Montag, 6. Oktober 2025
Ferdinand von Schirach zum Oktobermassaker zu Yom Kippur 2023
che2001, 18:25h
"Die Massaker der Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 in Israel sind in über 60.000 Videos dokumentiert. Trotzdem schenken viele Menschen Falschinformationen aus den sozialen Medien Glauben. Wie kann das sein?
Am 7. Oktober 2023 zerstören Hamas-Terroristen den Grenzzaun zu Israel. Rund 3000 Kämpfer dringen über den Land-, See- und Luftweg in das Land ein. Die Terroristen schießen wahllos auf Passanten, sie plündern, morden und vergewaltigen in 22 Ortschaften an der Grenze.
Bei Re’im findet gerade ein Musikfestival statt. Die Terroristen stürmen das Gelände und feuern in die Menge. Sie ermorden 364 Festivalbesucher, viele wurden zuvor noch gefoltert und vergewaltigt.
Die „New York Times“ recherchierte sehr umfangreich über die sexuelle Gewalt gegen Frauen. Danach berichten Zeugen von Frauen- und Mädchenleichen mit gespreizten Beinen, abgerissener Kleidung und deutlichen Anzeichen von Missbrauch im Genitalbereich. Videos zeigen zwei tote israelische Soldatinnen, denen offenbar direkt in die Vagina geschossen wurde. Auf einem Foto ist eine Frauenleiche zu sehen, der Nägel in die Oberschenkel und die Leistengegend gehämmert wurden. Eine Festivalbesucherin sagt aus, sie habe sich während des Massakers unter einem Baum versteckt und mit Gras bedeckt, weil ihr in den Rücken geschossen wurde. Sie habe gesehen, wie einer Frau die Hose bis zum Knie heruntergezogen worden sei. Ein Mann habe hinter ihr gestanden und sie vergewaltigt. Jedes Mal, wenn sie zurückgewichen sei, habe er ihr mit einem Messer in den Rücken gestochen. Eine andere Frau, so die Zeugin, sei von einem Terroristen vergewaltigt worden, während ein weiterer Mann mit einem Cuttermesser ihre Brüste abgeschnitten habe. In Be’eri und Kfar Aza wurden in sechs Häusern Leichen von Frauen und Mädchen gefunden. Sie waren nackt, verstümmelt und gefesselt.
An diesem Tag werden 1139 Menschen ermordet. Darunter sind 695 Zivilisten, einschließlich 36 Jugendliche und Kinder. Ein Ersthelfer sagt vor der Knesset aus, er habe abgetrennte Schädel von drei Kindern gesehen.
Vor 75 Jahren erschien George Orwells Roman „1984“. Heute denken die meisten Menschen bei dem Titel an den Überwachungsstaat, an „Big Brother is watching you“, „Der Große Bruder sieht dich“. Aber eine andere Idee des Romans reicht weiter.
In dem Roman verändert das „Wahrheitsministerium“ die Sprache der Menschen und damit die Wahrheit. Dieses Ministerium „war ein riesiger pyramidenartiger, weiß schimmernder Betonbau, der sich terrassenförmig dreihundert Meter hoch in die Luft reckte. Von der Stelle, wo Winston stand, konnte man gerade noch die in schönen Lettern in seine weiße Front gemeißelten drei Wahlsprüche der Partei entziffern: ,Krieg bedeutet Frieden / Freiheit ist Sklaverei / Unwissenheit ist Stärke‘.“
Das Gegenteil der Wahrheit wird geglaubt, wenn sie nur oft genug behauptet wird. Vergangenheit lässt sich verändern, Tatsachen gelten nichts. George Orwell hatte recht. Am Anfang waren es nur alberne Verschwörungstheorien: Die Mondlandung sei von Stanley Kubrick im Auftrag der US-Regierung inszeniert worden. Die Welt würde von Reptiloiden regiert, die sich als Menschen tarnen, wie zum Beispiel Barack Obama, die Queen oder Angela Merkel. Die Erde sei eine Scheibe. Paul McCartney sei schon lange tot, Walt Disney nur eingefroren, und Elvis lebe noch. Dann wurde es ernster. Die Terroranschläge am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York seien von der US-Regierung selbst durchgeführt worden. Der Bevölkerung wären über den Corona-Impfstoff heimlich Mikrochips implantiert worden. Globale Eliten würden Zuwanderungsströme steuern. Putin erklärt, die Ukraine sei ein von Nazis unterwanderter Staat, der Genozid an der eigenen Bevölkerung verüben wolle. Und Donald Trump verkündet noch immer, er habe die Wahl gewonnen.
