Dienstag, 19. November 2013
Für eine Ausweitung der Kämpfe
Für ein Bleiberecht der Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg, gegen die Räumung besetzter Häuser, in der Gesamtperspektive gegen Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat an sich -ein Demoaufruf aus Hamburg.


http://florableibt.blogsport.de/2013/11/02/21-12-2013-bundesweite-demonstration/

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Da hat nebenan jemand aber eine sehr grundsätzlich andere Einschätzung der Dinge


http://metalust.wordpress.com/2013/11/17/wieso-lampedusahh-und-esso-hauser-zu-einem-thema-zusammen-fassen/


Wobei ich es allerdings äußerst befremdlich finde, allgemeine Klassensolidarität, Kampf gegen Gentrification und Antirassismus/FlüSo auseinanderdividieren zu wollen, und diese Kritik an "Antifamackern" ist vor allem pubertär.

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Kurze Antwort: Das Pubertäre liegt darin begründet, dass er selber ein Kindskopf ist;-)


Lange Antwort: So langsam wird es objektiv reaktionär. Das Aufrechnen und als Gegensätze Herausstellen von HausbesetzerInnen und Refugees/Antiras läuft auf ein Teile und Herrsche hinaus, wo sich ein Sozi-Richtersohn in elternhausgeprägter Manier austobt. Vor Kurzem hatte er geschrieben, die HausbesetzerInnen hätten objektiv nichts erreicht, denen sei es nur ums Wohnen gegangen. Das sollte er mal in der Roten Flora oder besser gleich der Hafenstraße äußern - da gäb´s dafür auf die Fresse. Sein Umgang mit PoC und den Refugees im Speziellen hat schon religiöse Züge, die werden da wie Heilsbringer behandelt, was ich auch aus Antirazusammenhängen von vor 20 Jahren sattsam kenne. Die Grundfiguren, mit denen er arbeitet sind immer gleich: Den Positionen von Marginalisierten wird nicht zugehört, als nicht marginalisierte Person sich für die einsetzen ohne sich zugleich selber zurückzunehmen sei Paternalismus. Auf einer Faktenbasis andere Standpunkte zu vertreten als er sei gleichzeitig Ausgrenzung und Vereinnahmung. Dabei paternalisiert er selber extrem, da er für seine eigenen Standpunkte ja Definitionsmacht beansprucht. Eine evidenzbezogene Realitätsüberprüfung findet bei ihm grundsätzlich nicht statt, er hat ja gar keinen empirischen Zugang zur Realität, sondern mixt alles in einem symbolpolitisch (wobei Symbolik für mich kaum eine Rolle spielt und ich kulturelle Codes oft gar nicht wahrnehme) aufgeladenen Cocktail aus Politik, Moral, Musik und Fußball. Das auch noch in einer Grundstimmung, die nur Erregungszustände und keine Gelassenheit kennt.

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Politik als Ausdruck des Gefühls: Ein Politromantiker!

Umfangreicher und weniger nett formuliert: Das alles hat imho vor allem mit seinen Abgrenzungsbedürfnissen zu tun. Er will mit "den alten Linken" nichts zu tun haben, vor allem, weil er sich mit einem Haufen Leute verkracht hat. So rationalisiert er das alles - und kann sich zugleich inszenieren.

Ähm. Als Schwätzer.

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Man kann das garnicht oft genug wiederholen:

"Emphasizing differences makes many people more racist, not less." (Jonathan Haidt)

Genau das wird in dem erschreckenden Text von momorulez getan, es werden die Unterschiede hervorgehoben. Dabei ist ein gemeinsames Frühstück bestimmt nicht der schlechteste Weg, sich kennen zu öernen und Solidarität zu erzeugen.

