Montag, 6. Oktober 2025
Napoleons „Schmächtigkeit“, sein wildes Sexleben und sein 3-cm-Penis
che2001, 11:01h
– berühmte Körperteile Teil 2
Wolfgang Paik, Medscape/Univadis
Von Mohammeds Barthaaren über Adolf Hitlers Hoden bis hin zu Buddhas Zähnen – diese Artikelreihe bietet einen Überblick über die berühmtesten Körperteile der Menschheitsgeschichte. Teil 2 beschäftigt sich mit der Männlichkeit von Napoleon Bonaparte.
Napoléon: Sinnbild der Männlichkeit
Wie männlich war Napoleon Bonaparte (1769 – 1821)? Die Antwort auf diese Frage mag entscheidend von der implizierten Männlichkeitsdefinition abhängen. Ausreichend biografische Informationen existieren jedoch, um auf einige der möglichen Spielarten dieser pauschalisierenden Frage konkret zu antworten.
Während der Französischen Revolution erwies sich der junge Soldat Bonaparte als militärisches Talent ersten Ranges. Später wurde er General der Ersten Französischen Republik, Erster Konsul Frankreichs und schließlich Kaiser der Franzosen, König von Italien und Protektor des Rheinbundes.
Über die Persönlichkeit, die Bonapartes steile militärische und politische Karriere ermöglichte, schreibt der niederländische Historiker Pieter Geyl: „It is impossible that two historians, especially two historians living in different periods, should see [Bonaparte’s] personality in the same light.“ (dt.: „Es ist unmöglich, dass zwei Historiker, insbesondere zwei Historiker, die zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben, [Bonapartes] Persönlichkeit in gleicher Weise beurteilen.“)
Unumstritten sei, dass Bonaparte „ehrgeizig“, „hoch intelligent“, „außergewöhnlich gut organisiert“ gewesen sei und über „ein exzellentes Gedächtnis“ verfügt habe. Letzteres habe es ihm erlaubt, während kritischer Schlachten „schnell eine Folge komplexer Befehle zu erteilen“, ohne die Übersicht über die Stellung sich bewegender Truppen zu verlieren.
Arthur Wellesley (1769 – 1852), Erster Duke von Wellington, schrieb zu seiner Zeit, Bonaparte besäße die Fähigkeit, „seinen Mitmenschen zu schmeicheln“, wenn es ihm dient, sie aber „öffentlich zu demütigen“, wenn sie seine Ansprüche zu verfehlen drohen. Dies mache Bonapartes Anwesenheit auf dem Schlachtfeld „40.000 Soldaten wert“.
Wer Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen als entscheidende männliche Eigenschaften erachtet, dürfte Bonaparte daher als besonders männlich ansehen.
Napoléon war „schmächtig“ und „abgemagert“
Einen noch stereotypischeren Maßstab für die Männlichkeit stellt die körperliche Stärke dar. Der Schweizer Offizier Johann Ludwig Wurstemberger (1783 – 1862), der Bonaparte zwischen 1797 und 1798 begleitete, notierte sich zu dessen Gestalt: „Bonaparte [at 29 years old] was rather slight and emaciated-looking“ (dt.: „Bonaparte sah [mit 29 Jahren] eher schmächtig und abgemagert aus.“)
Von seinen Soldaten wurde Bonaparte oft le petit corporal (dt.: der kleine Unteroffizier) gerufen. In späteren Gemälden erscheint der Kaiser Napoléon neben seinen Offizieren oft winzig.
Den österreichischen Arzt und Psychiater Alfred Adler (1870 – 1937) inspirierte dieser scheinbare Widerspruch zwischen Persönlichkeit und Physis dazu, Bonaparte retrospektiv einen Minderwertigkeitskomplex zu attestieren, der wesentlich durch dessen geringe Körpergröße und eine sexuelle Dysfunktion bedingt gewesen sei. Aus dieser These entwickelte sich später das Konzept des Napoleon-Komplexes.
