Mittwoch, 7. Juni 2023
Was ist dieser Kerker? Lesung zur aktuellen Lage im Iran
Was ist dieser Kerker? Was sind diese niedrigen Mauern? Nichts als brüchige Hindernisse im Weg einer reißenden Strömung, einer Strömung, die alles entwurzelt. Hinter dieser langen Nacht, dieser greisen, gebrechlichen Nacht wird sichtbar der klare Morgen des Volkes, der Tagesanbruch des Erwachens.
Said Soltanpur, hingerichtet 1982 in Teheran



„Der helle Horizont“ heißt eine Lesung mit iranischer Musik, zu der wir Sie herzlich einladen möchten. Augenblicklich sind die Anliegen der aktuellen Bewegung im Iran etwas in den Hintergrund geraten. Thematisiert werden eher die Gegenschläge des Regimes – die Vergiftung von Schülerinnen oder verschärfte Kopftuch-Gesetze gegen Frauen, einzelne Hinrichtungen. Die Bewegung, so der Eindruck, scheint eingeschüchtert, die revoltierenden Menschen „müde“.

Angesichts solcher Interpretationen halten wir es für wichtig, mit frischen Eindrücken und tieferen Einblicken in die Situation im Iran aufzuwarten - und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie wir die Bewegung von hier aus unterstützen können.



DER HELLE HORIZONT
Freitag, 16.6.23 um 18 Uhr

Sprungbrett gGmbH mit Kaufbar
Helmstedter Str. 135
38102 Braunschweig 0531 70211661 info@drk-sprungbrett.de

(Dauer: 90 Min. mit Pause)



Entworfen haben die Lesung die beiden Schauspieler*innen Hanna Legatis und Martin Kunze im Auftrag von „Kargah“. Der Verein wurde vor über 40 Jahren von Exil-Iranerinnen und -Iranern gegründet und arbeitet heute international – für Geflüchtete und interkulturelle Kommunikation.

Die aktuelle Bewegung im Iran ist groß, stark, vereint gesellschaftliche Schichten und Generationen. Sie findet zum einen vor aller Augen auf Straßen und Plätzen statt und zum anderen längst auch in den Familien. Ihr Einfluss veränderte das private Zusammenleben von Frauen und Männern, von Töchtern und Vätern, von Schwestern und Brüdern. Acht Monate hält die Bewegung jetzt schon an. Nichts konnte sie stoppen. Nicht die Schüsse, nicht die Hinrichtungen, nicht die Verhaftungen. Im Gegenteil. In diesem Land mit den vielen Völkern und den vielen Kulturen wehren sich die Menschen nach wie vor gegen das Gewaltregime. Sie wollen keine Reformen, sie wollen ein anderes Leben.

Hanna Legatis und Martin Kunze öffnen mit ihrer Lesung nun ein Fenster zu denjenigen, die gerade nicht gehört werden, die nicht auf den Straßen dabei sein können, weil sie vom Regime aus der öffentlichen Wahrnehmung entfernt wurden: Frauen und Männer, die in iranischen Haftanstalten eingesperrt sind – als politische Gefangene.

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