Dienstag, 10. Mai 2016
Zettel: Ein Nachruf
Einfach war er nicht. Zettel war ein emeritierter Naturwissenschaftler, ich meine Biologe, der exquisit höflich doch hart in der Sache auf seinem Blog über alles nur Mögliche schrieb. Politisch verstand er sich als Liberaler, durchaus nicht in dem Sinne wie jene Blogliberalen die häufig bei ihm kommentierten und ihn verlinkten sondern eher im Sinne der FDP zur Zeit der Schmidt-Genscher-Koalition. Dass seine geistigen Wurzeln vor allem in dieser Zeit lagen machten auch seine Abrechnungen mit Linken deutlich, die so gut wie gar nichts mit heutigen westdeutschen Linken zu tun hatten, sondern sich auf einen Menschentypus bezogen, der in den Siebzigern die Unis bevölkert hatte: Mit einem Antiimperialismusbegriff, der die USA und Israel als die Hauptfeinde der Arbeiterklasse betrachtete, mit einem klaren Schwarz-Weiß-Denken und autoritären Verhaltensstrukturen. Wenn Zettel über Linke wetterte dann arbeitete er sich an einem Typ Menschen ab die selber schon Geschichte waren. Und selbst vertrat er einen naturwissenschaftlichen Positivismus, der von einem linguistic turn nie etwas gehört hatte. Er vertrat dies alles immer auf faire Weise. Während andere nur zu oft sachlich beginnende Diskussionen zu wilden Kommentarschlachten eskalierten verlor er nie die Contenance. Am 25.2.2013 starb er überraschend nach kurzer Krankheit. Ich erinnere an einen trotz vieler Kontroversen geschätzten und geachteten Diskussionspartner.

http://www.welt.de/debatte/article113985929/Zettels-Raum-war-eine-Oase-der-Vernunft.html

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die kommentare dort erinern mich sehr deutlich daran, warum ich nicht mitgelesen habe.

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Kommentataren
Die Kommentarkurven sind ein Thema für sich. Wenn Statler bei Statler und Waldorf strittige, aus meiner Sicht oft falsche Dinge schrieb so war doch immer eine Ebene der offenen Diskussion da - die durch ein neurechtes, polemisches, ideologisch vernageltes Publikum regelmäßig zugeschüttet wurde. Konsequenterweise haben die ihr Blog dann geschlossen. Die Kommentarkurven dieser Blogs bereiteten so etwas wie Pegida und AFD vor - ich glaube aber nicht, dass das deren Absicht war.

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Ein Neocon wie Michael Miersch hatte immerhin Anstand genug, sich oberflächlich von dem Achgut-Milieu abzugrenzen. Im Gegensatz zum geschätzten und geachteten Sarrazinschmuser Zettel.

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Hmm. Dass Miersch sich in irgendeiner Weise vom Achgut-Milieu abgegrenzt hat habe ich nicht mitbekommen, ich kenne ihn als Mitgründer der Achse des Guten, und was Zettel zu Sarrazin gesagt hat entzieht sich gleichfalls meiner Kenntnis. Entscheidend ist wohl der Zeitraum, in dem die Genannten so oder so Stellung bezogen haben. Ich habe das Alles so im Zeitraum 2005-9 verfolgt.

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http://www.achgut.com/artikel/na_dann_ohne_mich

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Danke für diesen äußerst aufschlussreichen und lesenswerten Beitrag. So nachvollziehbar das ist was Miersch da schreibt, so ist es auch voller Halbwahrheiten und Lebenslügen. Und er erscheint wie der Zauberlehrling, der die Geister die er rief nicht mehr los wird. Das allerdings wurde den Blogliberalen hier, beim Don, bei Momorulez und vielen Anderen damals schon prophezeit. Am Deutlichsten von jolly rogers, der mal sinngemäß meinte, die Liberalen säßen mit den Neurechten so lange am Biertisch, bis diese ihnen das Bier ins Gesicht schütteten.

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