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Der Haken liegt in der Tatsache begründet, dass er rein persönliche, rein intersubjektive Konflikte, die zum großen Teil auf kommunikative Missverständnisse zurückgehen (sowie, glaube ich, auf ziemlich manifeste Verhaltensstörungen) stets und ständig politisiert und dann im Umkehrschluss die daraus gezogenen falschen Konsequenzen auf Politik rücküberträgt. Das Problem geborgter Identitäten bei Linken existiert ja wirklich, von Bürgerkids die sich als Klassenkämpfer inszenieren bis hin zur folkloristischen Aneignung von Elementen marginalisierter Kulturen. Aber die Solidarisierung von HausbesetzerInnen mit den Refugees von vornherein nur als paternalisierendes Kolonisieren der Inhalte der Refugees zu behandeln, weil sich da weißdeutsche Identitäten reproduzieren müssten, das ist erstens objektiv kontra - es richtet sich gegen "kommt zusammen Leute, lernt euch kennen" - und zweitens biegt es völlig richtige Kritiken an projektiven Sichtweisen weißer Linker auf eine Ebene, wo das auf unproduktive Selbstethnisierung hinausläuft. Seine Vermengung von alldem mit Musik und Popkultur ist nur noch gaga.

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Na ja, irgendwie muss da eben Amy Winehouse und möglichst auch noch Stephen King mit rein, obs passt oder nicht, weil alles was für Momos eigenes seelisches Befinden gut und wichtig ist auf eine allgemeinpolitische Ebene gehoben wird. Das braucht niemand zu verstehen. Die Gedankengebäude die er da entwickelt sind immer wieder faszinierend, es kommt unheimlich viel Emotion rüber und frau hat da das Gefühl, in den Spiegel einer großen Seele zu sehen, aber auf der Realitätsebene ist das fiction. Sollte auf keinen Fall mit einem politischen Blog verwechselt werden.

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Wie gesagt, es hat etwas religiöses, er zelebriert da seinen eigenen Kult.

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Gewisse Züge einer eigenen politischen Theologie würde ich jedenfalls sehen. So richtig raffen, worüber er sich da aufregt ("das macht einfach unglaublich wütend"), tue ich nicht.

Also, linke Aktivisten aus dem Umfeld der roten Flora organisieren eine Demo und laden die Lampedusa-Geflüchteten zu einem Frühstück ein. Klingt für mich jetzt erst mal nicht so irrsinnig skandalös.

Wenn ich versuche, seinen Argumentationsgang logisch zu verfolgen, dann scheitere ich ganz erbärmlich.

1. Zunächst sagt er, dass das "Aufsaugen von Sujets" (gemeint: Der Kampf der Lampedusa-Geflüchteten) sei generell ein großes Problem.

Es wäre also besser, wenn die Anti-Gentrifizierungsaktivisten sich nicht mit den Lampedusa-Geflüchteten solidarisieren würden, und einen Bogen um das Thema machen würden. Das folgt dem Appropriationstheorem, das er genrell für überaus sinnig hält.

2. Dann sagt er, generell sei es typisch für diese linke Aktivistenszene, dass diese sich gegen Schwule, Queers, Feminismus und Juden positionieren würde.

Krasser kontrafaktischer Käse, imho. Als Beleg dafür nimmt M eine Auseinandersetzung, die im tatsächlichen Verlauf nicht ganz nachvollziehbar wird. Aber da hat jemand offenbar M bzw. seine Haltung krisisiert. Darauf kann M ja garnicht. Das könne nur Schwulenfeindlichkeit sein. Sagt M.

Überzeugend ist das nicht. Es ist genau anders herum: Nirgendwo ist man teils völlig abstrusen feministischen und queeren Theorien gegenüber so offen wie in diesen Kreisen, denen M vorwirft, in ganz besonderen Maß weiß, männlich - und das scheint ihn besonders zu stören - reinweg heterosexuell zu sein.

Ob das am Ende tatsächlich so ist, halte ich persönlich für ziemlich fragwürdig. Ich kenne - oberflächlich - aus diesem Umfeld die unterschiedlichsten Gruppierungen, und die sind tendenziell ziemlich vielfältig. Wenn ich da eine Besonderheit sehen würde, dann eher eine gewisse Überrepräsentation von jungen Menschen und Studierenden.

Aber ist das alles so furchtbar? Und so ist es halt, wo sich Menschen frei zusammen finden, da sind diese "Heten" oftmals in der Überzahl.

