Donnerstag, 1. September 2016
Die Rassismusdebatte folgt einer Mode
Sie wird in Analogie zur Feminismusdebatte geführt, hat aber im Gegensatz zu dieser keine soziale Basis. Eine Analyse des Rassismus muss in Deutschland von der Kontinuität und Verschränkung des Kolonial-Rassismus, der Rassenhygiene und des Antisemitismus ausgehen. Dem weißen Subjekt in der Massengesellschaft ist der Rassismus zur zweiten Natur geworden. Der aktuelle Rassismus in den Unterklassen entspringt der Angst der Verlierer bei der postkeynesianischen Rekonstruktion der Gesellschaft. Der Fluchtpunkt des Rassismus von oben allerdings ist nach wie vor die Bevölkerungspolitik, der es um die Eindämmung der trikontinentalen "Überschussbevölkerung" geht und um die Regulation des illegalen Arbeitsmarkts in den Metropolen. Demgegenüber betreibt die Linke in ihrer Debatte eine unproduktive Selbstethnisierung.

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Demgegenüber betreibt die Linke in ihrer Debatte eine unproduktive Selbstethnisierung.

Was genau meinst Du mit Selbstethnisierung?

Ich bin im Übrigen nicht so sicher, ob die Formen von Rassismus, die wir zur Zeit sehen, in erster Linie Fortschreibungen von Traditionslinien aus Kolonial- und NS-Zeit sind. Sicher gibt es da Kontinuitäten, aber ebenso auch Unterschiede. Heute glaubt man nicht mehr unbedingt an die Überlegenheit der eigenen Rasse, man macht es eher an der Kultur fest, und so behaupten ja auch Islamophobiker, sie könnten keine Rassisten sein, da Islam ja keine Rasse konstituiere.

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Der Kulturalismus ist aber schon Ergebnis jahrzehntelanger Theorie/Propagandaarbeit der Neuen Rechten, die es geschafft haben, solches Gedankengut bis ins grüne Lager zu platzieren. Hier ein paar Links, schreibe später Näheres drüber.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus_ohne_Rassen

https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus_ohne_Rassen

https://www.nadir.org/nadir/archiv/Diverses/pdfs/jost_mythenderrechten.pdf

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Die Selbstethnisierung
Damit ist gemeint, dass Linke in Deutschland sich damit beschäftigen, dass sie sich erstmal ihre Privilegien anschauen müssten, ehe sie mit Schwarzen/Flüchtlingen/Asylsuchenden sprechen, ihren gesellschaftlichen Status denen gegenüber abchecken und sich in links-internen Debatten darüber absprechen usw. und dabei ein künstliches Kollektiv der weiß-deutschen Menschen konstituieren, statt in Kämpfe von Flüchtlingen unmittelbar sokidarisch einzugreifen und sich darum zu kümmern, wie Klassenkampf und Antirassismus direkt zu verbinden wären.

Der Text stammt übrigens nicht von mir, sondern ist Klappentext eines Buchs von 1993 (Materialien für einen Neuen Antiimperialismus Band 5), was zeigt, wie weit sich die Debatte rückwärts entwickelt hat. Die Antworten auf die Fragen, die heute CW-Leute stellen hatten wir damals schon.

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"Die Rassismusdebatte folgt einer Mode,

sie wird in Analogie zur Feminismusdebatte geführt, hat aber im Gegensatz zu dieser keine soziale Basis."

Starke Thesen ! (danke dafür!!)

(wir unterfangen uns gar nicht, an irgendwelchen "Rassimusdebatten" teilzunehmen; sie scheinen umso mehr - sorry - zu verschwinden, desto mehr Syrier und Afghanen ... nach Deutschland kommen.)

Demzufolge gibt es auch keine Feminismusdebatte, der irgendjemand als Anti-Rassist folgen würde.

Ist das denn so schwer zu verstehen? Jetzt gilt es, die Mitte zu überzeugen !

Meine Kollegen, mit denen ich z.Z. Deutschkurse für Flüchtlinge gebe, sind alle zutieftst schleswig-hoslteinischer CDU-Sumpf. Kann schon mal vorkommen, aber auch aus einem CDU-Ekel vor PEGIDA.

Das Schöne an der Situation ist ja, dass immer mehr klar wird, wie sehr sich doch die Leute gleichen oder sich aneinander angleichen.

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"Je stärker die beherrschte und abhängige Ungleichstellung der Frauen ausgeprägt ist, desto höher die durchschnittliche Kinderzahl und desto knapper sind die positionellen Güter wie Arbeitsplätze, Karrieremöglichkeiten, Wohnungen etc. – kurzum: Lebenschancen – für die nachwachsenden Generationen. Daraus folgt: Je länger eine umfassende soziokulturelle Modernisierungsrevolution auf Kosten der orthodox-islamischen Normativität hinausgezögert und die muslim youth bulge (der muslimische Jugendüberschuss) nicht nachhaltig reduziert wird, desto katastrophaler könnten die gesamtgesellschaftlichen und globalen Folgen sein."

Herr Hartmut Krauss gehört nicht zu den Eliten, die goldene Mitte.

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Ja, zutreffend, scharf und punktgenau, danke dafür.

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