Freitag, 2. November 2018
Entmündigung und Zermürbung von Flüchtlingen in Schwelm
Bericht der ersten Delegation des KARAWANE-Netzwerks aus Wuppertal
1. November 2018

Über Bekannte hörten wir, dass Flüchtlinge in Schwelm in einem „Flüchtlingsheim“ leiden und ihre Situation nicht mehr ertragen. Also besuchte eine erste Delegation die Freunde, um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen.

In einer ehemaligen Schule in Schwelm sind seit Januar 2016 vornehmlich alleinstehende Männer von der Stadt Schwelm. Sie kommen unter anderem aus Afghanistan, Eriteria, Guinea, Iran und Nigeria. Neben den Flüchtlingen dient die mittlerweile zur Gemeinschaftsunterkunft umfunktionierte Schule auch als Übernachtungsstätte für obdachlose Menschen. Anfangs waren etwa 120 Flüchtlinge in dem Heim untergebracht. Mittlerweile leben dort zwischen 30 und 40 Flüchtlinge und fünf Obdachlose.
In das Heim kommt man über den Hintereingang. Dieser ist verschlossen. Klingelt man, öffnet die Security die Tür. Die Security wird von der Firma Matrix gestellt. Sie behält den Personalausweis und man erhält stattdessen einen Besucherausweis. Nicht nur die Besucher müssen klingeln, sondern auch die Bewohner. Kein einziger Bewohner hat einen Hauseingangsschlüssel. Die Gemeinschaftsdusche ist neben dem Gebäude auf dem Hof. Wenn ein Bewohner die Dusche benutzen will, muss er also das Gebäude verlassen, etwa 25 Schritte zur Dusche laufen und wenn er zurück kommt, muss er wieder klingeln, damit er reinkommt. Ist das anwesende Personal gerade auf Toilette oder im Keller oder anderweitig beschäftigt, steht man z.B. im Winter draußen und friert. In den Räumen darf nicht geraucht werden. Geht man zum Rauchen rein, muss man wieder klingeln, dass die Tür aufgemacht wird. Hier kommt das erste Mal der Verdacht auf, dass die Stadt hier unnötige Jobs beschafft, die absolut verschwenderisch sind. Es sei anzumerken, dass die Securities 24 Stunden, sieben Tage die Woche vor Ort sind. Auf jeder Schicht sind zwei Angestellte. Laut einem Freund, habe die Stadt behauptet, dass die Securities zum Schutz der Flüchtlinge vor Ort seien. Sie sollen die Sicherheit gewährleisten. Letztendlich sind sie aber nicht für das Öffnen der Tür zuständig, sondern überwachen auch die Anwesenheit der Flüchtlinge. Ist ein Flüchtling z.B. zwei Nächte nicht im Heim, weil er Bekannte oder Freunde besucht, werden ihm die Sozialleistungen gekürzt.

Die ehemaligen Schulklassen sind mit Trennwänden in kleine etwa 9 Quadratmeter kleine Bereiche aufgeteilt. In diesen gibt es jeweils ein Hochbett für zwei Personen und einen Schrank für diese. In einer Schulklasse sind Platz für etwa 12 bis 16 Personen. Obwohl die Zahl der Bewohner seit 2016 um das vierfache reduziert worden ist, müssen die Menschen trotzdem auf diesem beengten Platz zusammen wohnen, weil die anderen Zimmer einfach verschlossen sind. Die belegten Zimmer sind aber permanent auf. Die Bewohner leben dort auf engstem Raum zusammen und müssen nicht nur Rücksicht aufeinander nehmen, sondern auch versuchen, ihren Alltag gemeinsam zu organisieren. Mit Verweis auf den Brandschutz dürfen im Zimmer keine elektrischen Geräte an die Steckdosen angeschlossen werden. Die Securities laufen durch die Zimmer und kontrollieren die Einhaltung der Regeln. Privatsphäre gibt es in diesem Heim nicht. Die Türen zu den ehemaligen Schulklassen sind permanent offen.

Würden die Menschen dort nur kurzfristig bleiben, weil übergangsweise keine anderen Räume zur Verfügung stünden, könnte jemand auf die Idee kommen, dass dies noch erträglich wäre. Manche sind dort seit der Eröffnung als „Flüchtlingsunterkunft“, also schon fast drei Jahre, manch andrer etwa zwei Jahre. Einige der Flüchtlinge sind im Beruf und arbeiten oder befinden sich in einer Ausbildung. Die in Lohnarbeit befindlichen Flüchtlinge müssen der Stadt 300 Euro im Monat als Miete für die mit einer zweiten Person geteilten 9 Quadratmeter mit Plastik oder einer Decke abgetrennten Bereich zahlen. Die einzige Etagentoilette und die Gemeinschaftsküche sind natürlich in der Miete inbegriffen. 40 Euro pro Person werden abgezogen für Strom.
Mittlerweile gibt es auch einen Gemeinschaftsraum. Eine zweite Toilette ist geschlossen, weil es laut dem Betreiber angeblich nicht funktionsfähig ist. Im Gemeinschaftsraum ist dafür eine Steckdosenleiste zum Laden von Handys installiert worden. Im selben Raum ist auf Nachfrage der Flüchtlinge mittlerweile ein Fernseher aufgestellt. Die Fernbedienung für den Fernseher wird bei den Securities aufbewahrt. Will jemand Fernsehen schauen, muss er in das Büro der Securityfirma am Eingang und dort und darum bitten, dass der Fernseher eingeschaltet wird. Soll das Programm gewechselt oder die Lautstärke geändert werden, muss man wieder zum anwesenden Securitypersonal.

Der Waschraum ist im Keller und verschlossen. Den Schlüssel für den Waschraum wird beim Security verwahrt. Will jemand Wäsche waschen, muss er die Securities bitten, den Raum aufzuschließen. Dann wird die Wäsche in die Waschmaschine gegeben. Die Securities machen nicht nur den Flüchtlingen die Tür zum Waschraum auf, sondern beraten sie auch, wie die Wäsche zu waschen sei. Einer der Flüchtlinge erzählte, dass er seine dreckige Arbeitskleidung in die eine Waschmaschine und die andere Wäsche in die zweite Maschine geben wollte, die Securities aber darauf bestanden, dass er die Wäsche zusammenwaschen sollte.