Opfer werden zu Tätern, Täter zu Opfern
Die sozialen Medien sind weitaus mächtiger, als es ein „Wahrheitsministerium“ je sein könnte. Mit einem Tastenklick werden dort Opfer zu Tätern und Täter zu Opfern gemacht. Wahrheit ist heute nur noch eine Meinung – und man darf ja wohl auch anderer Meinung sein. Die Wirklichkeit scheint nicht mehr zu existieren, selbst bei den schrecklichsten Verbrechen.
Zu den Massakern am 7. Oktober 2023 in Israel gibt es über 1500 Zeugenaussagen, über 60.000 Videos – unter anderem aus den beschlagnahmten Körperkameras der Terroristen – und zahllose Fotos der Morde, Folterungen und Vergewaltigungen. Trotzdem glauben über 90 Prozent der Palästinenser im Gazastreifen und Westjordanland, die Hamas habe in Israel keine Gräueltaten verübt. Twitter, TikTok und Telegram werden mit Terrorpropaganda, Falschinformationen und Antisemitismus überschwemmt. Und das funktioniert: Auf der Sonnenallee in Berlin feiert am Abend des 7. Oktober das palästinensische Netzwerk Samidoun den Angriff der Hamas. Süßgebäck wird dabei an Passanten verschenkt. In London, Stockholm, Barcelona, Washington, New York, Chicago, Sydney und anderen Städten jubeln Menschen über den Terroranschlag auf Israel. Schon zwei Wochen nach den Morden gehen in London 100.000 Demonstranten für die Palästinenser auf die Straße. Die Terroristen nahmen am 7. Oktober 2023 in Israel 251 Geiseln. An dem Tag, an dem ich diesen Text schreibe, sind nach Zählung der Zeitung „Haaretz“ noch immer 66 Menschen in der Gewalt der Hamas, 35 Entführte wurden bereits für tot erklärt. Die jüngste Geisel ist ein Baby. Der Junge war achteinhalb Monate alt, als er entführt wurde.
In Orwells „1984“ heißt es: „Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft machen wollen, dann stellen sie sich einen Stiefel vor, der ein menschliches Gesicht zertrampelt – unaufhörlich.“
Diese Stiefel sind heute die sozialen Medien."
Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren, studierte Jura in Bonn und arbeitete als Rechtsanwalt in Berlin. Mit Kurzgeschichten, Theaterstücken und Drehbüchern wurde er als Schriftsteller bekannt. Heute ist von Schirach ein vielfach ausgezeichneter Bestsellerautor und gilt als einer der außergewöhnlichsten Stilisten.
Dieser Text darf auf ausdrücklichen Wunsch des Autors unentgeltlich nachgedruckt werden.
Am 7. Oktober 2023 zerstören Hamas-Terroristen den Grenzzaun zu Israel. Rund 3000 Kämpfer dringen über den Land-, See- und Luftweg in das Land ein. Die Terroristen schießen wahllos auf Passanten, sie plündern, morden und vergewaltigen in 22 Ortschaften an der Grenze.
Bei Re’im findet gerade ein Musikfestival statt. Die Terroristen stürmen das Gelände und feuern in die Menge. Sie ermorden 364 Festivalbesucher, viele wurden zuvor noch gefoltert und vergewaltigt.
Die „New York Times“ recherchierte sehr umfangreich über die sexuelle Gewalt gegen Frauen. Danach berichten Zeugen von Frauen- und Mädchenleichen mit gespreizten Beinen, abgerissener Kleidung und deutlichen Anzeichen von Missbrauch im Genitalbereich. Videos zeigen zwei tote israelische Soldatinnen, denen offenbar direkt in die Vagina geschossen wurde. Auf einem Foto ist eine Frauenleiche zu sehen, der Nägel in die Oberschenkel und die Leistengegend gehämmert wurden. Eine Festivalbesucherin sagt aus, sie habe sich während des Massakers unter einem Baum versteckt und mit Gras bedeckt, weil ihr in den Rücken geschossen wurde. Sie habe gesehen, wie einer Frau die Hose bis zum Knie heruntergezogen worden sei. Ein Mann habe hinter ihr gestanden und sie vergewaltigt. Jedes Mal, wenn sie zurückgewichen sei, habe er ihr mit einem Messer in den Rücken gestochen. Eine andere Frau, so die Zeugin, sei von einem Terroristen vergewaltigt worden, während ein weiterer Mann mit einem Cuttermesser ihre Brüste abgeschnitten habe. In Be’eri und Kfar Aza wurden in sechs Häusern Leichen von Frauen und Mädchen gefunden. Sie waren nackt, verstümmelt und gefesselt.
