Mittwoch, 14. Oktober 2015
Ein paar ketzerische Gedanken über die VW-Affäre
che2001, 21:14h
Wie es dazu kommen konnte erklärt sich ganz banal - jedenfalls wenn ich das mit meinen eigenen Projekterfahrungen und meinen Erlebnissen mit dem Konzern abgleiche.
Da wird eine Abteilung beauftragt, einen schadstoffarmen Diesel zu entwickeln. Zeitrahmen, Budget und Teamstärke sind von Anfang an festgesetzt und werden nicht verändert. Schnell stellt sich heraus, dass diese Vorgaben nicht zu schaffen sind, nicht zeitlich, nicht budgetmäßig, nicht personell. Da sitzen die Leute Mannjahre an der Arbeit, ohne die Zielvorgaben zu erreichen, da arbeiten Entwickler 13 oder 14 Stunden am Tag, Ehen zerbrechen darüber. Bis der Entschluss gefasst wird, dass eine Software her muss, die die gewünschten Ergebnisse einfach liefert. Dem Gesetz gegenüber kriminell, ökologisch bedenklich, der eigenen gequälten Teambelegschaft gegenüber sozial kompetent. In einem extrem hierarchisch organisierten Unternehmen herrscht das SNAFU-Prinzip. Da Kommunikation nur unter gleichen möglich ist erzählt man den Chefs nie die Wahrheit. Das ist auch nicht unmoralisch sondern gesetzmäßiges Ergebnis spätkapitalistischer Logik.
Im Grunde haben die auf einer anderen Hierarchieebene nur gemacht, was wir auch taten, als ich mal bei VW im Akkord gejobbt hatte: Da schmiss jemand regelmäßig einmal am Tag ein paar Unterlegscheiben in eine Presse, damit die sich festfrass und stoppte. Dann wurde der Einrichter geholt, der in die Sache eingeweiht war, ein äußerst beliebter Kollege, dem öfter mal Bier ausgegeben wurde, und der ließ sich Zeit, wir hatten unsere lange Extrapause einmal am Tag. Aus Werkssicht Sabotage, aus Kollegensicht moralische Ökonomie, Kampf dem mörderischen Akkord.
Ein anderes Beispiel: Ich kannte da mal eine Softwarefirma, die entwickelte eine Einkaufssoftware für industrielle Proliferationsketten. Der Kernel war zwar fertig entwickelt, für jeden einzelnen Kunden mussten aber individuelle Applikationen entwickelt werden, damit die Software die Verhältnisse in der einzelnen Firma abbildete und auch dem Corporate Design, wie man dort sagte, dem look&feel entsprach. Diese Apps zu entwickeln war im Unternehmen aber kein Geld vorhanden. Erst wenn der Kunde bereits für laufende Lizenzverträge zahlte, während der Implikationsphase konnte überhaupt erst entwickelt werden. Um dem Kunden also eine "funktionierende" Software vorführen zu können baute man Präsentationen in Flash, Director und After Effects, gleichsam Zeichentrickfilme, die eine funktionierende Applikation vorspielten. Das war damals branchenüblich, solche Erlebnisse waren es, die mich zu Dotcomtod führten. Einige Jahre später arbeitete ein Freund von mir in der IT-Abteilung von VW. Dort sollte auf einer internationalen Pressekonferenz ein neues Online-Beschaffungsportal für Autoteile vorgestellt werden. Mein Freund, der da vom Fach war, sollte daran teilnehmen. Das wurde ihm verweigert mit dem Hinweis, dass man jedem Projektmanager auf seiner Hierarchiestufe die Teilnahme an der PK genehmigen müsste wenn man ihm diese erteile und das bedeutete Produktionsausfall. Der wahre Grund war freilich ein anderer: Es wurde ein Text verlesen, der sich mit Java-Beans-basierten Einkaufslösungen beschäftigte. 2 Drittel dieses Textes waren von mir, wörtlich aus Broschüren und Produktkatalogen der genannten Softwareschmiede übernommen die ich seinerzeit getextet hatte. Das Portal, wegen dem diese Pressekonferenz stattfand hat es in der beschriebenen Form nie gegeben und sollte es nie geben. Man brauchte nur die entsprechenden Presseberichte um den Börsenkurs hochzuhalten, da GM und Renault ein solches Portal schon betrieben. So ist das mit dem flexiblen Umgang mit der Wahrheit.
