Hildesheim. Mit Beginn der Pegida-Demonstrationen und den Terroranschlägen auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris erfährt das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen eine neue Zerreißprobe. Der Politikwissenschaftler Hannes Schammann ist seit 2014 Juniorprofessor für Migrationspolitik an der Hildesheimer Universität. Im Gespräch mit KEHRWIEDER Volontär Kilian Schwartz berichtet er vom Alltagsrassismus in Ost und Westdeutschland, Rechtfertigungszwang junger Muslime nach den Anschlägen und Prognosen zur Flüchtlingspolitik.
http://www.kehrwieder-verlag.de/epaper/bkpage/bkpage.php?PHPSESSID=nngftuot0u3vcne13jt1dqgnk6brjq6u&edition=20150118_kewi&path=pdf/save&f=bk_9.pdf
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Das ist das übliche abgehobene Gequatsche von Sozialwissenschaftlern, fernab der Realität. Weißt du was Alltagsrassismus ist?
Ich habe das hier ja schon erzählt, ich bin mit einer farbigen Südamerikanerin verheiratet. Keine Schwarze, mehr ein angenehmes Milchkaffeebraun. Meine Frau ist Kindergärtnerin in einem ziemlich gemischten Viertel, die Kinder kommen aus aller Herren Länder, nur die Minderheit sind Deutsche, fast die Hälfte Muslime.
Vor ein paar Wochen kam meine Frau ganz aufgelöst nach Hause. Ursache: die Mütter einiger muslimischer Kinder hatten bei der Chefin vorgesprochen und darum gebeten, dass ihre Kinder nicht mehr von meiner Frau betreut werden sollten, weil sie angeblich Angst vor ihrer dunklen Haut hätten. Dazu kam es natürlich nicht, die Chefin hat vielmehr einen Brief an alle Eltern geschrieben und entschieden darauf hingewiesen, dass in ihrem Haus niemand diskriminiert wird, weder die Kinder noch die Erzieher. Damit ist es bis jetzt gut.
Die deutschen Kinder lieben meine Frau heiß und innig, und wir sind mehrfach von Eltern eingeladen worden. Ein kleiner Junge wollte sie immer anfassen und leckte dann einen Finger ab, um zu sehen, ob sie nicht aus Schokolade ist.
Hintergrund der Geschichte dürfte sein, dass meine Frau die muslimischen Jungs relativ hart anfasst (im übertragenen Sinne), denn das sind mit drei Jahren teilweise schon richtige Kotzbrocken, die genau wissen, dass Frauen ihnen grundsätzlich nichts zu sagen haben. In den muslimischen Familien läuft bei der Erziehung etwas grundsätzlich schief: die Mädchen schreien die ganze Zeit, wenn ihre Mutter nicht da ist, und die Jungen streiten ständig mit den anderen, brauchen dreimal soviel Aufmerksamkeit wie die anderen und machen dreimal soviel Spielsachen kaputt usw. Alles nach Aussage meiner Frau, aber unter den Erzieherinnen scheint da ziemliche Einigkeit zu herrschen.
Ich will damit jetzt nicht sagen, dass die Muslime alle Rassisten sind, ich erkläre mir das eher durch die fehlende kritische Distanz zur eigenen Kultur. Die wissen ganz genau, dass ihre Kultur die größte der Menschheit ist, und dass sie vor allem eines verdienen: RESPEKT!!!! Irgendwelche Bereitschaft, selber etwas zum Gelingen des Zusammenlebens mit Menschen anderer Kultur zu leisten, ist jedenfalls nicht erkennbar, man will einfach so sein wie man ist und sich von anderen nichts sagen lassen. Der Gedanke, ob es nicht evtl. etwas mit eben dieser Kultur zu tun haben könnte, dass sie ihre Heimatländer verlassen mussten und unter Ungläubigen leben, für die sie ihrerseits keinen Respekt haben, kommt ihnen jedenfalls nicht.
Um das noch mal klar zu sagen: Ich bin kein Anhänger des Christlichen Abendlandes, sondern einer der radikalen Aufklärung, und ich finde, die ist auch Muslimen zuzumuten. Respekt für mittelalterlich-patriarchale Kulturen sollte es nicht geben.
Das Gerede dieses „Migrationsexperten“ ist jedenfalls aus meiner Sicht völlig daneben. Ob es eine „Islamisierung“ gibt oder nicht, ist unwesentlich; viel wichtiger ist, ob man so zusammen leben kann, dass es für alle akzeptabel ist?
„Empathy comes from a shared sense of identity. An important way of building common identity is common membership in a network of reciprocal obligations“, schreibt Paul Collier in seinem Buch, das ich nochmals wärmstens empfehlen möchte: http://www.amazon.de/Exodus-Warum-Einwanderung-regeln-m%C3%BCssen/dp/3886809404
Es gilt, Gemeinsamkeiten zu betonen, nicht starre Identitäten, die die Menschen nur voneinander trennen.
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Der von Dir angeführte Paul Collier ist im Übrigen ein Vertreter einer strikt limitierten und an Qualifikationen ausgerichteten Einwanderung, wie sie früher schon Eugeniker vertreten hatten. Das steht im Gegensatz zu humanitären Intentionen, die ein Bleiberecht an unzumutbaren Zuständen im Herkunftsland festmachen. Sicherlich macht es Sinn, zwischen beiden Positionen abzuwägen, aber Colliers Position bedeutet in erster Linie Zuwanderung nach den Beschäftigungsinteressen des Kapitals in den Metropolen auszurichten. So jemand ist für mich in erster Linie Klassenfeind.
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hier mal ein Link, der dessen Existenz bestätigt:
https://books.google.de/books?id=IP36oNh--f4C&pg=PA136&lpg=PA136&dq=Positivismus+Bolivar&source=bl&ots=_qteunFoZa&sig=GzeDqxwZ8xXaJk0NdmvOoWzlhyA&hl=de&sa=X&ei=4Mi-VMXBNcyLOdeWgNgD&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=Positivismus%20Bolivar&f=false
Schön übrigens die Stelle in V. Woolfs "Orlando", als er/sie mit irgendwelchen "Zigeunern" in der Türkei abhängt und von seiner/ihrer bis ins ich glaube 15./14. Jh. zurückreichende Familientradition berichtet, worauf alle etwas peinlich-berührt reagieren. Unter so bis 3000 B.C. irgendwo in Indien lief bei denen gar nichts, Virginia Woolf.
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gerade die Zuordnung, im Falle willys, zu entweder Positivismus in den Sozialwissenschaften, einschließlich der trivial-obskuranten Variante, wie sie sozi ohne partei karikierte, oder Positivismus in der Wissenschaftstheorie, dessen Kritik in eben derselben Wissenschaft eine höchst interessante Geschichte hinter sich hat, zugleich immer noch im Gange, wollte ich infrage stellen. Eben die Identifikation mit einem eurozentristischem Aufklärungsbegriff, wäre, zumal wenn wir als Gegenposition hierzu etwa Dekonstruktion etc. anführen, einer eurozentrischen Perspektive geschuldet, wenn wir den latein- bzw. mesoamerikanischen "Positivismus" mit in Rechnung stellen.
Ich kann nicht über den südamerikanischen Positivismus referieren, aber die Frage, die ich mir stelle, ist in dem Link ja deutlich genug angedeutet, wo berichtet wird, dass einige Autoren versuchten einen autochtonen lateinamerikanischen Positivismus nachzuweisen. Sicher scheint mir aber, dass dieser Positivismus in Südamerika eine besondere, den geschichtlichen Umständen geschuldete, Karriere genommen hat.
Octavio Paz z.B. stellt ihn in "Das Labyrinth der Einsamkeit" in einen ganz anderen Kontext: Völkerpsychologie, Nationalidentität, Entwicklung und Entstehen einer lateinamerikanischen Intelligenzija usw.
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Labyrinth_der_Einsamkeit
http://www.quetzal-leipzig.de/lateinamerika/mexiko/das-labyrinth-der-einsamkeit-19093.html
Du kommst von einem eurozentrischen Aufklärungsbegriff des willy, nachdem ich den Namen "Positivismus" ins Spiel brachte, plötzlich zu dem von sozi ohne partei karrikierten Obskurantismus eines Objektivismus, wie er im anderen thread zu recht kritisiert und lächerlich gemacht wird. Der Comte, wie er in Südamerika rezipiert wurde, ist eben nicht der Comte, der den frühen Marx prägte.
Anstelle also einmal den Blick zu weiten und zu überprüfen, ob und inwiefern willys Aussagen aus einem (historischen) südamerikanischen Positivismus herleitbar wären, diagnostizierst Du nicht mehr nur einen Eurozentrismus hinsichtlich eines Aufklärungsbegriffs, sondern identifiziert willy, was schlimmer ist, mit jenem sich selbst missverstehenden "Positivismus", der auf einen unreflektierten "Objektivismus" hinausläuft.
Hier triffst Du aber eine Unterscheidung, wie sie für die Diskussion in Europa in den Sozialwissenschaften im 20. Jh. bezeichnend ist. Das Witz dabei ist aber, dass, wenn ein aufklärerisches Moment des Positivismus´in diesen Kontexten auszumachen ist, dieses eben wirksam in Südamerika möglicherweise anzutreffen wäre. Der Positivismus, gedacht als "Gesellschaftsmodell" oder für ein solches brauchbar, war vermutlich in Europa längst tot, sofern so etwas je existierte, spielte aber in Südamerika eine ganz andere Rolle, aufklärerische Momente wären, wenn, dann dort zu suchen (wenn wir einmal von gewissen Tendenzen im Wieder Kreis absehen - sozialistische Ideen sowie Gegenbewegung gegen esoterische Tendenzen/Missverständnisse infolge der Quantenphysik).
Nur weil jemand teilweise dieselben Einwendungen und Beispiele vorbringt, darf man ihn oder sie nicht mit Leuten gleichsetzten, die ähnliches vorbringen, und ihn in ein Schema pressen, das nun mal von einer spezifischen europäischen Diskussionssituation vorgegeben ist. In diesem Sinne ist umgekehrt genau das "eurozentristisch".
