Sonntag, 2. August 2015
Divide et impera: Fortsetzung des Beitrags
Aus Gründen der Übersichtlichkeit setze ich meinen Beitrag zur Euro-Krise, Sozialabbau und der Herleitung der aktuellen Situation hier in einem seperaten Posting fort, also anknüpfend an das hier:

http://che2001.blogger.de/stories/2517973/

Wenn wir uns die "mobilisierende" Wirkung von HartzIV vor Augen halten ist wichtig, sich dabei im Kontrast mit dem alten Sozialversicherungsystem zu beschäftigen. Vor den Hartz-Reformen bestand das System aus den zwei Komponenten Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe. Das Arbeitslosengeld entsprach in etwa dem heutigen ALG 1, abgesehen von der Tatsache, dass es über längere Zeiträume ausgezahlt werden konnte, die Arbeitslosenhilfe hingegen einem reduzierten Satz, bei entsprechenden Einkommen allerdings deutlich über Sozialhilfesatz.

Insofern war der hier geäußerte Kommentar von h.z. zum Thema Höhe des Versorgungssatzes, der mich zu dem ganzen Beitrag hier überhaupt motivierte inhaltlich hanebüchener Unsinn.

http://che2001.blogger.de/stories/2510913/#2512592

Bei Geringverdienenden wirkte sich der Unterschied kaum aus, aber bei Personen, die vor der Arbeitslosigkeit 2500 netto verdient hatten bedeutete Arbeitslosenhilfe dann etwa 1700 Euro - bei Nichtwiedereinstellung formaljuristisch im Extremfall ein Leben lang, was angesichts quartalsweiser Überprüfung der Einkommensverhältnisse und Zwangsvermittlung in andere Jobs durch das Arbeitsamt allerdings faktisch ausgehebelt wurde. Wie radikal der Paradigmenwechsel war macht in der Rückschau für mich persönlich ein Gespräch mit einem Rechtsanwalt klar, dem ich 2002 erklärte, dass HartzIV die Abschaffung der Arbeitslosenhilfe zugunsten Sozialhilfe für alle Langzeitarbeitslosen einschließlich Eigentumspfändung bedeute. Er weigerte sich zunächst das zu glauben unter Bezugnahme auf seine Klientel (entlassene Werftarbeiter, Kesselbauer und Volksmarinepersonal in Meckpomm): Die Bevölkerungen ganzer Landstriche würden ja ihre Zukunftsplanung rund um die Arbeitslosenhilfe aufbauen. Nun ja, tun sie nicht mehr. Neben der Verarmung ganzer Bevölkerungsgruppen und der Verschärfung des unmittelbaren Arbeitszwangs, auch des Zwangs zu prekärer Arbeit bedeutete HartzIV zugleich auch einen Rechtsbruch: Eine bislang durch Einzahlung in die Sozialkassen garantierte Leistung wurde durch einseitigen Bruch des Versicherungsverhältnis willkürlich aufgekündigt, meines Erachtens der größte Versicherungsbetrug der Geschichte. Was würde wohl geschehen, wenn die Allianz sagen würde, ab jetzt zahlen wir keine Lebensversicherungen mehr aus sondern nur noch die Sterbegeldsumme, weil: Ist so?

Der Staat kann das, weil er eben der Staat ist und über das Gewaltmonopol verfügt.

Der zweite treibende Faktor neben der plötzlichen Aufkündigung jahrzehntelang selbstverständlicher Rechtsgarantien und der Androhung der völligen Verarmung war die zeitgleiche Etablierung eines Billiglohnsektors. Wie auch bei Arbeitslosengeld II, das als bloße Vereinfachung behördlicher Regelungen und Zusammenlegung von Leistungen von Sozial- und Arbeitsämtern begründet und angekündigt worden war, aber tatsächlich eine massive Entrechtung von Menschen bedeutete (als ich in Vor-Hartz-Zeiten arbeitslos geworden eine ganzjährige Weiterbildung zum Webdesigner in Anspruch nahm war das für alle KursteilnehmerInnen noch etwas, das wir als uns zustehendes Recht betrachteten, weil wir dafür Versicherungsbeiträge eingezahlt hatten, es gab mal eine Arbeitslosenbewegung, die Weihnachts- und Urlaubsgeld für Arbeitslose einforderte) basierte dieser auf einer Mogelpackung.

Eine beratende Kommission für eine gesamtdeutsche Verfassung nach dem Zusammenbruch der DDR hatte das Modell einer "negativen Einkommenssteuer" entwickelt, d.h. Beschäftigte in defizitären Branchen wie Bergbau, Werften oder maroden Ostbetrieben sollten erheblich weniger Lohn bekommen als tariflich üblich, die Differenz zum Nettolohn sollte ihnen aber vom Staat zugeschossen werden, so dass sie netto genauso wie nach Tarif verdienten, aber keine Steuern mehr zahlten sondern im Gegenteil der Staat Steuern an sie. Berechnungen zufolge wäre dies wirtschaftlicher und vor allem zum Erhalt konkreter Arbeitsplätze zielführender gewesen als allgemeine Subventionen wie Werftenförderung oder Kohlepfennig. Dieses Modell wurde schrittweise überführt in einen tatsächlichen Niedriglohnsektor mit ethisch oder politisch nicht begründbaren Unterbezahlungen (Die WOB-AG, früher Auto 5000 ist ein Paradebeispiel, wie da ein Vorzeigekonzern des Hochlohnsektors beispielhaft vorangeht und der eigenen Belegschaft den Klassenkampf von oben erklärt). Die Doppelwirkung (Double Action auf Englisch, was ja auch die Wirkungsweise eines Revolvertyps ist) dieser beiden Faktoren liegt auf der Hand: Auf der einen Seite entgarantierte ALGII Menschen von bisher selbstverständlichen sozialen Leistungen und setzte sie einem enormen sozialen Druck bis hin zur Enteignung aus, auf der anderen Seite wurde der intensivierte Zwang zur Arbeit mit Billig-Beschäftigungsverhältnissen verbunden, wie sie bis dahin gar nicht legal waren - sozusagen zurück ins Zeitalter von Schuldturm und Galeerendienst. Auf der hierdurch erst ermöglichten Intensivierung der unmittelbaren Ausbeutung und der Verschlankung der Produktionsprozesse auf partielle Billigproduktion in Segmenten der an sich lohnintensiven exportorientierten industriellen High-Tech-Bereiche basiert der Erfolg des Exportweltmeisters Deutschland und entsprechend die Schwächung der nicht an diesem Organisationsmodell partizipierenden EU-Staaten.

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Weitere Methoden
Die Leistungsberechner für ALG2 haben ihr Budget, das sie nicht überschreiten dürfen. Das führt dazu, das berechtigte Ansprüche nicht gewährt werden, sondern eingeklagt werden müssen. Damit es nicht zu Klagen kommt, werden die Antragsteller eingeschüchtert und da dies überwiegend funktioniert, sparen die Kommunen unter dem Strich mehr Geld ein, als sie wegen verlorener Prozesse auszahlen müssen. Damit man aber überhaupt klagen kann, braucht man einen Ablehnungsbescheid für den Widerspruch, den man gegen den Leistungsbescheid eingelegt hat. Was aber, wenn man auch nach Wochen keinen Ablehnungsbescheid bekommt (ein nicht unüblicher Trick)? Da hilft dann auch nur, die Erteilung des Bescheides über den Widerspruch einzuklagen. Das kann dann gerne zwei Jahre dauern, bis es zur Hauptverhandlung kommt, die dann üblicherweise blitzschnell über die Bühne geht. Der Richter sagt dann den Anwälten der Gegenseite kurz und knapp, sie bräuchten gar nicht zu argumentieren, was sie zu sagen hätten, wäre schon in vielen vorherigen Verfahren als nicht rechtens zurückgewiesen worden, den Klägern sei Recht zu geben.- So ist es meinem Nachbarn ergangen, der leider kurz nach dem Prozess unerwartet früh verstarb. Reaktion des Sozialzentrum gegenüber seiner Frau: Erstens herzliches Beileid. Zweitens: Ihre Wohnung ist nun unangemessen groß. Suchen Sie sich eine neue.

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So etwas gab es schon vor HartzIV-Zeiten
Als ich damals in Göttingen Sozialhilfe bezog teilte mir meine Sachbearbeiterin mit, ich müsste umziehen, da meine Wohnung zu teuer sei. Da es für Göttingen keinen Mietpreisspiegel gab wurde der von Gelsenkirchen herangezogen, der damals bezüglich auf die Mietpreise billigsten westdeutschen Stadt. Sobald mein Rechtsanwalt dem widersprach war davon nicht mehr die Rede. Das Spiel damals war immer das, dass Frau Sozialamt mir Briefe mit irgendwelchen Zumutungen schrieb, sobald mein Anwalt antwortete war das alles gegenstandslos. Jedes mal schrieb ich, Post wäre an meinen Anwalt zu richten, sie kam trotzdem immer zu mir, sobald mein Anwalt reagierte machte die Gegenseite einen Rückzieher -in Zeitabständen von Wochen, nicht Jahren. Schon das Ansinnen des Sozialamts, meine Eltern seien unterhaltspflichtig - für einen Menschen mit abgeschlossenem Studium - wurde nicht weiterverfolgt, als der Anwalt mitteilte, er teile diese Rechtsaufassung nicht. Wie er mir erklärte müssten alle Sozialämter diese Zumutungspraxis aufgeben, falls jemals von BezieherInnen ein Prozess in dieser Sache gewonnen würde.

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Die Arbeitslosenversicherung ist von Anfang an als eine sogenannte Risikoversicherung konzipiert. Das heisst: Sie zahlt nur, wenn das statistisch unwahrscheinliche Risiko einer Dauerarbeitslosigkeit tatsächlich eintritt. Deshalb bezahlt man da relativ wenig ein und bekommt im Schadensfall ziemlich viel raus.
Deshalb würde ich nicht ausschliessen, dass der Begriff "größter Versicherungsbetrug der Geschichte" möglicherweise versicherungstechnisch nicht haltbar ist.

Ich zahl übrigens als Freiberufler die ca. 90 Euro im Monat und bin dann wie ein Angestellter arbeitslosenversichert. Die Höhe der monatlichen Bezüge richten sich dann nach einer Art bildungsmässigen Peer-Gruppe (Akademiker).
Das waren vor 4 Jahren 1800 Euro [unten korregiert. Es sind 1322,70 Euro]. Das liegt deutlich unter meinem Verdienst, aber ich find die Regelung irgendwie fair. Zahlst Du die ca 90 Euro monatlich ein? Muss man direkt nach der Freiberufler-Anmeldung machen. Später eintreten geht nicht.

So ganz von der Hand weisen lässt sich übrigens auch das Argument nicht, dass deutsche Unternehmen eher auf preisunelastische Märkte zielen, was dann wieder vergleichsweise hohe Löhne ermöglicht. Welche EU Länder beteiligen sich denn nicht an der Auslagerung von Arbeit in Ländern mit niedrigen Löhnen?

Ich persönlich empfind viele mich direkt betreffende Entscheidungen in Unternehmen als nicht gerade effizient.
In Projekt 1 in diesem Jahr gingen die einem anderen Externen auf dem Leim. Ich war da zeitweise "Mr. Querkopf evil". Nach dem völligen Desaster 2 Monate nach den turbulenten Ereignissen galt der plötzlich als Betrüger und ich als "Mr. Honest". Keiner zahlt mir den gewaltigen Stress der zwei Monate dazwischen als ich sogar um meine Reputation gegenüber dem Vermittler fürchtete und auch deshalb unbedingt im Projekt bleiben wollte, weil ich das Desaster miterleben wollte.
In Projekt 2 wird nicht verlängert, obwohl das vor 3 Monaten als ausgemachte Sache galt und ich mich fachlich und persönlich gut etabliert hatte. Schade! Sehr nettes Team. Sehr gute Kantine. Viel Raum für Verbesserung in der Anwendung. Fehlt Budget.

John Lydon hat Recht, wenn er von Shitstem redet. Linksradikale Eloquenz bleibt für mich aber kurz gesprochen zu sehr an der Oberfläche.

Was diese Welt wirklich braucht ist übrigens die steuerliche Absetzbarkeit von Solidarzahlungen an Personen in Not (z.B. Krankheit) in Ländern ohne vernünftige Sozialsysteme. Und zu diesen zählt Deutschland imnsho echt nicht.