Die in Ausbildung befindlichen Personen müssen morgens früh das Haus verlassen. Also müssen sie früh morgens draußen duschen, wieder rein und dann ab zur Arbeitsstelle. Abends zurückgekommen, schaffen es sie es manchmal nicht die Wäsche vor 22:00Uhr zu waschen, weil es entweder besetzt oder weil sie auch essen müssen, nach einer körperlich anstrengenden Arbeit. Vor allem das Lernen sei besonders schwierig in den engen Räumen. Der Rhythmus jedes Bewohners ist anders. Manch einer kommt erst spät von der Arbeit, während der andere früh schlafen will, weil er um 5 oder 5:30 Uhr aufstehen muss. Ein junger Mann sagte, ich habe hier keine Ruhe, um zu lernen. Deshalb sei er in der Schule vor allem in Deutsch sehr schlecht. Ein anderer behauptet, wie soll man hier Deutsch lernen, wenn man niemanden hier empfangen kann. Ein junger Freund erzählt, dass Freundinnen oder Freunde nie wieder kommen, wenn sie sehen, wie er dort lebt. Er sagte: „Alle die uns hier sehen, denken wir seien Wilde!“

Ein junger Flüchtling, der das Privileg hatte, einen „Integrationskurs“ zu besuchen. Hat die Schule abgebrochen, weil er abends sich nicht konzentrieren und lernen konnte. Als das Jobcenter ihn danach befragte, warum er nicht mehr zur Schule ginge, schilderte er die Situation. Als die Mitarbeiter des Jobcenters erfuhren, dass er den Raum mit vielen anderen Personen teilt, wunderten sie sich, warum das Jobcenter 300 Euro an die Stadt als Miete überweist und besuchten den jungen Flüchtling, weil sie dies nicht glaubten. Danach stellten Sie die Zahlung der Miete ein.

Die jungen Menschen sagten, sie werden hier nicht nur krank, weil sie im Winter zum Duschen in die Kälte rausmüssen, sondern seelisch werden sie alle langsam krank. Die fehlenden sozialen Kontakte, weil keiner sie vor Ort besuchen möchte, sind besonders schmerzhaft. Das enge Zusammengepferchtsein und die fehlende Perspektive nagen ständig an der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Erniedrigt fühlen sie sich zudem durch die Mitarbeiter des Sozialamts in Schwelm. Wenn sie fragen, ob sie in eine private Wohnung dürfen, wird ihnen gesagt, dass sie einen Nachweis, z.B. einen Attest, bringen müssen, dass sie seelische oder psychische Beschwerden haben. „Müssen wir den verrückt sein, um in eine Wohnung zu dürfen?“ sagte einer der Freunde. Ein anderer sagte: „Du wirst hier selbst verrückt, weil du hier entmündigt wirst. Keinen Hauseingangsschlüssel, keine Fernbedienung für Fernseher, kein Schlüssel für den Waschraum, keine Privatsphäre, keine Ruhe!“

Für das Asylverfahren von drei Flüchtlingen war es besonders einschneidend, weil sie die Briefe vom Bundesamt nicht erhalten haben. Sie können weder sagen, ob die Securities diese nicht gegeben haben oder ob es an die falsche Stelle im Heim abgelegt worden ist. Weil sie die Briefe nicht erhalten haben, konnten die Freunde nicht rechtzeitig Rechtsanwälte einschalten und Einspruch einlegen. Vielleicht ist das die Lösung für die Ankerzentren, dachte sich die Delegation. Einem die Möglichkeit nehmen, seinen Recht in Anspruch zu nehmen und dann behaupten, dass sie ihr Recht nicht wahrgenommen hätten.

Die Delegation versprach am Ende des Besuchs, die Informationen anderen Flüchtlingscommunities und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Weitere Treffen werden stattfinden, um die Isolation mitten im Schwelm Einhalt zu gebieten.

Wuppertal, 1. Novemember 2018

Araz Ardehali
im Namend des Wuppertaler Büros
der KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen


Kontakt:

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
Marienstraße 52, 42105 Wuppertal
Telefon: 0049 (0) 202 27 27 95 34
E-Mail: wuppkarawane {ät] yahoo.de
Internet: http://thecaravan.org

Bankverbindung:
Förderverein Karawane e.V.
Kontonummer: 4030780800
Bankleitzahl: 43060967
IBAN: DE28 4306 0967 4030 7808 00
BIC: GENO DE M1 GLS
GLS Gemeinschaftsbank eG
_______________________

... link (8 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 31. Oktober 2018
Ingo Insterburg ist tot.
In meiner Kindheit waren Insterburg&Co. eine Ikone des Humors. Otto Waalkes, Reinhard Mey und Jürgen von der Lippe, sie alle wurden durch die Insterburgs wesentlich geprägt. Zeitgleich dominierten Ulrich Rosky ("Ich werd dir Ringe um die Beine schweißen dass dich nicht die Schweine beißen") sowie Schobert&Black das, was man, der Ausdruck Comedy war im Deutschen noch unbekannt, damals "blödeln" nannte. Alle diese Leute versüßten damals meine Freizeit.

Rest in peace!

https://www.youtube.com/watch?v=nWdemgmv584

https://www.youtube.com/watch?v=UQMht2Xbvi0

... link (3 Kommentare)   ... comment


Gibt es eine Ökonomie der Endlösung?
Als Vertreter der Hamburger Schule der Sozialgeschichte wie auch des Neuen Antiimperialismus sage ich ganz klar "Ja". Wobei viele die diesen Ansatz verwerfen weit davon entfernt sind ihn zu begreifen. Ein wohlfeiles Beispiel dafür liefert Stephan Grigat, der gleich mit einer Reihe haarsträubender Irrtümer bzw. geballtem Nichtwissen aufwartet. Generell kann ja gesagt werden dass antideutsche Kritik an Ansätzen des Neuen Antiimperialismus bzw. Postoperaismus sich zumeist dadurch auszeichnet dass sie die Theorien die sie zu kritisieren vorgibt gar nicht kennt.

http://www.cafecritique.priv.at/heim.html


Weder sind Heim und Aly marxistisch-leninistisch geprägt (sie stehen in einer Tradition die der Nörgler "marxologisch" nennen würde, von zentraler Bedeutung ist hier Detlef Hartmanns Text "Warum Marx kein Marxist war und kein Leninist geworden wäre" aus seiner programmatischen Schrift "Leben als Sabotage"), noch geht es in ihrer Analyse nicht um Rassismus - der Rassismus wird nur selber als treibende Kraft für den entwickelten Kapitalismus betrachtet der selber im Sinne einer Verwertungslogik seine Funktion erfüllt. In diesem Sinne ist das KZ die extremste Form der kapitalistischen Fabrik mit der Verwertung der menschlichen Arbeitskraft buchstäblich bis auf die Knochen.

