Montag, 21. Juli 2014
Gaza: Die Strategie der Spannung
"Strategie der Spannung" hieß in den 1970ern die Doktrin italienischer Geheimdienste, nach der diese rechten Terror deckten oder sogar selber Attentate begingen, um sie den Linken in die Schuhe schieben zu können. Die linke Presse nannte das Selbe "Staatsmassaker". Die Schlimmsten davon waren die Bombenanschläge auf die Landwirtschaftsbank auf der Piazza Fontana in Mailand und auf den Bahnhof von Bologna, wo jeweils zahllose unschuldige Zivilisten getötet wurden. Auf dem Spiel stand damals viel: Ohne die Terrorwelle wäre es möglicherweise zu einer kommunistischen Regierung, vielleicht auch zu sozialen Aufständen links der Kommunisten gekommen. Die autonome Bewegung wurde in dieser Zeit in Italien geboren, und anders als in Deutschland war das eine ArbeiterInnenbewegung, getragen von Schichtis bei Fiat. Die massive Krimiminalisierung linker Kräfte durch ihr in die Schuhe geschobenen rechte Terroranschläge erwies sich als erfolgreiche konterrevolutionäre Strategie, dies zu einem Zeitpunkt, als die CIA nach Belieben in Südamerika Militärjuntas einsetzte.

Nach einer sehr ähnlichen Logik scheinen sich die Dinge im Gaza-Streifen zu entwickeln. Da hatte die Hamas noch vor wenigen Wochen eigentlich fertig. Nachdem Hilfe aus Syrien ausblieb und sowohl Ägypten als auch der Iran ihre Hilfe für Hamas eingestellt hatten ist der Laden pleite. Selbst die Koalition mit der Fatah ist ein Akt der Verzweiflung. Also wurden drei Torah-Schüler entführt und ermordet, um Gegenterror - die Verbrennung eines palästinensischen Jugendlichen durch israelische Extremisten - zu provozieren, um einen Vorwand für Raketenangriffe auf Israel zu haben, die israelische Luftangriffe auf den Gazastreifen zwangsläufig zur Folge haben. Denn genau das liegt im Interesse der Hamas: Bomben auf Gaza.


Ein Großteil der Palis war kurz davor, en masse gegen die Hamas auf die Straßen zu gehen, im Sinne einer nicht mehr kontrollierbaren Bewegung wie dem Ägyptischen Frühling. Davon redet niemand mehr, Israels Bomben schweißen zusammen. Die Hamas nimmt ihre eigene Bevölkerung als Geisel.

Umgekehrt braucht auch die israelische Regierung den Unfrieden mit den Palis. Kein westliches Land ist sozial so sehr gespalten wie Israel, gäbe es keinen Palästina-Konflikt wären längst die Massen auf den Barrikaden. "Occupy" war bis vor kurzem in Tel Aviv eine Bewegung, bei der Zehntausende bis über ein Jahr lang in Zelten auf blockierten Straßen wohnten, um gegen die sozialen Verhältnisse zu protestieren - mit Forderungen wie Enteignung der Reichen. Auch für Israel ist der Krieg mit den Palis ein Instrument zur Erhaltung des "sozialen Friedens" - besser gesagt des Erhalts der Klassenherrschaft.

Dass die Tyrannei des Nationalen der Verhinderung des sozialen Aufstands dient wird in keinem Konflikt so deutlich sichtbar wie in diesem.

Für soziale Revolution weltweit!

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Uff...
Könntest du das bitte ausführen?

Die drei wurden doch gar nicht von der Hamas entführt. Zwei mutmaßliche Täter gehören ihr an, aber die sind auch Mitglieder des Kawasme-Klans, welcher bekannt dafür ist ohne Auftrag oder sogar gegen Weisungen der Hamas loszuschlagen. Das wurde sogar teilweise thematisiert in den Medien. (http://goo.gl/dF8XbY) Auch ist Hamas nicht bekannt dafür mit Schuldbekenntnissen hinterm Berg zu halten. In dieser Sache wandte sie sich aber ausdrücklich dagegen und bat noch um Beschwichtigung.

Am meisten aber erstaunt mich die Idee, ein Großteil der Palis wäre kurz davor gewesen gegen die Hamas auf die Straße zu gehen. Woher kommt die? Natürlich wäre wohl Hamas (und bald auch die Besatzung) Geschichte, wenn sich die Massen organisierten, aber das ist doch nichts neues? Wo gab es denn Anzeichen, dass sie das nun auch taten?

Und warum soll die Einheitsregierung überhaupt ein Rückschlag gewesen sein? Hamas kam ihrem Ziel, mit Israel in Hinterzimmern zu verhandeln, statt in einer sozialen Erhebung gleich mit aus dem Land geschafft zu werden, doch damit einen bedeutenden Schritt näher. Denn schließlich lehnte Israel Verhandlungen vormals ab mit der Begründung (Vorwand, klar, aber trotzdem), dass keine von beiden Regierungen die Palästinenser als Ganzes repräsentiere.

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Netanjahu konsequent: Tote werden selbstverteidigt
Erinnern wir uns an den Hergang: Unter Kerry sind die Friedensverhandlungen zusammengebrochen, weil, so Kerry selbst, die Siedlungspolitik weiterging. Darauf haben sich die (finanziell und in der öffentlichen palästinensischen Reputation auf dem letzten Loch pfeifende) Hamas und die Fatah zusammengetan, was in den USA und Europa begrüßt wurde. Folgerichtig mußte Netanjahu angesichts dieser möglicherweise lösungsträchtigen Entwicklung einschreiten. Es wurden hunderte von Hamasmitgliedern verhaftet, wobei den Vorgang der Verhaftung nicht alle überlebten.

Enttäuschenderweise verhielt die Hamas der ungeheueren Provokation zum Trotz sich ruhig, was wir als Ausdruck des gesteigerten Hamas-Interesses an der Vereinigung mit der Fatah werten dürfen – dumm gelaufen für Netanjahu, der weiterhin vor einem ungelösten Problem stand: Da tut man alles, um Unfrieden zu stiften, und die Gegenseite will partout nicht unfriedlich sein.

Mit präzisem Timing wurden dann drei israelische Religions(!)schüler entführt und ermordet. In der Tat sieht das nach der "Strategie der Spannung" aus, einer Spannung, an der die Hamas in dieser Situation kein Interesse hat, die israelische Regierung jedoch durchaus.

Nunmehr nämlich mussten die drei Getöteten selbstverteidigt werden, indem man Bomben in die Sardinenbüchse Gaza wirft. Bis heute 200 abgemetzelte Palästinenser pro einem getöteten Juden lassen erkennen, was eine israelische Regierung unter Selbstverteidigung versteht.

Jetzt möchte die Hamas ihre immerhin symbolische Kompetenz beweisen, indem sie ihre Polenkracher aus dem Baumarkt ins Nirwana schmeißt. Dass dabei kein Israeli verletzt wurde, ist äußerst erfreulich. Das bejubelte ich.

