Montag, 24. Juli 2017
Der herrliche Garten
Leider komme ich diesen Sommer aus beruflichen Gründen nicht zu meinem geliebten Bergurlaub. Was ein Unglück ist, denn meine Hoch- und Klettertouren sind mein eigentlicher Lebensinhalt, und für diesen Sommer war der Campanile Basso vorgesehen. Aber es läuft nicht alles wie geplant. So muss ich leider mit dem eigenen Garten vorlieb nehmen. Der allerdings ist wunderbar.
















Na ja, zumindest im Kleinen, an den Talleitwänden und Klippen des Okertals lässt sich noch klettern.



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Freitag, 7. Juli 2017
Ayatollah Raabe
Bin kürzlich am Wilhelm-Raabe-Haus in Braunschweig vorbeigefahren, dessen Fassade mit einem Portrait des Poeten verziert ist. Spontan dachte ich beim Anblick des Mannes mit dem langen weißen Bart: "Das ist der Imam Khomeiny!" Tempora mutandur.

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Samstag, 1. Juli 2017
Willkommen unter Normalos
Ich habe zwar einen sehr großen Bekanntenkreis, aber von der Zusammensetzung her ist der schon speziell, sozusagen selektiert. Ich nenne mal die Kriterien, nach denen mensch die Leute sortieren kann, wobei die teilweise entweder-oder und teilweise sowohl-als-auch-Kriterien erfüllen.

1) Linke, teils mit Szenehintergrund, zumindest aber das was früher einmal alternatives Milieu genannt wurde

2) Akademisches Publikum, Studierte (durchaus nicht immer links)

3) Malocher, Industriearbeiter mit straightem gewerkschaftlichen Hintergrund, mensch könnte durchaus klassenbewusste Proleten dazu sagen

4) Kletterfexe und Abenteurer


All diese Leute zeichnet aus dass ihre Ansichten nicht allzu konventionell und stromlinienförmig sind, und vieles was wohl gesellschaftlicher Mainstream ist ging in meinem bisherigen Leben an mir vorbei. Das bekam ich nun bei etlichen Workshops mit jungen KollegInnen mit, die derartig krass Klischees leben wie ich es mir bisher nicht hatte vorstellen können. Männer, die damit prahlen wieviel Alkohol sie vertragen können und wieviele Frauen sie schon gepimpert haben, dasselbe aber Frauen nicht zugestehen - das sind dann Schlampen - und Frauen, die mit dem schlechten Gewissen gegenüber ihren Typen und ihren Familien kämpfen weil sie Karriere machen und die im Übrigen der Meinung sind jede Frau müsste totalkörperenthaart sein und deshalb qualvolles Epilieren über sich ergehen lassen (ohne begründen zu können warum eigentlich) und generell Leute, die absolut nicht nachvollziehen können wieso ich mich politisch engagiere oder warum ich bergsteige und die mir meine turbolente Szenebiografie nicht glauben wollen weil sie sich so etwas gar nicht vorstellen können. Auch nicht etwa Rucksackurlaub in fernen Ländern zu machen. Urlaub ist chillen oder Ballermann, etwas riskieren tut mensch nur im Bereich Drogen, aber doch nicht um politischer Ideale willen oder aus reinem Abenteuer heraus. Sportlich sein bedeutet pure Kraft und klassisches Pumpen in der Muckibude, Klettern oder Kampfsport sind da geradezu etwas Außerirdisches. Richtig religiös ist niemand von denen, aber so ein Quäntchen Aberglaube und Esoterik verbreitet.


Wenn so die anschlussfähige Mehrheit der Gesellschaft gestrickt ist bekommen im Nachhinein so einige der Äußerungen von Leuten wie Momo oder Loellie noch Sinn. Bisher hatte ich mir Menschen mit solchen Ansichten in der erlebten Reinkultur nicht vorstellen können.

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Sonntag, 18. Juni 2017
Staatstrauer für Helmut Kohl
Was ist zu erwarten? Werden die Kurt-Schmacher- und die Konrad-Adenauer-Brücke jetzt in "Über den Jordan 1" und "Über den Jordan 2" umbenannt? Wird er standesgemäß in einer birnenförmigen Urne beigesetzt?

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Montag, 5. Juni 2017
Von der Bedeutung der Begriffe
Es ist immer wieder interessant zu sehen welche Begrifflichkeiten wir verwenden, wo sie herkommen und welche Bedeutungswandel sie in den Zeitläuften vollzogen haben. Während "geil" heute so etwas bedeutet wie früher "toll" (was zu einer anderen Zeit wahnsinnig meinte) oder "toff" hieß das früher mal sexuell extrem erregt und war ein Ausdruck der absoluten Vulgärsprache. "Die Katze aus dem Sack holen" bedeutete mal, die neunschwänzige Katze aus dem roten Beutel in dem sie verwahrt wurde herauszuholen, um eine Auspeitschung zu vollstrecken (der Nierengurt wurde übrigens ursprünglich nicht für Motorradfahrer erfunden sondern für zur Auspeitschung Verurteilte, um diese lebenswichtigen Organe zu schonen).

