Freitag, 1. Juni 2018
Neue Bilanz
Ein Viertel der seit 2014/15 nach Deutschland Geflüchteten ist mittlerweile in beitragspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen gelandet. Der Schwerpunkt liegt bei jungen Leuten.

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das bedeutet:
75% haben keine Arbeit. Ich vermute, eine Region mit 75% Arbeitslosigkeit würdest Du wohl als Notstandsgebiet bezeichnen. Zweitens steht in denselben Quellen meist, daß nur 20% sozialversicherungspflichtig arbeitet und 80% damit nicht, und ein großer Teil auf Stütze angewiesen ist. Warten wir mal eine Generation ab, und sehen uns dann an, in wie weit sich die sogenannten sozialen Brennpunkte ausweiten!

Klar! Kann ja auch nicht anders sein. Das ist kein utilitaristischer Vorwurf an Flüchtlinge, wie sie von angeblich so humanistisch gestimmten Unternehmensvertretern und Politikern vorgebracht wird..

Warum beginnt die Zählung erst 2015? Die Krise besteht doch seit 2011?

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Ebenso stören die Ungenauigkeiten
in den Quellen wie diesen hier:

http://www.dw.com/de/jeder-vierte-fl%C3%BCchtling-hat-einen-job/a-44017978

Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen Zuwanderern und Flüchtlingen. Die Stelle, die davon handelt, daß ausgerechnet Pakistani die bei der Jobsuche erfolgreichsten Zuwanderer sind, macht stutzig. Kommen denn aus Pakistan Flüchtlinge? Oder sind das z.T. junge Leute, die im Westen studiert haben und sich in Deutschland niedergelassen haben und hier arbeiten? So wie Chinesen, Russen und Inder.

Abgesehen davon, könnten die mal korrekte Quellenbelege anführen.

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Korrektur
Link zur IAB ist angegeben.

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Na ja, deren Arbeitsmarktsituation in Deutschland ist besser als die der Spanier, Portugiesen oder Griechen u 30 in ihren eigenen Ländern.

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Die sogenannte Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland lag im Januar 2018 bei 41%, in Spanien bei 36% und in Portugal bei 22%. https://es.statista.com/estadisticas/488897/tasa-de-desempleo-juvenil-en-los-paises-de-la-ue/
Bei der zugrunde liegenden OECD Statistik werden u-25 fokussiert.

Möglicherweise werden Computer-Pakistani mitgezählt. Von denen trifft man in den IT-Büros dieses Landes einige. Weniger als Inder, aber doch schon einige. Aus dem Iran kamen ja schon immer überdurchschnittlich gebildete Leute als Neubürger. Hab ich auch öfters als Kollegen. Sind oft schon sehr lange in Deutschland oder 2. Generation.

Ich werde selbst auch nicht als sozialversicherungspflichtig tätig geführt. Trotzdem zahle ich Arbeitslosenversicherung und den Maximalbetrag in die Krankenversicherung und möglicherweise wegen mangelhaften Klassenstandpunkt den Arbeitgeberanteil mit. Der Selbstständigen-Anteil unter den Arbeitenden in diesem Land liegt afaik bei leicht über 10%. Das wäre 1 zu 10 gegenüber 1 zu 5.

Ich werte 20% für Syrer als einen ermutigenden Anteil. Die konnten ja bei der Ankunft praktisch alle kein Deutsch.
Außerdem geht das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge ja jetzt erst eigentlich los. Dieses Jahr werden die 1953 geborenen 65. Zwischen 1953 und 1964 stieg die Anzahl der Neugeborenen nochmal kräftig an.
Wir können uns für den Arbeitsmarkt auch nicht nur die Rosinen rauspicken. In den Büros, in denen ich arbeite, gibts immer viele Polen, Inder, Rumänen und Russen. Vor der Arbeit geh ich an einer Baustelle vorbei. Da hör ich mehr erlerntes Deutsch als muttersprachliches.

Flüchtlinge sind bestimmt schwerer zu integrieren, als erprobte Fachkräfte auf dem Bau oder in der IT.

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Vor allem wird da ein Schuh draus, wenn man das mit der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und Armutsmigranten in früheren Jahrzehnten vergleicht, die in aller Regel überhaupt erst nach Jahren eine Arbeitserlaubnis bekamen. Asylsuchende im laufenden Asylverfahren bekamen in den Neunzigern nur dann eine Arbeitserlaubnis wenn nachweisbar war dass es keine deutschen Bewerber auf die Stelle gab.

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@"Kommen denn aus Pakistan Flüchtlinge? Oder sind das z.T. junge Leute, die im Westen studiert haben und sich in Deutschland niedergelassen haben und hier arbeiten? So wie Chinesen, Russen und Inder." ----- Das in der Praxis so scharf zu trennen ist gar nicht leicht. Flüchtlinge sind ja nicht alles Asylbewerber, neben Krieg und politischer Verfolgung ist auch Armut ein Fluchtmotiv. Ja, und es gibt Flüchtlinge sowohl aus Indien als auch aus Pakistan, z.B. Sikhs und Angehörige regionaler christlicher Minderheiten (klassische Asylbewerber, sieht man wenn sie noch keinen regulären Job haben häufig Rosen verkaufen) und Leute aus den tribal areas an der Grenze zu Afghanistan, die vor islamistischem Terror, reaktionären Klanstrukturen und Massenarmut flüchten. Nicht zu vergessen Flucht vor sexueller Unterdückung, etwa pakistanische Schwule oder säkulare lebenslustige junge Frauen.



BTW da wo ich Zugang habe arbeiten ausgesprochen viele Leute aus Afghanistan, Pakistan und Indien in der Gastronomie, vom Bringdienst bis zum Hotelmanagement.

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... irgendwie sind das auch Flüchtlinge, meine Kollegen.
Die Ursache ist eine tief verwurzelte Korruption in ihrem Heimatland, für die sie in ihrer Lebenszeit keine Linderung auf ein erträgliches Maß sehen. Gilt für Pakistan, Indien, z.T. auch Rumänien, Kolumbien, Ghana, Palästina, Iran und bestimmt viele weitere Länder.
Kann ich gut verstehen.

