Freitag, 29. August 2025
Die Streifzüge des Bizarrologen, heute: Unzuverlässiges Zuhören
Die Unzuverlässige Erzählung ist Thema der Literatur und lieferte auch den Plot für den großartigen Film "Die üblichen Verdächtigen." Zusätzlich gibt es aber auch das Unzuverlässige Zuhören, mit dem ich mein Leben lang meine einschlägigen und zutiefst konsternierenden Erfahrungen gemacht habe.

1989 fand der letzte Hungerstreik der RAF statt, und im Zusammenhang damit führten einige von uns nächtliche Sprühaktionen durch. Bei einer davon wurden der A. und ich von den Bullen erwischt, und ich gab bei der Vernehmung zu, dass wir gesprüht hatten, machte aber keine Aussage darüber wo und was. Sie behandelten uns erkennungsdienstlich und ließen uns dann getrennt voneinander wieder frei. Am nächsten Morgen erschienen zwei Kriminalbeamte vom Staatsschutz in meiner WG die mich vernehmen wollten. Denen sagte ich dass ich eine Schlaftablette genommen hätte weil ihre Kollegen mich die ganze Nacht wach gehalten hätten und nicht vernehmungsfähig sei, worauf sie mich auf einen Termin einige Tage später in ihrem Revier vorluden.

Da ging ich nicht hin, erzählte aber in den einschlägigen linken Kreisen von dem Vorfall, auch, dass ich alle Waffen, sonstigen Gegenstände, Adresslisten und inkriminierbaren Texte, aus denen mir die Justiz im Falle eines 129a) Verfahrens etwas drehen könnte der Freundin meines Mitbewohners T. gegeben hatte, die es an einem von mir unbekannten Ort verwahrte. Ich erzählte dies da ich meinte, dass die GenossInnen ein Recht darauf hätten, davon zu erfahren. Ein schwerer Fehler.

Innerhalb von zwei Wochen wusste ein Kreis von mindestens 100 Leuten diese Geschichte, aber in einer höchst fantasievollen Version: Bei mir habe eine Razzia stattgefunden, die Bullen hätten mich unter Drogen gesetzt, ich hätte denen Dinge erzählt an die ich mich nicht mehr erinnern könnte, man habe eine scharfe Pistole und eine kommentierte Adressenliste der gesamten Göttinger linken Szene bei mir gefunden. Es gab Leute, die fortan den Kontakt zu mir vermieden, weil sie befürchteten, Objekt von Observationen zu werden. Observiert wurde meine WG dann auch, und nicht zu knapp. Briefe kamen bei mir geöffnet an, mein Telefon wurde abgehört, und zwar so auffällig, dass man es merken sollte.

Wir verfassten schließlich über unsere Anwälte eine Einlassung die das Ganze wie eine Art Studentenulk und nicht wie eine Unterstützung des Hungerstreiks erschienen ließ. Das LKA nahm Lackproben von den Sprühparolen und übergab die einem niedergelassenen Chemiker.

Dessen Gutachten, das dem Vernehmen nach so viel kostete wie ein neuer VW Golf begann mit den Worten: "Auf den ersten Blick war ersichtlich, dass die braune Farbe, mit denen die Worte `Zusammenlegung sofort oder es gibt Tote draußen und drinnen` nicht mit der schwarzen und roten Farbe, die bei Herrn 2001 und Herrn Coach gefunden wurde identisch sein konnte. Da das Landeskriminalamt uns aber beauftragt hat haben wir Massenspektroskoptest Ishihara und Radionuklidanalyse Hühnerpust blabla" und das Ganze endete mit Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Auflage von 300 DM. Mein Anwalt knüllte seine Robe zusammen und sagte: "So viel zum Thema 129a)". Die eigene Szene hatte mir weit mehr Ärger bereitet als die Strafverfolger.