An diesem Tag werden 1139 Menschen ermordet. Darunter sind 695 Zivilisten, einschließlich 36 Jugendliche und Kinder. Ein Ersthelfer sagt vor der Knesset aus, er habe abgetrennte Schädel von drei Kindern gesehen.
Vor 75 Jahren erschien George Orwells Roman „1984“. Heute denken die meisten Menschen bei dem Titel an den Überwachungsstaat, an „Big Brother is watching you“, „Der Große Bruder sieht dich“. Aber eine andere Idee des Romans reicht weiter.
In dem Roman verändert das „Wahrheitsministerium“ die Sprache der Menschen und damit die Wahrheit. Dieses Ministerium „war ein riesiger pyramidenartiger, weiß schimmernder Betonbau, der sich terrassenförmig dreihundert Meter hoch in die Luft reckte. Von der Stelle, wo Winston stand, konnte man gerade noch die in schönen Lettern in seine weiße Front gemeißelten drei Wahlsprüche der Partei entziffern: ,Krieg bedeutet Frieden / Freiheit ist Sklaverei / Unwissenheit ist Stärke‘.“
Das Gegenteil der Wahrheit wird geglaubt, wenn sie nur oft genug behauptet wird. Vergangenheit lässt sich verändern, Tatsachen gelten nichts. George Orwell hatte recht. Am Anfang waren es nur alberne Verschwörungstheorien: Die Mondlandung sei von Stanley Kubrick im Auftrag der US-Regierung inszeniert worden. Die Welt würde von Reptiloiden regiert, die sich als Menschen tarnen, wie zum Beispiel Barack Obama, die Queen oder Angela Merkel. Die Erde sei eine Scheibe. Paul McCartney sei schon lange tot, Walt Disney nur eingefroren, und Elvis lebe noch. Dann wurde es ernster. Die Terroranschläge am 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York seien von der US-Regierung selbst durchgeführt worden. Der Bevölkerung wären über den Corona-Impfstoff heimlich Mikrochips implantiert worden. Globale Eliten würden Zuwanderungsströme steuern. Putin erklärt, die Ukraine sei ein von Nazis unterwanderter Staat, der Genozid an der eigenen Bevölkerung verüben wolle. Und Donald Trump verkündet noch immer, er habe die Wahl gewonnen.
Opfer werden zu Tätern, Täter zu Opfern
Die sozialen Medien sind weitaus mächtiger, als es ein „Wahrheitsministerium“ je sein könnte. Mit einem Tastenklick werden dort Opfer zu Tätern und Täter zu Opfern gemacht. Wahrheit ist heute nur noch eine Meinung – und man darf ja wohl auch anderer Meinung sein. Die Wirklichkeit scheint nicht mehr zu existieren, selbst bei den schrecklichsten Verbrechen.
Zu den Massakern am 7. Oktober 2023 in Israel gibt es über 1500 Zeugenaussagen, über 60.000 Videos – unter anderem aus den beschlagnahmten Körperkameras der Terroristen – und zahllose Fotos der Morde, Folterungen und Vergewaltigungen. Trotzdem glauben über 90 Prozent der Palästinenser im Gazastreifen und Westjordanland, die Hamas habe in Israel keine Gräueltaten verübt. Twitter, TikTok und Telegram werden mit Terrorpropaganda, Falschinformationen und Antisemitismus überschwemmt. Und das funktioniert: Auf der Sonnenallee in Berlin feiert am Abend des 7. Oktober das palästinensische Netzwerk Samidoun den Angriff der Hamas. Süßgebäck wird dabei an Passanten verschenkt. In London, Stockholm, Barcelona, Washington, New York, Chicago, Sydney und anderen Städten jubeln Menschen über den Terroranschlag auf Israel. Schon zwei Wochen nach den Morden gehen in London 100.000 Demonstranten für die Palästinenser auf die Straße. Die Terroristen nahmen am 7. Oktober 2023 in Israel 251 Geiseln. An dem Tag, an dem ich diesen Text schreibe, sind nach Zählung der Zeitung „Haaretz“ noch immer 66 Menschen in der Gewalt der Hamas, 35 Entführte wurden bereits für tot erklärt. Die jüngste Geisel ist ein Baby. Der Junge war achteinhalb Monate alt, als er entführt wurde.