Die Freude über die aktuellen terminatorischen Erfolge der IDF hingegen überlasse ich den klerikalfaschistischen Siedlern in Israel und den philosemitischen Schmierlappen hierzulande.

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Der Noergler sollte nicht unerwähnt lassen, dass die Hamas eine hohe Opferzahl anscheinend aktiv forciert. Das beeinflusst das Bild der israelischen Selbstverteidigung.

"Die radikalislamische Hamas ruft Bewohner des Gazastreifens dazu auf, sich bei israelischen Luftangriffen als menschliche Schutzschilde zu postieren. Das Innenministerium in Gaza warnte die Palästinenser außerdem davor, ihre Häuser nach anonymen Warnungen zu verlassen. Gewöhnlich kündigt die israelische Armee ihre Angriffe telefonisch an, um zivile Opfer zu vermeiden.

In einem Fernsehauftritt lobte ein Hamas-Sprecher jene Palästinenser, die kurz vor einem israelischen Angriff auf die Dächer ihrer Häuser stiegen. 'Wir rufen dazu auf, diese Praxis zu übernehmen', sagte er."

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De te fabula narratur
In der dunklen Zeit der alten Barbarei sperrte ein Mann einst Fische in ein Fass. Und obzwar er sie selbst da hineingetan hatte, störten sie ihn nun, so dass er ihre Zahl zu vermindern gedachte.

Weil er aber im Ort nicht als herzloser Tierquäler dastehen wollte, trat er an das Faß und sagte: „In 10 Minuten schieße ich auf das Fass. Bringt euch in Sicherheit."
Das machte die Fische ratlos, denn wohin sollten sie schwimmen?

Dann schoss der Mann auf das Fass, und viele Fische starben.

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Ne naiv bin ich nicht.

Ich find es scheisse wie du die Hamas als harmlosen, inkompetenten Haufen präsentierst (depperte Muselmänner vs. durchtriebene Juden-Regierung), wo sie doch im realen wie versuchten morden munter aktiv sind.

Vermutlich willst du aber eh nur pöbeln?!

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@ noergler: Warum sprechen Sie eigentlich von pro einem getöteten Juden und nicht von pro einem getöteten Israeli?
Die Palästinenser bezeichnen Sie doch auch nicht kollektiv als Muslime.

Abgesehen davon sind es nur deshalb so wenige tote Israelis, weil Häuser in Israel - im Gegensatz zu den Häusern in Gaza - häufig Schutzräume eingebaut haben und das israelische Militär Iron Dome installiert hat, um Raketen abzufangen. Es kommen trotzdem noch viele Geschosse durch.

Wer natürlich das wenige Baumaterial, das nach Gaza kommt, lieber für den Bau von Tunneln verwendet, hat dann keins mehr, um Schutzräume für die Bevölkerung zu bauen. Sirenen gibt es dort auch nicht, um sie zu warnen. Hamas setzt die Prioritäten halt anders. Weshalb das israelische Militär die palästinensiche Zivilbevölkerung vorwarnt.

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Bei aller berechtigten Kritik an dieser Bande; Menschen aufzufordern sich auf die Dächer von Häusern zu stellen, macht Hamas nicht zu Mördern, und die Ermordeten nicht zu menschlichen Schutzschilden. Dafür ist Zwang immer noch eine notwendige Bedingung und dafür gibt es einfach keine Beweise. Das stellte die NYT erst heute wieder fest.

Bleibt der Aufruf sich auf Dächer zu stellen. Sollte Hamas der Bevölkerung vorgelogen haben, das IDF wäre nicht so skurpellos, die Häuser dennoch einzuebnen, ergibt sich daraus natürlich eine Mitschuld. Gibt es darauf Hinweise?

Ansonsten ist das einfach eine ganze Ecke weniger krass, als das was Gandhi in Sachen Gewaltfreie Aktion seinen Mitstreitern abverlangte. Lemma; ggf. mit einem Lächeln im Gesicht ins Gewehrfeuer laufen usw.

Doppelmoral geht hier wohl in alle Richtungen.

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Besorgte Bürger fragen, Radion Eriwan antwortet
Arboretum:
„@ noergler: Warum sprechen Sie eigentlich von pro einem getöteten Juden und nicht von pro einem getöteten Israeli? Die Palästinenser bezeichnen Sie doch auch nicht kollektiv als Muslime.“

Radion Eriwan:

Im Prinzip ja. Weil aber die drei Entführten und Ermordeten jüdisch-orthodoxe Religionsschüler waren, die damit in besonderer spiritueller und tätiger Weise zum Judentum in seiner traditionell-klassischen Art sich bekannten, schien es mir angemessen und im Sinne der Toten selbst, sie als Juden zu bezeichnen.

Das hätte Arboretum jedoch selbst schon erkennen können.

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"Nach einer sehr ähnlichen Logik scheinen sich die Dinge im Gaza-Streifen zu entwickeln. Da hatte die Hamas noch vor wenigen Wochen eigentlich fertig. Nachdem Hilfe aus Syrien ausblieb und sowohl Ägypten als auch der Iran ihre Hilfe für Hamas eingestellt hatten ist der Laden pleite. Selbst die Koalition mit der Fatah ist ein Akt der Verzweiflung."

Hallo che: Sure? Hast Du Quellen?

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Meine primäre Quelle ist ein Gespräch mit jemandem aus dem DFLP-Umfeld, aber als Israel die ersten Bombenangriffe startete war sinngemäß das Gleiche auf den Newstickern von gmx und web.de zu lesen.


Interessanter Link in dem Kontext:

https://de-de.facebook.com/JungleWorld/posts/10152535367407002

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Geil!
@Arboretum " Hamas setzt die Prioritäten halt anders." wird mein Euphemismus des Jahres. Hole ich gleich mal zu mir rüber.

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Vielleicht sollten die Prioritäten eher so gesetzt werden?

http://netbitch1.twoday.net/stories/948989233/

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Das war nicht euphemistisch, sondern eher zynisch gemeint. Für die Hamas-Führung wurden selbstverständlich Bunker gebaut.

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Und jetzt, ihr philosemitisch Arisierten
http://www.spiegel.de/politik/ausland/gaza-ban-nennt-beschuss-von-uno-schule-schandtat-a-984287.html

Mal ein Augenblick der Besinnung?

Arboretum, lacommune - na?

Gehirnzelle, noch irgendwas?

Oder doch schon Antitoitsch?

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Als jemand, der in diesem Konflikt am Ehesten mit Ta Ayush und auch noch mit der DFLP (Demokratische Front für die Befreiung Palästinas) sympathisiert sag ich mal: Die Vorgehensweise der Zahal (vulgo:israelische Streitkräfte und Polizei und Geheimdienst) ist menschenverachtend, zynisch und rassistisch. Wenn Leute in Gaza darauf hingewiesen werden, dass sie ihre Wohngebiete verlassen müssen weil die bombardiert werden, ihre Fluchtwege aber durch Panzer blockiert werden ist das ein menschenverachtender Zynismus ohnegleichen. Der Apartheitsstaat Israel zeigt sich ein weiteres Mal als, das, was er ist: Ein kolonialistisches Siedlerregime, nicht besser als Südafrika vor 1990.

