissenschaftler analysierten dabei sowohl kurzfristige (innerhalb einer Woche), mittelfristige (innerhalb eines Monats) als auch langfristige Belastungen (länger als ein Monat).
Die Analyse zeigt: In den meisten Einzelstudien stieg das Risiko für einen Klinikaufenthalt bei betroffenen Säuglingen mit der Belastung durch die genannten Schadstoffe – unabhängig vom betrachteten Zeitraum. In den Metaanalysen zeigte sich zwar generell ein Anstieg des Risikos zwischen 2% und 9%. Statistisch signifikant war dieser Anstieg jedoch nur bei kurzfristiger Belastung mit PM10 (Odds Ratio 1,07; 95%-KI 1,05-1,09).
Besonders relevant ist, dass viele der identifizierten Schadstoffe – wie Stickstoffdioxid – vor allem aus dem Straßenverkehr stammen. Die Studienautoren betonen daher: Verkehrsberuhigende Maßnahmen könnten einen wichtigen Beitrag leisten, um die Krankheitslast durch eine schwere Bronchiolitis im Säuglingsalter zu verringern.
West-Nil-Virus: Erstmals Nachweis in Tigermücken aus Großbritannien
Erstmals wurden genetische Spuren des West-Nil-Virus (WNV) in Großbritannien nachgewiesen – in Mücken der Art Aedes vexans (Tigermücke), die im Juli 2023 in den Feuchtgebieten des River Idle in Nottinghamshire gesammelt wurden. Darüber hat Medscape.com berichtet. Der Fund stammt aus dem Überwachungsprogramm Vector-Borne RADAR, das vom britischen Gesundheitsamt (UKHSA) und von der Tier- und Pflanzengesundheitsbehörde (APHA) betrieben wird.
Die Forscher vermuten, dass Zugvögel das Virus eingeschleppt haben. In seltenen Fällen kann es auch auf Menschen oder Pferde übertragen werden. Bisher wurden jedoch in Großbritannien keine lokalen Infektionen bei Menschen oder Tieren festgestellt. Die UKHSA stuft das Risiko für die Bevölkerung als „sehr gering“ ein, mahnt jedoch zu erhöhter Wachsamkeit: Ärzte sollen bei ungeklärten Enzephalitis-Fällen auch an das West-Nil-Virus denken.
Dass der Erreger nun auch in Großbritannien auftritt, ist wohl eine Folge des Klimawandels: Stechmücken und ihre Krankheiten breiten sich zunehmend in nördlicher gelegene Länder aus.
Polio: Ausbruch in Papua-Neuguinea
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet von einem Polio-Ausbruch in Papua-Neuguinea. Polioviren vom Typ 2 wurden in Abwasserproben und bei 2 symptomfreien Kindern nachgewiesen.
Die Impfquote liegt landesweit bei 47%, in manchen Regionen sogar bei lediglich 8%. Die WHO und UNICEF haben daraufhin eine nationale Notfallmaßnahme gestartet, inklusive zweier Impfkampagnen im ganzen Land. Ziel ist es, alle Kinder zu schützen. Dabei setzt die UNICEF auf die enge Zusammenarbeit mit Kirchen und Gemeindeleitern zur Aufklärung und Ermutigung der Eltern.
Interessenkonflikte 28. Mai 2025
Im Infektiologie-Blog bieten wir Ihnen jede Woche eine kurze Übersicht zu den aktuellen Entwicklungen in der Epidemiologie, Diagnostik und Therapie von COVID-19, Grippe und weiteren Infektionskrankheiten.
