Donnerstag, 30. September 2021
Orakel für Sterberisiko bei COVID-19: Wie das Alter und der CRP-Wert das Sterberisiko von infizierten Diabetes-Patienten voraussagen können
che2001, 18:30h
Dr. Angela Speth, Medscape
Wenn Diabetes-Patienten sich mit COVID-19 infizieren, haben sie oft schwere Verläufe mit Todesfolge. Gibt es unter ihnen eine bestimmte Gruppe, die besonders anfällig ist und daher eine besonders sorgfältige Betreuung benötigt? Ja, sagen britische Forscher: Das sind ältere Menschen, bei denen ein hoher Entzündungsgrad vorliegt.
Unsere Studie hilft also, jene Patienten früh zu identifizieren, die zur Verbesserung ihrer Prognose intensiv behandelt werden sollten. Dr. Daniel Kevin Llanera
?Diese beiden Variablen ? das Alter und der Wert des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein ? sind bei der Klinikaufnahme leicht verfügbar. Unsere Studie hilft also, jene Patienten früh zu identifizieren, die zur Verbesserung ihrer Prognose intensiv behandelt werden sollten?, erläutert Dr. Daniel Kevin Llanera in einer Mitteilung zur Online-Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) [1]. Die Arbeit wurde auch bei Diabetologia eingereicht, aber noch nicht publiziert und ist erst teilweise online verfügbar.
Mit Alter und CRP sinken die Überlebenschancen
Die Wissenschaftler um Llanera, der mittlerweile ans Imperial College London gewechselt ist, führte die retrospektive Kohortenstudie ACCREDIT noch am The Countess of Chester NHS Foundation Trust durch. Den Krankenakten von 7 britischen Kliniken entnahmen sie klinische und biochemische Parameter von rund 1.000 COVID-19-Patienten mit Diabetes, und zwar aus dem ersten Halbjahr 2020.
Die Teilnehmer ? zu 2 Drittel Männer, 5% mit Typ-1-, alle übrigen mit Typ-2-Diabetes ? hatten median ein Alter von 77 Jahren und einen BMI von 28 kg/m2. Jeweils rund die Hälfte hatte bereits makrovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und mikrovaskuläre Störungen wie Neuro- oder Retinopathie erlitten.
Ein Viertel der Teilnehmer starb schon in der ersten Krankenhaus-Woche, binnen eines Monats war es sogar ein Drittel. Die Analyse ergab: Mit der Mortalität war ausschließlich die Kombination von CRP-Wert und Alter assoziiert, nicht aber BMI, HbA1c oder die Therapie mit ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern. Mit anderen Worten: Je höher Alter und CRP, umso geringer die Überlebenschancen. Mit den Daten erstellten die Forscher ein Modell, das für einen Patienten mit bestimmten demografischen Merkmalen das Sterberisiko vorhersagt.
Nephropathie bedeutet eine große Gefahr
Ein weiteres Ergebnis: Patienten unter 70 Jahren mit chronischer Nierenerkrankung hatten ein fast 3-fach höheres Sterberisiko (Odds Ratio: 2,74) als Gleichaltrige ohne Nephropathie.
Llanera kommentiert in der Mitteilung: ?Eine diabetische Nierenerkrankung geht mit einer chronischen Entzündung und einer Dysregulation des Immunsystems einher. Das erschwert offenbar die Abwehr von SARS-COV-2.? Zudem seien die Eintrittspforten der Viren, die ACE2-Rezeptoren, in den Nierenzellen hochreguliert, so dass sie leichter angreifen könnten.
Wie die Autoren berichten, war die 7-Tage-Mortalität größer als in anderen Studien. Als Grund vermuten sie außer dem höheren Alter der Teilnehmer den schlechten sozioökonomischen Status. Denn nahezu die Hälfte lebte laut einem Index der Regierung in stark benachteiligten Gebieten.
Niedrige Glukosespiegel haben Schutzeffekt
Bemerkenswert auch: Bei jenen 10% der Patienten, die i.v.-Insulin nutzten, war die Wahrscheinlichkeit zu sterben nur halb so hoch wie bei jenen ohne Infusionen. Das unterstreicht nach Ansicht der Autoren die Bedeutung einer guten Blutzuckerkontrolle, die ein kompetentes Diabetes-Team auf der Station gewährleisten kann.
Ein weiteres Resultat: Patienten mit Typ-2-Diabetes hatten in den 7 Tagen nach der Klinikaufnahme ein 2,5-fach höheres Sterberisiko als COVID-19-Kranke mit Typ-1-Diabetes. Das liege wohl daran, dass Typ 2 in der Regel bei älteren Menschen auftritt, die oft zusätzlich seit langem bestehende Gesundheitsstörungen hätten, schreiben die Forscher.
Wenn Diabetes-Patienten sich mit COVID-19 infizieren, haben sie oft schwere Verläufe mit Todesfolge. Gibt es unter ihnen eine bestimmte Gruppe, die besonders anfällig ist und daher eine besonders sorgfältige Betreuung benötigt? Ja, sagen britische Forscher: Das sind ältere Menschen, bei denen ein hoher Entzündungsgrad vorliegt.
Unsere Studie hilft also, jene Patienten früh zu identifizieren, die zur Verbesserung ihrer Prognose intensiv behandelt werden sollten. Dr. Daniel Kevin Llanera
?Diese beiden Variablen ? das Alter und der Wert des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein ? sind bei der Klinikaufnahme leicht verfügbar. Unsere Studie hilft also, jene Patienten früh zu identifizieren, die zur Verbesserung ihrer Prognose intensiv behandelt werden sollten?, erläutert Dr. Daniel Kevin Llanera in einer Mitteilung zur Online-Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) [1]. Die Arbeit wurde auch bei Diabetologia eingereicht, aber noch nicht publiziert und ist erst teilweise online verfügbar.
Mit Alter und CRP sinken die Überlebenschancen
Die Wissenschaftler um Llanera, der mittlerweile ans Imperial College London gewechselt ist, führte die retrospektive Kohortenstudie ACCREDIT noch am The Countess of Chester NHS Foundation Trust durch. Den Krankenakten von 7 britischen Kliniken entnahmen sie klinische und biochemische Parameter von rund 1.000 COVID-19-Patienten mit Diabetes, und zwar aus dem ersten Halbjahr 2020.
Die Teilnehmer ? zu 2 Drittel Männer, 5% mit Typ-1-, alle übrigen mit Typ-2-Diabetes ? hatten median ein Alter von 77 Jahren und einen BMI von 28 kg/m2. Jeweils rund die Hälfte hatte bereits makrovaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall und mikrovaskuläre Störungen wie Neuro- oder Retinopathie erlitten.
Ein Viertel der Teilnehmer starb schon in der ersten Krankenhaus-Woche, binnen eines Monats war es sogar ein Drittel. Die Analyse ergab: Mit der Mortalität war ausschließlich die Kombination von CRP-Wert und Alter assoziiert, nicht aber BMI, HbA1c oder die Therapie mit ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern. Mit anderen Worten: Je höher Alter und CRP, umso geringer die Überlebenschancen. Mit den Daten erstellten die Forscher ein Modell, das für einen Patienten mit bestimmten demografischen Merkmalen das Sterberisiko vorhersagt.
Nephropathie bedeutet eine große Gefahr
Ein weiteres Ergebnis: Patienten unter 70 Jahren mit chronischer Nierenerkrankung hatten ein fast 3-fach höheres Sterberisiko (Odds Ratio: 2,74) als Gleichaltrige ohne Nephropathie.
Llanera kommentiert in der Mitteilung: ?Eine diabetische Nierenerkrankung geht mit einer chronischen Entzündung und einer Dysregulation des Immunsystems einher. Das erschwert offenbar die Abwehr von SARS-COV-2.? Zudem seien die Eintrittspforten der Viren, die ACE2-Rezeptoren, in den Nierenzellen hochreguliert, so dass sie leichter angreifen könnten.
Wie die Autoren berichten, war die 7-Tage-Mortalität größer als in anderen Studien. Als Grund vermuten sie außer dem höheren Alter der Teilnehmer den schlechten sozioökonomischen Status. Denn nahezu die Hälfte lebte laut einem Index der Regierung in stark benachteiligten Gebieten.
Niedrige Glukosespiegel haben Schutzeffekt
Bemerkenswert auch: Bei jenen 10% der Patienten, die i.v.-Insulin nutzten, war die Wahrscheinlichkeit zu sterben nur halb so hoch wie bei jenen ohne Infusionen. Das unterstreicht nach Ansicht der Autoren die Bedeutung einer guten Blutzuckerkontrolle, die ein kompetentes Diabetes-Team auf der Station gewährleisten kann.
Ein weiteres Resultat: Patienten mit Typ-2-Diabetes hatten in den 7 Tagen nach der Klinikaufnahme ein 2,5-fach höheres Sterberisiko als COVID-19-Kranke mit Typ-1-Diabetes. Das liege wohl daran, dass Typ 2 in der Regel bei älteren Menschen auftritt, die oft zusätzlich seit langem bestehende Gesundheitsstörungen hätten, schreiben die Forscher.
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Corona-Bilanz September 2021
che2001, 18:28h
Aktuell meldet das RKI eine 7-Tage-Inzidenz von 63,0 Fällen pro 100.000 Einwohner. Am Vortag hatte der Wert bei 61,0 gelegen, und vor 1 Woche bei 63,1. Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden 12.150 weitere Infektionen mit SARS-CoV-2 gelmeldet ? vor 1 Woche waren es 10.696 neue Fälle. 67 Patienten sind innerhalb des letzten Tages an COVID-19 gestorben (Vorwoche: 115 Todesfälle).
Deutschlands Intensivstationen berichten laut DIVI-Register weiterhin von leicht sinkenden Fallzahlen. Am 29. September gegen Mittag meldeten Krankenhäuser 1.364 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, das sind 50 weniger als am Vortag. Von ihnen werden 787 (58%, minus 19 im Vergleich zum Vortag) beatmen. Im Low-Care-Bereich sind 802 Betten frei, und im High-Care-Bereich 2.335. Hinzu kommen 382 freie ECMO-Behandlungsplätze.
Impfzentren schließen ? Moderna auch für Hausärzte
Neue Daten zu AstraZeneca-Vakzin: Wirksamkeit von 74%
Pfizer beginnt mit Studie zur Postexpositionsprophylaxe
Schweres COVID-19: Raucher stärker gefährdet
Bilanz: Stärkster Rückgang an Lebenserwartung seit dem 2. Weltkrieg
Kontaktbeschränkungen retteten tausende Leben
?Zügel anziehen!? Kinderärzte fordern Impfpflicht für Fachkräfte
Neue Belege für Fledermäuse als Reservoir ? weitere riskante Varianten
Impfzentren schließen ? Hausärzte gut vorbereitet
Mittlerweile sind 64,3% aller Einwohner vollständig geimpft und 67,9 % haben wenigstens 1 Dosis erhalten. In vielen Bundesländern wurden ? und werden ? Impfzentren geschlossen. ?Die Praxen sind gut vorbereitet, auch vor dem Hintergrund, dass der Beratungsaufwand größer geworden ist?, sagt der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen.
Ab sofort können Vertragsärzte alle EU-weit zugelassenen COVID-19-Vakzine ordern, auch Spikevax® von Moderna. Bisher wurden damit nur Impfzentren versorgt. Das Vakzin ist für Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen, kann aber auch zur Booster-Impfungen eingesetzt werden. Nach dem Antauen liegt das Zeitfenster zur Verimpfung bei 12 Stunden.
Eine weitere Änderung folgt dann ab 4. Oktober. Laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) müssen Spritzen, Kanülen und Kochsalzlösung dann separat bestellen. Der Bund übernimmt ? wie zuvor ? alle Kosten, wie Coliquio berichtet.
Neue Daten zu AstraZeneca-Vakzin: Wirksamkeit von 74%
Dass Impfungen wirksam sind, steht außer Zweifel. Jetzt hat AstraZeneca neue Daten zu AZD1222 (ChAdOx1 nCoV-19) veröffentlicht.
32.451 Probanden wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert. Sie erhielten AZD1222 (21.635 Teilnehmer) oder Placebo (10.816 Teilnehmer). Die geschätzte Gesamtwirksamkeit des Impfstoffs lag bei 74,0% (95 %-KI 65,3 bis 80,5%; P<0,001). Für Personen über 65 Jahren nennen die Autoren sogar 83,5% (95 %-KI, 54,2 bis 94,1%).
In der vollständig geimpften Subgruppe mit 17.662 Teilnehmern wurden keine schweren oder kritischen COVID-19-Fälle beobachtet; unter den 8.550 Teilnehmern der Placebogruppe waren es 8 Fälle. Die geschätzte Wirksamkeit des Impfstoffs zur Verhinderung einer SARS-CoV-2-Infektion (Nukleokapsid-Antikörper-Serokonversion) betrug 64,3% (95%-KI: 56,1 bis 71,0%; p < 0,001).
Pfizer beginnt mit Studie zur Postexpositionsprophylaxe
Der Druck auf Ungeimpfte steigt kontinuierlich an. Nach Risikokontakten bleibt nur die häusliche Isolation ? allerdings bald ohne Lohnfortzahlung. Deutlich einfacher wäre, eine Postexpositions-Prophylaxe (PEP) wie etwa bei HIV oder Influenza durchzuführen. Pfizer gab bekannt, diese Möglichkeit jetzt zu untersuchen.
In die Phase-2/3-Studie EPIC-PEP (Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in Post-Exposure Prophylaxis), eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, sollen bis zu 2.660 gesunde Teilnehmer ab 18 Jahren aufgenommen werden sollen. Sie werden nach dem Zufallsprinzip (1:1:1) den 3 Studienarmen zugewiesen: PF-07321332/Ritonavir zweimal täglich über 5 oder 10 Tage oder Placebo.
Primäres Ziel ist die Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit zur Prävention einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion und ihrer Symptome bis zum 14. Tag nach einem Risikokontakt.
Bei PF-07321332 handelt es sich um einen oralen SARS-CoV-2-3CL-Proteaseinhibitor mit breiter Aktivität in vitro. ?Ergebnisse der klinischen Phase-1-Studie zeigten, dass PF-07321332 sicher und gut verträglich ist?, so der Hersteller.
Schweres COVID-19: Raucher stärker gefährdet
In gewissem Umfang können Bürger ihr Krankheitsrisiko aber auch selbst beeinflussen. Darauf weisen Ashley K. Clift von der University of Oxford und und Kollegen hin. Sie berichten, dass ?Rauchen höchstwahrscheinlich den Schweregrad von COVID-19 und das Risiko eines damit verbundenen Todes verschlimmert?.
Hintergrund zur besonderen Methodik: Die Forscher arbeiteten mit Beobachtungsdaten und mit Mendelschen Randomisierungsanalysen, um den Zusammenhang besser zu verstehen. Die Mendelsche Randomisierung ist eine Technik, bei der genetische Varianten als Stellvertreter für einen bestimmten Risikofaktor verwendet werden; in diesem Fall genetische Varianten, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass jemand raucht oder stärker rauch, um Beweise für einen kausalen Zusammenhang zu erhalten.
Clifts Team arbeitete mit Aufzeichnungen der Primärversorgung, mit COVID-19-Testergebnisse, mit Krankenhauseinweisungsdaten und mit Sterbeurkunden. Hinzu kamen 421.469 genetische Profile aus der UK Biobank. Die Studie umfasste Daten von Januar bis August 2020.
Während dieses Zeitraums unterzogen sich 13.446 (3,2) Personen einem COVID-19-Test per PCR; bei 1.649 (0,4%) war das Ergebnis positiv. 968 (0,2%) Patienten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, und 444 (0,1%) starben an den Folgen ihrer Infektion.
Die meisten Teilnehmer (59%) hatten noch nie geraucht; mehr als ein Drittel (37%) waren ehemalige Raucher, und nur 4% waren aktive Raucher (71% mit 1-19 Zigaretten/Tag; 29% konsumierten mehr).
Im Vergleich zu Personen, die niemals geraucht hatten, war das Risiko für Krankenhausaufenthalte bei aktiven Rauchern (OR 1,80, 95%-KI 1,26 bis 2,29) deutlich erhöht.
Das galt auch für den Tod durch COVID-19. Das Risiko erhöht sich entsprechend der Zahl der gerauchten Zigaretten:
1-9 Zigaretten pro Tag: OR 2,14, 95%-KI 0,87 bis 5,24;
10-19 Zigaretten pro Tag: OR 5,91, 95%-KI 3,66 bis 9,54;
20 oder mehr Zigaretten pro Tag: OR 6,11, 95%-KI 3,59 bis 10,42.
Laut Mendelscher Randomisierung von 281.105 Teilnehmern war die genetisch vorhergesagte Neigung, mit dem Rauchen zu beginnen, mit einem höheren Risiko für Infektionen (OR 1,45, 95%-KI 1,10 bis 1,91) und für Krankenhausaufenthalte (OR 1,60, 95%-KI 1,13 bis 2,27) verbunden.
Bilanz: Stärkster Rückgang an Lebenserwartung seit dem 2. Weltkrieg
Mittlerweile ist die Mortalität zumindest in Europa auf einen niedrigen Wer gesunken ? aufgrund von Vakzinen, aufgrund neuer Therapien oder aufgrund von Schutzmaßnahmen. Für Epidemiologen ist es jetzt Zeit, Bilanz zu ziehen. Die Analyse umfasst 27 Staaten in Europa sowie Chile und die USA; Grundlage waren Sterberegister der einzelnen Nationen.
In allen untersuchten Ländern war vor COVID-19 ein Plus von 1 bis 3 Monaten an Lebenszeit pro Jahr zu verzeichnen. Dieser Benefit ist durch SARS-CoV-2 verloren gegangen. Wie José Manuel Aburto von der University of Oxford und seine Kollegen schreiben, hätten Frauen in 8 und Männer in 11 Ländern mehr als 1 Jahr an Lebenserwartung verloren. Einen solchen Rückgang habe es seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gegeben, betonen die Autoren.
Verglichen mit diesen Werten kam Deutschland recht glimpflich weg. Frauen hätten 0,23 Jahre und Männer 0,38 Jahre verloren, so die Autoren.
Kontaktbeschränkungen retteten tausende Leben
In Deutschland hätte es schlimmer kommen können ? dieser Gedanke drängt sich nach weiteren Analysen auf. Ulrich Glogowsky von der Johannes-Kepler-Universität Linz und Kollegen werteten RKI-Daten zu Infektionen und anonymisierte Bewegungsdaten auf Grundlage des Mobilfunks aus. Das geschah in mehr als 400 deutschen Kreisen. Unterschiedliche Szenarien wurden simuliert.
?Im Vergleich zu einem Benchmark ohne soziale Distanzierung wurden durch die Maßnahmen innerhalb von 3 Wochen 84% der potenziellen COVID-19-Fälle ? und 66% der potenziellen Todesfälle ? vermieden?, fanden die Wissenschaftler heraus. ?Die relativen Auswirkungen der Maßnahmen waren bei Personen über 60 Jahren und in ländlichen Gebieten geringer.?
Zwischen Februar und April 2020 seien bundesweit 500.000 Infektionen und 5.400 Todesfälle verhindert worden. Damit widersprechen sie oft geäußerten Zweifeln der Wirksamkeit von Kontaktbeschränkungen.
?Zügel anziehen!? Kinderärzte fordern Impfpflicht für Fachkräfte
Doch viele Menschen sind noch nicht bereit, sich schützen zu lassen. ?Wenn viele Beschäftigte in Kitas, Schulen und Kliniken Impfungen weiter verweigern, sollte der Gesetzgeber ernsthaft über eine Impfpflicht in diesen sensiblen Bereichen nachdenken?, so Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Er sagt: ?Wer mit vulnerablen Gruppen zu tun hat und die eigene Immunisierung ablehnt, hat seinen Verstand ausgeschaltet.? Mit seinen Forderungen geht Fischbach weit über die eigene Fachrichtung hinaus: ?Wenn es nach Monaten des Impfstoff-Überschusses noch Ausbrüche in Pflegeheimen gibt, muss man die Zügel anziehen, und da darf Fachkräftemangel kein Gegenargument sein.?
Neue Belege für Fledermäuse als Reservoir ? weitere riskante Varianten
Seit Beginn der Pandemie stellen sich Forscher auch die Frage, welchen Ursprung SARS-CoV-2 hat. Die Fledermaus-Hypothese gilt als recht wahrscheinlich ? und neue Daten bestätigen dies.
Wissenschaftler des Institute Pasteur du Laos und der Nationalen Universität von Laos haben sich vor kurzem auf den Weg gemacht, um die Evolution von SARS-CoV-2 zu beleuchten und das mögliche Vorhandensein von SARS-CoV-2-verwandten Coronaviren in der natürlichen Umgebung zu erforschen. Ihr Ziel waren Kalksteinhöhlen im Norden von Laos, die von verschiedenen Fledermausarten bewohnt werden.
Durch die Analyse von Proben konnten Wissenschaftler verschiedene SARS-CoV-2-ähnliche Viren in den Fledermäusen nachweisen. Diese Viren erkennen menschliche Zellen mit einer ähnlichen Wirksamkeit wie der ursprüngliche Stamm des SARS-CoV-2-Virus. Zuvor war es nicht gelungen, Coronaviren in Fledermäusen zu finden, die aufgrund ihrer rezeptorbindenden Domäne an menschlichen Zellen andocken.
In den jetzt untersuchten Proben waren vor allem 3 Viren nachweisbar, nämlich BANAL-103, BANAL-236 und BANAL-52. Ihr Genom hat eine gewisse Ähnlichkeit mit SARS-CoV-2, insbesondere bei einer Schlüsseldomäne des Spike-Proteins. Simulationen und Berechnungen zufolge ist die Affinität aller 3 Fledermaus-Coronaviren für den menschlichen ACE2-Rezeptor ähnlich wie bei SARS-CoV-2-Virus. Allerdings fehlt eine sogenannte Furin-Spaltstelle; Furin ist eine Protease, die das Spike-Protein spaltet, so dass die Virusmembran mit der menschlichen Zellmembran verschmelzen kann.
?Die Existenz dieser Viren, die im Fledermausreservoir entdeckt wurden, untermauert die Theorie, dass SARS-CoV-2 von Fledermäusen stammen könnte, die im riesigen Karsthochland der Halbinsel Indochina leben, die sich über Laos, Vietnam und China erstreckt?, so Marc Eloit vom Institute Pasteur. ?Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch andere verwandte Viren ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen könnten.?