An anderer Stelle schreibt M, dass er generell Probleme damit hat, sich in heterosexuellen Umfeldern zu bewegen. Da kommen bei ihm haufenweise schlechte Gefühle hoch. Außerdem sei die heterosexuelle Sexuealität an sich falsch und stets repressiv. Heten, und besonders Männer, würden ihn und andere Queers ständig niedermachen.

Das glaubt er wirklich.

3. Dann blafaselt M davon, dass in diesen Gruppen "jedes jüdische Selbstverständnis weggedrückt" werden würde. Ich finde es schon einmal irre, dass M sich als urteilsfähiger Spezialist für jüdisches Selbstverständnis in Hamburg auffasst. Es gibt in Hamburg nicht so sonderlich viele Juden, und wo es sie gibt, da gibt es nicht das von M herbeifantasisierte bzw. offenkundig herbei gewünschte gemeinsame jüdische Selbstverständnis. In H gibt es innerhalb der jüdischen Subkultur eine gewisse Vielfalt, dazu noch einen schlecht verkitteten Riss zwischen Reformjudentum und anderen Gruppierungen. Wo sich Hamburger Juden in politische Aktivitäten bewegen, da tun sie es in erster Linie als Bürger - und weniger, um damit ein besonderes "jüdisches Selbstverständnis" zu inszenieren. Warum überhaupt sollten ein oder zwei jüdische Aktivisten im Umfeld der Roten Flora dort ein "jüdisches Selbstverständnis" erschaffen oder "einbringen"???

Das ist völlig weltfern, was M sich da zusammendenkt. Er fasst Menschen, als Nebenkonsequenz seiner identitären politischen Auffassungen etwas sehr einseitig (und vor allem ständig!) nur noch als identitäre Besonderheiten auf, die sich dann halt in allen politischen Zusammenhängen zeigen müssten. Niemand, kein Jude, kein Schwuler, keine Tochter eines Migranten kann bei ihm einfach so Mensch sein und in solchen Gruppierungen schlicht mitmachen.

Als einzelne, individuelle Menschen existieren Menschen für M nicht - stets müssen sie dann zugleich ein besonderes identitäres Selbstverständnis formulieren, ob sie nun wollen, oder nicht...

Die identitäre Religion des Herrn Momorulez. Es mag sein, dass das für seine individuelle Position passt - und die seiner Freunde, die er sich genau nach diesem Muster aussucht.

Für die meisten Menschen, inklusive deutschen Juden, PoC, lesbischen Frauen etc. passt das jedoch nicht. Die fänden es sogar als ausgesprochen übergriffig, wenn dergleichen von ihnen verlangt würde.

Für mich persönlich jedenfalls gilt das so.

4. Dann verkündet er hinsichtlich der solidarischen Töne im Text der RF-Aktivisten: "Kein gutes Zeichen."

Soso. Solidarität ist also Käse.

5. Zum Schluss kommt nochmal ein richtiger Knaller. Die RF-Aktivistenszene beschreibt er mit: "In 10 Jahren sitzen dann die Protagonisten mit ihren frisch geborenen Kindern und vom Daddy besorgten Job..."

Lebensferne Scheiße.

Das klingt nach dem Ressentiment des bürgerlichen Selbstständigen, der (durchaus bewundernswert) mittels der Kreditsicherung (dank seiner Herkunft) eine Firma auf die Beine gestellt hat.

Die anderen, verkündet M, die lassen sich im Gegensatz zu ihm, den hochgradigst benachteiligten Schwulen, sich vom Papi in einen einträglichen Job platzieren.

Ähem. Was für ein ressimentgeladenes, abseitiges Panne-Bild von diesen Aktivst_innen hat M eigentlich? Alles Architektur-Studies, die in Vatis Büro einen großartig bezahlten Job bekommen werden?? Es mag dort Leute geben, die von genauso hochbürgerlicher Herkunft wie auch M sein mögen, und diese Privilegien (die er ja auch für sich genutzt hat) später dann für sich einsetzen werden.

Aber nun: Sollen sich diese Leute jetzt umbringen?