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Ja, natürlich zahle ich meinen Freiberuflerbeitrag zur Arbeitslosenversicherung. Ob dabei 1800 Euro rumkommen erscheint mir zweifelhaft, ich hörte mal was von 800. Was die anderen Punkte angeht erscheinen die mir diskutierenswert, aber nicht jetzt. 2000 Höhenmeter und ein Liter Wein fordern ihren Zoll.

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2015 1.322,70 Euro laut http://www.gruenderkueche.de/fachartikel/freiwillige-arbeitslosenversicherung-kosten-antrag-voraussetzungen/
punkt 3.
Deckt sich mit anderen Werten, die ich gefunden hab (2012 -> 1200 Euro).

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Als Versicherungskaufmann sage ich mal dass Che völlig Recht hat. Es ist so, als ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung plötzlich nur noch einen Bruchteil der vereinbarten Leistung zahlen würde und der Kunde keine Möglichkeit mehr hätte an diesem Vertrag im Nachhinein etwas zu ändern.

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Harz IV läuft auf Zwangsarbeit hinaus, ob nun Versicherungsbetrug oder nicht. Das ist nichts, was (linksradikal lol) an der Oberfläche verhaftet bleibt, sondern die Praxis trifft.

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Eben. Und während, um mal linksradikale Diskurse zu zitieren, "in jedem Sonderangebot, in jeder Jobofferte die Androhung der Zwangsarbeit bereits inhärent ist" war das in den Siebzigern mal tatsächlich eine eloquent ausgesprochene, dennoch wahre Metapher, heute ist das knallharter und unmittelbar erfahrbarer Alltag. Man muss nicht linksradikal sein um das unhaltbar zu finden, ich kenne Konservative die das tun. Wer heute für die Politik der CDU-Sozialausschüsse der Siebziger ist fliegt wegen Linksabweichlertum aus der SPD.

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Pauperismus heißt eben das Zauberwort: „Produziere hinreichend Elend und du erhältst die billigsten und willigsten Arbeitskräfte für den Markt!“ So spricht der Unternehmer im SPD-Gremium. So sprach der Unternehmer schon vor 100 Jahren. Alle die, die etwas zu verlieren haben, nämlich ein Häuschen samt dem abzuzahlenden Kredit, der daran klebt und den sie leider nicht loswerden, wenn sie auch ihre Arbeit los sind, das denn doch zu teuer gekaufte Auto, denn einstmals dachte man, es ginge alles gut und weiter wie bisher, nur war das nach dem Wegfall des Ostblocks plötzlich alles anders, die Familie, die Nachhilfestunden für das Kind, der schöne Urlaub, was auch immer es sei: der wird nicht aus dem System aussteigen und protestieren, sondern er wird (meist) den gleichen Job zu schlechterer Bezahlung und härteren Konditionen zwangsweise annehmen. So einfach geht das Spiel. Diesen Pauperismus durchzuziehen – dazu bedarf es freilich einer Regierung, die das Linkssein simuliert – also rot-grün. Der CDU/FDP wären diese Pläne um die Ohren geflogen. Dann wird zudem als Marketingstrategie von Schröder und diesen widerlichen GRÜNEN der „Aufstand der Anständigen“ gegen Rechtsradikale inszeniert und eine völlig fadenscheinige Absage beim Golfkrieg und schon steht das Punktekonto besser. Die größte Umverteilung von Vermögen in der BRD konnte vonstatten gehen, und der Protest gegen Hartz IV fiel marginal aus. Was ich gut begreife, da es keinerlei Klassen- oder Gruppenzugehörigkeit gibt, zu wenig Bewußtsein dafür und vor allem keine Institutionen, wo Protest sich organisieren könnte. Zumindest reichen die bestehenden Vernetzungen nicht aus, um irgend etwas auch nur im Ansatz zu verändern. Statt dessen dödeln irgendwelche Gendertröten mit rigide-evangelikalen Sprach- und Verhaltensregeln herum und predigen, das Checken von Privilegien – ohne dabei freilich auch nur einen Gedanken an die eigenen zu verschwenden. Solche Moralisierungsdiskurse und Selbstzerknirschung mit Gesinnungskitsch sind angesichts der Zustände im Grunde nur lächerlich, zeigen aber gut, wie weit Teile der akademischen Linken, die Berliner Medienbohème und irgendwelche durchgedrehten Netzfeministinnen immer schon von der eigentlichen Problemlage entfernt sind. Die einzigen, die in der Tat noch Zugang zu den Betroffenen hätten, sind eigentlich die Gewerkschaften. Wenn die nicht selber Teil des SPD-Systems wären. (Nicht alle, aber viele.)

Was nun die Privatisierung der Renten betrifft: Da sitzen die von der SPD, die sagten, die Renten wären nicht mehr sicher und es müsse privat vorgesorgt werden (die Konjunktive I und II habe ich bewußt so gesetzt), in genau den Firmen, die die privaten Versicherungen anbieten. Ein Schuft, wer dabei Böses denkt. Das System Maschmeyer eben. Irgendwann zu nachtschlafender Zeit, vor vier Jahren etwa, brachte die ARD immerhin eine Dokumentation über dieses abgefeimte Rentenspiel.

Aber wie gesagt: großen Teilen der heutigen Linken ist es wichtiger, auf Nebenschauplätze unter ihresgleichen herumzunölen, den Gender-Klageklaus zu geben und ein Faß aufzumachen, wenn jemand „Neger“ sagt. Da braucht man dann auch nicht nach Freital zu fahren, weil man ja bequem im Schanzenviertel, in SO36 oder Friedrichshain hockt und andere Linke bezichtigt, die eigenen Privilegien nicht genug gecheckt zu haben. Daß sich irgend etwas also ändern könnte oder Proteste ausbrechen, die eine gewisse Relevanz werden beanspruchen können, sehe ich für die nahe Zukunft nicht. Wie beim Antisemitismus: Es wird der durchaus vorhandene Zorn auf andere projiziert. Das sind im Augenblick die Flüchtlinge. Und auch in Ländern, wo noch mehr Rebellion herrscht, sehe ich eher Tendenzen, die nach rechts greifen. In Spanien wurden wohl massiv Gesetze geändert um den Protest weg von der Straße zu bringen.

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Die eigentlichen Probleme vs. die nicht eigentlichen Probleme. Ich lach mich tot.
Woanders verhungern Kinder, was nölt ihr rum, kümmert euch doch mal um die wirklichen Probleme.

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"Zumindest reichen die bestehenden Vernetzungen nicht aus, um irgend etwas auch nur im Ansatz zu verändern. Statt dessen dödeln irgendwelche Gendertröten ........"

Wow. Der Sprung war wirklich genial. Zu viel Don Alphonso gelesen?

Genausogut hättest du schreiben können:
Stattdessen wollen manche den Wald schützen, Tiere befreien, Antisemitismen in den Medien aufdecken, ....... , name it!

Was du sonst schreibst hat meine volle Zustimmung, ich weiss nur nicht, wie du diese Kurve kriegst, imho bist du aus dieser engen Kehre rausgetragen worden.

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@ futuretwin
Hat sich massiver Protest gegen Hartz IV geregt? Nein. Das „Statt dessen“ ist insofern motiviert, als daß eine bestimmte Linke Nebelkerzen wirft und Nebenschauplätze aufmacht. Hier geht es jedoch um eine basale ökonomische Angelegenheit, um grundsätzliche Fragen der Verteilung von gesellschaftlichem Reichtum. Und da setzen sich dann irgendwelche Tröten hin, betreiben Sprachregelungen, mokieren sich über Preußler, Lindgren und Hallervorden, erschnüffeln Rassismus, wo schlicht keiner ist, um daraus ihren Distinktionsgewinn zu beziehen, zerfleischen sich gegenseitig und verspritzen ihre evangelikale lustfeindliche Moral, mit der sie politisch-gesellschaftlich naturgemäß keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken werden. Alle die, die mitten im Leben stehen und mit realen Problemen zu kämpfen haben, lachen sich über diese Spackeria schlicht scheckig und nehmen die nicht eine Minute für voll.

Niedriglohnsektor und Pauperismus scheinen mir eigentlich für eine Linke gute Themen zu sein. Allerdings muß man, um mit den Menschen auf Arbeit oder inzwischen ohne Arbeit und auf Hartz in Berührung zu kommen und um dort zu wirken, auf irgend eine Weise zu diesen Menschen sich hinbewegen – die Gewerkschaften wenigstens tun dies, bei aller Verschnarchtheit, erst einmal bei den Arbeitern, die heute Angestellte sind. In der Schanze oder im versifften SO 36 ist es aber bei Irgendwas-mit-Medien naturgemäß bequemer.

Zumindest scheint mir Don Alphonso ein gutes Korrektiv abzugeben gegen solche Auswüchse aus dem Kindergarten von irgendwelchen Mittelstandsöhnchen und -töchterchen, denen es eher um den Absatz ihrer Bücher geht. Ob das nun Schramm oder Wizorek sind. Und er ist ebenso ein gutes Korrektiv gegen voreiliges Denunzieren. Das alles bedeutet nicht, daß ich sämtliche Positionen des Don Alphonso teile. Weshalb er z.B. die Rönnicke hypt, die ich für eine völlig talentfreie Journalistin halte, die nicht einmal gut schreiben kann, verstehe ich bis heute nicht. Aber seine ätzende und beißende Kritik entbehrt leider oft nicht der Grundlage. Es ist nicht alles richtig, aber es lohnt sich, jenseits der vorgeschriebenen Politschablonen, darüber nachzudenken.

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"eine bestimmte Linke Nebelkerzen wirft und Nebenschauplätze aufmacht"

Der gute alte Nebenwiderspruch.

Du hast jetzt deinen Standpunkt nochmal etwas "beißender" dargelegt, auf meinen Einwand bist du nicht eingegangen, daher lege ich ihn ebenso noch einmal genauer dar:

Es erschließt sich nicht, warum du ausgerechnet die pöhsen Gendertröten herausgreifst, um ihnen verfehlte linke Politik nachzuweisen, das könntest du beim Adorno-Lesekreis genauso tun oder bei der Ökolinken, und wo nicht noch.

"Hat sich massiver Protest gegen Hartz IV geregt? Nein" Eben. Als wäre die Energien, die mauen Anti-Hartz-IV-Demos fehlte ausschließlich in Gender-Blogs geflossen.

Dieses reflexhafte Getrete in Richtung des queeren Netzfeminismus', was gleichzeitig beißende Kritik einfordert, ist imho eben das: ein Beißreflex.

Beim Don schon gut diagnostizierbar, da er doch ein durchaus kluger, differenzierter Blogger ist, in diesen Zusammenhang jedoch mittlerweile mitnichten ein Korrektiv gegen voreiliges Denunzieren sein kann da er es selbst betreibt. Er hat sich da verrannt.
Tu es ihm nicht nach.

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Deine Nummer ist es groß den Philosophen und Gentleman zu geben und ansonsten einem Hauruck-Anpack-Arbeitermarxismus das Wort reden, so als Ausgleich dazu. Geht ja auch leicht, wenn man mit dessen Wirklichkeit keinen Kontakt haben muss. Und nebenbei gegen eine Pseudolinke ätzen, weil man weiß, dass man dessen Feinbild ist (vemutlich zu Recht, der Herr fickt ja keine Frau über 40).

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Könnte es evtl. sein, dass es da Zusammenhänge gibt zwischen dem rollback des Sozialstaates, der steigenden Ungleichheit und der Umorientierung der Linken auf zu wenig Frauen in den Vorständen der DAX-Unternehmen und Sexualpädagogik der Vielfalt?

Ich habe daran eigentlich nicht mehr den geringsten Zweifel.

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Ich gebe Dir selten recht, Willy. Aber in diesem Punkt hast Du recht. Ich sehe da mittlerweile ebenfalls Kausalitäten.

