Sonntag, 12. November 2017
Soziolekt und Regioslang
Eine Semmel ist bei uns ein in einer Topfkuchenform gebackenes Kastenweißbrot mit Rosinen, eher einem Stollen ähnlich als einem normalen Brot. In Bayern ist das ein Brötchen. War sehr witzig bei der Bauplatzbesetzung in Wackersdorf als ich gebeten wurde Semmeln vorbeizubringen und als ich die auspackte angesehen wurde als hätte ich ein drittes Auge auf der Stirn. In Berlin wiederum heißt ein Brötchen Schrippe, so ähnlich wie in Braunschweig ein belegtes Brot, das Knifte genannt wird, was in Göttingen eine Zigarette meint, auch Zippe genannt, was in Hamburg wiederum eine blöde Frau bezeichnet. "Haste mal ne Knifte/Zippe/Zichte?" kann also immer für Mistverständnisse sorgen.

Die Kölner sind da allerdings mit halver Hahn und Kölsche Kaviar außer jeder Konkurrenz. Richtig schwierig wird es bei der Übertragung in Fremdsprachen. Einer Französin, die meinte, das Englische sei eine so logische Sprache, dass jeder Ausdruck wortwörtlich in andere Sprachen übersetzt werden könne und dass an den Ausdrücken "Hangover" und "Pussylips" erläuterte sagte ein Freund mal: "Tomcat. Shamelips". Ganz wunderbar ist das Kolonialenglisch: Im Ägyptischen Englisch gibt es so wunderbare Berufsbezeichnungen wie "Flighter" statt "Pilote" und "Spoiling History" für Geschichtsklitterung. Wobei dort das Verb "to spoil" für alles mögliche gebraucht wird, ähnlich wie "hogla" bzw. "bogla" in Pimperanto und Molwanisch.


Im Australischen heißt "Guten Tag" "Goaynaemitja" - "Good day, nice to meet you" in MG-Salvengeschwindigkeit gesprochen.

Witzig finde ich die Begrifflichkeiten die mein Vater so gebraucht, denn sie fallen in eine andere Zeit. Ein Strafmandat, ein Knöllchen heißt bei ihm "Beet", und Knast heißt "Kittchen". Als Grundschüler der noch kein Englisch hatte las ich dann auch bei der Beschreibung eines Hotels "Kitchen" und nahm an, dass es sich um Arrestzellen für randalierende Gäste handle;-)

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