Noch ein schlimmes Verbrechen fällt dem detektivistischen Scharfsinn von M auf: Diese Aktivisten würden in 10 Jahren einvernehmlich "unter Heten" Kaffee trinken. Oh, wie furchbar! Schlimm ist ihm hier offenkundig, dass Menschen "Heten" sind - bzw. sich "unter Heten" bewegen.

Hinter der emotional aufgeladenen Fassade, die er für sich errichtet, sehe ich einen menschlich leicht strauchelnden Schwätzer. Einer, der ganz bürgerlich übrigens, andere gerne abkanzelt, mitleidslos, gnadenlos.

Ganz anders, als er sich gerne sehen möchte, lebt er vor allem aus dem Disrespekt anderen gegenüber. An denen reibt er sich, und mittels der dabei entstehenden, lauen Reibungswärme wärmt er sich sein Herz. Andere wiederum idealisiert er ins Unendliche.

Was er doch für ein verflucht toller Kerl ist! Und was für Mistkerle alle übrigen sind!

Tja. Sorry: Nur wen interessierts?

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Also, logisch nachvollziehbar ist mir seine Argumentatonskette schon noch, ich würde dem nur inhaltlich widersprechen.

@"1. Zunächst sagt er, dass das "Aufsaugen von Sujets" (gemeint: Der Kampf der Lampedusa-Geflüchteten) sei generell ein großes Problem.

Es wäre also besser, wenn die Anti-Gentrifizierungsaktivisten sich nicht mit den Lampedusa-Geflüchteten solidarisieren würden, und einen Bogen um das Thema machen würden. Das folgt dem Appropriationstheorem, das er genrell für überaus sinnig hält.

2. Dann sagt er, generell sei es typisch für diese linke Aktivistenszene, dass diese sich gegen Schwule, Queers, Feminismus und Juden positionieren würde."

"Aufsaugen von Sujets" meint hier, dass weiße deutsche Linke den von ihm zutiefst bewunderten Kampf der Refugees auf ihre eigenen Fahnen schreiben würden, so wie, das ist bei ihm ein Leitmotiv, schon Picasso und Braque den Kubismus nur anhand afrikanischer Masken erfunden haben, die ganze Pop- und Rockmusik ohne schwarze MusikerInnen nicht denkbar wäre usw. Er sieht das als ein Gesamtkontinuum, in dem immer wieder weiße heterosexuelle Männer die Leistungen und Errungenschaften von Schwarzen, Frauen und Schwulen übernehmen, sich aneignen und weiterentwickeln würden und damit die ursprünglichen AkteurInnen zum Verstummen bringen würden. Er sieht das als eine Reproduktion patriarchaler Strukturen. Der Bogen, der da von Kunstgeschichte und Popkultur zu aktuellen Flüchtlingskämpfen gespannt wird ist von einer tollkühnen Weite. Das kommt auch alles komplett ohne Kausalzusammenhänge aus, es ist rein assoziativ gedacht.



Es gibt tatsächlich Linke, die damit geradezu posen, PoC-Bekannte zu haben, sich sogar als Zeichen ihres solidarischen Engagements mit Flüchtlingen ablichten lassen und dann vielleicht doch nicht so viel mit denen zu tun haben. Oder sich für bessere Menschen halten, weil sie in Refugee-Kreisen verkehren. "Mit der Rasse befreundet sein" ironisierten wir das mal im Antira-Inner-Circle. Nur scheint MR das für die Regel zu halten, WHM-Linke haben aus seiner Sicht ausnahmslos oder zumindest weit überwiegend diese Sicht der Dinge, und die linke Kernvorstellung, alle sozialen Kämpfe aufeinanderzubeziehen ("In der Gleichzeitigkeit der Kämpfe liegt unsere Stärke") erscheint ihm überhaupt nicht nachvollziehbar, völlig fremd. So wird dann die solidarische Einladung der HausbesetzerInnen für ihn zum übergriffigen Vereinnahmen. Momo wie er leibt und lebt: Das Opfer einer übergriffigen Mutter sieht in kollektiven menschlichen Handlungen nur noch Übergriffe. Ganz zu Anfang unserer Bekanntschaft hatte ich mit ihm mal ein Problem, weil er erklärt hatte, er würde Willy Brandt verehren, und ich erwiderte, ich würde Brandt durchaus zwiespältig sehen, als den Mann der großen Gesten, der am Warschauer Ghetto niederkniete und als Berufsverbote-Willy, den großen Nelkenrevolution- und Nicaragua-Entsolidarisierer in der Sozialistischen Internationale. Das war für MR dann gleichzeitig Ausgrenzung und Übergriffigkeit ihm gegenüber, da es in seine persönliche Brandt-Verehrung interveniere, und geschehe aus einer hierarchischen Position von oben gegen ihn, weil ich mich als radikaler Linker ja als etwas Höheres ansehen würde als er sei. Ohne solchen Psychobrei geht das bei ihm nicht. Zu einer sachbezogenen, rationalen Diskussion ist der nicht in der Lage.