Öffne also bitte mal die Augen und Ohren! Mein Eindruck ist jedenfalls, dass sich der "südamerikanischen Positivismus" heute noch auswirkt in Form einer Art Pragmatismus. Denke nur an das "Höher-schneller-weiter", Autorennen, Fußball, wie es Bleibtreu in diesem bescheuerten Film sagt (welches Ressentiment heute gerne nachgeplappert wird), wie die Planstadt Brasilia aus dem Boden gestampft wurde, der Modernismo (Niemeyer), die letzte Fußball WM (ich hatte keine Zweifel, dass sie rechtzeitig das Stadion fertigbringen würden), teilweise fortschrittliche Pädagogik (in den Schulen bringen sie den Kindern Meditation bei, weil sonst alles drunter und drüber gehen würde, was, BTW, auch R. D. Precht vorschlug), dass jetzt in Gefängnissen die Häftlinge ihre Haftzeit verkürzen können, indem sie ein bestimmtes Kontingent von Büchern lesen und sich über das Gelesene prüfen lassen ... das ist alles sehr positivistisch gedacht.
Wenn Du Dir den Link ansiehst, dann müsstest Du eigentlich bemerken, dass der dort besprochene Positivismus (des 19. J.h.) einen Reichtum an Facetten aufweist, Darwin, Materialismus ..., und dass es daher sehr wohl denkbar ist, dass hier eine Quelle liegen kann für Einlassungen im Stile willys, die nichts zu tun hat mit Unterscheidungen, wie sie sich aus Verengungen der Perspektive aus einem linken Tümpel-Biotop ergeben. So berechtigt sozi ohne parteis Überzeichnung bzw. dessen Karikieren im anderen thread ja ist.
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Ashok und die Alis haben den exakt gleichen Bildungsweg genommen, d.h. Studium im Heimatland + Masterstudium in Nordeuropa. Ashok konnte nach 2 Jahren Masterstudium und 5 Jahren Arbeit in Deutschland - davon 2 als Freelancer (!!!) - kein Deutsch. Hab ich kein Problem mit, nur widerspricht das dem gängigen Vorurteil, das Kenntnisse unserer Sprache positiv mit dem Bildungs- und Gehaltsniveau korrelieren. Die beiden Alis sprechen sehr gut Deutsch, Mohamed auch.
Ich denke nicht, dass die im beruflichen Umfeld großen Pressionen ausgesetzt sind. Das ist sehr umfeldspezifisch.
Meine Schwester kann als Konzern-Marketing Frau lustige Geschichten darüber berichten, wie sie mit einem koreanisch-stämmigen und einem semi-afrikanisch-stämmigen aber von Baby an deutsch sozialisierten externen Beratern zu Terminen mit Dresdener Verkaufsstellen gefahren ist. Die wurden natürlich nicht direkt angemacht, aber deren Migrationshintergrund wurde da schon auf peinliche Weise thematisiert.
Ich hab übrigens überwiegend gute bis sehr gute Erfahrungen mit Türken und Arabern gemacht.
Ich will damit nicht sagen, dass die besseren Menschen in Konzernen oder der IT arbeiten. Natürlich habe ich auch Vorurteile wie absolut jeder. Aber ich halt es für völligen Blödsinn, wenn ich von links-ideologisch höre, dass dies ein Problem der Gutbezahlten sei aus Angst vor Absturz und so. Das bezieht sich natürlich nicht auf den Text, den ich gut finde.
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Von jeder Ideologie? Das ist doch Quatsch.
Von jeder Religion? Vermutlich.
Solche Taten auf einen Missbrauch des Islams runterzubrechen scheint mir verkürzt. Bestimmte Ausprägungen, radikalisierte Formen des Islam schaffen doch den Nährboden mit, für solche Taten, fordern dazu auf oder dulden sie zumindest. Das ist doch dann auch ein Teil des Islam. Sonst kann man Religionskritik gleich vergessen, woran Schammann vielleicht auch kein Interesse hat.
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@" Bestimmte Ausprägungen, radikalisierte Formen des Islam schaffen doch den Nährboden mit, für solche Taten, fordern dazu auf oder dulden sie zumindest. Das ist doch dann auch ein Teil des Islam."----- Erst einmal sehe ich den extremen islamischen Fundamentalismus eher als die arabisch/nordafrikanische/vorderasiatische Form des Faschismus an, weniger als Bestandteil der Religion. Und zum Anderen müsste in dieser Perspektive dann auch so etwas wie Mississippi Burning oder das Schwulenmorden durch Evangelikale in Afrika als Teil des Christentums oder das Massaker an islamischen Pilgern durch Baruch Goldstein als Teil des Judentums (und der Pogrom an Tamilen als Teil des Buddhismus) angesehen werden. Ich bezweifle, dass Religionskritik im Marx`schen Sinne das meint;-)
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Kannst du das mit dem Fachismus bisschen ausführen?
Man kann darüber spekulieren, wie der Todeskult vom westlichen Nationalismus beeinflusst ist, der ja im frühen 20. Jahrhundert bizarre Ausmaße angenommen hat und religiös anmutet, Religion ersetzt.
Evangelikale sind ja mit Vorliebe homophob, dabei ziemlich aggressiv, man könnte sogar von eliminatorisch sprechen (nicht alle evangelikale Christen). Die aktuelle katholische Lehre sieht hinter dem Homosexuellen noch den Menschen und die hießige lutherisch-evangelische Kirche(n) vertritt langsam eine noch tolerante Position. Alle Christen, alle aus dem Christentum entstanden.
Goldstein wurde von orthodoxen Juden verteidigt, auch wenn ich nicht weiß, wie religiös er war. Der Dalai Lama scheint nicht so ein großes Problem mit Buddhisten zu haben, die sich selbst verbrennen, um gegen die chinesische Okkupation zu protestieren und wenn auch der erste Kreuzzug als Grundlage handfeste soziale Verhältnisse und materielle Interessen hat, ist er doch Ausdruck eines religiösen Fanatismus.
"Aber selbst wenn wir in diesem Jahr 300.000 neue
Asylbewerber bekommen, sind wir noch weit entfernt von dem Stand, den wir in den 1990erJahren
hatten. Nichts also, was uns wirklich gefährlich werden könnte."
Klar, das will er gerne den Lesern verklickern, aber hier wird doch genau die offizielle Lesart wiederholt. Die Flüchtlinge wurden 'uns' gefährlich, sie sind eine Belastung für die deutsche Gesellschaft und deswegen wurde das Asylrecht 'eingeschränkt'.
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Und in meinem Modell ist Faschismus einerseits eine Staatsform, andererseits eine Ideologie, die sich aus einer panischen und manischen Abgrenzung kleinbürgerlicher Schichten und speziell marginalisierter oder sich von Marginalisierung bedroht fühlender Kleinbürger (letzteres bin ich auch, ziehe aus dieser Tatsache aber andere Schlüsse) gegen als untenstehend Wahrgenommene (die das oft tatsächlich sind) bzw. deren projektiver Überhöhung als Bedrohung speist. Da ergibt sich dann der Connex zu den Untersuchungen von Adorno, Levinson, Fraenkel-Brunswik et al zum autoritären Charakter und den Elementen des Antisemitismus in der Dialektik der Aufklärung. Die Studien zum autoritären Charkater hatten ergeben, dass der Antisemitismus in
"judenreinen Gegenden" mindestens so ausgeprägt sei wie in Hollywood. D.h., der Antisemitismus entwickelt eine Idee von der Dominanz des Judentums gerade da, wo keine Juden sind. Als Elemente des Antisemitismus skizzierten Horkdorno Vorurteilsstrukturen, die nicht an Juden gebunden sind. Es heißt da, der Jude sei austauschbar, es könnte ebensogut ein Vagabund, Katholik oder sonstwer sei, und tatsächlich wurden ja genauso Sinti und Roma, Homosexuelle und sog. "Asoziale", d.h. Obdachlose, Drogensüchtige und die von den Nazis im Unterschied zu Schwulen als "Asoziale" definierten Lesben vernichtet. In diesem Kontext ist die Betrachtungsweise von Pegida in Bezug auf die Muslime völlig analog hinsichtlich dem Antisemitismus der 20er und 30er Jahre: Eine zahlenmäßig kleine Gruppe wird dämonisiert mit dem ganzen Instrumentarium einer Angst vor deren angeblich bevorstehender Herrschaft. Der Antiislamismus in Europa mit den ganzen Eurabia-Ängsten von PI, aber auch der Pegida-Ideologie ist der Antisemitismus von heute. Mal abgesehen davon, dass AraberInnen tatsächlich SemitInnen SIND. Und genauso verstehe ich auch Schammann, der in einer an der Uni Hildesheim gut gepflegten Kritische-Theorie-Tradition steht.
So, wie der historische Faschismus eine Ideologie des sich bedroht fühlenden mitteleuropäischen Kleinbürgertums war, spielt der radikale Islamismus in der arabischen Welt (Iran müsste gesondert behandelt werden) EXAKT die gleiche Rolle. Es waren sich von einer globalisierten Weltwirtschaft gleichermaßen wie von den sozialen Regelungssystemen Algeriens, Ägyptens oder Iraks (arabischer Sozialismus bzw. Verbindung aus diesem und Öffnung für westlichen Imperialismus bzw. einem eigenen irakischen Faschismus mit Dominanz eines bestimmten Klans und dessen Intransigenz infolge westlicher Wirtschaftsblockade) bedroht fühlende Basaris und Kleinhandwerker aus von der globalen Entwicklung abgekoppelten Regionen (in Ägypten, das ich gut kenne, vor allem Asyut, eine nicht von Tourismus oder Modernisierungsprojekten berührte Stadt), von denen der militante Islamismus ausging. Mit dem Islam als Religion hat das so viel zu tun wie der Faschismus mit dem Christentum (das heißt auch nicht, dass es überhaupt nicht miteinander zu tun hat, im Faschismus gibt es eine Spannbreite, die vom Neuheidentum der Nazis bis zum bis auf die Inquisition zurückreichenden Ultrakatholizismus der Falange in Spanien klafft). Die wenigen jüdischen Menschen die ich so kenne solidarisieren sich mit muslimischen Menschen, weil sie das gleiche Bedrohungsgefühl gegenüber der Mehrheitsgesellschaft empfinden, und die Parole "Gestern Juden, heute Kurden" ist mir von Demos aus den 90ern auch immer noch im Ohr.