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@ futuretwin
Dem Adorno-Lesekreis geht es um anderes. Der macht das auf einer theoretischen Ebene. Die Gendertröten sind nicht böse, sondern schlicht dümmlich. Daß es dort unter den Blinden auch Einäugige gibt und Feminismus eine wichtige Sache ist, steht auf einem anderen Blatt. Diese Art von Feminismus ist jedoch einer für privilegierte Mittelschichtstöchter, die sich niemals an eine Kasse von Lidl oder ins Hartz-Universum verirrt haben. Er mag, was den Anteil der Frauen im Management oder auf Professorenstellen betrifft, seine Relevanz haben. Ich interessiere mich jedoch nicht für die Systemstabilisierungen weißer Mittelschichtsfrauen, die links blinken und am Ende rechts fahren werden, sondern genau fürs Gegenteil. Wie bringt man Sand ins Getriebe? Und ich halte es gesellschaftlich auch nicht für wirklich relevant, ob man Toiletten mit zwei, drei, vier oder nur einem Geschlecht einrichtet oder Kreuzberg-Friedrichshain frei von angeblich sexistischer Werbung hält. Und wer ernsthaft über eine so unsinnliche Sprachscheiße wie Professx debattiert – klingt wie eine Mischung aus Posex und Profsex –, der braucht sich im Grund nicht zu wundern, wenn ein zweimonatiges Auslachen die Folge ist. Das ist und bleibt in meinen Augen dümmlicher Sprachschluder.

Meinethalben können die Gendertröten machen, was sie wollen. Es hat zum Glück keinerlei Relevanz und niemand außerhalb ihres eigenen Milieus interessiert sich im Grunde dafür. Verfehlt ist deren „Politik“ (sofern man diesen Begriff denn dafür überhaupt gebrauchen mag), weil es ihnen lediglich um eine billige Szenemoral geht. Ich wiederhole es: Sie „betreiben Sprachregelungen, mokieren sich über Preußler, Lindgren und Hallervorden, erschnüffeln Rassismus, wo schlicht keiner ist, um daraus ihren Distinktionsgewinn zu beziehen, zerfleischen sich gegenseitig und verspritzen ihre evangelikale lustfeindliche Moral, …“ Das halte ich für problematisch. Auch deshalb, weil diese Auseinandersetzungen Zeit, Kraft und Energie fressen, die für anderes (siehe Hartz IV, Pauperismus, damit zusammenhängend die Verdrängung von Armen aus ihren Wohnräumen und gegenwärtig auch Rassismus) besser zu gebrauchen wäre. (Denn im Gegensatz zum Adorno-Lesekreis geht es diesen ja um gesellschaftlich relevante und eingreifende Praxis. Obwohl ich mittlerweile auch dies bezweifle und denke, daß da vieles einfach nur Selbstzweck ist.)

Allerdings sind dies Fehler, die sich, wie che es mehrfach beschrieb, in anderen Konstellationen in der Geschichte linker Bewegungen mit schöner Regelmäßigkeit wiederholt. In den 80er stieg ich da aus, weil mir für diesen Ringelpietz mit Anfassen meine Zeit zu schade ist. Kindergartenniveau. Wie gesagt: eine Freundin von mir arbeitet sozusagen an vorderster Front mit den sogenannten Hartzis. Die lacht sich über Schwätzer wie lacommune oder momorulez, für den jedes Fußballspiel des FC St. Pauli die Befreiung der Menschheit antezipiert, einfach nur scheckig.

Nebenwiderspruch, Hauptwiderspruch: das mag die Sache einerseits treffen. Aber der Akzent liegt nun einmal auf der Ökonomie und der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital bleibt zentral. Im Augenblick aber haben wir das Problem des offen zur Schau gestellten Rassismus. Da halt ich es für wenig zielführend, diejenigen, die im Grunde nichtrassistisch Einstellungen hegen, mit Begriffen wie „Rassismus der Mitte“ abzustempeln. Kann man machen, dann sollte man jedoch sehen, was der Preis dafür ist. Ebenso wie es einfach nur dumm ist, wenn ein weißes Mittelschichtensöhnchen aus dem Kreise der Bessergestellten, Leuten wie che, die aktiv und eben nichtpaternalistisch mit Flüchtlingen arbeiten, eine Mackerszenemoral und Paternalismus reinsemmelt.

Ich verstehe zwar, voraus Du hinauswillst, futuretwin und Du gehörst zu denen, mit denen es Spaß macht, zu diskutieren. Aber was ich (teils) bei Blogs wie Mädchenmannschft, bei Nadine Lantzsch und anderen lese, das ist in den meisten Fällen unterirdisch. Vor allem aber: ohne jegliche Relevanz. Klar hat das alles unmittelbar nichts mit Hartz IV und jenem Themenkreis des Ökonomischen zu tun und es lassen sich viele Gebiete beackern. Dagegen ist nichts einzuwenden. Sehr wohl aber gegen das Spiel „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat die beste Szenemoral im Land“ Und dann kräftig auf die eigenen Leute dreschen: „Du Rassist, du Maskulinist!“ Dies eben lähmt Kräfte und verschleißt diese ganz woanders nötig gebrauchten Ressourcen für szeneinterne Debatten. Mir kann es egal sein. Ich bin nicht links, ich gehöre zu den relativ Wohlhabenden, meine Schäfchen weiden im Trockenen auf einer grünen Weide.

@ lacommune
Ich würde gerne mit Marx den Arbeitern kommen und hoffen. Allein – es gibt keine mehr. Das ist wie in Reinhard Meys Lied mit den Maikäfern, um es für Dich verständlicher zu halten. Ansonsten sage ich mir immer: Lieber ʼne stumme Studentin im Bett, als ʼne taube auf dem Dach. Wobei: zu stumm sollte sie nicht sein. Ich mag laute Frauen. Ich gehe übrigens hoch bis 42. Dafür stört mich Cellulite nicht so sehr. Das sollte man mir bitte anrechnen, wenn dereinst im linken Szenehimmel zwischen den Gerechten und den Ungerechten gewogen und gerichtet wird.

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Eigentlich nicht wichtig aber ich habe nichts mit Momorulez zu tun.

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"Ich würde gerne mit Marx den Arbeitern kommen und hoffen. Allein – es gibt keine mehr." - Bersarin

"Wenn’s mal wieder anders kommt, wenn zum Kampfe wieder harte Arbeiterfäuste benötigt werden, werden uns Schwule deutsche Polizei und Staatsanwaltschaft gegen den linksradikalen Mob –egal, welcher Strömung oder theoretischen Ausrichtung- schützen müssen."

So ist es. Das Schwul lässt sich mannigfalit austauschen aber nicht beliebig.

Nur darauf - "Polizei und Staatsanwaltschaft" - braucht man sich nicht verlassen.

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Die Ahndung alter Zeit
weht mich an in Ansehung der Verpflichtung der neueren auf die Kulturindustrie. In jenem Satze hat Dialektik zwar noch nicht begonnen, sie möchte aber doch ein Beginnen andeuten. (Dialektik andeuten aber nicht beginnen hätte nach meinen eigenen erkenntniskritischen Kriterien in den Siebzigern bedeutet, dass man mir die Klöten abreißt.)

Lassen wir die Dinge jedoch nicht so abstrakt werden. Schauen wir doch ganz unarrogant auf den Dödelpunkt des gemeinen Volkes, dorthin, wo die Latrine des Bildungsbürgertums über die Fäkalien der Unterschicht sich erhebt: auf die Mona Lisa.

Richtig ist, dass das Sfumato von der Handschrift des Meisters zeugt: die Wirkung des Dreidimensionalen im zweidimensionalen Bilde zu erzeugen ward nicht jedem gegeben.

Betrachtet man jedoch die Mona Lisa in der Distanz des ästhetischen Blicks, so wird deutlich, dass sie DaVincis „Dame mit dem Hermelin“ nicht standhält. Die Monalisa entbehrt jener Feinmechanik der Lichtsetzung, zu welcher DaVinci in der Hermelindame fähig war.

Es ist jedoch nicht das Licht allein. Im Fortschritt seiner Kunst verwendet Leonardo härtere Pinsel und schneller trocknende Farben.
Dabei kehrt er scheinbar die Zeitenfolge um. Die Dame mit dem Hermelin entstand 20 Jahre vor der Mona Lisa.

Das irritiert, weil es der Linearität von Prozessen widerstreitet.

Für die KunsthistorikerInnen ist das ein Problem.

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@bersarin

„Diese Art von Feminismus ist jedoch einer für privilegierte Mittelschichtstöchter, die sich niemals an eine Kasse von Lidl oder ins Hartz-Universum verirrt haben.“
Das weißt du doch gar nicht. Im Allgemeinen stimme ich dir zu, im Einzelnen kannst du das einfach nicht wissen. Zumal auch Klassismus im Zusammenhang mit Intersektionalität dort diskutiert wird.
Meine Freundin ist z.B. keine Mittelstandstochter (meine Eltern haben auch nicht studiert btw) und hat erstmal Krankenpflegerin gelernt, bevor sie studiert hat (und soziale Arbeit, nicht Gender Studies!). Sich mal mit der Kackscheiße in der Werbung zu beschäftigen findet sie trotzdem interessant.

Weiter im Text: unsinnlicher Sprachschluder. Hui, „unsinnlich“ ist also der vorliegende Tatbestand? Ich glaube nicht, dass es sinnlich sein sollte. Is so ne Art Sprachcellulite für dich, ne? (Findtse eigentlich Marilyn Monroe unsexy?)
Abgesehen, dass ich es auch eher albern finde, sollte Professx vermutlich doch eher zum Nachdenken anregen. Is der falsche Weg, aber diese Häme kann ich nicht nachvollziehen. Ich lobe mir da z.B. das Buch „Die Maschinen“, das ich gerade angefangen habe, eine Space Opera in der jede Person im Femininum steht, weil für die Protagonistin das Geschlecht weder sprachlich noch faktisch von Interesse ist. DAS ist spannend. Das ist aber Science Fiction und nicht jedermenschs Tasse Tee. Professx auch nicht. Posex auch nicht. So ist das halt.

Von meinen Beispielen hast du jetzt nur den Adorno-Lesekreis rausgegriffen, mit dem Hinweis, dass es da um etwas anderes geht. Touché. Aber die Stoßrichtung sollte doch klar geworden sein. Es gibt zahllose tendenziell linke Gruppen, die durchaus Praxisanspruch haben, jedoch keine Anti-Hartz-Demos organisieren. Muss ich Beispiele aufzählen? Das dürfte doch unstrittig sein. Die Fragmentierung der Linken ist doch offensichtlich.

Ich nehme auch einmal ein Antisemitismus-Beispiel her: Es ist nicht zu bestreiten, dass Israel ein Apartheidstaat ist. Es gibt jedoch sehr viel Apartheid und staatliche Diskriminierung auf der Welt. Trotzdem wird immer auf die Juden gezeigt.

Warum also muss mann sich auf den Netzfeminismus stürzen? Ich halte das für einen ähnliches Phänomen. Versteh mich nicht falsch: Ich rege mich auch über vieles auf. Und wenn es eine bestimmte Debatte geht, soll dort auch Stellung zu bezogen werden, da sage ich auch meine Meinung oder bilde sie mir zumindest.
Aber hier ging es ja gar nicht darum. Du hast Hartz-IV als Stichwort für einen Rant gegen MäMa et al. hergenommen und das fand ich so auffällig. Kennst du den Walter-Moers-Comic?
„Chrrrr, de Ämanzen!“ sag ich da. ;-)

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Daß, futuretwin, Posex
nicht "jedermenschs" Sache sei, stimmt nicht. Das Max-Planck-Institut stellte fest, daß rund 60% der Hetenpaare Analverkehr praktizieren. Bei den Schwulen sind es 75%, was bedeutet, daß die satanischen Popoficker und die gottgefälligen Vermehrer nicht weit auseinander sind.
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Was mir als Sprachhistoriker beim Ausdruck "Jedermensch" nicht gefällt, ist seine Herkunft aus dem Goebbelsschen. Herr Dr. Goebbels war es nämlich, der "die Menschen" aufgeladen tremolierend, gleichsam sanglich, in die deutsche Sprache allererst einführte.
Das wirkt bis heute, so, wie die von Hitler verordneten Siege der "Silberpfeile" das fortwirkende Image von Daimler-Benz bestimmen.
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Es begab sich aber zu der Zeit im Juni 2014, als Verschattungen der bürgerlichen Welten in mein Dasein, um nicht zu sagen: in mein Sein drängten. Die hierdurch bedingte Totalabsorption ergab und ergibt die erzwungene Enthaltsamkeit der Kommentierung und auch nur des Lesens meiner präferierten Blogs, darunter Che, Momoschwulez und Perversarin.