Mit meinem Mittäter, dem A., erlebte ich Jahre später die Mutter aller Missverständnisse (oder Mistverständnisse, wie Frau Netbitch sagen würde). 1994 war ich mit meinem Magister fertig und in eine neue WG u.a. mit dem A. gezogen. Der T. rief mich an, berichtete von seinem neuen Leben als beamteter Gutachter in Frankfurt und fragte mich, wie meine Magisterarbeit ausgefallen war. "Das war eine 1." erwiderte ich, und er antwortete, dass er mit nichts Anderem gerechnet hätte. Darauf erwiderte ich dass man mir es aber auch ziemlich leicht gemacht hätte, denn mein einer Prüfer war kein Experte auf dem Gebiet um das es bei mir ging und hatte von Vornherein gesagt dass er auf die Richtigkeit meiner Recherche vertraue und nichts nachprüfen würde, während der Andere zum Ausgangsthema meiner Forschung seine Habilschrift verfasst hatte an der ich mich in meiner verlängerten Einleitung stark orientiert hatte wodurch er sich wiederum gebauchpinselt fühlte. Prüferseits also von vornherein grünes Licht.

Über den Menschen dessen Biografie meine Magisterarbeit teilweise darstellte konnte ich dann sehr schnell alle Forschungsfragen beantworten da ich Zugang zum Familiennachlass bekam, im Schoße dieser Familie wie ein Sohn empfangen wurde, bei denen zu Hause wohnte und sein Tagebuch lesen konnte und Dokumente von außerordentlicher historischer Aussagekraft zu sehen bekam (u.a. ein Brief von Heydrich). "Mir wurde meine Magisterarbeit auf dem Silbertablett serviert" kommentierte ich das. Dann fing der T., der schon etwas angeschiggert war und der größte Verbalhallodri den ich kannte, der redete, wie die Titanic in den 80ern textete an herumzualbern und ich alberte mit. Der A. hörte das alles mit, allerdings immer nur meine Hälfte und äußerte hinterher auch einige Spaßigkeiten zu einigen Randbemerkungen in meinem Telefonat.

6 Jahre später hatte ich meine Dissertation mit magna cum laude abgeschlossen und bei der DFG einen Antrag für ein Folgeprojekt gestellt. Um dieses voranzubringen verfasste ich einen Beitrag, der meine bisherigen Forschungen zusammenfasste und schickte diesen an Herfried Münkler mit der Bitte, den Beitrag in der Zeitschrift für Politikwissenschaft zu veröffentlichen. Der A., dem ich davon berichtet hatte und inzwischen in einer anderen Stadt lebte bat mich um diesen Artikel den ich ihm auch zumailte.

Herr Münkler wies den Abdruck des Beitrags ab mit der Begründung, meine Arbeiten analysierten und reflektierten den neuesten Stand der Forschung zur NS-Rassenhygiene, dies sei aber kein Thema der aktuellen Diskurse in der Politikwissenschaft.


Darauf schrieb mir der A., er könne verstehen dass die Zeitschrift für Politikwissenschaft den Beitrag nicht gebracht habe, dessen wissenschaftiches Niveau sei nicht hoch genug und ich schriebe rein selbstreflexiv. Meine ich denn, in meinem Folgeprojekt endlich einmal neue Erkenntnisse zu liefern nachdem mir das in Magister- und Doktorarbeit nicht gelungen sei? Und präsentierte eine Liste von Pulikationen die den Themenkomplex Rassenhygiene behandelten mit der Frage, was wüsste ich denn, was da nicht schon drinstände? Dabei hatte ich eine Reihe dieser Publikationen auseinandergenommen und ihnen Schwächen und Fehler nachgewiesen und dies dem A. auch mitgeteilt.

Ich antwortete mit einer erbosten Email, in der ich schrieb dass mich das alles total irritieren würde und mich beleidigt fühlte.

Darauf kam eine Weile nichts. Dann fand die Hochzeitsfeier unseres besten gemeinsamen Freundes statt. Auf der Hochzeitsfeier überreichte der A. mir einen geschlossenen Briefumschlag. Dieser enthielt einen sechsseitigen Brief, in dem er mir unterstellte, meine Dissertation sei nicht das Werk meines eigenen Geistes. Er begründete das mit der für ihn eine feststehende Tatsache darstellenden Behauptung, ein Professor für Genetik sei Coautor der Arbeit, so dass sich die Frage nach Plagiatsvorwürfen schon nicht mehr stelle. Tatsächlich hatte ich mich für die Arbeit, die sich mit der Fachgeschichte der Anthropologie beschäftigte von diesem Genetiker in vielerlei Hinsicht beraten lassen, und er hatte ein Kapitel, das einen Abriss der Fachgeschichte der Humanbiologie in Deutschland darstellte - 21 von 372 Seiten - gegengelesen und kommentiert. Daraus wurde für den A. dass er meine gesamte Dissertation Korrektur gelesen und erst in die endgültige Form gebracht hätte.