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Asylbewerber bekommen, sind wir noch weit entfernt von dem Stand, den wir in den 1990erJahren
hatten. Nichts also, was uns wirklich gefährlich werden könnte."
Klar, das will er gerne den Lesern verklickern, aber hier wird doch genau die offizielle Lesart wiederholt. Die Flüchtlinge wurden 'uns' gefährlich, sie sind eine Belastung für die deutsche Gesellschaft und deswegen wurde das Asylrecht 'eingeschränkt'.
Wo sagt der denn so was? Gewagte Interpretation! Der steht dem Flüchtlingsrat Niedersachsen nah (dem der Gastgeber dieses Blogs angehört).
@Che: Applaus für diesen Kommentar, aber, gähn, das erzählen wir hier doch seit 12 Jahren, oder?
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Problem bei all diesen linken Ansätzen ist eben aus meiner Sicht, dass sie so wenig mit der gelebten Realität der Menschen zu tun haben.
Wenn jedes Geschlecht, jede Ethnie und jede marginalisierte Gruppe ihre eigene Wahrheit hat, gibt es keine Wahrheit, und damit auch keine Basis für ein friedliches Zusammenleben.
Paul Collier sagt: "The conjunction of policies of multicultural separatism applied to migrants, and antidiscriminationlaws applied to the indigenous population breaches the golden rule. One group recieves treatment that cannot be conceded to the other. " (p. 108)
Genau das wird ständig propagiert; die Muslime können Respekt und Toleranz verlangen, brauchen sie ihrerseits aber nicht zu gewähren; das sowas auf Widerstand stößt, ist nicht verwunderlich.
Schau mal hier: http://www.taz.de/!103444/
In wiefern sind hier die Eltern (bzw. die Tochter, wenn sie es denn wirklich so wollte, was ich bezweifle) diskriminiert worden? Das Gegenteil ist geschehen, sie sind behandelt worden, wie alle anderen, aber das reicht ihnen nicht. Und wenn sie ihren Willen bekommen hätten, hätten sie als nächstes die Befreiung vom Biologieunterricht gefordert, weil da die gottlose Evolutionstheorie gelehrt wird, und dann vom Geschichtsunterricht, in dem die Rolle der Muslime nicht angemessen gewürdigt wird, usw.
Das es ein besonderes Problem mit dem Islam gibt, dass sich so bei anderen Flüchtlingen nicht stellt, ist wohl kaum zu bestreiten
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Das wird aber umgekehrt ständig gemacht. Wenn irgendwelche Rechtsradikalen gewaltsam gegen Flüchtlinge vorgehen, dann handeln sie angeblich als Agenten der Mehrheit ("Struktureller Rassismus", "Radikalismus der Mitte"), aber der Terrorismus hat nichts mit dem Islam zu tun, obwohl die Terroristen sich auf den gleichen Koran beziehen, wie die muslimischen Verbände, die sich davon distanzieren.
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"Wenn irgendwelche Rechtsradikalen gewaltsam gegen Flüchtlinge vorgehen, dann handeln sie angeblich als Agenten der Mehrheit ("Struktureller Rassismus", "Radikalismus der Mitte")"
Nein, die handeln nicht als Agenten, das würde eine direkte Beauftragung voraussetzen, sondern als Leute, die etwas zum Ausdruck bringen, das im Prinzip an die schweigende Mehrheit anschlussfähig ist (übrigens heißt es Extremismus der Mitte, nicht Radikalismus). Bzw. es gibt zumindest eine komplexe Vorurteilsstruktur in weiten Teilen der Gesellschaft in Bezug auf Geflüchtete, die deckungsgleich mit der Gesinnung der Faschos ist, auch wenn die ähnlich denkenden Massen keine Gewalt anwenden würden. Damit richtet sich die Gewalt der Faschos nicht gegen die, die oben sind, sondern gegen die schwächsten Teile der Gesellschaft bzw. Leute, denen die Gesellschaft ihre Aufnahme verweigert oder nur sehr begrenzt zugesteht. Die Faschos und deren Terror haben also in bestimmter Weise mit der Mehrheitsgesellschaft zu tun, und zwar in einem dialektischen Wechselverhältnis: Selber zum großen Teil ausgegrenzt reagieren sie sich an noch viel Ausgegrenzteren ab, gleichzeitig bricht sich bei ihnen ein Hass Bahn, der im Denken und Empfinden großer Teile der Gesellschaft angelegt ist, sie sind somit im Prinzip nur die allerextremsten Spießer. Das hat etwas mit Gesellschaft zu tun, nicht mit Christentum.
Die Islamofaschisten, die ja selbst massenhaft Moscheen in die Luft jagen, sind ihrerseits das Produkt von Zerfallsprozessen islamischer Gesellschaften, z.B. in Afghanistan und Jemen und der Verelendung bestimmter Einwanderergruppen in Europa, auch das sind gesellschaftliche und keine religiösen Ursachen. Der Mord im Namen Allsahs ist gerade nicht in der Religion selber angelegt. Von Anders Breivik kann frau auch nicht sagen, dass seine Taten etwas mit Protestantismus zu tun haben.
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Die zitierte Aussage impliziert für mich, dass sie 'uns' gefährlich wurden, in den 90igern. Ich finde diese "die Situation ist nicht so problematisch wie damals"-Rhetorik unklug. Die Situation war ja nicht problematisch, weil Flüchtlinge Deutschland geflutet hätten, sondern weil die kleine Anzahl hier nicht willkommen war (ähnlich wie heute). Aus seiner Ausführung wird aber der Großteil mitnehmen: "Puh, sind ja jetzt nicht so viele, die das System belasten, Glück gehabt .."
Vielleicht bin ich da sehr empfindlich. Viele meiner Mitmenschen wollen mit bspw. PEGIDA nichts zu tun haben, aber haben kein Problembewusstsein, was die Flüchtlingspolitik betrifft. Sie sind für ein kaltes Verwalten des 'Problems' und im schlimmeren Fall fordern sie sogar noch Dankbarkeit ein.
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Das Problem bei Pegida ist ja nicht einfach Rassismus im Allgemeinen, sondern dass die sozialen Verwerfungen in der BRD-Gesellschaft und Einkommensverluste großer Gruppen auf EinwanderInnen aus islamischen Ländern projizieren, also die Falschen für soziale Schieflagen und Verarmung verantwortlich machen. Das meinte ich auch mit strukturellem Antisemitismus: In den 1920ern wurden die Juden und andere Gruppen, z.B. als "Asoziale" bezeichnete Arme und Behinderte für kapitalismusbedingtes Elend in ähnlicher Weise verantwortlich gemacht wie heute MigrantInnen bzw. als "überflüssige Esser" betrachtet, die den Sozialstaat, damals "Volkskörper" genannt unnötig belasten würden. Eigentlich meint der Pegida-Protest gar nicht sein Hassobjekt, die muslimischen MigrantInnen, sondern die soziale Lage in Deutschland, das wissen die nur selber nicht. Schon nach Rostock formulierte die "Wildcat" in ihrem Sonderheft "Riots von Rechts" das etwa so. Und da stellt sich die Frage, wie die Linke es schaffen kann, das im Grunde berechtigte Aufbegehren gegen die sozialen Verhältnisse in diesem Land -oder in der kapitalistischen Welt - auf den eigentlichen Feind zu lenken.
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Der Komplex Islamismus kommt seit Wochen nur noch am Rande vor. Die Pegida-Redner haben Anfang Januar sogar damit begonnen, moderate Muslime zu den Demos einzuladen.
Was wollen Pegidisten wirklich? Es gibt seit ca. 10 Tagen Angebote sächsischer Institutionen (bekannte und weniger bekannte), auf denen man die gesprächsbereiten »Mitläufer« der Pegida befragt hat. Darüber habe ich einige Augenzeugenberichte und Zeitungsmeldungen.
Da kommen Probleme wie Renten, Euro, Maastricht-Vertragsbruch, Angst vor grenzüberschreitender Kriminalität etc. auf den Tisch. Der extreme Islamismus wird natürlich wegen der Terrorgefahr thematisiert – aber in keiner Weise der Muslim als Sündenbock wie ab 1930 die jüdische Bevölkerung. Bitte vergesst das. Das ist ein Holzweg.
Es ist grundsätzlich falsch, den Dresdner Normalbürgern oder den Pegidisten pauschal Ausländerfeindlichkeit zu unterstellen. Es geht bei Pegida ganz offen um eine Einwanderung nach Nutzen-Effekt – und ich weiß, dass Euch das aus nachvollziehbaren Gründen suspekt ist.
Aber was da passiert, ist kein Rassismus, sondern am ehesten als ethnisch-selektiver Klassismus zu beschreiben. Man will bei den Pegidisten Flüchtlingen helfen, deren Schicksal nachvollziehbar ist (Syrien, Irak …) und man will Migranten haben, die dem Land Nutzen bringen (breite Palette). Man will diejenigen nicht, die aus stabilen Ländern (Indien, Tunesien, Balkan …) ins Asylverfahren kommen.
Der CDU-Vertreter bei Jauch fasste das Gestammel der Pegidisten in die inhaltsgleichen professionell formulierten Worte: »Wir müssen unsere Ressourcen auf diejenigen konzentrieren, die sie wirklich brauchen«.
Die Pegida-Frontfrau hat bei Jauch einen klugen Satz (auf)gesagt, von dem ich nicht weiß, woher sie ihn hat. Sinngemäß: Die 50 % Nichtwähler in Sachsen seien ein Vakuum zwischen der Demokratie und dem Volk. Da sieht sie Pegida.
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seit Wochen hatte ich vor, Dich wegen Deiner Wahrnehmung vor Ort anzumailen, nun meldest Du Dich selber. Es ist sehr interessant was Du da beschreibst, nur frage ich mich dann: Warum heißen die wie sie heißen wenn die Muslimfeindschaft gar nicht im Vordergrund steht?
Die nordwestdeutschen Ableger sind ganz klar Neonazis, aber das sind nur Trittbrettfahrer.
Und schon in Leipzig scheinen mir die wieder anders gestrickt als in Dresden.
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Aber Pegida kann nach seiner Definition als Bewegung bezeichnet werden. Diesbezüglich ist PEGIDA vielleicht als Kristallisationskern zu sehen. Da gruppieren sich nun unterschiedliche Menschen drum herum.