Wenn ich allerdings das hier lese: "Das ist echt eine Situation von annähernd historischen Ausmaßen, dass es dieser Gruppe gelungen ist, ganz, wie Mrs. Next Match schreibt, dass nach Jahrhunderten der Entmenschlichung, der Sklaverei, der Kolonisation, der Ausbeutung ihre Subjektive, ihre Sicht der Historie, der Politik, bundesweit tatsächlich vernehmbar wurde. Das passiert sonst NIE. Selbst bei dem so gnadenlos fürchterlichen Flüchtlingsmarsch durch Deutschland ist nur das in die Presse gelangt, was sich paternalisieren ließ und wo irgendwie wieder ein “Na, unreif, die hamsiedochnichtalle” möglich wurde, nämlich beim Hungerstreik. “Wir lassen uns doch nicht erpressen!” sagt dann die Politik. Da guckt der weiße Mainstream mal kurz hin. Wenn sie fast tot sind.

Da hat die Lampedusa-Gruppe es geschafft, das ein wenig aufzubrechen, das ist der Hammer, wenn Du Dir die Lebensläufe anguckst. Eine Gruppe Traumatisierter klärt Herrn Neumann und uns alle über das Leben auf.", dann würde ich sagen, da schreibt jemand ein Drehbuch auf einen dramatischen Plot hin, eine faktentreue Realitätswidergabe ist das aber nicht. Die Aktion reiht sich ja vielmehr ein in Flüchtlingsproteste, wie wir sie seit den 80ern öfter haben und die wohl hauptsächlich er nicht auf dem Schirm hat.

Btw. als es hier zum Bruch kam war dem die Aufgregung um die Mohrenlampenaffäre vorausgegangen, bei der ich mich deshalb nicht aus dem Fenster lehnte weil mir gerade die Verhinderung einer Familienabschiebung von Roma aus Hamburg wichtiger war. Das nahm er gar nicht zur Kenntnis, er hatte nur die von ihm verehrte Noah im Sinn, und dass ich da nicht mit auf den Zug sprang nahm er als einen Beweis dafür, dass ich PoC nicht auf Augenhöhe akzeptiere. Dass der Appell, die Roma-Abschiebung zu verhindern sich durchaus auch an ihn gerichtet hatte erreichte ihn gar nicht. So abgedreht ist der Typ.

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Das Opfer einer übergriffigen Mutter sieht in kollektiven menschlichen Handlungen nur noch Übergriffe.
Oha. Volltreffer, fürchte ich. Ich finde, er ist ist von einem tiefen Misstrauen geprägt, anderen Leuten gegenüber. Das erklärt vielleicht auch ein Stück weit, warum er Auseinandersetzungen nur wie ein Drehbuch hinbekommt - falls überhaupt. Überhaupt laufen bei ihm haufenweise Filme. In vielem, was er schreibt, klingen die Schmerzen einer Außenseiterexistenz nach, finde ich. So würde ich es jedenfalls anhand der eigenen Erfahrungen deuten.

Aber immerhin geht er regelmäßig unter die Leute! Das entnehm ich seinen Statements ja auch - und das freut mich für ihn.