Und dann bezog er sich mit den Worten: "Am Anfang war das Wort, und damit meine ich nicht das Johannes-Evangelium" auf mein 6 Jahre zurückliegendes Telefonat mit dem T. und behauptete, ich hätte da gesagt, dass ich im Lauf meines Studiums ja gelernt habe wie man in wissenschaftlichen Arbeiten blufft und alle Bluffmethoden konsequent eingesetzt, z.B. Quellen zitiert die ich nie gelesen hätte und Zitate anderer Autoren in meinen Text eingebaut, schließlich betrachtete ich meine Magisterarbeit ja nicht als Leistungsnachweis im Sinn eines Gesellenstücks. Das war sehr verräterisch, denn der Ausdruck Gesellenstück kam in meiner Sprache gar nicht vor. Es kamen da noch mehrere mir ziemlich paranoid anmutende Unterstellungen. Ich nahm in meiner Gegenmail das alles sehr grundsätzlich auseinander und ging so weit, die Wahrnehmung meiner Arbeit durch den A. mit dem Unterschied zwischen der Wirklichkeit und den Werken von Walter Moers zu vergleichen. Ob er mir meine Antwort glaubte weiß ich nicht, ich habe den Eindruck, dass er mir grundsätzlich nicht mehr vertraute, auch in Fragen, die nichts mit Wissenschaft zu tun hatten.

Nachdem mir keine Fortsetzung meiner wissenschaftlichen Projekte möglich war schlug ich eine Laufbahn in der Privatwirtschaft ein, und dafür kritisierte mich ein Freund des A. in einem Schreiben, eine solche Karriere sei "Verrat an der guten Sache". Da reichte es mir dann, da er aufgrund von Quengeleien seiner Tochter zuvor einer Diskussion mit mir ausgewichen war schrieb ich ihm, wer nicht in der Lage sei einer Dreizehnjährigen ihre Grenzen aufzuzeigen könne mir keine Vorhaltungen hinsichtlich Lebensführung machen.

Szenenwechsel, Jetztzeit. Im Anschluss an eine betriebliche Fortbildung fand ein gemütliches Beisammensein mit KollegInnen statt. Nach größeren Mengen Rotwein - die Marke hieß passenderweise "Domina" - kam das Gesprächsthema auf Sex und sexuelle Praktiken. Was die Kollegens so von sich berichteten war aus meiner Sicht teils langweiliger Blümchensex und teils dumpfer Rammelsex. Das sagte ich auch, wenn auch durch die Blume und wurde dann nach eigenen, anderen sexuellen Erlebnissen befragt. Darauf erzählte ich, das Dollste was ich da erlebt hätte wäre ein sehr spezieller Fall von Oralsex gewesen. Eine Frau, mit der ich keine Liebesbeziehung, wohl aber ein Verhältnis hatte bot sich mir als Essgefäß an. Das heißt, sie lag nackt rücklings auf ihrem Esszimmertisch, ich musste sie mit ihren Händen an den Tischbeinen fesseln und ihre gespreizten Beine mit einem Besenstiel und Kabelbindern auseinandersperren. Dann - alles ging von ihr aus, sie dachte sich das aus und dirigierte mich - befüllte ich ihre Möse nacheinander mit grünem Salat, Krabbencocktail und Eiscreme und leckte sie leer. Sie geriet in völlige Extase und verging fast vor Lust, behielt aber trotzdem die Kontrolle. Erst nach dem dritten Gang durfte ich sie ficken, und das tat ich sehr ausgiebig, bis ich sie losband und sie meinen Schwanz lutschte.

