Sonntag, 9. Juli 2023
Aus gegebenem Anlass noch einmal:
Die Europäer verkauften den Königen und Kriegern Waffen und Pferde, mit denen sie Kriege führen und Gefangene machen konnten. Um sich Menschen zu verschaffen, die als Sklaven an die Europäer verkauft werden konnten, wurden die Könige und ihre krieger zu räubern. Jetzt gab es in ganz Afrika Krieg, da der Sklave die begehrteste Handelsware war.....Riesige Sklavenzüge - Frauen, Kinder und Männer - waren zu allen Zeiten auf den Wegen zu den Hafenplätzen, wo die Schiffe auf sie warteten. Man lebte in dauernder Furcht, und der Bauer konnte seine Felder nicht mehr in Ruhe bestellen. Der Sklavenhandel hat Afrika um Millionen und aber Millionen Menschen beraubt. Hundrte von Dörfern verschwanden. Jahr für Jahr verkauften die Europäer Hunderttausende von Sklaven. Auf der Insel Gore vor dakar basuten die Engländer große Häuser, um dortdie sklaven zu <stapeln>, bis sie auf die Schiffe verladen werden konnten. Mit den Männern, die in die Sklaverei geführt wurden, verlor Afrika ebensoviele Bauern, Weber und Schmiede... Die Reeder von Nantes und Bordeaux, Amsterdam und Liverpool und anderen Hafenplätzen häuften unermessliche Vermögen an. dieser nach europa fließende Güterstrom, der aus dem Negerhandel und der Ausbeutung der Sklaven in Amerika stammte, ermöglichte später die entwicklung des europäischen Kapitalismus." (aus einem ghanaischen Geschichtsbuch).

Die Tatsache, dass heutzutage ganz ohne imperialistisches Zutun afrikanische Potentaten auf eine Art und Weise herrschen, die brutalste Grausamkeit mit unglaublicher dekadenz und bizarren Operettenstaaten verbindet, macht diese Vergangenheit nicht ungeschehen. Drittens ist auch ohne Kolonialmächte die imperialistische Kontinuität ja noch vorhanden:
"Vergessen dürfen wir nicht, dass der Angriff neben der Zusammensetzung der Klasse im Weltmaßstab eine zusätzlich metropolitane Dimension hatte, die in der Folgezeit wichtig wurde. Die aus dem Gefälle abgepressten Mehrwertmassen und Monopolrenten wurden zum Teil in sozialpolitische undf produktivitätsoruientierte Zerstörungs- und Zurichtungsprogramme der metropolitanen Klasse geleitet. Ich meine damit besonders die in Deutschland auf die spitze getriebene keynesianische Fabrikisierung sämtlicher Lebensbereiche, wie ich sie in meinem Buch <Leben als Sabotage> beschrieben habe: Die Zurichtung der Stadt, Einkaufszentren, Großraumsiedlungen am binären Flussmodell des serielle Ablaufs, die analoge Zurichtung von Schulen, Ktrankenhäusern usw., kurz: die Gewalt der Technologie. Die auf die nationale Volkswirtschaft ausgerichtete und begrenzte Analyse des keynesianischen Wachstumsmodell hat auch der Linken lange verschleiert, dass es kein erfolgreiches antizyklisches Deficit-spending in der Metropole ohne den Transfer aus den Zerstörungsprozessen in der Peripherie geben konnte. Jede Kreditmobilisierung setzte Ersparnis voraus, und wenn es nur die Ersparnis aus der Zerstzörung der peripheren subsistenzz war. Diesen Aspekt der internationalen Vorbereitungen für das nationale <Wachstum> hat das NS-Kapital frühzeitig erkannt und Keynes zum Schluss seines Lebens immer entschiedener betont. Der gobale Zerstörungsangriff stieß Ende der 60er Jahre weltweit auf den Widerstand der Klasse: in massiven Einkommensforderungen und Aneignungsrevolten machte sich die Subsistenzbevölkerung an die Rückereoberung der Existenzgarantien, deren mikroökonomische Subsistenzbasis aufgelöst war...Wir wissen,wie das Kapital auf diese Entwicklung reagierte. Es war in den jeweiligen nationalen Rahmen der keynesianischen Gesamtordnung in die Enge getrieben und begann in einer neuen Phase mörderischer Unerbittlichkeit, die jeweilige Basis des Widerstands ...zu zerstören. Mit forcierten Rationalisierungen desinvestierte es in der Mertropole und begann, die Produktion in einem Netz von Weltmarktkathedralen in allen Komponenten zu diversifizieren....Die Freude über dieses<Zwangssparen> kann man einigen ehrlichen zeitgenössischen Kommentaren hochklassiger Finanzgazetten wie <The Banker> und <Financial Times> entnehmen." (Detlef Hartmann,Völkermord gegen soziale Reviolutuion, in: Autonomie Nr.14, meine Zustimmung zu diesem Ansatz meinte ich mit dem Hinweis "Hartmannbund"). Daran anknüpfend ist im Weltmaßstab aus der Perspektive des Weltkapitals das, was in Afrika geschieht nichts Anderes als der Sozialabbau bei uns : Die Abwälzung bzw.Einsparung staatlicher und betrieblicher Ausgaben bzw. die gerne gesehene Vernichtung überflüssiger Esser.