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"Meist kämen die Zuwanderer in Jobs unter, in denen sie auch ohne gute Deutschkenntnisse klarkommen. Fast ein Drittel findet den Zahlen zufolge eine Anstellung in der Zeitarbeit. Jeweils elf Prozent arbeiteten im Gastgewerbe und in Dienstleistungsunternehmen, oftmals in der Reinigung, Logistik oder Security."

Zitat: dw

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Bevor so Begriffe wie "Proletariat" im 19. Jhdt. hip wurden nannte man derart Beschäftigte wohl "die Armen".
Das ist eigentlich mein größtes Problem mit Anti-Flüchtlinge Haltung: Ich empfinde Hass gegen Flüchtlinge als Hass gegen Arme. Und das ist mir wiederum widerwärtig.

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100 % ACK!

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100 % ACK!

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Was nichts daran ändert, dass man die Probleme der armen Länder nicht dadurch lösen kann, dass möglichst viele Arme in die reichen Länder auswandern und dort zu 75% von Sozialhilfe leben.

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Lösen kann man das Problem nur dadurch indem man die Verhältnisse abschafft die dazu führen dass bestimmte Länder arm oder reich sind.

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Hast du irgendeinen Konkreten Vorschlag dazu?

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Das lässt sich nicht in einen Kommentar pressen und reicht von gerechteren terms of trade im Welthandel bis hin zu politisch-sozialen Umstürzen in den jeweiligen Ländern. Was wir brauchen ist in der Tat eine konkrete Utopie, entwickelt aus der empirischen Kritik der Verhältnisse.

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@ willy : die Probleme der armen Länder löst man übrigens auch dadurch nicht, dass "möglichst viele Arme in die reichen Länder auswandern" und dort - sagen wir - zu 8,5 % von Sozialhilfe leben.

Aber bleiben wir bei den 75 % Empfängern. Worüber reden wir dann, wenn wir, wie che, von dem Problem (Singular) sprechen ? Wenn es wirklich nur "möglichst viele" Arme sind, die auswandern, wäre das nicht möglw. sogar eher gedeihlich für die betreffenden Länder ? Der Schluss läge ja immerhin nahe, wenn hohe Prozentzahlen an "Armen"=Sozialhilfeempfänger zumindest hierzulande als Problem angesehen werden.

So hätte dein "möglichst" - das eine Absichtlichkeit impliziert - ja sogar einen Sinn: Arme Länder wollten "möglichst viele Arme" loswerden.

Nun heißt es umgekehrt verschiedentlich, dass es eher die in ihren Ländern Wenigerarmen (Schlepperbanden) und/ oder Besserqualifizierte (Braindrain) sind, denen es gelingt, auszuwandern. - Wenn also von denen weniger kommen würden, hätten wir wahrscheinlich immer noch einen Prozentanteil von c.a. 75 % Soziempfängern.

Geholfen wäre dann den betreffenden Ländern vielleicht, wenn sie diese Klientel dazu bringen könnte, nicht auszuwandern, sondern womöglich eher die auch dort Armen wegzuschicken - was aber, ansonsten bitte ich um Korrektur, so nicht passiert.

Wie soll übrigens geholfen werden (Passiv), indem Leute auswandern (aktiv) ? Die Flüchtlinge verfolgten also die Absicht, durch ihre Flucht ihrem Heimatland zu helfen? Nein, natürlich nicht ...

Worauf du offensichtlich hinaus willst, ist, dass durch das absichtsvolle Einreisenlassen von absichtlich "möglichst vielen Armen" in reiche Länder - die dort arm sind -, den armen Ländern nicht geholfen wird.

Aber das besagt - was die hilfebedürftigen Länder betrifft - so gut wie überhaupt nichts. Ihnen wäre auch nicht geholfen, wenn der Mond ein grüner Käse wäre. Und deine Antwort auf che ist scheinheilig. Dich interessieren die Probleme in armen Ländern oder deren Lösung überhaupt nicht. Du thematisierst nur die Schädlichen Auswikrungen für die reichen Länder. - Und che muss dich wirklich darüber aufklären, dass es Ursachen für die Not in Ländern gibt, aus denen die Leute auswandern?

Es gibt kein absichtsvolles Auswandern "möglichst vieler Armer".

Wenn du also nicht bloß Opfer bist eines Narrativs, das AFD, JA, Identiäre und Rechtsradikale offenbar hierzulande erfolgreich etabliert haben (du wärst dann nicht der erste, der anscheinend drauf ´reinfällt und munter mitplappert) dann machst du das ja absichtlich: durch Halbwahrheiten und zynische (doppelt zynisch, weil antilogisch und jeden vernünftigen Diskurs zersetzend) Rhetorik verdeckt (als unausgesprochene Annahmen/Voraussetzungen) zu insinuieren, dass es Feinde gibt, die dem reichen Deutschland dadurch schaden wollen, dass "möglichst viele" Arme - die jedenfalls hier arm sind - hergeholt werden.

Ich wüsste nicht, wovon sonst in deinem Kommentar die Rede sein sollte. Hier haben wir "das Problem" (Singular).

Tja, und hier haben wir dieselbe Schwierigkeit, wie (anderer Thread) "mit Rechten zu reden?". Sie geben vor, sich selbst nicht für rechts zu halten.

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Danke, Ziggev, für diesen Kommentar. Zu ergänzen wäre noch, dass "die auch dort Armen" zu Sklaven, Gunboys oder Piraten werden, wenn sie nicht vor Ort bleiben. Und die Kinder der eigentlichen Eliten an westlichen Universitäten studieren, was bei dem Konflikt um das Nobordercamp 2012 eine beträchtliche Rolle spielte.