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Die aktuellen Palästinenser meines Vertrauens - beides ganz sicher keine Radikale und noch weniger radikal-religiös - reden ganz anders.
Essenz deren Sicht erscheint mir eher die Ohnmacht gegen das Unrecht insbesondere seit 1967 irgendwie zur Wehr setzen zu können. Und die Fatah sehen die insgesamt als hoffnungslos korrupten Haufen. Da hält die Hamas eher noch den Mythos des Sich-Wehrens hoch.
Der eine ist der aktuelle Chef-Architekts des Projekts wo ich arbeite, der andere ein palästinensisch-chilenischer Dichter, der eine schwerst kultige Community Radio Kultursendung betreibt.

Deine Meta-Politischen Gipfel waren mir immer zu hoch... ;-)

Peace

Lemmy

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Jetzt die von mir oder von der netten Bitch?
Was mich angeht beziehe ich mich halt auf Organisationen/Gruppen, die nicht unbedingt sehr mehrheitsfähig sind, und auf diese auch nur äußerst bedingt, da mein Interesse eher den unorganisierten, aber tendenziell linken Leuten von unten gilt. Und in Israel/Palästina sind das primär Ta Ayush, DFLP und Fida, in Kurdistan der linke Flügel der PUK und die Komalah/Khomeleh (Kurdisch/Farsi). Das ist ein Spektrum, das von pazifistisch-antinationalistisch (dabei sowohl antizionistisch als auch antiarabischnationalistisch) bis linksextrem reicht. Wobei sich bei der PUK und Komalah/Khomeleh da Maoismus und Anarchosyndikalismus durchaus mischen/treffen. Wie gesagt: Ich sympathisiere nicht mit diesen Organisationen, aber deren Standpunkte sind für mich zumindest relevanter als die der Massenorganisationen PLO, PKK und Hamas oder der Staatsregime im Nahen Osten.

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nicht von netbitch, die ist zu diplomatisch, aber egal.
Zu Palästina. Am Samstag beim Buchhandel zum Anlass des Kaufs von modernen Web-Design Bücher - für mich Nebenthema, aber ich fühl mich da langsam viel zu old school und ich mag keine Programmierer, die zu arrogant für Webzeugs sind - Shlomo Sand Buch entdeckt. Erfolg in Israel und Frankreich. Die Einleitungen sind zu interessant, dass sich meine Web-Design skills nicht modernisieren.

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Siehe dazu auch den Beitrag Rasenmähen in Gaza von Bernard Avishai im Tagesspiegel vom 24. Juli 2014.

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Also sprach Genova:
[ weil auf der Hartmut-Website wieder mal nichts geht, hier ]

"Beim Spiegelfechter findet man neben vielen vernünftigen postings auch solche, die geradezu reflexhaft Israel vorwerfen, sie würden “die Endlösung der Palästinenserfrage” betreiben, dem israelischen Staat eine Apartheid wie in Südafrika vorwerfen, die Hamas von jeglicher Schuld freisprechen etc.
Das ist Antisemitismus, denn so blöd kann man nicht sein, das für bare Münze zu nehmen. Das ist vermutlich nur psychologisch zu erklären, vielleicht so, dass die Deutschen den Juden Auschwitz nie verzeihen werden."

Geradezu reflexhaft beziehe ich mich auf die Fülle der Äußerungen des Liebermann, des Likud, der Siedler und der Partei "Unser Haus Israel", um festzustellen, dass deren primäre Agenda die Endlösung der Palästinenserfrage ist.

Was Genoven ankömmt ist es, das wir meinen, wenn wir vom schmierlappigen Philosemitismus sprechen, denn so blöd kann man nicht sein, das nicht für bare Münze zu nehmen. Das ist vermutlich nur psychologisch zu erklären, vielleicht so, dass Deutsche wie Genova den Juden Auschwitz als Pro-Bono-Statistik anhängen: Bis die Zahl von 6 Millionen erreicht ist, hat das israelische Militär noch viel zu tun.

Che sagt:
„Wenn Leute in Gaza darauf hingewiesen werden, dass sie ihre Wohngebiete verlassen müssen weil die bombardiert werden, ihre Fluchtwege aber durch Panzer blockiert werden ist das ein menschenverachtender Zynismus ohnegleichen. Der Apartheitsstaat Israel zeigt sich ein weiteres Mal als, das, was er ist: Ein kolonialistisches Siedlerregime, nicht besser als Südafrika vor 1990.“

Von glühendem Antisemitismus erfüllt darf ich hierzu ergänzend auf einen TV-Bericht der ARD hinweisen, der die Apartheidspolitik in Ostjerusalem dokumentiert: Hier werden israelische Staatsbürger, da Araber, mit Gewalt aus ihren Häusern in die Obdachlosigkeit vertrieben, die sie als ihr Immobilieneigentum in der dritten Generation bewohnen. Die zuständige Behörde stellt nämlich nach Jahrzehnten fest, dass mit dem Grundbucheintrag etwas nicht in Ordnung sei.

Genova, geh bügeln.

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@Noergler: Noch nicht gemerkt, ich hab kein Problem mit dem Label Antitoitsch.

Durchaus aber mit vielen Antitoitschen.

Der Antisemit markiert den Humanisten und nennt es dann gerechten Zorn. So läuft das.

Mit solchen latenten Antisemiten diskutier ich genug und die offenen Antisemiten findest du in diesen Tagen, in den Kommentarspalten dieses Landes. In Massen. Das können übrigens gleichzeitig Linke sein, auch wenn solche Der-Feind-meines-Feindes-ist-mein-Freund-Leute wie Moshe Zuckermann es schaffen, zu behaupten, ein Linker könne gar kein Antisemit sein.

Ja ne, is klar. Als würde das die ganze Wesenheit ausmachen und als wär man als Linker unberührt von gesellschaftlichen Prägungen!

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@ Lacommune
Diese Logik der Antisemitismusriecherei ist schlicht Selbstimmunisierungsstrategie, um Völkermord als Selbstverteidigungsrecht zu legitimieren, sie zeugt von Denkzerstörung. Klar, Lacommune, alles Antisemiten. Außer Mutti. Und Vati natürlich.

Wer das Wort Antisemitismus in den Mund nimmt und den systematischen und mit Vorsatz betriebenen Mord an Palästinensern leugnet oder unter den Tisch kehrt oder beschönigt, scheint mir eher unglaubwürdig, um hier als Freund Israels auftreten zu können. Wer ignoriert, daß man Palästinensern Wasser, Land, Zugänge zu fruchtbarem Boden wegnimmt oder diesen Zugang gar nicht erst zuläßt, wer israelische Araber in Israel als Bürger dritter Klasse behandelt, ist wenig befugt, den sowieso schon läppischen Begriff „Humanismus“ in den Mund zu nehmen.