Auf der anderen Seite ist irgendwelche Empörung aus Usanesien ja wohl reine Heuchelei. Interessant ist, zu welchem Zeitpunkt diese längst sattsam bekannten "Enthüllungen" positioniert werden. Zu einem Zeitpunkt nämlich, wo VW dabei ist, sich als No1 der Weltautohersteller zu etablieren und Deutschland mit einer angesichts der Flüchtlingsaufnahme sehr intensiven und durchweg positiven Wahrnehmung in der Weltöffentlichkeit sehr gut dasteht sowohl Volkswagen als auch der außeramerikanischen Autoindustrie insgesamt als auch Deutschland als Staat kräftig vor den Bug zu schießen. Dafür wird die gesamte Propagandamaschinerie in Gang gesetzt bis hin nach Hollywood. Während die deutsche Öffentlichkeit sehr kritisch berichtet bzw. sich über VW hermacht funktionieren US-Medien in solchen Fällen stets sehr "patriotisch". Im Zweifelsfalle ist es immer der Kampf gegen das Unamerikanische.
.
Einige launige Überlegungen hierzu beim Don:
http://blogs.faz.net/stuetzen/2015/09/26/vw-in-der-grossen-tradition-der-frommen-luegen-5622/
Da wird eine Abteilung beauftragt, einen schadstoffarmen Diesel zu entwickeln. Zeitrahmen, Budget und Teamstärke sind von Anfang an festgesetzt und werden nicht verändert. Schnell stellt sich heraus, dass diese Vorgaben nicht zu schaffen sind, nicht zeitlich, nicht budgetmäßig, nicht personell. Da sitzen die Leute Mannjahre an der Arbeit, ohne die Zielvorgaben zu erreichen, da arbeiten Entwickler 13 oder 14 Stunden am Tag, Ehen zerbrechen darüber. Bis der Entschluss gefasst wird, dass eine Software her muss, die die gewünschten Ergebnisse einfach liefert. Dem Gesetz gegenüber kriminell, ökologisch bedenklich, der eigenen gequälten Teambelegschaft gegenüber sozial kompetent. In einem extrem hierarchisch organisierten Unternehmen herrscht das SNAFU-Prinzip. Da Kommunikation nur unter gleichen möglich ist erzählt man den Chefs nie die Wahrheit. Das ist auch nicht unmoralisch sondern gesetzmäßiges Ergebnis spätkapitalistischer Logik.
Im Grunde haben die auf einer anderen Hierarchieebene nur gemacht, was wir auch taten, als ich mal bei VW im Akkord gejobbt hatte: Da schmiss jemand regelmäßig einmal am Tag ein paar Unterlegscheiben in eine Presse, damit die sich festfrass und stoppte. Dann wurde der Einrichter geholt, der in die Sache eingeweiht war, ein äußerst beliebter Kollege, dem öfter mal Bier ausgegeben wurde, und der ließ sich Zeit, wir hatten unsere lange Extrapause einmal am Tag. Aus Werkssicht Sabotage, aus Kollegensicht moralische Ökonomie, Kampf dem mörderischen Akkord.