Knut Mellenthin hingegen reflektierte im AK seinerzeit schon weitaus treffender, stellt den Ansatz allerdings etwas verkürzt dar.

http://www.holocaust-chronologie.de/artikel/oekonomie-und-politik-der-endloesung.html


Grundsätzlich beginnt die Analyse der NS-Vernichtungspolitik wie Heim und Aly sie betrieben hatten (Aly fiel später dahinter zurück) mit der Analyse des Sozialdarwinismus, der Eugenik und der "Euthanasie". Die Shoah und die Ermordung der Sinti und Roma sind hierbei eine Fortsetzung der vorherigen "klinischen Hinrichtung der Unbrauchbaren", im Mittelpunkt stand eine negative Bevölkerungspolitik verbunden mit der beabsichtigten Züchtung einer neuen "Herrenrasse". Dem lagen irrige, heute biologisch widerlegte Vorstellungen von "Menschenrassen" zugrunde, das war zum damaligen Zeitpunkt aber noch anerkannte Wissenschaft, ein wissenschaftlicher Rassismus, der von der Züchtung einer idealen Menschheit und der Ausrottung von als "Ballastexistenzen" angesehenen Angehörigen sozialer und ethnischer Minderheiten träumte - und damit in der Praxis dann ja auch ziemlich weit gelangte. Die Brisanz liegt hierbei darin, dass, wie Karl Heinz Roth festgestellt hatte, dieses Verbrechen sich eben nicht isoliert nur für die NS-Herrschaft nachweisen lässt. Die Behandlung ganzer Bevöllkerungen nach der Triage, d.h. der ursprünglich aus der Militärmedizin abgeleiteten Ungleichbehandlung von frontfähig zu Machenden Verletzten, solchen die Behinderungen davontragen werden und solchen die man nur noch sterben lässt fand nicht nur im Vernichtungskrieg der Nazis statt sondern prägte später die Entwicklungspolitik von IWF und Weltbank und die Kriegführung im Irak-Iran- und im Jugoslawischen Bürgerkrieg wie in den jüngsten Bürgerkriegen in Ruanda und Kongo. Bei all diesen Ereignissen spielt die Schöpferische Zerstörung zur Ankurbelung neuer Wertschöpfungsprozesse und die Vernichtung der überflüssigen Esser eine Rolle. Man hat Heim und Aly mal vorgeworfen damit die NS-Verbrechen zu verharmlosen, doch eigentlich ist das Gegenteil der Fall: Es wird festgestellt dass der Imperialismus der Nachkriegszeit ebenso wie die Modernisierungsdiktaturen der "Dritten Welt" im Grunde dem NS-Regime an Brutalität nicht nachstehen, sondern sich Völkermord als Teil eines weltökonomischen Modernisierungsmodells seit dem NS etabliert hat. Die Nazis waren gewissermaßen die Avantgarde, die mit ihrem Vernichtungskrieg die Grundlagen künftiger Bevölkerungspolitik im Weltmaßstab geschaffen hatten.

In den 1980ern, so zwischen Tübinger Internationalismustagen und dem gemeinsamen IWF- und Weltbankgipfel in Westberlin war die Kenntnis dieses Zusammenhangs mal linker Standard.

... link (10 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 30. Oktober 2018
Urlaubsländer in denen ich noch nie war
Corteguay, San Sombrero, Gastronesien, Molwanien, Gondor, Seragoa

... link (0 Kommentare)   ... comment


Neulich, beim Training
Ich trainierte zusammen mit einer von mir verehrten wunderschönen Frau

https://che2001.blogger.de/stories/2700589/


https://che2001.blogger.de/STORIES/2634656/

Langlauf Alpin, d.h. wir liefen nicht Ski sondern trainierten die Bewegungsabläufe fürs Skibergsteigen auf einem Trainingsgerät, so eine Art Stepper, der vertikal abläuft. Dass sie nicht nur eine Augenweide ist sondern auch im Buch der coolen Leute steht bekam ich einmal mehr mit. Das Gerät hat 10 Schwierigkeitsgrade, ich hatte für mich 6 eingestellt. Latürnich trainierte sie auf 10 und plauderte munter bei einem Level, das bei mir Puls 160 bedeutet hätte so, als ob das gar keine Anstrengung sei. Übrigens begrüßt sie männliche Bekannte üblicherweise mit "Schnucki" oder "Süßer".Wow!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 28. Oktober 2018
Es geht nichts über die eigene Blödheit
Ich habe es stundenlang nicht geschafft Daten von einem Rechner auf den anderen zu übertragen. Die Hotline von Apple angerufen, die haben sich dann aufgewählt und gescannt aber keine Lösung gefunden. Als die fertig waren stellte ich fest dass ich zwischen den Rechnern ein Stromkabel zum Laden des IPad statt eines Datenkabels gesteckt hatte;-)

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 27. Oktober 2018
Türschilder
Wie geneigte Leser dieses Blos wissen bin ich ein Doktor. Nun haben andere Leute die auch Doktoren sind an der Tür ihrer Arbeitsstätte ein Schild mit der Aufschrift "Praxis".

Sollte ich an meiner Bürotür ein Schild mit "Theorie" anbringen?

... link (1 Kommentar)   ... comment


Donnerstag, 25. Oktober 2018
Flüchtlinge in Griechenland: Warten ohne Hoffnung
http://www.migazin.de/2018/10/15/griechenland-warten-ohne-hoffnung/

... link (0 Kommentare)   ... comment


Rage against deportation - Kundgebung in Göttingen
Heute Morgen, am Donnerstag den 25.10, versammelten sich ab 7.30 Uhr
rund 50 Aktivist*innen vor dem Neuen Rathaus in Göttingen. Sie
protestierten gegen die rechtswidrige und überfallartige Verhaftung
einer Geflüchteten Person vor 2 Tagen, die nach Pakistan abgeschoben
werden soll. Die Abschiebegegner*innen versperrten symbolisch den
Eingang zum Rathaus mit Absperrband, verteilten Flugis und machten in
Redebeiträge auf die Schikanen, die Repression und den Rassismus
aufmerksam, denen Geflüchtete auf der Ausländerbehörde alltäglich
ausgesetzt sind.

Unten findet ihr unsere aktualisierte Presseerklärung zur Verhaftung und
Freilassung von Ali:




Erst schikaniert, dann eingesperrt!

Am Dienstag Morgen wurde Ali I. festgenommen. Nach einem Termin bei der
Ausländerbehörde wurde er auf dem Platz vor dem Neuen Rathaus in
Göttingen von drei Polizist*innen in Zivil abgefangen. Er sei zur
Ingewahrsamnahme ausgeschrieben um seine Abschiebung durchzuführen. Die
drei Beamt*innen schleppten ihn zu einem bereitstehenden Transporter,
führten eine Leibesvisitation durch und legten ihm Handschellen
an.Weitere Beamt*innen wurden zur Absicherung der Festnahme
hinzugezogen. Ali wurde gegen seinen Willen und unter offenkundiger
Angst in den Transporter gesetzt. Da noch überhaupt kein Haftbefehl
vorlag fuhren sie Ali zum Haftrichter. Es konnte aber keine Vorstellung
stattfinden, da es an einer Übersetzung mangelte. Daraufhin wurde Ali
auf die Polizeiwache in Northeim gebracht, wo er bis zum Gerichtstermin
grundlos im Gefängnis ausharren musste. Gestern stellte der Haftrichter
die Unrechtmäßigkeit der Ingewahrsamnahme Alis fest, was uns sehr freut.
Voller Wut sind wir aber über die weiteren Repressionen mit denen Ali
durch Auflagen des Haftrichters überzogen wird. Die Auflagen zwingen Ali
dazu Montags, Mittwochs und Freitags bei der Ausländerbehörde vorstellig
zu werden und die Nächte in der Massenunterkunft Siekhöhe zu verbringen.
Weiter ist die Gefahr der Abschiebung noch nicht gebannt und setzt Ali
weiter massivem psychischen Druck aus.