Es gab übrigens in der BRD einem Philosemitismus, der sich deshalb einstellte, weil für diese Leute die Araber noch größere Waschlappen als die Juden darstellten. Mosche Dajan erschien ihnen als der neue Erich Rommel.

@ Nörgler
Du bist ungerecht. Genova mag kein Denker des Politischen sein. Sein Gebiet ist dafür die profunde Textkenntnis und die Exegese. In seinen Blog darf ich es ihm leider nicht mehr ins Stammbuch schreiben. Also mache ich es hier.

Und noch ein Kritikpunkt: Das Bügeln würde ich ihm nicht überlassen - zumindest nicht meine Hemden, denn ich möchte diese noch eine Weile tragen.

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@Bersarin: Mal ganz langsam. Ich feiere nicht die Politik dieses Staates und hab hier auch keinen Anlass dazu gegeben, dieses zu glauben. Also unterstell mir das gefälligst nicht!

So vielen Menschen sind doch die Menschen dort scheiß egal. Hauptsache man kann was gegen die Juden sagen, äh ich meine natürlich die Zionisten und den israelischen Staat. Um diese heuchlerische Tour zu erkennen muss man kein Freund von häufig erhobenen Antisemitismusvorwürfen sein. Und weißt du, dieses Verhalten muss gar nicht den Leuten immer bewusst sein. Ich würde da das Vermögen zur Selbstreflektion nicht überschätzen.

Und dass man zwangsläufig gesellschaftlichen Prägungen unterliegt ist Fakt. Wieso sollte sich nicht so der Antisemitismus weiterpflanzen? Oder gibt es den gar nicht lol?

Und komm mir bitte nicht mit Philosemitismus. Ich hab erst vor ein paar Tagen einem Antitoitschen zu erklären versucht, dass Philosemitismus gewisse Entwicklungen in Deutschland passend beschreibt und der Begriff zur Kritik geeignet ist.

Dieser Planet ist ein Haufen Scheiße.

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Des "Anti"deutschen Judenmacke
"@Noergler: Noch nicht gemerkt, ich hab kein Problem mit dem Label Antitoitsch."
Dieses Hinweises hätte es nicht bedurft, denn deine kerndeutsche Judenmacke ist unübersehbar.

Der Pohrt
Wer außer mir noch ein Problem mit dem Label hat, ist beispielsweise Wolfgang Pohrt. In seinem Essay „FAQ“ darfst du nachlesen, warum. Dummerweise habt ihr den mal für einen der euren gehalten. Unvergessen seine legendäre Podiumsdiskussion mit Henrik M. Broder, als Pohrt ihn fragte: „Und wenn der letzte Antisemit gestorben ist, was machen Sie dann?“
Eigentlich und in gewissem Sinne noch geiler als Pohrts Frage ist Broders Antwort. Aber die kennst du natürlich.

Die Linken
Was die Linken betrifft, so bin ich kein kompetenter Ansprechpartner, da ich nie zu ihnen gehörte. Bereits während meiner universitären Zeit waren das die wissenschaftlichen Gegner, allein schon darum, weil sie den Wahrheitsbegriff politisch definierten, ein Phänomen, mit dem du vertraut bist.

Die Gaskammer
Gleichwohl nehme ich mit Bestürzung die Berichte über Demonstrationen in Israel wahr, auf denen die Parole „Die Linken in die Gaskammer!“ skandiert wird. Mit den „Linken“ sind hierbei Israelis gemeint, die ihre Meinung äußern, dass die aktuellen Aktionen der IDF durch das Recht auf Selbstverteidigung nicht mehr gedeckt sind.

Der Humanismus
Auch mit dem Humanismus hat man bei mir kein Glück. Mein Bauchgefühl war als gymnastiastischer Altsprachler immer schon dagegen, bis dann der Frankfurter Gelehrte Theodor W. Adorno mir erklärte, dass ich damit richtig lag.

Der Zorn
Den Zorn allerdings leugne ich nicht. Er tritt bei mir stets dann auf, wenn Menschen massakriert werden. Deine Coolness, mit der du das Treiben von Mordbuben quittierst, ist staunens- aber nicht bewundernswert.

Der Moshe
Einen Moshe Zuckermann kenne ich nicht. Du scheinst ihn nicht zu mögen. Der Jude ist aber bekanntlich selber schuld, wenn man ihn nicht mag.

Die "Leibstandarte Adolf Hitler"
Falls dieser Zuckermann so eine Kaftanschmierlocke (dein Angewidertsein spricht dafür) in meiner Stadt ist, um den sich mal die Wehrsportgruppe „Leibstandarte“ kümmern sollte, sag mir Bescheid! Ich selber komme an diese Leute nicht so gut heran, zum einen weil ich‘s mit Gewalt nicht so habe, und zum anderen, weil ich auf Deutschsein, auch wo es sich dagegen erklärt, eher nicht so positiv anspreche.
Als Kommunikationsvermittler zwischen der „Leibstandarte“ und mir bist du mithin aus einem doppelten Grunde vorzüglich geeignet: erstens, weil du das Gutmenschengegreine verabscheust, das stets dann anhebt, wenn gegen die Richtigen militärisch durchgegriffen wird, und zweitens durch deinen stringenten Bezug auf deutsches Sein.

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@Noergler: Ganz schön eitler Text von dir.

Der Pohrt: Keine Ahnung was du mit Pohrt immer hast. Nur weil ich den einmal erwähnt hab. Ich kenne die Podiumsdiskussion, aber ich weiß natürlich nicht mehr den Wortlaut.

Die Linken: Tja hast Pech gehabt. Als starker Adornit und Vertreter des Gutmenschengegreine wirst du darunter verbucht.

Die Gaskammer: Dieser Planet ist ein Haufen Scheiße.

Der Zorn: Blabla. Du weißt gar nicht, ob ich dieses so "cool" nehme.

Der Moshe: Ich find ihn fast sympathisch, aber ich mag nicht, dass er sich mit allen ins Bett legt und bei manchen als Heiliger gehandelt wird. Und er redet natürlich wie jeder ab und zu Quatsch.

Die Leibstandarte Adolf Hitler: Ich hab nichts gegen Gutmenschengegreine. Der Gutmensch-Vorwurf ist eh meist lächerlich. Ich hab aber was gegen Antisemitismus und den bekomme ich mit, er wird für mich nicht auf einmal egal, wenn Palästinenser sterben.

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@ lacommune
Wenn Du mir sagen kannst, was an den von mir kritisierten Punkten in bezug auf das Vorgehen Israels in Gaza antisemitisch sein könnte, wäre ich Dir sehr verbunden. Denn nur darum ging es mir. Das brutale und völlig unangemessene Vorgehen der israelischen Armee ist kein Auswuchs eines vermeintlichen Weltjudentums, und ich entsinne mich auch nicht, für die Auslöschung des Staates Israel plädiert zu haben. Es wäre für die Diskussion hilfreich, wenn Du nicht alles in einen Topf wirfst und verrührst, sondern es geht hier um diesen konkreten Fall.