Ein anderes Beispiel: Ich kannte da mal eine Softwarefirma, die entwickelte eine Einkaufssoftware für industrielle Proliferationsketten. Der Kernel war zwar fertig entwickelt, für jeden einzelnen Kunden mussten aber individuelle Applikationen entwickelt werden, damit die Software die Verhältnisse in der einzelnen Firma abbildete und auch dem Corporate Design, wie man dort sagte, dem look&feel entsprach. Diese Apps zu entwickeln war im Unternehmen aber kein Geld vorhanden. Erst wenn der Kunde bereits für laufende Lizenzverträge zahlte, während der Implikationsphase konnte überhaupt erst entwickelt werden. Um dem Kunden also eine "funktionierende" Software vorführen zu können baute man Präsentationen in Flash, Director und After Effects, gleichsam Zeichentrickfilme, die eine funktionierende Applikation vorspielten. Das war damals branchenüblich, solche Erlebnisse waren es, die mich zu Dotcomtod führten. Einige Jahre später arbeitete ein Freund von mir in der IT-Abteilung von VW. Dort sollte auf einer internationalen Pressekonferenz ein neues Online-Beschaffungsportal für Autoteile vorgestellt werden. Mein Freund, der da vom Fach war, sollte daran teilnehmen. Das wurde ihm verweigert mit dem Hinweis, dass man jedem Projektmanager auf seiner Hierarchiestufe die Teilnahme an der PK genehmigen müsste wenn man ihm diese erteile und das bedeutete Produktionsausfall. Der wahre Grund war freilich ein anderer: Es wurde ein Text verlesen, der sich mit Java-Beans-basierten Einkaufslösungen beschäftigte. 2 Drittel dieses Textes waren von mir, wörtlich aus Broschüren und Produktkatalogen der genannten Softwareschmiede übernommen die ich seinerzeit getextet hatte. Das Portal, wegen dem diese Pressekonferenz stattfand hat es in der beschriebenen Form nie gegeben und sollte es nie geben. Man brauchte nur die entsprechenden Presseberichte um den Börsenkurs hochzuhalten, da GM und Renault ein solches Portal schon betrieben. So ist das mit dem flexiblen Umgang mit der Wahrheit.
Auf der anderen Seite ist irgendwelche Empörung aus Usanesien ja wohl reine Heuchelei. Interessant ist, zu welchem Zeitpunkt diese längst sattsam bekannten "Enthüllungen" positioniert werden. Zu einem Zeitpunkt nämlich, wo VW dabei ist, sich als No1 der Weltautohersteller zu etablieren und Deutschland mit einer angesichts der Flüchtlingsaufnahme sehr intensiven und durchweg positiven Wahrnehmung in der Weltöffentlichkeit sehr gut dasteht sowohl Volkswagen als auch der außeramerikanischen Autoindustrie insgesamt als auch Deutschland als Staat kräftig vor den Bug zu schießen. Dafür wird die gesamte Propagandamaschinerie in Gang gesetzt bis hin nach Hollywood. Während die deutsche Öffentlichkeit sehr kritisch berichtet bzw. sich über VW hermacht funktionieren US-Medien in solchen Fällen stets sehr "patriotisch". Im Zweifelsfalle ist es immer der Kampf gegen das Unamerikanische.
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Einige launige Überlegungen hierzu beim Don:
http://blogs.faz.net/stuetzen/2015/09/26/vw-in-der-grossen-tradition-der-frommen-luegen-5622/
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lemmy caution,
Samstag, 17. Oktober 2015, 00:47
Da kann was dran sein.
Die technische Entwicklung ist so schnell, komplex und disruptiv, dass Leute im oberen Management vermutlich nicht gut wissen, was da auf der technischen Ebene in den Büros abgeht.
Um wirklich auf meiner technischen Ebene informiert zu sein, müssten die eher geheimdienstlich agieren. Sowas wie ich wäre der perfekte Spion. Nach 3 Monaten habe ich eine Ahnung von pain points in mich anheuernde Projekten. Natürlich ist das auch subjektiv gefärbt. Aber von mehreren wie mich, würden die eine Menge Informationen erhalten.
