Dienstag, 27. April 2021
Menschenwürde für Chimären?
che2001, 13:35h
Medizinethiker fordert neue Diskussion über Mensch-Affe-Embryonen für Organtransplantationen
Christian Beneker, Medscape
Eine Forschergruppe um den Wissenschaftler Juan Carlos Izpisua Belmonte vom Salk Institute in San Diego hat Mensch-Affe-Chimären gezüchtet. Dazu haben die Wissenschaftler 25 pluripotente menschliche Zellen in insgesamt 136 sechs Tage alte Embryonen von Javaner-Affen injiziert.
Dabei haben die menschlichen Stammzellen und die Zellen des Affen-Embryos miteinander auf zellulärer Ebenen kommuniziert und sich weiterentwickelt. Einige der so entstandenen Mischwesen überlebten in der Petrischale 19 Tage lang. Das berichten die Wissenschaftler in der Zeitschrift Cell. Mit der Grundlagenforschung verbinden die Wissenschaftler die Hoffnung, dass eines Tages menschliche Organe in Tieren herangezüchtet werden können, um sie Menschen zu transplantieren.
Viele fragen sich nun: Was züchten wir da eigentlich? Mehr Mensch oder mehr Tier? Und ist das ethisch vertretbar? Dr. Gerald Neitzke vom Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover fordert im Interview mit Medscape eine Grundsatzdebatte.
Medscape: Die Forscher Izpisua Belmonte vom Salk Institut in La Jolla/Kalifornien und Weizhi Ji von der Universität Kunming/ Provinz Yunnan, China haben menschliche Zellen in tierische Embryos gespritzt. Die Hoffnung der Forschung ist es, einmal auf diese Weise menschliche Organe in Tieren heranwachsen zu lassen und diese Organe Menschen einpflanzen zu können. Solche Forschung ist in Deutschland verboten. Warum?
Dr. Neitzke: Wir haben seit 30 Jahren das Embryonenschutzgesetz. Damals war klar, dass das Erbgut von Mensch und Tier nicht gemischt werden darf. Die Bildung von Chimären aus menschlichen Embryonen ist hierzulande ausdrücklich verboten.
Die Bildung von Chimären aus menschlichen Embryonen ist hierzulande ausdrücklich verboten. Dr. Gerald Neitzke; Medizinethiker
Der entscheidende Punkt ist, dass unsere Verfassung auch das ungeborene menschliche Leben, auch das in der Petrischale, schützt und ihm Menschenwürde zuerkennt. Das ist in anderen Ländern anders. Dort werden Chimären gezüchtet und, wenn sie nicht lebensfähig sind, verworfen oder ? wenn man ein anderes Weltbild vertritt ? getötet.
Medscape: Was nützt dieses Verbot in Deutschland, wenn andernorts weiter an Chimären geforscht wird?
Dr. Neitzke: Es geht um die Frage, welche Forschungsrichtung wir hierzulande als zukunftsträchtig ansehen. Natürlich wird die bei uns verbotene oder ethisch bedenkliche Technik im Ausland weiter genutzt. Aber wir können und müssen andere Forschungsschwerpunkte setzen.
Alternative Optionen werden nur dann entwickelt werden, wenn wir uns ? zum Beispiel aus ethischen Gründen ? vom forscherischen Mainstream absetzen! Abgesehen davon wäre die Xenotransplantation ja bei uns erlaubt, bei der genetisch manipulierte Tierorgane für Transplantationszwecke eingesetzt werden sollen. Denken Sie auch an die Herzklappen vom Schwein, die Menschen eingesetzt werden.
Medscape: Entsteht dann nicht in fernerer Zukunft ein Allokationsproblem? Auch deutsche Patienten würden doch gerne Organe erhalten, die mit Hilfe von Chimären gezüchtet wurden, wenn sie kein anderes Organ bekommen können. Müsste man dann da nicht mit Protest rechnen?