Das Dresdner Klientel würde ich mal als Wutbürger bezeichnen. Das ist eher diffuse Unzufriedenheit, die die auf die Straße treibt.
In anderen Städten sieht das nochmal anders aus. Ich glaube fast überall, außer in Dresden nimmt der Anteil dieser Wutbürger an den Pegida-Demos sich sehr viel kleiner aus. Dafür dominieren dann eher rechte Gruppen. Sei es die AfD (in Düsseldorf etwa), sei es HogeSa (Köln) oder Neonazis. Daher sind dort überall die Demos auch eher klein, vor allem im Vergleich zu den Gegendemos.
In Leipzig ist es imho ähnlich, trotz Nähe zu Dresden.
Eine Dresdner Stimme vor Ort hab ich hier gefunden:
https://diaphanoskopie.wordpress.com/
Unterhaltsam geschrieben.
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Warum heißen die so? Weil es Amateure waren, als sie die Bewegung begonnen haben, und weil sie es heute noch sind. Das ursprüngliche Banner zeigt, dass sie ein Unbehagen gegen Extremismus (nach ihrem Verständnis) ausdrücken wollten. Deshalb liegen auf dem Banner ja das Hakenkreuz und andere Symbole im Mülleimer.
Absurd ist eine der Gründungslegenden: Man habe im Frühherbst 2014 ein Zeichen gegen Waffenlieferungen an die PKK setzen wollen. Die steht nun gerade nicht für Islamisierung und sie kämpft ja gegen den IS. Der IS und die islamistischen Parallelgesellschaften in Europa werden als Bedrohung empfunden. Eine generelle Muslimfeindschaft würde ich nicht unterstellen, eher eine Religionsfeindschaft gegen die unbekannte Religion mit den gefährlich zu interpretierenden Koransprüchen. Das ist kein Rassismus.
In Untersuchungen von Politologen wird von 800 ideologisch gefestigten Nazis bei Pegida-Demos gesprochen. Ich würde den Anteil der rechtsradikalen Mitläufer auf 5 % der Teilnehmer schätzen. In welchem Umfang es False-Flag-Aktionen gibt, kann ich nicht sagen.
Meine Meinung: In Dresden haben Amateure die Pegida begonnen und Rechtsradikale sind aufgesprungen. In Leipzig haben Rechtsradikale einen großen Anteil am »Ableger« (momentan kann man ja gar nicht mehr von einem Ableger sprechen).
Die Dresdner Urheber haben den Namen Pegida als Vereinsnamen und indirekt als Marke verstetigt. Sie können sich jetzt nicht umbenennen. Aber es wird immer klarer, dass es um eine Bewegung der einfachen Leute geht, die aus sozialen und wirtschaftlichen Hintergründen demonstrieren.
Und hier zeigt sich eine Kluft: Viele einfache Menschen ohne Hoch- oder Fachschulabschluss fühlen sich von der Demokratie ausgeschlossen. Das liegt auch daran, dass sie die Grundlagen der Demokratie gar nicht mehr kennen, die wir so gern als »Basisbanalitäten« bezeichnen: Gewaltenteilung, Ebenen des Staatswesens, Zuständigkeiten etc.
Sie wollen einfach nur gehört werden. Sie sind zu >90 % keine Neonazis oder Rassisten. Sie wurden aber von der veröffentlichten Meinung als Ganzes zu Rassisten und Neonazis gemacht. Dann haben es Ideologen und Einpeitscher leicht mit der Lüge von der Lügenpresse.
Natürlich bringt das Gehörtwerdenwollen mit sich, dass eine Menge Trolle wie Fliegen angezogen werden. Und so schaukelt es sich hoch …
Ich möchte der Einfachheit halber noch zwei Dinge unter meinem Kommentar ergänzen. Erstens einen Link auf einen Beobachter vor Ort, der sich mit der Rolle der SLpB auseinandersetzt:
http://www.frankshalbwissen.de/2015/01/22/saechsische-landeszentrale-fuer-politische-bildung-kritik-erwuenscht/
Und zweitens bitte ich bei aller Distanz zwischen den Lagern um eines: Es handelt sich bei Pegida-Anhängern in der Regel um Menschen ohne akademische Bildung. Aber auch diesen Menschen gegenüber ist Stereotypisierung NICHT legitim.
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Gleich wirst du mir mit "Rassen" kommen und das diese etwas anderes seien als Religionen. Wie steht's denn mit Antisemitismus? Gar nichts rassistisches dran, oder wie?
Dann ergänze ich auch noch was zum Thema Klassismus: Nämlich Links:
https://andreaskemper.wordpress.com/2015/01/15/pegida-gleich-unterschicht-weil-extremistisch-und-dumm/
https://andreaskemper.wordpress.com/2015/01/20/sind-gutburgerliche-vor-rassismus-immun/
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Ich wiederhole: Hat Antisemitismus etwa keine rassistische Komponente?
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Antisemitismus ist rassistisch, wenn er sich gegen die ethnische Gruppe der Juden richtet und / oder die Auslöschung des Staates Israel anstrebt.
Antisemitismus ist z. B. nicht rassistisch, wenn er als Vorwand für ideologische Säuberungen wie etwa unter Stalin dient.
Dazwischen gibt es unendlich viele Abstufungen.
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Klar gibt es da Unterschiede, z.B. gibt es im Antisemitismus eine Komponente, die anschlussfähig ist an die Linke, Stichwort "raffendes Kapital" oder "verkürzte Kapitalismuskritik".
Bei der Islamfeindlichkeit ist das nochmal anders.
Ich wollte damit nur darlegen, dass es bei dem was du Religionsfeindschaft nennst eine je nachdem stärkere oder schwächere rassistische Komponente gibt.
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Aus meiner Sicht kann man in der Frage des Rassismus aus dem Antisemitismus keine Schlüsse auf einen »Antiislamismus« ziehen. Bei den Juden haben Religion und ethnische Zugehörigkeit eine große Schnittmenge. Das trifft offensichtlich auf die Muslime überhaupt nicht zu.
Die rechtsextremen Rassisten der heutigen Zeit werden immer jeden arabisch aussehenden Menschen diskriminieren, ohne Ansehen der Religion oder Weltanschauung.
Die rechtsextremen Rassisten der Nazizeit sahen das bekanntlich etwas anders: Sie haben sich dort sogar antisemitische Bündnispartner gesucht. Deshalb halte ich auch Deine These für widerlegt, dass Rassismus alles /außerhalb/ der eigenen ethnischen Gruppe diskriminiere. Rassismus ist in der Regel selektiv.
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Viele der Pegida-Demonstrant:innen, denen der Islamismus bloß Vorwand ist, um dahinter um so ungenierter ein diffuses rechtes Weltbild sorgsam zu pflegen, sollten sich zudem folgendes überlegen:
Als wir bei uns in der BRD in den 70er Jahren zusammen mit Handan, Mehmet, Fahtim, Emine zur Schule gingen, da lebte der Pegida-Ossi, sofern er bereits geboren war, in einem ganz anderen Land, das nicht das unsre war und mit dem wir weniger als nichts zu schaffen hatten. Als jene Handan, Mehmet, Fahtim, Emine später in den 80ern dann arbeiteten und Steuern zahlten, lebte jener Pegida-Ossi immer noch in einem anderen Land. Auch er arbeitete freilich, allerdings eher auf Sparflamme und holte aus dem Betrieb heraus, was es herauszuholen galt und verwendete diese Dinge dann für seine Datsche. Daß es so mit der Wirtschaft nichts werden kann, sollte eigentlich allen klar sein.
Dann kam 1989/90, und plötzlich standen vor uns in der BRD, vor Bersarin, Handan, Mehmet, Fahtim, Emine 17 Millionen Wirtschaftsflüchtlinge, deren Nutzen eher von geringem Wert war. Ganz zu schweigen von den ganzen Industrieschrottanlangen und einer völlig maroden Wirtschaft. Plötzlich waren Handan, Mehmet, Fahtim, Emine und Bersarin mit 17 Millionen Ausländern konfrontiert, die Handan, Mehmet, Fahtim, Emine und Bersarin mit den von ihnen gezahlten Steuergeldern durchfüttern mußten. Manche dieser Wirtschaftsflüchtlinge, die heute bei Pegida mitmarschieren, erdreisteten sich sogar die 100 DM Begrüßungsgeld frech abzugreifen. Sie kaufen uns die Gebrauchtwagen weg, so daß Handan, Mehmet, Fahtim, Emine und Bersarin zusehen mußten, auf welche Weise sie nun ein neues, günstiges Auto herbekommen sollten. Denn Gebrauchtwagen waren plötzlich sehr teuer. Aber Handan, Mehmet, Fahtim, Emine und Bersarin murrten nicht, sondern fütterten anstandlos jene 17 Millionen Wirtschaftsflüchtlinge durch. Eigentlich hätten wir die Bewegung Wegoda gründen müssen (Wessis gegen Ostifizierung des Abendlandes)
Wären jene 17 Millionen übrigens keine Wirtschaftsflüchtlinge, so hätten sie sich nicht der BRD an den Hals geschmissen, sondern einen klugen dritten Weg zwischen DDR und BRD gewählt und wären da geblieben, wo sie hätten politisch wirken können. Das aber wollten sie nicht. Sie wollten die DM.
Ich habe so weit ausgeholt, um mal kurz zu zeigen, daß aus bestimmten Forderungen ein Schuh wird und jene kehren sich gegen die, welche sie aussprechen.
Und wo waren eigentlich die Pegida-Solidaritätsdemos mit unseren Handans, Mehmets, Fahtims, Emines als klar wurde, daß die sogenannten Döner-Morde nicht von der Döner-Mafia, sondern von NSU-Ossis begangen wurden? (Unter Zuhilfenahme von BRD-Verfassungsschutzorganen freilich.)