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Mein Gott, als ob nicht jeder mit IQ>100 wüßte, daß die "Antideutschen" installiert wurden, als *Africom* eine Hetz- und Schlägertruppe benötigte, um in Nordafrika und Arabien reibungslos das Schlachten durchdrücken zu können.

Und weil die "Antideutschen" so korrupt und als Kinderkreuzzug infantil sind, können ihre Gönner ihnen noch nicht einmal Zugang zur (Medien-)Öffentlichkeit verschaffen, sondern müssen ihnen heimlich, heimlich, heimlich Aufträge von Standard, Cicero und Springer verschaffen.

"Antifaschisten", die Hitlergruß-Jazenjuk abfeiern müssen und auf der Lohnliste des Springer-Konzern stehen ... herrlich, daß ich das noch erleben durfte.

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ich will da jetzt garnicht viel zu sagen, ich sehe dort nur Verrückte am Werk, auf allen Seiten. Allerdings finde ich, der Isralische Botschafter hat recht:

"Die Demonstranten bilden eine unheilige Allianz, die hauptsächlich aus drei Gruppierungen besteht: Islamisten, Neonazis und extreme Linke. "

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/gastbeitrag-zu-anti-israel-demos-israels-botschafter-entsetzt-ueber-antisemitische-parolen,10809148,27908126.html

Da wächst zusammen, was zusammen gehört.

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@ lacommune
Meine Anlässe überschätzen sich.

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@ Willy
Rassistenbashing vom Apartheitsregime ist nicht wirklich apart.
Man muß sich von diesem interessengeleiteten "Antisemitismus!“-Krakeel aber nicht dumm machen lassen. Es geht um geostrategische, nicht um Judenfragen. Dem Willy nehme ich allerdings ab, dass er schlichtweg zu doof ist, um das zu begreifen.

Mal eine Frage, Willy: Was fällt dir zum Stichwort „Urfaust“ ein? Und was würde deine Ehefrau wohl dazu sagen, wenn sie erführe, dass zu ihrer Charakterisierung als Katalognutte dir so rein gar nichts einfällt?

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Es geht hier nicht um Deine Befindlichkeiten, Willy56, sondern darum, daß die israelische Armee in Gaza Zivilisten massakriert und in Israel/Palästina Apartheitspolitik betreibt. Die Kritik des israelischen Botschafters an den Demonstrationen ist von ihrem Gehalt etwa so zu werten, als kritisierte ein Vertreter des ZKs der SED die Montagsdemonstrationen in der DDR.

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So, dann mache ich mal ein Fass auf
Zu den Zeiten, als ich studierte, in den 1980ern, gab es eine weitverbreitete Parole, die, oftmals plakatiert in ASTA-Räumen oder linken WGs, so lautete: "Kampf dem Faschismus, ob Apartheid oder Zionismus!". Hintergrund war das Weltbild der damaligen Antiimps (der echten, nicht, die von Antideutschen heute so genannt werden und die das Umfeld von Stadtguerrillagruppen wie RAF und Rote Brigaden bildeten). Sie sahen die israelischen Siedler und die Zahal, Apartheid-Südafrika und Pinochet-Chile bzw. alle lateinamerikanischen Militärdiktaturen als das aktuelle Gesicht des Faschismus in Staatsform an: Siedlerregime, die sich über die Unterdrückung von indigenen Bevölkerungen durch als "zivilisierter" sich legitimierender Eroberergruppen definierten. Die Palästina-Solidarität der Antiimps machte sich aber nicht an Solidarität mit PalästinenserInnen an sich fest, sondern an Solidarität mit der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), die der RAF als Vorbild diente, im Westen allgemein als besonders extremistische Terrororganisation angesehen wurde, aber zum Bleistift von der OAU

http://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_f%C3%BCr_Afrikanische_Einheit


oder der Bewegung der Blockfreien als honorige politische Bewegung anerkannt wird. Wenn heute sich als antiimperialistisch definierende Linke sich mit der Hamas solidarisieren, so vollziehen sie den Schulterschluss mit einer Organisation, die von den Geheimdiensten Saudi-Arabiens und Katars mit dem Wohlwollen des Mossad gegen die PFLP und die linkere DFLP aufgebaut wurde, da diese marxistischen PLO-Gruppen auf den Ölfeldern Saudi-Arabiens und der öligen Emirate als quasi-Gewerkschaften auftraten, die die Rechte der palästinensischen Migrationsarbeiter vertraten.


- Diese sehr verkürzte und reduktionistische Wahrnehmung Israels, diesen Holzschnitt-Antiimperialismus habe ich freilich nie vertreten.

Meine eigene, seit 25 Jahren unveränderte Haltung zu dem Thema ist u.a. hier dargestellt: http://che2001.blogger.de/stories/386740/

Ach ja, mich prägte dabei sehr die Position meines Kommilitonen und Genossen Gadi Algazi, der Name lässt sich ja googeln.
Es gibt in Israel eine sozialrevolutionäre und nichtzionistische Linke!

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Ich denke genau das meint der Landesmann, die Vergleiche Israels mit der DDR oder dem Apartheids-Südafrika sind doch ziemlich eindeutig.

Leute die auf Demos gehen, auf denen Allahu akbar geschrien wird und dann noch behaupten, sie seine Linke, spinnen eindeutig.

N
Und du noergler bist ne Witzfigur. So eine wie meine Frau musst du erstmal für dich gewinnen. Aber die Frauen aus der III. Welt in Europa sind ja alles Nutten, wissen wir.

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Wo hast Du Deine Frau denn gewonnen Willy? In einer Skatrunde oder beim Poker? Du stehst manchmal ziemlich auf dem Schlauch und siehst nicht einmal im Ansatz, worauf der Nörgler in seinem Kommentar hinauswollte.
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Che hat es doch deutlich geschrieben, um welche Richtung es geht. Die Menschen laufen in Gaza und auf Demos denen nach, die ihnen am meisten versprechen und bieten. Im Moment ist dies die Hamas - die natürlich keine linke Befreiungsbewegung ist, sondern ein klerikal-konservativer Verein. Die Teilnehmer solcher Demos sind ausgesprochen heterogen. Wie bei linken Demos auch. Die Absicht des israelischen Botschafters, diese Demos insgesamt zu diskreditieren, um das eigene mörderische Tun zu legitimieren, erscheint mir doch sehr durchsichtig. Nein, diese Menschen auf den Demos sind keine Heiligen, und es befinden sich darunter einige saftige Klerikalfaschisten. Ich habe genug dieser Kundgebungen besucht und kenne die Szene ein wenig. Dennoch haben diese Menschen mit ihren Forderungen recht.

Der Vergleich mit der DDR hinkt, das stimmt. Denn diese hat nicht systematisch Landstriche und die darin in ihren Häusern lebenden Menschen ausradiert.

