Donnerstag, 17. Februar 2022
Erstmals seit der Spanischen Grippe 2018: Hohe Übersterblichkeit in Europa durch die COVID-19-Pandemie
che2001, 17:59h
Dr. Nicola Siegmund-Schultze
Im Jahr 2020 hat die COVID-19-Pandemie in der Schweiz, in Schweden und in Spanien zur zweitgrößten infektionsbedingten Sterbewelle seit Beginn der Spanischen Grippe 1918 geführt. Die einzelnen monatlichen Peaks der Übersterblichkeit waren ebenfalls höher als die durch Hitzeperioden oder schwere Grippewellen seit Beginn des 20. Jahrhunderts, wie Forscher in den Annals of Internal Medicine berichten.
Umfangreiches Datenmaterial ausgewertet
Zum Hintergrund: Influenzawellen sind seit Beginn wissenschaftlich seriöser Aufzeichnungen zu Sterbefällen und Todesursachen die bestdokumentierten Pandemien in Europa. In den vergangenen 140 Jahren gab es 6 große Influenzapandemien: 1890, 1918, 1957, 1968, 1977 und 2009.
Um Übersterblichkeiten durch COVID-19 in einen historischen Kontext zu anderen Pandemien in Europa zu stellen, hat ein Forscherteam die Schweiz, Schweden und Spanien gewählt, weil es europäische Wohlstandsnationen sind, die nicht in beide Weltkriege involviert waren
Design und Ergebnisse der Studie
Untersucht wurden offizielle Statistiken zu Todesfällen und Todesursachen anhand genau definierter Kriterien: in der Schweiz von 1877 bis 2020, in Schweden von 1851 bis 2020 und in Spanien von 1908 bis 2020.
Die Übersterblichkeit im Jahr 2020 betrug in Spanien 155/100.000 Einwohner (95%-Konfidenzintervall [95-%-KI]): 110-195). In der Schweiz lag die Übersterblichkeit bei 100/100.000 Einwohner (95%-KI: 60-135). Und für Schweden nennen die Autoren 75/100.000 (95-%-KI: 40-105). Nur während der Spanischen Grippe 1918 war die Übersterblichkeit in diesen Ländern höher, nämlich um den Faktor 6 bis 7.
Wie auch bei den schweren Influenzawellen seit 1957 stieg die Sterblichkeit 2020 vor allem in den Altersgruppen ab 60 Jahren an. Bei der Grippe 1918 waren ebenfalls jüngere Altersgruppen betroffen.
Folgen der Pandemie quantifizieren
Die COVID-19-Pandemie hat 2020 in Spanien, der Schweiz und in Schweden zur zweitgrößten infektionsbedingten Übersterblichkeit seit Anfang des 20. Jahrhunderts geführt. Die direkten und indirekten Folgen lassen sich mit der Übersterblichkeit besser einordnen als durch Todesursachenstatistiken allein. Forscher gegen unter anderem von einer hohen Dunkelziffer durch fehlende SARS-CoV2-Tests bei Totenscheinen aus.
In den meisten europäischen Ländern, auch in Deutschland, sind im Jahr 2020 mehr Menschen gestorben, als statistisch zu erwarten gewesen wäre. Dies ist offensichtlich eine Auswirkung von SARS-CoV-2, denn die Zahl der zusätzlichen Todesfälle verlief weitgehend parallel zu offiziellen COVID-19-Mortalitätsstatistiken.
Nach einer Studie der britischen Universität Oxford und des Max-Planck-Instituts für Demographische Forschung in Rostock ist die durchschnittliche Lebenserwartung in vielen Ländern 2020 wieder gesunken: In den USA um 1,9 Jahre, in Spanien um 1,3 Jahre, in der Schweiz und Schweden um 0,7 bis 0,8 Jahre und in Deutschland um 0,3 Jahre.
Dieser Beitrag ist im Original auf Univadis.de erschienen.
Im Jahr 2020 hat die COVID-19-Pandemie in der Schweiz, in Schweden und in Spanien zur zweitgrößten infektionsbedingten Sterbewelle seit Beginn der Spanischen Grippe 1918 geführt. Die einzelnen monatlichen Peaks der Übersterblichkeit waren ebenfalls höher als die durch Hitzeperioden oder schwere Grippewellen seit Beginn des 20. Jahrhunderts, wie Forscher in den Annals of Internal Medicine berichten.
Umfangreiches Datenmaterial ausgewertet
Zum Hintergrund: Influenzawellen sind seit Beginn wissenschaftlich seriöser Aufzeichnungen zu Sterbefällen und Todesursachen die bestdokumentierten Pandemien in Europa. In den vergangenen 140 Jahren gab es 6 große Influenzapandemien: 1890, 1918, 1957, 1968, 1977 und 2009.
Um Übersterblichkeiten durch COVID-19 in einen historischen Kontext zu anderen Pandemien in Europa zu stellen, hat ein Forscherteam die Schweiz, Schweden und Spanien gewählt, weil es europäische Wohlstandsnationen sind, die nicht in beide Weltkriege involviert waren
Design und Ergebnisse der Studie
Untersucht wurden offizielle Statistiken zu Todesfällen und Todesursachen anhand genau definierter Kriterien: in der Schweiz von 1877 bis 2020, in Schweden von 1851 bis 2020 und in Spanien von 1908 bis 2020.
Die Übersterblichkeit im Jahr 2020 betrug in Spanien 155/100.000 Einwohner (95%-Konfidenzintervall [95-%-KI]): 110-195). In der Schweiz lag die Übersterblichkeit bei 100/100.000 Einwohner (95%-KI: 60-135). Und für Schweden nennen die Autoren 75/100.000 (95-%-KI: 40-105). Nur während der Spanischen Grippe 1918 war die Übersterblichkeit in diesen Ländern höher, nämlich um den Faktor 6 bis 7.
Wie auch bei den schweren Influenzawellen seit 1957 stieg die Sterblichkeit 2020 vor allem in den Altersgruppen ab 60 Jahren an. Bei der Grippe 1918 waren ebenfalls jüngere Altersgruppen betroffen.
Folgen der Pandemie quantifizieren
Die COVID-19-Pandemie hat 2020 in Spanien, der Schweiz und in Schweden zur zweitgrößten infektionsbedingten Übersterblichkeit seit Anfang des 20. Jahrhunderts geführt. Die direkten und indirekten Folgen lassen sich mit der Übersterblichkeit besser einordnen als durch Todesursachenstatistiken allein. Forscher gegen unter anderem von einer hohen Dunkelziffer durch fehlende SARS-CoV2-Tests bei Totenscheinen aus.
In den meisten europäischen Ländern, auch in Deutschland, sind im Jahr 2020 mehr Menschen gestorben, als statistisch zu erwarten gewesen wäre. Dies ist offensichtlich eine Auswirkung von SARS-CoV-2, denn die Zahl der zusätzlichen Todesfälle verlief weitgehend parallel zu offiziellen COVID-19-Mortalitätsstatistiken.
Nach einer Studie der britischen Universität Oxford und des Max-Planck-Instituts für Demographische Forschung in Rostock ist die durchschnittliche Lebenserwartung in vielen Ländern 2020 wieder gesunken: In den USA um 1,9 Jahre, in Spanien um 1,3 Jahre, in der Schweiz und Schweden um 0,7 bis 0,8 Jahre und in Deutschland um 0,3 Jahre.
Dieser Beitrag ist im Original auf Univadis.de erschienen.
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