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Man seid ihr naiv. Es ist doch völlig klar, dass einem Afrikaner oder Araber nichts besseres passieren kann, als dauerhaft in Deutschland zu leben, also versuchen alle, die es können, nach Deutschland zu kommen. Ihr redet immer so als gäbe es nur Push-Faktoren, Kriege und Armut in der III. Welt, aber keine Pull-Faktoren, nämlich die Gewissheit, wenn man es einmal nach Deutschland geschafft hat, höchstwahrscheinlich dauerhaft bleiben zu können, nie mehr arbeiten zu müssen und in absehbarer Zeit die ganze Familie nachholen zu können.

Nach Angaben der Italiener kommen drei% der dort ankommenden Flüchtlinge aus Kriegsgebieten (Push-Faktor), der Rest dürfte also wegen der Pull-Faktoren kommen.

Und daneben gibt es natürlich auch noch Leute, die mit der Massenmigration gutes Geld verdienen; neben der Mafia, die den Transport organisiert eine ganze Armee von Sozialarbeitern, Rechtsanwälten und Vermietern und dubiosen NGO´s. Versuch mal eine günstige Wohnung in irgendeiner größeren Stadt zu bekommen, da konkurrierst du ganz massiv mit dem Staat, der hohe Mieten bezahlt um Flüchtlinge unterzubringen.

Selbstverständlich haben diese Leute ein Interesse daran, dass möglichst viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen.

Und dann bin ich immer noch der Meinung, dass unsere Politiker, Medien und Großunternehmen die Massenmigration nutzen wollen,um die Selbstschutzmechanismen der Gesellschaft in Form von auf Gegenseitigkeit beruhenden sozialen Sicherungssystemen zu zerstören. Man steigert eben so lange die Zahl der Leistungsempfänger (bei praktisch gleichbleibender Zahl der Beitragszahler), bis die Systeme nicht mehr zu finanzieren sind. Gleichzeitig führt immer mehr Diversity dazu, dass sich die Menschen immer unsicherer fühlen, ihren Mitmenschen misstrauen und sich nicht organiseren können, um ihre Interessen gegen Staat und Kapital durchzusetzen.

Von den negativen Folgen für die Herkunftsländer ganz zu schweigen, wo die schlechten Verhältnisse stabilisiert werden durch Ausreise von potentiell renitenten Bürgern. Die berühmten Überweisungen in die Heimat entsprechen übrigens ziemlich genau dem, was die Leute erwirtschaftet hätten, wenn sie da geblieben wären. Sie schicken nämlich im Schnitt 30% des Geldes, das ihnen hier zur Verfügung steht, in die Heimat. Das Leben in Europa ist ja auch nicht billig.

Die Massenmigration schadet allen, den Herkunftsländern wie den Zielländern. Sie nützt einzig dem individuellen Flüchtling (und denen die daran verdienen), der auf einen Schlag seine Lebenssituation erheblich verbessert, aber auch dies nicht dauerhaft, den es treten vielfach bald Entfremdungsgefühle ein.

Und um die AfD braucht ihr euch keine Sorgen machen; solange weiterhin alle paar Wochen Deutsche von Flüchtlingen ermordet, vergewaltigt und belästigt werden, werden immer mehr Leute die wählen, selbst wenn sie in SA-Uniformen daherkämen.

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In diesem Zusammenhang noch dies:

https://amerika21.de/2018/03/197491/kolumbien-auffanglager-grenze-venezuela

In Kolumbine kommen zur Zeit mehrere zehntausend Flüchtlinge aus Venezuela an, das sind szenen wie an der deutsch-österreichischen Grenze 2015.

Nun sind Kolumbianer und Venezolaner kaum voneinander zu unterscheiden; beide sprechen Spanisch, sind katholisch und haben die gleiche Mentalität. Simon Bolivar wollte ursprünglich ein Großkolumbien von Panama bis nach Peru gründen, aber seine Generäle wollten jeder einen eigenen Staat haben.

Und trotzdem gibt es die gleich Probleme wie bei uns, es mehren sich die Konflikte, Venezolaner arbeiten für weniger als den Mindestlohn, und es kommen auch Diebe und Prostituierte über die Grenze. Hinzu kommt, dass Kolumbien über kein nennenswertes Sozialsystem verfügt, das die Folgen abfedern könnte.

Massenmigration ist scheiße, immer und überall.

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@willy "Man seid ihr naiv. Es ist doch völlig klar, dass einem Afrikaner oder Araber nichts besseres passieren kann, als dauerhaft in Deutschland zu leben, also versuchen alle, die es können, nach Deutschland zu kommen. Ihr redet immer so als gäbe es nur Push-Faktoren, Kriege und Armut in der III. Welt, aber keine Pull-Faktoren, ... absehbarer Zeit die ganze Familie nachholen zu können."

Mit welchem Phantom redest du eigentlich? Glaubst du, massenhafte Verblödung, die du betreibst, hindert Flüchtlinge, sich nach Deutschland auf den Weg zu machen? - Offenbar schon, da du den auf platteste Weise von extrem rechts ausgeworfenen Köder eines angeblichen "Feindes im eigenen Land" geschluckt hast. Untestellungen unter Zurhilfenahme von Logikverhöhnung zu betreiben, trennt dann die Spreu vom Weizen. Und Schlichtere Gemüter glauben tatsächlich, sie würden ihrer "ehrlichen" Besorgnis Ausdruck verleihen. Einer angeblichen Tendenz, die ohne Umstände als So-und-so-Politik gelabelt wurde, müsse der Kampf angesagt werden. - Bedenke dabei aber bitte, dass, solange die "richtigen" Leute identifiziert werden, wie du es eben gemacht hast, genau dasselbe Schema bis in die greulichsten Abgründe der Identitären-Ideologie sich zurückerfolgen lässt - oder ganz bewusst von dort heraus populär gemacht worden ist und weiter betrieben wird. Man sollte schon wissen, wessen politisches Geschäft man betreibt.

So wird das jedenfalls nichts mit ner Diskussion, wenn das losgeht mit haltlosen Unterstellungen. Niemand hier unterstützt hier die "Geschäftemacherei", die du hier ansprichst, kenne selber Beispiele von Einrichtungen, wo man sich "Sprachkurse" fein bezahlen ließ - wo dann das didaktische Vorgehen jeder Beschreibung spottete.