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Jawohl, klerikal-konservativ ist die Hamas, wie die deutsche Zentrumspartei, Israel eine Diktatur wie die DDR und keine Demokratie nach westlichen Muster (als wär das nicht schon schlimm genug) und die Menschen laufen ganz nach ihrer Natur zum Futtertrog. Alles ganz einfach.

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Sagt mal, seid Ihr beide so bescheuert oder könnt Ihr das tatsächlich nicht sehen, was in Israel und Palästina vorgeht? Der Nörgler brachte das schöne Beispiel mit dem Mann, der seine Fische nicht mehr mochte. Natürlich ist Israel eine bürgerlich-westliche Demokratie (Zumindest versucht Israel den Anschein zu erzeugen). Allerdings eine solche, die nur bestimmte Menschen partizipieren läßt. Südafrika war ebenfalls eine Demokratie, die USA auch. Aber nicht für Schwarze.

Ich weiß nicht, lacommune, wie Du es fändest, wenn Du morgens zur Arbeit willst, durch zehn Passierstationen mußt, dabei einen Umweg von 20 km fährst, obwohl Deine Arbeit nur 500 m von Deinem Wohnort entfernt ist. Ich weiß auch nicht, wie Du es findest, wenn Deine Wohnung plötzlich von Armee-Einheiten gestürmt und verwüstet wird. "Oh leider nichts gefunden, tut uns leid." Ich weiß auch nicht, was Du davon hältst, wenn Du morgen erfährst, daß Dein Haus leider ab übermorgen einer anderen Familie gehört, weil Dein Grundbucheintrag nicht stimmt. Ich weiß nicht, ob Du bei 35 Grad im Schatten, während einer endlosen Kontrolle und einer Arretierung nicht nach 12 Stunden Durst auf ein Glas Wasser hättest. Wahrscheinlich nicht. Und das sind ja auch nur die üblichen Kontrollen. Ich nenne einen solchen Umgang mit Menschen ein Apartheitsregime. Oder siehst Du das anders, lacommune? Wie bewertest Du den Umgang mit den Palästinensern. Als freundschaftliches Stupsen?

Typen wie Benjamin Netanjahu wollen keinen Frieden, sondern sie suchen bewußt die Eskalation. Ihr Wunsch ist die Endlösung der Palästinenserfrage. Nicht mehr, nicht weniger. Haß erzeugt Haß. So einfach ist das. Das Apartheitsregime in Israel, bestehend aus einer unheilvollen Koalition aus Klerikalfaschisten und Rechten, hat keinerlei Interesse daran, mit den Palästinensern eine Lösung auf Augenhöhe zu finden.

Eure berechtigte Empathie für die Opfer des Holocaust läßt sich nicht gegen das Leid der Palästinenser in Gaza aufrechnen. Egal ob die Hamas nun reaktionär oder klerikal-faschistisch oder terroristisch agiert. (Wobei Terrorismus immer im Auge des Betrachters entsteht. Für die Palästinenser sind eben andere die Terroristen. Und sie fragen nur noch danach, wer ihnen hilft.)

“Wer Mitgefühl mit Juden hat, hat auch Mitgefühl mit den Menschen in Gaza” übertitelte der Blog Mondoprint http://mondoprinte.wordpress.com/2014/07/28/wer-mitgefuhl-mit-juden-hat-hat-auch-mitgefuhl-mit-den-menschen-in-gaza/ als Zitat einen seiner Beträge.

Euch geht dieser Blick für Gewalt vollkommen ab und aus dem Grunde glaube ich Euch auch das Mitgefühl nicht, das ihr vorgeblich für die Israelis hegt. (Bevölkerung kann man ja nicht schreiben, denn das schlösse auch die Palästinenser ein. Aber die gehen Euch am Arsch vorbei.)

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Verteidige ich hier irgendwo den Umgang mit den Palästinensern? Lern mal lesen Bersarin. Dann musst du nicht mehr auf unfaire und unverschämte Weise meine Aussagen "interpretieren", wie du es seit deinem ersten Beitrag in diesem Thema gemacht hast.

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Du schweigst, relativierst, unterstellst Antisemitismus, windest Dich um den heißen Brei herum. Das ist es, was ich lese. Dieses Schweigen ist schon sehr beredt.

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Aber wenn Du es ebenso siehst, daß Israel als Apartheitsregime agiert und im Gaza-Streifen eine unverhältnismäßigen brutalen, gnadenlosen Krieg führt, der eliminatorische Züge trägt; einen Krieg, den Israel dennoch niemals gewinnen wird (schon aus diesem Grunde sollte Israel sich rein pragmatisch eine andere Strategie zulegen), dann sind wir ja eine Meinung und ich sehe keinen Grund zum Disput. Umso besser.

Im übrigen bin auch ich der Meinung, daß es keine Option ist, den Staat Israel ins Meer zu treiben, wie dies einige Araber möchten. Aber diese Option ist im Moment sehr unwahrscheinlich. Insofern sollten wir uns auf die momentan sichtbaren Felder beschränken.

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Ich bin die schmutzige Fantasie, an der du deine überaus klaren und starken Meinungen abarbeiten kannst. :)

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Nein, Du bist nur der Typ mit der "kerndeutschen Judenmacke". Mehr nicht.

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Die kurdische Peshmerga geht im Irak und auch in Syrien in die Offensive gegen die Islamisten. Das ist mal eine gute Nachricht. Berxwedan Jihane, Biji Kurdistan Azad!

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@"Leute die auf Demos gehen, auf denen Allahu akbar geschrien wird und dann noch behaupten, sie seine Linke, spinnen eindeutig." Es gab mal Zeiten, da schrien Linke auf Demos "Hängt Gott an seinen Eiern auf!"

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wusste gar nicht, dass SIE Eier hat :-)

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Che, der Atheismus ist eine Form von orientalistischem Diskurs, der die kulturelle Identität der nichteuropäischen Völker zerstören soll. Judith Butler hat uns alle doch darüber aufgeklärt, dass Hamas und Hisbollah teil der globalen Linken sind, also was soll man erwarten?

Die Israelis lassen 1000 Palästinenser frei im Austausch gegen einen einzigen gefangenen Soldaten, und die Hamas lagert ihre Waffen in Schulen und schießt ihre Raketen aus Wohnvierteln heraus nach Israel, damit beim Gegenangriff möglichst viele Zivilisten umkommen, die man dann wiederum den Israelis vorwerfen kann.

Mir völlig schleierhaft, wie man sowas auf eine Stufe stellen kann. Die Mörder der drei Religionsschüler haben mit Sicherheit genau gewusst, was sie taten.

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Übrigens ist es immer wieder bemerkenswert, wie Menschen, die sich hochtrabenden, komplizierten Theorien verschreiben, das banalste Urteilsvermögen abgeht, wenn es sich um Politik handelt.

Foucault mit seiner Begeisterung für Khomeini, Adorno mit seinem Versuch, in die Reichsschrifttumskammer der Nazis aufgenommen zu werden, Judith Butler und die Hamas, wirklich eine intellektuelle Katastrophe.