Deutschlands Intensivstationen berichten laut DIVI-Register weiterhin von leicht sinkenden Fallzahlen. Am 29. September gegen Mittag meldeten Krankenhäuser 1.364 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, das sind 50 weniger als am Vortag. Von ihnen werden 787 (58%, minus 19 im Vergleich zum Vortag) beatmen. Im Low-Care-Bereich sind 802 Betten frei, und im High-Care-Bereich 2.335. Hinzu kommen 382 freie ECMO-Behandlungsplätze.
Impfzentren schließen ? Moderna auch für Hausärzte
Neue Daten zu AstraZeneca-Vakzin: Wirksamkeit von 74%
Pfizer beginnt mit Studie zur Postexpositionsprophylaxe
Schweres COVID-19: Raucher stärker gefährdet
Bilanz: Stärkster Rückgang an Lebenserwartung seit dem 2. Weltkrieg
Kontaktbeschränkungen retteten tausende Leben
?Zügel anziehen!? Kinderärzte fordern Impfpflicht für Fachkräfte
Neue Belege für Fledermäuse als Reservoir ? weitere riskante Varianten
Impfzentren schließen ? Hausärzte gut vorbereitet
Mittlerweile sind 64,3% aller Einwohner vollständig geimpft und 67,9 % haben wenigstens 1 Dosis erhalten. In vielen Bundesländern wurden ? und werden ? Impfzentren geschlossen. ?Die Praxen sind gut vorbereitet, auch vor dem Hintergrund, dass der Beratungsaufwand größer geworden ist?, sagt der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen.
Ab sofort können Vertragsärzte alle EU-weit zugelassenen COVID-19-Vakzine ordern, auch Spikevax® von Moderna. Bisher wurden damit nur Impfzentren versorgt. Das Vakzin ist für Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen, kann aber auch zur Booster-Impfungen eingesetzt werden. Nach dem Antauen liegt das Zeitfenster zur Verimpfung bei 12 Stunden.
Eine weitere Änderung folgt dann ab 4. Oktober. Laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) müssen Spritzen, Kanülen und Kochsalzlösung dann separat bestellen. Der Bund übernimmt ? wie zuvor ? alle Kosten, wie Coliquio berichtet.
Neue Daten zu AstraZeneca-Vakzin: Wirksamkeit von 74%
Dass Impfungen wirksam sind, steht außer Zweifel. Jetzt hat AstraZeneca neue Daten zu AZD1222 (ChAdOx1 nCoV-19) veröffentlicht.
32.451 Probanden wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert. Sie erhielten AZD1222 (21.635 Teilnehmer) oder Placebo (10.816 Teilnehmer). Die geschätzte Gesamtwirksamkeit des Impfstoffs lag bei 74,0% (95 %-KI 65,3 bis 80,5%; P<0,001). Für Personen über 65 Jahren nennen die Autoren sogar 83,5% (95 %-KI, 54,2 bis 94,1%).
In der vollständig geimpften Subgruppe mit 17.662 Teilnehmern wurden keine schweren oder kritischen COVID-19-Fälle beobachtet; unter den 8.550 Teilnehmern der Placebogruppe waren es 8 Fälle. Die geschätzte Wirksamkeit des Impfstoffs zur Verhinderung einer SARS-CoV-2-Infektion (Nukleokapsid-Antikörper-Serokonversion) betrug 64,3% (95%-KI: 56,1 bis 71,0%; p < 0,001).
Pfizer beginnt mit Studie zur Postexpositionsprophylaxe
Der Druck auf Ungeimpfte steigt kontinuierlich an. Nach Risikokontakten bleibt nur die häusliche Isolation ? allerdings bald ohne Lohnfortzahlung. Deutlich einfacher wäre, eine Postexpositions-Prophylaxe (PEP) wie etwa bei HIV oder Influenza durchzuführen. Pfizer gab bekannt, diese Möglichkeit jetzt zu untersuchen.
In die Phase-2/3-Studie EPIC-PEP (Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in Post-Exposure Prophylaxis), eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, sollen bis zu 2.660 gesunde Teilnehmer ab 18 Jahren aufgenommen werden sollen. Sie werden nach dem Zufallsprinzip (1:1:1) den 3 Studienarmen zugewiesen: PF-07321332/Ritonavir zweimal täglich über 5 oder 10 Tage oder Placebo.
Primäres Ziel ist die Bewertung der Sicherheit und Wirksamkeit zur Prävention einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion und ihrer Symptome bis zum 14. Tag nach einem Risikokontakt.
Bei PF-07321332 handelt es sich um einen oralen SARS-CoV-2-3CL-Proteaseinhibitor mit breiter Aktivität in vitro. ?Ergebnisse der klinischen Phase-1-Studie zeigten, dass PF-07321332 sicher und gut verträglich ist?, so der Hersteller.
Schweres COVID-19: Raucher stärker gefährdet
In gewissem Umfang können Bürger ihr Krankheitsrisiko aber auch selbst beeinflussen. Darauf weisen Ashley K. Clift von der University of Oxford und und Kollegen hin. Sie berichten, dass ?Rauchen höchstwahrscheinlich den Schweregrad von COVID-19 und das Risiko eines damit verbundenen Todes verschlimmert?.
Hintergrund zur besonderen Methodik: Die Forscher arbeiteten mit Beobachtungsdaten und mit Mendelschen Randomisierungsanalysen, um den Zusammenhang besser zu verstehen. Die Mendelsche Randomisierung ist eine Technik, bei der genetische Varianten als Stellvertreter für einen bestimmten Risikofaktor verwendet werden; in diesem Fall genetische Varianten, welche die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass jemand raucht oder stärker rauch, um Beweise für einen kausalen Zusammenhang zu erhalten.
Clifts Team arbeitete mit Aufzeichnungen der Primärversorgung, mit COVID-19-Testergebnisse, mit Krankenhauseinweisungsdaten und mit Sterbeurkunden. Hinzu kamen 421.469 genetische Profile aus der UK Biobank. Die Studie umfasste Daten von Januar bis August 2020.
Während dieses Zeitraums unterzogen sich 13.446 (3,2) Personen einem COVID-19-Test per PCR; bei 1.649 (0,4%) war das Ergebnis positiv. 968 (0,2%) Patienten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, und 444 (0,1%) starben an den Folgen ihrer Infektion.
Die meisten Teilnehmer (59%) hatten noch nie geraucht; mehr als ein Drittel (37%) waren ehemalige Raucher, und nur 4% waren aktive Raucher (71% mit 1-19 Zigaretten/Tag; 29% konsumierten mehr).
Im Vergleich zu Personen, die niemals geraucht hatten, war das Risiko für Krankenhausaufenthalte bei aktiven Rauchern (OR 1,80, 95%-KI 1,26 bis 2,29) deutlich erhöht.
Das galt auch für den Tod durch COVID-19. Das Risiko erhöht sich entsprechend der Zahl der gerauchten Zigaretten:
1-9 Zigaretten pro Tag: OR 2,14, 95%-KI 0,87 bis 5,24;
10-19 Zigaretten pro Tag: OR 5,91, 95%-KI 3,66 bis 9,54;
20 oder mehr Zigaretten pro Tag: OR 6,11, 95%-KI 3,59 bis 10,42.
Laut Mendelscher Randomisierung von 281.105 Teilnehmern war die genetisch vorhergesagte Neigung, mit dem Rauchen zu beginnen, mit einem höheren Risiko für Infektionen (OR 1,45, 95%-KI 1,10 bis 1,91) und für Krankenhausaufenthalte (OR 1,60, 95%-KI 1,13 bis 2,27) verbunden.
Bilanz: Stärkster Rückgang an Lebenserwartung seit dem 2. Weltkrieg
Mittlerweile ist die Mortalität zumindest in Europa auf einen niedrigen Wer gesunken ? aufgrund von Vakzinen, aufgrund neuer Therapien oder aufgrund von Schutzmaßnahmen. Für Epidemiologen ist es jetzt Zeit, Bilanz zu ziehen. Die Analyse umfasst 27 Staaten in Europa sowie Chile und die USA; Grundlage waren Sterberegister der einzelnen Nationen.
In allen untersuchten Ländern war vor COVID-19 ein Plus von 1 bis 3 Monaten an Lebenszeit pro Jahr zu verzeichnen. Dieser Benefit ist durch SARS-CoV-2 verloren gegangen. Wie José Manuel Aburto von der University of Oxford und seine Kollegen schreiben, hätten Frauen in 8 und Männer in 11 Ländern mehr als 1 Jahr an Lebenserwartung verloren. Einen solchen Rückgang habe es seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gegeben, betonen die Autoren.
Verglichen mit diesen Werten kam Deutschland recht glimpflich weg. Frauen hätten 0,23 Jahre und Männer 0,38 Jahre verloren, so die Autoren.
Kontaktbeschränkungen retteten tausende Leben
In Deutschland hätte es schlimmer kommen können ? dieser Gedanke drängt sich nach weiteren Analysen auf. Ulrich Glogowsky von der Johannes-Kepler-Universität Linz und Kollegen werteten RKI-Daten zu Infektionen und anonymisierte Bewegungsdaten auf Grundlage des Mobilfunks aus. Das geschah in mehr als 400 deutschen Kreisen. Unterschiedliche Szenarien wurden simuliert.
?Im Vergleich zu einem Benchmark ohne soziale Distanzierung wurden durch die Maßnahmen innerhalb von 3 Wochen 84% der potenziellen COVID-19-Fälle ? und 66% der potenziellen Todesfälle ? vermieden?, fanden die Wissenschaftler heraus. ?Die relativen Auswirkungen der Maßnahmen waren bei Personen über 60 Jahren und in ländlichen Gebieten geringer.?
Zwischen Februar und April 2020 seien bundesweit 500.000 Infektionen und 5.400 Todesfälle verhindert worden. Damit widersprechen sie oft geäußerten Zweifeln der Wirksamkeit von Kontaktbeschränkungen.
?Zügel anziehen!? Kinderärzte fordern Impfpflicht für Fachkräfte
Doch viele Menschen sind noch nicht bereit, sich schützen zu lassen. ?Wenn viele Beschäftigte in Kitas, Schulen und Kliniken Impfungen weiter verweigern, sollte der Gesetzgeber ernsthaft über eine Impfpflicht in diesen sensiblen Bereichen nachdenken?, so Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Er sagt: ?Wer mit vulnerablen Gruppen zu tun hat und die eigene Immunisierung ablehnt, hat seinen Verstand ausgeschaltet.? Mit seinen Forderungen geht Fischbach weit über die eigene Fachrichtung hinaus: ?Wenn es nach Monaten des Impfstoff-Überschusses noch Ausbrüche in Pflegeheimen gibt, muss man die Zügel anziehen, und da darf Fachkräftemangel kein Gegenargument sein.?
Neue Belege für Fledermäuse als Reservoir ? weitere riskante Varianten
Seit Beginn der Pandemie stellen sich Forscher auch die Frage, welchen Ursprung SARS-CoV-2 hat. Die Fledermaus-Hypothese gilt als recht wahrscheinlich ? und neue Daten bestätigen dies.
Wissenschaftler des Institute Pasteur du Laos und der Nationalen Universität von Laos haben sich vor kurzem auf den Weg gemacht, um die Evolution von SARS-CoV-2 zu beleuchten und das mögliche Vorhandensein von SARS-CoV-2-verwandten Coronaviren in der natürlichen Umgebung zu erforschen. Ihr Ziel waren Kalksteinhöhlen im Norden von Laos, die von verschiedenen Fledermausarten bewohnt werden.
Durch die Analyse von Proben konnten Wissenschaftler verschiedene SARS-CoV-2-ähnliche Viren in den Fledermäusen nachweisen. Diese Viren erkennen menschliche Zellen mit einer ähnlichen Wirksamkeit wie der ursprüngliche Stamm des SARS-CoV-2-Virus. Zuvor war es nicht gelungen, Coronaviren in Fledermäusen zu finden, die aufgrund ihrer rezeptorbindenden Domäne an menschlichen Zellen andocken.
In den jetzt untersuchten Proben waren vor allem 3 Viren nachweisbar, nämlich BANAL-103, BANAL-236 und BANAL-52. Ihr Genom hat eine gewisse Ähnlichkeit mit SARS-CoV-2, insbesondere bei einer Schlüsseldomäne des Spike-Proteins. Simulationen und Berechnungen zufolge ist die Affinität aller 3 Fledermaus-Coronaviren für den menschlichen ACE2-Rezeptor ähnlich wie bei SARS-CoV-2-Virus. Allerdings fehlt eine sogenannte Furin-Spaltstelle; Furin ist eine Protease, die das Spike-Protein spaltet, so dass die Virusmembran mit der menschlichen Zellmembran verschmelzen kann.
?Die Existenz dieser Viren, die im Fledermausreservoir entdeckt wurden, untermauert die Theorie, dass SARS-CoV-2 von Fledermäusen stammen könnte, die im riesigen Karsthochland der Halbinsel Indochina leben, die sich über Laos, Vietnam und China erstreckt?, so Marc Eloit vom Institute Pasteur. ?Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch andere verwandte Viren ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen könnten.?
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Montag, 27. September 2021
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che2001, 19:56h
Von Michael van den Heuvel
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Anstieg von Autoantikörpern ? Ursache von Long-COVID-Symptomen?
COVID-19-Impfungen bei Schwangeren scheinen auch Babys zu schützen
Frauen, die während ihrer Schwangerschaft gegen SARS-CoV-2 geimpft wurden, geben Antikörper an ihre Babys weiter, wie kürzlich veröffentlichte Daten zeigen. Eingeschlossen wurden 36 Schwangere, die bis zum 4. Juni 2021 mindestens 1 Dosis eines mRNA-COVID-19-Impfstoffs (Pfizer/BioNTech oder Moderna) erhalten hatten. Zwischen dem Abschluss der Impfstoffserie und der Entbindung vergingen durchschnittlich 13 Wochen.
Im Nabelschnurblut aller Neugeborenen fanden die Wissenschaftler hohe Titer von Antikörpern gegen das Spike-Protein. Antikörper gegen das Nukleokapsidprotein ließen sich nicht nachweisen, was darauf hindeutet, dass Antikörper gegen das Spike-Protein durch die Impfung und nicht durch eine frühere Infektion entstanden sind.
?Das Vorhandensein dieser Anti-Spike-Antikörper im Nabelschnurblut sollte den Neugeborenen zumindest theoretisch einen gewissen Schutz bieten?, sagte Studienleiterin Dr. Ashley S. Roman von NYU Langone Health. ?Während der primäre Grund für die Impfung während der Schwangerschaft darin besteht, die Gesundheit der Mütter zu erhalten und Hospitalisierungen zu vermeiden, war die offene Frage für uns, ob die Impfung während der Schwangerschaft einen Nutzen für den Fötus oder das Neugeborene hat.?
Wie lange und wie stark Neugeborene dadurch geschützt werden, bleibt auch nach der Veröffentlichung unklar. Eine laufende Studie, MOMI-VAX, zielt darauf ab, die Antikörperspiegel bei Müttern, die während der Schwangerschaft mit COVID-19 geimpft wurden, und bei ihren Säuglingen im Laufe der Zeit systematisch zu messen. Davon erhoffen sich Gynäkologen detailliertere Einblicke.
CDC ignorieren Berater und empfehlen großzügigere Auffrischungsimpfungen
Auch die Frage, wer von Auffrischungsimpfungen profitiert, sorgt weltweit für Gesprächsstoff. Die STIKO rät laut Medienberichten nur Patienten mit bekannten Risikofaktoren dazu, etwa Patienten mit Autoimmunerkrankungen oder mit supprimiertem Immunsystem. Eine generelle Empfehlung nach Altersgruppen gibt es derzeit nicht.
Anders sieht die Lage in den USA aus. Ein beratender Ausschuss für Impfungen an den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) geht sehr viel weiter und befürwortet Booster bei:
Erwachsenen ab 65 Jahren,
Bewohnern von Langzeitpflegeeinrichtungen,
Erwachsenen im Alter von 50 bis 64 Jahren, die eine Grunderkrankung haben, die das Risiko einer COVID-Infektion erhöhen kann,
Erwachsenen im Alter von 18 bis 49 Jahren, die aufgrund einer Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko für eine COVID-19-Infektion haben ? unter Abwägung des individuellen Nutzens und Risikos einer Impfung.
Allerdings sprach das Gremium keine Empfehlung für Erwachsene zwischen 18 bis 64 Jahren aus, die an einem Ort leben oder arbeiten, an dem das Risiko für COVID-19 hoch ist. Dazu gehören Mitarbeiter im Gesundheitswesen oder andere Berufsgruppen mit möglicher Exposition sowie Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften wie Obdachlosenheimen und Gefängnissen leben. Nicht alle Mitglieder des Ausschusses unterstützen das Votum.
Doch CDC-Direktorin Dr. Rochelle Walensky beschloss, diese Gruppe mit einzubeziehen. Den übrigen Vorschlägen stimmte sie zu.
Bei etwa 26 Millionen Amerikanern liegt die letzte Dosis mindestens 6 Monate zurück, so dass sie Anspruch auf eine 3. Dosis haben. Etwa 13,6 Millionen von ihnen sind über 65 Jahre alt. Weitere 5,3 Millionen sind zwischen 50 und 64 Jahre alt.
Neuer Impfstoff aus China ? 414 Millionen Dosen für Afrika
Für die USA ? und für andere westliche Länder ? sind solche Überlegungen unproblematisch; Vakzine gibt es zur Genüge. Doch in vielen Schwellenländern oder Entwicklungsländern fehlen selbst für die 1. Dosis ausreichende Mengen. Hier setzt die internationale Initiative COVAX (Covid-19 Vaccines Global Access) an ? und hofft auf weitere Zulassungen.
Ein neuer Kandidat könnte der Impfstoff des chinesischen Herstellers Clover Biopharmaceuticals sein. Das Vakzin war in einer groß angelegten Studie zu 67% gegen COVID-19 jeglichen Schweregrades und zu 79% gegen die hochinfektiöse Delta-Variante wirksam, teilte das Unternehmen laut Reuters mit.
Der Impfstoff war in der Studie auch zu 81,7% wirksam gegen mittelschwere bis schwere Fälle, die durch Delta verursacht wurden. Die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Fälle jeglichen Schweregrads betrug 91,8% bei der durch Gamma ausgelösten Krankheit und 58,6 % bei der Variante Mu.
Die berichteten Wirksamkeitsraten des Impfstoffkandidaten, der auf einer Spike-Protein-Untereinheit basiert und ein von Dynavax bereitgestelltes CpG-Adjuvans enthält, beruhen auf Studien mit mehr als 30.000 Teilnehmern auf den Philippinen, in Kolumbien, Brasilien, Südafrika und Belgien.
In der Impfstoffstudie nahmen allerdings wenige ältere Teilnehmer teil, die in der Realität tendenziell höhere Raten von schweren Fällen und Todesfällen aufweisen als jüngere Gruppen. Der Grund: Länder, in denen Clover die Studie durchführte, hatten bereits Programme aufgelegt, in denen Menschen über 65 Jahren geimpft wurden. Weniger als 1,5% aller Teilnehmer in der Verum- oder Placebo-Gruppe waren in dem Altersbereich.
Reuters zufolge beabsichtigt der Hersteller, im 4. Quartal Studiendaten für eine bedingte Zulassung einzureichen: in China, aber auch in Europa. Er hat bereits einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 414 Millionen Dosen seines COVID-19-Impfstoffs im Rahmen von COVAX abgeschlossen.
Moderna-Studie: Weniger Immunität nach 6 Monaten
Generell bleibt bei Impfstoffen aller Art die Frage, ob sie eine ausreichende Immunität gegen zirkulierende Varianten aufbaut.
Wissenschaftler untersuchten jetzt, wie virale Varianten, einschließlich B.1.351 (Beta) und B.1.617.2 (Delta), die Immunantwort bei einer kleinen Anzahl von Personen beeinflussten, die den Moderna mRNA-1273-Impfstoff erhalten hatten.
Bei der Analyse von Seren, die 6 Monate nach der 2. Impfung in der primären Impfserie gewonnen worden waren, stellten die Forscher fest, dass neutralisierende Antikörpertiter gegen alle getesteten Varianten nachweisbar waren.
Allerdings waren Titer gegen B1.351 (Beta) nach 6 Monaten erheblich gesunken, und mehrere Personen wiesen eine schwache, in einigen Fällen sogar keine neutralisierende Aktivität auf. ?Diese Daten können dazu beitragen, die öffentliche Gesundheitspolitik hinsichtlich zusätzlicher Auffrischungsimpfungen zu lenken?, so die Autoren.
Neue Therapie-Empfehlungen der WHO
Von der Prävention zur Therapie. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Empfehlungen zur Therapie von COVID-19 aktualisiert. Sie rät bei bestimmten Patientengruppe zur kombinierten Gabe von Casirivimab und Imdevimab, zweier therapeutischer Antikörper. Sie binden an das SARS-CoV-2-Spike-Protein und verhindern, dass das Virus Zellen infiziert.
Als Zielgruppe für die Therapie nennt die WHO Patienten mit leichtem COVID-19, bei denen aber das Risiko einer Krankenhauseinweisung erhöht ist. Hinzu kommen Patienten mit schwerem oder kritischem Covid-19, die seronegativ sind, d. h., sie haben keine eigene Antikörperreaktion gegen SARS-CoV-2 entwickelt haben.
Die 1. Empfehlung stützt sich auf neue Erkenntnisse aus 3 Studien. Dabei fanden Wissenschaftler Hinweise, dass Casirivimab und Imdevimab das Risiko einer Krankenhauseinweisung und die Dauer der Symptome bei Risikopatienten ? etwa ungeimpften, älteren oder immunsupprimierten Patienten ? verringern.
Diese 2. Empfehlung stützt sich auf Daten aus der bekannten RECOVERY-Studie, die zeigen, dass Casirivimab und Imdevimab bei seronegativen Patienten wahrscheinlich die Zahl der Todesfälle (von 49 weniger pro 1.000 bei Schwerstkranken bis zu 87 weniger bei Schwerstkranken) und die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung verringern.