Siehst du denn nicht, dass du dadurch, dass du vollkommen willkürlich u. frei erfunden alle möglichen Leute in selbe Töpfe wirfst, sodass dann nur noch der andere, vermeintlich große Topf übrigbleibt, wo sie sich heldenhaft gegen die bestenfalls Tagträumer des ersteren stellen, mutig und aufrecht für die deutsche Sache jene Vaterlandsverräter bekämpfend, - dass du dadurch ein Narrativ (oder "Diskurs" - welches Wort ich hier vermeiden wollte) mitetablierst, für den eben diese Logik der Unterstellung konstitutiv ist, die besagt: je unfundierter ein Angriff ist, desto besser für die beabsichtigte Zersetzung jedes von Klugheit und Besonnenheit geleiteten Diskurses, schaffe ich so eine Niederlage beizubringen - umso eleganter ! Unbewusst wirkt das natürlich verunsichernd, denn der gesunde Menschenverstand versteht die basale Logik allerbestens. - Dies aber einmal plausibel gefunden habend, wird dann auch Gefasel von einer deutsch-germanischen "Substanz" geschluckt, usw.

Dann braucht sich wirklich niemand mehr wundern, wenn diese Mache, immer nur die "Schlussfolgerung", wie naiv man doch sei, lautstark herauszuhauen, nie aber irgend Prämissen zu nennen, - wo diese Getue immer mehr in Mode gekommen ist, braucht sich wirklich niemand mehr zu wundern, wenn Identitäre usf. Zulauf bekommen. Bei den Prämissen handelt es sich nämlich immer um ein Potpourri aus Falschdarstellungen der Wahrheit.

Und genau dieses propagandistische Sperrfeuer hat nunmehr über 2 Jahre verhindert, dass nach kalter Analyse über irgendein Wie diskutiert wird. Seltsam, genau die Leute, die Gutmenschenblindheit ohne jede Beweise allenthalben beklagen, verhindern eine Vernünftige Diskussion und betreiben genau das, was du als Destabilisierung der Gesellschaft beschreibst.

Wir hatten - und haben fraglos weiterhin - ein praktisches Problem. Daraus wurde umgehend ein ideologisches, eines der rechten Gesinnung, von Leuten gemacht, die genauso ihren Rant verbreiten wie du.

Daher kommt die Lähmung in diesem Land. Spalte nur weiter, lass sie weitermachen, jene, von denen du behauptest, sie würden sich profitierend die Hände reiben - und denen eine Beschäftigung mit Tatsachen, dir zufolge, ja höchst unwillkommen wäre.

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@willy:
Was verlinkst Du denn für Seiten?
Flüchtlinge kommen in Deutschland in der Provinz unter. Ich weiß das, weil ich des öfteren durch genau diese radle. Mir sind Flüchtlinge noch nie so aufgefallen wie im östlichen Thüringen, westlichen Sachsen, eine übrigens sehr schöne Gegend.
Statistisch kommen die meisten Migranten übrigens aus Polen, also wie eigentlich immer seit dem 19. Jhdt. mit Ausnahme der Zeit des Kalten Krieges. In der Gründerzeit wurde in manchen Städten des Ruhrgebiets eher polnisch als deutsch gesprochen.
Es gibt ökonomische Papers, die darauf hinweisen, dass die Produktivität von Migranten in ihrer neuen Umgebung dramatisch steigt. Ist offensichtlich, weil in den Zielländern halt die Wirtschaft viel besser organisiert ist. Der Faktor des Anstiegs der Produktivität ist sehr hoch.
Für Deutschland gilt: Es gibt sicher einen Marketing-Effekt der Aufnahme von arabischen Flüchtlingen in (öl)-reichen arabischen Ländern. Laut meinem Cousin, der dort arbeitet, waren die in Abu Dhabi während der Flüchtlingskrise begeistert über Deutschland.
Es gab in Lateinamerika nach der Unabhängigkeit immer eine Binnen-Migration. Seit Ende der 50er bis in die frühen 80er einen starken Zuzug von Kolumbianern ins (öl)-reiche Venezuela.
Etwa 40% massiven Flüchtlingswelle aus Chile nach dem Putsch ging nach Venezuela. Die venezolanische Botschaft gilt neben der italienischen und schwedischen zu jenen, die die Leben der plötzlich verfolgten UP-Anhängern am schnellsten, entschlossensten und wirkungsvollsten beschützten.
Dass die ansteigenden Migrantenzahlen in Südamerika zu eher spontanen Unmutsäusserungen, Ausbeutung am Arbeitsmarkt und dem Entstehen von slumartigen Spontansiedlungen führen, stimmt schon. Allerdings gehören Kolumbianer zu der angeblichen Problemgruppe in Chile. In den nördlichen Minen-Regionen Tarapaca und Antofagasta leben nun fast schon 20% Ausländer und darunter viele Kolumbianer.
Migration ist einfach kein neues Phänomen unserer Zeit. Du malst da auch ein viel zu negatives Bild.

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Vorschläge, die Flüchtlingsproblematik ein wenig anders zu sehen:

1. ES IST NICHTS NEUES
- Chile: Das relativ starke Anschwellen der Wirtschaftsflüchtlinge seit etwa 2015 ist zu einem wichtigen Thema in der Diskursagenda geworden. Nun ist das aber ein laues Lüftchen im Vergleich zu der massiven Binnenmigration der 30er bis 60er.
Damals beförderten
- hohe Geburtenraten
- deutliche Fortschritte im Gesundheitssystem, übrigens nicht zuletzt dank der gut geplanten Reformen eines Gesundheitsministers namens Salvador Allende Ende der 30er Jahre
- die Industrialisierung einiger weniger städtischer Zentren wie vor allem Santiago de Chile aber auch Concepción in der Politik der Importsubstitution
stark eben diese Binnenmigration.

In Santiago schossen Elendsquartiere wie Pilze aus dem Boden. Der inzwischen veraltete Begriff für Elendsquartiere in Chile ist "Pilz-Siedlung" (villa callampa).