Sie tun es aber nicht. Ich würde mich darauf natürlich auch nie einlassen.
Obere Manager machen auf mich den Eindruck von politischen Darsteller. Es kann sein, dass sie über diese Software und ihre Tragweite nicht wirklich informiert waren, z.T. auch weil sie es nicht an sich heranlassen. Wenn irgendein physischer Gegenstand den Trick bewirkt hätte, wäre der nie dauerhaft eingebaut worden. Aber eine Software, die man auf Komponenten aufspielt? Das hat den Anschein von Flücktigkeit, wobei das natürlich die Funktionsweise der Maschine im Grunde beherrscht.
Ich nehm dem Winterkorn den technischen Qualitätsfreak nicht ab. Erscheint mir als Poser. Der hatte anderes zu tun. Auch deshalb sind diese Leute massiv überbezahlt.
Mit den 13,14 stunden arbeitenden Entwicklern hast Du eine heroische Sicht auf den Arbeitsaltag von Ingeniören. Das würde übrigens niemand länger durchhalten. Sowas gabs 1997 bis 2002, ist dann aber im Desaster geendet.
Um produktiv zu arbeiten, benötigt man eine Struktur. Wenns an der mangelt, arbeitet man eben unproduktiv. Aber nie mehr als 40 Stunden. Das wissen die Unternehmen auch.
Stress entsteht durch Neues Lernen neben dem Projekt. Das ist aber jedem selbst überlassen und wg. der Projektlage war der Druck in den letzten 8 Jahren nie wirklich so hoch wie vor dem Crash und die 2 Jahre danach. Und die Zeiten des Drucks waren bestimmt nicht produktiver.
Der Job erfordert eine spezielle Form eines gedanklichen Versenkens und kreativen out of the box Denkens. Da brauchts Ruhephasen.
Die technische Entwicklung ist so schnell, komplex und disruptiv, dass Leute im oberen Management vermutlich nicht gut wissen, was da auf der technischen Ebene in den Büros abgeht.
Um wirklich auf meiner technischen Ebene informiert zu sein, müssten die eher geheimdienstlich agieren. Sowas wie ich wäre der perfekte Spion. Nach 3 Monaten habe ich eine Ahnung von pain points in mich anheuernde Projekten. Natürlich ist das auch subjektiv gefärbt. Aber von mehreren wie mich, würden die eine Menge Informationen erhalten.
Sie tun es aber nicht. Ich würde mich darauf natürlich auch nie einlassen.
Obere Manager machen auf mich den Eindruck von politischen Darsteller. Es kann sein, dass sie über diese Software und ihre Tragweite nicht wirklich informiert waren, z.T. auch weil sie es nicht an sich heranlassen. Wenn irgendein physischer Gegenstand den Trick bewirkt hätte, wäre der nie dauerhaft eingebaut worden. Aber eine Software, die man auf Komponenten aufspielt? Das hat den Anschein von Flücktigkeit, wobei das natürlich die Funktionsweise der Maschine im Grunde beherrscht.
Ich nehm dem Winterkorn den technischen Qualitätsfreak nicht ab. Erscheint mir als Poser. Der hatte anderes zu tun. Auch deshalb sind diese Leute massiv überbezahlt.
Mit den 13,14 stunden arbeitenden Entwicklern hast Du eine heroische Sicht auf den Arbeitsaltag von Ingeniören. Das würde übrigens niemand länger durchhalten. Sowas gabs 1997 bis 2002, ist dann aber im Desaster geendet.
Um produktiv zu arbeiten, benötigt man eine Struktur. Wenns an der mangelt, arbeitet man eben unproduktiv. Aber nie mehr als 40 Stunden. Das wissen die Unternehmen auch.
Stress entsteht durch Neues Lernen neben dem Projekt. Das ist aber jedem selbst überlassen und wg. der Projektlage war der Druck in den letzten 8 Jahren nie wirklich so hoch wie vor dem Crash und die 2 Jahre danach. Und die Zeiten des Drucks waren bestimmt nicht produktiver.
