Donnerstag, 14. Mai 2015
Zum 1. und 8. Mai
Gute Demos waren das mit guten Redebeiträgen, guten Parolen und guten Transpis, vor allem viele Leute auf der Straße.



Wie im Norden üblich und in Berlin oder Bayern so gar nicht denkbar war ein breites Spektrum vertreten, das solidarisch miteinander demonstrierte und zu dem mit Selbstverständlichkeit auch autonome bzw. Antifa-Gruppen innerhalb gewerkschaftlicher Strukturen, eine politisierte Samba-Combo, Politpunks und DIE PARTEI gehören.



Wobei eine Parole wie diese hier einige Themenkenntnis zur Voraussetzung hat:



Es wird tatsächlich Atommüll neben Schulen gelagert, auch neben Kindergärten, unisoliert, in Containern, die offen auf dem Hof stehen, in gemischtem Wohn- und Gewerbegebiet, mit Messwerten höher als am Werkszaun von Brokdorf. Ich habe einen Kunden der in solch einer Firma gearbeitet hat und berichtet, dass die Hälfte seiner Kollegen an Leukämie gestorben ist. Das macht dann schon mal nachdenklich.





Im Gespräch mit einem Genossen kam eine ganz alte Geschichte hoch, die mich immer noch umtreibt, wo aber leider nichts beweisbar ist. Ich hatte damals für den SPIEGEL gearbeitet und war da von einer Genossin über ein Erlebnis von ihr in Kenntnis gesetzt worden das wirklich extrem unheimlich war, wo es aber überhaupt keine verifizierbaren Fakten gegeben hatte, mit denen sich hätte arbeiten lassen.


Laut ihrer Aussage hatte sie über ein Chatforum einen Mann kennengelernt mit dem sie eine kurze heftige und leidenschaftliche Affäre gehabt hätte. Er sagte ihr nicht was sein Beruf wäre da er Geheimnisträger sei, hatte aber ganz eindeutig einen Kampfsporthintergrund und war so ein richtiger Brecher. Sie war aktive Atomkraftgegnerin, er hatte hingegen zu dem Thema keine Meinung, wurde aber von ihr heftig anagitiert.

Dann war er plötzlich verschwunden und weder telefonisch noch per Email zu erreichen. Erst Monate später traf sie ihn zufällig wieder, mindestens 20 Kilo abgemagert und kahlköpfig. Sie fragte ihn wo er denn gesteckt hätte und was geschehen sei. Er erklärte, er gehöre zur GSG9, und seine Abteilung hätte die Schachtanlage in Gorleben bewacht. Durch ihre Erzählungen neugierig geworden hätten er und seine Kollegen sich Zugang verschafft und wären eingefahren und hätten sich dort unten umgeschaut. Sie seien prompt fündig geworden: Dort würde bereits Atommüll eingelagert, und zwar Brennstäbe, die völlig unverpackt, nackt sozusagen im Salzstock liegen würden. Er und seine Kollegen seien zu nah herangekommen und hätten alle Leukämie in letalem Stadium.

Dies war das letzte Gespräch mit ihm gewesen, er verabschiedete sich, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Sie wurde die nächsten Monate auf Schritt und Tritt überwacht, ihre Briefe kamen zu anderen Zeitpunkten als bei den übrigen Hausbewohnern und mitunter sichtbar geöffnet an, das volle Programm halt, das ich noch aus der 129a)-Observation kenne.


Was soll mensch von einer solchen Geschichte halten?

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Märchen.

Aber mit ´nem beeindruckend großen Potential zum Weitererzählen...

(sry - ich traue der Atomindustrie und den Betreibern derartiger Anlagen tatsächlich unfassbare Sauereien zu, aber "unverpackte Brennstäbe" - *räusper* - da geht mein Bullshitdetektor unmittelbar auf Maximalausschlag)

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Ich sage mal: Legende oder Sage, nicht Märchen. Ich halte das alles für möglich, außer: unverpackt. Wie sollen die Dinger denn da hingekommen sein, wenn nicht in Castoren oder anderen Dickbehältern? Wer sollte die entladen haben, um sie "nackt" dahinzustellen, ohne selber tödlich verstrahlt zu werden? Entweder war das ein Versuch, um Dich, Che aus der Reserve zu locken und wegen irgendwas zu überführen, oder das mit Deiner Genossin zu machen, oder aber da hat jemand heftig übertrieben, wobei es aber einen Kern Wahrheit gibt. Bzw. da wurde echt was eingelagert, aber rein technisch nicht so wie beschrieben.