?Bei allen anderen Covid-19-Patienten sind die Vorteile dieser Antikörperbehandlung wahrscheinlich nicht von Bedeutung?, schreiben die Autoren. Sie räumen jedoch ein, dass die Anwendung auch unter ökonomischen Aspekten und unter Fragen der Verfügbarkeit berücksichtigt werden sollte.
Anstieg von Autoantikörpern ? Ursache von Long-COVID-Symptomen?
Bislang kennen Wissenschaftler zwar Risikofaktoren für schweres COVID-19 identifiziert. Was genau im Körper abläuft, ist Thema vieler Forschungsprojekte. Jetzt liegen neue Daten von 147 Patienten vor, die aufgrund von COVID-19 in verschiedenen Kliniken Deutschlands stationär behandelt worden sind.
Circa 50% der Patienten mit COVID-19, die wegen der Infektionskrankheit stationär behandelt werden, entwickeln Autoantikörper gegen bekannte Autoantigene auf biologische Strukture ? verglichen mit 15% bei gesunden Kontrollpersonen.
Die Autoantikörper hatten viele verschiedene Spezifitäten: Es waren antinukleäre Antikörper (ANA), Anti-Zytokin-Antikörper, Antikörper gegen Myeloperoxidase und gegen Proteinase 3.
Ein Teil dieser Autoantikörper hatte sich de novo parallel zu den SARS-CoV-2-Infektionen und zu Antikörpern gegen virale Antigene entwickelt. Die Autoren vermuten, dies könne neben anderen Faktoren eine Erklärung für Long-COVID sein.
COVID-19-Impfungen bei Schwangeren scheinen auch Babys zu schützen
CDC ignorieren Berater und empfehlen großzügigere Auffrischungsimpfungen
Neuer Impfstoff aus China ? 414 Millionen Dosen für Afrika
Moderna-Studie: Weniger Immunität nach 6 Monaten
Neue Therapie-Empfehlungen der WHO
Anstieg von Autoantikörpern ? Ursache von Long-COVID-Symptomen?
COVID-19-Impfungen bei Schwangeren scheinen auch Babys zu schützen
Frauen, die während ihrer Schwangerschaft gegen SARS-CoV-2 geimpft wurden, geben Antikörper an ihre Babys weiter, wie kürzlich veröffentlichte Daten zeigen. Eingeschlossen wurden 36 Schwangere, die bis zum 4. Juni 2021 mindestens 1 Dosis eines mRNA-COVID-19-Impfstoffs (Pfizer/BioNTech oder Moderna) erhalten hatten. Zwischen dem Abschluss der Impfstoffserie und der Entbindung vergingen durchschnittlich 13 Wochen.
Im Nabelschnurblut aller Neugeborenen fanden die Wissenschaftler hohe Titer von Antikörpern gegen das Spike-Protein. Antikörper gegen das Nukleokapsidprotein ließen sich nicht nachweisen, was darauf hindeutet, dass Antikörper gegen das Spike-Protein durch die Impfung und nicht durch eine frühere Infektion entstanden sind.
?Das Vorhandensein dieser Anti-Spike-Antikörper im Nabelschnurblut sollte den Neugeborenen zumindest theoretisch einen gewissen Schutz bieten?, sagte Studienleiterin Dr. Ashley S. Roman von NYU Langone Health. ?Während der primäre Grund für die Impfung während der Schwangerschaft darin besteht, die Gesundheit der Mütter zu erhalten und Hospitalisierungen zu vermeiden, war die offene Frage für uns, ob die Impfung während der Schwangerschaft einen Nutzen für den Fötus oder das Neugeborene hat.?
Wie lange und wie stark Neugeborene dadurch geschützt werden, bleibt auch nach der Veröffentlichung unklar. Eine laufende Studie, MOMI-VAX, zielt darauf ab, die Antikörperspiegel bei Müttern, die während der Schwangerschaft mit COVID-19 geimpft wurden, und bei ihren Säuglingen im Laufe der Zeit systematisch zu messen. Davon erhoffen sich Gynäkologen detailliertere Einblicke.
CDC ignorieren Berater und empfehlen großzügigere Auffrischungsimpfungen
Auch die Frage, wer von Auffrischungsimpfungen profitiert, sorgt weltweit für Gesprächsstoff. Die STIKO rät laut Medienberichten nur Patienten mit bekannten Risikofaktoren dazu, etwa Patienten mit Autoimmunerkrankungen oder mit supprimiertem Immunsystem. Eine generelle Empfehlung nach Altersgruppen gibt es derzeit nicht.
Anders sieht die Lage in den USA aus. Ein beratender Ausschuss für Impfungen an den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) geht sehr viel weiter und befürwortet Booster bei:
Erwachsenen ab 65 Jahren,
Bewohnern von Langzeitpflegeeinrichtungen,
Erwachsenen im Alter von 50 bis 64 Jahren, die eine Grunderkrankung haben, die das Risiko einer COVID-Infektion erhöhen kann,
Erwachsenen im Alter von 18 bis 49 Jahren, die aufgrund einer Grunderkrankung ein erhöhtes Risiko für eine COVID-19-Infektion haben ? unter Abwägung des individuellen Nutzens und Risikos einer Impfung.
Allerdings sprach das Gremium keine Empfehlung für Erwachsene zwischen 18 bis 64 Jahren aus, die an einem Ort leben oder arbeiten, an dem das Risiko für COVID-19 hoch ist. Dazu gehören Mitarbeiter im Gesundheitswesen oder andere Berufsgruppen mit möglicher Exposition sowie Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften wie Obdachlosenheimen und Gefängnissen leben. Nicht alle Mitglieder des Ausschusses unterstützen das Votum.
Doch CDC-Direktorin Dr. Rochelle Walensky beschloss, diese Gruppe mit einzubeziehen. Den übrigen Vorschlägen stimmte sie zu.
Bei etwa 26 Millionen Amerikanern liegt die letzte Dosis mindestens 6 Monate zurück, so dass sie Anspruch auf eine 3. Dosis haben. Etwa 13,6 Millionen von ihnen sind über 65 Jahre alt. Weitere 5,3 Millionen sind zwischen 50 und 64 Jahre alt.
Neuer Impfstoff aus China ? 414 Millionen Dosen für Afrika
Für die USA ? und für andere westliche Länder ? sind solche Überlegungen unproblematisch; Vakzine gibt es zur Genüge. Doch in vielen Schwellenländern oder Entwicklungsländern fehlen selbst für die 1. Dosis ausreichende Mengen. Hier setzt die internationale Initiative COVAX (Covid-19 Vaccines Global Access) an ? und hofft auf weitere Zulassungen.
Ein neuer Kandidat könnte der Impfstoff des chinesischen Herstellers Clover Biopharmaceuticals sein. Das Vakzin war in einer groß angelegten Studie zu 67% gegen COVID-19 jeglichen Schweregrades und zu 79% gegen die hochinfektiöse Delta-Variante wirksam, teilte das Unternehmen laut Reuters mit.
Der Impfstoff war in der Studie auch zu 81,7% wirksam gegen mittelschwere bis schwere Fälle, die durch Delta verursacht wurden. Die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Fälle jeglichen Schweregrads betrug 91,8% bei der durch Gamma ausgelösten Krankheit und 58,6 % bei der Variante Mu.
Die berichteten Wirksamkeitsraten des Impfstoffkandidaten, der auf einer Spike-Protein-Untereinheit basiert und ein von Dynavax bereitgestelltes CpG-Adjuvans enthält, beruhen auf Studien mit mehr als 30.000 Teilnehmern auf den Philippinen, in Kolumbien, Brasilien, Südafrika und Belgien.
In der Impfstoffstudie nahmen allerdings wenige ältere Teilnehmer teil, die in der Realität tendenziell höhere Raten von schweren Fällen und Todesfällen aufweisen als jüngere Gruppen. Der Grund: Länder, in denen Clover die Studie durchführte, hatten bereits Programme aufgelegt, in denen Menschen über 65 Jahren geimpft wurden. Weniger als 1,5% aller Teilnehmer in der Verum- oder Placebo-Gruppe waren in dem Altersbereich.
Reuters zufolge beabsichtigt der Hersteller, im 4. Quartal Studiendaten für eine bedingte Zulassung einzureichen: in China, aber auch in Europa. Er hat bereits einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 414 Millionen Dosen seines COVID-19-Impfstoffs im Rahmen von COVAX abgeschlossen.
Moderna-Studie: Weniger Immunität nach 6 Monaten
Generell bleibt bei Impfstoffen aller Art die Frage, ob sie eine ausreichende Immunität gegen zirkulierende Varianten aufbaut.
Wissenschaftler untersuchten jetzt, wie virale Varianten, einschließlich B.1.351 (Beta) und B.1.617.2 (Delta), die Immunantwort bei einer kleinen Anzahl von Personen beeinflussten, die den Moderna mRNA-1273-Impfstoff erhalten hatten.
Bei der Analyse von Seren, die 6 Monate nach der 2. Impfung in der primären Impfserie gewonnen worden waren, stellten die Forscher fest, dass neutralisierende Antikörpertiter gegen alle getesteten Varianten nachweisbar waren.
Allerdings waren Titer gegen B1.351 (Beta) nach 6 Monaten erheblich gesunken, und mehrere Personen wiesen eine schwache, in einigen Fällen sogar keine neutralisierende Aktivität auf. ?Diese Daten können dazu beitragen, die öffentliche Gesundheitspolitik hinsichtlich zusätzlicher Auffrischungsimpfungen zu lenken?, so die Autoren.
Neue Therapie-Empfehlungen der WHO
Von der Prävention zur Therapie. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Empfehlungen zur Therapie von COVID-19 aktualisiert. Sie rät bei bestimmten Patientengruppe zur kombinierten Gabe von Casirivimab und Imdevimab, zweier therapeutischer Antikörper. Sie binden an das SARS-CoV-2-Spike-Protein und verhindern, dass das Virus Zellen infiziert.
Als Zielgruppe für die Therapie nennt die WHO Patienten mit leichtem COVID-19, bei denen aber das Risiko einer Krankenhauseinweisung erhöht ist. Hinzu kommen Patienten mit schwerem oder kritischem Covid-19, die seronegativ sind, d. h., sie haben keine eigene Antikörperreaktion gegen SARS-CoV-2 entwickelt haben.
Die 1. Empfehlung stützt sich auf neue Erkenntnisse aus 3 Studien. Dabei fanden Wissenschaftler Hinweise, dass Casirivimab und Imdevimab das Risiko einer Krankenhauseinweisung und die Dauer der Symptome bei Risikopatienten ? etwa ungeimpften, älteren oder immunsupprimierten Patienten ? verringern.
Diese 2. Empfehlung stützt sich auf Daten aus der bekannten RECOVERY-Studie, die zeigen, dass Casirivimab und Imdevimab bei seronegativen Patienten wahrscheinlich die Zahl der Todesfälle (von 49 weniger pro 1.000 bei Schwerstkranken bis zu 87 weniger bei Schwerstkranken) und die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung verringern.
?Bei allen anderen Covid-19-Patienten sind die Vorteile dieser Antikörperbehandlung wahrscheinlich nicht von Bedeutung?, schreiben die Autoren. Sie räumen jedoch ein, dass die Anwendung auch unter ökonomischen Aspekten und unter Fragen der Verfügbarkeit berücksichtigt werden sollte.
Anstieg von Autoantikörpern ? Ursache von Long-COVID-Symptomen?
Bislang kennen Wissenschaftler zwar Risikofaktoren für schweres COVID-19 identifiziert. Was genau im Körper abläuft, ist Thema vieler Forschungsprojekte. Jetzt liegen neue Daten von 147 Patienten vor, die aufgrund von COVID-19 in verschiedenen Kliniken Deutschlands stationär behandelt worden sind.
Circa 50% der Patienten mit COVID-19, die wegen der Infektionskrankheit stationär behandelt werden, entwickeln Autoantikörper gegen bekannte Autoantigene auf biologische Strukture ? verglichen mit 15% bei gesunden Kontrollpersonen.
Die Autoantikörper hatten viele verschiedene Spezifitäten: Es waren antinukleäre Antikörper (ANA), Anti-Zytokin-Antikörper, Antikörper gegen Myeloperoxidase und gegen Proteinase 3.
Ein Teil dieser Autoantikörper hatte sich de novo parallel zu den SARS-CoV-2-Infektionen und zu Antikörpern gegen virale Antigene entwickelt. Die Autoren vermuten, dies könne neben anderen Faktoren eine Erklärung für Long-COVID sein.
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Donnerstag, 16. September 2021
Siegeszug der Immuntherapie: Die spannendsten Studien auf dem ESMO-Kongress 2021
che2001, 19:58h
Liam Davenport, Medscape
Heute beginnt das große europäische Onkologentreffen. Auf dem virtuellen Kongress der European Society of Medical Oncology (ESMO) werden eine Vielzahl neuer Studienergebnisse vorgestellt, die deutlich machen: Bei Krebserkrankungen kommt immer mehr die Immuntherapie zum Einsatz, wie etwa bei gynäkologischen oder gastrointestinalen Tumoren [1].
Außerdem werden wichtige Studien mit Immuntherapeutika beim Melanom sowie bei Lungen- und Prostatakrebs und Studien zu den Auswirkungen der COVID-19-Impfung bei Krebspatienten vorgestellt.
Eine Vielzahl ?hochwertiger? Daten werde präsentiert, betonte Dr. Antonio Passaro, Pressesprecher des Kongresses, in Mailand bei einer Vorabpressekonferenz.
Dies sei bedeutend, weil man sich bereits das 2. Jahr in einer Pandemiesituation befinde. Passaro erklärte, dass ?die Pandemie nicht nur das Leben und die Lebensqualität unserer Patienten beeinträchtigt, sondern auch die Gesundheitssysteme und die Arbeit und Lebensqualität der Angehörigen der Gesundheitsberufe?.
Die Mehrzahl der neuen klinischen Studien untersuchte die Rolle von Immun-Checkpoint-Inhibitoren bei verschiedenen Krebsarten. Ein großer Teil wird in den 3 Präsidenten-Symposien vorgestellt, die am Samstag (18.9.), Sonntag (19.9.) und Montag (20.9.) stattfinden.
Dazu gehört z.B. die KEYNOTE-716-Studie, in der die adjuvante Therapie mit Pembrolizumab und Placebo nach vollständiger Resektion eines Hochrisiko-Melanoms im Stadium II verglichen wird (Abstract LBA3).
In der IMpower010-Studie erhielten Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) im Stadium IB-IIIA nach adjuvanter platinhaltiger Chemotherapie Atezolizumab oder Best Supportive Care. Primärer Endpunkt der Studie ist das krankheitsfreie Überleben (Abstract LBA9).
Weitere Highlights der Präsidenten-Symposien sind:
Ergebnisse der Phase-3-Studie KEYNOTE-826 zu Pembrolizumab plus Chemotherapie vs. Placebo plus Chemotherapie bei persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Zervixkarzinom (Abstract LBA2_PR).
Ergebnisse der CheckMate-649- Studie, in der Nivolumab plus Chemotherapie oder Ipilimumab im Vergleich zu Chemotherapie als Erstlinienbehandlung bei fortgeschrittenem Magenkarzinom, Karzinom des gastroösophagealen Übergangs und Adenokarzinom des Ösophagus untersucht worden sind (Abstract LBA7).
Die Ergebnisse aus KRYSTAL-1, einer Phase 1/2 Studie mit Adagrasib als Monotherapie oder in Kombination mit Cetuximab für Patienten mit Kolorektalkarzinom und KRASG12C-Mutation (Abstract LBA6)
Daten aus FIRSTMAPPP, der ersten internationalen randomisierten Studie, in der Sunitinib und Placebo bei malignen progressiven Phäochromozytomen und Paragangliomen verglichen wurden (Abstract 567O_PR)
Eine kombinierte Analyse aus dem STAMPEDE-Protokoll zum Vergleich von Abirateronacetat plus Prednisolon mit oder ohne Enzalutamid zusätzlich zur Antiandrogentherapie gegeben im Vergleich zu einer alleinigen Antiandrogentherapie bei Männern mit nicht metastasiertem Hochrisiko-Prostatakarzinom (Abstract LBA4_PR)
Ergebnisse der Phase-3-Studie PEACE-1-Studie an Männern im Spätstadium eines metastasierten kastrationssensitiven Prostatakarzinoms zur Wirkung von Abirateronacetat plus Prednison auf das Gesamtüberleben.
Außerdem werden beim ESMO-Kongress 2021 Daten zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Krebspatienten sowie Ergebnisse zu den Auswirkungen der COVID-19-Impfung mitgeteilt.
So wurde in der CAPTURE-Studie, einer Substudie der TRACERx Renal-Studie, die adaptive Immunität gegen eine SARS-CoV-2-Infektion und -Impfung bei Krebspatienten untersucht (Abstract 1557O).
Außerdem werden Daten aus der VOICE-Studie zur Impfung gegen SARS-CoV-2 bei Patienten, die eine Chemotherapie, Immuntherapie oder Chemoimmuntherapie wegen eines soliden Tumors erhalten, präsentiert (Abstract LBA8).
Heute beginnt das große europäische Onkologentreffen. Auf dem virtuellen Kongress der European Society of Medical Oncology (ESMO) werden eine Vielzahl neuer Studienergebnisse vorgestellt, die deutlich machen: Bei Krebserkrankungen kommt immer mehr die Immuntherapie zum Einsatz, wie etwa bei gynäkologischen oder gastrointestinalen Tumoren [1].
Außerdem werden wichtige Studien mit Immuntherapeutika beim Melanom sowie bei Lungen- und Prostatakrebs und Studien zu den Auswirkungen der COVID-19-Impfung bei Krebspatienten vorgestellt.
Eine Vielzahl ?hochwertiger? Daten werde präsentiert, betonte Dr. Antonio Passaro, Pressesprecher des Kongresses, in Mailand bei einer Vorabpressekonferenz.
Dies sei bedeutend, weil man sich bereits das 2. Jahr in einer Pandemiesituation befinde. Passaro erklärte, dass ?die Pandemie nicht nur das Leben und die Lebensqualität unserer Patienten beeinträchtigt, sondern auch die Gesundheitssysteme und die Arbeit und Lebensqualität der Angehörigen der Gesundheitsberufe?.
Die Mehrzahl der neuen klinischen Studien untersuchte die Rolle von Immun-Checkpoint-Inhibitoren bei verschiedenen Krebsarten. Ein großer Teil wird in den 3 Präsidenten-Symposien vorgestellt, die am Samstag (18.9.), Sonntag (19.9.) und Montag (20.9.) stattfinden.
Dazu gehört z.B. die KEYNOTE-716-Studie, in der die adjuvante Therapie mit Pembrolizumab und Placebo nach vollständiger Resektion eines Hochrisiko-Melanoms im Stadium II verglichen wird (Abstract LBA3).
In der IMpower010-Studie erhielten Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) im Stadium IB-IIIA nach adjuvanter platinhaltiger Chemotherapie Atezolizumab oder Best Supportive Care. Primärer Endpunkt der Studie ist das krankheitsfreie Überleben (Abstract LBA9).
Weitere Highlights der Präsidenten-Symposien sind:
Ergebnisse der Phase-3-Studie KEYNOTE-826 zu Pembrolizumab plus Chemotherapie vs. Placebo plus Chemotherapie bei persistierendem, rezidivierendem oder metastasiertem Zervixkarzinom (Abstract LBA2_PR).
Ergebnisse der CheckMate-649- Studie, in der Nivolumab plus Chemotherapie oder Ipilimumab im Vergleich zu Chemotherapie als Erstlinienbehandlung bei fortgeschrittenem Magenkarzinom, Karzinom des gastroösophagealen Übergangs und Adenokarzinom des Ösophagus untersucht worden sind (Abstract LBA7).
Die Ergebnisse aus KRYSTAL-1, einer Phase 1/2 Studie mit Adagrasib als Monotherapie oder in Kombination mit Cetuximab für Patienten mit Kolorektalkarzinom und KRASG12C-Mutation (Abstract LBA6)
Daten aus FIRSTMAPPP, der ersten internationalen randomisierten Studie, in der Sunitinib und Placebo bei malignen progressiven Phäochromozytomen und Paragangliomen verglichen wurden (Abstract 567O_PR)
Eine kombinierte Analyse aus dem STAMPEDE-Protokoll zum Vergleich von Abirateronacetat plus Prednisolon mit oder ohne Enzalutamid zusätzlich zur Antiandrogentherapie gegeben im Vergleich zu einer alleinigen Antiandrogentherapie bei Männern mit nicht metastasiertem Hochrisiko-Prostatakarzinom (Abstract LBA4_PR)
Ergebnisse der Phase-3-Studie PEACE-1-Studie an Männern im Spätstadium eines metastasierten kastrationssensitiven Prostatakarzinoms zur Wirkung von Abirateronacetat plus Prednison auf das Gesamtüberleben.
Außerdem werden beim ESMO-Kongress 2021 Daten zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Krebspatienten sowie Ergebnisse zu den Auswirkungen der COVID-19-Impfung mitgeteilt.
So wurde in der CAPTURE-Studie, einer Substudie der TRACERx Renal-Studie, die adaptive Immunität gegen eine SARS-CoV-2-Infektion und -Impfung bei Krebspatienten untersucht (Abstract 1557O).
Außerdem werden Daten aus der VOICE-Studie zur Impfung gegen SARS-CoV-2 bei Patienten, die eine Chemotherapie, Immuntherapie oder Chemoimmuntherapie wegen eines soliden Tumors erhalten, präsentiert (Abstract LBA8).
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Wirkung von Vakzinen bei Kindern, Schwangeren und Rheumakranken; AK-Titer sinkt rasch; Influenza- und Corona-Shot an einem Tag?
che2001, 19:56h
Michael van den Heuvel, Medscape
Die 7-Tage-Inzidenz ist heute laut RKI auf 76,3 Fällen pro 100.000 Einwohner gesunken. Am Vortag waren es 77,9 und vor 1 Woche 83,5 Fälle pro 100.000 Einwohner. Gesundheitsämter meldeten in den letzten 24 Stunden 12.925 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 (Vorwoche: 15.431 Ansteckungen). Weitere 68 Patienten sind an COVID-19 gestorben (Vorwoche: 50 Todesfälle). 62,3 % Gesamtbevölkerung ist vollständig geimpft, und 66,6 % haben mindestens eine Impfdosis erhalten.