Dr. Neitzke: Für diesen Fall gibt es meines Wissens keine klaren Regeln. Ich bin mir nicht sicher, dass wir diese Organe ablehnen müssten, nur weil in der Forschungsphase mit hierzulande verbotenen oder ethisch bedenklichen Mitteln geforscht wurde. Im Übrigen reden wir ja hier mehr von einer Vision als von einer tatsächlich verfügbaren therapeutischen Option.
Medscape: Sie sagen, die Medizinethik sei schon beim Klon-Schaf Dolly nicht vorbereitet auf die neu entstehenden Fragen gewesen. Und sie ist es heute beim Einsatz von Chimären wieder nicht.
Dr. Neitzke: So ist es. Das Hauptproblem ist, dass der moralische und juristische Status solcher Mischwesen nicht ansatzweise geklärt ist. Wie groß muss der Anteil menschlicher Zellen in einem Lebewesen sein, um ihm die Menschenwürde zuzuerkennen? Und wie hoch kann der tierische Anteil noch sein, um nicht als Tier behandelt zu werden? Und: Ist es rechtens, das Leben eines Tieres so zu verzwecken, dass darin menschliche Organe heranwachsen dürfen?
Wie groß muss der Anteil menschlicher Zellen in einem Lebewesen sein, um ihm die Menschenwürde zuzuerkennen? Dr. Gerald Neitzke; Medizinethiker
Immerhin erkennen wir weniger bedeutsame Gründe an, Tiere massenhaft zu töten: um sie zu essen. Diese Statusfrage zu klären, wäre für mich die Voraussetzung, um überhaupt darüber nachzudenken, Chimären-Versuche auch bei uns zuzulassen. Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte.
Medcape: Welches ist Ihre persönliche Position?
Dr. Neitzke: Mischwesen entstehen ja durch menschlichen Eingriff. Die Statusfrage kann ich hier nicht abschließend klären. Aber ich glaube, dass es ein Mischungsverhältnis gibt, bei dem man keine ethischen Gründe nennen kann, warum diese Chimären nicht den Status eines Menschen haben können. Ein Mensch, der mit einem Schweineherzen leben würde, bliebe ein Mensch mit allen Zuschreibungen von Rechten und Pflichten, die das Recht vorsieht.
Medscape: Macht denn hier nur die schlichte Menge der menschlichen Körperzellen den Menschen zum Menschen? Ist nicht viel eher das Gehirn entscheidend, das Bewusstsein, das den Menschen zum Menschen macht?
Dr. Neitzke: Bei der Frage, ob man sich hier in einem kognitivistischen Ansatz vom zentralen Nervensystem abhängig machen soll, habe ich keine Meinung. Ich persönlich kann mir allerdings nicht vorstellen, in einer Gesellschaft leben zu müssen, in der nur das Gehirn und das zentrale Nervensystem als Ausweis des Menschlichen gelten würden.
Wenn es technisch möglich wäre, wäre dann ja ein Schweinekörper mit einem transplantierten menschlichen Kopf ein Mensch. Und was wäre dann ein biologischer Mensch, dem als Embryo die Anlage für das Gehirn entfernt wurde? So etwas will ich mir in unserer Gesellschaft gar nicht vorstellen.
Medscape: Schiebt die Forschung und die menschliche Neugier nicht die Grenze im Sinne einer Salami-Taktik zwischen verboten und erlaubt immer weiter hinaus? Noch haben Belmonte und Ji die mit menschlichen Zellen versehenen Embryos aus ethischen Gründen nicht in einen Organismus eingepflanzt. Aber das wäre vermutlich der nächste Schritt. Ist eine Begrenzung überhaupt auf Dauer möglich?
Neitzke: In der Tat lassen sich die fraglichen Techniken missbrauchen ? was ich keinem der Forscher unterstellen will. Aber wenn man menschliche und tierische Stammzellen mischen kann, lässt sich eine Menge fantasieren. Hier brauchen wir eine Forschung, die die Folgen des eigenen Tuns ins Auge fasst und auch immer eine Folgenabschätzung der eigenen Arbeit mitliefert.