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Nunja, und ob der GSG9 nun ausgerechnet zum normalen Objektschutz in Gorleben eingeteilt wird, äh, ähem, vielleicht bin ich ja naiv und kenne mich da nicht so aus, aber ich kanns halt nicht glauben. Tja, und dann wurde der ganze Käse ja schon damals ständig gefilmt, und so ein GSG-9-Objektschutz-Team (äh..., siehe oben), das macht sich da garnichts draus und fährt einfach mal aufs Geratewohl (und ohne Atemschutzgeräte etc.) einen "Schacht" runter, um sich in den Salzstöcken gründlich umzusehen.

Noch etwas aufgepeppt und das Ganze könnte echt ein schönes Drehbuch ergeben, eine Mischung aus fantastischem Kino, politischer Dystopie und Hollywood.

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Einen habe ich noch:

leckere Radium-Schokolade

Es hat sich ergeben, dass z.B. radioaktives Wasser auf die verschiedenen Organe des Körpers tätigkeitsfördernd, also wahrhaft "verjüngend" wirkt. Bekannt ist, dass Schokolade eines der höchstwertigen Nähr- und Genussmittel ist. Einem ihrer Bestandteile das wundertätige Radium zu verbinden, war gewiss ein großer Gedanke. Und es ist ein Glück für Gesunde und Leidende, dass sich das weltpatentierte Verfahren in der durch die Güte ihrer Erzeugnisse berühmten Firma Burk&Braun in Cottbus in die Praxis hat umsetzen lassen.

Die Burkbraun-Radium-Schokolade zum Essen und Trinken wird aus köstlichen vollreifen Kakaobohnen gefertigt. Das Radium wird ihr in einer den Geschmack absolut rein erhaltender Weise zugefügt. Das Geheimnis ihrer raschen, durchgreifenden Wirkung beruht darauf, dass das Radium aus der Edelschokolade ohne Verzug in die Blutbahn und so in alle Organe, Zentralnervensystem, in die Drüsen, in die Nerven bis in die letzten Verästelungen und Zellen gelangt. Die gesundmachende, Gesundheit erhaltende, verjüngende Wirkung der Burkbraun-RADIUM-SCHOKOLADE ist also durchaus sichergestellt.

Darum genießen auch Sie regelmäßig zum Frühstück, zum Abend, auf Reisen und beim Sport Burkbraun-RADIUM-SCHOKOLADE

Das ganze Jahr im Radiumbade durch Burkbraun-Radium-Schokolade

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Die Kintoppisierung der politischen Realität
Dass die GSG9 turnusmäßig für je ein paar Monate vor der Atomanlage Wache schiebt ist unstrittig, seltsam sind nur die Details der Story.


Aber in der Tat, die Geschichte würde als Vorlage für ein Drehbuch taugen, eigentlich gar keine schlechte Idee. Das bringt mich zurück zu meiner damaligen SPIEGEL-Recherche, wegen der die Frau mich ja überhaupt angesprochen hatte. Ich enthüllte damals eine Korruptionsaffäre um private Betreibergesellschaften von Flüchtlingswohnheimen. In dem Zusammenhang wurde ich von RTL interviewt. Meine Ansage war eigentlich die, dass es eine verfehlte Flüchtlingspolitik ist, die es Privatfirmen ermöglicht, sich am Elend der Flüchtlinge zu bereichern, während die zugleich wie Gefangene behandelt werden. Das interessierte die RTL-Frau aber nicht, sie war nur erpicht auf die kriminellen Details und verglich die Geschichte fortlaufend mit Filmen wie "Der Schattenmann". Schlimm, wenn schon die Berichte investigativ arbeitender Kollegen nur noch über die Kintopp-Brille wahrgenommen werden.

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Know your meme
"Durch ihre Erzählungen neugierig geworden hätten er und seine Kollegen sich Zugang verschafft und wären eingefahren"

Jo, das rhetorische Stilmittel ist traditionell im Märchen anzutreffen - oder besser, in Erzählungen für Kinder: Die Wahrheit wird vom Bösen selbst kundgetan, der ja wahrlich kein Interesse daran haben könnte - es sei denn, es gibt etwas noch Böseres, das ihn zum Würstchen macht und ihn und die Guten zusammenbringt.

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