Es gehört schon eine Menge Chuzpe dazu, wenn auf Pegida-Demos Slogans gegen Mulitkkulti (was immer das auch sein mag) gedonnert werden, während unsere Handans, Mehmets, Fahtims, Emines die Pegida-Ossis 25 Jahre lang durchfütterten. Mit Margaret Thatcher möchten wir da rufen: „We want your money back!“
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(Schon interessant die Behauptung, der Sozialismus wäre daran gescheitert, dass die doofen Prolls, die ihn auszuführen gezwungen waren, einfach zuviel geklaut haben. Tut mir leid, wenn wir Ihnen damit Ihre schöne Illusion vom Sozialismus zerstört haben. Und wieso es "dreist" sein soll, lächerliche 100 Mark Begrüßungsgeld "abzugreifen" - damals umgerechnet ein Mehrfaches meines Monatseinkommens, vermutlich nicht des Ihren - , nicht aber dreist zu behaupten, dass Milllionen Ossis, die in aller Regel weniger verdienen und mehr arbeiten als ihre westdeutschen Kollegen, keinen großen "Nutzen" haben sollen, das begreife ich nicht. Sie wollen Ihr Geld zurück, Bersarin? Holen Sie es sich von denen, die es haben!)
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Ok, ich hätte statt Mehmet Paolo oder Jorge nehmen sollen. Wären das die nötigen 25 %?
@damals, Du mußt einfach nur richtig lesen lernen. So als Klassenauftrag mal in den Raum gestellt.
"Die endgültige Teilung Deutchlands - das ist unsere Aufgabe" (Chlodwig Poth) Und mit DIE PARTEI plädiere ich, um zwischen uns allen die Harmonie wieder herzustellen, für eine bauliche Abtrennung der östlichen Gebiete.
Hier noch ein kleines Zeitdokument, das zeigt, wie fleißig die Bauarbeiter der Deutschen Demokratischen Republik sein konnten:
http://www.youtube.com/watch?v=b5XMcgpJ0RU
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Überhaupt rante ich ungerne die Ossis, zumal ich den Ostfrauen (gendermäßig auch Ossa genannt) seit meinem Studium mehr als gewogen und zugetan bin. Und die Ostfrauen sind es mir auch.
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@mark793: Mit der verlorenen Kuschligkeit, da ist was dran. Merkwürdigerweise fühle ich mich in der Bundesrepublik erst heimisch, seitdem sie nicht mehr so kuschlig ist. Kann ich irgendwie besser mit als mit der Saturiertheit altwestdeutscher Gefühlslagen.
Das schließt übigens mein Verbundenheitsgefühl zu den vielfältigen Migrantengruppen und Wirtschaftsflüchtlingen (denen wir Ossis ja auch irgendwie zugehören, da hat Bersarin schon Recht) selbstverständlich mit ein. Trotzdem bereitet mir z.B. der Spruch "Hoch die internationale Solidarität!" nach wie vor Magenkrämpfe.
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Heute im Büro: Hat sinngemäss der pakistanische Kollege auch gesagt, als er sich Teile des Charlie Hebdo Heftes übersetzen liess, dass ein anderer Kollege in Frankreich bestellt hatte.
Wobei ich die Attacke gegenüber den schöneren Teil Deutschlands oben auch zu hart und deshalb nicht mehr lustig finde. Das Charlie Hebdo übrigens auch nicht.
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Solidarität mag hoch anzusetzen sein. Höher jedoch setze ich für meinen Teil die Solitärität.
@ lemmy caution
Für mich ist ganz Deutschland schön - ob Maas oder Memel, Etsch oder Belt.
Wo bitte sind die Stereotypen, die ich in bezug auf den Pegida-Ossi schrieb? Ich kann diese Jammersäckigkeit nicht leiden: erst teilt der Pegida-Ossi sein Ressentiment aus und hetzt gegen Ausländer (oder anders: äußert vorsichtig seine Ängste, denn das Duckmäuserische liegt dem Pegida-Ossi nun mal im Volksblut), dann beschwert er sich, wenn man ihn tatsächlich beim Wort nimmt und seine eigenen Sprüche auf ihn selber als Maßstab anwendet. Das ist nicht Vorurteil gegenüber dem Beitritts- und Pegida-Ossi, sondern nüchterne Realität.
Übrigens ist Pegida mitnichten ein ostdeutsches Phänomen. Anders, aber vom Ressentiment her doch ähnlich äußerte es sich bspw. in der Freien und Hansestadt Hamburg, als dort in den 00er Jahren die "Partei Rechtsstaatlicher Offensive" mit ihren Richter Gnadenlos als Innensenator an der Regierung beteiligt war.
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... und v.a. bin ich jetzt sehr müde (harter Woche). Aber Diskussion liest sich gut.
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Mit dieser Aussage hat Gremliza nicht den Kapitalismus demaskiert, sondern sich selbst.
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Was Du zu UdSSR und den übrigen Ostblockstaaten schreibst, ist alles richtig. Wer allerdings diesen Totalitarismus benennt, sollte dann auch nicht von dem anderen und von seinen Auswirkungen in Amerika, in Afrika, Europa und Asien schweigen.
Wer das Lied der USA beständig trompetet, sollte nicht vergessen, daß ein Großteil der Bevölkerung dort lebt wie in der dritten oder vierten Welt. Die USA ist nicht die größte Demokratie auf Erden, sondern ein Land, wo die Wahlbeteiligung zwischen 35 und 40 % liegt. (Die nicht in Wahllisten registrierten Wähler, die dann folglich auch nicht wählen dürfen, mit eingerechnet. Also keine geschönte Statistik, wie sonst üblich.)
All jene Bewohner des ehemaligen Ostblocks und im speziellen in der DDR, die damals und heute in das Erbauungsgetröte des russophoben rostocker Saubermann-Pastors mit besten MfS-Kontakten (denn wessen Sohn konnten in der DDR schon für lau in die BRD ausreisen?) einstimmen, sollten sich dann genauso fragen, wie es im sogenannten Westen ausschaut. Wer diese Frage nicht stellt, der braucht sich nicht zu wundern, wenn das Mitleid mit den Zuständen in der DDR und ebenso mit dem, was sich für viele danach einstellte, sich in Grenzen hält. Wie gesagt: es gab damals 1989 die Möglichkeit eines anderen Weges. Die meisten jedoch warfen sich der DM und dem kaputten Gebrauchtwagen an den Hals, den wir Wessis dem Ossi für viel zu viel Geld verkauften. (Mag für manche überspitzt klingen, bringt es aber auf den Punkt. Nicht Freiheit war für die meisten das Motiv, sondern Wohlstand wie in der BRD.) Aber irgendwann dann hieß VEB nicht mehr, wie es ursprünglich hieß, sondern bezeichnete „Vatis ehemaliger Betrieb“. Hätte ich schon 1989 sagen können. Wobei wir allerdings einiges mehr an Erfahrung mit dem real existierenden Kapitalismus hatten, der sich nicht scheut, Menschen verrecken zu lassen, damit andere ihr Glas beim Champagnerumtrunk mit Austern und Trüffel irgendwo auf einer Jacht im Mittelmeer erheben. Und damit es auch dem knechtischen Fußvolk in der BRD halbwegs gut geht.
Mir ist auch klar, stefanolix, daß ich diese Zeilen hier bequem schreiben kann, ohne daß, wie in China, der DDR, der UdSSR und heute noch in Rußland, plötzlich wer an der Tür klingelt. Aber das gilt auch nur, solange es in diesem System niemandem wehtut, was ich schreibe. Sobald die Zeichen anders stehen, wird auch dieser Staat seine Maskerade ablegen. Wie Recht systematisch gebeugt werden kann, führen ja, im Verein mit China und Rußland, die USA auf anschauliche Weise vor. Stichwort Drohnenkriege, Guantanamo, umfassende Ausspähung der Bürger (dagegen war die Stasi eine Gurkengruppe), Lychnmobpolizei, die dafür anschließend vom sogenannten Rechtsstaat nicht zur Rechenschaft gezogen wird, systematische Verwahrlosung ganzer Bevölkerungsgruppen usw.
Gremlizas Satz ist insofern analytisch und nicht moralisch oder die UdSSR glorifizierend zu verstehen. Er zeigt einen prägenden Mechanismus des Kapitalismus auf: Daß er wanddlungsfähig ist und alles in seinen Strudel reißt, was sich nicht wehrt. Gegen dieses System helfen weder Wahlen noch gute Worte.
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Man könnte ohnehin irre daran werden, wenn man darüber nachdenkt, dass Rekruten in Russland nach dem Systemwechsel genauso übel malträtiert werden wie zu Sowjetzeiten, und dass sich der Westen, genauer gesagt dessen Führungsmacht USA, auch den Luxus von Folterknästen leistet und dass die staatlichen Überrachungsorgane immer mehr dem Vorbild Stasi nacheifern...
NACHTRAG: Ups, hatte nicht gesehen, dass Bersarin zeitgleich eine umfangreichere Entgegnung schrieb.
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Ich finde die »Mindestgarantien« der Bundesrepublik im weltweiten Maßstab übrigens vorbildlich. Der materielle Lebensstandard in der BRD des Jahres 2015 ist Lichtjahre vom Lebensstandard jedes kommunistischen Landes entfernt, auch der Lebensstandard eines ALG-II-Empfängers. Bevor Ihr widersprecht: Schaut Euch an, wie viel Geld 1985 für Soziales ausgegeben wurde und wie viel Geld es heute ist. In absoluten Zahlen und als Anteil der Wirtschaftsleistung.
Und bevor Ihr mir von sozialen Unterschieden erzählt: Die kenne ich, die sind mir schmerzlich bewusst. Aber die Nomenklatura in der UdSSR war wesentlich weiter von den sozialistischen Massen entfernt, als z. B. die ALDI-Brüder von der durchschnittlichen Bevölkerung ihrer Wohnorte.
@Che: Die in Europa und den USA, aber auch im reichen Arabien, »gemachten« Ursachen für das Elend in Afrika sind DORT in Afrika auszugleichen. Es ist völlig klar, dass dafür Milliarden Euro in die Hand genommen werden müssten und dass es unser (auch mein) Geld sein wird. Eine Aufnahme hier vor Ort sollte die allerletzte Möglichkeit sein, weil sie pro Kopf sehr teuer ist und die Ursachen nicht behebt. Es muss endlich aus den teuren Fehlern der Entwicklungshilfe der letzten Jahrzehnte gelernt werden und wirklich nachhaltig geholfen werden: Gegen Krieg und Krankheiten, gegen Hunger, gegen Wassermangel, gegen Energiemangel. Dazu freien Handel für die Güter Afrikas und faire Bezahlung nicht nur als Lippenbekenntnis der Bionade-Bourgeoisie …
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Der "real existierende Sozialismus" hat selber viele alternative Wege plattgemacht. Von Kronstadt und der Machnotschina über den Spanischen Bürgerkrieg, in dem die Möglichkeit einer anarchosyndikalistischen Revolution gegeben war bis hin zu Kurdistan und dem Ungarnaufstand verhinderte der Ostblocksozialismus aktiv und mörderisch soziale Revolutionen. Dass es aber keinen Systemantagonismus mehr gibt wirkt sich aus als forcierter Angriff auf die Klasse.