Damit war Alis rechtswidrige Festnahme und Haft nur der vorläufige
Höhepunkt der staatlich organisierten Repression gegen ihn. Aus Pakistan
geflohen, seine Fluchtgründe vom BAMF für nicht ausreichend befunden,
wurde seine Abschiebung vor anderthalb Jahren anberaumt. Da der
Ausländerbehörde in Göttingen aber die nötigen Papiere zur Überstellung
fehlten musste er alle 2 bis 3 Tage in der Ausländerbehörde vorstellig
werden. Die Ausländerbehörde in Göttingen pflegt damit eine Praxis, die
an Boshaftigkeit kaum zu überbieten ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass Geflüchtete direkt bei Terminen in der
Göttinger Ausländerbehörde festgenommen wurden, um sie abzuschieben. Wir
wollen an einen Fall von 2016 erinnern, in dem die rechtswidrige
Abschiebung einer Person im letzten Moment gestoppt werden konnte. Auch
hier wartete die Polizei im Rathaus auf ihn, um ihn festzunehmen. In der
öffentlichen Auseinandersetzung, die folgte, behauptete die
Ausländerbehörde, sie werde ab sofort niemanden direkt aus dem Rathaus
abschieben:

„Die Behörde selbst räumte inzwischen ein, die Abschiebung sei nicht
rechtmäßig gewesen. Es werde künftig bei Terminen in der
Ausländerbehörde keine Festnahmen zur Abschiebung mehr geben.“
(siehe taz vom 9.9.2016, oder http://www.taz.de/!5338143/)
Wir sind nicht überrascht, dass die Ausländerbehörde sich nicht an ihre
eigenen Regeln hält – aber wütend macht uns das trotzdem.

Ali ist nicht der Einzige, der mit dieser Repression von Seiten der
Ausländerbehörde leben muss. Es gibt weitere Menschen wie Ali, die
ebenfalls alle 2 bis 3 Tage bei der Ausländerbehörde erscheinen müssen.
An sie wurde nun mit der Festnahme Alis das Signal gesendet, dass sie
mit jedem Besuch der Behörde, auf den sie angewiesen sind, in eine Falle
laufen könnten. Dieses Signal versetzt viele in Angst und ist in seiner
berechnenden Art besonders menschenverachtend. Damit zeigt die Stadt
Göttingen erneut, was sie unter „Willkommenskultur“ und „Integration“
versteht und legt ein lebloses und nicht zur Empathie fähiges Getriebe
der Bürokratie frei. Ein Getriebe in dem alle nur ihren Job machen und
es nicht mehr um Menschen, sondern nur noch um Verwaltungsvorgänge
geht.

Wir fordern ein Bleiberecht und gleiche Rechte für alle.

Wir fordern einen sofortigen Abschiebestopp. Auch nach Pakistan.

Bündnis gegen Abschiebung Göttingen

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 21. Oktober 2018
Zum Fall Khashoggi
Wenn jemals die wohlfeile Propagandabehauptung, der Westen führe einen Krieg um Freiheit und Demokratie willen ernst gemeint gewesen wäre hätten die USA längst in Saudi Arabien einmarschieren müssen. Dieses Land schreit doch geradezu danach dass dort mit harter Hand Reaktionäre beseitigt und Menschenrechte eingeführt werden. Die Wirklichkeit, nämlich dass die westlichen Demokratien Öltiere mit Ölhirnen sind sagt halt niemand.

... link (2 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 18. Oktober 2018
Über die Vermessenheit der angeblichen Vermessbarkeit von Intelligenz oder die Crux mit dem IQ
An anderer Stelle hatte ich ja schon meine Meinung zum Thema Messung des Intelligenzquotienten kundgetan.
https://bersarin.wordpress.com/2017/12/11/mitten-unter-uns-arabischer-antisemitismus/#comment-12919

https://bersarin.wordpress.com/2017/12/11/mitten-unter-uns-arabischer-antisemitismus/#comment-12958

Was in IQ-Tests erfasst wird ist nicht Intelligenz an sich, sondern sind sehr bestimmte Anwendungen von Intelligenz. Den verschiedenen Testarten entsprechend gibt es dann auch verschiedene Intelligenzquotienten: Manche Tests erfassen hauptsächliche mathematische Fähigkeiten, Orientierungsvermögen und logisches Denken, andere auch sprachliche, wenige soziale Fähigkeiten. So kann ein und derselbe Mensch bei zwei verschiedenen IQ-Tests völlig verschieden abschneiden. Bei mir selbst ist die Varianzbreite enorm groß: Irgendwann hatte ich in einem Test mal, ich meine, mit 140 abgeschnitten, in einem anderen Test mit unter 89. Spaßeshalber habe ich jetzt wieder an zwei IQ-Tests teilgenommen und kam bei einem zu dem Ergebnis „im Varianzbereich 96 – 112“ und bei dem anderen auf 67. Demzufolge bin ich also bei einem Testergebnis hochbegabt (wobei ich auch den Begriff der Hochbegabung ablehne, da er ähnlich wie der IQ von angeborenen Begabungen und der Erblichkeit von Intelligenz ausgeht was ich schlicht ablehne und was in rassistisch – sozialdarwinistischen Denktraditionen steht), bei einem anderen von eher unterdurchschnittlicher Intelligenz, beim nächsten absoluter Durchschnitt und beim letzten schwachsinnig. Es liegt mir fern mir eitel selbst etwas auf meine Intelligenz einzubilden, aber es ist nun mal so dass alle die mich kennen mich für überdurchschnittlich intelligent halten, ich mein Studium mit einem Prädikatsmagister beendet hatte, dann mit magna cum laude promoviert habe und seither immer in Berufen gearbeitet habe und arbeite die überdurchschnittliche Intelligenz zur Voraussetzungen hatten: Als PR-Referent, als Marketingmanager, als Pressesprecher, als Lehrer, als Dozent in der Erwachsenenbildung, als Reporter, als Finanzberater. Dass die Gesamtaussage die mit dem IQ 67 verbunden ist zutrifft erscheint da sehr unwahrscheinlich, die unterschiedlichen Ergebnisse sagen eher etwas über die Messmethoden aus.