Wer Techniken entwickelt, muss eben auch mit ihrem Missbrauch rechnen und für diese Möglichkeit die Verantwortung übernehmen. Und solche Folgenbewertung betrifft auch die Statusfrage einer Chimäre. Dass man zumindest eine vage Vorstellung davon hat, als was man eine Chimäre betrachten kann ? als einen Zellhaufen oder als ein aufgrund seiner Möglichkeiten schützenswertes, werdendes Mischwesen.
Solche Organe können immer nur ganz individuell hergestellt werden und wären wohl nur wenigen Patienten in den reichen Ländern zugänglich. Dr. Gerald Neitzke; Medizinethiker
Worüber übrigens noch weniger nachgedacht wird, ist das Verteilungsproblem eventuell in Chimären gezüchteter Organe. Der Gedanke daran ist zwar brillant, geht aber an der sozialen Wirklichkeit realer Gesundheitssysteme vorbei. Denn solche Organe können immer nur ganz individuell hergestellt werden und wären wohl nur wenigen Patienten in den reichen Ländern zugänglich. Da wird neue Ungerechtigkeit geschaffen.
Medscape: Müsste man im Zuge der Diskussion über Chimären nicht auch ganz neu darüber nachdenken, welchen Status eigentlich Tiere für uns haben?
Neitzke: Das ist eine sehr interessante Frage. Derzeit haben wir zusammen mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein gemeinsames Forschungsprojekt: ?Sterben wie ein Hund?. Da fragen wir nach dem guten Sterben bei Mensch und Tier und vor allem nach den Wechselwirkungen der Diskurse über gutes Sterben.
Hinsichtlich der Palliativmedizin werden Tieren den Menschen angeglichen (schließlich gibt es auch Tier-Hospize). Aber es existiert auch der Wunsch mancher Menschen, wie ein Tier behandelt zu werden: ?Warum bekommt der Hund die erlösende Spritze aber nicht ich?? Ist diese Abgrenzung ethisch gerechtfertigt? Tatsächlich muss man über den moralischen Status von Tieren neu nachdenken
Christian Beneker, Medscape
Eine Forschergruppe um den Wissenschaftler Juan Carlos Izpisua Belmonte vom Salk Institute in San Diego hat Mensch-Affe-Chimären gezüchtet. Dazu haben die Wissenschaftler 25 pluripotente menschliche Zellen in insgesamt 136 sechs Tage alte Embryonen von Javaner-Affen injiziert.
Dabei haben die menschlichen Stammzellen und die Zellen des Affen-Embryos miteinander auf zellulärer Ebenen kommuniziert und sich weiterentwickelt. Einige der so entstandenen Mischwesen überlebten in der Petrischale 19 Tage lang. Das berichten die Wissenschaftler in der Zeitschrift Cell. Mit der Grundlagenforschung verbinden die Wissenschaftler die Hoffnung, dass eines Tages menschliche Organe in Tieren herangezüchtet werden können, um sie Menschen zu transplantieren.
Viele fragen sich nun: Was züchten wir da eigentlich? Mehr Mensch oder mehr Tier? Und ist das ethisch vertretbar? Dr. Gerald Neitzke vom Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover fordert im Interview mit Medscape eine Grundsatzdebatte.
Medscape: Die Forscher Izpisua Belmonte vom Salk Institut in La Jolla/Kalifornien und Weizhi Ji von der Universität Kunming/ Provinz Yunnan, China haben menschliche Zellen in tierische Embryos gespritzt. Die Hoffnung der Forschung ist es, einmal auf diese Weise menschliche Organe in Tieren heranwachsen zu lassen und diese Organe Menschen einpflanzen zu können. Solche Forschung ist in Deutschland verboten. Warum?
Dr. Neitzke: Wir haben seit 30 Jahren das Embryonenschutzgesetz. Damals war klar, dass das Erbgut von Mensch und Tier nicht gemischt werden darf. Die Bildung von Chimären aus menschlichen Embryonen ist hierzulande ausdrücklich verboten.