@" Es muss endlich aus den teuren Fehlern der Entwicklungshilfe der letzten Jahrzehnte gelernt werden" ---- Diese "Entwicklungshilfe" zielte immer nur ab auf die Weltmarktintegration von Ex-Kolonien, mithin auf Neokolonialismus. Nicht die Produktion von Cash-Crops für den Weltmarkt oder die Inwertsetzung von "Entwicklungsländern" als verlängerte Werkbank des nordwestlichen Kapitalismus, sondern Befreiung im Sinne von Emanzipation von genau diesem Entwicklungsmodell müsste das Ziel sein. Das meint Antiimperialismus.
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2. Ich bestreite, dass der »westliche Kapitalismus nur deswegen zivilisiert war, weil es eine diesen bedrohende Systemkonkurrenz gab«. Das ist eine Behauptung der Herren Che und Gremliza – vielleicht ist ein klein wenig Wahres dran, vielleicht ist es auch nur eine fixe Idee. Ich finde den westlichen Kapitalismus immer noch deutlich zivilisierter als den real existierenden Sozialismus, den ich z. B. 1986 auf Montage in der hintersten ukrainischen Provinz kennengelernt habe.
3. Ich stelle mal die These in den Raum, dass den afrikanischen Staaten mit einer sozialen, partnerschaftlichen Marktwirtschaft besser geholfen ist, als mit Deinem Antiimperialismus. Den kann man nämlich nicht essen.
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Nun kann man allerdings, stefanolix, Deine Perspektive umkehren und schreiben, daß Du im Gegenzug die Opfer des Kapitalismus instrumentalisierst und eine ziemlich zynische Perspektive diesen gegenüber einnimmst.
Was die BRD anbelangt: Frag mal die vielen Hartz IV-Bezieher, wenn die staatlichen Kontrollorgane in die Wohnungen zum Unterhosen-im-Schrank-anschauen vorbeikommen oder wenn immer neue Anträge ausgefüllt werden müssen und immer neue Schikanen und Sanktionen verhängt werden, ob diese Menschen dieses Vorbildliche ebenso sehen. Ja, es ist nach den Maßnahmen der SPD („Genosse der Bosse“) und den Grünen zu Anfang der 00er Jahre geradezu vorbildlich gegenüber der DDR, daß ein Niedriglohnsektor verhängt wurde. Immerhin hat dies einen (kosteneffizienten) Vorteil: Mauern müssen nicht mehr gebaut werden, weil sich die Menschen sowieso keine Reisen mehr leisten können. (Die zudem noch, sofern sie auf Hartz IV sind, dem Abschnittsbevollmächtigten in der Kasernierungsbehörde gemeldet werden müssen, damit ein befristeter Ausreiseantrag gestellt werden kann.) Ebenfalls gut und gelungen finde ich es, daß Menschen am Tag zwei Arbeiten nachgehen, denn dann kommen sie schließlich nicht mehr auf dumme Gedanken. Und für den Schuß Exotik sorgt abends das Dschungelcamp.
Aber um all diese Nickeligkeiten und Schikanen geht es nicht einmal primär. Sondern vielmehr darum, daß hier Menschen ihre Haut zum Arbeitsmarkt tragen und schuften, während andere im Gegenzug die fetten Gewinne, die durch die Arbeit dieser Menschen erwirtschaftet wurden, einfahren und dann vom unternehmerischen Risiko faseln.
Gut gefallen mir weiterhin in den Nachrichten die analysefrei in den Raum gestellten Meldungen, wie z.B. vorgestern: viele Menschen können von ihrer Arbeit nicht mehr leben. Ja, woher das wohl kommen mag? Wahrscheinlich haben die nicht schnell und lange genug gearbeitet. Immer diese blöden 40 Stunden-Wochen, wenn man doch auch 60 arbeiten kann.
Nein, in der BRD verhungert niemand. Aber es werden in diesem ach so zivilisierten Kapitalismus Menschen zu Bittstellern degradiert. Verhunger mußte freilich auch in der DDR und in der UdSSR niemand. (In den USA sieht das anders aus.)
Gezähmter Kapitalismus klingt unfreiwillig komisch, sagt aber ganz gut die Wahrheit über diesen Kapitalismus aus.
Was übrigens die UdSSR und die DDR betrifft: Wer will sich am Schlechten orientieren? In dieser Argumentationstruktur, daß es in der BRD und vermittels des zivilisierten Kapitalismus uns gar nicht so schlecht ginge, kann man dann genausogut die DDR rechtfertigten: Auch den Bewohnern dieses Staates ging es im Verhältnis nicht übel, sofern sie sich freundlich verhielten, alle hatten Arbeit und eine gute und bezahlbare Wohnung; in Albanien und China ging es den Menschen viel schlechter.
Sinn und Ziel von Analyse kann es insofern nicht sein: „Spieglein, Spieglein an der Wand“ zu spielen. Zumal die gesetzten Maßstäbe immer von ihrer Relationierung abhängen. Vielmehr geht es darum, den Kapitalismus an seinen eigenen Begrifflichkeiten beim Wort zu nehmen und zu analysieren. Der Kitt zumindest, seine Anpassungsfähigkeit und die Druckkräfte dieses Systems Kapitalismus sind enorm. Denn ansonsten hätten, wie es in einem schönen Liedtext heißt, die Menschen, die jeden Tag ihre Haut zu Markte tragen müssen, sich von diesem System schon lange erlöst, das objektiv gegen ihre Interessen arbeitet. Es Bemerken dies die Menschen freilich erst dann wenn es zu spät ist und sie Arbeit oder Wohnung oder beides verloren haben. Aber auch da werden die Schuldigen am Ende wieder ganz woanders gesucht. Dafür sorgen Herr Döpfner, Herr Burda, Frau Springer et al. Trefflich beschrieb diese Mechanismen und nach wie vor musterhaft Adorno in seinen Texten und insbesondere in seinem Aufsatz zur Kulturindustrie.
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@"Ich finde den westlichen Kapitalismus immer noch deutlich zivilisierter als den real existierenden Sozialismus, den ich z. B. 1986 auf Montage in der hintersten ukrainischen Provinz kennengelernt habe." ---- Ist es dort heute zivilisierter als zu Sowjetzeiten? Die aktuellen Fernsehbilder sagen gerade Anderes.
Mangel an Empathie kann man mir oder meinem Umfeld nun gerade nicht nachsagen, es sei denn, man lehnt sich dabei so weit aus dem Fenster, mir einen moralischen Vorwurf daraus zu machen, dass ich keine Asylbewerberin geheiratet habe um ihr auf diesem Wege ein Bleiberecht zu verschaffen. Ich kenne Leute, die diese Art von moralischem Rigorismus vertreten und ein solches Verhalten schlicht als politisch korrekt, nicht als hervorhebenswerte Tat ansehen. Die gleichen Leute haben aus Gründen der Political Correctness auf eine eigene Karriere verzichtet, weil Karriere im Kapitalismus ihnen als moralische Korruption anmutet. Ich habe Respekt vor einer solchen Haltung, das ist aber nicht mein Weg, und wenn andere es als Erwartungshaltung an mich herangetragen haben flogen in der Vergangenheit auch schon mal die Fetzen, einer der Gründe, weswegen ich selber mit politischer Unkorrektheit kokettiere, was freilich im Moralkontext der autonomen Linken etwas völlig anderes bedeutet als in gesellschaftlichen Diskursen der Normalos.
Ich habe einer politischen Gruppe angehört, die ungefähr ein Jahrzehnt lang auf Stadtteilfesten und Wochenmärkten Bücher verkauft und Döner, Sis Kebap, Falafel und Ful zubereitet hat, um den Erlös dieser Tätigkeit in den Nordirak zu transferieren, zum Teil in der eigenen Unterwäsche versteckt illegal über die türkische Grenze. Die Art und Weise wie man da unten unterwegs war war ziemlich martialisch: mit nem Jeep mit gemietetem MG auf Schwenklafette. Wir haben eine zerbombte Brücke über den Euphrat wieder errichtet, eine zerbombte Schule in Pengwin wieder aufgebaut und ein Jahr den Lehrer bezahlt. Wir haben eine Genossin aus einem Folterknast rausgeholt, nachdem man schon angefangen hatte sie zu foltern. Die sitzt heute in einer Kommission, die für einen zu gründenden kurdischen Staat eine Verfassung ausarbeiten soll.
So, lieber Stefanolix, und die nächsten Zeilen verstehe bitte nicht miss, ich meine Dich damit nämlich in überhaupt keiner Weise, habe aber bestimmte Sachen nunmal häufiger erlebt. Punkt eins, Empathie für Menschen aus Osteuropa ist in der westlich geprägten Umgebung in der ich so aufgewachsen bin oft nicht mit Empathie für Flüchtlinge von außerhalb Europas verbunden. Als ich in den 1990ern Spendengelder für den Flüchtlingsrat Niedersachsen einwarb wurde ich gefragt, ob das mit den Spätaussiedlern aus Osteuropa zu tun habe - dann hätte man gespendet - und als ich sagte, nein, mit Asylbewerbern, da war keine Spendenbereitschaft mehr da. Bis in die Nuller Jahre hinein war, wer sich für Leute aus dem Osten stark machte fast automatisch im Kontext der Vertriebenenverbände organisiert und zugleich ausländerfeindlich im Sinne einer Aversion gegen Leute aus muslimischen Ländern oder Schwarze. Der Pole, Russe oder Russlanddeutsche=willkommener Zuwanderer, Muslime=Islamisten, Schwarze=Drogendealer, das ist die Logik, die ich bei Otto Normal immer wieder mitbekam.