BioNTechs Konkurrent Moderna wird Medienangaben zufolge mit seinen Studien einige Wochen später diesen Meilenstein erreichen. Kinder würden im späten Herbst oder frühen Winter damit geimpft werden könnten, hatte der US-Immunologe Dr. Anthony Fauci erklärt. Johnson & Johnson verfolgt ähnliche Ziele, braucht aber ebenfalls noch Zeit.
Influenza- und COVID-19-Impfung am gleichen Tag
In Deutschland raten Hausärzte wie jeden Herbst zum Schutz vor Influenza. Eine Grippeschutzimpfung zusammen mit einer Impfung gegen COVID-19 hält der STIKO-Vorsitzende Prof. Dr. Thomas Mertens für unbedenklich. Nach allen vorliegenden Daten ?scheint das kein großes Problem zu sein?, sagte er zu Medienvertretern. Es gebe keine Hinweise darauf, dass bei einer gleichzeitigen Impfung einer der beiden Impfstoffe nicht mehr wirke. Auch Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, erklärte, sei wünschenswert, dass die Corona- wie die Influenza-Impfung möglichst zeitgleich verabreicht werden könnten. Offizielle Empfehlungen der RKI gibt es noch nicht.
Die USA gehen mit ihren Empfehlungen schon einen Schritt weiter; hier sprechen sich Behörden für die Kombination aus. Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) können sich Patienten bei ein und demselben Termin gegen COVID-19 und Grippe impfen lassen. Zuvor lautete der Rat, die COVID-19-Impfung allein zu verabreichen und alle anderen Impfungen mindestens 2 Wochen davor oder danach zu applizieren.
?Dies geschah aus einem Übermaß an Vorsicht in einer Zeit, als diese Impfstoffe noch neu waren, und nicht aufgrund bekannter Sicherheits- oder Immunogenitätsbedenken?, heißt es von den CDC. ?Inzwischen liegen jedoch umfangreiche Daten über die Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe vor, die derzeit von der FDA zugelassen oder genehmigt sind.?
Die American Academy of Pediatrics gab jetzt auch bekannt, dass bei Kindern, für die der COVID-19-Impfstoff in Frage kommt (ab 12 Jahren), sowohl der Grippeimpfstoff als auch der COVID-19-Impfstoff während desselben Besuchs verabreicht werden können.
Injektionsstellen sollten mindestens 1 Zentimeter voneinander entfernt liegen, empfehlen die CDC, und Grippeimpfstoffe, die mit größerer Wahrscheinlichkeit eine lokale Reaktion hervorrufen, wie z.B. hochdosierte oder adjuvierte inaktivierte Vakzine, sollten wenn möglich an verschiedenen Gliedmaßen verabreicht werden.
Keine Hinweise auf mehr Spontanaborte nach COVID-19-Impfungen
Neue Daten gibt es zur Frage, ob sich Vakzine für werdende Mütter eignen. Die STIKO spricht sich nur dafür aus, Schwangere ab dem 2. Trimenon zu impfen ? und zwar mit mRNA-Vakzinen.
Forscher haben jetzt Einträge verschiedener Datenbanken von US-Versicherungen und diverser Register ausgewertet. Bei 105.446 Schwangerschaften kam es zu 13.160 Spontanaborten.
Insgesamt erhielten 7,8% der Frauen 1 oder mehrere Dosen BNT162b2 (BioNTech/Pfizer); 6,0 % bekamen 1 oder mehrere Dosen mRNA-1273 (Moderna), und 0,5% wurden mit Ad26.COV.2.S-Impfstoff (Janssen) versorgt.
Bei Spontanaborten fanden die Wissenschaftler keine Assoziation mit COVID-19-Impfungen in den vorangegangenen 28 Tagen im Vergleich laufenden Schwangerschaften ohne Impfung (bereinigte Odds Ratio 1,02; 95%-KI 0,96-1,08). Die Ergebnisse waren für mRNA-1273 und BNT162b2 und nach Schwangerschaftsalter stratifiziert konsistent.
BioNTech/Pfizer-Vakzin wirkt auch gegen Varianten ? aber Antikörper-Titer sinkt rasch
In der aktuellen Diskussion geht es aber nicht nur um Grundimmunisierungen. Forscher und Politiker diskutieren die Frage, wer Auffrischungsimpfungen benötigt. Neue Daten gibt es zum SARS-CoV-2-Impfstoff von BioNTech/Pfizer aus einer prospektiven Längsschnittstudie.
Das Vakzin induziert initial eine starke Immunantwort, auch gegen die 5 derzeit klinisch bedeutenden Virusvarianten. Die virusspezifischen Antikörpertiter nehmen jedoch innerhalb weniger Monate deutlich ab; auch das antigenspezifische T-Zell-Gedächtnis schwächt sich ab. 6 Monate nach der 2. Impfung liegt das Niveau der humoralen Immunantwort auf einem Level wie kurz nach der 1. Impfung oder nach einer spontanen Infektion.
Eingeschlossen wurden 122 Personen, die 2 Impfungen mit BNT162b2 von BioNTech/Pfizer erhalten hatten. Sie waren im Median 34 Jahre (21-69 Jahre) alt. Forscher charakterisierten die Immunantwort auf BNT162b2 (Antikörpertiter, Memory-T-Zellen) nach der 1. Impfung und bis zu 6 Monate nach der 2., differenziert für die 5 derzeit klinisch relevanten Virusvarianten (α, β, γ, δ, κ). Die Ergebnisse im Überblick:
3 Wochen nach der 1. Impfdosis waren die IgG-Konzentrationen mit Spezifität für das S-Protein deutlich erhöht mit Titern von median 1.246 AU (Arbitrary Units)/ml. Sie stiegen auf 24.534 AU/ml und 12.752 AU/ml in Woche 1 und in Woche 6 nach der 2. Impfung an, beides hoch signifikant (p < 0,0001).
12 Wochen nach der 2. Impfung allerdings waren die medianen S-IgG-Titer bereits wieder auf 5.226 AU/ml abgefallen und 6. Monate nach der 2. Dosis auf 1.383 AU/ml.
Zwischen der Höhe der Antikörpertiter gab es bei Wildtyp-Virus und α-Variante fast keine Differenz, bei den 4 übrigen Varianten war die humorale Immunantwort etwas schwächer als gegen Wildtyp und α-Variante.
Die ermittelte Kinetik der Antikörper-Level nach der 2. Impfdosis wurde bei fast allen Studienteilnehmern beobachtet. Die Antikörperkonzentrationen sanken zwischen der 1. und 6. Woche nach der 2. Impfung bereits um durchschnittlich 45%.
6 Monate nach der 2. Impfdosis betrugen die IgG-Konzentrationen nur noch 2-25% des Höchstwertes (median 7 %). Höchstwerte waren 7 Tage nach der 2. Dosis gemessen worden.
Die Antikörperantwort war schwächer bei älteren Personen und bei solchen mit wenigen Impfreaktionen.
87% der Teilnehmer entwickelten Spike-Protein-spezifische T-Gedächtniszellen (CD4+ und/oder CD8+). Die Zahl der CD4+ antigenspezifischen T-Zellen/ml war höher als die der CD8+ T-Lymphozyten.Für die Frage nach der Dauer eines länger anhaltenden effektiven Immunschutzes durch mRNA-Vakzine sollte ein Monitoring erfolgen, so die Autoren. So lasse sich abschätzen, ob noch einmal geboostert werden sollte.
So kommen Rheuma-Patienten gut durch COVID-19-Zeiten
Noch ein Blick auf spezielle Risikogruppen. Obwohl Durchbruchsinfektionen bei Menschen mit rheumatisch-entzündlichen oder muskuloskelettalen Erkrankungen nach aktueller Datenlage selten auftreten, sind vergleichsweise niedrige Antikörperwerte dieser Patienten nach ihrer 1. Impfserie ein Hinweis auf notwenige Auffrischungsimpfungen. Dazu haben Forscher in den Annals of the Rheumatic Diseases 3 Artikel veröffentlicht.
In der 1. Studie untersuchten sie Impfdurchbrüche bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Von 340 COVID-19-Infektionen waren 16 (4,7%) Durchbruchsinfektionen. Mit 1 Ausnahme waren alle Durchbruchsinfektionen symptomatisch und 6 der Patienten wurden ins Krankenhaus eingewiesen.
Sie nahmen krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) ein, darunter Rituximab und Glukokortikoide (jeweils 5 Patienten), Mycophenolatmofetil oder Mycophenolsäure (4 Patienten) bzw. Methotrexat (3 Patienten). 2 der Patienten starben, die beide mit Rituximab behandelt wurden und eine interstitielle Lungenerkrankung hatten.
?Einige DMARD-Anwender benötigen möglicherweise alternative Strategien zur Risikominderung, einschließlich passiver Immunität oder Auffrischungsimpfungen, und müssen möglicherweise ihre Schutzmaßnahmen fortsetzen?, schreiben die Autoren.
Im Rahmen einer weiteren Studie untersuchten Forscher COVID-19-Infektionen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nach der Impfung. 2 COVID-19-Register wurden ausgewertet, wobei weniger als 1% aller Patienten für diese Studie in Frage kamen. Von 34 Patienten, deren Daten schließlich analysiert wurden ? 10 waren vollständig und 24 teilweise geimpft ? erholten sich 28 vollständig, 3 erholten sich mit anhaltenden Folgen und 3 Patienten starben. Letztere waren über 70 Jahre alt und wurden mit Glukokortikoiden, Mycophenolatmofetil bzw. Rituximab behandelt.
Im 3. Artikel befassen sich Wissenschaftler mit Auffrischungsimpfungen bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen. Von 18 Teilnehmern, die eine Auffrischungsdosis erhielten, standen 14 unter einer Antimetabolit-Therapie, meist wurde Mycophenolatmofetil verordnet. Im Median waren 29 Tage nach Abschluss der 1. Impfserie die Antispike-Antikörper bei 10 der Teilnehmer negativ und bei 6 weiteren schwach positiv, wobei der Medianwert der Antispike-Antikörper weniger als 0,4 U/ml betrug.
Auffrischungsdosen wurden im Median 77 Tage nach Abschluss der 1. Serie verabreicht. 30 Tage später zeigten 89% der Teilnehmer eine verstärkte humorale Reaktion mit einem medianen Antispike-Antikörperspiegel von 2.500 U/ml. Von 10 Teilnehmern, die nach der 1. Serie keine Antispike-Antikörper im Serum hatten, waren 80 % nach der Auffrischungsbehandlung positiv.
Corona und (k)ein Ende
Alles in allem bleibt die Hoffnung, dass SARS-CoV-2 durch steigende Impfquoten langsam verschwinden könnte. Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin Berlin vermutet, aus der Pandemie könne im Herbst eine Endemie werden ? aber nicht in allen Ländern. ?Großbritannien gehört wohl dazu, Deutschland Stand heute eher nicht?, so der Experte. Denn hierzulande hätten sich viel weniger Menschen mit dem Virus angesteckt als in Großbritannien. Außerdem seien die Impfquoten niedriger. Das alles führe zu einer ?Immunitätslücke?, die zu groß sei, um unbesorgt in den Winter zu gehen.
Dennoch gibt es positive Nachrichten. ?Ich gehe davon aus, dass SARS-CoV-2 sich auf Dauer so verhalten wird wie die anderen endemischen Coronaviren?, sagt Drosten. Diese hätten sich im Laufe der Zeit abgeschwächt und verursachen nun in den allermeisten Fällen nur leichte Erkältungen.
Derzeit befinden sich 1.526 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung (-11 Personen), von denen 812 (53%, +28) invasiv beatmet werden. Belegt sind 13.334 Behandlungsplätz im Low-Care-, 6.246 im High-Care-Bereich und 283 mit extrakorporale Membranoxygenierung. Die freien Kapazitäten liegen bei 805, 2.257 und 406 Betten, wie aus dem DIVI-Intensivregister, Stand 15. September mittags, hervorgeht.
Neue Regeln: Arbeitgeber dürfen nach Impfung fragen und 7-Tage-Inzidenz verliert an Bedeutung
COVID-19-Impfstoff: Zulassung bald für 5- bis 11-Jährige?
Influenza- und COVID-19-Impfung am gleichen Tag
Keine Hinweise auf mehr Spontanaborte nach COVID-19-Impfungen
BioNTech-Vakzin wirkt gegen Varianten ? aber Antikörper-Titer sinkt rasch
So kommen Rheuma-Patienten gut durch COVID-19-Zeiten
Corona und (k)ein Ende
Neue Regeln: Arbeitgeber dürfen nach Impfung fragen und 7-Tage-Inzidenz verliert an Bedeutung
Gesundheitspolitiker bereiten sich auf den nächsten Pandemie-Herbst und -Winter vor. Künftig ziehen sie die Zahl an hospitalisierten Patienten mit COVID-19 respektive die Kapazität im stationären Bereich als wichtige Größe heran. 7-Tage-Inzidenzen werden weiter kommuniziert, verlieren strategisch jedoch an Bedeutung.
Beschäftigte in Kitas, Schulen und Pflegeheimen dürfen vom Arbeitgeber gefragt werden, ob sie geimpft sind. Hinzu kommt, dass immer mehr Bundesländer auf die ?2G-Regel? (geimpft oder genesen) setzen, etwa in der Gastronomie, beim Sport oder bei kulturellen Veranstaltungen.
COVID-19-Impfstoff: Zulassung bald für 5- bis 11-Jährige?
Impfungen bleiben auch ein Thema in der Pädiatrie. Das mRNA-Vakzin von BioNTech/Pfizer wird vielleicht bis Ende Oktober für Kinder jüngeren Alters zugelassen. ?Wir werden schon in den kommenden Wochen weltweit den Behörden die Ergebnisse aus unserer Studie zu den 5- bis 11-Jährigen vorlegen und eine Zulassung des Impfstoffes für diese Altersgruppe beantragen, auch hier in Europa?, sagt BioNTech-Mitgründerin Dr. Özlem Türeci. Der Impfstoff sei derselbe, aber niedriger dosiert. ?Wir bereiten bereits die Produktion vor?, so Türeci weiter. Bis Ende des Jahres würden auch die Studiendaten zu Kleinkindern ab 6 Monaten erwartet.
Die 7-Tage-Inzidenz ist heute laut RKI auf 76,3 Fällen pro 100.000 Einwohner gesunken. Am Vortag waren es 77,9 und vor 1 Woche 83,5 Fälle pro 100.000 Einwohner. Gesundheitsämter meldeten in den letzten 24 Stunden 12.925 Neuinfektionen mit SARS-CoV-2 (Vorwoche: 15.431 Ansteckungen). Weitere 68 Patienten sind an COVID-19 gestorben (Vorwoche: 50 Todesfälle). 62,3 % Gesamtbevölkerung ist vollständig geimpft, und 66,6 % haben mindestens eine Impfdosis erhalten.
BioNTechs Konkurrent Moderna wird Medienangaben zufolge mit seinen Studien einige Wochen später diesen Meilenstein erreichen. Kinder würden im späten Herbst oder frühen Winter damit geimpft werden könnten, hatte der US-Immunologe Dr. Anthony Fauci erklärt. Johnson & Johnson verfolgt ähnliche Ziele, braucht aber ebenfalls noch Zeit.
Influenza- und COVID-19-Impfung am gleichen Tag
In Deutschland raten Hausärzte wie jeden Herbst zum Schutz vor Influenza. Eine Grippeschutzimpfung zusammen mit einer Impfung gegen COVID-19 hält der STIKO-Vorsitzende Prof. Dr. Thomas Mertens für unbedenklich. Nach allen vorliegenden Daten ?scheint das kein großes Problem zu sein?, sagte er zu Medienvertretern. Es gebe keine Hinweise darauf, dass bei einer gleichzeitigen Impfung einer der beiden Impfstoffe nicht mehr wirke. Auch Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, erklärte, sei wünschenswert, dass die Corona- wie die Influenza-Impfung möglichst zeitgleich verabreicht werden könnten. Offizielle Empfehlungen der RKI gibt es noch nicht.
Die USA gehen mit ihren Empfehlungen schon einen Schritt weiter; hier sprechen sich Behörden für die Kombination aus. Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) können sich Patienten bei ein und demselben Termin gegen COVID-19 und Grippe impfen lassen. Zuvor lautete der Rat, die COVID-19-Impfung allein zu verabreichen und alle anderen Impfungen mindestens 2 Wochen davor oder danach zu applizieren.
?Dies geschah aus einem Übermaß an Vorsicht in einer Zeit, als diese Impfstoffe noch neu waren, und nicht aufgrund bekannter Sicherheits- oder Immunogenitätsbedenken?, heißt es von den CDC. ?Inzwischen liegen jedoch umfangreiche Daten über die Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe vor, die derzeit von der FDA zugelassen oder genehmigt sind.?
Die American Academy of Pediatrics gab jetzt auch bekannt, dass bei Kindern, für die der COVID-19-Impfstoff in Frage kommt (ab 12 Jahren), sowohl der Grippeimpfstoff als auch der COVID-19-Impfstoff während desselben Besuchs verabreicht werden können.
Injektionsstellen sollten mindestens 1 Zentimeter voneinander entfernt liegen, empfehlen die CDC, und Grippeimpfstoffe, die mit größerer Wahrscheinlichkeit eine lokale Reaktion hervorrufen, wie z.B. hochdosierte oder adjuvierte inaktivierte Vakzine, sollten wenn möglich an verschiedenen Gliedmaßen verabreicht werden.
Keine Hinweise auf mehr Spontanaborte nach COVID-19-Impfungen
Neue Daten gibt es zur Frage, ob sich Vakzine für werdende Mütter eignen. Die STIKO spricht sich nur dafür aus, Schwangere ab dem 2. Trimenon zu impfen ? und zwar mit mRNA-Vakzinen.
Forscher haben jetzt Einträge verschiedener Datenbanken von US-Versicherungen und diverser Register ausgewertet. Bei 105.446 Schwangerschaften kam es zu 13.160 Spontanaborten.
Insgesamt erhielten 7,8% der Frauen 1 oder mehrere Dosen BNT162b2 (BioNTech/Pfizer); 6,0 % bekamen 1 oder mehrere Dosen mRNA-1273 (Moderna), und 0,5% wurden mit Ad26.COV.2.S-Impfstoff (Janssen) versorgt.
Bei Spontanaborten fanden die Wissenschaftler keine Assoziation mit COVID-19-Impfungen in den vorangegangenen 28 Tagen im Vergleich laufenden Schwangerschaften ohne Impfung (bereinigte Odds Ratio 1,02; 95%-KI 0,96-1,08). Die Ergebnisse waren für mRNA-1273 und BNT162b2 und nach Schwangerschaftsalter stratifiziert konsistent.
BioNTech/Pfizer-Vakzin wirkt auch gegen Varianten ? aber Antikörper-Titer sinkt rasch
In der aktuellen Diskussion geht es aber nicht nur um Grundimmunisierungen. Forscher und Politiker diskutieren die Frage, wer Auffrischungsimpfungen benötigt. Neue Daten gibt es zum SARS-CoV-2-Impfstoff von BioNTech/Pfizer aus einer prospektiven Längsschnittstudie.
Das Vakzin induziert initial eine starke Immunantwort, auch gegen die 5 derzeit klinisch bedeutenden Virusvarianten. Die virusspezifischen Antikörpertiter nehmen jedoch innerhalb weniger Monate deutlich ab; auch das antigenspezifische T-Zell-Gedächtnis schwächt sich ab. 6 Monate nach der 2. Impfung liegt das Niveau der humoralen Immunantwort auf einem Level wie kurz nach der 1. Impfung oder nach einer spontanen Infektion.
Eingeschlossen wurden 122 Personen, die 2 Impfungen mit BNT162b2 von BioNTech/Pfizer erhalten hatten. Sie waren im Median 34 Jahre (21-69 Jahre) alt. Forscher charakterisierten die Immunantwort auf BNT162b2 (Antikörpertiter, Memory-T-Zellen) nach der 1. Impfung und bis zu 6 Monate nach der 2., differenziert für die 5 derzeit klinisch relevanten Virusvarianten (α, β, γ, δ, κ). Die Ergebnisse im Überblick:
3 Wochen nach der 1. Impfdosis waren die IgG-Konzentrationen mit Spezifität für das S-Protein deutlich erhöht mit Titern von median 1.246 AU (Arbitrary Units)/ml. Sie stiegen auf 24.534 AU/ml und 12.752 AU/ml in Woche 1 und in Woche 6 nach der 2. Impfung an, beides hoch signifikant (p < 0,0001).
12 Wochen nach der 2. Impfung allerdings waren die medianen S-IgG-Titer bereits wieder auf 5.226 AU/ml abgefallen und 6. Monate nach der 2. Dosis auf 1.383 AU/ml.
Zwischen der Höhe der Antikörpertiter gab es bei Wildtyp-Virus und α-Variante fast keine Differenz, bei den 4 übrigen Varianten war die humorale Immunantwort etwas schwächer als gegen Wildtyp und α-Variante.
Die ermittelte Kinetik der Antikörper-Level nach der 2. Impfdosis wurde bei fast allen Studienteilnehmern beobachtet. Die Antikörperkonzentrationen sanken zwischen der 1. und 6. Woche nach der 2. Impfung bereits um durchschnittlich 45%.
6 Monate nach der 2. Impfdosis betrugen die IgG-Konzentrationen nur noch 2-25% des Höchstwertes (median 7 %). Höchstwerte waren 7 Tage nach der 2. Dosis gemessen worden.
Die Antikörperantwort war schwächer bei älteren Personen und bei solchen mit wenigen Impfreaktionen.
87% der Teilnehmer entwickelten Spike-Protein-spezifische T-Gedächtniszellen (CD4+ und/oder CD8+). Die Zahl der CD4+ antigenspezifischen T-Zellen/ml war höher als die der CD8+ T-Lymphozyten.Für die Frage nach der Dauer eines länger anhaltenden effektiven Immunschutzes durch mRNA-Vakzine sollte ein Monitoring erfolgen, so die Autoren. So lasse sich abschätzen, ob noch einmal geboostert werden sollte.
So kommen Rheuma-Patienten gut durch COVID-19-Zeiten
Noch ein Blick auf spezielle Risikogruppen. Obwohl Durchbruchsinfektionen bei Menschen mit rheumatisch-entzündlichen oder muskuloskelettalen Erkrankungen nach aktueller Datenlage selten auftreten, sind vergleichsweise niedrige Antikörperwerte dieser Patienten nach ihrer 1. Impfserie ein Hinweis auf notwenige Auffrischungsimpfungen. Dazu haben Forscher in den Annals of the Rheumatic Diseases 3 Artikel veröffentlicht.