In Orwells „1984“ heißt es: „Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft machen wollen, dann stellen sie sich einen Stiefel vor, der ein menschliches Gesicht zertrampelt – unaufhörlich.“
Diese Stiefel sind heute die sozialen Medien."
Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren, studierte Jura in Bonn und arbeitete als Rechtsanwalt in Berlin. Mit Kurzgeschichten, Theaterstücken und Drehbüchern wurde er als Schriftsteller bekannt. Heute ist von Schirach ein vielfach ausgezeichneter Bestsellerautor und gilt als einer der außergewöhnlichsten Stilisten.
Dieser Text darf auf ausdrücklichen Wunsch des Autors unentgeltlich nachgedruckt werden.
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Mittwoch, 30. Juli 2025
Nackt im Wind
che2001, 12:01h
Das war mal 1985 der deutsche Life-Aid-Beitrag, der mir sehr viel besser gefiel als das rührselig-harmonieaffirmierende "We are the world" von Michael Jackson. Heute finde ich es sehr passend zur Situation in Gaza.
Und, ja auch im Sudan oder Somalia.
https://www.youtube.com/watch?v=q6JEg6LEp-Y
Und, ja auch im Sudan oder Somalia.
https://www.youtube.com/watch?v=q6JEg6LEp-Y
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Freitag, 18. Oktober 2024
Zum Teufel mit den Opfern!
che2001, 12:10h
Das könnte man sowohl Hamas und Hizbollah als auch Netanjahu als Motto unterstellen. Das seit der Shoah größte antisemitische Massaker, im Gegensatz zu den Einsatzgruppenmorden, die den SS-Männern zu peinlich und zu belastend waren, um damit öffentlich zu werden als Snuff-Pornos inszeniert und darauf eine Antwort, die auf Ausradierung von Gaza und die Tötung zahlreicher palästinensischer Zivilisten hinauslief. 186 000 ermordete Palis auf 1200 ermordete Israelis, das ist eine Vergeltung nach dem Verhältnis 155 : 1.
Dabei ist es einerseits verständlich, dass Israel die Bedrohung durch die Hamas völlig eliminieren will, andererseits nicht absehbar, wie das geschafft werden soll. Und es folgt das Vorgehen der IDF keiner integrierten Langzeitstrategie, vielleicht sogar gar keiner Strategie, sondern einer Rachelogik.
Es traf mit Haniye und Nasrallah nicht die Falschen, aber Art und Zeitpunkt ihrer Tötung, ganz anders übrigens als bei Yahja Sinwa zeugen entweder von bodenloser Dummheit oder gewissenloser Eskalation. Denjenigen Hamas-Führer, mit dem noch am Ehesten eine Verhandlungslösung bezüglich der Geiseln zu erreichen gewesen wäre, ausgerechnet in einem Land in dem er Diplomatenstatus genießt zu töten und damit eine militärische Reaktion des Iran auszulösen ist ebensowenig zielführend wie der Anschlag auf Nasrallah unmittelbar bevor der sich mit Nabih Berry zur Ausarbeitung einer eigenen diplomatischen Initiative treffen wollte. Von der Hamas die Freilassung der Geiseln zu verlangen und gleichzeitig mit deren völliger Vernichtung zu drohen, und zwar nicht nach dem Prinzip des Entweder-oder, sondern sowohl-als-auch ist von jeder strategischen Klugheit so weit entfernt wie nur irgendetwas. Eigentlich folgt Netanjahus Vorgehensweise dem Prinzip "Die Geiseln sind eh verloren, ich habe sie längst aufgegeben."
Und das wird von den Israelis, die täglich gegen ihn demonstrieren auch so gesehen.
Das Schlimmste dabei ist die Tatsache, dass anzunehmen ist, er habe dabei vor allem sich selbst im Blick. Ohne den Krieg stände er vor Gericht und wäre höchstwahrscheinlich nicht mehr im Amt. Er erweckt den Eindruck, die Auseinandersetzung ad infinitum in die Länge zu ziehen um des eigenen Amtes und der eigenen Person willen.
