Montag, 9. April 2018
Facebook, that´s too much
Ricken Patel von Avaaz schreibt hierzu:


An Mark Zuckerberg, die Geschäftsführer großer Internet-Firmen und staatliche Aufsichtsbehörden:

Genug ist genug. Wir rufen Sie dazu auf, unsere Demokratien zu schützen und sofort den folgenden Forderungen nachzukommen:

Sagen Sie die Wahrheit über gefälschte Benutzerkonten und Desinformationskampagnen, und lassen Sie unabhängige Überprüfungen zu.
Verbannen Sie Bots - sperren Sie ALLE unechten oder betrügerischen Benutzerkonten.
Klären Sie die Öffentlichkeit auf - informieren Sie alle Ihre Benutzer, und zwar JEDES Mal, wenn diese gefälschten oder böswilligen Inhalten ausgesetzt sind, und veröffentlichen Sie Richtigstellungen.
Finanzieren Sie Fakten-Checker - eine unabhängige Gruppe von Menschen, groß und schnell genug, um die Verbreitung von Lügen zu unterbinden.

In nur wenigen Monaten finden wichtige Wahlen statt. Das Motto von Facebook war früher “Move Fast and Break Things”. Jetzt müssen Sie schnell handeln und Dinge richtigstellen.



Datenmissbrauch: Bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzer betroffen (Zeit.de)
http://www.zeit.de/digital/internet/2018-04/datenmissbrauch-facebook-zuckerberg-cambridge-analytica

Facebook & Co und der der fahrlässige Umgang mit Nutzerdaten (Deutsche Welle)
http://www.dw.com/de/facebook-co-und-der-der-fahrl%C3%A4ssige-umgang-mit-nutzerdaten/a-43083381

Zahl der Geschädigten deutlich höher als bislang bekannt (Spiegel Online)
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/facebook-skandal-daten-von-87-millionen-nutzern-betroffen-a-1201288.html

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Ernüchternd, solche Forderungen zu lesen.
Die sind dermaßen naiv, dass Zweifel an deren Ernsthaftigkeit aufkommen müssen. Die Forderung muss lauten, das zugrundeliegende Geschäftsmodell - egal, ob Facebook, Google, Yahoo oder wer auch immer - zu verbieten. Wenn das zu radikal erscheint, kann immer noch die Forderung erhoben werden, solche Profitgeier zur Vorlage der angelegten Dossiers an jeden einzelnen Nutzer zu verpflichten. Mit hohem Schadenersatzanspruch des Nutzers, wenn falsche Daten in den Dossiers enthalten sind. Dabei ist zu beachten, dass die meisten Daten nicht vom Nutzer stammen, sondern von den auswertenden Unternehmen selbst.

Der Journalismus versagt auf dieser Strecke mE systematisch. Da wird von Datenmissbrauch geschrieben, ohne sich über das Zustandekommen dieser Daten ein realistisches Bild zu machen. So wird der Irrglaube befördert, dass die Daten von den Nutzern selbst stammen würden und diese über die "Privatsphären"-Einstellungen irgendwelchen Einfluss auf die gespeicherten Datensätze hätten. Im verlinkten Artikel der Deutschen Welle finde ich sogar unverhüllte, themenfremde antirussische Propaganda. Ich behaupte wenig riskierend: denen ist das Problem mit Facebook und Konsorten völlig egal.

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Das Problem liegt wohl eher darin, dass, ähnlich wie beim Umgang mit den Stasi-Akten, eine Lösung nur jenseits des bestehenden Gesellschaftssystems gefunden werden kann.

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Desinformation ist Teil jeder Gesellschaft.
Da bleibt nur zu hoffen, dass eine Mehrheit den gesunden Menschenverstand behält.

In dem konkreten Zusammenhang ist das hier ganz interessant, https://www.youtube.com/watch?v=PazlKN_FuWQ
wobei aus meiner Sicht: Nicht wirklich.