Indes wird Che nicht müde, per Mail um Kommentierungen nachzusuchen. Allein um der Lektüre kiloschwerer Gutachten und Gerichtsbeschlüsse quasi urlaubend kurzzeitig zu entgehen, komme ich nunmehr Ches bitte nach, auch auf die Gefahr hin, dass meine Kommentare jenes Diktum ihm in Erinnerung rufen, demzufolge man auf seine Wünsche achten solle, denn sie könnten in Erfüllung gehen.

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Nörgler, altes Scheisshaus, hast du dich denn auch schonmal anal penetrieren lassen?

Seit wann werden denn schon Minderheiten von 40% als nichtexistent ignoriert?

Du dachtest vermutlich, ich spielte mit Posex auf Schwule an, tat ich jedoch gar nicht. Lustig das du dachtest ich täte dies, während bei Bersarin dergleichen nicht thematisiert wurde. Nicht schlimm, nur lustig.

Fürderhin werde ich mich, um die göbbels'sche Herkunft wissend, des Neologismus' "jedermensch" enthalten. Alles wieder gut?

Oder kannst du uns nochmal aufklären ob in deinem Exkurs oben etwas anderes enthalten war als: "Früher waren wir schon weiter."

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"Nörgler, altes Scheisshaus, hast du dich denn auch schonmal anal penetrieren lassen?"
Aber selbstverständlich. Sowohl von schwulen Freunden wie auch von Frauen mit Umschnalldildo. Deine Äußerungen sind charakteristisch für ihrem eigenen Körper fremde Männer, die weder ihre Prostata noch deren Zugänge kennen.

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Aber nochmal zu den 60%:

Die Hälfte dieser 60% Heten sind Männer. Insofern ist diese Studie für die Fragestellung „Steht jeder Mensch auf Posex?“ nicht reliabel. Bzw. ist die Fragestellung schon ungenau.

Das auch bei Heten schon mal der After der Alten hergenommen wird, wundert mich weniger. Frei nach dem Motto „Heute bleibt die Fotze kalt, denn heut wird in den Arsch geknallt.“ (Ich hab nämlich durchaus mal mit „Proletariern“ in der Fabrik gestanden und weiß,wie da so geredet wird.)

Aber dass die 60% sich auch auf die Hetenhaushalte beziehen, die einen Strap-On besitzen, wage ich dann doch mal anzuzweifeln. Insofern hast du (unabsichtlich?) auf die interessante Verschränkung der Dichotomien Mann/Frau und homo/hetero hingewiesen, die in dem Phänomen gipfeln, dass aktiver und passiver Posex zwei Paar Schuhe sind.

„Wenn Chuck Norris dich in den Arsch fickt, bist nur du schwul.“

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Das Obige war als Nachtrag gedacht, passt aber in diesen Zweig der Diskussion, auch wenn du einige Aspekte schon vorweg genommen hast.

Anscheinend haben wir uns gerade implizit gegenseitig ähnliche Dinge unterstellt. ;-)

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Auf deine durch die patriarchalische Rape Culture bestimmte Denkweise gehe ich nicht ein. Da wird mir denn doch schlecht.

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Ach, weil ich das schreibe ist das meine Denkweise?

Ich dachte, du wärst ganz gut in Ironie? Nur wenns die Eigene ist?

Was heisst eigentlich, dass du auf meine Denkweise nicht eingehst? Ist die Diskussion beendet?

Anscheinend. Das wollte ich nicht.

Du schriebst, dass 60% der Heteropaare Analsex praktizieren. Dann habe ich mich gefragt, wieviele der Männer wohl passiven Analsex praktizieren. Ich glaube, dass es nicht so viele sind, und Rape Culture oder eben Patriarchat sind eben genau die Gründe dafür.

Ich gebe zu, dass ich dir aufgrund der Ungenauigkeit der Statistik genau die patriarchale Denkweise unterstellt habe, die du mir dann unterstelltest. Daher wollte ich diese bewusst überzeichnen und bin da wohl übers Ziel hinausgeschossen.

Das könnte übrigens damit zusammen hängen, dass du meiner Erfahrung nach selten an einer Diskussion teilnimmst, um einfach nur zu plaudern. Vielmehr rammst du meistens recht schnell jemanden ungespitzt in den Boden. Der Angst, dass ich dieser Jemand sein werde, hat wohl diesen Austicker verursacht.

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@ nörgler
Schön, wieder einmal etwas von Dir zu lesen! Ich vermute allerdings, daß es die meisten nicht verstanden haben. Leider finde ich in der Blogwelt nur wenige Kommentatoren von diesem Format. Es ist öde geworden. Selbst der vereinzelten Schlachten, die ich schlage, bin ich überdrüssig.

Strafend kündige ich Dir an, daß ich eine Sendung, die ich eigentlich seit 2 Jahren mit mir herumtrage und die sich bloß noch materialisieren muß, Dir demnächst auf einem postalischen Wege werde zukommen lasse.

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@futuretwin
Natürlich kann niemand es im einzelnen wissen, wer wie bei Lidl irgendwann an der Kasse saß. Darum geht es auch nicht, sofern ich nicht eine soziologische Studie veranstaltete, was ich nicht tat. Sondern ich zeigte vielmehr eine bestimmte Tendenz auf. Mit personalisierten Beispielen, wer was wann wie machte, kommen wir in solchen Fällen nicht weiter, weil es immer jemanden gibt, der ruft: „Die aber nicht!“ Zumal es nicht um einzelne Individuen geht, sondern um jene Tendenz. Allenfalls stehen manche Personen (oder heißt es PersonInnen? Bitte eine Debatte darüber!) als pars pro toto.

Ja, es existieren zahllose (ich hätte beinahe geschrieben zahnlose) linke Gruppen. Genau so ist es. Gefühlt sind es sogar 1.000.000.

Du bist bisher nicht auf meinen zentralen Punkt eingegangen, den ich kritisierte: Nämlich das System des innerlinken Denunzierens, und zwar in dem Sinne, wer die bessere und beste Szenemoral vertritt. Eindreschen auf die eigenen Leute mittels der Logik des Verdachts, Rassismusschnüffler, nicht anders als in der McCarthy-Ära: „Du Rassist, du Maskulinist, du Homophober!“ Natürlich bei Leuten, die all das nicht sind. Wer sich ernsthaft an Harald Martenstein abarbeitet, der alles mögliche, aber weder Rassist noch Extremist der Mitte ist, wenn man denn seine Kolumnen zu lesen versteht, bei dem waren die Schranktassendiebe zu Hause. (Natürlich kann man – ganz zu recht – kritisieren, daß sich Martenstein lediglich auf bestimmte Gruppen einschießt und anderes, was im Augenblick wichtiger ist als die Gendertrötchen, nicht viel forcierter zum Thema macht.)

Was ich weiterhin kritisiere: die unendliche Verspießbürgerlichung einer bestimmten linken (oder sich links dünkenden) Szene. Eine Art von drastischem Humor, wie ihn die „Titanic“ der 80er Jahre pflegte, ist heute nicht mehr möglich, ohne daß es unendliche Schuldbekenntniseinforderungen gibt. Ein Cartoon wie „‚Du schwarz!‘ ‚Ich weiß!‘“, damals bei Sondermann in der Titanic würde heute die Gesinnungswächter oder das Mohrenlampenfahnderteam Sow/Lantzsch auf den Plan rufen und ein monatelanges Bashen und Denunzieren des Zeichners/Texters als Schwerrassisten, nein Schwerstrassisten zur Folge haben. Wenn sich eine Redakteurin des Missy Magazins in einer derart devoten Art bei ihren Kritikerinnen entschuldigen muß, weil sie zweimal zuviel und vermeintlich „übergriffig“ bei einer US-Künstlerin um ein Interview bat, dann sind wir an einem Punkt angelangt, der mich an totalitäre Systeme erinnert. Gleiches gilt für die ganze Blackfacing-Sache damals beim irgend einer Demo: war es der Slutwalk? – ich weiß es nicht mehr. „Spieglein, Spieglein an der Wand …“ Sich über Gender-Gap und ein drittes, viertes oder auch ein 20. Geschlecht zu streiten und dem anderen Abweichlertum vorzuwerfen, ist bestimmt zielführend. Man kann das machen. Die Reichweite wird in etwa die vom Adorno-Lesekreis sein. Das Niveau freilich weit darunter. Auf dem des Stammtisches - nur links gewendet. Ja, Kreuzberg-Friedrichshain frei von sexistischen Plakaten zu halten, ist eine umwälzende Tat. Aber was sind sexistische Plakate? Vielleicht sollten wir alle Plakate verbieten. Vielleicht auch das Atmen. Ist nicht das Übertragen von Luft und Tröpfen auch so eine Art von maskulinistischer Anmache von Frauen? Atmen ist Rape Culture. Das klingt absurd? Es ist nichts so absurd wie es scheint. Das wird in drei Jahren wahr. Warte es ab! Ich könnte hier noch eine Vielzahl von Beispielen aus dem linken Absurdistan nennen, an denen sich zeigen läßt, wie eine bestimmte Gruppe, die sich links dünkt, ihre eigene Irrelevanz zelebriert.

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@noergler
Es tut mir Leid, dass ich dir mangelnde Sensibilität in Sachen Patriarchat unterstellt hatte. Das Gegenteil ist offensichtlich der Fall.
Ich komme mit deiner Art zu diskutieren nicht so gut klar, aber das ist ausschließlich meine Schuld.
Wenn ich dir mit meinem prolligen Austicker das Ende deiner Blogdiskussionsabstinenz bereits wieder vergällt habe, wäre das schade.

@bersarin

"Zumal es nicht um einzelne Individuen geht, sondern um jene Tendenz."
Ich glaube, dass ist ein sehr wichtiger Satz.

Aber der Reihe nach: In dem Kontext, in dem du ihn geäußert hast, stimme ich ihm zu. Du hast recht, es geht nicht um den Einzelnen, kann es nicht.
Was ich meinte war, dass es schwierig ist, anderen mangelnden Kontakt mit dem Proleta- bzw. Prekariat vorzuwerfen, wenn man ihn (vieleicht) selbst nicht hat.

Es gibt also gefühlt eine Million linker Splittergruppen. Manche davon organisieren sich gegen Hartz-IV, viele nicht, sonst wäre Hartz-IV verhindert oder wieder gekippt worden.
Jetzt die Fragmentierung der Linken (die nicht gerade ein neues Phänomen ist) ausgerechnet einer Fraktion vorzuwerfen finde ich unangebracht. Hat die wirklich so eine große Diskursmacht? Hier im Netz vielleicht, in Friederichshain vielleicht (wohnst du da? ich war neulich dort), aber sonst? Come on!

Nun zu deinem zentralen Punkt, auf den ich jetzt den oben rausgegriffenen Satz von dir anwende:
"Es geht nicht um einzelne Individuen, sondern um eine Tendenz."
So ist es.

Dich verbindet mit einigen, vielleicht auch mit vielen Akteuren der von dir kritisierten Szene, dass ihr euch nicht bewusst macht, immer wieder bewusst macht, das es um Strukturen geht, die kritisiert werden sollen und nicht um Individuen.

Ich glaube, das Fatale ist die Vermengung der Methode der Dekonstruktion mit der Praxis des Rants. Da werden dann doch immer wieder die Indidividuen als Rassisten & Sexisten beschimpft, obwohl sie es nicht sind. Das was sie SAGEN ist rassistisch, das ist ein wichtiger Unterschied.
Astrid Lindgren war keine Rassistin. Aber das Taka-Tuka-Land ist strukturell rassistisch. Es spiegelt krass den Kolonialismus wieder. Das ist bei einer Kinderbuchautorin dieser Zeit auch überhaupt nicht verwunderlich, dass sie sich nicht etwa mal mit Frantz Fanon beschäftigt hat.

Ich bin neulich auf einen alten Artikel gestossen, der mich darauf wieder, naja gestossen hat. Zurückgestossen quasi. ;-)

Ich zitiere:

"Was sich mit der Dekonstruktion seinerzeit gut machen ließ, und zwar ohne ihren Sinn zu verfehlen, war die Markierung unmarkierter, also als natürlich empfundener Redeweisen und Bezeichnungen vor allem in der politischen Alltagssprache, in der Sprache von Institutionen und Gesetzen, deren "Natürlichkeit" ein Unrecht deckte. Die Dekonstruktion erlaubte darüber hinaus eine Isolierung von Diskurselementen und deren Examinierung jenseits ihrer "natürlichen" Funktion als Elemente einer Erzählung oder Lebensäußerung einer Person - gegen einen ideologischen Holismus des Subjekts. (...)