Wer sich mit arabischer oder/und islamischer Mentalität beschäftigt weiß, was Asabiya ist: Der Zusammenhalt untereinander gegen den Feind von außen, der alle Gegensätze untereinander nivelliert, solange die äußere Bedrohung besteht. Ohne die Asabiya zu verstehen begreift man weder den Nahostkonflikt noch die Kolonialbefreiungskämpfe des 20. Jahrhunderts.
Wie sich das auswirkt sehen wir ganz deutlich daran, dass auch die palästinensische Linke sich inzwischen mit Hamas und Hizbollah solidarisiert. Für die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP) galt als Motto mal das Statement von Nayef Hawatmeh: "Die Hamas macht keine Politik
Sie führt auch keinen bewaffneten Kampf. Was sie macht, ist die sinnlose Aneinanderreihung irrationaler Racheakte."
Inzwischen ist die DFLP zur bedingungslosen Solidarität mit der Hamas übergegangen.
Die nächste Generation noch brutalerer Terroristen wird durch die aktuellen Ereignisse gerade herangezüchtet.
Dabei ist es einerseits verständlich, dass Israel die Bedrohung durch die Hamas völlig eliminieren will, andererseits nicht absehbar, wie das geschafft werden soll. Und es folgt das Vorgehen der IDF keiner integrierten Langzeitstrategie, vielleicht sogar gar keiner Strategie, sondern einer Rachelogik.
Es traf mit Haniye und Nasrallah nicht die Falschen, aber Art und Zeitpunkt ihrer Tötung, ganz anders übrigens als bei Yahja Sinwa zeugen entweder von bodenloser Dummheit oder gewissenloser Eskalation. Denjenigen Hamas-Führer, mit dem noch am Ehesten eine Verhandlungslösung bezüglich der Geiseln zu erreichen gewesen wäre, ausgerechnet in einem Land in dem er Diplomatenstatus genießt zu töten und damit eine militärische Reaktion des Iran auszulösen ist ebensowenig zielführend wie der Anschlag auf Nasrallah unmittelbar bevor der sich mit Nabih Berry zur Ausarbeitung einer eigenen diplomatischen Initiative treffen wollte. Von der Hamas die Freilassung der Geiseln zu verlangen und gleichzeitig mit deren völliger Vernichtung zu drohen, und zwar nicht nach dem Prinzip des Entweder-oder, sondern sowohl-als-auch ist von jeder strategischen Klugheit so weit entfernt wie nur irgendetwas. Eigentlich folgt Netanjahus Vorgehensweise dem Prinzip "Die Geiseln sind eh verloren, ich habe sie längst aufgegeben."
Und das wird von den Israelis, die täglich gegen ihn demonstrieren auch so gesehen.
Das Schlimmste dabei ist die Tatsache, dass anzunehmen ist, er habe dabei vor allem sich selbst im Blick. Ohne den Krieg stände er vor Gericht und wäre höchstwahrscheinlich nicht mehr im Amt. Er erweckt den Eindruck, die Auseinandersetzung ad infinitum in die Länge zu ziehen um des eigenen Amtes und der eigenen Person willen.
Wer sich mit arabischer oder/und islamischer Mentalität beschäftigt weiß, was Asabiya ist: Der Zusammenhalt untereinander gegen den Feind von außen, der alle Gegensätze untereinander nivelliert, solange die äußere Bedrohung besteht. Ohne die Asabiya zu verstehen begreift man weder den Nahostkonflikt noch die Kolonialbefreiungskämpfe des 20. Jahrhunderts.
Wie sich das auswirkt sehen wir ganz deutlich daran, dass auch die palästinensische Linke sich inzwischen mit Hamas und Hizbollah solidarisiert. Für die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP) galt als Motto mal das Statement von Nayef Hawatmeh: "Die Hamas macht keine Politik
Sie führt auch keinen bewaffneten Kampf. Was sie macht, ist die sinnlose Aneinanderreihung irrationaler Racheakte."
Inzwischen ist die DFLP zur bedingungslosen Solidarität mit der Hamas übergegangen.
Die nächste Generation noch brutalerer Terroristen wird durch die aktuellen Ereignisse gerade herangezüchtet.
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Freitag, 21. Juni 2024
Was ist wirklich los im Nahen Oster?
che2001, 00:07h
Online-Veranstaltungen: Israel/Deutschland/Palästina
8.7.2024 und
16.07.2024
Westbank_2008_Foto.M.Link.png
Online-Veranstaltungen zur Innen- und Kriegspolitik Israels, den Auswirkungen auf die deutsche Ordnungspolitik und zur humanitären Katastrophe in den palästinensischen Gebieten.