Der Job erfordert eine spezielle Form eines gedanklichen Versenkens und kreativen out of the box Denkens. Da brauchts Ruhephasen.
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lemmy caution,
Samstag, 17. Oktober 2015, 01:28
Du meinst vermutlich Enterprise Java Beans (EJB). Und nicht Java Beans. EJB war damals ein massgeblicher Bestandteil von J2EE.
Ich hab so um 2001/2002 neben der Entwicklertätigkeit wie ein Bescheuerter EJB und alles drumherum gelernt.
Also das, wofür Du den executive summary für Entscheider geschrieben hast.
Dann kam 2002 das Buch "J2EE Design and Development" eines in London arbeitenden Consultants, Rod Johnson. Johnson betonte das dem ganzen Zeugs richtige Ideen zugrundelagen, viel mehr wars aber eine Abrechnung und darüber hinaus eine Reihe von alternativen Vorschlägen. Für mich nicht zuletzt eine große Erleichterung, dass es vielleicht nicht ich war, warum die Ergebnisse mit diesen dollen Technologien bei nüchterner Betrachtung mehr als bescheiden ausfiehlen.
Eine Gruppe von Entwicklern um Johnson baute dann Spring Framework, das in der Praxis dann ab 2003 von immer mehr Organisationen benutzt wurde.
J2EE adaptierte viele Ideen von Spring (und Hibernate, andere Geschichte aber auch mit Australier) und benannte sich wegen seinem schlechten Image in JEE, später EE um.
Ich bezweifele, dass die Portale von GM und Renault wirklich praxistauglich waren. Im besten Fall war das 95% Schmu und nicht 100% wie offensichtlich bei dieser Pressekonferenz von VW. Ich hab für Mercedes und VW gearbeitet. Und bei Mercedes hab ich eine sehr gute, IT-nah arbeitende Informantin.
J2EE aka JEE aka EE ist eigentlich wie die Marktwirtschaft. Erfolgreich im Einbau von Renegaten-Ideen ins eigene Shitstem. Ich bin heute eher EE als Spring Programmierer auf der Ebene. Eigentlich beides. Aber stärker EE.
Ich hab so um 2001/2002 neben der Entwicklertätigkeit wie ein Bescheuerter EJB und alles drumherum gelernt.
Also das, wofür Du den executive summary für Entscheider geschrieben hast.
Dann kam 2002 das Buch "J2EE Design and Development" eines in London arbeitenden Consultants, Rod Johnson. Johnson betonte das dem ganzen Zeugs richtige Ideen zugrundelagen, viel mehr wars aber eine Abrechnung und darüber hinaus eine Reihe von alternativen Vorschlägen. Für mich nicht zuletzt eine große Erleichterung, dass es vielleicht nicht ich war, warum die Ergebnisse mit diesen dollen Technologien bei nüchterner Betrachtung mehr als bescheiden ausfiehlen.
Eine Gruppe von Entwicklern um Johnson baute dann Spring Framework, das in der Praxis dann ab 2003 von immer mehr Organisationen benutzt wurde.
J2EE adaptierte viele Ideen von Spring (und Hibernate, andere Geschichte aber auch mit Australier) und benannte sich wegen seinem schlechten Image in JEE, später EE um.
Ich bezweifele, dass die Portale von GM und Renault wirklich praxistauglich waren. Im besten Fall war das 95% Schmu und nicht 100% wie offensichtlich bei dieser Pressekonferenz von VW. Ich hab für Mercedes und VW gearbeitet. Und bei Mercedes hab ich eine sehr gute, IT-nah arbeitende Informantin.
J2EE aka JEE aka EE ist eigentlich wie die Marktwirtschaft. Erfolgreich im Einbau von Renegaten-Ideen ins eigene Shitstem. Ich bin heute eher EE als Spring Programmierer auf der Ebene. Eigentlich beides. Aber stärker EE.