So wie ein Persönlichkeitsinventar trotz seines Namens nicht die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen abbildet sondern nur ein Indikator für die Wahrscheinlichkeit bestimmter psychischer Erkrankungen darstellt so umfasst ein Intelligenzquotient nur bestimmte Anwendungsintelligenzen in bestimmten Umgebungen. Eigenschaften wie die Fähigkeit zu strategischem Denken, Empathie, Fantasie, Sozialkompetenz, Kreativität, Musikalität, Langzeitgedächtnis, die Fähigkeit schnell Fremdsprachen zu erlernen oder komplexes Abstraktionsvermögen werden hier überhaupt nicht erfasst, es könnte also sein dass ein Mozart oder Baudelaire als wenig intelligent eingestuft würde. Hinzu kommt die Fragwürdigkeit von multiple-choice-testings. Während meiner Studienzeit erfolgt die Prüfung wissenschaftlicher Kompetenz durch Klausuren in denen komplexe Fragestellungen zu erörtern waren, Referate und schriftliche Hausarbeiten von in der Regel mehr als 30 Seiten Umfang – niemand wäre auf die Idee gekommen, Qualifikationen in einem Falsch-Richtig-Fragebogen zu testen. Was unter Intelligenz zu verstehen ist ist auch sehr umgebungsabhängig, hängt schließlich damit zusammen, wie die eigenen Fähigkeiten zur Bewältigung des eigenen Lebens einsetzbar sind. Die üblichen IQ-Tests heben auf die Lebensverhältnisse in modernen Industriregesellschaften ab. Das Setting für ganz andere Umgebungen wäre also auf diese zuzuschneiden, etwa für den Bergregenwald am Ruwenzori oder Irjan Jaja in Papua Neuguinea auf Faktoren wie Fährtenlesen, Gerüche deuten und Tierstimmen interpretieren, und da könnte ein New Yorker Börsenmanager mit 30 eingestuft werden.

Erschwerend hinzu kommt dass sich je nach Kenntnis des Settings und der Bewertungskriterien das Bestehen eines IQ-Tests erlernen und trainieren lässt. Das Zusammenrechnen unterschiedlicher Teilbereichsintelligenzen zu einem Gesamtfaktor G in der Faktorenanalyse ist manipulierbar je nachdem welche Faktoren man hinzufügt oder wegfallen lässt- So bleibt letztendlich von einem quantifizierbaren Konzept von Intelligenz nichts übrig.





https://scholar.google.de/scholar?q=Debatte+um+Erblichkeit+von+Intelligenz&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart

... link (18 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 16. Oktober 2018
3 Millionen Menschen in Afghanistan sind vom Hunger bedroht
Kabul (IRIB) - Der Menschenrechtskoordinator der Vereinten Nationen in
Afghanistan hat gewarnt, dass mindestens drei Millionen Afghanen in absoluter
Ernährungsunsicherheit leben und die Gefahr einer Hungersnot ihr Leben bedroht.

"Die aus Afghanistan erhaltenen Informationen sind sehr besorgniserregend",
sagte Toby Lanzer am Montag in einem Interview mit AFP.

"In Bezug auf Ernährungsunsicherheit sind jetzt mindestens acht Millionen
Menschen auf Level 3 und mindestens drei Millionen weitere auf Level 4, so dass
nur ein Level bis zu Level 5, also der absoluten Hungersnot, Abstand hat",
fügte er hinzu und unterstrich: "Es muss diesen Leuten schnellstens geholfen
werden, denn dies ist eine krisenhafte Ernährungsunsicherheit."

Laut Angaben des Koordinierungsbüros für humanitäre Hilfe in Afghanistan waren
diese Zahlen, die zu den höchsten in der Welt zählen, schlechter als erwartet
und erfordern eine dringende Reaktion. Nachdem im vergangenen Monat
sechshunderttausend Menschen geholfen wurde, müssen nach den Prognosen der
Vereinten Nationen, im Oktober weitere sechshunderttausend Menschen unterstützt
werden.

Das afghanische Koordinationsbüro für Menschenfreundliche Angelegenheiten hat
Mitte Dezember als Datum für Hilfeleistung für mindestens drei Millionen und
fünfhundert Afghanen festgelegt. Mitte September mussten rund 250.000 Menschen,
die von der Dürre am stärksten betroffenen Provinzen in Westafghanistan
verlassen. Die meisten von ihnen sind derzeit in provisorischen Lagern.

Afghanistan hat in den vergangenen 20 Jahren bereits dreimal eine Dürre erlebt,
berichtete AFP.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Rückkehr von Kindern nach Afghanistan muss gestoppt werden
Beitrag von
Save the Children Deutschland e.V.

Dienstag der 16. Oktober 2018 - 10:00 Uhr
Berlin (ots) -

- Save the Children legt wegweisende Studie zu Rückkehrer-Familien vor - Umzug in das Bürgerkriegsland missachtet Kinderrechte und Kindeswohl

Sie leben in Angst, fürchten sich vor Gewalt und vermissen die Schule - afghanische Kinder, deren Asylgesuche in Europa abgelehnt werden, treten die Rückreise in eine ungewisse Zukunft an. Dabei hat sich die Sicherheitslage, die ihre Flucht ursprünglich auslöste, weiter verschlechtert. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind nie zuvor so viele Zivilisten in Afghanistan getötet worden wie in der ersten Jahreshälfte 2018.

Für den Bericht "Rückkehr ins Ungewisse" hat die Kinderrechtsorganisation in den vergangenen Monaten 57 aus Deutschland und anderen europäischen Staaten zurückgekehrte Kinder und Jugendliche zum Prozess der Rückkehr und zu ihrem Leben in Afghanistan befragt. Auch Eltern, Erziehungsberechtigte und offizielle Stellen wurden im Rahmen dieser Untersuchung interviewt. Fazit der Studie: die Kinder sind in Afghanistan von Gewalt und Zwangsrekrutierung in bewaffnete Gruppen bedroht. Sie fühlen sich fremd in einem Land, in dem viele von ihnen niemals zuvor gelebt haben, das Recht auf Bildung wird ihnen vorenthalten. Drei Viertel der Minderjährigen erklären, aus Angst und aus Mangel an Perspektiven erneut flüchten zu wollen. "Die Rückkehr von Kindern nach Afghanistan muss gestoppt werden. Das Land ist eins der gefährlichsten Länder der Welt", warnt Meike Riebau, Rechtsexpertin bei Save the Children.