Das ganze lässt sich auch auf Deutschland übertragen. Meine Schwester wohnt in einer Art innenstädtischen Luxusviertel. In den 20er Jahren hieß es Scheunenviertel, d.h. ein Gebiet mit elenden Wohnungen, viel Kriminalität und eben auch Migration aus Osteuropa.

Wollen wir das Thema nachhaltig behandeln müsste man eine humane Geburtenkontrolle in Schwarzafrika nördlich von Botswana in den Fokus stellen. In allen anderen Regionen sinkt nämlich die Geburtenrate pro Frau auf verträgliche Niveaus.
Gebt einfach mal in google folgendes ein und achtet auch auf die Vergleichsländer, die in der Statistik auftauchen:
pakistan geburten pro frau
jordanien geburten pro frau
Vietnam geburten pro frau
Peru geburten pro frau
nigeria geburten pro frau
algerien geburten pro frau
botswana geburten pro frau

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Unterm Rassisten, unter rechtsaußen und der AfD macht es ziggev nicht. Und auch nicht unterm Pappkameraden. Den kann man bequem aufstellen und bequem „widerlegen“. Leider widerlegt sich ziggev damit nur selbst, denn das Gegenüber, hier willy, hat all dies nämlich gar nicht gesagt, was ziggev als Intention dann hier einschiebt. Und ziggev drischt hier also auf seine eigenen Projektionen, Mutmaßungen und Unterstellungen ein. Nirgends hat willy für die AfD plädiert, noch folgt er einem angeblichem AfD-Narrativ, sondern er kritisiert auf legitime und richtige Weise eine verhängnisvolle Flüchtlingspolitik, vor allem eine solche der offenen Grenzen. Ob man inhaltlich mit willy übereinstimmen muß, ist dabei eine ganz andere Frage. Ich teile einiges, aber nicht alles von Willy, der mir in einigen Aspekten monokausal argumentiert, in anderen wiederum richtige Aspekte benennt. Man sieht also: diese Dinge sind komplex und nicht einfach in einer Schwarz/Weiß-Logik bzw. im Entweder-Oder zu widerlegen.

Ansonsten schwingt da in Deinem Ton, ziggev, eine gehörige Portion Unverschämtheit mit. Man könnte das übrigens auch, wenn man einen Pappkameraden aufbauen will wie Du, in der Form sagen, daß gerade der ziggev (als pars pro toto für eine dieser Flüchtlingsjubelstimmen) mit seinen Kommentaren und Ansichten dafür mitverantwortlich ist, daß die AfD in den Parlamenten immer stärker wird, weil die Leute genug haben, als Rechtsextreme gelabelt zu werden und weil sie genug davon haben, daß reale Probleme mit Flüchtlingen schöngeredet werden. (Das Buch „Mit Rechten reden“ hast Du ersichtlich nicht gelesen, ansonsten würdest Du nämlich in bezug auf diese Sentenz nicht solch einen Unsinn schreiben. Umso wichtiger, daß ich endlich meine Rezension zum Buch bringe.)

Und noch einmal, ich habe Dir das hier mehrfach vorgeführt, ziggev: Wer andauernd „Logik“ ruft, wird dadurch nicht zum Logiker. Sowenig wie der, der am Beckenrand ständig plustert „Ich bin ein guter Schwimmer!“ Hic Rhodus, hic salta, wie es in der Äsops Fabel „Der Fünfkämpfer als Prahlhans“ heißt. Logik erweist sich in der Argumentation und nicht im Behaupten derselben und indem man dem Gegenüber per se rechtsextreme Gesinnung unterstellt, um ihn so (implizit) für den Diskurs unglaubwürdig zu machen. Die von Willy vertretene Haltung ist nicht AfD-spezifisch, sondern ein Großteil der Bevölkerung sieht dies so und von diesem Leuten sind darunter Wähler der SPD, der CDU, der FDP und teils sogar der Linken.

Mit dem Rassismus-Labeln aller, die von der eignen, vermeintlich korrekten Meinung irgendwie nur abweichen, werden wir in solchen Debatten nicht weiterkommen – zumal das eine Haltung der Nicht-Analyse ist, die nicht mehr zwischen unterschiedlichen Formen und Varianten der Kritik an dieser unseligen Migrationspolitik zu unterscheiden vermag. Wer alles über einen Leisten schlägt, wer ernsthaft keine Differenz zwischen Gauland und Wagenknecht mehr sieht, hat jeden Maßstab für Details und Argumentstrukturen verloren. Hier wäre mal ratsam die eigenen Maßstäbe prüfen. Ganz hegelianisch gedacht und mal wieder Dialektik walten zu lassen. Und um es noch von der Logik her zu sagen: Das Phänomen X zu kritisieren, bedeutet nicht mit der Partei Y übereinzustimmen, die ebenfalls das Phänomen X kritisiert. Übrigens haben Herbert Gruhl und Baldur Springmann ebenso wie viele Linke die Atomkraftwerke kritisiert. Sind nun im Gegenzug alle Linken Nazis? Ein Teil der BRD-Linken bewaffnete sich und beging schreckliche Verbrechen im Namen von Revolution und Widerstand. Viele Linke unterstützen das oder schwiegen klammheimlich dazu. Sind jetzt alle Linken Sympathisanten? Diese Haltung des Kollektivierens und Labelns von politischen Phänomenen folgt genau derselben (spießbürgerlichen) „Logik“ (es ist nicht die Hegelsche!), wie jene Sympathisantenhetzer damals in der BRD.

Die Ursachen für Migration sind vielfältig. Zu einem Teil trägt daran der Westen eine Schuld, keine ausschließliche, aber zum Teil. Stichwort Klima, Stichwort regime change im arabischen Großraum. Die Folgen baden primär die Menschen in diesen Ländern und sekundär dann Europa aus, das dieser Politik der USA nicht Einhalt gebot- aus was für Motiven auch immer. Daß einmal in der BRD lebende Flüchtlinge hier niemals arbeiten müßten, wie Willy schreibt, ist nicht richtig. Es mag solche geben. Das aber auf alle hochzurechnen, ist schlicht falsch. So wie es hier in der BRD unterschiedliche Gründe und Argumente gibt, für oder gegen Flüchtlinge zu sein, gibt es für Menschen auf dieser Welt unterschiedliche Gründe, weshalb sie ihre Heimat verlassen. Viele tun das sicherlich nicht freiwillig, sondern weil sie auf ein anderes, ein besseres Leben hoffen. Dieses Fragen und Problemen müssen wir uns stellen und ernst nehmen. Dazu haben wir zum einen ein Asylrecht, zum anderen benötigen wir dafür ein Einwanderungsrecht, das Menschen, die hier leben wollen und die hier was aufbauen wollen, Perspektiven gibt.

