Samstag, 21. Oktober 2017
Ein neues Lied, ein besseres Lied
Auffällig am Populismus der AfD ist, dass neben der Flüchtlingsfeindlichkeit, Islamophobie, Eurofeindlichkeit und dem Normkonservatismus die weiteren Elemente eher zusammengwürfelt und inkonsistent sind: Hier wirtschaftsliberal, da protektionistisch, eben so dass verschiedene Ressentiments in der gesellschaftlichen Mitte bedient werden, dazu kommt dann auch der reine Wohlfühlpopulismus: Abschaffung der GEZ. Warum lässt sich da eigentlich nicht von links gegenhalten? Wir müssten nur skrupellos genug sein. Vielleicht gründe ich ja zur nächsten Wahl meinen eigenen Laden mit einem Populismus der niemandem wehtut weil er niemanden diskriminiert. Einen neuen Populismus, einen bessere Populismus, oh Freunde will ich Euch richten!

Keine Baumaßnahmen an Autobahnen während der Sommerferien, staufreie Urlaubszeit.

Verbot von Cloud-Telefonie bei Behörden und im Kundendienst, bei jedem Anruf Garantie mit einem richtigen Menschen zu sprechen, möglichst der zuständigen sachbearbeitenden Person.
Abschaffung aller indirekten Steuern wie Branntwein- Tabak- oder Mineralölsteuer.
Für Arbeitslose, Geringverdienende, RentnerInnen und Zeitarbeitskräfte kostenloser Eintritt in Kinos, Discos und Sportstadien, bei Nichtgefallen Geld zurück.


Damit müssten doch die Massen zu gewinnen sein.


Römische Ädilen die für den Senat oder Konsulate kandidierten machten ihren Wahlkampf ja auch mit Brot und Spielen.

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Der Psychologe Jonathan Haidt sagt in einem Interview:

„Die politische Linke tendiert dazu, sich auf die drei Wertesysteme Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität zu konzentrieren. Sie schiebt die anderen drei (Loyalität, Autorität, Reinheit) beiseite oder verwirft sie rundheraus. Konservative sprechen die ganze Bandbreite an, das verleiht ihnen einen Wettbewerbsvorteil im Ringen um Anerkennung. Sie verstehen den Sinn und die Notwendigkeit von Autorität, ohne die Freiheit darüber aus den Augen zu verlieren, während Linke Freiheit und Autorität gern als Gegensätze fehldeuten. Werte wie Familie, Nation, Patriotismus finden auf der rechten Seite des politischen Spektrums eine andere Resonanz als auf der linken. Ich behaupte, dass diese moralische Ausblendung für die Linke ein Handicap ist.“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90438239.html

Muss man jetzt vor dem Hintergrund seiner Theorie verstehen (https://en.wikipedia.org/wiki/Moral_foundations_theory), aber macht durchaus Sinn und erklärt, warum es keinen Linkspopulismus gibt. Populistisch appellieren kann die Linke nur an das Gerechtigkeitsempfinden, wenn man z.B. auf die ungleiche Verteilung der Einkommen oder die Boni für Versager hinweist.

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Es gab aber mal einen Linkspopulismus. In den 1970er und frühen 80er Jahren, als Linkssein bei Teenagern und jungen Erwachsenen quasi in Mode war. Letztendlich war das die Welle auf der die Grünen ins Parlament gesurft sind.

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