Die Kinderrechtsorganisation Save the Children fordert die Bundesregierung und die anderen europäischen Staaten im Vorfeld des EU-Migrations-Gipfels in Brüssel dringend auf, keine Kinder und Jugendlichen mehr nach Afghanistan zurückzuführen. "Deutschland muss den Schutz dieser Kinder und das Kindeswohl sicherstellen. Doch das ist nicht gegeben. Die Jungen und Mädchen sind in dem Bürgerkriegsland großer Unsicherheit und extremen Gefahren ausgesetzt", betont Meike Riebau. Behörden in Deutschland und in anderen europäischen Ländern nehmen Verletzungen fundamentaler Kinderrechte aus innenpolitischem Kalkül in Kauf. "Wenn ein Kind nach Afghanistan geht, muss sichergestellt werden, dass es dort gut ankommt und ein Leben mit Perspektive aufbauen kann", verlangt Riebau. "Bisher geben die europäischen Länder und gibt Deutschland dafür zu wenig verlässliche Unterstützung." Ein europaweit einheitlich geregeltes Rückkehrverfahren, das die Kinderrechte berücksichtigt, eine bessere Begleitung und eine Koordination mit den afghanischen Behörden seien nötig.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 14. Oktober 2018
Solidarität mit Iuventa, Seebrücke und Cap Anamur!
Weitergeleiteter Beitrag:

Liebe Freund*innen,liebe Genoss*innen

unteren Aufruf mit der Bitte um Weiterleitung, in den Euch zur Verfügung
stehenden Verteilern/ Mailinglisten, Veröffentlichung auf Homepages etc.
sowie der dringenden Bitte um Eure Unterstützung Euch zur Kenntnis.

solidarische grüße
Eure Rote Hilfe / OG Salzwedel


*+++* *ENGLISH VERSION BELOW* *+++*

Liebe Iuventa Crew, liebe Unterstützerinnen…

es ist September 2018, der Jahrestag der Beschlagnahmung liegt hinter
uns, und wir wollten uns nochmal gemeldet haben bevor uns die globale
Erderwärmung alle dahin rafft und die Menschheit sich wünscht Migration
sei ihr größtes Problem gewesen.

Einige Spitzel der identitären Bewegung, ein verdeckter Ermittler und
unzählige abgehörte Telefonate später befinden wir uns nunmehr mitten in
einer Repressionsmaschinerie, deren Beginn bereits über zwei Jahre
zurück liegt. Nachdem systematisch erst NGOs im allgemeinen
diskreditiert, kriminalisiert und unsere Schiffe nach und nach aus dem
Verkehr gezogen wurden, geht es jetzt darum, durch strafrechtliche
Verfolgung Einzelner all diejenigen einzuschüchtern die es noch wagen
sich mit Menschen auf der Flucht zu solidarisieren und direkt in die
Konflikte einzugreifen.

Es steht mittlerweile fest: offiziell ermittelt die italienische
Staatsanwaltschaft in Trapani gegen zehn IUVENTA Crewmitglieder. Unter
anderem auch im Visier derselben Staatsanwaltschaft befinden sich
Angestellte von Ärzte ohne Grenzen und Safe the Children der Schiffe Vos
Prudence und Vos Hestia.

*Vorwurf: *Beihilfe zur illegalen Einwanderung.

*Strafmaß: *5 bis 15 Jahre Haft, in Einzelfällen bis zu 20 Jahre

+ 15.000 Euro Geldstrafe pro illegal eingereister Person

Ja genau, ihr habt richtig gerechnet: 15.000 Euro mal 14.000 Gerettete
macht 210 Millionen Euro Geldstrafe pro angeklagter Person… oder so… wir
wissen nicht genau wie Mathematik auf italienisch geht. Vielleicht
bekommen wir Mengenrabatt.

Und obwohl derzeit eine U-Haft laut Anwälten eher unwahrscheinlich ist,
so ist fortan unser Handlungsspielraum doch dahingehend enorm
eingeschränkt, dass wir in naher und fernerer Zukunft an keinen
Rettungsmissionen teilnehmen dürfen. Eine „Wiederholungstat“ würde die
Konsequenz einer Verhaftung wahrscheinlicher machen.

Doch all das soll uns nicht davon ablenken um was es hier eigentlich geht!

Faschistische Politik wird mit juristischen Mitteln durchgesetzt, um den
Weg für eine Europäische Union zu ebnen, die sich tagtäglich an
menschenrechtsverletzenden Straftaten beteiligt. Während
Verteidigerinnen von eben jenen Werten und Rechten auf die sich die EU
beruft, in fast allen Ländern Europas an ihrer Arbeit gehindert,
kriminalisiert und inhaftiert werden, sterben auf dem Mittelmeer
weiterhin jene Menschen, zu deren Rettung wir zumindest teilweise
beitragen könnten.

Aber vermutlich wisst ihr all das schon… mehr als euch lieb ist. Wir
müssen euch vermutlich nicht erklären welcher Repression jede einzelne
der NGOs mit denen die meisten von uns auf die eine oder andere Weise
gearbeitet haben, ausgesetzt sind. Wir müssen euch nicht erzählen
welchen menschenverachtenden Maßnahmen Geflüchtete ausgesetzt sind –
fast überall. Eigentlich schreiben wir euch nur um an einer Tatsache
keinen Zweifel zu lassen:


*Wir lassen uns nicht einschüchtern ...*

… *wir geben nicht auf !*

Dafür brauchen wir euch – alle.


*Ein kleiner Rückblick was den Sommer über geschah*

IUVENTA sucht den SUPERanwalt: Nach einem kurzen Moment der
Schockstarre, ein bißchen Schnaps und der darauf folgenden Besinnung,
dass das eigentlich alles andere als unerwartet kam, klemmten wir uns
dahinter gute Anwälte in Italien zu finden, die einem derart politisch
geladenen Verfahren gewachsen sind. Mittlerweile haben wir sie gefunden.
Nicola Canestrini, Strafverteidiger, verteidigt seit vielen Jahren
Menschen in politischen Verfahren u.a. in Genua 2001. In jüngster
Vergangenheit beschäftigte er sich nicht nur mit der Kriminalisierung
von Solidarität, sondern auch mit dem Fall Iuventa – bis dato ohne uns
zu kennen. Alessandro Gamberini, Strafverteidiger, kämpfte schon in den
70ern auf der Seite der Kommunistinnen in Italien, verteidigt außerdem
die Crew von Pro Activa und hat anfang des Jahres für eine rasche
Freigabe der Open Arms gesorgt.
Wir haben uns in persönlichen Treffen davon überzeugen können, dass wir
mit ihrer Hilfe die italienische Justiz und ihre Drohgebärden zum Teufel
jagen werden. Läuft.

Die Suche nach Anwälten geht jedoch weiter, denn z.B. im Falle eines
europäischen Haftbefehls brauchen wir außerdem Anwälte in Deutschland,
bzw. Schottland, Spanien, Portugal.


