Mittwoch, 22. Juli 2009
Was man sieht und was man nicht sieht
Zwar komme ich im Jahr immer nur wenige Wochen dazu, mich damit real zu beschäftigen, trotzdem würde ich sagen, dass das Bergsteigen einen wesentlichen Teil meiner Lebensinhalte ausmacht. So werden hier jetzt und demnächst auch wieder viele Bergbilder zu sehen sein, die vielleicht erahnen lassen, worin für mich die Faszination besteht. Dennoch ist das Wichtigste hier nicht zu sehen. Ich habe eine Klettertour unternommen, die ich seit zwei Jahren geplant hatte und die man mir als zu groß, zu anstrengend, zu gefährlich auszureden versucht hatte. They said, it couldn´t be done, but I did it! Vom interessantesten Teil der Tour gibt es keine Fotos - man braucht seine Hände, um sich hochzutasten, festzuhalten, für die Sicherungskarabiner, das Seil, man hat keine Gelegenheit zu fotografieren. Das Klettern selber ist zudem eine Erfahrung, die sich nicht einfach abbilden lässt. Ich kämpfe nicht gegen den Berg, ich arbeite mit ihm, passe mich seinen Formen an, nutze die Tritte und Griffe, die sich aus seinem Gestein ergeben. Es ist ein Fließen und Gleiten, jede Bewegung geht aus der Anderen hervor. Kein einziges Mal greife oder trete ich daneben, es ist perfekt, es ist FLOW!


Wenn ich daran denke, wie ich früher einmal gezittert und gebangt habe und dann auch prompt Totpunkte hatte oder ins Seil stürzte ist das jetzt schon phänomenal.

1300 Höhenmeter rauf und das Gleiche dann wieder runter, 2 X 200 davon mit Luft unter den Sohlen, das ist schon eine Riesensache. Beim Absteigen scheuche ich etwas unter mir auf. Ich höre ein Geräusch wie von einem Schwarm startender Enten und denke noch, eben einen Vogelschwarm aufgescheucht zu haben, dann biegt er - oder, der Größe nach zu urteilen wahrscheinlicher sie - um die nächste Felszacke, umkreist mich neugierig in vielleicht 20 Metern Abstand: Aquila Chrysaetos, der König der Lüfte. Buchstäblich Auge in Auge mit einem Steinadler mit vielleicht 2m Flügelspannweite, und kein Griff für die Kamera, nur für die Sicherungshaken. Ein unglaubliches Erlebnis und ein Glück, das ich nur als Gnade bezeichnen kann. Dann ein langer Abstieg, bei dem ich eine unfreiwillge Schussfahrt auf dem Gletscher mache und am Schluss nur noch sehr langsam gehen kann, weil die Muskeln übersäuert sind. Immerhin rechtzeitig vor dem Gewitter wieder unten. Dann wird noch ein Bergfreund vermisst, der zum Glück am Ende wieder auftaucht. Das war eine der wirklich großen Touren, an die man sich sein Leben lang erinnert und von denen man Jahre zehrt.



























Das kömmt auf Einen zu, wenn man 1000 Höhenmeter HINTER sich hat.











Und jetzt geht´s erst wirklich mit dem Klettersteig los (hinterm Gletscher rechts nauf):





Einmalig schön!

... comment