Sonntag, 26. Juli 2009
Bossnapping
In Frankreich gibt es eine neue Aktionsform der Linken: Bossnapping. Bossnapping bedeutet, dass in Phasen verschärfter Arbeitskämpfe, vor allem aber bei Insolvenzen oder Massenentlassungen, wenn die Belegschaften alles zu verlieren haben, streikende Arbeiter oder Angestellte bzw. Verhandlungen führende Vertrauensleute ihre Chefs gefangennehmen und für ein paar Tage im Büro einsperren, um bessere Sozialpläne oder höhere Abfindungen zu erzwingen. Während die deutsche Presse das Thema totschweigt oder aber hysterisch in die Nähe von Terrorismus rückt, wird in der französischen Presse offen darüber diskutiert, ob es sich um eine legitime Form von proletarischer Gegenwehr handle. Die Justiz reagiert hart und stellt Bossnapping als Verbrechen unter Anklage, das vor den traditionell arbeitnehmerfeindlichen und etatistischen Geschworenengerichten verhandelt wird. Dass im Geburtsland der Revolution aber überhaupt öffentlich, bis in die bürgerliche Presse hinein über die Legitimität solcher Aktionen diskutiert wird und in Deutschland noch nicht mal in kleinen linken Zirkeln sagt mal wieder sehr viel aus.

Ganz professionell verhalten sich die Coaches und Unternehmensberatungen: Sie bieten Seminare für Chefs an, wie man mit Bossnapping psychisch fertig wird.


Edit: Ursprünglich hatte hier irrtümlich Bossing gestanden. Stefanolix hatte darauf hingewiesen, dass Bossing etwas ganz anderes, nämlich Mobbing seitens der Geschäftsführung beinhaltet. Ich hatte erst angenommen, in Frankreich würde diese Aktionsform wirklich Bossing genannt, wurde nach nochmaliger Lektüre eines Beitrags zum Thema aber eines besseren belehrt.

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Trauer, schon wieder
Gerade habe ich erfahren, dass ein alter Sportkumpan und ehemaliger Mitschüler, ich lernte ihn mit 12 im Landschulheim kennen, als wir "meuternde Truppenteile" spielten und ich "Planet der Affen" als Comic las plötzlich und unerwartet gestorben ist. Ich trauere. Und hoffe langsam mal auf fröhlichere Nachrichten - zwei Todesfälle in einer guten Woche Abstand ist ein bißchen zu dicht.

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