Die Geschichte machte auf meine KollegInnen deutlichen Eindruck. Einige Zeit später aber kamen Rückfragen, und es waren schon Gerüchte gekocht und warm serviert worden. Es hieß jetzt, ich würde in Clubs verkehren, wo solche Praktiken zum Angebot gehörten, könnte ich denn Adressen und Preise bekanntgeben?

Meine Antwort, das hätte nichts mit käuflichem Sex zu tun, ich wäre noch nie in ein Puff gegangen und würde das grundsätzlich ablehnen, es hätte sich um partnerschaftlichen Sex gehandelt und die Idee wäre von meiner Partnerin gekommen wurde mir von niemandem geglaubt. Die Vorstellung, dass eine Frau von sich aus und aus eigenem Lustgewinn sich zu so etwas hingibt erschien allen, Männern wie Weibern, gar nicht denkbar. Und ich galt nun einerseits als Lebemann, der in teuersten Luxusbordellen verkehrt, und andererseits als Spaßverderber, der nicht damit herausrückt, wo diese sich befinden, wie diese heißen und was das kostet.

Alle diese Situationen haben etwas gemeinsam: Die ZuhörerInnen projizieren in das Gehörte etwas hinein, das nie gesagt wurde. Es entspricht aber ihren Ängsten, Erwartungen, Traumata, Lüsten, Fantasien und Vorurteilen, und zwar so weitgehend, dass sie diese für das eigentlich Gesagte halten. Wie geht man damit um, und vor allem: Wie geht man dagegen an?

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Na, indem man ihnen das genauso darlegt wie Du in diesem letzten Absatz. Ist doch schlüssig. Du wirst es doch nicht immer nur mit vernagelten Leuten zu tun haben, die jeder Selbstreflexion abhold sind. Ich kenn sowas ja noch von Corona. Aber sei mir nicht böse, Lebemann mit Besenstiel und Kabelbinder.. .Und wenn Du Dich mal nostalgischen Gefühlen hingeben willst, beim Baumbartheurigen am Heiligenstein gibt es Schichtsalat im Einweckglas. Zwar zu kalt, aber man kann ihn ja einige Zeit stehen lassen. Und die Aussicht nicht so wildromantisch wie auf Deinen Fotos, aber anders schön.
Wenig appetitlich ist die Österreich/ EU - Affäre um Thomas Oberreiter. Lebemänner sind auch nicht mehr das, was sie womöglich nie waren.

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Ja, diese Oberreiter-Affäre scheint den Ruch des Widerwärtigen zu haben. Ansonsten sind meine Erfahrungen mit der argumentativen Zugänglichkeit der Betroffenen höchst unterschiedlich. Im Falle der Szene-Gerüchteküche teils abgründig. Bei dem A. war das eine andere Sache, das war ja ein längerer argumentativer Brief- und Mailaustausch.

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Hinsichtlich der westdeutschen linksradikalen Szene in ihrer Repressions-Staatsschutz-Folter-Hysterie im Frühjahr 1989 waren derartige Gerüchtelawinen, erstmal in die Welt gesetzt sicherlich nur schwer zu korrigieren, auch wenn die Zelle Paul (Insider) da selbst eine Art ironisierendes Korrektiv war. Bei dem A. dürfte eine logische Argumentation ja wohl verfangen haben. Was der deutschen Spießer Sexualmoral angeht und alles, was da dran hängt bin ich sehr, sehr skeptisch.

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Skeptisch in Bezug auf was? Hör Dir mal das Gespräch mit den beiden vom Spiegel und Standard zur Causa abgestellten Herren an und achte auf Tonfall und Herumgeeiere.

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Skeptisch in Bezug auf die Lernfähigkeit von Ches Kollegen in Bezug auf sexuelle Leichtigkeit. Wer solch schöne und lustvolle Praktiken automatisch ins Rotlichtumfeld projiziert traut sich nicht, sie im eigenen Liebesleben zu praktizieren, ja das noch nicht einmal zu denken. Da ist Hopfen und Malz verloren. Zu dieser österreichischen Affäre weiß ich nichts.

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Der Verzehr toter Krustentiere oder von Hopfen und Malz - Erzeugnissen ist auch nicht für jeden mit Genuss verbunden.