In der 1. Studie untersuchten sie Impfdurchbrüche bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. Von 340 COVID-19-Infektionen waren 16 (4,7%) Durchbruchsinfektionen. Mit 1 Ausnahme waren alle Durchbruchsinfektionen symptomatisch und 6 der Patienten wurden ins Krankenhaus eingewiesen.
Sie nahmen krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) ein, darunter Rituximab und Glukokortikoide (jeweils 5 Patienten), Mycophenolatmofetil oder Mycophenolsäure (4 Patienten) bzw. Methotrexat (3 Patienten). 2 der Patienten starben, die beide mit Rituximab behandelt wurden und eine interstitielle Lungenerkrankung hatten.
?Einige DMARD-Anwender benötigen möglicherweise alternative Strategien zur Risikominderung, einschließlich passiver Immunität oder Auffrischungsimpfungen, und müssen möglicherweise ihre Schutzmaßnahmen fortsetzen?, schreiben die Autoren.
Im Rahmen einer weiteren Studie untersuchten Forscher COVID-19-Infektionen bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nach der Impfung. 2 COVID-19-Register wurden ausgewertet, wobei weniger als 1% aller Patienten für diese Studie in Frage kamen. Von 34 Patienten, deren Daten schließlich analysiert wurden ? 10 waren vollständig und 24 teilweise geimpft ? erholten sich 28 vollständig, 3 erholten sich mit anhaltenden Folgen und 3 Patienten starben. Letztere waren über 70 Jahre alt und wurden mit Glukokortikoiden, Mycophenolatmofetil bzw. Rituximab behandelt.
Im 3. Artikel befassen sich Wissenschaftler mit Auffrischungsimpfungen bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen. Von 18 Teilnehmern, die eine Auffrischungsdosis erhielten, standen 14 unter einer Antimetabolit-Therapie, meist wurde Mycophenolatmofetil verordnet. Im Median waren 29 Tage nach Abschluss der 1. Impfserie die Antispike-Antikörper bei 10 der Teilnehmer negativ und bei 6 weiteren schwach positiv, wobei der Medianwert der Antispike-Antikörper weniger als 0,4 U/ml betrug.
Auffrischungsdosen wurden im Median 77 Tage nach Abschluss der 1. Serie verabreicht. 30 Tage später zeigten 89% der Teilnehmer eine verstärkte humorale Reaktion mit einem medianen Antispike-Antikörperspiegel von 2.500 U/ml. Von 10 Teilnehmern, die nach der 1. Serie keine Antispike-Antikörper im Serum hatten, waren 80 % nach der Auffrischungsbehandlung positiv.
Corona und (k)ein Ende
Alles in allem bleibt die Hoffnung, dass SARS-CoV-2 durch steigende Impfquoten langsam verschwinden könnte. Prof. Dr. Christian Drosten von der Charité-Universitätsmedizin Berlin vermutet, aus der Pandemie könne im Herbst eine Endemie werden ? aber nicht in allen Ländern. ?Großbritannien gehört wohl dazu, Deutschland Stand heute eher nicht?, so der Experte. Denn hierzulande hätten sich viel weniger Menschen mit dem Virus angesteckt als in Großbritannien. Außerdem seien die Impfquoten niedriger. Das alles führe zu einer ?Immunitätslücke?, die zu groß sei, um unbesorgt in den Winter zu gehen.
Dennoch gibt es positive Nachrichten. ?Ich gehe davon aus, dass SARS-CoV-2 sich auf Dauer so verhalten wird wie die anderen endemischen Coronaviren?, sagt Drosten. Diese hätten sich im Laufe der Zeit abgeschwächt und verursachen nun in den allermeisten Fällen nur leichte Erkältungen.
Derzeit befinden sich 1.526 Patienten in intensivmedizinischer Behandlung (-11 Personen), von denen 812 (53%, +28) invasiv beatmet werden. Belegt sind 13.334 Behandlungsplätz im Low-Care-, 6.246 im High-Care-Bereich und 283 mit extrakorporale Membranoxygenierung. Die freien Kapazitäten liegen bei 805, 2.257 und 406 Betten, wie aus dem DIVI-Intensivregister, Stand 15. September mittags, hervorgeht.
Neue Regeln: Arbeitgeber dürfen nach Impfung fragen und 7-Tage-Inzidenz verliert an Bedeutung
COVID-19-Impfstoff: Zulassung bald für 5- bis 11-Jährige?
Influenza- und COVID-19-Impfung am gleichen Tag
Keine Hinweise auf mehr Spontanaborte nach COVID-19-Impfungen
BioNTech-Vakzin wirkt gegen Varianten ? aber Antikörper-Titer sinkt rasch
So kommen Rheuma-Patienten gut durch COVID-19-Zeiten
Corona und (k)ein Ende
Neue Regeln: Arbeitgeber dürfen nach Impfung fragen und 7-Tage-Inzidenz verliert an Bedeutung
Gesundheitspolitiker bereiten sich auf den nächsten Pandemie-Herbst und -Winter vor. Künftig ziehen sie die Zahl an hospitalisierten Patienten mit COVID-19 respektive die Kapazität im stationären Bereich als wichtige Größe heran. 7-Tage-Inzidenzen werden weiter kommuniziert, verlieren strategisch jedoch an Bedeutung.
Beschäftigte in Kitas, Schulen und Pflegeheimen dürfen vom Arbeitgeber gefragt werden, ob sie geimpft sind. Hinzu kommt, dass immer mehr Bundesländer auf die ?2G-Regel? (geimpft oder genesen) setzen, etwa in der Gastronomie, beim Sport oder bei kulturellen Veranstaltungen.
COVID-19-Impfstoff: Zulassung bald für 5- bis 11-Jährige?
Impfungen bleiben auch ein Thema in der Pädiatrie. Das mRNA-Vakzin von BioNTech/Pfizer wird vielleicht bis Ende Oktober für Kinder jüngeren Alters zugelassen. ?Wir werden schon in den kommenden Wochen weltweit den Behörden die Ergebnisse aus unserer Studie zu den 5- bis 11-Jährigen vorlegen und eine Zulassung des Impfstoffes für diese Altersgruppe beantragen, auch hier in Europa?, sagt BioNTech-Mitgründerin Dr. Özlem Türeci. Der Impfstoff sei derselbe, aber niedriger dosiert. ?Wir bereiten bereits die Produktion vor?, so Türeci weiter. Bis Ende des Jahres würden auch die Studiendaten zu Kleinkindern ab 6 Monaten erwartet.
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Montag, 13. September 2021
Typisch Impfverweigerer!
che2001, 20:25h
Forscher analysieren ihre Merkmale und wie man sie überzeugt; Lancet-Studie gegen Auffrischung für alle
Michael van den Heuvel, Medscape
Corona-Newsblog: Update vom 13. September 2021
Heute meldet das Robert Koch-Institut 5.511 neue Infektionen mit SARS-CoV-2 ? das sind 762 Fälle mehr als vor 1 Woche. Die 7-Tage-Inzidenz steigt von 80,2 am Vortag auf 81,9 Fälle pro 100.000 Einwohner. Weitere 12 Menschen starben an COVID-19 (Vorwoche: 8).
Als Hospitalisierungsrate nennt das RKI 1,79 Fälle pro 100.000 Einwohner (Vorwoche 1,64); 6,5% aller IST-Betten sind mit COVID-19-Patienten belegt (Vorwoche 5,7%).
Neue Zahlen gibt es auch von der Impfkampagne. Mittlerweile haben Ärzte 62,0 % der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft, und 66,4 % haben mindestens 1 Dosis erhalten. Die Werte stagnieren seit geraumer Zeit.
Was bringt die Impfwoche?
Impfungen fördern ? diese Maßnahmen schlagen Experten vor
Impfpflicht durch die Hintertür
Lancet: Wissenschaftliche Daten sprechen nicht für Auffrischungsimpfungen
Wissenschaftler finden möglichen Biomarker für schweres COVID-19
Was bringt die Impfwoche?
Deshalb hat die Bundesregierung vom 13. bis 19. September eine Impfwoche ins Leben gerufen ? mit niedrigschwelligen Angeboten, etwa Impfungen direkt im Einkaufszentrum, in der Straßenbahn, am Sportplatz oder bei Veranstaltungen, oft ohne Termin. Zahlreichen Informationen für Unentschlossene kommen mit hinzu. ?Nie war es einfacher, eine Impfung zu bekommen?, so Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zum Auftakt. ?Nie ging es schneller.?
Die Kampagne stößt bundesweit auf viel Zuspruch, vereinzelt werden jedoch Nachbesserungen gefordert. Es sei immer hilfreich, ?wenn Prominente aus Kunst, Kultur und Sport sich klar zur Impfung bekennen und dazu aufrufen?, sagt Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund. Er wünscht sich eigene ?Impfbotschafter? und ergänzt: ?Die nun anlaufende Kampagne muss nachhaltig ? also über die nächsten Monate hinweg ? betrieben werden, sonst verlieren wir den Kampf gegen die 4. Welle.?
Das bestätigt auch Prof. Dr. Karl Lauterbach. ?Der Herbst wird noch einmal schwierig werden. Wir werden noch einmal steigende Fallzahlen haben.? Seine Hoffnung: ?Im Winter könnte es dann aber besser werden, wenn die Zahl der Ungeimpften abgenommen hat.? Der SPD-Gesundheitsexperte vermutet aber auch, dass nach der Bundestagswahl zunehmend die 2G-Regel eingeführt werde. ?Das wird viele dazu bewegen, sich impfen zu lassen.?
Impfungen fördern ? diese Maßnahmen schlagen Experten vor
Dennoch halten Experten weitere Maßnahmen für erforderlich. Bei einem Press Briefing des Science Media Center Germany erläuterte Prof. Dr. Cornelia Betsch, worauf zu achten ist. Sie forscht an der Universität Erfurt und ist wissenschaftliche Leiterin des COSMO ? COVID-19-Snapshot-Monitoring. Bei COSMO untersuchen Wissenschaftler regelmäßig Wissen, Risikowahrnehmung, Schutzverhalten und Vertrauen während der Pandemie. Aktuelle Zahlen wurden am 7. September 2021 erhoben. Jede Befragung umfasst rund 1.000 Personen.
Aktuell geben 82,3% (n = 783) an, mindestens einmal geimpft worden zu sein. Weitere 3,6% (34) wären bereit, 1,7% (16) unsicher, 2,5% (24) zögerlich ? und 9,9% (94) lehnen Impfungen ab. ?Ungeimpfte sind jünger, eher weiblich, haben eher Kinder, haben einen niedrigeren Bildungsgrad, kenne niemanden mit COVID-19 und sind eher arbeitslos?, fasst Betsch zusammen.
Bei Impfkampagnen sei die Frage, was Zögerer von Impfbereiten unterscheide, wichtig, so die Expertin. Zwischen Juli und September 2021 fand sie für Unsichere folgende Charakteristika:
Sie verlassen sich eher auf andere Menschen.
Sie neigen dazu, viele Informationen für oder gegen Impfungen zu suchen und Risiken stark abzuwägen.
Sie bewerten Impfungen tendenziell als etwas unsicher, verglichen mit Impfbereiten.
Sie sehen weniger als Impfbereite die Vorteile, etwa eine Rückkehr zur Normalität oder Kontakte zu anderen Menschen.
Betsch leitet daraus ab, es sei entscheidend, den individuellen und sozialen Nutzen zu erklären, Sicherheitsbedenken zu adressieren und die zeitliche Dringlichkeit ? Stichwort nächste SARS-CoV-2-Welle ? zu verdeutlichen.
Das COSMO-Team hat auch Beweggründe von Verweigerern unter die Lupe genommen. Daten dazu wurden zwischen Juli und September 2021 erhoben ? jeweils im Vergleich zu anderen Ungeimpften. Die Ergebnisse:
Verweigerer haben stärkere Sicherheitsbedenken.
Sie halten Impfungen für überflüssig, weil COVID-19 keine Bedrohung darstelle.
Praktische Barrieren, etwa der fehlende Kontakt zu Ärzten oder Terminknappheit, spielen hingegen keine Rolle.
Die Tendenz, sich anderen Meinungen anzuschließen, ist höher.
Sie sehen in Impfungen weniger die Möglichkeit, zur Normalität zurückzukehren.
Was kann hier unternommen werden? ?Ärzte sollten dabei unterstützt werden, Falschinformationen zu korrigieren und Sicherheitsbedenken mit guten Informationen begegnen?, so die Expertin.
Impfpflicht durch die Hintertür?
Auch der gesetzliche Druck steigt rapide an. Wer sich nicht impfen lässt, könnte bald den Anspruch auf Lohnfortzahlung verlieren, falls er aufgrund behördlicher Anweisungen in häusliche Isolation muss.
Nordrhein-Westfalen lässt Verdienstausfallentschädigungen für Menschen ohne COVID-19-Impfschutz zum 11. Oktober auslaufen. Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, behält jedoch den Anspruch. Ähnliche Pläne verfolgen Bremen und Niedersachsen. Ungeimpfte sollen auch laut Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) keinen Anspruch mehr auf eine Entschädigung haben, wenn sie in Corona-Quarantäne müssen.
In Baden-Württemberg ist das Ende der Ersatzleistung zum 15. September schon beschlossen, und Rheinland-Pfalz zieht zum 1. Oktober nach. Auch in Hessen und Mecklenburg-Vorpommern gibt es solche Pläne.
Lancet: Wissenschaftliche Daten sprechen nicht für Auffrischungsimpfungen
In der aktuellen Debatte geht es zwar um die Grundimmunisierung. Dennoch bleibt als Frage, wer von Auffrischungsimpfungen profitiert.
Ein Expertenbericht einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern, darunter einige von der WHO und der FDA, kommt zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen schweres COVID-19 so hoch ist, dass Auffrischungsimpfungen für die Allgemeinbevölkerung momentan nicht erforderlich sind.
Die in The Lancet veröffentlichte Studie fasst alle verfügbaren Erkenntnisse aus randomisierten, kontrollierten Studien und Beobachtungsstudien zusammen, die in Fachzeitschriften und auf Preprint-Servern veröffentlicht wurden.
Ein übereinstimmendes Ergebnis der Beobachtungsstudien ist, dass die Impfstoffe nach wie vor hochwirksam gegen schwere Erkrankungen sind, einschließlich COVID-19 durch Virusvarianten. Im Durchschnitt ergab sich eine 95-prozentige Wirksamkeit der Impfung gegen schwere Erkrankungen sowohl bei der Delta- als auch bei der Alpha-Variante und eine über 80-prozentige Wirksamkeit beim Schutz gegen jegliche Infektion mit diesen Varianten. Bei allen Impfstofftypen ist die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen größer als gegen leichte Erkrankungen.
Obwohl Impfstoffe gegen asymptomatische Erkrankungen oder gegen die Übertragung weniger wirksam sind als gegen schwere Erkrankungen, sind ungeimpfte Menschen selbst in Populationen mit hoher Durchimpfungsrate immer noch der wichtigste Faktor, um SARS-CoV-2 zu verbreiten.
Sollten Antikörperspiegel bei geimpften Personen im Laufe der Zeit abnehmen, bedeute dies nicht zwangsläufig eine Verringerung der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen schwere Erkrankungen, schreiben die Autoren. Der Schutz werde nicht nur durch Antikörper, sondern auch durch Gedächtniszellen vermittelt.
Wissenschaftler finden möglichen Biomarker für schweres COVID-19
Doch wer erkrankt an schwerem COVID-19? Bislang galten das Alter und diverse Vorerkrankungen als entscheidende Faktoren. US-amerikanische Forscher berichten jetzt, dass sich Autoimmunantikörper, die sich gegen DNA oder Phosphatidylserin richten, dafür eignen. Das geht aus der retrospektiven Untersuchung von 115 Blutproben aus New York hervor.
Hohe Titer dieser Autoantikörper vergrößern die Wahrscheinlichkeit für schweres COVID-19 um das 5- bis 7-Fache. Die retrospektive Auswertung hat ergeben, dass 36% der Studienteilnehmer bei ihrer Hospitalisierung diese Autoimmunantikörper im Blut hatten. Und Patienten mit schwerem Verlauf hatten oft hohe Anti-DNA- (86%) bzw. Anti-Phosphatidylserin-Antikörper-Titer (93%). Gleichzeitig fanden die Autoren Assoziationen der Antikörperspiegel mit Thrombosen und mit der Zerstörung von Zellen, vor allem im Muskelgewebe.
Ob die Antikörper lediglich Marker sind oder pathophysiologisch Bedeutung haben, bleibt unklar. Dennoch, so konstatieren die Autoren, seien Autoantikörper eine Möglichkeit, die Progression zu beurteilen.
Michael van den Heuvel, Medscape
Corona-Newsblog: Update vom 13. September 2021
Heute meldet das Robert Koch-Institut 5.511 neue Infektionen mit SARS-CoV-2 ? das sind 762 Fälle mehr als vor 1 Woche. Die 7-Tage-Inzidenz steigt von 80,2 am Vortag auf 81,9 Fälle pro 100.000 Einwohner. Weitere 12 Menschen starben an COVID-19 (Vorwoche: 8).
Als Hospitalisierungsrate nennt das RKI 1,79 Fälle pro 100.000 Einwohner (Vorwoche 1,64); 6,5% aller IST-Betten sind mit COVID-19-Patienten belegt (Vorwoche 5,7%).
Neue Zahlen gibt es auch von der Impfkampagne. Mittlerweile haben Ärzte 62,0 % der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft, und 66,4 % haben mindestens 1 Dosis erhalten. Die Werte stagnieren seit geraumer Zeit.
Was bringt die Impfwoche?
Impfungen fördern ? diese Maßnahmen schlagen Experten vor
Impfpflicht durch die Hintertür
Lancet: Wissenschaftliche Daten sprechen nicht für Auffrischungsimpfungen
Wissenschaftler finden möglichen Biomarker für schweres COVID-19
Was bringt die Impfwoche?
Deshalb hat die Bundesregierung vom 13. bis 19. September eine Impfwoche ins Leben gerufen ? mit niedrigschwelligen Angeboten, etwa Impfungen direkt im Einkaufszentrum, in der Straßenbahn, am Sportplatz oder bei Veranstaltungen, oft ohne Termin. Zahlreichen Informationen für Unentschlossene kommen mit hinzu. ?Nie war es einfacher, eine Impfung zu bekommen?, so Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zum Auftakt. ?Nie ging es schneller.?
Die Kampagne stößt bundesweit auf viel Zuspruch, vereinzelt werden jedoch Nachbesserungen gefordert. Es sei immer hilfreich, ?wenn Prominente aus Kunst, Kultur und Sport sich klar zur Impfung bekennen und dazu aufrufen?, sagt Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund. Er wünscht sich eigene ?Impfbotschafter? und ergänzt: ?Die nun anlaufende Kampagne muss nachhaltig ? also über die nächsten Monate hinweg ? betrieben werden, sonst verlieren wir den Kampf gegen die 4. Welle.?
Das bestätigt auch Prof. Dr. Karl Lauterbach. ?Der Herbst wird noch einmal schwierig werden. Wir werden noch einmal steigende Fallzahlen haben.? Seine Hoffnung: ?Im Winter könnte es dann aber besser werden, wenn die Zahl der Ungeimpften abgenommen hat.? Der SPD-Gesundheitsexperte vermutet aber auch, dass nach der Bundestagswahl zunehmend die 2G-Regel eingeführt werde. ?Das wird viele dazu bewegen, sich impfen zu lassen.?
Impfungen fördern ? diese Maßnahmen schlagen Experten vor
Dennoch halten Experten weitere Maßnahmen für erforderlich. Bei einem Press Briefing des Science Media Center Germany erläuterte Prof. Dr. Cornelia Betsch, worauf zu achten ist. Sie forscht an der Universität Erfurt und ist wissenschaftliche Leiterin des COSMO ? COVID-19-Snapshot-Monitoring. Bei COSMO untersuchen Wissenschaftler regelmäßig Wissen, Risikowahrnehmung, Schutzverhalten und Vertrauen während der Pandemie. Aktuelle Zahlen wurden am 7. September 2021 erhoben. Jede Befragung umfasst rund 1.000 Personen.
Aktuell geben 82,3% (n = 783) an, mindestens einmal geimpft worden zu sein. Weitere 3,6% (34) wären bereit, 1,7% (16) unsicher, 2,5% (24) zögerlich ? und 9,9% (94) lehnen Impfungen ab. ?Ungeimpfte sind jünger, eher weiblich, haben eher Kinder, haben einen niedrigeren Bildungsgrad, kenne niemanden mit COVID-19 und sind eher arbeitslos?, fasst Betsch zusammen.
Bei Impfkampagnen sei die Frage, was Zögerer von Impfbereiten unterscheide, wichtig, so die Expertin. Zwischen Juli und September 2021 fand sie für Unsichere folgende Charakteristika:
Sie verlassen sich eher auf andere Menschen.
Sie neigen dazu, viele Informationen für oder gegen Impfungen zu suchen und Risiken stark abzuwägen.
Sie bewerten Impfungen tendenziell als etwas unsicher, verglichen mit Impfbereiten.
Sie sehen weniger als Impfbereite die Vorteile, etwa eine Rückkehr zur Normalität oder Kontakte zu anderen Menschen.
Betsch leitet daraus ab, es sei entscheidend, den individuellen und sozialen Nutzen zu erklären, Sicherheitsbedenken zu adressieren und die zeitliche Dringlichkeit ? Stichwort nächste SARS-CoV-2-Welle ? zu verdeutlichen.
Das COSMO-Team hat auch Beweggründe von Verweigerern unter die Lupe genommen. Daten dazu wurden zwischen Juli und September 2021 erhoben ? jeweils im Vergleich zu anderen Ungeimpften. Die Ergebnisse:
Verweigerer haben stärkere Sicherheitsbedenken.
Sie halten Impfungen für überflüssig, weil COVID-19 keine Bedrohung darstelle.
Praktische Barrieren, etwa der fehlende Kontakt zu Ärzten oder Terminknappheit, spielen hingegen keine Rolle.