Was ein Land nicht braucht, sind arabisch-migrantische Mobs, die wie in Köln Rudelbumsen mit Anfassen machen, so daß auf zentralen öffentlichen Plätzen rechtsfreie temporäre Räume entstehen, ein Mob, er in vielen Städten Polizeieinsätze in Großmannschaftsstärke erfordert, wir brauchen keine Flüchtlinge, die in Innenstädten Streß machen, wir brauchen keine Migranten, die Kinder, Mädchen, Frauen vergewaltigen und oder ermorden, wie in Kandel, Freiburg, Wiesbaden etc pp., wir brauchen keine Migranten, die in Zügen der Bahn mit Axt oder Messer andere Menschen bedrohen. (Und hinterher wird noch debattiert, ob die Polizistin in Flensburg richtig gehandelt hat, statt diese Frau zu feiern, weil sie Schlimmstes verhinderte.) Hier ist unbedingt erforderlich, daß im Namen auch all der vielen friedlichen Flüchtlinge klare Grenzen gesetzt werden. Two strikes and you are out! Diese Sprache ist international und wird in der Regel besonders von arabischen Männern gut verstanden. Hier gilt es Rechtsmittel zu schaffen.

Wenn diese Gesellschaft nicht ganz schnell anfängt, diese Probleme ernst zu nehmen, erzeugt sie sich eine immer weiter wachsende AfD. Ich wähle diese Partei nicht, aber ich habe inzwischen Verständnis dafür, daß Menschen sie wählen. Wenn die CDU/CSU (von der SPD erwarte ich nichts und bei der Linken sind einzig Lafontaine und Wagenknecht noch akzeptabel) nicht eine Tendenzwende hinlegt und sich auf ihr altes konservatives Potential besinnt, dann gibt das eine gehörige Klatsche für die Demokratie der BRD. Darin sehe ich die zweitgrößte Gefahr seit der Migrantenkrise von 2015

Im übrigen verweise ich im Kontext der Migrationsprobleme auf einen FAZ-Text von Richard Schröder: „Was wir Migranten schulden – und was nicht“.

Dies ist ein Standardtext, der in jeder Debatte die Grundlage bilden muß, weil er basale Aspekte nennt. Und vor allem ist der Artikel frei von Sentimentalitäten, von Populismus und nicht in einer Andeutung rassistisch, wie man es mißliebiger, abweichender Meinung gerne unterstellt, anstatt sich mit ihr mal inhaltlich auseinanderzusetzen.

http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/fluechtlingskrise-was-wir-migranten-schulden-und-was-nicht-14387586.html

Und weiterhin ergänzend Götz Aly, diese Woche in der Berliner Zeitung. Ein kluger und guter Text, der sehr genau die Probleme benennt.

https://www.berliner-zeitung.de/politik/meinung/kommentar-zu-fluechtlingen-abschiebung--zuwanderung-und-farbenblindheit-30564952

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Und hier noch ein weiterer Artikel, konkret aus der Praxis.

"Flüchtlingsarbeit. Der schmale Grat
In Berlin formiert sich eine bundesweite Initiative von Flüchtlingshelfern, die sagen: „Wir helfen den Falschen“. An einem Abend treffen sich sechs ihrer Vertreterinnen in Neukölln, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Und sagen Sätze, die vielen schwer im Magen liegen"
https://www.tip-berlin.de/der-schmale-grat/

Man muß all das nicht mit der Flüchtlingspolitik vermischen und alles in einem Topf zu einer Soße verrühren, egal ob von der Seite einer bestimmten Linken oder einer extremen Rechten, aber man muß in den Diskursen diese Fragen und Probleme ansprechen, so wie Sascha Lobo das auch in diesem Text formuliert. Und diese Erwägungen müssen auch bestimmen, wer in dei BRD einreist und hier lebt, und wer besser nicht. Wer hier von Anfang an Streß macht, sollte sofort sanktioniet werden. Und wenn das Herkunftsland unklar ist oder sich weigert den Betreffenden aufzunehmen, geht es eben ins Abschiebegewahrsam.

Und auch das Negative darf eine Gesellschaft nicht davon abhalten, genauso die erfolgreichen und gelungenen Fälle von Integration zu sehen und sie mal etwas mehr ins Licht zu rücken, um positive Modelle und Möglichkeiten bereitzustellen. Die Realität ist komplex und vielfältig und es ist kein Entweder-Oder: Die Probleme auf der einen Seite zu benennen (auch die Gründe für Migrationen weltweit) bedeutet ja nicht, bei gelingender Integration im Gegenzug zu schweigen.

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Herr Professor Schröder behauptet auf Seite 4 seines Artikels: "Im Hintergrund der Migrationsströme dürfte aber als mächtiger Motor der demographische Faktor stehen. Die Kindersterblichkeit ist in den Herkunftsländern gesunken, nicht aber die Kinderzahl."

Das ist einfach nicht mehr so. Außer das Nord-Süd gesehen mittlere Afrika zwischen Niger und Botswana sind die Geburtenraten der Frauen nachhaltig. Da hat sich besonders in den letzten 20 Jahren dramatisch was geändert.
https://www.laenderdaten.de/bevoelkerung/fruchtbarkeitsrate.aspx
Auf die Landkarte klicken.
Und die Daten sind seit 2010 noch einmal gesunken.