Von Oslo nach Gaza
Israel zwischen Siedler- und Kriegsgewalt, Existenz- und Völkerrecht.
Historische Verantwortung und deutsche Staatsraison als außenpolitische Maxime und innenpolitische Verordnung.
Montag, 8. Juli 2024 • 18 bis 21 Uhr • online
Wo liegt die Vorgeschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts? Welche Verwerfungen drohen in Folge von Besatzung und Krieg der diversen israelischen Gesellschaft - welche Zukunft den Menschen in den von Israel besetzten Gebieten? Was wird aus dem Abraham Prozess? Welchen Einfluss haben oder verlieren die Vereinten Nationen?
Historische Verantwortung Deutschlands ist Staatsraison - und rechtfertigt alternativlosen Bekenntniszwang? Welche Interessen bestimmen hierzulande die Auseinandersetzungen zur Politik Israels? Welche Risiken birgt der Streit zwischen Apartheitanklage hier und Antisemitismusvorwurf dort für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Diese und weitere Fragen beschäftigen die Beiträge und die gemeinsame Diskussion beider Referent*innen und ihren Austausch mit den Teilnehmenden bei dieser Online-Veranstaltung.
Referent*innen:
Moshe Zuckermann, Prof. em., Universität Tel Aviv, Israel.
Charlotte Wiedemann, Journalistin und Buchautorin, Berlin.
Moderation: Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Anmeldung: https://eveeno.com/111080327
Angemeldete erhalten vor dem Event per eMail einen Web-link zur Online-Veranstaltung.
Download: Veranstaltungsflyer v. 8.7.2024
Von Rafah bis Jenin
Gewalt und humanitäre Katastrophe in den palästinensischen Gebieten
Dienstag, 16. Juli 2024 • 18 bis 21 Uhr • online
Seit dem besonders unter israelischen Zivilist*innen opferreichen Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 begann ein verheerender Krieg in dem seit Jahrzehnten abgeriegelten Gaza-Streifen. Systematische Angriffe auf zivile Ziele, die Vorenthaltung humanitärer Hilfe, die gezielte Zerstörung der Lebensgrundlagen der Bevölkerung und zahlreiche Attacken gegen Gesundheitseinrichtungen gehören zu den Waffen dieses Krieges mit zigtausenden Opfern. Angesichts dieser humanitären Katastrophe bleiben die politischen Reaktionen internationaler Verbündeter Israels, wie der USA und Deutschlands, verhalten. Unterdessen eskalieren auch im Westjordanland die Vertreibung palästinensischer Gemeinden und die militärische Eskalation.
Es berichtet Riad Othman von der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international e.V. und geht in den Austausch mit den Teilnehmenden.
Referent:
Riad Othman, Nahost-Referent bei medico international e.V.
Moderation: Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Anmeldung: https://eveeno.com/324034212
Angemeldete erhalten vor dem Event per eMail einen Web-link
8.7.2024 und
16.07.2024
Westbank_2008_Foto.M.Link.png
Online-Veranstaltungen zur Innen- und Kriegspolitik Israels, den Auswirkungen auf die deutsche Ordnungspolitik und zur humanitären Katastrophe in den palästinensischen Gebieten.
Von Oslo nach Gaza
Israel zwischen Siedler- und Kriegsgewalt, Existenz- und Völkerrecht.
Historische Verantwortung und deutsche Staatsraison als außenpolitische Maxime und innenpolitische Verordnung.
Montag, 8. Juli 2024 • 18 bis 21 Uhr • online
Wo liegt die Vorgeschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts? Welche Verwerfungen drohen in Folge von Besatzung und Krieg der diversen israelischen Gesellschaft - welche Zukunft den Menschen in den von Israel besetzten Gebieten? Was wird aus dem Abraham Prozess? Welchen Einfluss haben oder verlieren die Vereinten Nationen?
Historische Verantwortung Deutschlands ist Staatsraison - und rechtfertigt alternativlosen Bekenntniszwang? Welche Interessen bestimmen hierzulande die Auseinandersetzungen zur Politik Israels? Welche Risiken birgt der Streit zwischen Apartheitanklage hier und Antisemitismusvorwurf dort für den gesellschaftlichen Zusammenhalt?
Diese und weitere Fragen beschäftigen die Beiträge und die gemeinsame Diskussion beider Referent*innen und ihren Austausch mit den Teilnehmenden bei dieser Online-Veranstaltung.