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che2001,
Samstag, 17. Oktober 2015, 01:45
@:"Obere Manager machen auf mich den Eindruck von politischen Darsteller. "---- Der besagte Freund und Ex-Vorgesetzte bezeichnete mal Manager generell als "Industrieschauspieler".
Dass Plattformen wie CC-Markets und Covisint keinen durchschlagenden Erfolg hatten wäre ein eigenes Thema, hat aber keine Wirkung auf den hier dargestellten Zusammenhang. Ich habe mich ja auch mit Automotive-Ingenieuren über das Thema unterhalten, und da bekam ich eine interessante Antwort: Alle Autohersteller außerhalb der Volkswagen-Gruppe außer BMW und Toyota hätten Dieselmotoren, bei denen sich ab Tempo 100 der Katalysator einfach abschaltet, und dann würde der gleiche Mist wie in den 1980ern rausgeblasen. Die haben zwar keine Lügensoftware, aber VW-Diesel wären im Endeffekt immer noch sauberer als die. Ein VW-Mechaniker erzählte mir allerdings, dass die Motoren mit der Betrugssoftware auch in Autos z.B. von Nissan eingebaut worden wären. Weites Feld...
Dass Plattformen wie CC-Markets und Covisint keinen durchschlagenden Erfolg hatten wäre ein eigenes Thema, hat aber keine Wirkung auf den hier dargestellten Zusammenhang. Ich habe mich ja auch mit Automotive-Ingenieuren über das Thema unterhalten, und da bekam ich eine interessante Antwort: Alle Autohersteller außerhalb der Volkswagen-Gruppe außer BMW und Toyota hätten Dieselmotoren, bei denen sich ab Tempo 100 der Katalysator einfach abschaltet, und dann würde der gleiche Mist wie in den 1980ern rausgeblasen. Die haben zwar keine Lügensoftware, aber VW-Diesel wären im Endeffekt immer noch sauberer als die. Ein VW-Mechaniker erzählte mir allerdings, dass die Motoren mit der Betrugssoftware auch in Autos z.B. von Nissan eingebaut worden wären. Weites Feld...
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lemmy caution,
Samstag, 17. Oktober 2015, 02:29
Nirgendwo ist der Anteil von Diesel PKWs so hoch wie in Europa (2012: 50%). Bei den "sympathischen" SUVs 80%.
Danach kommt Indien mit 15%.
In Japan <1%.
China macht 1% des PKW-Dieselmarktes aus (obwohl dort der größte PKW Markt ist)
In Brasilien sind Diesel-Motoren in PKWs verboten.
(Quelle: http://www.bosch-presse.de/presseforum/details.htm?txtID=6355&tk_id=108 , die Überschrift konterkarierend).
Vielleicht ist PKW-Diesel einfach keine gute Idee?
Ich werde mir als Selbstständiger aus Steuerlichen Gründen alle 6 Jahre einen 2 Jahre alten Toyota Gebrauchtwagen kaufen. Als Angestellter alle 10 Jahre. Benziner und in 2 Jahren einen Hybrid. Für ein vernünftiges Elektro-Auto würd ich wg. Umwelt sofort 20.000 Euro ausgeben. Aber das wird noch ein paar Jahre dauern. Für ein Benzin-Auto geb ich nicht mehr als 9000 Euro aus (ohne MwSt.)
Danach kommt Indien mit 15%.
In Japan <1%.
China macht 1% des PKW-Dieselmarktes aus (obwohl dort der größte PKW Markt ist)
In Brasilien sind Diesel-Motoren in PKWs verboten.
(Quelle: http://www.bosch-presse.de/presseforum/details.htm?txtID=6355&tk_id=108 , die Überschrift konterkarierend).
Vielleicht ist PKW-Diesel einfach keine gute Idee?