Ich denke, das ist mit Abstand weitaus wichtiger als alles, was er im Laufe eines Jahres so zusammenschreibt.

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Von Herzen alles Gute wünschen tue ich dem auch. ich finde es ja eher tragisch, na gut, zum Teil auch tragikomisch, wie weit neben die Realität ihn seine eigenen Dämonen so führen. Da wird dann eine linke Szene, die weitgehend mit seinem eigenen St-Pauli-Fanmilieu identisch ist zu einem Feindbild hochgejazzt, und Leute, die politisch das Gleiche wollen wir er erlebt er als persönliche Bedrohung.

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Sehr interessanter Kunstgeschichte-Diskurs!
Nur hat das alles so nullkommagarnix mit aktuellem Rassismus in Germoney oder den Lampedusas in Hamburg zu tun, sondern bewegt sich vor völlig anderen Horizonten.

Also Picasso, Braque und deren Bezugnahme auf Masken vor allem der Dogon aus Mali und Burkina Faso, damals Obervolta, das ist doch aber keine kolonialistische Aneignung afrikanischer Kultur. Das passierte zwar im Kolonialzeitalter, die Protagonisten gingen jedoch davon aus, dass die europäische Kunst aufgebraucht, in ihren Formen erschöpft, autochthon gesehen am Ende angelangt sei und daher neue Impulse von außen bräuchte. Das gilt auch für die Südseebegeisterung Gauguins und die Aufnahme des Japonismus bei Van Gogh. Das war keine kolonialistische Plünderung, sondern eher ein früher Tierremondisme, eigentlich der POC-Begeisterung eures Nicht-Mehr-Freunds sehr wesensverwandt. Vielleicht sollte die ganze Debatte übrigens auf solche kulturgeschichtlichen Dimensionen mal gebracht werden, statt sich an einem seltsamen Menschen abzuarbeiten.

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Meine Zustimmung, was das Abarbeiten angeht.

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Was den Diskurs angeht stimme ich Are zu. Die Aufnahme afrikanischen, ostasiatischen und sonstigen exotischen Kulturguts in den europäischen Kunstkanon bzw. die Frischzellenkur, die das für die europäische Kunst bedeutete wurde in der Tat überwiegend als Horizonterweiterung wahrgenommen und wird vor allem von der heutigen Kunstgeschichte so gesehen. Was nochmal was Anderes ist als im Horizont der eigenen Zeit. Dass in der Welt der Völkerschauen und Kolonialfestivals, die ja nicht nur durch die künstlerische Avantgarde geprägt war als vielleicht viel stärker durch jemand wie Buffalo Bill und durch Kaisermanöver die Wahrnehmung eine andere war halte ich sehr gut für möglich. Auf jeden Fall ist das aber eine ambivalente Sache, der Exotismus eines Gauguin, der in der Südsee sein persönliches Paradies suchte stark mit einem Positivrassismus verbunden, der etwas völlig Anderes ist als der biologistische Rassismus der Sozialdarwinisten, aber damit nicht zum Antirassismus wird. Die positive Anerkennung des Beitrags außereuropäischer Kulturen zur europäischen Kunst schwingt da mit hinein, das macht ja die Ambivalenz aus. Etwas grundsätzlich Verschiedenes ist die Aneignung musikalischer Richtungen afroamerikanischer Herkunft durch Weiße, ganz besonders wird dies am Rock´n Roll: Der "schwarze" Begriff Rhythm and Blues musste durch einen neuen Namen ersetzt werden, um im "weißen" Radio spielbar zu sein. Es ist auch ein hohes Verdienst, um dann doch einmal auf genannte Personen zurückzukommen, von Momo und vor allem von Noah Sow, auf diese Entwicklungen und besonders die Art, wie das schwarze KünstlerInnen erlebt haben hingewiesen zu haben. Und es spielt auch bis heute da so einiges Unausgegorenes in unsere Mentalitäten hinein. Selbst die multikulturellen Straßenfeste der 80er und 90er Jahre, gedacht als Manifestationen gegen Rassismus, wurden von weißdeutschen BesucherInnen oft als so eine Art bunter "Völkerzoo" wahrgenommen. Selbst bei weißdeutschen Genossinnen, die Beziehungen mit Kurden, Indios oder Westafrikanern haben habe ich wahrgenommen, dass die durchaus von der Sehnsucht nach dem "edlen Wilden" getrieben wurden, und Genossen, die entsprechende Frauen geheiratet haben die ganz machomäßig paternalisierten so nach dem Motto "bei denen gelten unsere feministischen Maßstäbe nicht."