Menschheit muss ausreichend medienkompetent sein, um mittelfristig zu überleben. Wenn nicht... Bestände die Welt aus lauter Nordkoreas oder Nazideutschlands, würde unsere Spezies nicht überleben. Das wäre dann aber aus meiner Sicht einfach Evolution.

Also che nun mal echt: Als jemand, der sehr an Lateinamerikanischer Politik interessiert ist, war ein nicht kleiner Teil der "anti-imperialistischen"Linken mein Schulmeister in Sachen Desinformations-Techniken. Deren spezielle Kompetenz in diesem Feld ist wohl auch auf sehr materialistische Anreize zurückzuführen.

Da gibt es aus der Vergangenheit unzählige Belege. Z.B. bezeichnete man den in den 80ern nicht unwichtige Pahl Rubenstein Verlag auch als Pahl Rubelschein, was die dann auch zugegeben haben (s. wikipedia).
Einige nicht wirklich namenlose US-Sozial-"Wissenschaftler" wurde gerichtlich der Erhalt von Emails nachgewiesen, in denen sie von regierungsnahen Institutionen angewiesen wurden, zu dieser oder jener Internet-Plattform Beiträge abzuliefern (Casto Ocando, Chavistas en el Imperio: Secretos, Tácticas y Escándalos de la Revolución Bolivariana en Estados Unidos)
Das sind nur zwei von unzähligen Beispielen. Die in den 80ern verbreitete Nicaragua-Solidarität war berüchtigt für den Ausschluss von gut informierten Linken, die eine kritische Solidarität entwickelten, indem sie auch offensichtliche Probleme des Regimes ansprachen (z.B. Hannes Bahrmann, Nicaragua: Die privatisierte Revolution).

Wahrscheinlich zur Beförderung eines rationalen Diskurses...

Ich war in den letzten Jahren auf ein paar anti-imperialistischen Veranstaltungen zu Lateinamerika:
Je mehr insbesondere ein/e Anfang 20-jährige/r über die Manipulation durch westliche Medien lamentiert, desto stärker ist er selbst manipuliert.

Ich bin selbst von menschlichen Desinformations-Bots an der Nase herumgeführt worden.
Das ging etwa so:
Bot: In Venezuela sank die Armenzahl.
Ich: Langer, komplexer, durch zahlreiche Belege unterfütterter Diskurs, dass in Venezuela die Armenzahlen in vorherigen Ölboomphasen stärker sank, das alles nicht nachhaltig ist, dass im Nord Korea des Neoliberalismus (Chile) die Armutszahlen stärker sanken, etc.
Bot: Du bist also gegen den Sozialen Ausgleich in Venezuela.
Ich: Langer und durch zahlreiche Quellen gestützter Diskurs.

Ich hab das ein paar mal mitgemacht und dann fürs Leben gelernt. Nicht zuletzt auch für die Falschspieler-Detection in meinem beruflichen Projekt-Geschäft.

Wenn sich Leute in privilegierten Gesellschaften ohne wirklichen physischen Existenzproblemen, 2 Urlauben im Jahr, etc von irgendwelchen bots und Algorithmen ihren gesunden Menschenverstand wegbomben lassen, würde mein Fazit lauten: Zorry, Menschheit, Du hast es nicht besser verdient.

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Pahl-Rugenstein, nicht Rubenstein.

Lesetipp: Michael Butter, Nichts ist wie es scheint. Über Verschwörungstheorien, Suhrkamp

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@che "Das Problem liegt wohl eher darin, dass, ähnlich wie beim Umgang mit den Stasi-Akten, eine Lösung nur jenseits des bestehenden Gesellschaftssystems gefunden werden kann." -- Bingo! An die Stasi-Akten hatte ich gar nicht gedacht. Deren Entstehungsmethodik kann als Begründung dafür herhalten, dass die von mir formulierten Forderungen keine realistische Chance haben, jemals umgesetzt zu werden. Vor wenigen Jahren hätte ich noch geschrieben, dass die klassischen Strafverfolgungsbehörden größtes Interesse an den Auswertungsdaten der genannten Konzerne haben. Heute muss aber festgestellt werden, dass der Sicherheitsstaat (Stichwort Gefahrenforschung - eine neue Aufgabe der [Sicherheits]Verwaltung) legistisch bereits weitgehend etabliert ist und dieser ein noch größeres und vielfältigeres Interesse daran hat.