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Willy, Deine Theorien sind nicht hochtrabend und auch nicht kompliziert. Das, denke ich, ist eine erhebliche Selbstüberschätzung.

Was das Urteilsvermögen betrifft, stimme ich Dir aber zu. Wenigstens eine Deiner Selbstbeschreibungen haut hin.

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Die Ungenauigkeiten sind ein Teil der Gottespest
Gottespest nannte der Anarchist Johann Most, als Polemiker genial, der titelte mal einen Text über Kapitalisten, Politiker und PR-Leute "Wider Hungerspekulanten, amtierende Wolkenschieber, Parlaments-Quatschmichel und andere Schmachgestalten", und geißelte damit den religiösen Extremismus. Judith Butler, die einen traditionellen, d.h. an marxistisch-leninistischen Denkmustern orientierten Antiimperialismus vertritt, hat sich massivst dagegen verwehrt, pro Hamas vereinnahmt zu werden.

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-08/judith-butler-kritik-israel-antwort

Foucault "begeisterte" sich nicht für Khomeini, sondern als die iranische Revolution sich ereignete, glaubten praktisch alle westlichen Linken an eine soziale Revolution im Iran, da bis zur Einsetzung Khomeinis als Revolutionsführer die iranische Revolution hauptsächlich von der Armenbevölkerung Teherans, den "Mustasafin" (Barfüßigen) und den kommunistischen, sozialrevolutionären und radikal-linksislamistischen Bewegungen (Tudeh-Partei -orthodox-moskaukommunistisch, Volksfedayin - guevaristisch, Volksmuddjaheddin - persisch-nationalistisch mit Baath-Tendenzen, Peykar - maoistisch, Komalah - kurdisch-separatistisch mit einer quasi anarchosyndikalistischen Interpretation der chinesischen Kulturrevolution und Rätekommunisten) getragen wurde. In der Autonomie Neue Folge 1 gab es da mal einen Text "Der Schiiten-Sozialismus der Khomeinisten". Dass dann Zehntausende der frühen AktivistInnen der Iranischen Revolution aus diesem Spektrum hingerichtet wurden war der wesentliche Schritt zur Machtkonsolidierung des Mullah-Regimes. Das nicht vorausgeschaut zu haben lässt sich aber Foucault nicht anhängen - die ganze westliche Linke, geprägt durch exil-iranische marxistische GenossInnen hat das nicht gepeilt.

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Ich habe dem Willy damals bei mir im Blog diesen Foucault-Bezug anhand von Texten und Interviews aus den "Dits et Ecrits" ausführlich erläutert und habe genau das belegt, was Du schriebst. Willy will es nicht wissen und deshalb ist es sinnlos, diese Sachverhalte ihm wieder und wieder zu erklären. Allenfalls fürs gelehrte Publikum hat es einen gewissen Wert, damit keine falschen Dinge im Raum stehen bleiben.

Gleiches gilt für den Schwachfug, den Willy zu Adorno schrieb. Klar, als Jude hatte Adorno ein ungeheures Interesse daran, daß er in der Reichsschrifttumskammer wahrgenommen würde, denn Adorno war bekennender Selbstmörder mit Hang zum Nihilismus. Deshalb auch seine "Negative Dialektik". Nichts schöner, als im Lager zu enden, dachte Adorno sich.

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"Ich bin eine Wissenschaftlerin, die durch das jüdische Denken zur Philosophie gekommen ist, und ich verstehe mich als jemand, der eine jüdische ethische Tradition verteidigt. Ich wurde in der Synagoge The Temple in Cleveland, Ohio, unter Anleitung von Rabbi Daniel Silver ins Judentum eingeführt und entwickelte dabei radikale ethische Positionen auf der Grundlage des jüdischen philosophischen Denkens. Während meiner Einweisung ins Judentum habe ich auf Schritt und Tritt gelernt, dass es nicht hinnehmbar ist, im Angesicht von Ungerechtigkeiten zu schweigen. Ich habe Philosophie an der Universität Yale studiert und dabei immer wieder über Fragen jüdischer Ethik nachgedacht. Diese Juden glauben irrtümlicherweise, dass der Staat Israel das Judentum unserer Zeit repräsentiert. Dabei hat es immer auch jüdische Traditionen gegeben, die sich staatlicher Gewalt widersetzten. Auf der einen Seite also glauben Juden, die Israel kritisieren, womöglich, dass sie keine Juden mehr sein können, wenn Israel für das Judentum steht. Meiner Ansicht nach gibt es starke jüdische Traditionen, sogar frühe zionistische Traditionen, in denen Wege eröffnet werden, um sich allen Formen von Gewalt, einschließlich der staatlichen, zu widersetzen. Es ist von größter Bedeutung, dass diese Traditionen für unsere Zeit gewürdigt und wiederbelebt werden – sie stehen für die Werte der Diaspora, die Kämpfe um soziale Gerechtigkeit und den immer bedeutsameren jüdischen Wert, "die Welt zu reparieren" (Tikkun). Und es ist nur umso schwerer, den Schmerz einer solchen Anschuldigung auszuhalten, wenn man zu bekräftigen versucht, was am Judentum von höchstem Wert für das Nachdenken über die zeitgenössische Ethik ist. Ich behaupte, dass sich all diese Werte von bedeutenden jüdischen Quellen ableiten, was nicht heißen soll, dass sie sich nur von diesen Quellen ableiten."

Wie identitär Butler drauf ist.

Soll se doch mit Grigat Hände schütteln, der auf seinem Seminar mal sichtlich stolz verkündete, alle seine Zitate im Laufe des Tages wären von Juden gewesen und das wäre kein Zufall, weil die Juden von einer Religion geprägt seien, die im hier und jetzt spielt.

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Zumindest ist mir ein solches skeptisch-säkulares mit der Philosophie gepaartes Judentum lieber als die Sicht derjenigen, die in Israel die Verwirklichung von Adornos Nichtidentischem sehen. Israel ist ein Staat wie jeder andere: er agiert unter kapitalistischen Bedingungen, führt von Zeit zu Zeit Kriege und betreibt gegenüber den Palästinensern ein Apartheitsregime. Andererseits sind die messianischen Entrückungen, sofern sie denn am Ende doch wieder die Säkularisierung und Vergegenständlichung einer verhüllten Utopie bedeuten, nur das andere Extrem der realen Verhältnisse. Es gibt keinen unbeschädigten Ort, von dem aus sich denken ließe. Das allein bleibt als Erkenntnis festzuhalten und das zeichnet ebenso den Israel/Palästina-Konflikt aus.