Mittlerweile wissen Historiker, dass Bonaparte nicht unterdurchschnittlich groß war. Mit 1,686 Metern war er mehr als 8 Zentimeter größer als der durchschnittliche Franzose seiner Zeit. Junge Soldaten maßen meist zwischen 1,65 und 1,69 Metern. Dass Bonaparte in Gemälden dennoch klein erscheint, liegt wahrscheinlich daran, dass er sich gern von besonders hochgewachsenen Soldaten bewachen ließ. Bisher bekannten Daten zufolge war keiner seiner Leibwächter kleiner als 1,76 Meter.
Napoléons Sexleben war wild, aber widersprüchlich
Als belastbarer erweist sich da Adlers zweite Teilthese. Obgleich Belege für eine sexuelle Dysfunktion des jungen, aufsteigenden Bonaparte fehlen, deutet einiges darauf hin, dass Sexualität eine überproportional wichtige Rolle in dessen Leben spielte.
Seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelte Bonaparte als 18-jähriger Unterleutnant mit Pariser Straßendirnen des Palais Royals. Seiner ersten Frau Joséphine de Beauharnais (1763 – 1814) blieb er 2 Jahre lang treu. Auf dem Feldzug nach Ägypten traf er auf die frisch vermählte Marguérite Pauline Fourés (1778 – 1869). Nachdem er Fourés Ehemann, einen Leutnant, mit einem wichtigen Brief nach Frankreich fortgeschickt hatte, begann er eine Affäre mit Fourés.
2 Jahre später ließ sich Bonaparte mit der berühmten Mailänder Opernsängerin Giuseppina Grassini (1873 – 1850) ein. Später hatte Bonaparte unter anderem Affären mit den Schauspielerinnen Marguerite-Joséphine Georges (1787 – 1867) und Catherine-Joséphine Duchesnois (1777 – 1835) sowie mit der Frau eines älteren Staatsrats, Adèle Duchâtel (1782 – 1860).
Die junge genuesische Tänzerin Carlotta Gazzani (1789 – 1827) ernannte Napoleon zur Vorleserin für de Beauharnais, um Gazzani leichter beischlafen zu können. Frauen seiner Offiziere verführte Bonaparte ebenso wie jene anderer Politiker.
Zu Bonapartes sexueller Leistungsfähigkeit schreibt der Politiker und Schriftsteller Marie Henri-Bheyl (1783 – 1842), der einen Akt Bonapartes beobachtet hatte, jedoch: „Der Kaiser, der, den Degen an der Seite, an einem kleinen Tisch saß, unterzeichnete Erlasse. Die Dame trat ein; ohne sich stören zu lassen, bat er sie, sich aufs Bett zu setzen. […] Die Hauptsache der Zusammenkunft dauerte nicht drei Minuten. Oft stand sein Mameluck hinter einem Wandschirm.“
Der Chirurg und Schriftsteller Robert McNair Wilson vermutet, spätestens ab seinen Fünfzigerjahren müsse Bonaparte unter einer testikulären Atrophie und Impotenz gelitten haben. Selbst als die Gräfin von Ornano, Maria Walewska (1786 – 1817), mit der er bereits ein außereheliches Kind gezeugt hatte, ihn im Jahr 1814 heimlich im Exil besuchte, habe er ein separates Gemach für sie herrichten lassen.
Einen letzten Denkanstoß zum Thema Männlichkeit liefert Bonapartes Penis, der durch eine Autopsie im Jahr 1821 gewonnen worden und bis heute erhalten geblieben sein soll. Für eine Dokumentation des britischen Fernsehsenders Channel 4 wurde der Penis, damals im Besitz des Urologen John Kingsley Lattimer, ohne Kamerabegleitung vermessen. Das Ergebnis: 1,0 inch (2,54 cm) ist das Glied des französischen Monarchen lang. Zu Lebzeiten könnten es 3 bis 4 cm gewesen sein.