Lange habe ich den Gedanken innerlich abgewehrt, dass am bestehenden Gesellschaftssystem einschneidende Änderungen von Nöten wären. Mittlerweile habe ich diesen Widerstand aufgegeben, weil mich die Einsicht wegen persönlicher verwaltungs- und zivilrechtlicher Erfahrungen geradezu überrollt hat. Meine Strategie ist vorläufig - bis sich Wirksameres findet - Wissenserwerb und Informationsweitergabe. Und jede Menge Recherchearbeit, um bei Bedarf "menschlichen Desinformations-Bots" (großartige Wortschöpfung!) die Räder am fahrenden Vehikel abzumontieren.

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AVAAZ zertrünnern!!!
und auch Bellingcat, correctiv, faktenfinder, L&uuml:genpresse, die der Meinung sind, Hillary Clinton hätte ein Recht auf den Wahlsieg, und Trump kein Recht auf Wahlkampf... ... ...

Bitte anschauen:

https://media.ccc.de/v/34c3-9268-social_bots_fake_news_und_filterblasen

und Behauptungen der Lügenpresse über soziale Medien in Frage stellen!

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Fakeboo ist ja das Medium, das der Lügenpresse zum Monopol fehlt. Eine Forderung, die politische Zensur einführt, um Überraschungen in demokratischen Wahlen zu verhindern, ist schlicht undemokratisch.

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Sollte sich die Zensur im Internet durchsetzen, dann dürfte mit Sicherheit der Rechtspopulismus nicht davon betroffen sein. Die Springerpresse gehört ja zur sogenannten Qualitätspresse, während die amerikanische Green Party sich mit Sicherheit aus Fuckboo zurückziehen muß!

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Ich weiß nur nicht was Avaaz mit dem Rest der von Dir genannten Gruppen zu tun hat. Natürlich faken die ohne Ende wenn sie alle Leute die mal bei ihnen eine Petition unterzeichnet haben zu ihren Mitgliedern zählen und dann auf 40 Millionen Mitglieder kommen (statt auf ein paar Hundert, was realistisch wäre), trotzdem ist das von den Tätigkeitsfeldern her eine honorige Bürger- und Menschenrechtsorganisation. Und wenn ich dem folge was Du so schreibst müsstest Du eigentlich ein Trump-Anhänger und Freund der Neuen Rechten sein. Bist Du aber nicht.

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Die Neue Rechte kommt problemlos mit einer Facebook-Zensur klar. Schließlich unterstützt Rupert Murdoch Trump, die Tea Party und den Brexit. In Deutschland haben wir die Springer-Presse. Die brauchen das Internet für ihre rechte Gülle nicht. Wer wirklich von einer Facebook-Zensur benachteiligt wäre, sind Bernie Sanders und Barack Obama. Ursprünglich zwei Außenseiter, die beide gegen Trump gewonnen hätten.

Der Moslemhaß wurde systematisch nach dem Elften September über alle westliche Gesellschaften ausgerollt. Israel hat Blogger dafür bezahlt, ihre Ideologie zu verbreiten. Die Rechtspopulisten haben diesen Moslemhaß aufgegriffen, ihre alte Ideologie durch ihn ersetzt, und dadurch sich rehabilitiert. Nun sind sie überall erfolgreich mit ihrem Moslemhaß. Aber weder die amerikanischen Neocons noch die Zionisten wären durch eine Facebook-Zensur beeintraächtigt gewesen. Und dann gibt es wirtschaftsfreundliche Parteien wie die AfD und FDP. Die treten gegen Sanktionen gegen Russland auf, weil man dort gut verdienen kann, Putin für offene Märkte eintritt und sich östlich von Warschau interessante Perspektiven eröffnen. Die Wirtschaft wird stets wirtschaftsfreundliche Positionen unterstützen. Dass heißt auch hier wirkt eine Facebook-Zensur überhaupt nicht. Die Wirtschaft, Rupert Murdoch, die amerikanischen Neocons sind garantiert einflußreicher als die, die eine Facebook-Zensur durchsetzen wollen. Wirklich beeinträchtigt werden Pazifisten, Sozialisten, Gewerkschafter und ein paar Spinner und Sektierer.