„Während meiner Einweisung ins Judentum habe ich auf Schritt und Tritt gelernt, dass es nicht hinnehmbar ist, im Angesicht von Ungerechtigkeiten zu schweigen.“ Wenn die Beschäftigung mit Religion in solche Sätze mündet und jemand ein Sensorium für Gewalt entwickelt, ist das nicht die schlechteste Variante von religiösem Sinn, obgleich ich dem Religiösen gegenüber als Sinngebungsinstanz mehr als skeptisch eingestellt bin, weil sie mehr Nebel produziert als Wissen. Umso besser, wenn eine prominente Frau, die sich als Jüdin bezeichnet, das Vorgehen des Staates Israel kritisiert. Ebenso wie die aus einem ganz anderen Zusammenhang stammenden ausgewogenen Analysen von Gideon Levys, der sich als Israeli sieht.

Einmal davon abgesehen, daß Sprache immer identitär zuschreibt, weil sich ansonsten Menschen nicht unterhalten könnten, muß Jüdischsein keine identitäre Zuschreibung sein, sofern man es nicht als bloßes Prädikat gebraucht. Es kommt hier ganz auf die Bestimmungen an. Wie man das Identitätsprinzip als notwendige Bedingung, um Sätze überhaupt aussagen zu können, im Hinblick auf die Philosophie von Judith Butler gewichtet, bleibt dabei eine andere Sache. Hier geht es primär um die Politik Israels und nicht um das teils kritikwürdige Philosophiekonzept von Butler.

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"Während meiner Einweisung ins Judentum habe ich auf Schritt und Tritt gelernt, dass es nicht hinnehmbar ist, im Angesicht von Ungerechtigkeiten zu schweigen."

WTF?

Ich mißtraue ganz grundsätzlich Leuten, die für solche Banalitäten eine religiöse Begründung brauchen. Was soll denn das heißen? "Bevor ich das Licht gesehen habe, fand ich es voll okay, bei Ungerechtigkeiten wegzusehen und die Klappe zu halten." Oder was?

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Das Problem ist, daß sich solche Einstellungen, weshalb nämlich Gewalt abzulehnen ist und weshalb angesichts von Ungerechtigkeit in der Welt nicht geschwiegen werden darf, nur bedingt begründen lassen. Insofern scheint mir das intuitive Moment der Religion, das eben nicht nur als Begründung, sondern als eine Art Einsicht und Hinzutretendes wirkt, ohne die Begründung gänzlich zu suspendieren, nicht besser oder schlechter als das rein diskursive Moment. Über jenes Hinzutretende in solchen Fragen schrieb ebenso Adorno, er verwendete dafür die Begriff Takt und somatisches Moment, die sich ebenfalls nicht in der reinen Begründung erschöpfen, sondern auf die Sphäre eines anderen deuten. Ebenso ließe sich als nicht-rationales Moment auf Schopenhauers Mitleidsethik rekurrieren. Der Kategorische Imperativ ist ein Imperativ, der zugleich problematisch sich darstellt. Seine Begründung aus dem Faktum der Vernunft bleibt vielfach unzureichend, führt fast ein Moment von Willkür mit sich. Der Einspruch gegen Gewalt ließe sich allenfalls aus einer Klugheitsregel motivieren: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu! (Diese Goldene Regel ist, nebenbei geschrieben, nicht identisch mit Kants Kategorischem Imperativ.) Gegen Rationalität bleiben dieser Imperativ sowie seine pragmatischen Ableitungen am Ende sperrig, weil die Begründungen aus der gleichen Sphäre der Rationalität stammen, mit der sich die Handlungen der Gewalt ebenso rechtfertigen lassen. Am Beispiel Israels: Territoriale Integrität und damit Recht aus Selbstverteidigung können unter bestimmten Umständen rational höher zu gewichten sein als das Leben anderer Menschen.

Die Kritik der Gewalt wird immer ein „Argument“ in Anspruch nehmen, das jenseits bloßer rationaler Begründbarkeit fungiert. Darin übrigens gründet die nach wie vor anhaltende und nicht abzuschaffende Attraktivität der Religion. Selbst Habermas mußte sie einbekennen, weil seine prozedurale und auf rationaler Verfahrenslogik basierende Moralphilosophie (sprich Diskursethik) ein Moment von bloßer Funktionalität mit sich führt. Hätte Habermas seinerzeit die Philosophie Adornos ernster genommen, bliebe ihm die Schmach erspart, dies einbekennen zu müssen, denn es gibt in postsäkularen Zeiten, in denen die Religion dennoch eigenartige Triumpfe feiert, Möglichkeiten des Denkens, die über das rein rationale Begründen hinaus sind und die dennoch keine rein religiösen Motive in Anspruch nehmen müssen. Wie gesagt: bei Adorno ist es das somatische Moment.

Butlers Denkfigur mag sich zunächst naiv ausnehmen. Im Gefüge umfassender instrumenteller Rationalisierung scheint in ihr dennoch ein Moment von Widerstand auf, das über der reinen Begründungsfunktionalität liegt, die als instrumentelle so oder in eine andere Richtung gewendet werden kann.

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Hhm, in einem gewissen Sinn hast Du sicherlich recht, ein wenig widersprechen würde ich dennoch.

Zum einen ging es nicht um Gewalt, sondern um Gerechtigkeit.

Ein Gewaltverzicht läßt sich in der Tat nicht begründen, außer wahrscheinlich religiös. Aber da ich auch kein grundsätzlicher Gegner von Gewalt bin (ich würde Che durchaus zustimmen, daß es gerade dringend notwendig wäre, der Peshmerga ein paar Leopardpanzer zukommen zu lassen), ging es mir nicht um die Frage der Gewalt, sondern um die Frage der Gerechtigkeit.

Was aber als gerecht empfunden wird, ist von vornherein nichts Absolutes, sondern ein historisch-kulturell Gewordenes. Insofern läßt sich darüber, was gerecht ist, ziemlich trefflich streiten. Allerdings gerade nicht mit Anhängern einer geoffenbarten Religion. Denn denen hat ja ihr Gott geflüstert, was gerecht und was ungerecht ist (und der Ausgewogenheit halber: Mit Stalinisten kann man diese Diskussion genausowenig führen).

Aber auch darum ging es ja in Butlers Zitat nicht. Sondern darum, wie man sich verhalten soll, wenn man etwas als ungerecht empfindet - unabhängig davon, woraus sich das eigene Gerechtigkeitsempfinden speist. Und da halte ich es für einen Imperativ, das Maul aufzumachen und seinen Protest zu artikulieren. (Daß das unter den Bedingungen einer Tyrannis gleich welcher Art schwierig sein mag, spielt hier nicht hinein, denn weder uns noch Butler drohen irgendwelche ernsthaften Konsequenzen, wenn wir uns kritisch äußern).

Ich gebe bereitwillig zu, daß es für diesen Imperativ keine allgemeinverbindliche, rationale Begründung gibt. Das kommt einfach aus dem Bauch heraus, oder um es adornitischer zu formulieren: Es ist idiosynkratisch. (Auch Du handelst danach, ich erinnere Dich nur an Julia Seeligers unsägliches Hartz IV Geschreibsel und Deine Reaktion darauf).

Ich bin aber sicher, daß am allerwenigstens ein Rekurs auf Religion hilft, diese Begründungslücke zu schließen.

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