Das Aufspüren relativ unbestreitbar als antisemitisch (oder etwa homophob) kenntlicher Diskurselemente erlaubt zunächst vor allem, etwas über Diskurse und Diskurselemente und ihre Schicksale zu sagen und nicht primär über die Personen, die sich ihrer bedienen. Das wird vor allem von den kritisierten Benutzern dieser Elemente gerne übersehen. Redeweisen und Narrative geistern durch Köpfe, ohne von diesen ursprünglich hervorgebracht worden zu sein, ja überhaupt notwendig verstanden worden zu sein. Wir reproduzieren Reden, die nicht "unsere" sind, nicht nur weil sie das in einem gewissen Sinne grundsätzlich nicht sein können, sondern auch, weil die Dynamik ihres Funktionierens uns überzeugt und übermannt, bevor wir sie prüfen wollen. Besonders dann, wenn wir zu ihrem Inhalt, ihrer Referenz ein freundliches Verhältnis haben, das wir uns nicht ganz eingestehen wollen oder dürfen."

Das war 2007, heute sind es nicht nur die Benutzer der Elemente, sondern auch deren Kenntlichmacher, die dies übersehen.
Der Text ist übrigens ein Beitrag zur Walser-Debatte und hier zu finden:
http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2002/07/10/a0168

Weiter:
"Generell geht es bei diesen Befunden (...) um versteckte, im Diskurs eingekapselte Argumente, die im Schutze der Selbstverständlichkeit und der Natur politisch agieren. Sie aufzuspüren will vor allem eines: sie künftig politisch diskutieren, im Lichte des Begriffs, den sie in Codes, Andeutungen, Zitaten, impliziten Behauptungen verbergen. Dies können Diskursanalyse und Dekonstruktion nun eben gerade deswegen besser als die alte Ideologiekritik, weil sie nicht auf einen zentralen Urheber und einen universellen Verdacht verweisen, sondern jenseits des Verdachtes ad hominem das politisch Unbewusste oder bewusst Verborgene öffentlicher Redeweisen hervorbringen."

Diederichsen und Martin Büsser, die Poplinke also, war mein erster Kontakt mit der Linken, wenn man vom Adorno-in-der-Oberstufe-Besprechen mal absieht.

A propos Adorno:
"Die Reichweite wird in etwa die vom Adorno-Lesekreis sein. Das Niveau freilich weit darunter."
Qua Sujet oder wie?
Anti-Deutsche fahren voll auf Adorno ab, das heißt aber nicht, dass deren Lesekreise zwingend niveauvoller als das Gender-Seminar sind. Dazu ein Zitat aus "Ein Fisch namens Wanda":
"'.....du Affe!'
'Affen lesen keine Philosophiebücher!'
'Doch Otto, doch! Sie verstehen sie bloß nicht!'"

Nochmal zur Namensgeberin der Grundschule auf die meine Tochter ab nächsten Donnerstag gehen wird, zur Königin von Taka-Tuka-Land:

Ich bin wirklich, wirklich dankbar, dass ich auf die kolonialistische Problematik aufmerksam gemacht wurde. Ich schmeiss deswegen das Buch nicht in die Tonne. Ich lese die fraglichen Passagen aber nicht oder anders vor. "Mein Papa ist Negerkönig." Ja, geil!

Meine Tochter war im Kindergarten mit zwei scharzen Mädchen befreundet. Da war es ein GUTE IDEE, das Bilderbuch "10 kleine Negerlein" aus dem Regal verschwinden zu lassen.
Beim Abschied von der einen schwarzen Freundin drehte sich diese schamhaft weg und wollte meine Tochter nicht umarmen (gibts ja schonmal), da meinte ihre (weiße!) Oma: "Die kann jetzt nicht aus ihrer Haut."
Da dachte ich mir: Genau. Und das wird sie NIE können, das wird sie früh genug merken. Da braucht sie nicht schon im Kindergarten mit N-Wörtern behelligt werden.

Soviel mal zur fehlenden Reichweite und Wirkungskraft.

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"Was ich meinte war, dass es schwierig ist, anderen mangelnden Kontakt mit dem Proleta- bzw. Prekariat vorzuwerfen, wenn man ihn (vieleicht) selbst nicht hat."

Die beschworene Supermarktkassererin würde er ziemlich sicher nicht ficken. ;) Die taugt nur als Mittel, gegen Szenen, die sich links wehnen, es aber nicht sind, während Bersarin frei schwebend im Raum sich bewegt *kicher*.

Danke für deinen Text.

"Das Aufspüren relativ unbestreitbar als antisemitisch (oder etwa homophob) kenntlicher Diskurselemente erlaubt zunächst vor allem, etwas über Diskurse und Diskurselemente und ihre Schicksale zu sagen und nicht primär über die Personen, die sich ihrer bedienen."

Ich habe zum Beispiel vor einigen Jahren gesagt (so in etwa): "Die Deutschen haben mit den Juden ihre geistige Elite vernichtet!"

Ziemlich eklig und ich würd meinen, das ist eine verbreitete Sichtweise. Man konnte mich aber schlecht Sozialdarwinist, Rassist, Klassist, Antisemit usw. nennen.
Es sagt etwas über unsere Gesellschaft aus, die solche Aussagen produziert.

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Abera kadebera
@""Was ich meinte war, dass es schwierig ist, anderen mangelnden Kontakt mit dem Proleta- bzw. Prekariat vorzuwerfen, wenn man ihn (vieleicht) selbst nicht hat."

Da fühle ich mich an die Erste Allgemeine Verunsicherung erinnert mit ihrer Revue "Abera kadebera, magistri di palavera", wo die proletkultenden Linksintellektuellen darüber diskutieren, wie ein Arbeiter wohl aussähe;-)

Im Ernst: Die Leute, die regelmäßig meine Seminare besuchen sind überwiegend Akkordschichtis, und auch wenn die finanziell viel besser gestellt sind als ich sind sie vom Habitus und Selbstverständnis her klassenbewusste Proleten. IGM-Sozialisation machts möglich. Und als ich eine Weile an einer Sozialer-Brennpunkt-Schule unterrrichte, Migrationsanteil 50%, da hatte ich überwiegend sehr positive Erfahrungen gemacht. Als ich in einer zehnten Klasse "failed state" an die Tafel schrieb flogen die Hände in die Höhe. Die wussten mehr darüber als manche Studis an der Uni - weil einige von ihnen aus solchen Ländern kamen!


An der Basis ist viel mehr zu holen als die meisten Linksintellektuellen sich das vorstellen, und da wirken diese elitären Spaltungsdiskurse lähmend und blockierend.

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Mir geht es nicht darum über das Proletariat zu rätseln. Bin ich doch auch selbst ein Teil davon. Mir geht dieses taktische Affimieren auf den Zeiger, gleich einem Desinteresse am Objekt.

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Das ging jetzt auch nicht primär in Deine Richtung. Formuliere doch bitte aus, was Deine eigene Stoßrichtung ist - kann spannend werden!

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Ohne die positive Aufhebung des kapitalistischen System werden viele Schweinereien nicht verschwinden (das gilt auch für den Feminismus.) Dafür ist Klassenkampf nötig. Klassenkampf allein führt aber nicht zur befreiten Gesellschaft, Kommunismus, sondern nur zu einer besser (oder schlechter) verwalteten Welt. Es braucht einen grundlegenden kulturellen Wandel, eine neue Gesellschaft (was wiederum den Klassenkampf nicht ersetzen kann). Anregend kann da die kritische Theorie, Poststrukturalismus, der Situationismus, die Wertkritik sein.

Wenn der soziale Protest Dinge wie Klasse, Kapital, Rasse, Geschlecht, Sex, Nation, Arbeit (vermutlich hab ich was vergessen) nicht in die Kritik aufnimmt, wird er sich reaktionär äußern. Übrigens sind es natürlich nicht nur die unteren Schichten, die sich reaktionär verhalten und äußern. Manches scheint sogar oben umso stärker verankert sein. In dem Sinn möchte ich auch solche Aussagen - "Die Leute, die einen gut bezahlen Beruf anstreben haben meiner Erfahrung nach kein emanzipatorisch-kritisches Verhältnis zur Gesellschaft." - verstanden wissen. Bei dem Gedanken an IGM-Leute, Supermarktkassierer etc. will ich nicht in Begeisterungsstürme verfallen, nur weil ich die vielleicht eher für Klassenkampf begeistern kann. Auch die werden was gegen Schwuchteln, Juden, Moslems, Sozialschmarotzer etc. haben. Reaktionäres Bewusstsein ist eben überall in der Gesellschaft zu finden, ein Grundrauschen. Keine Randerscheinungen und nicht abwälzbar auf bestimmte Gruppen, wie es so oft gemacht wird. Bspw. sind die Verschwörungsideologien und der Antiamerikanismus der Montagswachenbewegung Sachen, die in der deutschen Gesellschaft verankert sind. Nur dort finden sie besonders radikal und gebündelt ihren Ausdruck.

Wer sich mal auf das Spiel "Hauptwiderspruch gegen Nebenwiderspruch" eingelassen hat, wird wirkungsstarke Machtstrukturen verharmlosen und verächtlich gegenüber seinen Mitmenschen. Das einander Ausspielen von Problemen ist bürgerliches Denken, jeder hat es drauf, von ganz links, bis ganz rechts. Damit werden regelmäßig linke Positionen angegriffen und Harz IV sowieso verteidigt.

In einzelnen Momenten ist Bersarin zuzustimmen. Trotzdem ist eine reaktionäre Tendenz auszumachen. Mich erinnert sein Gerede an Elsässer und Pohrt. Beide wollten den hiesigen Staat (und da war durchaus das Soziale ein zentrales Argument!) vor Gender, Antirassismus und Ausländer (die wahlweise "Kapitalismus total", Kriminalität oder Albaner verkörperten) retten. Heute ist Elsässer Proto-Nazi und Pohrt will vom Kommunismus nichts mehr wissen.

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Endlich kommen wir mal auf den Punkt!
In den Grundpositionen stimme ich Dir völlig zu. Wobei meine eigene theoretische Verortung ziemlich eng umrissen ist. Das ist eine Verbindung aus Materialien für einen Neuen Antiimperialismus, zu deren Redaktionsgruppe ich etwa 10 Jahre lang eine enge Verbindung hatte, Adorno, Foucault, Baudrillard und den sehr radikalen Ausgangspositionen des Situationismus - Debord und so. Das letzte Mal, wo ich in genuin innerlinken Zusammenhängen etwas mit Vertretern des Haupt-und Nebenwiderspruchs zu tun hatte war in der ersten Hälfte der Neunziger, da galten die aber auch schon als Fossilien. Dass es einen Gesamtwiderspruch gibt, der mit der Eigentumsfrage zusammenhängt (und das erste Eigentum war halt die Verfügung der Männer über die Reproduktionsfähigkeit der Frauen, gleichzeitig der erste Grundbesitz) ist unstrittig und daher Privateigentum mit dem Patriarchat ganz unmittelbar verzahnt.

Damit hat aber die Kritik an repressiven Strukturen in linken Zusammenhängen, die essentialistisch "noch-nicht-so-weite-Leute", die intersektionelle Zusammenhänge nicht begriffen haben als Feinde begreifen und eine allgemeine Zerknirschungshaltung de facto einfordern nichts zu tun.

Meine Kritik ist eine Metakritik an in linken Zusammenhängen bzw. Diskursen in Deutschland verbreiteten Grundhaltungen, die eine intersektionelle Klassenkampfperspektive umwandeln in einen rigiden Moralismus. Und da wiederum treffe ich mich mit Bersarin, Hartmut, Noergler und Netbitch, die diesen Connex aus unterschiedlichen Perspektiven kritisieren - Bersarin aus der Position eines Vertreters der Ästhetischen Theorie in der Tradition Adornos und Benjamins, den ich nicht als in der Tendenz reaktionär, sondern eher als praxis-und bewegungsfern, Grand Hotel Abgrund halt bezeichnen würde, er kann mir da gerne widersprechen, Hartmut als eher bürgerlichen, mit linken Zielen aber sympathisierenden kulturpessimistischen Gesellschaftskritiker, Noergler als streng am Text arbeitenden Marxinterpreten und Netbitch als Feministin, die sehr klassisch an Engels, Luxemburg und Goldman orientiert ist und an Haltungen in der Frauen-Lesbenszene zu Hexenkult, Esoterik und Frauen-sind-bessere-Menschen-Biologismus sowie der totalen Ablehnung ihrer BDSM-Praktiken durch die Frauenszene schier verzweifelt ist (auch sie soll mir da gerne widersprechen) - und diesen Moralismus halte ich für einen echten Hemmschuh der Revolte. Es ist evident, wer diesen mehrheitlich trägt - Kinder von Lehrerinnen, Pastorinnen, Professorinnen, Juristinnen - also Leute aus moralproduzierenden Haushalten, die damit innerhalb der linken Szene die Dominanz des Klein-und Mittelbürgertums aufrechterhalten.


