In meiner Nachbarschaft befindet sich ein Rewe-Markt, der bis 0 Uhr auf hat und daher auch die Funktion eines Spätis erfüllt. Haupteinkaufszeit ist ab 22 Uhr, wenn die Studis Wein, Bier, Zigaretten und Knabberkram zur scheinbar allabendlichen Party einkaufen. Dann stehen da Schlangen die durch den ganzen Laden gehen. Dazu versammeln sich vor dem Eingang die Berber der Umgegend in der Hoffnung, etwas abschnorren zu können, zwei junge Frauen auf einem roten Motorrad die ich in das Szenario überhaupt nicht einordnen kann und eine Reihe von Trinkern, die nicht zu den Berbern gehören, aber offensichtlich sozial auch ziemlich unten stehen. Die schnorren aber nicht, sondern kaufen ganz normal ein. Darunter ein Klotz von einem Kerl, etwa 2 m groß und adipös mit einem überproportionierten, weit aus dem Gesicht heraustretenden Kinn und einer sonderbar infantilen Sprechweise, der sich selbst als Laune der Natur bezeichnet, ein Doppel-Y-Chromosomen-Mann. Dazu dann auch migrantische junge Männer, die in einem Hogla-Bogla-Sound reden, vielleicht Pimperanto. Die Studis gesellen sich teilweise dieser partiellen Bovery-Derelicts-Runde hinzu, es sind dann so 30-50 Leute, die da jeden Abend saufend umherstehen und ziemlich laut, aber nie aggressiv werden.

Der syrische Späti in meiner Nachbarschaft mit seinen Tischen und Stühlen auf der Straße ist mir wesentlich angenehmer, da unterhalten sich auch Leute kultiviert, darunter eine meiner Trainerinnen. Nebenan gibt es dann noch ein Haus, in dessen Erdgeschoss sich Institute der Uni und eine Spezialfirma für Flugzeugnavigation befinden, im ersten OG Studentenappartments und darüber ein Puff bzw. Laufhaus, wo nachts Hochbetrieb ist.