Geben tut es das alles. Nur es zum alleinigen Blickwinkel zu machen halte ich für falsch. Dann wird dieser Blickwinkel auch noch identitär
aufgeladen und diese identitäre Aufladung auch noch moralisch sanktioniert bis hin zu Sprechverboten so nach dem Motto wer als Weißer sagt die Aufnahme afrikanischer Kunst in die Formensprache des Kubismus sei nicht einfach nur koloniale Ausplünderung habe den Mund zu halten. Oder Weiße dürften bestimmte Musikstile nicht spielen. Das läuft ja schon nicht mehr auf antirassiistischen Schmelztiegel, sondern auf Segregation unter antirassistischer Legitimation hinaus. Hier stürzen eigentlich sehr diskutierenswerte Überlegungen dann in ein dogmatisches System ab, die wie schon seit 1967 in immer neuer Gestalt linkes Denken festbetonieren.

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Grundsätzlich sehr spannend finde ich ja die Frage. "Wer spricht?".

Aber irgendwie wird die Frage ihrer Potenz beraubt, wenn die Antworten darauf, wie es eben typisch für Dogmatiker halt ist, quasi vorgegeben sind.

Dann wird aus einem einzelnen, aufgeschlossenen Mann, der innerhalb eines feministischen Zusammenhangs mitzudiskutieren wagt, ganz fix einer, der typisch sei für "mansplaining", und bei den Auseinandersetzungen mit den RS (gibt es die eigentlich noch?) ging das dann vereinzelt sogar so weit, dass jene "PoC", welche einen "weißen Standpunkt" (d.h. einen Standpunkt fern des RS-Dogmas) äußerten, zu "weißen Sprechern" oder "Hilfstruppen" umdefiniert wurden - ganz egal, wie lange sie schon in der AntiRa-Arbeit verwurzelt waren.

Keine Ahnung, ob derartige (imho: in der Summe der linken Szene doch seltenen) dogmatischen Übertreibungen vielleicht gerade damit zu tun haben, dass Diskurse aus einer Meta-Ebene heraus betrachtet werden. Da scheint sich jedenfalls relativ schnell, ganz entgegen den ursprünglichen progressiven Absichten, eine Form von linken Autoritarismus zu entwickeln. Die Diskussion über die Meta-Ebene wandelt sich i.d.R. enorm schnell zum Herrschaftsinstrument innerhalb linker Zusammenhänge.

Jedenfalls sind das meine Eindrücke, basierend auf "realweltliche" Vorgänge und Diskussionen im Netz. Nur, warum ist das so? Überhaupt habe ich den Eindruck, dass das "Überkippen mit Theorie" in linken Zusammenhängen eher zu Erstarrungen führt, zur Rigiditäten - auch im gegenseitigen Umgang - und eher nicht zu einem Plus an menschlicher Emanzipation.

Rätselhaft finde ich das.

P.S. / Total OT
Habe heute in der SZ einen Intelligenztest gemacht. Nachdem der 107 Punkte ergab, dachte ich mir: "Hurrah, die Selbstverblödung funktioniert ja bestens". War ganz schön angepisst deshalb.

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Ich habe mit 92 abgeschnitten, wobei ich von der ganzen Methode nichts halte. Ich habe den Wechsler-Test ja im Rahmen meiner Dissertation auseinandergenommen. Die ganzen statistischen Verfahren in den Humanwissenschaften sind eine biologistische Scheiße, die zum Teil noch in der Rassenhygiene und Rassenpsychologie wurzelt. Vom Hamburg-Wechsler-Test zur Bell Curve ist es nur ein kleiner Schritt.

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