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Man kann natürlich jede Angelegenheit so sehr relativieren dass jegliche Aussage verlorengeht. Es gibt auch Menschen die kein Interesse an Sex haben. Andererseits funktioniert das beschriebene "Gericht" auch mit veganen Zutaten, Würstel, Austern oder Rinderfilet.

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Lust bedeutet Autonomie. Darum wurde sie von den Mächtigen fast immer unterdrückt, und das wurde unter dem Begriff "Moral" verinnerlicht.

Wenn sich zwei Menschen finden, denen es gelingt, ihre Lust schrankenlos auszuleben, ist das eigentlich ein Glücksfall. Den meisten Menschen gelingt dies nie, obwohl sie es könnten.

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Meine Güte wch, das war ein blöder Schmäh. Den einen graust vor Krabben, andere haben schon mit ihren eigenen Körperflüssigkeiten Schwierigkeiten, wieder andere sind komplette Schweindln. Mich wundert eher, dass che sich wundert, wenn er in einem Normalo-Umfeld solche Geschichten zum Besten gibt und beschriebene Reaktionen erhält.

avantgarde, bin ganz bei Dir, aber das muss jetzt einfach sein.

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Warum das jetzt sein musste, erschließt sich mir nicht.

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Weil das alles kein Spaß ist und Du damals einfach unfair warst. Unterhaltungen auf dieser Ebene möchte ich nicht mehr führen.

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@"Mich wundert eher, dass che sich wundert, wenn er in einem Normalo-Umfeld solche Geschichten zum Besten gibt und beschriebene Reaktionen erhält." ---- So richtig wundern tue ich mich ja nicht. Als ich das erzählte war das sehr wohl auch als Provokation gedachte, frapper les bourgeois. Ich hätte bloß nicht gedacht dass meine Gegenübers so verklemmt wären, dass sie lustvolle sexuelle Praktiken mit Berührung zum Fetisch-Bereich automatisch in den Rotlicht-Sektor projizieren würden weil sie sich nicht vorstellen konnten dass das jemand in einer Partnerschaft praktiziert.

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Manhartsberg, was sollen diese ständigen Coronaquerdenkerlinks? Die haben in diesem Kontext einfach nichts zu suchen.

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Einige Menschen denken da heute sicher aufgeschlossener, doch die alte Verklemmtheit feiert fröhliche Urstände. Lieber heimlich per Porno konsumieren.

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Ich wollte nur klarstellen, dass ich auf diese Untergriffigkeiten, so sie denn kommen wollen würden, keine Lust habe. Che, dass Du in Deinem Arbeitsumfeld eher Exotenstatus hast, ist allen klar, aber tu nicht so naiv, als würdest Du annehmen, alle Welt wäre vergleichbar mit Deiner superaufgeschlossenen Kampfsportdamenrunde. Warum sollte Porno sonst auch boomen, wenn daheim alle quietschvergnügt ihren Salat zweckentfremdeten, Du Angeber.

Gut, frapper les bourgeois, hast Du ja zugegeben.
Wie es der Zufall so will, ist mir beim Abstauben am Wochenende "Rosa (hähä!) Autostop", ein französisches Machwerk aus dem Jahr 1978 buchstäblich in die Hände gefallen. Die ersten paar Seiten habe ich angelesen. Gaanz andere Zeiten, wenn auch nicht unbedingt tollere, wie von avantgarde wohl angedeutet, wie ich ihm einfach mal unterstelle.Ein Genreroman für Liebhaber von Normschönheit UND Autopreziosen (ein Morgan mit Fordmotor und -getriebe!, soweit ich mich erinnere). Ich habe vergessen, es hierher mitzunehmen und bin gerade eben auf die Suche nach eventuellen Spuren im Netz gegangen. Nach zahlreichen Gebrauchtangeboten gleich der Treffer, und ich kann mir weitere Mühe sparen und hier einen bereits verstorbenen, 1988 noch nicht gar so alten, weiß/sen Mann zu Wort kommen lassen.
https://www.spiegel.de/politik/ist-die-sexuelle-freiheit-am-ende-a-6c2b3989-0002-0001-0000-000013525882
Wo stehen wir 37 Jahre später?

https://www.youtube.com/watch?v=caqCYEqU084

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Das Buch Rosa Autostop kenne ich, ich hatte es als eine Art "Aufklärungsroman" zur Pubertät geschenkt bekommen. Ansonsten: Karasek, PorNo Kampagne 1988, ein Songvideoclip, was tut das alles zur Sache? Argumentationsloses Linksstreuen.