Zu: "Die Leute, die einen gut bezahlen Beruf anstreben haben meiner Erfahrung nach kein emanzipatorisch-kritisches Verhältnis zur Gesellschaft." - möchte ich Folgendes sagen: Sicher ist klar, dass Leute, deren Primärziel der Porsche oder das Eigenheim ist für Gesellschaftskritik im Allgemeinen nicht groß zu begeistern sind. Aber im Umkehrschluss gibt es auch einen linken Realitätsverlust, der Leute, die Wohlstand leben und sich mit Statussymbolen umgeben automatisch als Feinde ansieht. Ich bin selbst mal von einem Krankenpfleger dafür kritisiert worden, dass ich einen Job in der IT-Branche hatte mit dem Impetus, diesen Job aufzugeben - die Alternative wäre Sozi, heute HartzIV gewesen. Freiwillige Armut war von recht vielen Linksradikalen, die ich kannte als einziger vertretbarer Weg angesehen worden. Wer das "Schweinesystem" und den "Scheißstaat" anprangert sollte aber nicht danach streben, auf dessen Gnade angewiesen zu sein. Ohne das Geld von Engels wäre die kommunistische Idee nicht weit gekommen, auch Marx hätte rein physisch nicht überlebt, ohne Parvus keine Oktoberrevolution, ohne Stabsoffiziere keine Nelkenrevolution in Portugal. Conclusio: Das Hauptproblem der deutschen radikalen Linken ist ihre moralistische Selbstmarginalisierung, Selbstethnisierung und Selbstzerfleischung.

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Einen Gesamtwiderspruch leugne ich nicht - "Ohne die positive Aufhebung des kapitalistischen System werden viele Schweinereien nicht verschwinden (das gilt auch für den Feminismus.)"

Die Rede vom Gesamt- und Nebenwiderspruch hat Bersarin selbst aufgegriffen. Du scheinst das in einem engen theoretischen Sinn zu verstehen. ML-Vertreter und so.

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Und wo hat er das aufgegriffen?

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Bersarin - "Aber wie gesagt: großen Teilen der heutigen Linken ist es wichtiger, auf Nebenschauplätze unter ihresgleichen herumzunölen, den Gender-Klageklaus zu geben und ein Faß aufzumachen, wenn jemand „Neger“ sagt."

Futuretwin darauf - "Der gute alte Nebenwiderspruch."

Bersarin - "Nebenwiderspruch, Hauptwiderspruch: das mag die Sache einerseits treffen. Aber der Akzent liegt nun einmal auf der Ökonomie und der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital bleibt zentral."

Da.

Wir haben schon mal über diese "gut bezahlten Beruf"-Aussage diskutiert. Wir haben da einfach andere Erfahrungen ("Und heute sind die Menschen hierzulande um einen reinen Lebenslauf bemüht und das was man so links nennt, unterscheidet sich dahingend, dass man immerhin nicht so sehr auf die herunterblickt, die da nicht mithalten können oder wollen. Vereinfacht ist das so."). Das von dir Beschriebene wird doch heute kaum mehr vertreten. Um zu funktionieren muss Mensch sich schon zurichten und dann bspw. verdrängte Sehnsüchte negativ auf andere übertragen. Und dir dürfte doch klar sein, dass der herrschende Leistungsgedanke den Blick auf eine andere Gesellschaft mit vernebelt (und ganz handfest auch die Zeit dafür nimmt). Und nochmal, der Scheisstaat kennt keine Gnade, sondern setzt Harz IV für Kapitalinteressen ein (weißt du ja eigentlich). Klingt ein bisschen danach, als dürfte der Unproduktive nicht gegen den Staat sein, weil er von ihm abhängig ist.

Adornos und Benjamin sind nicht grundsätzlich reaktionär, wenn auch Adorno viel Scheisse geschrieben hat. Lass mich beim Pohrt-Beispiel bleiben. Pohrt fand plötzlich dass das Gerede vom Rassismus etc. übertrieben ist, ja sogar vom Staat forciert (Aufstand der Anständigen und so) und die Demontage des Sozialsystems nicht im Blickwinkel wäre (von jemanden der fürsorglich schrieb: "Die heutige monatliche Überweisung aufs Konto ist bequemer, um den Preis freilich, dass ein
Arbeitsloser mutterseelenallein mit Discounterbier vor der Glotze verschimmeln kann." Sollte im Jobcenter arbeiten.), außerdem sei der Türke ja eh Messerstecher, Deutschenfeindlichkeit wäre das Problem. So in etwa. Heute hält er Feminismus für Quatsch, weil ja die Frauen in der Familie das Sagen hätten und der Feminismus sich nur für Frauen in Führungsschichten einsetzen würde.

Da geht teils richtige Analyse (auch ohne Antirassismus, Anti-Antisemitismus wäre es zu Harz IV gekommen und hätte sich gehalten) mit blanken Rassismus, Ressentiment zusammen. Solche Leute verstecken ihr Ressentiment hinter scheinbar besonders radikaler Kritik. Das sehe ich im Fall Bersarin. So wie er sich präsentiert, äußert, könnte er ruhig mal vor dem eigenen Tor kehren, was dann wieder auf seine Kritik Auswirkung haben würde. Futuretwin hat schon genug dazu gesagt.

Mädchenmannschaft - das ist doch dieses "böse" Spektrum. Da findet man doch ab und zu was brauchbares - http://maedchenmannschaft.net/veganismus-instrument-zur-koerpernormierung/.

"Es ist evident, wer diesen mehrheitlich trägt - Kinder von Lehrerinnen, Pastorinnen, Professorinnen, Juristinnen - also Leute aus moralproduzierenden Haushalten .."

Es liegt an der Herkunft? Ist das nicht eher der gesamtgesellschaftliche Einfluss?

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"die intersektionelle Zusammenhänge nicht begriffen haben als Feinde begreifen"

Durch meine Rahmenbedinungen nehme ich die Gesellschaft bedrohlicher war (vermutlich zu Recht), als es Max Mustermann tut. Und da kann ich es durchaus verstehen, wenn man solche Leute als Feinde begreift, weil sie einem das Leben scheinbar unmöglich machen.

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"... wenn auch Adorno viel Scheisse geschrieben hat."

Was man von dem Hardcore-Intellektuellen lalatrine nicht behaupten kann. Er vermag es nämlich nicht einmal, das Wort "Scheiße" korrekt zu schreiben.

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"Ohne das Geld von Engels wäre die kommunistische Idee nicht weit gekommen, auch Marx hätte rein physisch nicht überlebt, ohne Parvus keine Oktoberrevolution, ohne Stabsoffiziere keine Nelkenrevolution in Portugal. Conclusio: Das Hauptproblem der deutschen radikalen Linken ist ihre moralistische Selbstmarginalisierung, Selbstethnisierung und Selbstzerfleischung."

Auch hier sehe ich zwischen beiden Sätzen keine Verbindung.

"Es ist evident, wer diesen mehrheitlich trägt - Kinder von Lehrerinnen, Pastorinnen, Professorinnen, Juristinnen - also Leute aus moralproduzierenden Haushalten ."

Wieso ist das denn evident? Weil Momo Professorensohn ist?

Zu deinem Link lacommune:
Stand auch mal was spannendes zu in der arranca.
Schiesst aber imho übers Ziel hinaus, denn zwischen den Zeilen lese ich, dass sich gefälligst über Antispeziezismus ausgetauscht werden soll. Abgesehen davon dass ich Anti-Speziezismus für ziemlichen Schwachsinn halte, spätestens da wo Legebatterien mit KZs verglichen werden, ist es eher ein unverkrampfter, nicht-missionarischer Veganismus, der mir sympathisch ist.

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Die Mädchenmannschaft ist kein "böses Spektrum", sondern da schreiben höchst unterschiedliche Menschen mit durchaus differenten Standpunkten und respektablen Auffassungen. Diesen "brauchbaren" Beitrag allerdings habe ich unter der Rubrik Szenekindergarten abgeheftet.

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Ach, das haben wir hier auch noch gefunden, über „Kritik und Kunst“ von fefe. Es trifft sehr genau das, was ich weiter oben beschrieb:

„Das ist ja inzwischen ein vertrautes Muster, dass irgendwelche Pseudo-Aktivisten mit sinnlosen Schreihals-Aktionen nicht etwa ihre Feinde bekämpfen sondern ihre Freunde. Angeblich gegen Sexismus und Rassismus kämpfende Aktivisten protestieren nicht auf einem CSU-Parteitag sondern bei irgendwelchen linken Hippie-Bewegungen und Studentengruppen, die eh schon weitgehend auf ihrer Seite waren.
[…]
Ich habe ja lange Jahre gedacht, solche Leute müssen von den Geheimdiensten geschickt sein. So unfassbar dämlich, dachte ich mir, kann keiner sein. Das müssen die doch merken, dass sie sich ihre einzige Chance auf Erfüllung ihrer Forderungen kaputtmachen! Aber dann habe ich mich mit ein paar solcher Leute unterhalten und heute denke ich, dass die wirklich so blöde sind. Das tut mir persönlich in der Seele weh, sowas, denn ich als alter Verschwörungstheoretiker verabscheue alle Theorien, die Dinge mit "die sind halt doof" erklären.“

http://blog.fefe.de/?ts=ab36c3b4

Jo, so ises!

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Stimmt, krass, hat es so noch nie gegeben. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass in "Life of Brian" mit der Volksfront von Judäa und der Judäischen Volksfront genau solche Tendenzen persifliert werden. Aber kann ja nicht, das haben ja erst die Genderwahnsinnigen erfunden.

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Es sagt niemand, daß es dies bisher nie gab. Zu soviel "Originalität" sind diese Typen und TypInnen nicht fähig. Sie wiederholen nur das immergleiche Spiel mit noch einer Portion Unsinn mehr und einer Schippe obendrauf. "Wenn du denkst, es geht nichts mehr, kommt immer noch ein Dümmerer her." In diesem Falle Dümmerer_innen

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Dümmer, weil Marx und Adorno nicht gelesen.

Nee, die Reichweite solcher Tendenzen ist heute anders als bei den K-Gruppen. Wegen Internetz. Das ist der ganze Unterschied, in der sich deine Gegenhysterie begründet. Bzw. Perversion, guckstu hier:
http://rhizom.blogsport.eu/2013/04/23/das-perverse-geniesen-der-politisch-unkorrekten/

Auszug:

"Und bei postmodernen Bleichgesichtern und Rothäuten spielt das „perverse Genießen“ natürlich überhaupt keine Rolle! Auch nicht dann, wenn sie Veranstaltungen stören und sprengen, Flüchtlinge darüber belehren, dass sie sich gefälligst Geflüchte zu nennen haben, Mailinglisten zu Kindergärten umfunktionieren (wie aktuell die Gendermailingliste), sich in selbstreferentiellen Blogposts gegenseitig versichern, wie rassistisch diejenigen sind, die sich nicht exakt an ihre Sprachvorgaben halten und immer und überall ihren moralischen Zeigefinger erheben.
Das hat natürlich so gar nichts damit zu tun, dass es auch ein gutes Gefühl gibt, sich moralisch über andere zu stellen, andere zu belehren, Narrenfreiheit zu genießen, Diskutanten mit Totschlagargumenten diskreditieren zu können und sich an den entsetzten Blicken anderer VeranstaltungsteilnehmerInnen zu weiden."

"Nee, das nennt Žižek hysterisches Genießen und ist für ihn das logische Komplementärprogramm! 😉"

Nachtrag:

Nicht, das wir uns falsch verstehen, ich will dir nicht vorwerfen, ein Vertreter der Neuen Rechten zu sein und hoffe, dass du mit Herrn Finkeldey der Meinung bist, dass solch inflationärer Gebrauch von "Neger" aus Gründen perversen Genießens genauso kritisiert gehört, wie das hysterische Genießen (bzw. stärker).