Punkt zwei ist die Tatsache, dass ich es sehr häufig erlebe, dass Leute, die den westlichen Kapitalismus mit der Armut, den Versorgungsengpässen und den Diktaturen und dem Spitzelsystem des Ostblocks rechtfertigen bzw. aufwerten von so richtigem Dritteweltelend und den Brutalitäten dortiger Regime nicht so wirklich etwas wissen wollen. Den Umsturz in der DDR bekam ich ja gar nicht mit, weil ich mich zu dem Zeitpunkt in Ägypten aufhielt und die Fragen von Ägyptern wie wir über eine deutsche Wiedervereinigung denken würden durch lang hergeleitete Analogien zu den besetzten Gebieten in Palästina uns erklärten;-)
Jedenfalls, schon von der wirtschaftlichen Produktivität, Flächengröße und Bevölkerungszahl her hätte die DDR 1989/90 nicht mit der BRD verglichen werden können, sondern mit Portugal oder Griechenland, und in dem Maßstab fallen die Systemunterschiede dann doch etwas anders aus. 1990 besichtigte ein westberliner Pastor mit einer Delegation aus Äthiopien das Westberliner KDW und dann das Kaufhaus Zentrum in Ostberlin. Er fragte die Äthiopier wie sie die Unterschiede wahrgenommen hätten und wurde dann zurückgefragt "Was denn für Unterschiede?". Für die war das alles beides so viel Luxus und Überfluss dass sie gar keine Unterschiede wahrgenommen hatten. Offen gesagt, angesichts der völlig überquellenden und unübersichtlichen Milchproduktregale bei Real sehne ich mich manchmal schon nach der Übersichtlichkeit eines tunesischen Monoprix.
Einige schlagende Erlebnisse bei einem späteren Ägyptenaufenthalt sind für meine Wahrnehmung der Ost-West-Nord-Süd-Problematik tonangebend. In einem Zug von Luxor nach Kairo trafen wir eine schwarze Großfamilie, alle mit rituellen Narben auf den Wangen und in Kleidung, die selbstgewebt aussah. Einer von denen fragte: "Wie lange sitzt Du in diesem Zug, Bruder?", und ich erwiderte, dass ich gerade eingestiegen sei. Dann fragte er wie lange wir auf den Zug gewartet hätten, und als ich sagte, eine halbe Stunde wollte er mir das nicht glauben und ich musste erst einmal erklären was Fahrpläne sind. Dann erzählte er, dass seine Familie, Flüchtlinge aus Darfur, einen Monat im Zelt auf dem Bahnsteig in Khartoum gewohnt hätte und jetzt zwei Wochen in diesem Abteil säße. Wer im Sudan Stahl braucht flext sich nachts was von der Schiene ab, dann wartet man bis ein Reparaturtrupp wieder etwas anschweißt und das kann dauern. Er war völlig perplex als ich ihm mitteilte dass es noch 16 Stunden bis Kairo dauere, er hätte mit mehreren Wochen gerechnet. Dabei fahren diese Züge so schnell wie bei uns eine Straßenbahn.
In einem Slum in Assuan waren wir bei Leuten eingeladen, die nachts Licht machten indem sie zwei unisolierte Kupferdrähte mit einer hölzernen Wäscheklammer aneinanderklippten. In Kairo habe ich einen Soldaten erlebt, der mit seiner Kalaschnikow ein Regierungsgebäude bewachte und für eine Packung Zigaretten (Filter tipped Cleopatra) seinen Posten verließ und für mich den Fremdenführer machte. Ich erlebte einen Staatsanwalt, der nur die Hälfte seiner Arbeitszeit im Gericht ist und sonst in seinem Reisebüro arbeitet weil das Geld sonst nicht reicht. Ich erlebte eine ergreifende Menschlichkeit die in Deutschland in dieser Form überhaupt nicht anzutreffen ist. Da saß ein Mann ohne Beine auf einer Staplerpalette mit Rädern von einem Drehstuhl (Rollstuhl konnte er sich nicht leisten) an einer Bushaltestelle. Sämtliche Stehgäste stiegen aus dem Bus aus, hievten den alten Mann rein, der Busfahrer fragte ihn wo er hinwolle und brachte ihn vom Fahrplan abweichend bis zur Haustür. Jedes andere Verhalten würde dort als sozial völlig inkompetent angesehen.
Und dieses arme, korrupte, dreckige Ägypten ist für Flüchtlinge aus Schwarzafrika ein reiches, geordnetes, gut organisiertes, sauberes Zufluchtsland.
Es gab früher mal in Rumänien so Billigschuhe. Die hatten eine platte Sohle ohne Absatz und Fußbett, wie ein Badelatschen der billigsten Sorte und einen eigentlichen Schuh bzw. Stiefelschaft aus Kunstleder, sah wie Leder aus, war aber irgendein Elastezeug. Die wurden nach Tansania, Angola und Mozambique exportiert und galten dort als ausgesprochen schick. Die Schuhe, die man dort beim Schuster sich maßanfertigen lässt sind so eine Art Sandalen, die um den Fuß herum mit dem Messer aus einem alten Autoreifen herausgeschnitten werden. Das sind so die Maßstäbe.
Ja, und dann zum Anderen habe ich oftmals Leute erlebt die ich Jammerossis nenne. Leute aus Chemnitz, die allen Ernstes meinten, Arbeitslose im Westen bekämen alles in den Arsch geblasen, Asylbewerber sowieso, aber wer im Osten arbeitslos sei der sei arm dran. Gerade so als ob SGB Band III in Ost und West verschiedene Gesetzbücher seien;-)
Das putzigste Erlebnis das ich da hatte war ein Ehepaar aus Dresden das angelegentlich eines Autounfalls in Österreich jammerte, immer müsse den Ossis was Schlimmes passieren. Ich hatte mal eine Freundin aus dem Osten mit deren Verhalten ich überhaupt nicht zurechtkam, da sind mir Orientalen näher als gelernte DDR-Bürger. Angefangen von Kneipengesprächen (Tritt ans Schienbein, sobald ich etwas Wichtiges bzw. Intimes oder mit Geld zu tun Habendes sagte, die Stasi-sitzt-am-Nebentisch-und-hört-mit-Haltung hatte die auch 2004 noch verinnerlicht) bis hin zu kein Trinkgeld geben und Restaurantrechnungen mit Taschenrechner und Block in Gegenwart des Kellners nachprüfen, all das ließ mir einen bestimmten Aspekt von Ostmentalität doch als, öhm, sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen. Habe aber auch richtig liebe nette Kaffeesachsen erlebt mit denen man viel Spaß haben konnte. Worauf ich hinaus will: Ich bin was Ostmentalitäten angeht sicher nicht frei von Ressentiments. Ich halte selber die politische Elite Deutschlands für unfähig, abgehoben von den Alltagsproblemen und korrupt, sehe von daher auch die Basis von Massenprotesten und Wutbürgertum, zumal die Mittelschicht gerade auseinanderfluktuiert und immer mehr Menschen verelenden. Aber mit einer Protestbewegung, die soziale Verwerfungen in Deutschland auf Flüchtlinge, MigrantInnen oder Muslime projiziert kann und will ich nichts anfangen und lasse mir nicht nehmen, diese Leute als Pack zu bezeichnen.
Ansonsten kann ich alles unterstreichen was Bersarin gesagt hat.
Interessant ist in dem Kontext hier
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2471049/#2471095
auch der 2. Kommentar von greenbowlerhat.
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... und ich liebe solche Artikel... [PDF Link] http://archive.lib.msu.edu/DMC/African%20Journals/pdfs/political%20science/volume8n1/ajps008001004.pdf (
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Meine Antiimp Kritik kommt auch davon, dass mir viele Dilemma der konventionellen Politik bewußt sind, d.h. die Lebenschancen von Leuten in meinem facebook werden davon auch bedroht.
Nur bin ich sowas wie ein Exporte für die vielen crashs linker Regierungen in Lateinamerika. Die aktuellen bolivianische und ecuadorianischen scheinen ...endlich... ein paar Lehren gezogen zu haben. Und ich hab das pdf oben tatsächlich gelesen. Und ich bin da ernst. Und Ciccariello Maher argghhhh https://www.youtube.com/watch?v=R3khEC7t3xg&feature=youtu.be
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Zum Profitum: Oertel hat nun eine Initiative für mehr Demokratie in Europa gegründet. Auch so ein fake, das nicht von ihr stammt. Der ist Europa völlig egal.
Eine generelle Muslimfeindschaft würde ich durchaus annehmen, weil die für das Fremde stehen. Alles andere "Fremde" lehnen die genauso ab, bis auf den Döner, weil er ihnen schmeckt. Das drückt sich auch in dem Mythos (wie du richtig schreibst) von Bachmann aus, dass er die Demos wegen einer Kurdendemonstration anzettelte. Dem sind Kurden und Islamisierung im Nahen Osten wurscht, der findet es nur generell eine Unverschämtheit, wenn ein "Fremder", ein Kurde, hier überhaupt etwas fordert. Der soll hier die Klappe halten und gehen.
Wer zu einer Demo geht, bei der Tausende "Volksverräter" brüllen, weiß, was er tut.
Pegida hat im Osten wohl mit eigenen Diskriminierungserfahrungen, vor allem durch uns Wessis zu tun. Die haben vor 25 Jahren nicht nur das schöne Auto bekommen, sondern wurden Bürger zweiter Klasse (bzw. waren es vorher schon und hofften auf Erlösung) und mussten sich jahrelang belehren lassen.
Ich mache das vor allem an meinen Erfahrungen mit meiner Ostverwandschaft fest, die durch die Bank Pegida gut finden. Die haben aber alle ein schönes Auto, ein schönes Haus, keiner ist arbeitslos, relativ gute Renten wegen Doppelverdiener, dreimal im Jahr Urlaub, Hobbies, teilweise promoviert, mit den Kindern läuft es rund. Die sind finanziell besser gestellt als ich. Das sind Wohlstandschauvinisten, denen die Welt zu kompliziert geworden ist, zu unübersichtlich. Denen sind der Westen, die Gesetze, die Strafen zu lasch. Die haben Anfang der 90er massive Absturzerfahrungen gemacht, sich wieder gefangen, aber das Unbehagen, bis dato unbekannt, blieb. Mir billigen die ausdrücklich zu, dass ich ihnen, im Gegensatz zur übrigen Westverwandschaft, immer zugehört habe. Es ist auch das einzige Argument, dass sie nun ansatzweise gelten lassen, wenn ich sage: Ihr benehmt euch den "Fremden" gegenüber genauso wie seinerzeit die Wessis sich euch gegenüber benommen haben. Aber dann bin ich im Zweifelsfall der linke Wessi aus Kreuzberg, der in einer Blase lebt, für die eh schon ein rotes Tuch.