Referent*innen:
Moshe Zuckermann, Prof. em., Universität Tel Aviv, Israel.
Charlotte Wiedemann, Journalistin und Buchautorin, Berlin.
Moderation: Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Anmeldung: https://eveeno.com/111080327
Angemeldete erhalten vor dem Event per eMail einen Web-link zur Online-Veranstaltung.
Download: Veranstaltungsflyer v. 8.7.2024
Von Rafah bis Jenin
Gewalt und humanitäre Katastrophe in den palästinensischen Gebieten
Dienstag, 16. Juli 2024 • 18 bis 21 Uhr • online
Seit dem besonders unter israelischen Zivilist*innen opferreichen Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 begann ein verheerender Krieg in dem seit Jahrzehnten abgeriegelten Gaza-Streifen. Systematische Angriffe auf zivile Ziele, die Vorenthaltung humanitärer Hilfe, die gezielte Zerstörung der Lebensgrundlagen der Bevölkerung und zahlreiche Attacken gegen Gesundheitseinrichtungen gehören zu den Waffen dieses Krieges mit zigtausenden Opfern. Angesichts dieser humanitären Katastrophe bleiben die politischen Reaktionen internationaler Verbündeter Israels, wie der USA und Deutschlands, verhalten. Unterdessen eskalieren auch im Westjordanland die Vertreibung palästinensischer Gemeinden und die militärische Eskalation.
Es berichtet Riad Othman von der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international e.V. und geht in den Austausch mit den Teilnehmenden.
Referent:
Riad Othman, Nahost-Referent bei medico international e.V.
Moderation: Martin Link, Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
Anmeldung: https://eveeno.com/324034212
Angemeldete erhalten vor dem Event per eMail einen Web-link
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Dienstag, 21. Mai 2024
Internationaler Gerichtshof fordert Haftbefehle gegen israelische und palästinensische Führer
che2001, 15:00h
Und Netanjahu feuert die volle Antisemitismus-Stalinorgel ab:
https://www.gmx.net/magazine/politik/nahostkonflikt/antrag-haftbefehl-netanjahu-persoenlich-39680356
https://www.gmx.net/magazine/politik/nahostkonflikt/antrag-haftbefehl-netanjahu-persoenlich-39680356
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Sonntag, 24. März 2024
Krasnogorsk
che2001, 23:06h
Wenn sich die Geschichte mit den Bekenntnismails des IS bestätigt, dann ist jetzt, nach Putin, der schon ein Tyrann übelsten Zuschnitts ist, nun sozusagen Mordor auf den Plan getreten. Putin aber betreibt eine bewährte Strategie der Spannung und nutzt das Attentat für seine Zwecke. Mittlerweile hat selbst Lukaschenko die russische Darstellung mit dem Ukrainebezug der Täter bestritten.
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Donnerstag, 7. März 2024
Die Hamas hat einen an der Waffel
che2001, 16:46h
Israel um Waffenstillstand oder Feuerpause zu bitten und gleichzeitig alle Palis zum bewaffneten Aufstand aufzufordern, und zwar im Ramadan, dem Monat des Fastens, der Besinnung und Mildtätigkeit.....
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Montag, 26. Februar 2024
Ambivalenzen aushalten
che2001, 18:46h
Jegliche grundsätzliche Israelkritik, die über Kritik an konkreten einzelnen Regierungshandlungen hinausgeht gilt in Deutschland per se als antisemitisch. Auf der anderen Seite ist das Zeigen oder rufen der "from the rover to the sea" Parole auf gar keinen Fall hinnehmbar, denn sie läuft auf Genozid hinaus. Nicht nur die Hamas, sondern ein Großteil der Palis und der arabischen Massen wünscht sich einen Genozid an den Israelis und ist nur zu schwach, ihn auszuführen. Andererseits erreichen die militärischen Maßnahmen der IDF auf dem jetzt erreichten Eskalationslevel durchaus allmählich Genozidcharakter.
Ich bin ja vielmehr der Auffassung, dass der Staat Israel tatsächlich notwendige Zuflucht für Juden aus aller Welt und die einzige stabile Demokratie im Nahen Osten ist und gleichzeitig die Gründung dieses Staates für die Palästinenser objektiv Al Naqba, die Katastrophe war, beides gleichzeitig nebeneinander. Das ist eine Dychotomie die man aushalten muss. Die Israelwegendershoahgutfindeschlechtgewissler sind ein Teil des Problems, kein Teil der Lösung.
