Dienstag, 27. April 2021
POTS tritt aus dem Schattendasein: Offenbar kann die bisher wenig beachtete Störung auch ein Long-COVID-Symptom sein
Tricia Ward


Vor COVID gehörte das Posturale Orthostatische Tachykardie-Syndrom (POTS) zu jenen Krankheiten, die von vielen Menschen und nicht zuletzt auch von Ärzten nicht ernst genommen wurden. ?Viele dachten, es handele sich bei den Betroffenen hauptsächlich um ängstliche oder gar ?hysterische? junge Frauen?, sagte Dr. Pam R. Taub, Leiterin des kardialen Rehaprogramms an der University of California in San Diego. Nun bestätigen Fallberichte, dass es sich beim POTS auch um ein Symptom im Rahmen eines Long-COVID-Syndroms bzw. einer postakuten Manifestation einer SARS-CoV-2-Infektion (PASC, post-acute sequelae of COVID-19) handeln kann.

POTS tritt auch nach Infektionen auf
Kennzeichen von POTS ist ein Pulsanstieg innerhalb von 10 min nach dem Hinstellen Vergleich zum Niveau im Liegen (mindestens 30/min ≥ 19 Jahre, mindestens 40/min 12?19 Jahre). Typische Symptome sind bzw. nehmen in aufrechter Position zu:

Schwankschwindel

Herzklopfen

Schwächegefühl

Verschwommensehen

Belastungsintoleranz

Abgeschlagenheit, Fatigue

Benommenheit

Schätzungsweise 1 bis 3 Millionen US-Bürger galten vor der Pandemie als an dieser rätselhaften autonomen Störung leidend. Für Deutschland geht man von 160.000 Erkrankten aus. Auch bei uns handelt es sich meist um junge Frauen.

?Ich freue mich, dass dieser Zustand, der meist in der Kardiologie und auch in der Neurologie recht stiefmütterlich behandelt worden war, jetzt etwas Aufmerksamkeit erhält?, sagt Taub. Sie hofft, dass das Engagement der National Institutes of Health (NIH) in der Long-COVID-Forschung auch den an dieser kardiovaskulären Autonomiestörung leidenden Patienten zugutekommen wird, die unter der normotonen orthostatischen Intoleranz leiden.

Das postinfektiöse Auftreten des POTS hat SARS-CoV-2 jedoch nicht für sich gepachtet. Es wurde z.B. auch nach einer Borreliose und nach Epstein-Barr-Virus-Infektionen beobachtet. Eine Theorie dazu besagt, dass einige der Antikörper, die gegen das Virus gebildet werden, kreuzreagieren und die Teile des autonomen Nervensystems schädigen, welche die Herzfrequenz und den Blutdruck regulieren, so Taub.

Ich freue mich, dass dieser Zustand, der meist in der Kardiologie und auch in der Neurologie recht stiefmütterlich behandelt worden war, jetzt etwas Aufmerksamkeit erhält.

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