Die Bildung von Chimären aus menschlichen Embryonen ist hierzulande ausdrücklich verboten. Dr. Gerald Neitzke; Medizinethiker
Der entscheidende Punkt ist, dass unsere Verfassung auch das ungeborene menschliche Leben, auch das in der Petrischale, schützt und ihm Menschenwürde zuerkennt. Das ist in anderen Ländern anders. Dort werden Chimären gezüchtet und, wenn sie nicht lebensfähig sind, verworfen oder ? wenn man ein anderes Weltbild vertritt ? getötet.
Medscape: Was nützt dieses Verbot in Deutschland, wenn andernorts weiter an Chimären geforscht wird?
Dr. Neitzke: Es geht um die Frage, welche Forschungsrichtung wir hierzulande als zukunftsträchtig ansehen. Natürlich wird die bei uns verbotene oder ethisch bedenkliche Technik im Ausland weiter genutzt. Aber wir können und müssen andere Forschungsschwerpunkte setzen.
Alternative Optionen werden nur dann entwickelt werden, wenn wir uns ? zum Beispiel aus ethischen Gründen ? vom forscherischen Mainstream absetzen! Abgesehen davon wäre die Xenotransplantation ja bei uns erlaubt, bei der genetisch manipulierte Tierorgane für Transplantationszwecke eingesetzt werden sollen. Denken Sie auch an die Herzklappen vom Schwein, die Menschen eingesetzt werden.
Medscape: Entsteht dann nicht in fernerer Zukunft ein Allokationsproblem? Auch deutsche Patienten würden doch gerne Organe erhalten, die mit Hilfe von Chimären gezüchtet wurden, wenn sie kein anderes Organ bekommen können. Müsste man dann da nicht mit Protest rechnen?
Dr. Neitzke: Für diesen Fall gibt es meines Wissens keine klaren Regeln. Ich bin mir nicht sicher, dass wir diese Organe ablehnen müssten, nur weil in der Forschungsphase mit hierzulande verbotenen oder ethisch bedenklichen Mitteln geforscht wurde. Im Übrigen reden wir ja hier mehr von einer Vision als von einer tatsächlich verfügbaren therapeutischen Option.
Medscape: Sie sagen, die Medizinethik sei schon beim Klon-Schaf Dolly nicht vorbereitet auf die neu entstehenden Fragen gewesen. Und sie ist es heute beim Einsatz von Chimären wieder nicht.
Dr. Neitzke: So ist es. Das Hauptproblem ist, dass der moralische und juristische Status solcher Mischwesen nicht ansatzweise geklärt ist. Wie groß muss der Anteil menschlicher Zellen in einem Lebewesen sein, um ihm die Menschenwürde zuzuerkennen? Und wie hoch kann der tierische Anteil noch sein, um nicht als Tier behandelt zu werden? Und: Ist es rechtens, das Leben eines Tieres so zu verzwecken, dass darin menschliche Organe heranwachsen dürfen?
Wie groß muss der Anteil menschlicher Zellen in einem Lebewesen sein, um ihm die Menschenwürde zuzuerkennen? Dr. Gerald Neitzke; Medizinethiker
Immerhin erkennen wir weniger bedeutsame Gründe an, Tiere massenhaft zu töten: um sie zu essen. Diese Statusfrage zu klären, wäre für mich die Voraussetzung, um überhaupt darüber nachzudenken, Chimären-Versuche auch bei uns zuzulassen. Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte.
Medcape: Welches ist Ihre persönliche Position?
Dr. Neitzke: Mischwesen entstehen ja durch menschlichen Eingriff. Die Statusfrage kann ich hier nicht abschließend klären. Aber ich glaube, dass es ein Mischungsverhältnis gibt, bei dem man keine ethischen Gründe nennen kann, warum diese Chimären nicht den Status eines Menschen haben können. Ein Mensch, der mit einem Schweineherzen leben würde, bliebe ein Mensch mit allen Zuschreibungen von Rechten und Pflichten, die das Recht vorsieht.