Ich hoffe, dass sich in einigen Jahren die Sache ähnlich beruhigt haben wird, wie jetzt das Hardcore-Antideutschtum. Auf dem Wege dahin sind jedoch gemäßigte Positionen notwendig, Einerseits-Andererseits-Abwägungen, die es den Noch-Suchenden ermöglicht, auch eben solche gemäßigten Positionen zu beziehen.

Übetreibende rants á la "bald ist Atmen rape culture" sind da wenig hilfreich.

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Ja, genau: Dieses Zitat beschreibt trefflich die Lantzschs und Momoruleze dieser Welt und einen völlig verdrehten Ansatz von Critical Whiteness. Und weil die Reichweite dieser Idiotisierungstendenz (den Idioten im etymologischen Sinne genommen) inzwischen derart hoch ist: GENAU AUS DIESEM GRUNDE kritisiere und kritisierte ich in meinen obigen Posts dieses Denken, das - siehe das fefe-Zitat - im Vergleich zu den ansonsten üblichen innerlinken Zerfleischungsdebatten eine neue Qualität erreicht hat. Daß Themen wie Rassismus, Feminismus etc. pp. wichtig sind, bestreitet keiner. Die Frage ist nur, wie man sie angeht und gesellschaftsrelevant vermittelt, so daß man damit tatsächlich auch Menschen erreicht und nicht bloß 20 Leute des inneren Zirkels. Es geht dabei ebensowenig darum, besonders häufig „Neger“ sagen zu dürfen – auch eines dieser immer wiederkehrenden Stereotype innerlinker Diskurse. Habe ich dieses Recht irgendwo eingefordert? Bitte um Belege dafür –, sondern um einen Wohlfühlantirassismus, der sich genau da äußert, wo es garantiert nicht wehtut: Menschen, die ihre eigene Irrelevanz und Wirkungslosigkeit zelebrieren. Denk mal darüber nach, futuretwin!

Ich habe übrigens nicht so sehr etwas gegen innerlinke Kritik, die gibt es nämlich auch bei Marx, wohl aber etwas gegen Unterkomplexität und wenn Theorie auf Kleinkinderniveau gebracht und der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Von der Praxis ganz zu schweigen, die das ebenfalls betrifft.

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"Auf dem Wege dahin sind jedoch gemäßigte Positionen notwendig, Einerseits-Andererseits-Abwägungen, die es den Noch-Suchenden ermöglicht, auch eben solche gemäßigten Positionen zu beziehen." Einerseits teile ich diesen Satz. Andererseits wünsche ich mir durchaus radikale Positionen. Was es heißt, radikal zu sein, wissen wir von Marx aus seiner "Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie": "Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen." Das erfordert, wie Marx zwei Sätze vorher sagt: Theorie, die zur Waffe wird.

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"Habe ich dieses Recht irgendwo eingefordert? Bitte um Belege dafür"
Ich habe dir das explizit NICHT unterstellt, bitte genauer lesen!

Das Radikal-sein-wollen, das ist doch just die Radix, die solcherlei verursacht: Antideutschtum, CW, etc.

Vor allem von jungen Menschen. Und dann werden sie älter und mäßigen sich. Und wenn man Pech hat pendeln sie, wie lacommune anmerkt, in die entgegengesetzte Richtung, bzw. in die, die ihnen eine Versöhnung mit dem Mainstream am ehesten ermöglicht.

Da kann doch frühzeitig interveniert werden, bevor sich die Grabenkämpfe vertiefen. Quasi keine Gräben ausheben weil viele irgendwann zurückgelaufen kommen. Mhm, die Frontmetapher trägt hier nicht so richtig. ;-)

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@lacommune: "Das von dir Beschriebene wird doch heute kaum mehr vertreten. Um zu funktionieren muss Mensch sich schon zurichten und dann bspw. verdrängte Sehnsüchte negativ auf andere übertragen." ------ Also ziemlich viele Linke die ich so kenne vertreten dass mensch einen möglichst politisch korrekten Job haben sollte und Karriere machen bzw. gut zu verdienen "böse" ist, kenne da einige die HartzIV beziehen, nebenher schwarz jobben und von den Eltern heimlich Unterhalt bekommen und stolz darauf sind, nicht "im System" mitzuwirken. Wenn die erwischt werden geht es ihnen aber übel. Sich selbst in so eine Situation zu begeben wenn mensch weiß wie der Apparat mit ihnen umgeht ist nicht gerade strategisch vorausschauend.


Vor Hartz IV, mit der alten Sozialhilfe war das noch viel weiter verbreitet, war ja sogar eine St. Pauli-Fan-Parole: "Wir kriegen Sozi und ihr nicht!". Darauf und auf das oben Gesagte bezog sich meine Ansage, wer von Scheißstaat und Schweinesystem redet sollte sich fragen, ob es so schlau ist, sich selber von den Almosen dieser Gesellschaft abhängig zu machen (ich war es selbst einmal). Linke, die nach eigener finanzieller Unabhängigkeit streben schaffen sich da eher relative Freiräume, deshalb gab es ja auch einmal Ansätze einer Alternativökonomie.


@" Klingt ein bisschen danach, als dürfte der Unproduktive nicht gegen den Staat sein, weil er von ihm abhängig ist." ------ Wie bitte? Eine völlige Verdrehung meiner Aussage. Der Staatsgegner ist dumm, wenn er sich in die Abhängigkeit vom Staat auch noch selber begibt, das wäre, wenn Du das unbedingt so verkürzt abhandeln willst die Kernaussage.

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@Futuretwin: Dann lies Dir mal die gesamte Argumentationskette im Zusammenhang durch, da müsste eigentlich sehr klar werden was ich meine. Während die alte ArbeiterInnenbewegungslinke sehr pragmatisch nach den Hebeln der Macht strebte ist die heutige Rabäh-Linke damit beschäftigt, sich sehr unproduktiv auf das Abstellgleis der gesellschaftlichen Wirkungslosigkeit zu stellen wo der Staat sie aber sowieso haben will.


@"Es ist evident, wer diesen mehrheitlich trägt - Kinder von Lehrerinnen, Pastorinnen, Professorinnen, Juristinnen - also Leute aus moralproduzierenden Haushalten ."

Wieso ist das denn evident? Weil Momo Professorensohn ist? ------ Erstens ist der kein Professoren- sondern Richter/Bürgermeister- und Ärztinsohn, zweitens geht es um den hier nicht. Sondern um die soziale Zusammensetzung der undogmatisch-linken Gruppen an deutschen Unis, in relevanten Szenezentren usw.

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"Also ziemlich viele Linke die ich so kenne vertreten dass mensch einen möglichst politisch korrekten Job haben sollte und Karriere machen bzw. gut zu verdienen "böse" ist"

Ich stimme lacommune zu, dass ich das heute nicht mehr so sehe. Kann aber an meinem Erfahrungshorizont liegen.

"die alte ArbeiterInnenbewegungslinke" VS. "heutige Rabäh-Linke"

Das klingt für mich nach Vergangenheitsverklärung. Du hast doch mal beschrieben, wie du aus nem bestimmten Kontxt rausgeflogen bist, wegen so ner Rabäh-Sache. Das ist doch alles nix Neues.

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Ich setze da ja auch den Zeithorizont anders, Engels und Parvus habe ich nicht mehr persönlich kennengelernt:-) Insofern ist die alte ArbeiterInnenbewegungslinke nicht eine der ich mich noch selber zurechne. Mir geht es bei alldem immer um Perspektivsuche. Und das heißt letztendlich "Wie werde ich Kalif anstelle des Kalifen?". Oder anders gesagt, wie können linke Kräfte wieder gesellschaftsmächtig werden? Und da gibt es halt Diskurse, die diese Perspektiven komplett ausbremsen, Selbstethnisierung eben.

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Ah, verstehe. Das wäre doch eine coole Referenz gewesen, "Also Engels hat damals zu mir gesagt...." ;-)

Mir fällt gerade etwas ein, wie eine schöne Klammer für einen Einerseits-Andererseits-Artikel zu dem Thema. Muss ich noch etwas dran feilen, aber ich storme einmal brain:

Einerseits wird ja, von bersarin etwa, eine neue Qualität der Selbstzerfleischung beschworen. Wie gesagt halte ich Web 2.0 für den einzigen Aspekt, aus dem das wirklich gelten könnte. Die Aufpaltung einer K-Gruppe in zwei sich spinnenfeinde, hat damals kaum einer mitbekommen, jetzt wird das im Netz ausgetragen. Es ist einfach sichtbarer. Hier steckt Potential, dass sinnvoll und weniger sinnvol genutzt werden kann.

Filterblasen unterstützen zwar Effekte, die es schon seit der Judäischen Volksfront in der Linken gibt. Aber die Reichweite ist auch einfach eine andere.
Und z.T. geht es ja auch um vermeintliche "Erfolge" die gezeitigt werden, z.B. den Rausschmiss des Azubis den Herr Finkeldey auch thematisierte. Da ist diese Strömung also genau nicht wirkungslos, sondern hat Wirkung, nur (je nach Ansicht) die falsche.
Ich glaube das ist die neue Qualität.

Wenn es zu schaffen wäre, diese neue Reichweite ohne die Filterblasen zu bekommen wäre das der Hit.
Also ArbeiterInnenbewegung mit den Mitteln der Rabäh-Linken, wenn du so willst. Antikapitalistische Shitstorms. Revolutionäre Shitstorms.

Im Arabischen Frühling hat Web 2.0 immerhin auch eine große Rolle gespielt.

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@bersi: "Was man von dem Hardcore-Intellektuellen lalatrine nicht behaupten kann. Er vermag es nämlich nicht einmal, das Wort "Scheiße" korrekt zu schreiben."

In der Schweiz, Lichtenstein schreibt man Scheisse.

@che: "BDSM-Praktiken durch die Frauenszene"

Beim Thema BDSM fühle ich mich bei den Gendertröten besser aufgehoben als beim Schwarzer-CDU-Feminismus.

"Wie bitte? Eine völlige Verdrehung meiner Aussage. Der Staatsgegner ist dumm, wenn er sich in die Abhängigkeit vom Staat auch noch selber begibt, das wäre, wenn Du das unbedingt so verkürzt abhandeln willst die Kernaussage."

Also "autonom" bist du auch nicht, nur weil du kein Harz IV beziehst. :)

Das kommt nicht so oft vor. Wie gesagt. Mir scheint das Problem der Zeit die Verächtlichmachung der Harz IV-Bezieher und wie sich das in zwischenmenschliche Beziehungen reinschleicht. Davor ist auch keine Linke sicher.

"Mir geht es bei alldem immer um Perspektivsuche. Und das heißt letztendlich "Wie werde ich Kalif anstelle des Kalifen?". Oder anders gesagt, wie können linke Kräfte wieder gesellschaftsmächtig werden?"

Vielleicht bist du auf dem Feldherrenhügel der Geschichte und ich eher beim Individuum. Das mag auch an deinen Auslandserfahrungen liegen.

"Diesen "brauchbaren" Beitrag allerdings habe ich unter der Rubrik Szenekindergarten abgeheftet."

@futuretwin: "Zu deinem Link lacommune:
Stand auch mal was spannendes zu in der arranca.
Schiesst aber imho übers Ziel hinaus, denn zwischen den Zeilen lese ich, dass sich gefälligst über Antispeziezismus ausgetauscht werden soll. Abgesehen davon dass ich Anti-Speziezismus für ziemlichen Schwachsinn halte, spätestens da wo Legebatterien mit KZs verglichen werden, ist es eher ein unverkrampfter, nicht-missionarischer Veganismus, der mir sympathisch ist."

Ich bin kein Vertreter von Anti-Speziezismus und klar könnte der Beitrag besser sein. In ihm und der Diskussion darüber kann aber jemand drauf kommen, dass Veganismus vor allem ein Modeding ist, sich das nicht jeder so einfach leisten kann und eben ein Instrument zur Körpernomierung. Das mag euch tollen Checkern ja klar sein, aber vielen Leuten ist es nicht.

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"Das mag euch tollen Checkern ja klar sein, aber vielen Leuten ist es nicht."

So meinte ich es nicht. Aber du hast Recht, die MäMa ist halt tendenziell was für Jüngere. Und insofern passt der Artikel schon.