IUVENTA sucht den SUPERnerd: Im Zuge des Ermittlungsverfahrens soll der
Staatsanwaltschaft Zugriff auf die letztes Jahr beschlagnahmten Geräte
verschafft werden. Wir freuen uns sehr über die schnelle und
unkomplizierte Zusammenarbeit mit Amnesty International, die uns bei der
technischen Auslesung unserer beschlagnahmten Laptops und Telefone einen
IT-Techniker zur Seite stellen wird, der nicht nur kampferprobt ist,
sondern auch in internationalem Recht promoviert hat. Läuft.


Während der mediale Shitstorm in Italien nicht abbricht, formt sich in
Deutschland ein zunehmend breiter bürgerlicher Widerstand. Das war
längst überfällig und wir wünschen uns, dass dieses Momentum erhalten
bleibt. Zu den Seebrücke Demonstrationen am 02.09. in Hamburg und Berlin
waren wir vor Ort. Weil wir nicht immer selbst dabei sein können, hatten
wir vor einiger Zeit ein kleines Demo Paket zusammen gestellt, das euch
auch schon von Jugend Rettet weitergeleitet wurde. Für alle, die es
nicht erreicht hat:
https://daten.solidarity-at-sea.org/s/y9osA8xQBrNwdbJ hier findet ihr
eine Druckvorlage für den Flyer, sowie Audio- und Textdateien unseres
Redebeitrags für eure lokalen Demos.


*Was auf uns zukommt*

In Gesprächen mit Kollegen der Cap Anamur und unseren Anwälten wird
klar: es liegt ein langjähriger und sehr kostspieliger Prozess vor uns,
in dem es um nichts weniger geht, als die Freiheit von Hendrik, Zoe,
Dariush, Pia, Miguel & Miguel, Laura, Uli, Sascha und Kathrin !

Eigentlich überflüssig zu erwähnen - es betrifft nur wenige, aber
gemeint sind alle.

Wir sind bereit zu kämpfen… für unsere Freiheit, gegen die
Kriminalisierung von Seenotretterinnen. Wir sind bereit zu kämpfen … für
sichere Fluchtrouten und sichere Häfen, für das uneingeschränkte Recht
auf Asyl und gegen das Ignorieren und außer Kraft setzen der Genfer
Flüchtlingskonvention und internationalen Abkommen zur Seenotrettung.

Wir machen weiter..! Macht ihr mit? Ja…? Sehr geil…! alleine is nämlich
doof.


An dieser Stelle erstmal ein ober monster *fettes* *DANKESCHÖN* (!!) an
die Crewmitglieder und UnterstützerInnen, die dafür Sorge tragen, dass
einige wenige von uns es sich leisten können weiterhin Vollzeit an den
Ermittlungsverfahren zu arbeiten. Ihr haltet uns den Rücken frei! Wir
setzen fort, was wir angefangen haben. Wir arbeiten durchgehend zusammen
mit Jurist*Innen und Berater*innen um unsere Verteidigung vorzubereiten,
aber auch daran mit unserem Fall politisch Druck auszuüben. Ihr seid
großartig.

Spätestens jetzt fragen sich wahrscheinlich einige von euch: ‘Apropos
Geld, wird das nicht überhaupt alles sehr viel kosten?‘ Ja, … um kein
Blatt vor den Mund zu nehmen: es wird scheiße teuer…sechs-stellig und
das vermutlich mehrfach.

Jugend Rettet unterstützt uns natürlich finanziell so gut sie können …
und trotzdem deckt das momentan nicht komplett das was auf uns zu kommt.
Wir brauchen Unterstützung. Seien es dezentrale Spendenkampagnen,
Spendendosen von Veranstaltungen, Soli-Tresen Einnahmen aus der
Cocktailbar oder die Beute eures letzten Banküberfalls … wir sind uns
für nichts zu schade, aber für alles dankbar!

Momentan stehen uns zwei Spendenkonten zur Verfügung, auf die mit dem
Verwendungszweck IUVENTA überwiesen werden kann.

*Rote Hilfe Berlin e.V.*

IBAN: DE55 4306 0967 4007 2383 17

BIC: GENODEM1GLS

*Borderline Europe e.V.* (hier gibts auf Anfrage auch
Spendenbescheinigungen)
IBAN: DE11 4306 0967 4005 7941 00
GLS Bank

... link (0 Kommentare)   ... comment


Bayern ist doch nur so ne Art tiefergelegtes Tirol

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 13. Oktober 2018
Back in the mountains
Das wird noch eine Weile dauern, aber ich träume von großen Touren die schon in der Planung sind. Bis es so weit ist schwelge ich in großartigen Erinnerungen.

Es ist ein surreales Gefühl, wenn man die Wolken wie ein wogendes Meer sieht - tausend Meter unter sich!




Ein absolut einmaliges Erlebnis waren die Drei Zinnen die ich sicherlich noch das ein und andere Mal kletternd besuchen werde.
















Der größte Dachüberhang der Welt. Die zwei kleinen schwarzen Punkte die wie Fliegenschiss aussehen sind kletternde Menschen.

















... link (0 Kommentare)   ... comment


Indian Summer
Die Farben sind schon herbstlich, das Wetter ist der reinste Hochsommer - und der eigene Garten der schönste Ort der Welt. Na ja, man könnte auch in Südtirol törggelen, aber die Drei-Zinnen-Hütte hat bereits geschlossen.

















... link (0 Kommentare)   ... comment


Unteilbar in Berlin - 40.000 wurden erwartet, 150.000 sind gekommen
https://www.youtube.com/watch?v=SbG6o8uHJrg

https://www.gmx.net/magazine/politik/zehntausende-demonstrieren-berlin-rassismus-33243172

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 11. Oktober 2018
Autoritäre AnarchistInnen
Seit ich der Pubertät entwachsen bin habe ich mit Linken unterschiedlichster Coleur, aber vor allem aus dem undogmatisch-libertären Spektrum zu tun. Die grauslichen Stalinisten sind im Lauf der Zeit ja ohnehin weitgehend verschwunden. Aber Ach! Die "undogmatische" Linke braucht kein ZK und keine repressiven Strukturen um autorepressiv zu sein. Libertär leben tun die wenigsten sondern meist machen sie sich mit ungeschriebenen aber mit geradezu klösterlicher Strenge eingehaltenen Regelwerken selber das Leben schwer. Die Allerallerwenigsten Anarchos/as sind anarchische Leute, noch nicht einmal Liberale des Herzens, sondern zumeist moralinsaure Gnitterköpfe. Von gesetzesfernen Freigeistern zumeist keine Spur.


Wobei die Annahmen die da und ebenso in der feministischen, antirassistischen oder queerlinken Welt im Schwung sind teilweise schon bizarr bzw. anachronistisch wirken, etwa, dass die Frau an sich von Männern mit der unberührten Natur gleichgesetzt würde (wohlgemerkt nicht zu Lebzeiten Siegmund Freuds sondern 2018) oder dass es reversiven Rassismus und reversiven Sexismus grundsätzlich nicht gäbe.