Fazit
Der Penis gilt vielen als Sinnbild männlicher Schaffenskraft und Herrschaft. Der Fund des Penis‘ eines der einflussreichsten und am häufigsten idealisierten Männer der Weltgeschichte, Monarch Napoléon I., bietet jedoch ‚Anlass, Peniskult und alte Stereotypen zu überdenken.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de
https://deutsch.medscape.com/s/artikelansicht/4915352
Wolfgang Paik, Medscape/Univadis
Von Mohammeds Barthaaren über Adolf Hitlers Hoden bis hin zu Buddhas Zähnen – diese Artikelreihe bietet einen Überblick über die berühmtesten Körperteile der Menschheitsgeschichte. Teil 2 beschäftigt sich mit der Männlichkeit von Napoleon Bonaparte.
Napoléon: Sinnbild der Männlichkeit
Wie männlich war Napoleon Bonaparte (1769 – 1821)? Die Antwort auf diese Frage mag entscheidend von der implizierten Männlichkeitsdefinition abhängen. Ausreichend biografische Informationen existieren jedoch, um auf einige der möglichen Spielarten dieser pauschalisierenden Frage konkret zu antworten.
Während der Französischen Revolution erwies sich der junge Soldat Bonaparte als militärisches Talent ersten Ranges. Später wurde er General der Ersten Französischen Republik, Erster Konsul Frankreichs und schließlich Kaiser der Franzosen, König von Italien und Protektor des Rheinbundes.
Über die Persönlichkeit, die Bonapartes steile militärische und politische Karriere ermöglichte, schreibt der niederländische Historiker Pieter Geyl: „It is impossible that two historians, especially two historians living in different periods, should see [Bonaparte’s] personality in the same light.“ (dt.: „Es ist unmöglich, dass zwei Historiker, insbesondere zwei Historiker, die zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben, [Bonapartes] Persönlichkeit in gleicher Weise beurteilen.“)
Unumstritten sei, dass Bonaparte „ehrgeizig“, „hoch intelligent“, „außergewöhnlich gut organisiert“ gewesen sei und über „ein exzellentes Gedächtnis“ verfügt habe. Letzteres habe es ihm erlaubt, während kritischer Schlachten „schnell eine Folge komplexer Befehle zu erteilen“, ohne die Übersicht über die Stellung sich bewegender Truppen zu verlieren.
Arthur Wellesley (1769 – 1852), Erster Duke von Wellington, schrieb zu seiner Zeit, Bonaparte besäße die Fähigkeit, „seinen Mitmenschen zu schmeicheln“, wenn es ihm dient, sie aber „öffentlich zu demütigen“, wenn sie seine Ansprüche zu verfehlen drohen. Dies mache Bonapartes Anwesenheit auf dem Schlachtfeld „40.000 Soldaten wert“.
Wer Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen als entscheidende männliche Eigenschaften erachtet, dürfte Bonaparte daher als besonders männlich ansehen.
Napoléon war „schmächtig“ und „abgemagert“
Einen noch stereotypischeren Maßstab für die Männlichkeit stellt die körperliche Stärke dar. Der Schweizer Offizier Johann Ludwig Wurstemberger (1783 – 1862), der Bonaparte zwischen 1797 und 1798 begleitete, notierte sich zu dessen Gestalt: „Bonaparte [at 29 years old] was rather slight and emaciated-looking“ (dt.: „Bonaparte sah [mit 29 Jahren] eher schmächtig und abgemagert aus.“)
Von seinen Soldaten wurde Bonaparte oft le petit corporal (dt.: der kleine Unteroffizier) gerufen. In späteren Gemälden erscheint der Kaiser Napoléon neben seinen Offizieren oft winzig.
Den österreichischen Arzt und Psychiater Alfred Adler (1870 – 1937) inspirierte dieser scheinbare Widerspruch zwischen Persönlichkeit und Physis dazu, Bonaparte retrospektiv einen Minderwertigkeitskomplex zu attestieren, der wesentlich durch dessen geringe Körpergröße und eine sexuelle Dysfunktion bedingt gewesen sei. Aus dieser These entwickelte sich später das Konzept des Napoleon-Komplexes.