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AVAAZ stinkt. Die fallen desöfteren mit antidemokratischen und bellizistischen Aktionen auf.

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Irgenetwas hast Du wohl nicht verstanden.
Der Springer-Konzern hat seit vielen Jahren vermeintlich Linksextreme (Posener, Schmidt) ins (NATO-)Boot geholt und kriegt sich gar nicht mehr ein in der Begeisterung für die KPF.
Wagenknecht gilt in der eigenen Partei als reines Medienkonstrukt und ist insbesondere von Springers Welt hofiert worden.

Moslemhaß ? Wann, im Jahr 2015 ?
Moslems, die nach Deutschland sollen, sind treusorgende Familienväter, die nur das Beste für ihre Kinder wollen ... unglaublich bildungshungrig.

Moslems, die von den USA, NATO oder der israel. Armee abgeknallt werden sollen, sind Antisemiten, Schwulenhasser, Unholde, die ihre Kinder als Schutzschilde benutzen.
Die Holtzbrinck-Presse des Herrn di Lorenzo wechselt den O-Ton binnen 24 Stunden.

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Im Spätkapitalismus ist die Nachricht eine Ware
Und also wird sie zielgruppengerecht aufbereitet. Das macht selbst Gemliza in konkret so, indem er sorgsam darauf achtet dass immer gleicher Proporz bei prowestlichen und grundsätzlich antikapitalistischen Beträgen herrscht, da die antideutsche und die antiimperialistische Klientel gleichermaßen zu bedienen sind.

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Der Politchefredakteur der Bild-Zeitung
heißt Hans Jörg Vehlewald und ist Sozialdemokrat. Springer steht nicht mehr da wo der Verlag 1960-2000 verortet war.

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Wer braucht Facebook?
Schaut nach A und lernt demütig.

Die Regierung hat schon im März eine Novelle zum "Forschungsorganisationsgesetz" als Regierungsvorlage ins Parlament gebracht. Damit soll Forschungseinrichtungen im In- und Ausland Zugriff auf Bürgerdaten in hoheitlicher Verwaltung gewährt werden. Das betrifft nicht nur öffentliche Register, wie z.B. Melde- oder Personenstandsregister, sondern unter anderem auch die Elektronische Gesundheitsakte ELGA. Anonymisierungsmaßnahme: Der Name der Bürger soll durch eine solche Zahl ersetzt, sodass Datensätze aus verschiedenen Registern miteinander verknüpft werden können (vielleicht kommt noch jemand auf die Idee, die SV-Nummer dafür zu verwenden). Einspruchsmöglichkeit der Bürger: gestrichen.

Diese Entwicklung blieb vom österr. Journalismus unbeachtet, bis die Gesundheitsministerin mit ihrem anscheinend nachträglich (einstimmiger Ministerratsbeschluss!) erhobenen Einspruch betreffend ELGA an die Öffentlichkeit ging. Aufklärung, kritische Analysen? Fehlanzeige. Denen ist das Powidl bis Wurst.
https://diepresse.com/home/innenpolitik/5404200/Welche-Daten-der-Staat-weitergibt
https://derstandard.at/2000077758542/ELGA-Nutzung-fuer-die-Forschung-Daten-koennen-Leben-retten

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/I/I_00068/index.shtml#tab-Uebersicht

(das ist der Punkt, an dem ich mich der Propaganda der Tat mit einem handlichen Neodym anschließe)

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