Ich werde mir als Selbstständiger aus Steuerlichen Gründen alle 6 Jahre einen 2 Jahre alten Toyota Gebrauchtwagen kaufen. Als Angestellter alle 10 Jahre. Benziner und in 2 Jahren einen Hybrid. Für ein vernünftiges Elektro-Auto würd ich wg. Umwelt sofort 20.000 Euro ausgeben. Aber das wird noch ein paar Jahre dauern. Für ein Benzin-Auto geb ich nicht mehr als 9000 Euro aus (ohne MwSt.)
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che2001,
Sonntag, 18. Oktober 2015, 18:00
Nun mal ein Stück Technikgeschichte
@"Vielleicht ist PKW-Diesel einfach keine gute Idee?" ----- Über lange Jahre war das eine sehr gute Idee und galt als Öko-Auto. Hat halt mit der Entwicklungsgeschichte des Autos zu tun und untrennbar mit der Konzerngeschichte von VW. Als bei den Benzinern Vergasermotoren ohne Kat und mit verbleitem Sprit Standard waren galten die Dieselabgase als vergleichsweise sauber und der Dieselmotor wegen seines geringeren Spritverbrauchs und höheren Wirkungsgrads als Energiesparmotor.
Als VW mit dem Golf Diesel 1976 den ersten Diesel PKW in der Kompaktklasse einführte war das eine Sensation. Bisherige PKW-Diesel waren Mittelschnellläufer, d.h. sie hatten grundsätzlich eine geringere Drehzahl als Ottomotoren und waren im Prinzip verkleinerte LKW-Diesel. So erzielte ein alter Mercedes 200 D mit 2 Litern Hubraum eine Leistung von 55 PS. Verbunden mit dem Fahrzeuggewicht führte das zu einer Beschleunigung und einem Fahrverhalten wie bei einem LKW. Demgegenüber besaß der Motor des Golf Diesel I erstmals die identische PS-Leistung des Benziners. Ermöglicht wurde das durch einen einfachen aber genialen Trick: Man hatte einen Benzinmotor auf Diesel als Treibstoff umgerüstet. Auf die Idee war bis dahin niemand gekommen, die damaligen Dieselmotoren waren konstruktionstechnisch von einer Bauart, die heute noch in Lokomotiven, Generatoren und Ubooten Verwendung findet. Mit dem Golf Diesel eng verbunden war auch der Siegeszug von VW: 1972 war es zur Werkskrise gekommen, aufgrund rückläufiger Absätze drohte dem Hauptwerk Wolfsburg die Schließung. Mit ihren luftgekühlten Boxermotoren war die Marke international nicht mehr konkurrenzfähig. Die Umstellung der Modellpalette auf Autos wie Passat, Golf und Polo war ein so radikaler Wandel, als würde man heutzutage auf Hybridantrieb, Kohlefaserkarrosserie und ellipsoiden Seitenschnitt umstellen. Das passte in eine Zeit mit globalen Ölkrisen, in der die alten Spritschlucker à la Opel Diplomat oder Mercedes 600 nichts mehr wert waren. Mit neuen, innovativen und sparsamen Autos waren VW und die gesamte japanische Autoindustrie die Profiteure dieser Krisen. Und eben nicht zuletzt dank Diesel-Technologie. Sobald die übrigen Autohersteller von VW gelernt hatten auch schnellauffende leichte Dieselmotoren zu bauen ging VW mit dem ersten Turbodiesel in einem PKW wieder eine Nasenlänge voran, der Siegeszug setzte sich dann bei der Pumpe-Düse-Technologie und dem TDI fort. Erst seit dem geregelten 3-Wege-Katalysator im Benziner gelten Diesel nicht mehr als umweltfreundlich, wohl aber immer noch als besonders sparsam. Als richtig problematisch werden die Diesel erst seit der ab 2005 geführten Feinstaubdebatte angesehen. Partikelfilter baut VW seit 2008, Dieselkatalysatoren seit 2012 ein, und vor der Feinstaubdebatte galten die damaligen Diesel, die alles ungefiltert heraushauten als Ökoautos. Immer noch stellt sich die Frage, ob im Zweifelsfall Stickoxidausstoß Nicht gegenüber hohem Co2-Austausch aus Klimasicht das geringere Übel ist, insofern sind Messwerte auch politische Werte. Außerdem ist eine bessere Schadstoffbilanz ja möglich, sei es durch entsprechende Softwarelösungen, sei es durch thermische Nachverbrennung.