Die Tendenz, sich anderen Meinungen anzuschließen, ist höher.
Sie sehen in Impfungen weniger die Möglichkeit, zur Normalität zurückzukehren.
Was kann hier unternommen werden? ?Ärzte sollten dabei unterstützt werden, Falschinformationen zu korrigieren und Sicherheitsbedenken mit guten Informationen begegnen?, so die Expertin.
Impfpflicht durch die Hintertür?
Auch der gesetzliche Druck steigt rapide an. Wer sich nicht impfen lässt, könnte bald den Anspruch auf Lohnfortzahlung verlieren, falls er aufgrund behördlicher Anweisungen in häusliche Isolation muss.
Nordrhein-Westfalen lässt Verdienstausfallentschädigungen für Menschen ohne COVID-19-Impfschutz zum 11. Oktober auslaufen. Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, behält jedoch den Anspruch. Ähnliche Pläne verfolgen Bremen und Niedersachsen. Ungeimpfte sollen auch laut Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) keinen Anspruch mehr auf eine Entschädigung haben, wenn sie in Corona-Quarantäne müssen.
In Baden-Württemberg ist das Ende der Ersatzleistung zum 15. September schon beschlossen, und Rheinland-Pfalz zieht zum 1. Oktober nach. Auch in Hessen und Mecklenburg-Vorpommern gibt es solche Pläne.
Lancet: Wissenschaftliche Daten sprechen nicht für Auffrischungsimpfungen
In der aktuellen Debatte geht es zwar um die Grundimmunisierung. Dennoch bleibt als Frage, wer von Auffrischungsimpfungen profitiert.
Ein Expertenbericht einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern, darunter einige von der WHO und der FDA, kommt zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen schweres COVID-19 so hoch ist, dass Auffrischungsimpfungen für die Allgemeinbevölkerung momentan nicht erforderlich sind.
Die in The Lancet veröffentlichte Studie fasst alle verfügbaren Erkenntnisse aus randomisierten, kontrollierten Studien und Beobachtungsstudien zusammen, die in Fachzeitschriften und auf Preprint-Servern veröffentlicht wurden.
Ein übereinstimmendes Ergebnis der Beobachtungsstudien ist, dass die Impfstoffe nach wie vor hochwirksam gegen schwere Erkrankungen sind, einschließlich COVID-19 durch Virusvarianten. Im Durchschnitt ergab sich eine 95-prozentige Wirksamkeit der Impfung gegen schwere Erkrankungen sowohl bei der Delta- als auch bei der Alpha-Variante und eine über 80-prozentige Wirksamkeit beim Schutz gegen jegliche Infektion mit diesen Varianten. Bei allen Impfstofftypen ist die Wirksamkeit gegen schwere Erkrankungen größer als gegen leichte Erkrankungen.
Obwohl Impfstoffe gegen asymptomatische Erkrankungen oder gegen die Übertragung weniger wirksam sind als gegen schwere Erkrankungen, sind ungeimpfte Menschen selbst in Populationen mit hoher Durchimpfungsrate immer noch der wichtigste Faktor, um SARS-CoV-2 zu verbreiten.
Sollten Antikörperspiegel bei geimpften Personen im Laufe der Zeit abnehmen, bedeute dies nicht zwangsläufig eine Verringerung der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen schwere Erkrankungen, schreiben die Autoren. Der Schutz werde nicht nur durch Antikörper, sondern auch durch Gedächtniszellen vermittelt.
Wissenschaftler finden möglichen Biomarker für schweres COVID-19
Doch wer erkrankt an schwerem COVID-19? Bislang galten das Alter und diverse Vorerkrankungen als entscheidende Faktoren. US-amerikanische Forscher berichten jetzt, dass sich Autoimmunantikörper, die sich gegen DNA oder Phosphatidylserin richten, dafür eignen. Das geht aus der retrospektiven Untersuchung von 115 Blutproben aus New York hervor.
Hohe Titer dieser Autoantikörper vergrößern die Wahrscheinlichkeit für schweres COVID-19 um das 5- bis 7-Fache. Die retrospektive Auswertung hat ergeben, dass 36% der Studienteilnehmer bei ihrer Hospitalisierung diese Autoimmunantikörper im Blut hatten. Und Patienten mit schwerem Verlauf hatten oft hohe Anti-DNA- (86%) bzw. Anti-Phosphatidylserin-Antikörper-Titer (93%). Gleichzeitig fanden die Autoren Assoziationen der Antikörperspiegel mit Thrombosen und mit der Zerstörung von Zellen, vor allem im Muskelgewebe.
Ob die Antikörper lediglich Marker sind oder pathophysiologisch Bedeutung haben, bleibt unklar. Dennoch, so konstatieren die Autoren, seien Autoantikörper eine Möglichkeit, die Progression zu beurteilen.
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Dienstag, 7. September 2021
Durchbruchsinfektionen mit SARS-CoV-2: Wann ordnungsgemäß Geimpfte vorsorglich in Quarantäne sollten
che2001, 20:36h
Dr. Nicola Siegmund-Schultze
Wenn komplett geimpfte Menschen mit SARS-CoV-2-positiven Personen in einem Haushalt leben und über längere Zeit exponiert sind, ist das Risiko, dass sie sich infizieren, erhöht. Trifft eine solche Konstellation auf geimpfte Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu, sollten sie besser in Quarantäne, bis ihre Mitbewohner negative Testergebnisse aufweisen. Das befürworten Dr. Yonatan Oster von der Hebrew University of Jerusalem und Kollegen. Ihre Auswertung einer Fall-Kontroll-Studie ist jetzt in JAMA Network Open erschienen.
Durchschnittlich hatte jeder geimpfte, SARS-CoV-2-positiv getestete Teilnehmer 2,7 positiv getestete Haushaltsmitglieder. Bei der Kontrollgruppe ?nicht geimpft/SARS-CoV-2-positiv? waren es durchschnittlich 1,7. Die Impfung bot also Schutz, aber bei ständiger Exposition offenbar weniger. 3% aller positiv Getesteten benötigten eine stationäre Behandlung, aber keiner von ihnen starb.
Trotz Impfung freiwillig in Quarantäne?
Die Studienergebnisse sollten den Forschern zufolge zu der Überlegung führen, ob zumindest Mitarbeiter des Gesundheitssystems, die geimpft, aber nicht genesen sind, und mit SARS-CoV-2-positiven Personen in einem gemeinsamen Haushalt leben, wegen des Risikos für Infektionen in Quarantäne bleiben, bis ihre Kontaktpersonen negative Tests vorweisen.
Die aktuelle Dominanz der Delta-Variante, die es zum Studienzeitpunkt noch nicht gegeben habe, könne eine weiteres Argument für eine vorsorgliche Quarantäne sein, auch für die allgemeine Bevölkerung, heißt es im Artikel.
In Deutschland ist eine Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten unter anderem dann nicht erforderlich, wenn die Kontaktperson eines Infizierten vollständig geimpft wurde, so die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Dieser Artikel ist im Original erschienen bei Univadis.de.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko eines Impfdurchbruchs?
Zum Hintergrund: Israel erreichte 2020 mit seinem Massenimpfprogramm in kurzer Zeit eine hohe Impfquote gegen SARS-CoV-2. Verimpft wurde vor allem BNT162b2 von BioNTech/Pfizer. Die hohe Durchimpfungsrate war mit einer deutlichen Abnahme der SARS-CoV-2-Neuinfektionen assoziiert. Aber Durchbruchinfektionen ? das war aus Israel bekannt ? sind möglich. Ein Forscherteam hat nun die Assoziation zwischen Virusexpositionen und SARS-CoV-2-Infektionen bei geimpften und ungeimpften Mitarbeitern des Gesundheitssystems untersucht.
Dabei handelt es sich um eine Fall-Kontroll-Studie mit medizinischem und pflegerischem Personal am Hadassah-Hebrew University Medical Center. Seit Dezember 2020 hatte die Verwaltung Impfungen mit dem Vakzin von Pfizer-BioNTech angeboten. Innerhalb von 2 Monaten wurde ein großer Teil der Mitarbeiter geimpft.
Während der Studienperiode zwischen Anfang Januar und Ende März 2021 dominierte die Alpha-Variante in Israel. Verglichen wurden Virusexpositionen durch Haushaltsmitglieder bei komplett geimpften Mitarbeitern mit positivem PCR-Test im Untersuchungszeitraum.
Kontrollgruppen waren nicht geimpfte SARS-CoV-2-positive Mitarbeiter und geimpfte Mitarbeiter, die in vergleichbaren Abständen auf SARS getestet wurden, aber ein negatives Ergebnis hatten.
Gefahren vor allem im eigenen Haushalt
171 Personen mit der Kombination ?geimpft-SARS-CoV-2-positiv? wurden in die Studie aufgenommen. Das Durchschnittsalter lag bei 38 Jahren; 69% waren weiblich und 4% dieser Gruppe hatten eine Immunsuppression. Kontrollen waren 5.312 Geimpfte (SARS-CoV-2-negativ) und 690 nicht geimpfte Personen, davon 69 SARS-CoV-2-positiv.
Von 27 der 171 Teilnehmer mit der Kombination ?geimpft-SARS-CoV-2-positiv? lebten 56% (15/27) mit SARS-CoV-2-infizierten Personen in einem Haushalt; in der Gruppe ?nicht geimpft-SARS-CoV-2-positiv? waren es 38% (24/63) und in der Gruppe ?geimpft-SARS-CoV-2-negativ? 9%. Die Unterschiede waren mit p < 0,001 hoch signifikant.
Wenn komplett geimpfte Menschen mit SARS-CoV-2-positiven Personen in einem Haushalt leben und über längere Zeit exponiert sind, ist das Risiko, dass sie sich infizieren, erhöht. Trifft eine solche Konstellation auf geimpfte Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu, sollten sie besser in Quarantäne, bis ihre Mitbewohner negative Testergebnisse aufweisen. Das befürworten Dr. Yonatan Oster von der Hebrew University of Jerusalem und Kollegen. Ihre Auswertung einer Fall-Kontroll-Studie ist jetzt in JAMA Network Open erschienen.
Durchschnittlich hatte jeder geimpfte, SARS-CoV-2-positiv getestete Teilnehmer 2,7 positiv getestete Haushaltsmitglieder. Bei der Kontrollgruppe ?nicht geimpft/SARS-CoV-2-positiv? waren es durchschnittlich 1,7. Die Impfung bot also Schutz, aber bei ständiger Exposition offenbar weniger. 3% aller positiv Getesteten benötigten eine stationäre Behandlung, aber keiner von ihnen starb.
Trotz Impfung freiwillig in Quarantäne?
Die Studienergebnisse sollten den Forschern zufolge zu der Überlegung führen, ob zumindest Mitarbeiter des Gesundheitssystems, die geimpft, aber nicht genesen sind, und mit SARS-CoV-2-positiven Personen in einem gemeinsamen Haushalt leben, wegen des Risikos für Infektionen in Quarantäne bleiben, bis ihre Kontaktpersonen negative Tests vorweisen.
Die aktuelle Dominanz der Delta-Variante, die es zum Studienzeitpunkt noch nicht gegeben habe, könne eine weiteres Argument für eine vorsorgliche Quarantäne sein, auch für die allgemeine Bevölkerung, heißt es im Artikel.
In Deutschland ist eine Quarantäne für Kontaktpersonen von Infizierten unter anderem dann nicht erforderlich, wenn die Kontaktperson eines Infizierten vollständig geimpft wurde, so die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Dieser Artikel ist im Original erschienen bei Univadis.de.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko eines Impfdurchbruchs?
Zum Hintergrund: Israel erreichte 2020 mit seinem Massenimpfprogramm in kurzer Zeit eine hohe Impfquote gegen SARS-CoV-2. Verimpft wurde vor allem BNT162b2 von BioNTech/Pfizer. Die hohe Durchimpfungsrate war mit einer deutlichen Abnahme der SARS-CoV-2-Neuinfektionen assoziiert. Aber Durchbruchinfektionen ? das war aus Israel bekannt ? sind möglich. Ein Forscherteam hat nun die Assoziation zwischen Virusexpositionen und SARS-CoV-2-Infektionen bei geimpften und ungeimpften Mitarbeitern des Gesundheitssystems untersucht.
Dabei handelt es sich um eine Fall-Kontroll-Studie mit medizinischem und pflegerischem Personal am Hadassah-Hebrew University Medical Center. Seit Dezember 2020 hatte die Verwaltung Impfungen mit dem Vakzin von Pfizer-BioNTech angeboten. Innerhalb von 2 Monaten wurde ein großer Teil der Mitarbeiter geimpft.
Während der Studienperiode zwischen Anfang Januar und Ende März 2021 dominierte die Alpha-Variante in Israel. Verglichen wurden Virusexpositionen durch Haushaltsmitglieder bei komplett geimpften Mitarbeitern mit positivem PCR-Test im Untersuchungszeitraum.
Kontrollgruppen waren nicht geimpfte SARS-CoV-2-positive Mitarbeiter und geimpfte Mitarbeiter, die in vergleichbaren Abständen auf SARS getestet wurden, aber ein negatives Ergebnis hatten.
Gefahren vor allem im eigenen Haushalt
171 Personen mit der Kombination ?geimpft-SARS-CoV-2-positiv? wurden in die Studie aufgenommen. Das Durchschnittsalter lag bei 38 Jahren; 69% waren weiblich und 4% dieser Gruppe hatten eine Immunsuppression. Kontrollen waren 5.312 Geimpfte (SARS-CoV-2-negativ) und 690 nicht geimpfte Personen, davon 69 SARS-CoV-2-positiv.
Von 27 der 171 Teilnehmer mit der Kombination ?geimpft-SARS-CoV-2-positiv? lebten 56% (15/27) mit SARS-CoV-2-infizierten Personen in einem Haushalt; in der Gruppe ?nicht geimpft-SARS-CoV-2-positiv? waren es 38% (24/63) und in der Gruppe ?geimpft-SARS-CoV-2-negativ? 9%. Die Unterschiede waren mit p < 0,001 hoch signifikant.
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"Erst alle anderen Maßnahmen ausschöpfen": Experten gegen neuerliche Schulschließungen im Herbst
che2001, 20:33h
Michael van den Heuvel, Medscape
Bei Kindern und Jugendlichen steigt die altersspezifische Inzidenz rapide an, wie Zahlen des Robert Koch-Instituts, zeigen. Aufgeschlüsselt nach der 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner und Meldewoche zeigen sich folgende Trends:
0-4 Jahre: 2.908 (Woche 34) versus 179 (Woche 27)
5-9 Jahre: 5.446 (Woche 34) versus 207 (Woche 27)
10-14 Jahre: 6.738 (Woche 34) versus 296 (Woche 27)
15-19 Jahre: 6.778 (Woche 34) versus 580 (Woche 27)
Ähnliche Trends sind bei Erwachsenen bis in das Alter von 40 Jahren zu beobachten.
Speziell bei Kindern und Jugendlichen stellt sich die Frage, wie es Ende 2021 weitergehen wird. Kinderärzte und Politiker wollen weitere Einschränkungen vermeiden. Doch wird das gelingen? Bei einem Press Briefing des Science Media Center Germany gingen Experten der Frage nach, wie Kinder und Jugendliche bestmöglich durch den Herbst kommen [1].
Schwerer Verlauf eher selten
Dr. Berit Lange, Leiterin der Klinischen Epidemiologie in der Abteilung Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig, stellte Zahlen vor, um die Situation besser einzuschätzen. ?Ein schwerer Verlauf von COVID-19 tritt bei Kindern und Jugendlichen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit ein?, so Lange. Zwischen 2% und 4% der Infizierten unter 18 müssten stationär behandelt werden; daran habe sich nichts geändert. Unter 14 Jahren seien es 0,5%; darüber hinaus steige das Risiko etwas an. In absoluten Zahlen nennt sie 1-3 schwere Erkrankungen pro 100.000 Personen in der Altersgruppe.
?Durch Delta ist die Übertragbarkeit des Virus gestiegen?, erklärte Lange. Das betreffe vor allem nicht geimpfte Menschen: ein Aspekt, den Eric Topol, Kardiologe und Chefredakteur von Medsape, auch für die USA bestätigt.
Genau hier sieht Lange den größten Unterschied zum letzten Jahr: ?Diesen Herbst impfen wir Kinder ab 12, das wird auch den Verlauf der Pandemie ändern?, sagt sie beim Pressegespräch. ?Außerdem haben wir Test- und Hygienekonzepte.?
Ein Blick in den Krankenhausalltag
Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln, berichtete von der aktuellen Situation im stationären Bereich. ?Wir sehen mehr Kinder mit SARS-CoV-2-positivem Abstrich, und zwar in allen Krankenhäusern in Köln?, berichtet der Pädiater. ?Allerdings werden 9 von 10 Kindern wegen anderer Krankheiten aufgenommen, nicht wegen COVID-19.?
Als Risikofaktoren nennt er vor allem chronische Mulitsystemerkrankungen wie Adipositas ? ?vielleicht ein Grund, warum in den USA deutlich mehr Kinder schwer erkranken?. Aber auch Kinder mit Trisomie 21 seien stärker gefährdet als gleichaltrige ohne die Erkrankung. Diabetes, Krebs oder Nierenerkrankungen hätten bei pädiatrischen Patienten jedoch nicht die Relevanz.
Immunologie: Kinder keine kleinen Erwachsenen
Dötsch betont, das Immunsystem von Kindern und von Erwachsenen unterschiede sich grundlegend. Erst ab 12 Jahren seien Vorgänge vergleichbar. Als wesentliche Besonderheit sieht der Experte, dass Schleimhäute in jungen Jahren eine viel stärkere Rolle bei der Immunantwort spielen. ?Gelangen Viren auf die Schleimhaut, werden sie deutlich stärker bekämpft als bei Erwachsenen?, so der Experte. Dadurch werde zu einem gewissen Maße die Infektion von Zellen vermieden. Weitere Besonderheiten sieht er im Gefäßsystem: ?Im Gegensatz zu Älteren leiden Kinder und Jugendliche nicht an Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose.?
Keine Off-Label-Impfung für Kinder
Doch sollte man alle Kinder mit Vorerkrankungen deshalb impfen, zur Not ohne EMA-Zulassung? ?Wir sprechen uns nicht für Off-Label-Impfungen aus?, macht Lange klar. Die STIKO habe Woche gebraucht, um Daten für 12- bis 16-Jährige zu bewerten und dann Empfehlungen auszusprechen. Dies sei auch gut so und sollte ? ohne sich politischem Druck zu beugen ? weiter geschehen. Ansonsten seien Empfehlungen der S3-Leitlinie ?Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen? weiter relevant.
Wir sprechen uns nicht für Off-Label-Impfungen aus. Dr. Berit Lange
Ende September rechnet der Pädiater mit EMA-Zulassungsdaten für 6- bis 11-Jährige und Ende Oktober könnten Daten für Kinder unter 6 folgen. ?Wir sollten jetzt nicht überaktiv werden? warnt Lange. ?Fast 17 Millionen Erwachsene sind nicht erstgeimpft; da liegt unser Problem.?
Wie ändern sich Quarantäneregeln?
Neben Impfungen setzen Gesundheitspolitiker im Herbst auf mehr Tests und auf Quarantäne. Doch bundesweit einheitliche Regeln zur Isolierung SARS-CoV-2-positiver Schüler oder Kita-Kinder gibt es derzeit nicht.
Fast 17 Millionen Erwachsene sind nicht erstgeimpft; da liegt unser Problem. Dr. Berit Lange
?Es stellt sich bei allen Maßnahmen die Frage, ob Infizierte eine hohe oder niedrige Viruslast haben?, gibt Dötsch zu bedenken. Mittlerweile gebe es Pilotprojekte, nur das per PCR positiv getestete Kind zu isolieren, aber nicht die gesamte Klasse. ?Wir wollen die Infektionskette frühzeitig stoppen, aber den Schulunterricht weiter aufrechterhalten.?
Um dies zu veranschaulichen, nennt Dötsch ein paar Zahlen. ?Das Infektionsrisiko in Schulen liegt bei etwa 1 bis 3%. Wir müssten also 50 bis 100 Kinder isolieren, um 1 Sekundärinfektion zu vermeiden.? Das sei nicht verhältnismäßig.
Plädoyer gegen Schulschließungen
Recht deutlich sprach sich Dötsch gegen neuerliche Schulschließungen im Herbst oder Winter aus: ?Wir Erwachsenen nehmen uns alle Freiheiten und fordern von Kindern, dass sie uns wieder retten?, so sein Kritikpunkt. ?Bevor erneut Schulen geschlossen werden, fordern wir, dass alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens ebenfalls geschlossen werden.?
Bevor erneut Schulen geschlossen werden, fordern wir, dass alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens ebenfalls geschlossen werden. Prof. Dr. Jörg Dötsch
Und Lange gab zu bedenken, dass mittlerweile andere Maßnahmen zur Verfügung stünden. Sie forderte, bei der Bewertung auch massive psychosomatische Folgen für Kinder ins Kalkül zu ziehen. Daten der letzten Monate hätten dies gezeig.
Bei Kindern und Jugendlichen steigt die altersspezifische Inzidenz rapide an, wie Zahlen des Robert Koch-Instituts, zeigen. Aufgeschlüsselt nach der 7-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner und Meldewoche zeigen sich folgende Trends:
0-4 Jahre: 2.908 (Woche 34) versus 179 (Woche 27)
5-9 Jahre: 5.446 (Woche 34) versus 207 (Woche 27)
10-14 Jahre: 6.738 (Woche 34) versus 296 (Woche 27)
15-19 Jahre: 6.778 (Woche 34) versus 580 (Woche 27)
Ähnliche Trends sind bei Erwachsenen bis in das Alter von 40 Jahren zu beobachten.
Speziell bei Kindern und Jugendlichen stellt sich die Frage, wie es Ende 2021 weitergehen wird. Kinderärzte und Politiker wollen weitere Einschränkungen vermeiden. Doch wird das gelingen? Bei einem Press Briefing des Science Media Center Germany gingen Experten der Frage nach, wie Kinder und Jugendliche bestmöglich durch den Herbst kommen [1].