BTW solche Glaubenssätze ändern sich im Lauf der Jahre struktrurell, aber nicht grundsätzlich. So war es zu Zeit der Antiporno-Kampagne von 1988 mal so dass es Sadomasochismus bei heterosexuellen Frauen grundsätzlich nicht geben würde.

Schaue mensch sich nur mal auf "anarchistischen" Blogs um mit vorgegebenen Sprachregelungen die Zensur unerwünschter Meinungen oder Tonalitäten beinhalten und ebenso vorgegebenen Glaubenssätzen so erinnert das nicht vom Inhalt wohl aber von der Mentalität her eher an Evangelikale als an libertäre Freigeister.

So wird das nichts mit der anderen Gesellschaft.

... link (4 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 10. Oktober 2018
#unteilbar Großdemo in Berlin - weitergeleiteter Beitrag
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Unterstützende von #unteilbar,

Wir starten in den Endspurt: Nur noch 5 Tage bis zur #unteilbar-Großdemonstration! Und wir werden immer mehr! Sicher ist: Wir werden Zehntausende sein – in großer Vielfalt und klarer Entschiedenheit für eine offene und freie Gesellschaft. Für Solidarität statt Ausgrenzung! Jeden Tag kommen neue Unterstützer*innen hinzu, mittlerweile haben über 7.800 Organisationen und Einzelpersonen den Aufruf unterzeichnet. Neu dabei sind u.a. Jugend RETTET e.V., Sharon Otoo, der Bundesvorstand der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di, Orla Wolf, Hajo Funke, das Berliner Ensemble und viele andere. Es wird groß! Gemeinsam werden wir am 13. Oktober die solidarische Gesellschaft sichtbar machen!

Heute wollen wir endlich auch Highlights aus dem Programm am 13.10. bekannt geben. Das komplette Programm wird am kommenden Mittwoch (10.10.) hier veröffentlicht.
Auftakt: 12 Uhr am Alexanderplatz
Wir versammeln uns am 13. Oktober um 12 Uhr zur Auftakt-Kundgebung am Alexanderplatz. Dort werden unter anderem David Begrich von Miteinander e.V., Lala Süsskind (Vorsitzende des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V.), der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland Aiman Mazyek und Heiner Busch (Vorstandsmitglied beim Komitee für Grundrechte und Demokratie) sprechen. Ab 13 Uhr wird sich der Anfang des Demonstrationszuges in Bewegung setzen. Da wir Zehntausende erwarten, die aus mindestens 20 verschiedenen Städten und Regionen anreisen werden, wird die Auftaktkundgebung danach noch eine Weile fortgesetzt werden.

Die Vielfalt der #unteilbar-Demonstration
Unsere Demonstration wird vielfältig sein – mit vielen Lautsprecherwagen und noch mehr Themen! Um diese Vielfalt sicht- und spürbar werden zu lassen und die Unteilbarkeit der verschiedenen Kämpfe für eine solidarische Gesellschaft zu betonen, wollen wir möglichst vielen Aktivist*innen und Künstler*innen eine Bühne bieten. Der Demonstrationszug wird daher in mehr als 30 thematischen Blöcken mit Lautsprecherwagen organisiert.

Ganz vorne läuft der #unteilbar-Block, in dem sich verschiedene Organisationen aus dem Demo-Bündnis wiederfinden. Dahinter reihen sich antirassistische Initiativen, die Gewerkschaften, verschiedene NGOs, linke Gruppen, ein Zirkus-Block, queer-feministische Gruppen, Parteien und Bürgerrechts-Bündnisse. Am Ende des Zuges wird ein Wagen mit elektronischer Musik viel Platz zum Tanzen bieten. Hier findet ihr eine detaillierte Auflistung aller Wagen. Wenn ihr als Gruppe oder Organisation einen weiteren Demo-Block anmelden möchtet, schreibt eine Mail an demo@unteilbar.org.

Egal, ob ihr mit eurer Organisation oder mit der Familie, ob mit Freund*innen, ob mit Kolleg*innen oder allein kommt: Wir freuen uns auf eine ausdrucksstarke Demo!

Abschlusskundgebung an der Siegessäule
Ab voraussichtlich 15:30 Uhr wird am großen Stern (Siegessäule) die Abschlusskundgebung mit einem abwechslungsreichen und spannenden Bühnenprogramm mit Live-Musik beginnen. Sprechen wird unter anderem die Publizistin, Philosophin und Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Carolin Emcke, von der zuletzt „Gegen den Hass“ erschienen ist. Außerdem werden das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall Hans-Jürgen Urban, die Datenschutzaktivistin Rena Tangens und Mitglieder der Mieter*inneninitiative Kotti & Co inhaltliche Beiträge beisteuern.

Das kulturelle Programm von #unteilbar wird ebenso vielfältig sein. Wir freuen uns sehr, dass der bekannte politische Liedermacher Konstantin Wecker, die Dancehall-Reggae-Band Mono & Nikitaman sowie die Klassik-Stars Isabell Faust und Christian Tetzlaff auf der #unteilbar-Bühne auftreten werden.

Das gesamte Programm unserer Demonstration werden wir am Mittwoch, den 10. Oktober auf einer Pressekonferenz und unserer Website bekannt geben. Neben unserer Pressesprecherin Anna Spangenberg werden daran der Schauspieler Benno Fürmann, die Migrationsforscherin Naika Foroutan und Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, teilnehmen. Die Ankündigung findet ihr auf der Seite der Bundespresskonferenz.
Und schon mal vormerken: Wir machen weiter!
Unsere Demonstration ist zunächst eine einmalige Sache. Für unsere Forderungen hingegen werden wir auch nach dem 13. Oktober entschlossen eintreten. Am 17. November wollen wir uns daher in Berlin treffen, um über weitere Perspektiven zu diskutieren. Merkt euch den Termin schon jetzt im Kalender vor!
Endspurt: #unteilbar-Demo in 5 Tagen!
Teilen – Mobilisieren – Spenden
Alles Wichtige rund um den 13. Oktober findet ihr auf den #unteilbar-Seiten bei:
Facebook (Facebook-Event), Twitter und Instagram.

Bitte nutzt die Hashtags
#unteilbar und #b1310!

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 9. Oktober 2018
Die Lastwagenfahrer im Iran setzen ihren Streik fort
Unbeachtet von den üblichen linken Themenkreisen in Doitschland eskalieren die Klassenkämpfe im Iran.

http://alischirasi.blogsport.de/2018/10/08/iran-die-lastwagenfahrer-streiken-weiter/

... link (0 Kommentare)   ... comment