Mittlerweile wissen Historiker, dass Bonaparte nicht unterdurchschnittlich groß war. Mit 1,686 Metern war er mehr als 8 Zentimeter größer als der durchschnittliche Franzose seiner Zeit. Junge Soldaten maßen meist zwischen 1,65 und 1,69 Metern. Dass Bonaparte in Gemälden dennoch klein erscheint, liegt wahrscheinlich daran, dass er sich gern von besonders hochgewachsenen Soldaten bewachen ließ. Bisher bekannten Daten zufolge war keiner seiner Leibwächter kleiner als 1,76 Meter.
Napoléons Sexleben war wild, aber widersprüchlich
Als belastbarer erweist sich da Adlers zweite Teilthese. Obgleich Belege für eine sexuelle Dysfunktion des jungen, aufsteigenden Bonaparte fehlen, deutet einiges darauf hin, dass Sexualität eine überproportional wichtige Rolle in dessen Leben spielte.
Seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelte Bonaparte als 18-jähriger Unterleutnant mit Pariser Straßendirnen des Palais Royals. Seiner ersten Frau Joséphine de Beauharnais (1763 – 1814) blieb er 2 Jahre lang treu. Auf dem Feldzug nach Ägypten traf er auf die frisch vermählte Marguérite Pauline Fourés (1778 – 1869). Nachdem er Fourés Ehemann, einen Leutnant, mit einem wichtigen Brief nach Frankreich fortgeschickt hatte, begann er eine Affäre mit Fourés.
2 Jahre später ließ sich Bonaparte mit der berühmten Mailänder Opernsängerin Giuseppina Grassini (1873 – 1850) ein. Später hatte Bonaparte unter anderem Affären mit den Schauspielerinnen Marguerite-Joséphine Georges (1787 – 1867) und Catherine-Joséphine Duchesnois (1777 – 1835) sowie mit der Frau eines älteren Staatsrats, Adèle Duchâtel (1782 – 1860).
Die junge genuesische Tänzerin Carlotta Gazzani (1789 – 1827) ernannte Napoleon zur Vorleserin für de Beauharnais, um Gazzani leichter beischlafen zu können. Frauen seiner Offiziere verführte Bonaparte ebenso wie jene anderer Politiker.
Zu Bonapartes sexueller Leistungsfähigkeit schreibt der Politiker und Schriftsteller Marie Henri-Bheyl (1783 – 1842), der einen Akt Bonapartes beobachtet hatte, jedoch: „Der Kaiser, der, den Degen an der Seite, an einem kleinen Tisch saß, unterzeichnete Erlasse. Die Dame trat ein; ohne sich stören zu lassen, bat er sie, sich aufs Bett zu setzen. […] Die Hauptsache der Zusammenkunft dauerte nicht drei Minuten. Oft stand sein Mameluck hinter einem Wandschirm.“
Der Chirurg und Schriftsteller Robert McNair Wilson vermutet, spätestens ab seinen Fünfzigerjahren müsse Bonaparte unter einer testikulären Atrophie und Impotenz gelitten haben. Selbst als die Gräfin von Ornano, Maria Walewska (1786 – 1817), mit der er bereits ein außereheliches Kind gezeugt hatte, ihn im Jahr 1814 heimlich im Exil besuchte, habe er ein separates Gemach für sie herrichten lassen.
Einen letzten Denkanstoß zum Thema Männlichkeit liefert Bonapartes Penis, der durch eine Autopsie im Jahr 1821 gewonnen worden und bis heute erhalten geblieben sein soll. Für eine Dokumentation des britischen Fernsehsenders Channel 4 wurde der Penis, damals im Besitz des Urologen John Kingsley Lattimer, ohne Kamerabegleitung vermessen. Das Ergebnis: 1,0 inch (2,54 cm) ist das Glied des französischen Monarchen lang. Zu Lebzeiten könnten es 3 bis 4 cm gewesen sein.
Fazit
Der Penis gilt vielen als Sinnbild männlicher Schaffenskraft und Herrschaft. Der Fund des Penis‘ eines der einflussreichsten und am häufigsten idealisierten Männer der Weltgeschichte, Monarch Napoléon I., bietet jedoch ‚Anlass, Peniskult und alte Stereotypen zu überdenken.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Univadis.de
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