Schwerer Verlauf eher selten
Dr. Berit Lange, Leiterin der Klinischen Epidemiologie in der Abteilung Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig, stellte Zahlen vor, um die Situation besser einzuschätzen. ?Ein schwerer Verlauf von COVID-19 tritt bei Kindern und Jugendlichen nur mit geringer Wahrscheinlichkeit ein?, so Lange. Zwischen 2% und 4% der Infizierten unter 18 müssten stationär behandelt werden; daran habe sich nichts geändert. Unter 14 Jahren seien es 0,5%; darüber hinaus steige das Risiko etwas an. In absoluten Zahlen nennt sie 1-3 schwere Erkrankungen pro 100.000 Personen in der Altersgruppe.
?Durch Delta ist die Übertragbarkeit des Virus gestiegen?, erklärte Lange. Das betreffe vor allem nicht geimpfte Menschen: ein Aspekt, den Eric Topol, Kardiologe und Chefredakteur von Medsape, auch für die USA bestätigt.
Genau hier sieht Lange den größten Unterschied zum letzten Jahr: ?Diesen Herbst impfen wir Kinder ab 12, das wird auch den Verlauf der Pandemie ändern?, sagt sie beim Pressegespräch. ?Außerdem haben wir Test- und Hygienekonzepte.?
Ein Blick in den Krankenhausalltag
Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln, berichtete von der aktuellen Situation im stationären Bereich. ?Wir sehen mehr Kinder mit SARS-CoV-2-positivem Abstrich, und zwar in allen Krankenhäusern in Köln?, berichtet der Pädiater. ?Allerdings werden 9 von 10 Kindern wegen anderer Krankheiten aufgenommen, nicht wegen COVID-19.?
Als Risikofaktoren nennt er vor allem chronische Mulitsystemerkrankungen wie Adipositas ? ?vielleicht ein Grund, warum in den USA deutlich mehr Kinder schwer erkranken?. Aber auch Kinder mit Trisomie 21 seien stärker gefährdet als gleichaltrige ohne die Erkrankung. Diabetes, Krebs oder Nierenerkrankungen hätten bei pädiatrischen Patienten jedoch nicht die Relevanz.
Immunologie: Kinder keine kleinen Erwachsenen
Dötsch betont, das Immunsystem von Kindern und von Erwachsenen unterschiede sich grundlegend. Erst ab 12 Jahren seien Vorgänge vergleichbar. Als wesentliche Besonderheit sieht der Experte, dass Schleimhäute in jungen Jahren eine viel stärkere Rolle bei der Immunantwort spielen. ?Gelangen Viren auf die Schleimhaut, werden sie deutlich stärker bekämpft als bei Erwachsenen?, so der Experte. Dadurch werde zu einem gewissen Maße die Infektion von Zellen vermieden. Weitere Besonderheiten sieht er im Gefäßsystem: ?Im Gegensatz zu Älteren leiden Kinder und Jugendliche nicht an Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose.?
Keine Off-Label-Impfung für Kinder
Doch sollte man alle Kinder mit Vorerkrankungen deshalb impfen, zur Not ohne EMA-Zulassung? ?Wir sprechen uns nicht für Off-Label-Impfungen aus?, macht Lange klar. Die STIKO habe Woche gebraucht, um Daten für 12- bis 16-Jährige zu bewerten und dann Empfehlungen auszusprechen. Dies sei auch gut so und sollte ? ohne sich politischem Druck zu beugen ? weiter geschehen. Ansonsten seien Empfehlungen der S3-Leitlinie ?Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen? weiter relevant.
Wir sprechen uns nicht für Off-Label-Impfungen aus. Dr. Berit Lange
Ende September rechnet der Pädiater mit EMA-Zulassungsdaten für 6- bis 11-Jährige und Ende Oktober könnten Daten für Kinder unter 6 folgen. ?Wir sollten jetzt nicht überaktiv werden? warnt Lange. ?Fast 17 Millionen Erwachsene sind nicht erstgeimpft; da liegt unser Problem.?
Wie ändern sich Quarantäneregeln?
Neben Impfungen setzen Gesundheitspolitiker im Herbst auf mehr Tests und auf Quarantäne. Doch bundesweit einheitliche Regeln zur Isolierung SARS-CoV-2-positiver Schüler oder Kita-Kinder gibt es derzeit nicht.
Fast 17 Millionen Erwachsene sind nicht erstgeimpft; da liegt unser Problem. Dr. Berit Lange
?Es stellt sich bei allen Maßnahmen die Frage, ob Infizierte eine hohe oder niedrige Viruslast haben?, gibt Dötsch zu bedenken. Mittlerweile gebe es Pilotprojekte, nur das per PCR positiv getestete Kind zu isolieren, aber nicht die gesamte Klasse. ?Wir wollen die Infektionskette frühzeitig stoppen, aber den Schulunterricht weiter aufrechterhalten.?
Um dies zu veranschaulichen, nennt Dötsch ein paar Zahlen. ?Das Infektionsrisiko in Schulen liegt bei etwa 1 bis 3%. Wir müssten also 50 bis 100 Kinder isolieren, um 1 Sekundärinfektion zu vermeiden.? Das sei nicht verhältnismäßig.
Plädoyer gegen Schulschließungen
Recht deutlich sprach sich Dötsch gegen neuerliche Schulschließungen im Herbst oder Winter aus: ?Wir Erwachsenen nehmen uns alle Freiheiten und fordern von Kindern, dass sie uns wieder retten?, so sein Kritikpunkt. ?Bevor erneut Schulen geschlossen werden, fordern wir, dass alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens ebenfalls geschlossen werden.?
Bevor erneut Schulen geschlossen werden, fordern wir, dass alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens ebenfalls geschlossen werden. Prof. Dr. Jörg Dötsch
Und Lange gab zu bedenken, dass mittlerweile andere Maßnahmen zur Verfügung stünden. Sie forderte, bei der Bewertung auch massive psychosomatische Folgen für Kinder ins Kalkül zu ziehen. Daten der letzten Monate hätten dies gezeig.
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Mittwoch, 18. August 2021
Corona-News
che2001, 19:17h
Michael van den Heuvel, Medscape
Baden-Württemberg verzichtet auf Orientierung an Inzidenz
Island als Warnung: Trotz hoher Impfraten steigende Zahlen
Simulation: Impfstoffe gerecht verteilen ? davon profitieren alle
Bell-Lähmung ? eine sehr seltene Nebenwirkung von Impfungen
EMA startet Bewertung von RoActemra® bei schwerem COVID-19
Die 7-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Am heutigen Morgen nennt das RKI 7,4 Fälle pro 100.000 Einwohner. Der Wert lag am Vortag bei 36,2 und in der Vorwoche bei 23,5. Innerhalb von 24 Stunden haben Gesundheitsämter dem RKI 3.912 Neuinfektionen gemeldet (Vorwoche: 2.480 Ansteckungen). 28 COVID-19-Patienten sind binnen eines Tages gestorben (Vorwoche: 19 Todesfälle).
Bis gestern wurden 57,2% der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft; 63,2 % haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Diese Zahlen könnten perspektivisch ansteigen: Seit 16. August empfiehlt die STIKO nun Impfungen auch für alle ab einem Alter von 12 Jahren; darüber hat Medscape berichtet.
Baden-Württemberg verzichtet auf Orientierung an Inzidenz
Baden-Württemberg geht ab sofort neue Wege, indem sich die Politik für ihre Maßnahmen nicht mehr an der 7-Tages-Inzidenz orientiert. Aktuell gibt es für Geimpfte oder Genesene nur noch wenige Einschränkungen. Es bleibt bei der Maskenpflicht in Innenräumen. Kontaktbeschränkungen werden aufgehoben und Veranstaltungen mit bis zu 5.000 Teilnehmern können wieder stattfinden.
Wer allerdings nicht geimpft oder genesen ist, muss in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Schnelltests vorlegen, die nicht älter als 24 Stunden sind. Besucher von Clubs und Discos benötigen sogar die vergleichsweise teuren PCR-Tests. Solche Untersuchungen gelten maximal 48 Stunden.
Um ? falls erforderlich ? über weitere Maßnahmen zu entscheiden, beobachten die Gesundheitspolitiker in Baden-Württemberg nun als weitere Indikatoren neben der 7-Tage-Inziden zusätzlich die Auslastung der Intensivbetten, die Impfquote und die Zahl schwerer Krankheitsverläufe.
Island als Warnung: Trotz hoher Impfraten steigende Zahlen
Doch gelingt es mit Tests und Impfungen tatsächlich, die Pandemie zu kontrollieren? Ist eine ?Herdenimmunität? noch erreichbar? Sir Andrew Pollard, Professor für pädiatrische Infektionen und Immunität an der Universität Oxford, hatte kürzlich klargestellt, dass das Erreichen einer Herdenimmunität nach seiner Ansicht ?keine Möglichkeit? mehr darstellt, jetzt, da sich die Delta-Variante im Umlauf befindet. Es sei ?unwahrscheinlich, dass jemals eine Herdenimmunität erreicht wird?, meint er. Die nächste Variante des neuartigen Coronavirus werde sogar ?vielleicht noch besser hinsichtlich einer Übertragung in geimpften Populationen? sein.
Pollards Vermutungen haben sich nicht nur für Israel bewahrheitet. Thorolfur Gudnason, Islands leitender Epidemiologe, hatte ebenfalls auf Herdenimmunität gehofft. Am 26. Juni waren 87% aller Isländer über 16 mindestens einmal und 60% vollständig geimpft. Trotzdem sind die Fallzahlen in Island nach weitgehenden Lockerungen in den letzten Wochen explodiert. Laut Dashboard liegt die 14-Tages-Inzidenz momentan bei 392,4 Fällen pro 100.000 Einwohner. Bis Ende März lag der Wert noch unter 10,0.
Den Trend führt Gudnason darauf zurück, dass sich isländische Urlauber mit der Delta-Variante angesteckt und bei ihrer Rückkehr andere Menschen infiziert haben. Lange Zeit wurde darauf verzichtet, Geimpfte oder Genesene, etwa bei der Reiserückkehr, zu testen. Unter den Infizierten befanden ? und befinden ? sich allerdings viele Menschen mit entsprechendem Schutz. Jetzt gibt es wieder verpflichtende Tests für alle. Außerdem werden Veranstaltungen auf 200 Teilnehmer beschränkt.
Für Deutschland lassen sich daraus mehrere Lehren ziehen, meinen Experten:
Tests sind für alle Personengruppen wichtig.
Impfdurchbrüche traten in Island unter Vektorvirus-Vakzinen etwas häufiger auf als unter mRNA-Vakzinen. Das könnte bei der Frage helfen, welche Personen mit Priorität eine Auffrischungsimpfung benötigen.
Trotz der hohen Zahl an Impfdurchbrüchen gab es laut Gudnason nur wenige Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf. Impfen lohne sich demnach auch in Zeiten der Delta-Variante.
Simulation: Impfstoffe gerecht verteilen ? davon profitieren alle
In vielen Ländern stehen jedoch keine ausreichend großen Mengen an Impfdosen zur Verfügung: eine gefährliche Situation, wie britische Forscher jetzt mahnen. Sie suchen nach Lösungen und haben mathematische Modelle genutzt, um zu ermitteln, wie Impfstoffe am gerechtesten verteilt werden könnten.
Grundlage ihrer Arbeit war ein vereinfachtes Modell, um Reisen zwischen 2 Ländern abzubilden ? unter der Annahme, dass Land A Vakzine produziert und verimpft, Land B aber nicht.
Das Ergebnis: Selbst bei einer großen Mobilität der Bevölkerung kann Land A es erreichen, die Zahl der Todesfälle minimieren, indem es den Impfstoff zurückhält und versucht, seine Bevölkerung vollständig zu impfen. Doch wenn das Ziel darin besteht, die Gesamtzahl der Todesfälle in allen beiden Ländern zu minimieren, führt der Verzicht auf den Austausch von Impfstoffen zwischen den Ländern zum Schutz der Bevölkerung von Land A dazu, dass in Land B mehr Menschen sterben als in Land A gerettet werden.
?Für jede Nation, die einen Impfstoff herstellt, besteht der Weg zur Minimierung der Todesfälle ? darin, ihn zu behalten und so viele Bürger wie möglich zu impfen?, räumt Dr. Chris Huntingford vom UK Centre for Ecology & Hydrology (UKCEH) ein. Er ist Hauptautor der Studie. Huntingford weiter: ?Wenn sich das Land jedoch der Herdenimmunität annähert, können durch die gemeinsame Nutzung von Impfstoffen mit anderen Ländern insgesamt mehr Leben gerettet werden.?
Bell-Lähmung ? eine sehr seltene Nebenwirkung von Impfungen
Bedeutsam ist natürlich auch, unerwünschte Effekte der Impfungen möglichst präzise zu erfassen. Aus klinischen Studien ist bekannt, dass vereinzelt sogenannte Bell-Lähmungen auftreten können, sprich idiopathische Fazialisparesen. Eine Hypothese lautet, dass diese durch Autoimmunreaktionen entstehen. Daten zur Inzidenz aus bevölkerungsbasierten Studien gab es bislang aber nicht: eine Lücke, die Forscher aus China jetzt geschlossen haben.
Für ihrer Fall-Kontroll-Studie wurden Daten aus Überwachungsberichten der Krankenhausbehörde Hong Kongs, des Online-Meldesystems für Impfstoff-Nebenwirkungen COVID-19 für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe und der flächendeckenden elektronischen Gesundheitsakten der Krankenhausbehörde Hong Kongs ausgewertet. Die Forscher erfassten Bell-Lähmungen bis zu 42 Tagen nach einer Impfung mit BNT162b2 (Fosun-BioNTech, entspricht Pfizer/BioNTech]) oder CoronaVac (Sinovac BioNTech). Außerdem verglichen Wissenschaftler die Fallzahlen mit der Hintergrund-Inzidenz in der Bevölkerung.
Zwischen 23. Februar und 4. Mai 2021 erhielten 451.939 Personen die 1. Dosis CoronaVac und 537.205 Personen die 1. Dosis BNT162b2. Nach der CoronaVac-Impfung wurden 28 klinisch bestätigte Fälle von Bell-Lähmungen gemeldet, nach der BNT162b2-Impfung 16 Fälle. Die altersstandardisierte Inzidenz betrug 66,9 Fälle pro 100.000 Personenjahre (95%-KI 37,2 bis 96,6 Fälle) nach der CoronaVac-Impfung und 42,8 Fälle pro 100.000 Personenjahre (95%-KI 19,4 bis 66,1 Fälle) nach der BNT162b2-Impfung.
Die altersstandardisierte Differenz im Vergleich zur Hintergrundinzidenz lag bei 41,5 Fällen pro 100.000 Personenjahre (95%-KI 11,7 bis 71,4 Fälle) für CoronaVac. Für BNT162b2 geben die Forscher 17,0 Fälle pro 100.000 Personenjahre (95%-KI -6,6 bis 40,6 Fälle) an. Rein rechnerisch führen Vakzine zu weiteren 4,8 Fällen pro 100.000 Geimpfte für CoronaVac und zu weiteren 2,0 Fällen pro 100.000 Geimpfte für BNT162b2.
?Unsere Ergebnisse deuten auf ein insgesamt erhöhtes Risiko einer Bell-Lähmung nach der CoronaVac-Impfung hin?, resümiert das Forscherteam. ?Die positiven und schützenden Wirkungen des inaktivierten COVID-19-Impfstoffs überwiegen jedoch bei weitem das Risiko dieser im Allgemeinen selbstlimitierenden unerwünschten Wirkung.?
EMA startet Bewertung von RoActemra bei schwerem COVID-19
Von der Prävention zur Therapie. Die EMA hat mit der Bewertung von RoActemra® (Tocilizumab) begonnen, um zu klären, ob eine Ausweitung der Zulassung auf stationäre Patienten mit schwerer COVID-19 angebracht ist, die bereits mit Kortikosteroiden behandelt werden und zusätzlichen Sauerstoff oder mechanische Beatmung (maschinelle Beatmung) benötigen.
Tocilizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der sich gegen den Interleukin-6(IL-6)-Rezeptor richtet. Er wird u.a. zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis und der Riesenzellarteriitis verordnet. Perspektivisch könnte Tocilizumab auch inflammatorische Vorgänge bei COVID-19 eindämmen.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA wird jetzt alle Daten aus dem Zulassungsantrag prüfen. Dazu zählen u.a. 4 große randomisierte Studien mit Patienten, die aufgrund von schwerem COVID-19 hospitalisiert worden sind. Ergebnisse der Bewertung sollen bis Mitte Oktober vorliegen
Baden-Württemberg verzichtet auf Orientierung an Inzidenz
Island als Warnung: Trotz hoher Impfraten steigende Zahlen
Simulation: Impfstoffe gerecht verteilen ? davon profitieren alle
Bell-Lähmung ? eine sehr seltene Nebenwirkung von Impfungen
EMA startet Bewertung von RoActemra® bei schwerem COVID-19
Die 7-Tage-Inzidenz steigt weiter an. Am heutigen Morgen nennt das RKI 7,4 Fälle pro 100.000 Einwohner. Der Wert lag am Vortag bei 36,2 und in der Vorwoche bei 23,5. Innerhalb von 24 Stunden haben Gesundheitsämter dem RKI 3.912 Neuinfektionen gemeldet (Vorwoche: 2.480 Ansteckungen). 28 COVID-19-Patienten sind binnen eines Tages gestorben (Vorwoche: 19 Todesfälle).
Bis gestern wurden 57,2% der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft; 63,2 % haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Diese Zahlen könnten perspektivisch ansteigen: Seit 16. August empfiehlt die STIKO nun Impfungen auch für alle ab einem Alter von 12 Jahren; darüber hat Medscape berichtet.
Baden-Württemberg verzichtet auf Orientierung an Inzidenz
Baden-Württemberg geht ab sofort neue Wege, indem sich die Politik für ihre Maßnahmen nicht mehr an der 7-Tages-Inzidenz orientiert. Aktuell gibt es für Geimpfte oder Genesene nur noch wenige Einschränkungen. Es bleibt bei der Maskenpflicht in Innenräumen. Kontaktbeschränkungen werden aufgehoben und Veranstaltungen mit bis zu 5.000 Teilnehmern können wieder stattfinden.
Wer allerdings nicht geimpft oder genesen ist, muss in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens Schnelltests vorlegen, die nicht älter als 24 Stunden sind. Besucher von Clubs und Discos benötigen sogar die vergleichsweise teuren PCR-Tests. Solche Untersuchungen gelten maximal 48 Stunden.
Um ? falls erforderlich ? über weitere Maßnahmen zu entscheiden, beobachten die Gesundheitspolitiker in Baden-Württemberg nun als weitere Indikatoren neben der 7-Tage-Inziden zusätzlich die Auslastung der Intensivbetten, die Impfquote und die Zahl schwerer Krankheitsverläufe.
Island als Warnung: Trotz hoher Impfraten steigende Zahlen
Doch gelingt es mit Tests und Impfungen tatsächlich, die Pandemie zu kontrollieren? Ist eine ?Herdenimmunität? noch erreichbar? Sir Andrew Pollard, Professor für pädiatrische Infektionen und Immunität an der Universität Oxford, hatte kürzlich klargestellt, dass das Erreichen einer Herdenimmunität nach seiner Ansicht ?keine Möglichkeit? mehr darstellt, jetzt, da sich die Delta-Variante im Umlauf befindet. Es sei ?unwahrscheinlich, dass jemals eine Herdenimmunität erreicht wird?, meint er. Die nächste Variante des neuartigen Coronavirus werde sogar ?vielleicht noch besser hinsichtlich einer Übertragung in geimpften Populationen? sein.
Pollards Vermutungen haben sich nicht nur für Israel bewahrheitet. Thorolfur Gudnason, Islands leitender Epidemiologe, hatte ebenfalls auf Herdenimmunität gehofft. Am 26. Juni waren 87% aller Isländer über 16 mindestens einmal und 60% vollständig geimpft. Trotzdem sind die Fallzahlen in Island nach weitgehenden Lockerungen in den letzten Wochen explodiert. Laut Dashboard liegt die 14-Tages-Inzidenz momentan bei 392,4 Fällen pro 100.000 Einwohner. Bis Ende März lag der Wert noch unter 10,0.
Den Trend führt Gudnason darauf zurück, dass sich isländische Urlauber mit der Delta-Variante angesteckt und bei ihrer Rückkehr andere Menschen infiziert haben. Lange Zeit wurde darauf verzichtet, Geimpfte oder Genesene, etwa bei der Reiserückkehr, zu testen. Unter den Infizierten befanden ? und befinden ? sich allerdings viele Menschen mit entsprechendem Schutz. Jetzt gibt es wieder verpflichtende Tests für alle. Außerdem werden Veranstaltungen auf 200 Teilnehmer beschränkt.
Für Deutschland lassen sich daraus mehrere Lehren ziehen, meinen Experten:
Tests sind für alle Personengruppen wichtig.
Impfdurchbrüche traten in Island unter Vektorvirus-Vakzinen etwas häufiger auf als unter mRNA-Vakzinen. Das könnte bei der Frage helfen, welche Personen mit Priorität eine Auffrischungsimpfung benötigen.
Trotz der hohen Zahl an Impfdurchbrüchen gab es laut Gudnason nur wenige Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf. Impfen lohne sich demnach auch in Zeiten der Delta-Variante.
Simulation: Impfstoffe gerecht verteilen ? davon profitieren alle
In vielen Ländern stehen jedoch keine ausreichend großen Mengen an Impfdosen zur Verfügung: eine gefährliche Situation, wie britische Forscher jetzt mahnen. Sie suchen nach Lösungen und haben mathematische Modelle genutzt, um zu ermitteln, wie Impfstoffe am gerechtesten verteilt werden könnten.
Grundlage ihrer Arbeit war ein vereinfachtes Modell, um Reisen zwischen 2 Ländern abzubilden ? unter der Annahme, dass Land A Vakzine produziert und verimpft, Land B aber nicht.
Das Ergebnis: Selbst bei einer großen Mobilität der Bevölkerung kann Land A es erreichen, die Zahl der Todesfälle minimieren, indem es den Impfstoff zurückhält und versucht, seine Bevölkerung vollständig zu impfen. Doch wenn das Ziel darin besteht, die Gesamtzahl der Todesfälle in allen beiden Ländern zu minimieren, führt der Verzicht auf den Austausch von Impfstoffen zwischen den Ländern zum Schutz der Bevölkerung von Land A dazu, dass in Land B mehr Menschen sterben als in Land A gerettet werden.