Medscape: Macht denn hier nur die schlichte Menge der menschlichen Körperzellen den Menschen zum Menschen? Ist nicht viel eher das Gehirn entscheidend, das Bewusstsein, das den Menschen zum Menschen macht?
Dr. Neitzke: Bei der Frage, ob man sich hier in einem kognitivistischen Ansatz vom zentralen Nervensystem abhängig machen soll, habe ich keine Meinung. Ich persönlich kann mir allerdings nicht vorstellen, in einer Gesellschaft leben zu müssen, in der nur das Gehirn und das zentrale Nervensystem als Ausweis des Menschlichen gelten würden.
Wenn es technisch möglich wäre, wäre dann ja ein Schweinekörper mit einem transplantierten menschlichen Kopf ein Mensch. Und was wäre dann ein biologischer Mensch, dem als Embryo die Anlage für das Gehirn entfernt wurde? So etwas will ich mir in unserer Gesellschaft gar nicht vorstellen.
Medscape: Schiebt die Forschung und die menschliche Neugier nicht die Grenze im Sinne einer Salami-Taktik zwischen verboten und erlaubt immer weiter hinaus? Noch haben Belmonte und Ji die mit menschlichen Zellen versehenen Embryos aus ethischen Gründen nicht in einen Organismus eingepflanzt. Aber das wäre vermutlich der nächste Schritt. Ist eine Begrenzung überhaupt auf Dauer möglich?
Neitzke: In der Tat lassen sich die fraglichen Techniken missbrauchen ? was ich keinem der Forscher unterstellen will. Aber wenn man menschliche und tierische Stammzellen mischen kann, lässt sich eine Menge fantasieren. Hier brauchen wir eine Forschung, die die Folgen des eigenen Tuns ins Auge fasst und auch immer eine Folgenabschätzung der eigenen Arbeit mitliefert.
Wer Techniken entwickelt, muss eben auch mit ihrem Missbrauch rechnen und für diese Möglichkeit die Verantwortung übernehmen. Und solche Folgenbewertung betrifft auch die Statusfrage einer Chimäre. Dass man zumindest eine vage Vorstellung davon hat, als was man eine Chimäre betrachten kann ? als einen Zellhaufen oder als ein aufgrund seiner Möglichkeiten schützenswertes, werdendes Mischwesen.
Solche Organe können immer nur ganz individuell hergestellt werden und wären wohl nur wenigen Patienten in den reichen Ländern zugänglich. Dr. Gerald Neitzke; Medizinethiker
Worüber übrigens noch weniger nachgedacht wird, ist das Verteilungsproblem eventuell in Chimären gezüchteter Organe. Der Gedanke daran ist zwar brillant, geht aber an der sozialen Wirklichkeit realer Gesundheitssysteme vorbei. Denn solche Organe können immer nur ganz individuell hergestellt werden und wären wohl nur wenigen Patienten in den reichen Ländern zugänglich. Da wird neue Ungerechtigkeit geschaffen.
Medscape: Müsste man im Zuge der Diskussion über Chimären nicht auch ganz neu darüber nachdenken, welchen Status eigentlich Tiere für uns haben?
Neitzke: Das ist eine sehr interessante Frage. Derzeit haben wir zusammen mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover ein gemeinsames Forschungsprojekt: ?Sterben wie ein Hund?. Da fragen wir nach dem guten Sterben bei Mensch und Tier und vor allem nach den Wechselwirkungen der Diskurse über gutes Sterben.
Hinsichtlich der Palliativmedizin werden Tieren den Menschen angeglichen (schließlich gibt es auch Tier-Hospize). Aber es existiert auch der Wunsch mancher Menschen, wie ein Tier behandelt zu werden: ?Warum bekommt der Hund die erlösende Spritze aber nicht ich?? Ist diese Abgrenzung ethisch gerechtfertigt? Tatsächlich muss man über den moralischen Status von Tieren neu nachdenken
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