Infektiologie-Newsblog, Update vom 30. Mai 2025
COVID-19, Influenza, RSV – die Trends in Deutschland
COVID-19: Klagen gegen Impfstoffhersteller abgewiesen – Gericht sieht keine Haftungsgrundlage
COVID-19: Vitamin B beschleunigt Genesung
Bakterielle Infektionen: Neues Antibiotikum gegen Superkeime vor der Zulassungsstudie
Gonorrhoe: Resistenz gegen Azithromycin und Ciprofloxacin nimmt zu
Virale Infektionen: Luftverschmutzung erhöht das Risiko einer schweren Bronchiolitis
West-Nil-Virus: Erstmals Nachweis in Mücken aus Großbritannien
Polio: Ausbruch in Papua-Neuguinea
COVID-19, Influenza, RSV – die Trends in Deutschland
Auf der Website „Infektionsradar“ stellt das Bundesministerium für Gesundheit Trends bei akuten Atemwegserkrankungen (ARE) zusammen. Die neuesten 7-Tage-Inzidenzen (laborbestätigte Fälle je 100.000 Einwohner):
Aktuelle Woche
Vorwoche
COVID-19
0,6
0,5
Influenza
0,35
0,48
Respiratorisches Synzytialvirus (RSV)
0,07
0,11
„Das ARE-Geschehen wird aktuell hauptsächlich durch Erkältungsviren wie Rhinoviren bestimmt, vereinzelt werden noch Influenzaviren und RSV nachgewiesen“, schreibt das Robert Koch-Institut im Wochenbericht zu akuten Atemwegsinfektionen (ARE). „Die Zahl schwer verlaufender ARE liegt seit einigen Wochen auf einem niedrigen Niveau.“
Forscher am Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren haben zuletzt in 44 (71%) aller 62 eingesandten Sentinelproben respiratorische Viren identifiziert: hauptsächlich Rhinoviren (50%), gefolgt von Parainfluenzaviren (PIV; 11%), von humanen saisonalen Coronaviren (hCoV; 6%), Influenza-A- und Influenza-B-Viren sowie Adenoviren mit jeweils 3%, von Respiratorischen Synzytialviren (RSV) und humanen Metapneumoviren (hMPV) mit jeweils 2%. SARS-CoV-2 und Influenza C-Viren waren in den Proben nicht zu finden.
COVID-19: Klagen gegen Impfstoffhersteller abgewiesen – Gericht sieht keine Haftungsgrundlage
Das Landgericht Saarbrücken hat 8 Schadensersatz- und Schmerzensgeldklagen gegen die Hersteller von Corona-Impfstoffen abgewiesen. Die Verfahren richteten sich gegen Biontech, Moderna und AstraZeneca. Die Kläger machten gesundheitliche Beeinträchtigungen nach der Impfung geltend, konnten laut Gericht jedoch keine Fehlerhaftigkeit der Impfstoffe nachweisen – eine Voraussetzung für eine Haftung nach dem Arzneimittelgesetz.
Schwerwiegende Nebenwirkungen wie Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen seien in den Gebrauchsinformationen aufgeführt gewesen; eine unzureichende Aufklärung liege laut Gericht nicht vor. Auch sei nicht erwiesen, dass sich die Kläger bei anderen Informationen nicht hätten impfen lassen.
Ob die Impfungen ursächlich für die gesundheitlichen Beschwerden waren, ließ das Gericht ausdrücklich offen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig – eine Berufung vor dem Saarländischen Oberlandesgericht ist möglich.
COVID-19: Vitamin B beschleunigt Genesung
Das neu entwickeltes Vitamin-B3-Präparat CICR-NAM hat sich in einer großen Studie als wirksame Unterstützung zur regeneration nach COVID-19 erwiesen. Nicotinamid – eine Form von Vitamin B3 – zeigte in der placebokontrollierten COVit-2-Studie mit 900 Patientinnen und Patienten eine signifikante Wirkung: Erkrankte, die CICR-NAM erhielten, erreichten deutlich schneller wieder ihre normale körperliche Leistungsfähigkeit als die Placebo-Gruppe. Die Ergebnisse wurden in Nature Metabolism veröffentlicht.
Das Präparat setzt Nicotinamid nicht wie herkömmliche Tabletten im Magen, sondern erst im unteren Dünndarm und Dickdarm frei. Dort kann es direkt auf das durch COVID-19 veränderte Mikrobiom einwirken und gleichzeitig einen erhöhten Vitaminbedarf decken, der im Zuge der Infektion entsteht.
Im Rahmen einer placebokontrollierten, doppelt verblindeten und randomisierten Studie erhielten 900 symptomatische COVID-19-Patientinnen und -Patienten über 4 Wochen hinweg täglich 1.000 Milligramm dieser neu entwickelten Nicotinamid-Formulierung oder ein Placebo. In der Auswertung konzentrierte sich das Forschungsteam auf Teilnehmende mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf.
2 Wochen nach Beginn der Behandlung hatten 57,6% der mit Nicotinamid behandelten Risikopersonen ihre körperliche Leistungsfähigkeit zurückerlangt – im Vergleich zu 42,6% in der Placebo-Gruppe. Auch die Rückkehr in den normalen Alltag gelang der Nicotinamid-Gruppe deutlich schneller. Beide Unterschiede waren statistisch signifikant.