?Für jede Nation, die einen Impfstoff herstellt, besteht der Weg zur Minimierung der Todesfälle ? darin, ihn zu behalten und so viele Bürger wie möglich zu impfen?, räumt Dr. Chris Huntingford vom UK Centre for Ecology & Hydrology (UKCEH) ein. Er ist Hauptautor der Studie. Huntingford weiter: ?Wenn sich das Land jedoch der Herdenimmunität annähert, können durch die gemeinsame Nutzung von Impfstoffen mit anderen Ländern insgesamt mehr Leben gerettet werden.?
Bell-Lähmung ? eine sehr seltene Nebenwirkung von Impfungen
Bedeutsam ist natürlich auch, unerwünschte Effekte der Impfungen möglichst präzise zu erfassen. Aus klinischen Studien ist bekannt, dass vereinzelt sogenannte Bell-Lähmungen auftreten können, sprich idiopathische Fazialisparesen. Eine Hypothese lautet, dass diese durch Autoimmunreaktionen entstehen. Daten zur Inzidenz aus bevölkerungsbasierten Studien gab es bislang aber nicht: eine Lücke, die Forscher aus China jetzt geschlossen haben.
Für ihrer Fall-Kontroll-Studie wurden Daten aus Überwachungsberichten der Krankenhausbehörde Hong Kongs, des Online-Meldesystems für Impfstoff-Nebenwirkungen COVID-19 für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe und der flächendeckenden elektronischen Gesundheitsakten der Krankenhausbehörde Hong Kongs ausgewertet. Die Forscher erfassten Bell-Lähmungen bis zu 42 Tagen nach einer Impfung mit BNT162b2 (Fosun-BioNTech, entspricht Pfizer/BioNTech]) oder CoronaVac (Sinovac BioNTech). Außerdem verglichen Wissenschaftler die Fallzahlen mit der Hintergrund-Inzidenz in der Bevölkerung.
Zwischen 23. Februar und 4. Mai 2021 erhielten 451.939 Personen die 1. Dosis CoronaVac und 537.205 Personen die 1. Dosis BNT162b2. Nach der CoronaVac-Impfung wurden 28 klinisch bestätigte Fälle von Bell-Lähmungen gemeldet, nach der BNT162b2-Impfung 16 Fälle. Die altersstandardisierte Inzidenz betrug 66,9 Fälle pro 100.000 Personenjahre (95%-KI 37,2 bis 96,6 Fälle) nach der CoronaVac-Impfung und 42,8 Fälle pro 100.000 Personenjahre (95%-KI 19,4 bis 66,1 Fälle) nach der BNT162b2-Impfung.
Die altersstandardisierte Differenz im Vergleich zur Hintergrundinzidenz lag bei 41,5 Fällen pro 100.000 Personenjahre (95%-KI 11,7 bis 71,4 Fälle) für CoronaVac. Für BNT162b2 geben die Forscher 17,0 Fälle pro 100.000 Personenjahre (95%-KI -6,6 bis 40,6 Fälle) an. Rein rechnerisch führen Vakzine zu weiteren 4,8 Fällen pro 100.000 Geimpfte für CoronaVac und zu weiteren 2,0 Fällen pro 100.000 Geimpfte für BNT162b2.
?Unsere Ergebnisse deuten auf ein insgesamt erhöhtes Risiko einer Bell-Lähmung nach der CoronaVac-Impfung hin?, resümiert das Forscherteam. ?Die positiven und schützenden Wirkungen des inaktivierten COVID-19-Impfstoffs überwiegen jedoch bei weitem das Risiko dieser im Allgemeinen selbstlimitierenden unerwünschten Wirkung.?
EMA startet Bewertung von RoActemra bei schwerem COVID-19
Von der Prävention zur Therapie. Die EMA hat mit der Bewertung von RoActemra® (Tocilizumab) begonnen, um zu klären, ob eine Ausweitung der Zulassung auf stationäre Patienten mit schwerer COVID-19 angebracht ist, die bereits mit Kortikosteroiden behandelt werden und zusätzlichen Sauerstoff oder mechanische Beatmung (maschinelle Beatmung) benötigen.
Tocilizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der sich gegen den Interleukin-6(IL-6)-Rezeptor richtet. Er wird u.a. zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis, der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis und der Riesenzellarteriitis verordnet. Perspektivisch könnte Tocilizumab auch inflammatorische Vorgänge bei COVID-19 eindämmen.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA wird jetzt alle Daten aus dem Zulassungsantrag prüfen. Dazu zählen u.a. 4 große randomisierte Studien mit Patienten, die aufgrund von schwerem COVID-19 hospitalisiert worden sind. Ergebnisse der Bewertung sollen bis Mitte Oktober vorliegen
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Montag, 16. August 2021
Delta-Variante führt zu etlichen Durchbruchsinfektionen bei Geimpften ? wie Experten die Sachlage beurteilen
che2001, 19:43h
Michael van den Heuvel, Medscape
?Zurzeit sehen wir eine weltweite Übertragung der Delta-Variante von SARS-CoV-2?, sagt Prof. Dr. Carlos del Rio von der Emory University School of Medicine, Atlanta, USA. Erstmals im Oktober 2020 in Indien entdeckt, breitet sich Delta global immer stärker aus. Laut GISAID und Statista sind in Europa je nach Land zwischen 80,7% bis 99,9% aller PCR-Nachweise mittlerweile positiv für diese Variante. Auch in den USA liegt der Anteil bei weit über 80%.
Höhere Kontagiosität der Delta-Variante
?Was die Variante so besonders macht, ist ihre hohe Übertragbarkeit?, betont del Rio. Die US Centers of Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta, schreiben, Delta sei ähnlich kontagiös wie die Pocken. Und Dr. Rochelle Walensky, Direktorin der CDC, sagt, neue Forschungsergebnisse zeigten, dass geimpfte Menschen, die mit der Delta-Variante infiziert gewesen waren, große Mengen des Virus in Nase und Rachen getragen hatten.
Was die Variante so besonders macht, ist ihre hohe Übertragbarkeit. Dr. Rochelle Walensky
Das bestätigt auch del Rio: Infizierte würden 1000-mal mehr Viren ausscheiden als beim Wildtyp. Als Basis-Reproduktionszahl R0 nennt er für den Wildtyp 3 und für Delta 6 bis 8. ?Das macht die Variante sehr besorgniserregend?, so sein Fazit.
Patienten mit Delta-Durchbruch haben eine hohe Viruslast
Ein Blick speziell auf Durchbruchsinfektionen mit Delta: In Großbritannien ist die Variante für rund 99% aller Infektionen mit SARS-CoV-2 verantwortlich. Zahlen von Public Health England zeigen jetzt, dass doppelt Geimpfte bei einer Durchbruchsinfektion hohe Virustiter haben. Ihre Cycle-threshold-Werte (Ct-Werte) bei der Untersuchung von Abstrichen waren vergleichsweise niedrig. Der Ct-Wert gibt bekanntlich an, wie viele Zyklen bis zum Nachweis erforderlich sind. Kleine Ct-Werte entsprechen also einer hohen Viruslast. Zum Vergleich: Doppelt Geimpfte mit einer Durchbruchsinfektion der Alpha-Variante hatten hohe Ct-Werte, entsprechend einer niedrigen Viruslast.
Daten aus Vietnam bestätigen die Angaben aus UK: Durchbruch-Infektionen der Delta-Variante sind mit hohen Viruslasten, verlängerter PCR-Positivität und niedrigen Spiegeln von durch den Impfstoff induzierten neutralisierenden Antikörpern verbunden, was die Übertragung zwischen den geimpften Personen erklärt. Physische Distanzierungsmaßnahmen bleiben damit von entscheidender Bedeutung, um die Übertragung der SARS-CoV-2-Delta-Variante zu reduzieren.
mpfungen in Delta-Zeiten: Wo stehen wir?
Dass nun 34,9% aller wegen COVID-19 stationär behandelten Patienten in UK 2 Impfungen hatten, beutete jedoch nicht, dass zugelassene Vakzine wirkungslos seien, erklärt Dr. Peter Openshaw vom Imperial College London gegenüber dem britischen Science Media Center. Ansonsten müsste ihr Anteil rund 75% betragen ? so viele Menschen seien in Großbritannien nämlich derzeit geimpft.
Der US-Kardiologe und Editor-in-Chief von Medscape Dr. Eric Topol fast auf Twitter wichtige Daten dazu zusammen. Er nennt insgesamt 5 Studien mit Hinweis auf eine geringere Impf-Effektivität gegenüber der Delta-Variante ? wenn auch in unterschiedlichem Maße:
Quelle: Topol
Die Daten erscheinen, als ob der Moderna-Impfstoff deutlich effektiver gegen diese Variante sei als der Pfizer/BioNTech-Impfstoff. Doch die Unterschiede zwischen BioNTech/Pfizer und Moderna seien in der Praxis ?wahrscheinlich erheblich geringer? und ?aufgrund des Zeitfaktors verzerrt?, so Topol weiter.
Im Interview weist del Rio jedenfalls darauf hin, dass Impfungen ? zusammen mit Abstandsregeln und Masken ? immer noch die richtige Wahl seien, um sich vor Infektionen zu schützen. Booster-Impfungen hält er für sinnvoll, aber ?im Idealfall mit modifizierten Vakzinen, die eine höhere Effektivität gegen Varianten haben?. Und das kann dauern.
Die Delta-Variante macht eine Herdenimmunität unmöglich
Damit rückt das erklärte Ziel vieler Immunologen, Herdenimmunität zu erzielen, in weite Ferne. Laut Robert Koch-Institut (RKI) müssten etwa 85% aller 12- bis 59-Jährige und 90% aller Einwohner ab 60 Jahren dafür einen Schutz gegen Infektionen haben.
In einer Rede vor dem britischen Parlament sagte Sir Andrew Pollard, Professor für pädiatrische Infektionen und Immunität an der Universität Oxford, dass das Erreichen einer Herdenimmunität ?keine Möglichkeit? mehr darstelle, jetzt, da sich die Delta-Variante im Umlauf befinde. Pollard war an der Entwicklung des Oxford/AstraZeneca-Impfstoffs maßgeblich beteiligt. Wie er zusammenfasst, kommt es mit Delta selbst in geimpften Populationen aufgrund der Durchbrüche zu weiteren Infektionen und ? damit verbunden ? zu weiteren Übertragungen.
Pollard erklärte, nach aktuellem Kenntnisstand sei es damit ?unwahrscheinlich, dass jemals eine Herdenimmunität erreicht wird?. Die nächste Variante des neuartigen Coronavirus werde ?vielleicht noch besser hinsichtlich einer Übertragung in geimpften Populationen? sein.
Israel sei ein gutes Beispiel für die Problematik, so Pollard. Die COVID-19-Fälle waren im Land zurückgegangen, nachdem etwa 80% der Erwachsenen geimpft worden waren. Das habe Grund zur Hoffnung gegeben, dass Herdenimmunität erreicht worden sei. Aber, so Pollard weiter, die Delta-Variante habe seitdem zu einem neuerlichen Anstieg der Fallzahlen geführt.
Hinweis auf neue Symptome
Was die Sache noch schwieriger macht: Forschende der britischen Zoe Covid Symptom Studie fanden heraus, dass die Delta-Variante anfangs nicht die Beschwerden verursacht, die Ärzte vom Wildtyp oder von früheren Varianten kennen. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um Infektionen bei Ungeimpften oder um Durchbruchsinfektionen handelt. Bei der Studie können Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion per App ihre Beschwerden melden.
Gegenüber der BBC haben Wissenschaftler die zentralen Unterschiede zusammengestellt: Die klassischen Symptome, auf die Menschen bislang achten sollten, waren laut NHS vor allem Husten, Fieber und der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns. Studienleiter Prof. Dr. Tim Spector sagt: ?Seit Anfang Mai schauen wir uns die Top-Symptome bei den App-Nutzern an ? und sie sind nicht mehr dieselben wie früher.? Genau ab diesem Zeitpunkt habe sich die Delta-Variante in Großbritannien ausgebreitet.
?Wir hören jetzt bei jungen Menschen oft von einer laufenden Nase und von Kopfschmerzen?, so Spector. Menschen, die möglicherweise dächten, sie hätten eine banale Erkältung, würden weiter Freunde besuchen oder auf Partys gehen. Das könnte zu einer noch schnelleren Ausbreitung beitragen, befürchtet der Experte.
Höhere Morbidität und Mortalität durch Delta?
Und auch die Durchbruchsinfektionen verlaufen nicht immer harmlos. Das zeigen Berichte aus Israel. Das Land gilt als Musterbeispiel für ein gelungene Impfkampagne. Knapp 60% aller 9,4 Millionen wurden bislang geimpft. Trotzdem schnellte die Zahl an Neuinfektionen kürzlich rapide nach oben. Am 11. August wurden rund 6.500 weitere Fälle gemeldet, bei einer Inzidenz von über 300. Israelische Medien berichten, dass immer mehr Patienten aufgrund von COVID-19 hospitalisiert würden ? aber dass die Erkrankung milder verlaufe als während der 1. Welle.
Verlässliche Daten gibt es bislang nicht, aber zumindest Hinweise. Die dpa etwa schreibt über eine kanadische Studie zur Delta-Variante. Bei Patienten waren diverse Risiken ? verglichen mit dem Wildtyp ? stark erhöht:
Stationäre Behandlung: 120%
Intensivpflege: 287%
Mortalität: 287%
Diese Daten seien allerdings noch nicht abschließend geprüft und veröffentlicht, relativiert die dpa. Wie hoch der Prozentsatz Geimpfter in dieser Kohorte war, ist ebenfalls unbekannt.
?Zurzeit sehen wir eine weltweite Übertragung der Delta-Variante von SARS-CoV-2?, sagt Prof. Dr. Carlos del Rio von der Emory University School of Medicine, Atlanta, USA. Erstmals im Oktober 2020 in Indien entdeckt, breitet sich Delta global immer stärker aus. Laut GISAID und Statista sind in Europa je nach Land zwischen 80,7% bis 99,9% aller PCR-Nachweise mittlerweile positiv für diese Variante. Auch in den USA liegt der Anteil bei weit über 80%.
Höhere Kontagiosität der Delta-Variante
?Was die Variante so besonders macht, ist ihre hohe Übertragbarkeit?, betont del Rio. Die US Centers of Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta, schreiben, Delta sei ähnlich kontagiös wie die Pocken. Und Dr. Rochelle Walensky, Direktorin der CDC, sagt, neue Forschungsergebnisse zeigten, dass geimpfte Menschen, die mit der Delta-Variante infiziert gewesen waren, große Mengen des Virus in Nase und Rachen getragen hatten.
Was die Variante so besonders macht, ist ihre hohe Übertragbarkeit. Dr. Rochelle Walensky
Das bestätigt auch del Rio: Infizierte würden 1000-mal mehr Viren ausscheiden als beim Wildtyp. Als Basis-Reproduktionszahl R0 nennt er für den Wildtyp 3 und für Delta 6 bis 8. ?Das macht die Variante sehr besorgniserregend?, so sein Fazit.
Patienten mit Delta-Durchbruch haben eine hohe Viruslast
Ein Blick speziell auf Durchbruchsinfektionen mit Delta: In Großbritannien ist die Variante für rund 99% aller Infektionen mit SARS-CoV-2 verantwortlich. Zahlen von Public Health England zeigen jetzt, dass doppelt Geimpfte bei einer Durchbruchsinfektion hohe Virustiter haben. Ihre Cycle-threshold-Werte (Ct-Werte) bei der Untersuchung von Abstrichen waren vergleichsweise niedrig. Der Ct-Wert gibt bekanntlich an, wie viele Zyklen bis zum Nachweis erforderlich sind. Kleine Ct-Werte entsprechen also einer hohen Viruslast. Zum Vergleich: Doppelt Geimpfte mit einer Durchbruchsinfektion der Alpha-Variante hatten hohe Ct-Werte, entsprechend einer niedrigen Viruslast.
Daten aus Vietnam bestätigen die Angaben aus UK: Durchbruch-Infektionen der Delta-Variante sind mit hohen Viruslasten, verlängerter PCR-Positivität und niedrigen Spiegeln von durch den Impfstoff induzierten neutralisierenden Antikörpern verbunden, was die Übertragung zwischen den geimpften Personen erklärt. Physische Distanzierungsmaßnahmen bleiben damit von entscheidender Bedeutung, um die Übertragung der SARS-CoV-2-Delta-Variante zu reduzieren.
mpfungen in Delta-Zeiten: Wo stehen wir?
Dass nun 34,9% aller wegen COVID-19 stationär behandelten Patienten in UK 2 Impfungen hatten, beutete jedoch nicht, dass zugelassene Vakzine wirkungslos seien, erklärt Dr. Peter Openshaw vom Imperial College London gegenüber dem britischen Science Media Center. Ansonsten müsste ihr Anteil rund 75% betragen ? so viele Menschen seien in Großbritannien nämlich derzeit geimpft.
Der US-Kardiologe und Editor-in-Chief von Medscape Dr. Eric Topol fast auf Twitter wichtige Daten dazu zusammen. Er nennt insgesamt 5 Studien mit Hinweis auf eine geringere Impf-Effektivität gegenüber der Delta-Variante ? wenn auch in unterschiedlichem Maße:
Quelle: Topol
Die Daten erscheinen, als ob der Moderna-Impfstoff deutlich effektiver gegen diese Variante sei als der Pfizer/BioNTech-Impfstoff. Doch die Unterschiede zwischen BioNTech/Pfizer und Moderna seien in der Praxis ?wahrscheinlich erheblich geringer? und ?aufgrund des Zeitfaktors verzerrt?, so Topol weiter.
Im Interview weist del Rio jedenfalls darauf hin, dass Impfungen ? zusammen mit Abstandsregeln und Masken ? immer noch die richtige Wahl seien, um sich vor Infektionen zu schützen. Booster-Impfungen hält er für sinnvoll, aber ?im Idealfall mit modifizierten Vakzinen, die eine höhere Effektivität gegen Varianten haben?. Und das kann dauern.
Die Delta-Variante macht eine Herdenimmunität unmöglich
Damit rückt das erklärte Ziel vieler Immunologen, Herdenimmunität zu erzielen, in weite Ferne. Laut Robert Koch-Institut (RKI) müssten etwa 85% aller 12- bis 59-Jährige und 90% aller Einwohner ab 60 Jahren dafür einen Schutz gegen Infektionen haben.
In einer Rede vor dem britischen Parlament sagte Sir Andrew Pollard, Professor für pädiatrische Infektionen und Immunität an der Universität Oxford, dass das Erreichen einer Herdenimmunität ?keine Möglichkeit? mehr darstelle, jetzt, da sich die Delta-Variante im Umlauf befinde. Pollard war an der Entwicklung des Oxford/AstraZeneca-Impfstoffs maßgeblich beteiligt. Wie er zusammenfasst, kommt es mit Delta selbst in geimpften Populationen aufgrund der Durchbrüche zu weiteren Infektionen und ? damit verbunden ? zu weiteren Übertragungen.
Pollard erklärte, nach aktuellem Kenntnisstand sei es damit ?unwahrscheinlich, dass jemals eine Herdenimmunität erreicht wird?. Die nächste Variante des neuartigen Coronavirus werde ?vielleicht noch besser hinsichtlich einer Übertragung in geimpften Populationen? sein.
Israel sei ein gutes Beispiel für die Problematik, so Pollard. Die COVID-19-Fälle waren im Land zurückgegangen, nachdem etwa 80% der Erwachsenen geimpft worden waren. Das habe Grund zur Hoffnung gegeben, dass Herdenimmunität erreicht worden sei. Aber, so Pollard weiter, die Delta-Variante habe seitdem zu einem neuerlichen Anstieg der Fallzahlen geführt.
Hinweis auf neue Symptome
Was die Sache noch schwieriger macht: Forschende der britischen Zoe Covid Symptom Studie fanden heraus, dass die Delta-Variante anfangs nicht die Beschwerden verursacht, die Ärzte vom Wildtyp oder von früheren Varianten kennen. Das gilt unabhängig davon, ob es sich um Infektionen bei Ungeimpften oder um Durchbruchsinfektionen handelt. Bei der Studie können Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion per App ihre Beschwerden melden.
Gegenüber der BBC haben Wissenschaftler die zentralen Unterschiede zusammengestellt: Die klassischen Symptome, auf die Menschen bislang achten sollten, waren laut NHS vor allem Husten, Fieber und der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns. Studienleiter Prof. Dr. Tim Spector sagt: ?Seit Anfang Mai schauen wir uns die Top-Symptome bei den App-Nutzern an ? und sie sind nicht mehr dieselben wie früher.? Genau ab diesem Zeitpunkt habe sich die Delta-Variante in Großbritannien ausgebreitet.
?Wir hören jetzt bei jungen Menschen oft von einer laufenden Nase und von Kopfschmerzen?, so Spector. Menschen, die möglicherweise dächten, sie hätten eine banale Erkältung, würden weiter Freunde besuchen oder auf Partys gehen. Das könnte zu einer noch schnelleren Ausbreitung beitragen, befürchtet der Experte.
Höhere Morbidität und Mortalität durch Delta?
Und auch die Durchbruchsinfektionen verlaufen nicht immer harmlos. Das zeigen Berichte aus Israel. Das Land gilt als Musterbeispiel für ein gelungene Impfkampagne. Knapp 60% aller 9,4 Millionen wurden bislang geimpft. Trotzdem schnellte die Zahl an Neuinfektionen kürzlich rapide nach oben. Am 11. August wurden rund 6.500 weitere Fälle gemeldet, bei einer Inzidenz von über 300. Israelische Medien berichten, dass immer mehr Patienten aufgrund von COVID-19 hospitalisiert würden ? aber dass die Erkrankung milder verlaufe als während der 1. Welle.
Verlässliche Daten gibt es bislang nicht, aber zumindest Hinweise. Die dpa etwa schreibt über eine kanadische Studie zur Delta-Variante. Bei Patienten waren diverse Risiken ? verglichen mit dem Wildtyp ? stark erhöht:
Stationäre Behandlung: 120%
Intensivpflege: 287%
Mortalität: 287%
Diese Daten seien allerdings noch nicht abschließend geprüft und veröffentlicht, relativiert die dpa. Wie hoch der Prozentsatz Geimpfter in dieser Kohorte war, ist ebenfalls unbekannt.
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