Und die kann nur in der Zweistaatlichkeit bestehen.
Ich bin ja vielmehr der Auffassung, dass der Staat Israel tatsächlich notwendige Zuflucht für Juden aus aller Welt und die einzige stabile Demokratie im Nahen Osten ist und gleichzeitig die Gründung dieses Staates für die Palästinenser objektiv Al Naqba, die Katastrophe war, beides gleichzeitig nebeneinander. Das ist eine Dychotomie die man aushalten muss. Die Israelwegendershoahgutfindeschlechtgewissler sind ein Teil des Problems, kein Teil der Lösung.
Und die kann nur in der Zweistaatlichkeit bestehen.
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Freitag, 26. Januar 2024
Der 7. Oktober - Versuch einer Rekonstruktion
che2001, 18:27h
Nach dem, was mir bisher bekannt ist, spielte sich der Überfall folgendermaßen ab:
Zunächst begann die Hamas mit dem wahrscheinlich größten bisher stattgefundenen Raketenbombardement auf Israel. Dabei ging es aber primär nicht um die hierdurch angerichteten Zerstörungen, sondern um Feuerschutz für und Ablenkung von einer anderen Aktion.
Elitekämpfer der Kassam-Brigaden drangen mit Ultraleichtflugzeugen, Motordrachen und Gleitschirmen nach Israel ein in der Absicht, israelische Soldaten und Polizisten gefangenzunehmen und als Geiseln nach Gaza zu verschleppen, um in Israel gefangene Hamas-Leute freizupressen. Es gelang ihnen aber nicht oder nur in sehr wenigen Fällen, IDF-Leute zu überwältigen.
Die ganze Aktion war eigentlich schon gescheitert, als IS-Terroristen mit Pickups eingriffen, ein pazifistisches Techno-Konzert überfielen und dort Geiseln sozusagen ersatzweise nahmen, die sie unter zahllosen Misshandlungen nach Gaza verschleppten und dort der Hamas übergaben; nicht ohne, IS-üblich, andere Menschen zu vergewaltigen und bestialisch abzuschlachten. Erst danach schlossen sich nacheinander der Dschihad, die PFLP, mit deutlich gebremster Energie die Hizbollah und eher zaghaft dann noch die DFLP dem Angriff auf Israel an. Welche Rolle die zeitgleich mit dem Angriff auf das Konzert stattfindenden und offensichtlich von langer Hand geplanten Überfälle auf mehrere Kibbuzim spielten entzieht sich meiner Kenntnis.
Zunächst begann die Hamas mit dem wahrscheinlich größten bisher stattgefundenen Raketenbombardement auf Israel. Dabei ging es aber primär nicht um die hierdurch angerichteten Zerstörungen, sondern um Feuerschutz für und Ablenkung von einer anderen Aktion.
Elitekämpfer der Kassam-Brigaden drangen mit Ultraleichtflugzeugen, Motordrachen und Gleitschirmen nach Israel ein in der Absicht, israelische Soldaten und Polizisten gefangenzunehmen und als Geiseln nach Gaza zu verschleppen, um in Israel gefangene Hamas-Leute freizupressen. Es gelang ihnen aber nicht oder nur in sehr wenigen Fällen, IDF-Leute zu überwältigen.
Die ganze Aktion war eigentlich schon gescheitert, als IS-Terroristen mit Pickups eingriffen, ein pazifistisches Techno-Konzert überfielen und dort Geiseln sozusagen ersatzweise nahmen, die sie unter zahllosen Misshandlungen nach Gaza verschleppten und dort der Hamas übergaben; nicht ohne, IS-üblich, andere Menschen zu vergewaltigen und bestialisch abzuschlachten. Erst danach schlossen sich nacheinander der Dschihad, die PFLP, mit deutlich gebremster Energie die Hizbollah und eher zaghaft dann noch die DFLP dem Angriff auf Israel an. Welche Rolle die zeitgleich mit dem Angriff auf das Konzert stattfindenden und offensichtlich von langer Hand geplanten Überfälle auf mehrere Kibbuzim spielten entzieht sich meiner Kenntnis.
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Donnerstag, 14. Dezember 2023
Die Hamas macht keine Politik
che2001, 15:45h
Sie führt auch keinen bewaffneten Kampf. Was sie macht, ist die sinnlose Aneinanderreihung irrationaler Racheakte.
Nayef Hawatmeh, Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP)
Nayef Hawatmeh, Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP)
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