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Ich finde das einen der besten Beiträge, die Che je gebracht hat, aber nicht wegen des Themas "Unzuverlässiges Zuhören", sondern wegen der historischen Dimension. Das sind Einblicke in bereits vergangene Zeitalter! Wer kann sich denn noch vorstellen, dass man wegen des Sprühens bestimmter Parolen oder Graffity oder auch des Kaufs eines bestimmten Weckers ins Gefängnis geht? Wer kann heute noch die Terroristen-Paranoia der RAF-Zeiten, aber auch den selbsternannten Heroismus der Antiimps nachempfinden?


Und die Geschichte úm die Dissertation fällt auch aus der Zeit. Diese ganze als wissenschaftliche Lauterkeit ausgegebene Eitelkeit um soundsoviele Quellen selbst gelesen und nichts von anderen zugetragen bekommen zählt sowieso nur innerhalb der Geisteswissenschaften, in Natur- und Ingenieurswissenschaften zählt nur das Ergebnis. Solange man das Experiment selbst gemacht hat spielt keine Rolle, ob und wieviele Zuträger man gehabt hat. Heutzutage bedeutet Plagiat in der Wissenschaft, dass man sich z.B. auf einem Preprintserver diverse bereits veröffentliche Texte wie Bausteine zu einem neuen Text zusammenkopiert. Dagegen wirkt das, was Ches Freund ihm da vorgeworfen hat, auch wenn er das zu Unrecht tat, harmlos und niedlich. Die zeithistorische Dimension macht diesen Text erst interessant, nicht unbedingt nur die psychologischen Muster, mit denen der Autor sich beschäftigt.

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Na gut, che, vielleicht liest Du seinen Text noch mal "aufgeklärter" und das, worauf ich hinauswollte, wird klarer, wenn Karasek in anderer "Form" im Spiel ist. So ab Minute 40 im Speziellen gibt es Zusammenhänge. Oder aber Gewalt gegen Frauen - in welcher Form auch immer - ist für Dich nicht weiter interessant, weil Du ohnehin nur die kampferprobten wahrnimmst. Auch ok. Der Spiegelbeitrag schneidet doch bei aller Fluffigkeit grundlegende Themen des menschlichen Zusammenlebens an. Das fröhliche Ficken ist Geschichte, wenn schon die eigenen Jungs die Gefahr nicht sehen wollen. Oder aber - wie von Houellebecq in "Unterwerfung" so schön beschrieben - für euch kann es ja nur besser werden.

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Ja selbstverständlich ist sexualisierte Gewalt oder Gewalt gegen Frauen, Sexismus in jeder Form für mich ein Thema. Nur ist dieses Thema in meinem Ursprungsposting nicht angelegt. Von lustvoller sexueller Praxis und merkwürdigen Reaktionen anderer auf die Erzählung darüber zu sexualisierter Gewalt zu kommen ist ein ziemlich weiter Sprung. Selbst der ließe sich noch logisch begründet herleiten, aber das tust Du nicht. Du schmeißt wild einige Links durch die Gegend, hie ein naiv-blöder Pornoroman aus den Siebzigern, da Alice Schwarzers PorNo-.Kampagne aus den Achtzigern, dann den höchst vielschichtigen Karasek als Person, dann Laura Karasek, schließlich Videoclips die viel zu lang sind als dass ich Zeit hätte sie mir anzuschauen (wenn da nach 3 Minuten eine klare Aussage käme wäre das was Anderes, der erste Video ist ganz hübsch aber ein in Bezug auf das hier besprochene Thema völlig sinnfreier Musikvideo). Den Sinn den das für Dich macht kann man allenfalls hineinassoziieren, logisch ergibt der sich nicht.

