Montag, 18. Oktober 2010
Gegendiskurs
Wer sich nicht in die Freakszene und Gegenkultur integrieren will gehört ausgemerzt. Der tumbe deutsche Spießer muss nun den Knüppel kennenlernen. Schulkinder müssen "Normalitätstests" absolvieren, und wer einen zu hohen Normalitätsfaktor hat wird einem Devianztraining ausgesetzt, zum Beispiel im Kiffcamp, bei Umschwulungsmaßnahmen oder zwanglosen Orgien. Komme mir niemand aus der Südsee zurück und habe noch ein Kleid auf dem Leib!

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Die lieben Kleinen schickt man nun zwecks Beschulbarkeit einmal durch den Stuttgarter Schlossgarten. Genug Robocops gibt es dort ohnehin. Wer durchkommt, packts. Nennen wir´s das Rechsystem.

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Das würde mir gefallen.
Aber wird dann nicht der Spießer subversiv?

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Das bilden die sich ja schon lange ein, unterjocht vom "linken, medialen Mainstrem" und Schwulen- und Migrantenverbänden, die armen, Unterdrückten. Typen wie der Fleischauer sind ja genau dafür Symptom.

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Ich kenn' diese Sorte Selbstreflexion eigentlich in erster Linie von der sogenannten "Neuen Rechte" und ihren Gesinnungsgenossen.
Und aus deren Perspektive ist das ja auch so falsch nicht: Wenn man so weit rechts außen steht wie die, ist natürlich schon das, was der Durchschnittsspießer noch unter "Bürgerliche Anständigkeit" verbucht, linksradikaler Tugendterror.

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bzw. was die "religious right" in den USA sich unter "pink agenda" oder "gay agenda" vorstellt: Weihnachten wird abgeschafft und Zwangshomoehe für Schulkinder

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Die Negation von Normativität führt nicht unbedingt zu einem Zuwachs an Emanzipation - da fehlt noch etwas
@ glanzor

Ich schätze, der Spießer ist bereits subversiv... - jedenfalls gehört er für die meisten in einen pittoresken Sonderzoo. Für normal hält sich nur der Spießer selbst - und sogar das stimmt nicht immer. In bestimmten Szene-Zusammenhängen würde ich sogar behaupten, dass dort nur noch der Spießer subversiv sein kann.

@ all

Ich mag ja Vielfalt. Aber kann man Vielfalt erzwingen? Glaub ich nicht - aber man kann Freiräume schaffen, vielfältige Vorbilder liefern, Menschen ermutigen und versuchen, ein Klima von Toleranz zu pflegen, damit ein jeder ein gutes Stück nach seinen eigenen Bedürfnissen gedeihen kann.

Das ironische Posting von Che ist ja eine Antwort auf die Normativitätsdebatte. Aber das Gegenteil von Normativität ist - wenn es denn zur Norm gemacht wird - merkwürdigerweise nie das genaue Gegenteil. Merkwürdigigerweise kann der Versuch einer befreienden oder der Befreiuung dienenden Ent-Normativierung zu neuen Normen führen, und sogar in neuen Formen von Spießigkeit.

Beispiele dafür lassen sich leicht finden.

Vielleicht ist es so: Wer als Minderheit in einer "normativen" bzw. strukturell normativ wirkenden (das hielte ich für eine bessere Formulierung) gesellschaftlichen Umgebung lebt, auf den wirkt sich in den unterschiedlichsten Formen - fast immer - ein normativer Druck aus. Nicht, dass ich das jetzt gut finde - aber ich finde, man sollte analytisch klar unterscheiden zwischen

A) unbeabsichtigten, aber strukturell normativ wirkenden Einflüssen,
B) beabsichtigten, strukturell normativ wirkenden Einflüssen
C) diskriminierend wirkenden normativen Einflüssen
D) feindseliger Normativierung

Blöderweise lässt sich das nicht immer genau trennen. Aber zwischen dem Verhalten und Absichten der jeweils einzelnen "Mehrheitsgesellschaftler" und ihrer gesellschaftlichen Dominanz- und Normativierungswirkung qua Mehrheit sollte man schon differenzieren.

Ich meine - so als Gedankengang, nicht zuende gedacht - dass jede Gesellschaft auf ihre Mitglieder normativ wirkt. Das ist bis zu einem gewissen Grad sogar natürlich - und eröffnet mitunter sogar erst den sozialen Raum, innerhalb dessen die Individuen sich miteinander austauschen. Die Fragen stellen sich, wie dieser soziale Raum normativ wirkt, ob hier offen oder verdeckt diskriminiert wird, in welchem Ausmaß, und wieviel Freiraum für das Individuum bleibt.

Wo ist das Unvermeidbare der Normativierungswirkung sozialer Räume, wo und wann ist dieser sogar Positiv, und wo schlägt es um in Repression? Die Antworten von Reaktionären, Konservativen, Wirtschaftsliberallas und von freiheitlichen Linken dürften sich an dieser Stelle massiv unterscheiden. Bei vielen Linken gab es eine zeitlang z.B. eine massive Familienfeindlichkeit in Reaktion von regressiven konservativen Vorstellungen "der Familie als Keimzelle der Gesellschaft" (inkl. einem Rattenschwanz an repressiver Normitivierung).

Die pauschalen Antworten auf diese Fragen sind imho immer die falschen...

@ Integrationsdebatte

Bei der Integrationsdebatte stören mich zwei Dinge besonders massiv: Erstens diese zwanghafte Vorstellung, ein "Migrant" bzw. Deutschtürke usw. hätte sich besonders eifrig zu integrieren, und dabei womöglich noch die "christlich-jüdische Wertordnung" (was immer das sein mag) zu übernehmen. Es hört sich viel zu oft so an, als ob es kein friedliches Miteinander, Nebeneinander und auch kein förderlicher Austausch zwischen den Kulturen möglich sei, als ob "deutsche Kultur" etwas Feststehend-Einheitliches sei, welches von Papst und dem Bundespräsidenten, sowie ein paar hetzenden Schreihälsen wie Sarrazin definiert würde.

Das andere ist, dass "Integration" ja auch etwas Positives sein kann - es bedeutet Teilhabe bzw. sollte imho genau das bedeuten. Die bloße Negierung des Integrationsdiskurses reaktionärer Kreise halte ich nicht für eine gute Idee, so sehr sie auch nahe liegen mag.

Insofern mochte ich den Begriff "Multikulti" immer sehr, verstand ihn aber weniger als Nebeneinander, denn als förderliches Miteinander. Also auch als gegenseitigen Respekt, als Freiraum für alle - und als Vielfalt, wo sich ein jeder entfalten kann.

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ansonsten sollte die Bundesregierung die Regierung Namibias ermuntern, mit der dortigen Parallelgesellschaft der ca. 25.000 Deutsch-NamibierInnen (viele davon Doppelstaatler, daher latent illoyal!) endlich Schluss zu machen, die deutschsprachigen Schulen zu schliessen und diese unangepasste Bevölkerungsgruppe schleunigst zu assimilieren und zu ovambofizieren, oder?

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Da fällt mir doch ein Text aus und über Namibia ein, in dem erläutert wurde, dass die Bevölkerung dieses Landes außer Ovambo, Himba, Herero, San, Khoi und Deutsch-Namibiern auch hierzulande völlig unbekannte ethnische Gruppen hat wie die Caprivis, die das "zweifelhafte Glück hätten, nach dem Zipfel eines deutschen Reichskanzlers benannt worden zu sein."

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den Zipfel wollte schon mal wer entfernen: http://en.wikipedia.org/wiki/Caprivi_Liberation_Army

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