Als VW mit dem Golf Diesel 1976 den ersten Diesel PKW in der Kompaktklasse einführte war das eine Sensation. Bisherige PKW-Diesel waren Mittelschnellläufer, d.h. sie hatten grundsätzlich eine geringere Drehzahl als Ottomotoren und waren im Prinzip verkleinerte LKW-Diesel. So erzielte ein alter Mercedes 200 D mit 2 Litern Hubraum eine Leistung von 55 PS. Verbunden mit dem Fahrzeuggewicht führte das zu einer Beschleunigung und einem Fahrverhalten wie bei einem LKW. Demgegenüber besaß der Motor des Golf Diesel I erstmals die identische PS-Leistung des Benziners. Ermöglicht wurde das durch einen einfachen aber genialen Trick: Man hatte einen Benzinmotor auf Diesel als Treibstoff umgerüstet. Auf die Idee war bis dahin niemand gekommen, die damaligen Dieselmotoren waren konstruktionstechnisch von einer Bauart, die heute noch in Lokomotiven, Generatoren und Ubooten Verwendung findet. Mit dem Golf Diesel eng verbunden war auch der Siegeszug von VW: 1972 war es zur Werkskrise gekommen, aufgrund rückläufiger Absätze drohte dem Hauptwerk Wolfsburg die Schließung. Mit ihren luftgekühlten Boxermotoren war die Marke international nicht mehr konkurrenzfähig. Die Umstellung der Modellpalette auf Autos wie Passat, Golf und Polo war ein so radikaler Wandel, als würde man heutzutage auf Hybridantrieb, Kohlefaserkarrosserie und ellipsoiden Seitenschnitt umstellen. Das passte in eine Zeit mit globalen Ölkrisen, in der die alten Spritschlucker à la Opel Diplomat oder Mercedes 600 nichts mehr wert waren. Mit neuen, innovativen und sparsamen Autos waren VW und die gesamte japanische Autoindustrie die Profiteure dieser Krisen. Und eben nicht zuletzt dank Diesel-Technologie. Sobald die übrigen Autohersteller von VW gelernt hatten auch schnellauffende leichte Dieselmotoren zu bauen ging VW mit dem ersten Turbodiesel in einem PKW wieder eine Nasenlänge voran, der Siegeszug setzte sich dann bei der Pumpe-Düse-Technologie und dem TDI fort. Erst seit dem geregelten 3-Wege-Katalysator im Benziner gelten Diesel nicht mehr als umweltfreundlich, wohl aber immer noch als besonders sparsam. Als richtig problematisch werden die Diesel erst seit der ab 2005 geführten Feinstaubdebatte angesehen. Partikelfilter baut VW seit 2008, Dieselkatalysatoren seit 2012 ein, und vor der Feinstaubdebatte galten die damaligen Diesel, die alles ungefiltert heraushauten als Ökoautos. Immer noch stellt sich die Frage, ob im Zweifelsfall Stickoxidausstoß Nicht gegenüber hohem Co2-Austausch aus Klimasicht das geringere Übel ist, insofern sind Messwerte auch politische Werte. Außerdem ist eine bessere Schadstoffbilanz ja möglich, sei es durch entsprechende Softwarelösungen, sei es durch thermische Nachverbrennung.
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