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Aber es sind die Fertilitätsraten eben doch deutlich höher als in Europa und das ist für diese Länder in bezug auf Arbeitsplätze also immer noch ein Problem. Die jungen Menschen aus dem Maghreb kommen hierher, weil sie in ihrem Land kaum Arbeit finden. Und das hat eben auch etwas mit den Fertilitätsraten zu tun. Man kann sich das im Vergleich zwischen der Algerien und der BRD sich ansehen. Selbst wenn die Raten sinken, ändert das nichts an dem Problem.

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Wir sollten hier nur nicht den Malthus geben und allzuviel mit den Fertilitätsraten erklären. Ein Hauptgrund der Migration ist die im Vergleich mit Europa unproduktive Wirtschaft. Die wiederum ist nicht nur deshalb unproduktiv weil sie technisch, apparatemäßig primitiver ist, sondern weil da eine der kapitalistischen Produktionweise eigentlich fremde Versorgungsmentalität mit verbunden ist. Sieht man schon bei fast jedem Pizzabringdienst in Deutschland der von Nordafrikanern, Arabern oder Kurden betrieben wird: Es geht nicht um maximale Profitabilität, sondern um die Beschäftigung von maximal vielen Leuten. Selbst noch auf Madeira habe ich erlebt, dass jeder Bus eine dreiköpfige Besatzung hat: Fahrer, Schaffner, Kontrolleur.

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Es ist nicht die einzige, aber es ist auch eine Erklärung. Daß damit ebenso andere Aspekte korrelieren, weshalb die Leute keine Arbeit haben, muß man mit dazu sagen. Wenn lokale Märkte zusammenbrechen, dann hat das natürlich folgen und man kann dann fragen, weshalb diese lokalen Märkte nicht mehr funktionieren etc. pp. Insofern ist es wichtig, nicht monokausal und nicht unterkomplex zu erklären und zu schauen, was die Ursachen für die Faktoren X oder Y sein könnten. Daß Europa und die USA zu einem sehr großen Teil ihren Beitrag zum Elend in diesen Ländern leisten.

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Die Welt scheint ja nicht zu verelenden. Die Armutszahlen gingen in den letzten 20 Jahren ja trotz höherer Geburtenraten zurück.
Ich zweifel auch stark daran, dass Nordafrikaner/Westasiaten eine stärkere Versorgungsmentalität haben. Das wird aus meiner Sicht eher zwei andere Gründe haben.
a) an den geringeren Lohnkosten. In Chile gibts auch Jobs wie Kartenkontrolleur auf 1200 km Busfahrten mit 2 Zwischenhalten oder Tüteneinpacker im Supermarkt, wobei letzteres ein Schüler/Studentenjob ist.
b) Politische Kompromisse: In UK gabs bis in die 70er noch Bremser in den Zügen.

Ich frag mich übrigens auch, ob nicht Möglichkeiten zur weltmarktkompetitiven industriellen Fertigung in energieintensiven Bereichen entstehen.
Solarenergie aus der Atacama (und bestimmt auch Nordafrika) oder Windenergie von der brasilianischen Atlantikküste ist schon verdammt günstig und der Preis sinkt weiter.
Anfang dieses Jahres gab ein großer chilenischer Stromversorger bekannt, dass er zwei geplante größere Staudammprojekte aus Kostengründen aufgegeben hatte. Solche Projekte sind politisch immer sehr konfliktiv (Umsiedlung, Landschaftsveränderung, etc.).
Kurz später meldete der Verband der Energiekonzerne, dass in absehbaren Zukunft keine weiteren Kohlekraftwerke gebaut würden.
Diese beiden problematischeren Arten der Energiegewinnung können auf der Preisebene nicht mehr mit dem Solarstrom konkurrieren.

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Nein, die Armutszahlen gingen eben nicht zurück, sondern es wurde ganz einfach die Berechnungsmethode geändert. Und wie von Zauberhand verschwand ein Großteil der Armen aus der Statistik. Wenn man also den Grundwert von 1,05 US$ pro Tag auf 1,25 anhebt, was zunächst nett aussieht, aber die schwindende Kaufkraft, was man für einen Dollar bekommt, nicht angemessen mit hineinrechnet, so daß man eher einen realistsichen Wert von 2 Dollar oder mehr nehmen müßte, dann hat man sehr viel weniger Arme als zuvor. Wenn man zudem beim Kalorienverbrauch die sitzende Tätigkeit zugrunde legt statt die der erhöhten Bewegung, wie dies für die meisten Armen die übliche Lebensweise ist, die sitzen nämlich nicht in klimatisierten Büros, so wie die Jungs von der Weltbank, dann bekommt man ebenfalls bessere Werte. Die netten bunten Bilderchen der "Alles wird besser"-Statistik à la Max Roser und Hans Rosling sind leider in vielen Hinsichten eine Augenwischerei. Um es mal freundlich zu sagen. Denn ich denke, beide müßten es eigentlich besser wissen.

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Ich glaub da schon dran, dass nach den üblichen Armutsstatistiken Linderung stattfand. Ich kann das mit mehr Überzeugung für die CEPAL Statistiken für Lateinamerika sagen, weil ich mich da besser auskenne. Natürlich sind Inflationsraten problematisch. Die Inflationsrate für den Warenkorb eines Armen wird anders aussehen als die eines Reichen. In Chile wird das btw breit diskutiert: (z.B. http://ellibero.cl/opinion/ipc-inflacion-de-los-pobres-la-cifra-que-nadie-quiere-mirar/). Nur werden diese Schwellenwerte in den CEPAL Statistiken mit einem entsprechenden Subsistenz-Warenkorb deflationiert.

Ich seh da aber eine wichtigere Frage: Ermöglichen diese Schwellenwerte ein wirklich menschenwürdiges Dasein? Diese Frage verneine ich. Sie sind einfach zu niedrig gesetzt. Menschen, die nach den UN Statistiken über dem Schwellenwert konsumieren, sind aus unserer Perspektive trotzdem sehr arm, d.h. haben nicht die Möglichkeit ein wirklich selbstbestimmtes Leben mit verschiedenen Möglichkeiten der Selbstentfaltung zu führen.
1 Mrd mehr Menschen haben nun die Möglichkeit praktisch ihr ganzes Leben einer abhängigen Arbeit zu widmen und können mit den dafür erworbenen Waren gerade ihren Körper funktionsfähig halten.
Na dann ist ja das Problem gelöst (Ironie).