Auch nach 6 Monaten waren Patientinnen und Patienten, die gut auf Nicotinamid angesprochen hatten, seltener von Post-COVID-Symptomen betroffen als jene aus der Placebo-Gruppe. Nebenwirkungen traten in der Studie nicht in relevantem Umfang auf.
Bakterielle Infektionen: Neues Antibiotikum gegen Superkeime vor der Zulassungsstudie
Zosurabalpin (Hersteller: Roche) richtet sich gegen gramnegative Bakterien, insbesondere gegen den gefährlichen Erreger Acinetobacter baumannii. Dieser Keim verursacht lebensbedrohliche Infektionen, vor allem bei immungeschwächten Patienten auf Intensivstationen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt ihn zu den gefährlichsten bakteriellen Bedrohungen weltweit.
Roche plant, Ende 2025 oder Anfang 2026 eine internationale Phase-III-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit des neuen Wirkstoffs zu starten. Gelingt der Nachweis, wäre Zosurabalpin das 1. Antibiotikum seit mehr als 50 Jahren, das gezielt gegen diese widerstandsfähige Erregergruppe wirkt.
Ein wesentliches Merkmal des Medikaments ist sein neuartiger Wirkmechanismus: In Zusammenarbeit mit der Harvard-Universität konnte Roche zeigen, dass Zosurabalpin eine zentrale Struktur in der Bakterienmembran blockiert – ein sogenanntes Lipopolysaccharid. Dadurch wird die Schutzbarriere der Bakterien durchlässig, was ihre Abtötung ermöglicht. Der Wirkstoff gehört zu einer völlig neuen chemischen Klasse und nutzt ein bislang unerschlossenes Angriffsziel im Bakterium. Damit besteht Hoffnung, dass er auch gegen Erreger wirksam ist, die bereits Resistenzen gegen gängige Antibiotika entwickelt haben.
Gonorrhoe: Resistenz gegen Azithromycin und Ciprofloxacin nimmt zu
In Europa sind Gonorrhoe-Erreger immer häufiger resistent gegen wichtige Antibiotika, vor allem gegen Azithromycin und Ciprofloxacin. Das zeigen neue, in The Lancet Regional Health – Europe veröffentlichte Daten des europäischen Überwachungsprogramms Euro-GASP für das Jahr 2022. Analysiert wurden über 3.000 Neisseria gonorrhoeae-Isolate aus 23 Ländern.
Der Anteil resistenter Stämme gegenüber Azithromycin hat sich im Vergleich zum Jahr 2019 fast verdreifacht: von 9% auf 24,9%. Auch die Ciprofloxacin-Resistenz stieg deutlich an – von 57,4% auf 65,8%. Besonders betroffen sind Männer, die Sex mit Männern haben. In dieser Gruppe war das Risiko für Azithromycin-Resistenz fast 3-mal so hoch wie bei anderen Gruppen.
Während die Resistenz gegen das ältere Antibiotikum Cefixim von 0,8% auf 0,3% sank, blieb die Situation bei dem derzeit wichtigsten Mittel, Ceftriaxon, stabil – nur 0,03 % der Isolate zeigten eine Resistenz.
Die Autoren warnen: Angesichts der zunehmenden Resistenzentwicklung werde langfristig nur ein Impfstoff eine nachhaltige Lösung zur Kontrolle der Gonorrhoe bieten können.
HPV-Test für zu Hause überzeugt in US-Studie
Ein neuer Selbsttest hat sich in einer US-Studie als ebenso sicher und zuverlässig erwiesen wie herkömmliche Abstriche in der Arztpraxis. Das kleine Gerät zur Entnahme von Vaginalproben erkennt Hochrisiko-HPV-Typen (hrHPV) sowie Zellveränderungen mit hoher Genauigkeit. Über 95% der Ergebnisse stimmten mit denen klinisch entnommener Proben überein, wie die Forscher in JAMA Network Open berichten.
Von 609 Personen in der Studie gaben 599 gültige Probenpaare ab – also jeweils eine selbst entnommene und eine ärztlich entnommene Probe. Davon konnten 582 Probenpaare für die finale Auswertung verwendet werden.
Die Übereinstimmung bei der Erkennung von Hochrisiko-HPV (hrHPV) zwischen Selbsttest und Arztprobe lag bei 95,2%. Auch die Sensitivität für hochgradige Zellveränderungen am Gebärmutterhals war mit 95,8% nahezu identisch zur klinischen Untersuchung.