Wer getreten wird tut treten, und gerade der promovierte Chemiker aus meiner Verwandschaft ist am übelsten drauf, weil er unbedingt zum "westdeutschen" Bürgertum gehören will, was ihm aber anerkennungsmäßig versagt wird, und er deshalb nach Türken und Polen tritt, weil die weiter unten stehen und er die intuitiv als Gefahr sieht. Sarrazin gab dem seinerzeit den Schub. Ein extremer Utilitarist.
Den Ostdeutschen fehlt der Effekt von 68, schätze ich.
Im übrigen hat niemand gesagt, dass alle Pegidas Nazis sind. Das wird zwar immer wieder behauptet, ist aber falsch.
Wenn es einfach eine Bewegung der kleinen Leute wäre, hätten sie andere Forderungen. Das einzige, was die haben, ist ihr imagniäres Deutschsein, und das verteidigen sie bis zur letzten Patrone, ohne zu wissen, was das eigentlich sein soll, abgesehen von Helene Fischer.
Nun kann man mir vorwerfen, dass ich einen Ostdeutschen belehre, der offenbar in Dresden wohnt. Da ist was dran :-) Es ist ja auch kein reines Ostproblem. Und die Sache ist vermutlich heterogener als ich aus meiner geschilderten Erfahrung darstellen kann.
https://exportabel.wordpress.com/2015/01/26/leipzig-oder-wenn-der-fuhrer-zum-volk-spricht/
https://exportabel.wordpress.com/2015/01/06/pegida-was-ist-eine-blumige-sprache/
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Und nun können die Wessis hier alle mal im Wettbewerb ihren Ossis hervorholen und den Ossis erzählen, wie die Ossis so drauf sind. (Womit ich wieder bei Hegel und meinem Lieblingsthema, der sinnlichen Gewißheit und dem Meinen, bin.) Die Ostdeutschen, die ich kenne, die betrachten Wessis als geizige Geldknicker, die Stacheldraht in der Tasche haben und von denen geht nicht einer bei Pegida mit - im Gegenteil. Trotzdem lachen sie über genau die Kreuzberger Medienblasen, die laut Gentrifizierung rufen und doch nur ihren eigenen Bestandserhalt meinen, sich ansonsten aber einen Dreck darum scherten, wer wohl vorher in ihren Wohnungen gelebt haben mag. (Im Grunde fast derselbe Mittelstand wie in Dresden, nur mit etwas anderen Forderungen.) Als wäre es eine gesellschaftliche Härtebelastung, womöglich in Lankwitz zu wohnen. Im Gegenteil müßte es für all diese so lamentierenden, jammernden Menschen eine Herausforderung sein, eher öden Vierteln qua Szenigkeit und Kulturarbeit Leben einzuhauchen. Denn die Revolution ruht niemals. Also auf nach Marzahn und Hellersdorf, nach Lichtenrade, Zehlendorf und Spandau und schafft ein, zwei, viele Kreuzbergs!
Den Wessis, so könnte man zudem im Umkehrschluß antworten, fehlen die subversiven und subtilen Formen des Widerstands, wie sie in der DDR nun einmal ausgeübt wurden, um die staatliche Zensur zu passieren und zugleich zu unterlaufen.
Mein persönliches Fazit im Rahmen der geäußerten sinnlichen Gewißheiten: Ostfrauen sind sehr viel offener, klüger, unverstellter, sehr viel weniger auf ihren Ego-Trips und in Fragen der Emanzipation sehr viel weiter als westdeutsche Frauen. Sie jammern nicht (weder über Gentrifizierung noch über Benachteiligung), sondern sie packen an. (Und wer eine richtig coole Stadt erleben will, der zieht nach Leipzig. Wo sonst spazieren mal eben spontan 600 Autonome durch die Stadt und beschaffen der Glaserinnung gute Arbeit? Ok, das war ein kleiner Scherz - ich heiße sowas naturgemäß nur bedingt gut.)
Und es hat seinen Grund, weshalb ein guter Ostwitz so geht:
Warum haben die Wessis 13 Schuljahre, statt wie im Osten nur 12?
Ein Jahr Schauspielunterricht.
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"Die Werte, die sie weitertragen könnten, wären Helene Fischer, Freiwild und löslicher Espresso. In dieser Praxis spürt man die Schalheit, die Lüge, deshalb das Bedürfnis nach dem Feind. Der Fischer- und Freiwild-Praxis ist die Lüge inhärent, die ist spürbar, aber von diesen Leuten nicht exakt zu analysieren. Vielleicht gibt es deshalb das Ausweichen auf die “Lügenpresse”. "
Zu dem Thema, dass alles Türkische von den Gidas abgelehnt wird außer Döner weil der ihnen schmeckt möchte ich allerdings widersprechen: Der Kulturkampf zwischen Döner und Soljanka ist durchaus noch nicht entschieden, und die Elbe kann durchaus als Burger-Nullmeridian angesehen werden;-)
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Wenn es um coole Städte geht: Bremen, Kiel, Kassel, Offenbach, Freiburg.
@"Der Westen führte uns das Phänomen Pegida bereits in den 00er Jahren vor, und zwar über das Wahlverhalten, nämlich in Hamburg mit Ronald Schills "Partei Rechtsstaatlicher Offensive".: Der Westen führte uns das Phänomen Pegida bereits in den 1980er Jahren vor,
nämlich in Hamburg mit der "Hamburger Liste für Ausländerbegrenzung".
@"Mein persönliches Fazit im Rahmen der geäußerten sinnlichen Gewißheiten: Ostfrauen sind sehr viel offener, klüger, unverstellter, sehr viel weniger auf ihren Ego-Trips und in Fragen der Emanzipation sehr viel weiter als westdeutsche Frauen. Sie jammern nicht (weder über Gentrifizierung noch über Benachteiligung), sondern sie packen an." ---- Bingo, stimmt definitiv, dasselbe würde ich aber auch über Frauen mit Herkunft aus Arbeiterhaushalten im Gegentum zu Mittelschichtlerinnen, insbesondere akademischen Mittelschichtlerinnen sagen. Ist ja mein persönlicher Film seit dem Studium, eigentlich schon seit der gymnasialen Oberstufe, dieses Abgenervtsein über die Mimimi-Mentalität von Mittelschichtstussen und -Fredis.
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-------- In diesem Kontext spielt es für mich keine Rolle, was Nyerere für ein Mensch war, auch nicht, dass das ein Diktator war. Eine Lösung der Hungerproleme in den ärmeren Staaten Afrikas kann gerade nicht in der Entwicklungs"hilfe" liegen, sondern in der Subsistenz, in der Auskopplung aus dem Weltmarkt, insbesondere dem für Saatgut. Und da waren Sankara und Nyerere wegweisend. In der aktuellen konkret ist ein sehr guter Artikel darüber, wie die EU-Agrarsubventionen und die großen Saatzuchtkonzerne wie Monsanto Welthunger überhaupt erst erzeugen. Hunger ist fehlende Kaufkraft.
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Ich stehe der Gentrifizierung übrigens gespalten gegenüber: Daß nämlich Stadtteile wie Kreuzberg und Neukölln ansehnlich werden und von ganz unterschiedlichen Menschen bewohnt werden, scheint mir nicht ganz verfehlt zu sein. Die Frage bleibt freilich, um welchen Preis das geschieht und welche Mechanismen der Steuerung es gibt. Ich selber möchte nicht durch den Görlitzer Park gehen, weil ich es dort schlicht und ergreifend widerlich finde. Aber das ist sicherlich Ansichtssache.
Das selbe Phänomen der Verdrängung gab es übrigens im Prenzlauer Berg und Friedrichshain – wenngleich in einer abgespeckten Variante, die niemanden wirklich interessierte: Die, die jetzt über Veränderungen im Viertel klagen und in den 90ern dahinzogen oder ihre Clubs und Bars gründeten, werden nun vor die Tür gesetzt. Einstmals allerdings, als es aus der Provinz nach Berlin ging, hat es diese Bewohner – zum Teil zumindest – kaum interessiert, wer wohl vorher in ihren Wohnungen gewohnt haben mochte. Waren ja bloß Ossis, wenn Söhnchen und Töchterchen aus dem Westen nach Berlin zogen, zum Studium an die HU, FU oder SonstWu und irgendwas mit Kunst. Insofern bedient sich ein Teil der jetzigen Gentrifizierungsgegner doppelter Standards. Aber das ist nur ein Nebenaspekt, auf dem ich gar nicht herumreiten will. Hauptpunkt ist, daß es hier in der Stadt nur wenige wirklich und aktiv interessiert, was hier mit Mieten und Wohnungen geschieht. Ansonsten gäbe es andere Protestformen. Und zwar mit mehr als 500 oder 800 Menschen, die mal mit Bengalos durch den Kiez ziehen. Die gibt es aber nicht.
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HLA – das ist richtig. Allerding waren die vom Ergebnis marginal (0,7 %) und stellten insofern keinen Innensenator wie die PRO. Als breite Strömung würde ich das also nicht lesen. (Wobei dieser Wert freilich nichts über die Tendenzen nach rechts hin und über Rassismus/Ausländerfeindlichkeit sagt.)
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Was Du zum Mittelschichtphänomen schreibst, berührt einen guten Teil der Dinge, um die es im ersten Teil meines Kommentars ging. Weshalb nämlich keine Debatten und Aktion stattfinden. Statt dessen diskutiert man lieber über Cis-Männer und innerlinken Rassismus. Wenn man in der Logik dieser Vollpfosten und Vollpfostinnen argumentierte – wie just erst beim Mord an den Charlie Hebdo-Redakteuren geschehen, der als eine Cis-Männer-Aktion gelesen wurde und nicht als islamistischer Terror – müßte man folgerichtig schreiben, daß die Entmietungen gar kein Phänomen des Kapitalismus sind, sondern cis-männlichem Herrschaftsgebaren entspringen.
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Danke für die freundliche Erwiderung :-)
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