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Ja, bei dem Schwellenwert liegt in der Tat das Problem und genauso beim Herunterrechnen des Mindestbetrages. Ebenfalls wurden die Statistiken auf Quten umgestellt, so daß die absoluten Zahlen außen vor bleiben. (Jason Hickel weist darauf mit genauen Quellen in seinem Buch "Tyrannei des Wachstums" hin.) Zudem werden in solche Armutsberechnungen und Verbesserungsbildchen China und Ostasien mit hineingerechnet, wo es in der Tat große Fortschritte bei der Armutsbekämpfung gab. China ist aber nicht vom Regime der Weltbank abhängig und bekommt keine Auslandshilfen. Das wird bei solchen Statistiken leider unterschlagen. Insofern nützen diese bunten Rosing-Bildchen nichts, wenn man die Zahlen nicht kontextualisert und nach den Meßbedingungen fragt. Nirgends lügt es sich so schön wie mit Statistiken. Zumal, da die wenigsten das als Laien durchschauen können.

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Nochmal zu der Versorgungsmentalität bzw. "Unproduktivität": Die hängt eben auch mit Vorstellungen des Sozialen zusammen die in Gesellschaften geprägt wurden in denen es keine sozialen Absicherungssysteme in unserem Sinne gibt oder zumindest lange Zeit nicht gab. Wenn Menschen aus arabischen Ländern oder Kurdistan, auch Roma wegen schwerwiegender Erkrankungen längere Zeit stationär behandelt werden besucht sie im Krankenhaus der gesamte Klan. D.h. bis zum Vetter dritten Grades kommt die gesamte Sippschaft vorbei und während der Besuchszeiten ist niemand auch nur eine Stunde ohne die Gesellschaft mehrerer Angehöriger. Besonders extrem ist diese Art von Geselligkeit in Ägypten, wo man auch als Ausländer ständig von Zufallbekanntschaften nach Hause eingeladen wird. Ich habe es erlebt dass ein Mann ohne Beine an der Bushaltestelle von Umstehenden in den Bus gehievt wurde, sämtliche Stehpassagiere deswegen ausstiegen und der Busfahrer unter Vernachlässigung von Fahrplan und Fahrtroute den Mann zu sich nach Hause brachte. Als wir in Luxor mit der Cholera darniederlagen versammelte sich das gesamte Hotelpersonal inklusive des Sohnes des Hotelbesitzers an unseren Betten bis wir gesundgepflegt waren. Beides gilt in Ägypten als völlig normale Sozialkompetenz. Die distanzierte Art wie man sich in Norddeutschland im öffentlichen Raum gegenüber fremden Personen verhält würde dort als völlig gefühlskalt wenn nicht latent autistisch angesehen werden. Und dieser Mentalität entsprechend verhalten sich Leute die Kleinbetriebe gründen meist nicht primär nach betriebswirtschaftlichen Erfordernissen sondern nach der Prämisse möglichst viele Verwandte und Freunde unterzubringen.


BTW: Eine Bekannte ist in der S-Bahn ausgeraubt worden. Die deutschen Zugpassagiere verhielten sich look-away-mäßig. Die Einzigen die schließlich eingriffen waren Nordafrikaner. Als ich auf offener Straße angepöbelt wurde war der einzige Eingreifer ein Türke. Ich würde tatsächlich behaupten dass Leute aus diesen Kulturkreisen im öffentlichen Raum eine höhere Sozialkompetenz und eine höhere Zivilcourage an den Tag legen als Durchschittsdeutsche. Dies ändert nichts am beobachteten Delinquenzverhalten an Leuten in etwa der gleichen Herkunft bzw. steht dann auf einem anderen Blatt.

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Deine Ägypten-Erfahrungen solltest Du mal als eigenständigen Großbeitrag bringen statt dieses wertvolle Thema immer und immer wieder in Kommentaren zu verzetteln.

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Deswegen ist es auch so ein Irrsinn, Leute die ein ganz anderes Verhalten ansozialisert bekommen haben, massenhaft in unsere Gesellschaften zu bringen und dann zu erwarten, dass es keine Probleme gibt.

Die "höhere Sozialkompetenz" gilt nur gegenüber Menschen, denen man in die Augen sehen kann. Niemand von denen würde auf die Idee kommen, Beiträge für die Arztbehandlung oder die Rente wildfremder Menschen zu bezahlen.

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Ach ja? Woher weisst Du das? Leute, denen ich in Ägypten und Tunesien vom deutschen und gar schwedischen Sozialsystem erzählte waren davon begeistert und meinten dafür, und für direkte Demokratie lohne es sich in ihren Ländern zu kämpfen.

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Ohm aus eigener Erfahrung in Südamerika; könnte bei Bedarf dutzende Anekdoten dazu erzählen.

Außerdem ist das vielfach sozialwissenschaftlich nachgeweisen, z.B. hier: https://ideas.repec.org/p/ces/ceswps/_3070.html wo die Autoren die Bereitschft, mit unbekannten Menschen zu kooperieren untersucht haben. Amhöchsten ist sie in Skandinavien, am niedrgsten in muslimischen Ländern.

Oder auch hier bei Paul Collier:

"I find Nigeria exhilarating and vibrant: people are engaged an witty. But Nigerians radically, deeply, do not trust each other. Opportunism is the result of decades, probaly centuries, in which trust would have been quixotic, and it is now engrained in ordinary behaviour. ... It is not possible for Nigerians to get life insurance. This is because, given the opportunism of the relevant professions, a death certificate can be purchased without the inconvenience of dying. For a while this made it very attractive for those Nigerians who valued a large windfall more than a troubled conscience to take out life insurance policies. But as numbers mounted, the fragile convention on which life insurance rests broke down. Clearly, the root of the problem was the failure of doctors to internalize professional norms." (Exodus, p.65f.)

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