Zudem zeigte sich das Verfahren als benutzerfreundlich: Über 92% der Teilnehmerinnen fanden die Anleitung leicht verständlich, und 93% gaben an, sie würden den Selbsttest der Arztuntersuchung vorziehen – vorausgesetzt, die Ergebnisse seien vergleichbar.
„Diese Daten unterstreichen das Potenzial des Selbsttests, eine sichere, effektive und akzeptierte Alternative zur bisherigen Praxis zu werden“, heißt es in der Veröffentlichung.
Virale Infektionen: Luftverschmutzung erhöht das Risiko einer schweren Bronchiolitis
Die Bronchiolitis ist eine akute Entzündung der kleinen Atemwege (Bronchiolen). Sie betrifft die vor allem Säuglinge und Kleinkinder unter 2 Jahren und wird meist durch virale Infektionen ausgelöst.
Kinder unter 2 Jahren, die an Bronchiolitis erkranken, müssen mit höherer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus, wenn sie Luftschadstoffen ausgesetzt waren. Das zeigt eine neue, in Pediatric Allergy and Immunology veröffentlichte Metaanalyse.
Ein internationales Forschungsteam wertete 23 Studien systematisch aus, von denen 13 in 8 separate Metaanalysen einflossen. Im Fokus standen die am häufigsten untersuchten Luftschadstoffe: PM2.5, PM10 und Stickstoffdioxid. Die Wissenschaftler analysierten dabei sowohl kurzfristige (innerhalb einer Woche), mittelfristige (innerhalb eines Monats) als auch langfristige Belastungen (länger als ein Monat).
Die Analyse zeigt: In den meisten Einzelstudien stieg das Risiko für einen Klinikaufenthalt bei betroffenen Säuglingen mit der Belastung durch die genannten Schadstoffe – unabhängig vom betrachteten Zeitraum. In den Metaanalysen zeigte sich zwar generell ein Anstieg des Risikos zwischen 2% und 9%. Statistisch signifikant war dieser Anstieg jedoch nur bei kurzfristiger Belastung mit PM10 (Odds Ratio 1,07; 95%-KI 1,05-1,09).
Besonders relevant ist, dass viele der identifizierten Schadstoffe – wie Stickstoffdioxid – vor allem aus dem Straßenverkehr stammen. Die Studienautoren betonen daher: Verkehrsberuhigende Maßnahmen könnten einen wichtigen Beitrag leisten, um die Krankheitslast durch eine schwere Bronchiolitis im Säuglingsalter zu verringern.
West-Nil-Virus: Erstmals Nachweis in Tigermücken aus Großbritannien
Erstmals wurden genetische Spuren des West-Nil-Virus (WNV) in Großbritannien nachgewiesen – in Mücken der Art Aedes vexans (Tigermücke), die im Juli 2023 in den Feuchtgebieten des River Idle in Nottinghamshire gesammelt wurden. Darüber hat Medscape.com berichtet. Der Fund stammt aus dem Überwachungsprogramm Vector-Borne RADAR, das vom britischen Gesundheitsamt (UKHSA) und von der Tier- und Pflanzengesundheitsbehörde (APHA) betrieben wird.
Die Forscher vermuten, dass Zugvögel das Virus eingeschleppt haben. In seltenen Fällen kann es auch auf Menschen oder Pferde übertragen werden. Bisher wurden jedoch in Großbritannien keine lokalen Infektionen bei Menschen oder Tieren festgestellt. Die UKHSA stuft das Risiko für die Bevölkerung als „sehr gering“ ein, mahnt jedoch zu erhöhter Wachsamkeit: Ärzte sollen bei ungeklärten Enzephalitis-Fällen auch an das West-Nil-Virus denken.
Dass der Erreger nun auch in Großbritannien auftritt, ist wohl eine Folge des Klimawandels: Stechmücken und ihre Krankheiten breiten sich zunehmend in nördlicher gelegene Länder aus.
Polio: Ausbruch in Papua-Neuguinea
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet von einem Polio-Ausbruch in Papua-Neuguinea. Polioviren vom Typ 2 wurden in Abwasserproben und bei 2 symptomfreien Kindern nachgewiesen.
Die Impfquote liegt landesweit bei 47%, in manchen Regionen sogar bei lediglich 8%. Die WHO und UNICEF haben daraufhin eine nationale Notfallmaßnahme gestartet, inklusive zweier Impfkampagnen im ganzen Land. Ziel ist es, alle Kinder zu schützen. Dabei setzt die UNICEF auf die enge Zusammenarbeit mit Kirchen und Gemeindeleitern zur Aufklärung und Ermutigung der Eltern.
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