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Stimmt schon, der Bogen ist etwas weit. Aber Du hast Dich ja auch gefragt, warum bei anderen das mit der lustvollen Sexualität von Deinem Verständnis derselben abweicht. Und whc hat mit Spießertum nachgelegt. Das Ding ist mir halt wirklich runtergefallen und naiv-blöd finde ich etwas verharmlosend. Dass ausgerechnet von Karasek dann so ein Beitrag existiert und dann auch noch seine Tochter, die mir als Ösi völlig unbekannt ist, am nächsten Tag, als ich mir die Karaseksche Vielschichtigkeit genauer zu Gemüte führen wollte, mit einem dazu passenden Thema auftaucht, fand ich halt bemerkenswert. Und die Verwandtschaft in Gestalt des Phoenix-Sängers (laut Wiki) auch. Ich wollte nicht Deinen Sinn für Logik beleidigen. Und Grüße, mit KI hat das nichts zu tun. Ist ja schön, wenn wenigstens ein paar Leute rundum zufrieden sind. Das ist übrigens Dein rechtes Pendant Sellner bei Kosubek noch nicht ganz. Trotz Burgbesuchen in Baden.

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@are: Diese historische Dimension ist natürlich kalkuliert eingebracht, habe ja einen Bildungsauftrag;-)


Tatsächlich ist es interessant, wie hysterisch seinerseits vom Staat, aber auch den Bürgermedien her mit dem Linksterrorismus umgegangen wurde, während der islamistische Terrorismus heute viel aggressiver und gefährlicher ist, aber weniger Panik erzeugt, auch hinsichtlich der Strafmaße. Dabei betrifft er weit mehr Leute, potenzielle Opfer sind wir alle. Bezüglich der RAF meinte mein alter Freund Archie: "Ich habe weder ein Nummernkonto in der Schweiz noch eine Nazi-Vergangenheit und arbeite auch nicht als Fahrer für einen Topmanager, also muss ich vor nichts Angst haben."

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Der Autor von Rosa Autostop, José Pierre, war übrigens ein führender Chronist der Surrealisten, und das Buch hat im französischen Original Sprachwitz und Doppeldeutigkeiten, die ins Deutsche unübersetzbar sind.

Er hat auch noch erotische Romane verfasst, die ernster gemeint und durchaus von literarischem Wert waren: Therese oder die Kastanienblüte und Die Strandnymphe.

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Sellner als "mein rechtes Pendant" zu bezeichnen ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Wobei eine verschwörologische Propagandatröte wie Kosubek kaum unter den Begriff seriöser Journalismus zu fassen ist. Allerdings beharre ich auf der Fortsetzung meiner Nichtzurkenntnisnahme von Talkshows.

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Zurück ins Antirassismusplenum, Onkel Che!
@" während der islamistische Terrorismus heute viel aggressiver und gefährlicher ist, aber weniger Panik erzeugt"

Diese Panik besteht nicht vor islamistischen Terroristen, sondern es werden gleich kollektiv alle Muslime in rassistischer Weise gehasst und verteufelt. Das ist ja eher die noch schlimmere Alternative.

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Die Frage ist nur, was eher da war: Der europäische/deutsche Rassismus der sich gegen Muslime richtet oder der Djihadismus? Ich glaube nicht, dass es da einen Ursache-Wirkungszusammenhang gibt.

Die RAF-Angst war hingegen sehr viel konkreter.

Bei der Sprühaktion sagten uns die Bullen: "Wenn Sie zu fliehen versuchen machen wir von der Schusswaffe Gebrauch." Das spezielle Klima von damals kennst Du ja selber auch.

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Natürlich ist das eine Unverschämtheit. Er ist überdurchschnittlich interessiert, Du bist überdurchschnittlich intelligent. Hör Dir's an, so ab Minute 33, 34.

Von wegen antimuslimischer Rassismus. Ich bin ja eh dankbar.
https://islamweb.net/de/article/234751/Der-Umgang-des-Isl%C3%A2m-mit-Frauen 😜

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Die Kastanienblüte hab ich noch nicht abgestaubt. Geht der Unterschied dann mehr so in Richtung "Die Zwei"?
netbitch, was hältst Du von Sara Rukaj?

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