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Zu "aus einem ghanaischen Geschichtsbuch". Da sollte dann der Satz auch nicht fehlen, daß andere afrikanische und maurische Länder eben an diesem Sklavenhandel gut mitverdienten. Dies wurde im Internet im Rahmen eines ARD-Berichtes im Blick auf die Wurzeln der Macht und den Reichtums der westafrikanischen Königshäuser gut kommentiert, auch im Blick auf das heutige Ghana:

"Die Sklaverei beispielsweise war neben Mali, dem Kongo, dem heutigen Benin etc. pp. auch im Ashanti-Reich im heutigen Ghana weit verbreitet. Für die europäischen Sklavenhändler, die ab dem 16. bis weit ins 19. Jahrhundert Afrikaner deportierten, um diese in ihren Kolonien in Amerika als Arbeitskräfte zu miss- und verbrauchen, war der bereits bestehende, innerafrikanische Sklavenhandel und dessen -märkte die wesentliche Voraussetzungen ihres Engagements. Die Europäer gingen selbst nämlich eher selten auf Sklavenjagd, sondern bedienten sich bei afrikanischen und arabischen Händlern und Herrschern, die längst funktionierende Strukturen etabliert hatten. Die bekamen dafür im Tausch Feuerwaffen, Textilien, Alkohol sowie Kaurischnecken. Ein Handel der sich so natürlich immer lohnte. Warum ich das hier schreibe? Nicht um die Dinge zu relativieren, Europa hat bis auf den heutigen Tag mehr als genug Dreck am Stecken. Es hilft aber auch nicht, Afrika in exklusiver Opferrolle darzustellen, als wolle man den ganzen Kontinent nicht für voll nehmen." (Bruno Schulz, Fb vom 28.6.2021)

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Und ebenso ein sehr gelungener Kommentar von Ralf Scherzinger zum Kolonialismus:

"Ich lese zu dem Theme seit mehr als 3 Jahren. Oder die Recherchen über das Söldnerwesen mitgerechnet: seit 8. Je mehr unterschiedliche Quellen, desto vielschichtiger wird das Bild. Einerseits ist vieles so, wie in der FAZ beschrieben. Anderes stimmt nicht ganz bzw. müsste mehr hinterfragt werden. Nicht umsonst hat James Baldwin das von der NY Times in Auftrag gegebene Essay über seine Afrika-Reise 1962 nicht schreiben können. Er war ja lange in Sierra Leone und die Streitigkeiten zwischen den Vertretern des Protektorats (Ex Sklavenhändler und ihre Nachkommen) und der Kolonie (von den Briten befreite Ex Sklaven und ihre Nachkommen) müssen ihn sehr beeindruck haben. Seine Schwester hat einige Jahre später in eine der großen Familien des Landes eingeheiratet, so dass seine Nicht Aisha eine direkte Nachfahrin des ersten britischen Gouverneurs von Gambia, Thomas Corker, ist. Dessen Sohn Robin (aus der Ehe mit Yerma Cumba, Queen of Tasso, in Sierra Leone) ist übrigens in der Oberklasse dieses Landes bis heute als der „alte weiße Mann“ bekannt. Ich weiß nicht, ob das ein Zufall ist...

Das Königreich Kongo ist nach Ankunft der Portugiesen willentlich zum Katholizismus übergetreten, um vom Bündnis mit ihnen zu profitieren. Und einige Bronzeskulpturen aus Benin, die Teju Cole in seinem Essay (...) erwähnt, stellen portugiesische Söldner dar, die bis in die 1600er Jahre hinein von afrikanischen Herrschern für ihre Dienste angeworben wurden. Der ganze Sklavenhandel in Westafrika begann ab ca. 1450, weil die Simo-Priester die Schiffe der Portugiesen für den Kolanuss-Handel brauchten, um die Konkurrenz auf dem Landweg auszustechen. Und Menschen waren halt die gängige Währung Afrikas, um andere für ihre Dienste zu bezahlen. Hinzu kam die Mane (auch: Mani-Sumba) Invasion, die vor allem den Temne massiv zusetzen. Viele flohen vor den (afrikanischen) Eroberern in nicht sehr hochseetauglichen Schiffen und wurden von den Portugiesen gerettet, anschließend auf die Kapverden gebracht. Von dort kehrten sie als interkulturelle Vermittler (und Händler) zurück auf den afrikanischen Kontinent. Wie Chimamanda Adiche schreibt: Es gibt viele (oft auch parallele) Geschichten. Aber warum setzt man (und sie) immer wieder den Anfangspunkt bei der Eroberung durch die Europäer? Die Kolonialgeschichte beginnt schon 400 Jahre früher. Und oft müssen afrikanische (oder indische, asiatische) Migrationsbewegungen und Konflikte verstanden werden, um zu erklären, wie es den Europäern gelang, die Kolonien zu erobern und mit ein paar 1000 Beamten MILLIONEN von Menschen zu beherrschen. Nur mit Rassismus und dem Dünkel der Überlegenheit geht das nämlich nicht."

(Scherzinger, Ralf C.: Kolonialismus, Fb. v. 10.1.2020)

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Auf die Rolle des arabischen und maurischen Sklavenhandels hatte ich an anderer Stelle hingewiesen, und ohne schwarzafrikanische Sklavenhändler gibt es natürlich auch keinen Sklavenhandel mit schwarzafrikanischen Länden, aber das relativiert die Sache nicht. Es schmälert die Shoah ja auch nicht die Tatsache, dass es Genozide an Armeniern oder Tasmaniern gegeben hat, und die Verbrechen der Hutumilizen in Ruanda werden auch nicht dadurch geringer, weil es mal eine enge Zusammenarbeit von Tutsi- Potentaten mit den belgischen, deutschen und englischen Kolonialherren gegeben hat.

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https://martinsonneborn.de/der-tod-der-idee-eu/#more-3238

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Ja, ein Trauerspiel. Insbesondere von der Tochter von Strahlemann Ernst Albrecht ist nichts Anderes zu erwarten.

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