Er hat halt diesen für MäMa typischen gereizten Grundton. Rants sind OK, aber ab und an tut auch differenzierte Analyse Not. Bzw. wird diese ja auch transportiert, aber der Ton macht halt Musik.

Da war der Arranca-Beitrag ganz nett und stellte die Austauschbarkeit von den Aussagen:
"Nein Danke, ich mach Diät." und "Nein Danke, ich bin vegan." heraus.
Da lag der Schwerpunkt auf der Vergleichbarkeit der Körperdisziplinierung und der Möglichkeit des szenekompatiblen Ausweischmanövers von der Diät zum Veganismus. Auch unter dem Stichwort Essstörungen (Ausgabe: Body Check & Linker Haken)
Bei der MäMa schwingt halt so ein nölendes: "Die Hipster haben mir meinen Distinktionsmechanismus geklaut!" mit.

Solche Sachen zu Körpern finde ich auch hochinteressant, da war auch in Laurie Pennys "Fleischmarkt" ein Kapitel, dass sich mit dem allgemeinen Abscheu vor Körperfett auseinandersetzte. Vor allem verknüpfbar mit Theweleits Männerphantasien, wo es ja auch um den festen "Stahlkörper" zur Abwehr allen weiblich konnotierten ging.

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Nachtrag, che: "Also ziemlich viele Linke die ich so kenne vertreten dass mensch einen möglichst politisch korrekten Job haben sollte und Karriere machen bzw. gut zu verdienen "böse" ist, kenne da einige die HartzIV beziehen, nebenher schwarz jobben und von den Eltern heimlich Unterhalt bekommen und stolz darauf sind, nicht "im System" mitzuwirken."

"und von den Eltern heimlich Unterhalt bekommen" - Was du so weißt ..

Mir sind solche Leute immer noch lieber als die, die in der Werbeagentur jeden Scheiss verkaufen, Bulle werden oder für Monsanto, die Bundeswehr etc. arbeiten.

Weißt du, du brauchst für den Kommunismus Leute, die den auch noch wollen und nicht Eigenheim.
Klar, viele die ganz am Rand stehen haben gerade Sehnsucht nach dem kleinen bürgerlichen Glück, aber das macht es nicht richtiger.

@futuretwin: Danke für den Arranca-Hinweis.
Rhizom hat mal was zu Theweleit geschrieben - http://lysis.blogsport.de/2005/07/10/klaus-theweleit-revisited/

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Hö Hö, "@bersi: "Was man von dem Hardcore-Intellektuellen lalatrine nicht behaupten kann. Er vermag es nämlich nicht einmal, das Wort "Scheiße" korrekt zu schreiben."

In der Schweiz, Lichtenstein schreibt man Scheisse."


In Liechtenstein schreibt frau Liechtenstein.

Ansonstingens finde ich meine BDSM-Erfahrungen weder bei Emma noch bei Mäma aufgehoben, das ist ja gerade der Punkt: Heterosexuelles BDSM mit zumindest der Option, auch als Frau Bottom zu sein (ich switche lustvoll zwischen beiden Rollen und stehe u.a. auch auf die richtig harten Komponenten, wo Blut fließt) ist in feministischen Kontexten überhaupt nicht angesagt. Da gilt immer noch, das BDSM in Lesbenkreisen ganz toll sei, aber doch bitte nicht in einer Hetenbeziehung. Und die Vorstellung, dass jede konsequente Feministin letztlich am Ende ihrer Bewusstwerdung Lesbe werden müsste, dieses ideologische Konzept habe ich weidlich kennengelernt. Eine sehr spezielle Anwendung der Avantgarde-Theorie auf Geschlechterverhältnisse.

Ansonsten finde ich die ganze Debatte hier gerade ziemlich Szenekindergarten.

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@futuretwin, Dein Brainstorm ist durchaus anregend, an der Idee sollten wir weiterfeilen. Der Mobbinggegner war ja schon so ein Schritt in diese Richtung.

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@lacommune: ------



"Es ist evident, wer diesen mehrheitlich trägt - Kinder von Lehrerinnen, Pastorinnen, Professorinnen, Juristinnen - also Leute aus moralproduzierenden Haushalten .."

Es liegt an der Herkunft? Ist das nicht eher der gesamtgesellschaftliche Einfluss?

Es ist die klassen-bzw. schichtspezifische Sozialisation dieser Leute, und der Moraldiskurs das Mittel, damit Angehörige dieser Schicht auch in subkulturellen linken Gruppen weiterhin dominant bleiben, was imho das Gegenteil von Klassenkampf beinhaltet.

"die intersektionelle Zusammenhänge nicht begriffen haben als Feinde begreifen"

"Durch meine Rahmenbedinungen nehme ich die Gesellschaft bedrohlicher war (vermutlich zu Recht), als es Max Mustermann tut. Und da kann ich es durchaus verstehen, wenn man solche Leute als Feinde begreift, weil sie einem das Leben scheinbar unmöglich machen."

Das kann ich nachvollziehen, was ich meinte ist aber eher so eine, wiederum für Akademikersprösslinge typische Haltung "die/der hat den Diskurs noch nicht so richtig verstanden und steht daher unter mir", was dann auch daran festgemacht wird wie intensiv ein bestimmter Jargon durchgehalten wird. Ob das die * # _ Sprache ist oder Antiimpjargon oder Maoistenslang ist dabei völlig nebensächlich, das ist halt die alle Jahrfünfte wechselnde Verpackung für den gleichen regressiven Inhalt.


Noch ein Nachtrag: "Um zu funktionieren muss Mensch sich schon zurichten und dann bspw. verdrängte Sehnsüchte negativ auf andere übertragen." Also, ich habe in den letzten 20 Jahren ja eine bunte berufliche Laufbahn mit ziemlich vielen auf und Abs hinter mir, aber so würde ich meine eigenen Erfahrungen jedenfalls nicht beschreiben. Foucault beschreibt ja ganz gut, wie die Abrichtung des menschlichen Organismus, womit mehr als nur Körper gemeint ist, für den Arbeitsmarkt in historischer Dimension verläuft, zusammen mit Marx gelesen kommt da eine sehr brauchbare Kritik der Selbstpraktiken in der Arbeitswelt heraus, aber daraus eine Dychotomie "Gesellschaftskritik über oder beruflich erfolgreich sein" abzuleiten finde ich weder realitätsgerecht noch Sinn schaffend. Kann auch nicht bestreiten, dass mir meine Arbeit die meiste Zeit Spaß macht und Spaß gemacht hat.

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Verglichen mit der Relevanz solcher Themen hier hat Netbitch Recht.

http://che2001.blogger.de/stories/1266837/

Futuretwins Vorschlag ist aber gut.

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"Also, ich habe in den letzten 20 Jahren ja eine bunte berufliche Laufbahn mit ziemlich vielen auf und Abs hinter mir, aber so würde ich meine eigenen Erfahrungen jedenfalls nicht beschreiben. Foucault beschreibt ja ganz gut, wie die Abrichtung des menschlichen Organismus, womit mehr als nur Körper gemeint ist, für den Arbeitsmarkt in historischer Dimension verläuft, zusammen mit Marx gelesen kommt da eine sehr brauchbare Kritik der Selbstpraktiken in der Arbeitswelt heraus, aber daraus eine Dychotomie "Gesellschaftskritik über oder beruflich erfolgreich sein" abzuleiten finde ich weder realitätsgerecht noch Sinn schaffend. Kann auch nicht bestreiten, dass mir meine Arbeit die meiste Zeit Spaß macht und Spaß gemacht hat."

Die beschriebene Dychotomie ist Unterstellung.
Ist doch witzig, dass du selbst gesagt hast: "Und dann stelle ich mit einem gewissen Erschrecken vor mir selber fest, dass ich mich inzwischen so sehr daran gewöhnt habe, mich mühsam über Wasser zu halten und selber unter demütigenden Bedingungen zu arbeiten, dass da so etwas wie die Haltung "warum sollten andere es da besser haben?" zumindest in Anflügen sich einschleicht."

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Was die Dychotomie angeht, habe ich die aus Deiner Formulierung so herausgelesen. Ist doch schön, wenn das nicht zutrifft. Zwischen der Eigenwahrnehmung, mich an die begrenzten Möglichkeiten gewöhnt zu haben unter denen ich operiere und dem Erschrecken über reflexhafte Reaktionen, die durchaus unsolidarisch sind und dem karrierebedingten Aufgeben von Solidarität und dem Streben nach einer besseren Gesellschaft an sich liegen allerdings Welten. Es ist so wie beim Anstieg auf einen Gipfel: Zwischendurch verlässt mich der Mut und ich zweifle an allem, fürchte sogar darum das, was ich da mache nicht zu überleben - es ist ganz objektiv lebensgefährlich - aber ich schaffe es trotzdem. So ähnlich sehe ich meine Gratwanderung zwischen beruflichen Zielen und meinen politischen Inhalten auch.

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Na deine Selbstkritik unterstreicht ja den schädlichen und durchdringenden Einfluss des heutigen Arbeitstrott auf uns.

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Das ist weder Selbstkritik noch ist da etwas "durchdringend". Ich halte dem ja trotz allem stand. Jetzt erzähl doch bitte Du mal von Deinem Arbeitsleben und Deinen Erfahrungen. Bisher kam da ja nicht mehr als ein paar Andeutungen.

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Wo liegt das Problem? DU schreibst von "..zumindest in Anflügen sich einschleicht." .. das wird seine Gründe haben. Ich schätze die Realität des Arbeitstrotts hat damit was zu tun. Lohnarbeit ist halt großer Scheiss. Alternative, Revolution. :)

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Ich beneide die Leute, die Arbeitstrott haben. Ich bin einer jener kleinen Selbstständigen, die sich ständig neu erfinden müssen, um existenzfähig zu bleiben.

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"Lohnarbeit ist halt großer Scheiss. Alternative, Revolution. "

Was für ein Schwachsinn. Ich möchte dich mal sehen in Kolumbien, ohne Job. Geld vom Staat gibt´s nicht, wenn ich Leuten dort erzähle, dass man in Deutschland geld vom Staat bekommt wenn man keine Arbeit findet, sind sie bass erstaunt. Wer in Kolumbien keinen Zugang zur Lohnarbeit findet, kann sich als Straßenhändler versuchen, oder sein handy minutenweise vermieten oder gleich Dieb werden mit dem Risiko, von der Polizei totgeschlagen zu werden.

In Venezuela, wo die Revolution gesiegt hat, ist es übrigens noch schlimmer.

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@che: Das kann man auch Arbeitstrott nennen. Halt den ständigen "Zwang" seine Arbeitskraft verkaufen zu müssen und die Verhältnisse in denen das eingebettet ist.

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Womit Du erstmal auf meine übrigen Argumente überhaupt nicht eingegangen bist, und auch nicht auf die Frage, was Du beruflich bisher so erlebt hast. Was mich angeht: Ich habe von Akkord am Band bei VW über freie journalistische Tätigkeit von Junge Welt bis SPIEGEL, Referententätigkeit für eine Menschenrechtsorganisation, Lehrer an einem Gymnasium, Fremdenführer, Wanderführer, Marketingmanager für ein IT-Unternehmen, VHS-Dozent, Pressesprecher eines Baukonzerns bis hin zu meiner jetzigen Tätigkeit als multipler Selbstständiger, der gleichzeitig als Handelsvertreter, Dozent in der Erwachsenenbildung, Webmaster und Journalist unterwegs ist alles Mögliche gemacht und dabei sowohl sehr positive als auch sehr negative Erfahrungen gemacht.

"Um zu funktionieren muss Mensch sich schon zurichten und dann bspw. verdrängte Sehnsüchte negativ auf andere übertragen." habe ich dabei eher nicht erlebt. Das erscheint mir so wie die Wahrnehmung eines Studenten, der noch nie im Berufsleben gestanden hat und in der Theorie durchaus stimmige, auf die Praxis aber nicht eins zu eins übertragbare Axiome anwendet. Ich würde mal sagen, dass ich in meinem Berufsleben immer authentisch gewesen bin, durchaus auch mich widerständig verhalten habe, sonst wäre meine Karriere glatter gewesen und mir so ein unreifes Zeug nicht gefallen lassen muss. Also Hose runter: Was hast Du für Berufserfahrungen?

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Unreifes Zeug von einem Studenten also. Na dann ..

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Womit Du mal wieder meine Fragen an Dich nicht beantwortet hast.

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