In meiner Kindheit gab es noch die Drohung "Du bekommst eine Naht", und das bedeutete im Ursprung, so schwer gepeitscht oder gestockprügelt zu werden dass die Wunden genäht werden mussten.

"Spitz auf Knopf" kommt daher, dass ein unterlegener Gladiator entweder erstochen wurde oder den Schwertgriff in die Hand bekam und würdevoll fortgehen konnte. "Bankrott" bedeutete ursprünglich die umgestoßene Bank des Geldwechslers ("Banco rotto", Banken waren damals keine Institutionen, sondern schlicht die hölzernen Bänke von Geldwechslern und Geldverleihern), von der sich in diesem Fall Gläubiger oder unzufriedene Kunden das heruntergeworfene Geld nahmen. Ein Korso war mal eine Rundfahrt von Seeräubern ums Mittelmeer, bei der sie alles plünderten was zu kriegen war, die Teilnehmer waren die Korsaren und hinter ihnen standen Aktiengesellschaften, die die Piraterie als Geschäft betrieben. Das Versicherungswesen hatte seinen Ursprung darin, Handelshäuser für die damit verbundenen Verluste zu entschdigen.

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Sonntag, 4. Juni 2017
Sahne an den Fenstern
An und für sich kenne ich mich in der Sprache des Rotlichtmilieus aus, aber dieser Ausdruck bereitet mir Kopfzerbrechen: "Sahne an den Fenstern" bzw. "Sahne vor den Augen". Es beinhaltet eine Drohung, es ist etwas das mit Leuten gemacht wird die bei der Schmiere gesungen haben. Aber was ist damit gemeint? Weiß das wer?

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Sonntag, 28. Mai 2017
Mutterwitz revisited
Meine 2012 verstorbene Mutter zeichnete sich durch einen skurrilen, trockenen Humor aus, dessen schönste Blüten ich auf diesem Blog dokumentiert habe. Beim Nachlesen aus größerem zeitlichen Abstand wurde mir erst klar, um was für Perlen es sich da handelt. Also kommt das Ganze, im Ursprung über Jahre zusammengetragen (2006 bis 2012) hier noch mal am Stück.

Mein Vater erzählte von einem kostenlosen Hörtest für Hörgerätebedarf und meinte, da Mutter da eh nicht hinginge könnte er das ja mal machen und sich für sie erkundigen. Daraufhin erwiderte meine Mutter: "Auf dem linken Auge bin ich eh fast blind."

Ah ja

Zu dem sensationellen Sieg der deutschen Frauenelf in Mannheim meinte meine total begeisterte Mutter, Célia Okoyino da Mbabi sollte mal für eine Saison zur Männermannschaft geschickt werden um denen zu zeigen wie Tore geschossen werden und Mannheim sollte in Frauheim umbenannt werden.

Meine Mutter ist ja für ihren schwarzen Humor bekannt. Seit einigen Wochen nun liegt die alte Dame im Krankenhaus. Als Vater und ich sie heute besuchten, erwartete sie uns zeitunglesend in ihrem Krankenbett und erzählte, sie gucke, ob ihre Todesanzeige schon drin sei.

War gerade bei meinen Eltern zum Essen, und was meine Mutter da mit ihrem trockenen Humor vorlegte war wieder köstlich. Vater meinte, sie wäre ja die Güte und Sanftmut in Person, zumindest äußerlich. Wie oft sie insgeheim schon den Wunsch gehegt hätte, ihn oder mich umzubringen sähe man ihr ja nicht an. Da erwiderte sie, das würde ja auch Sinn machen und sich lohnen, sie wüste aber nicht, wie sie es anstellen sollte und hätte es daher auch noch nie versucht. Ein anderes Highlight brachte sie, als Vater meinte, Kind mache jetzt eine Aktion, mit der man kostenlos eine Woche ein Hörgerät zur Probe tragen könne. Da versetzte sie, sie sei froh, nicht alles hören zu müssen, sie wolle doch nicht auch noch alles mitbekommen, was um sie herum vorginge, wo kämen wir denn da hin.


Kommentar meiner Mutter zur Flutkatastrophe in Australien: "Die Krokodile probieren jetzt die Australier und dann kommen sie auf den Geschmack."

Meine Mutter bekommt alle 6 Wochen Hausbesuch von ihrer Ärztin. Als Vater ihr sagte, dass am nächsten Tag wieder Besuchstag wäre fragte sie: "Welche Krankheiten sind denn gerade im Angebot?"

Momentan arbeite ich an einer Reportage zum Thema Extrembergsteigen und erzählte meiner Mutter, dass ich es gut finde, wie fair eine Redaktion dabei mit mir umgeht. In dem Zusammenhang wies ich darauf hin, dass ich als freier Journalist meinen Honoraren früher mühsam hinterherlaufen musste. Da meinte sie: "Als Bergsteiger hast Du mit dem Laufen ja Deine Schwierigkeiten."


Manchmal übertrifft meine Mutter ja sich selbst. Als sie sich kürzlich darüber beschwerte, dass es doch völliger Unfug sei, wenn der Wetterbericht bei relativ kühler Witterung vor einem Gewitter warne, erklärte Vater ihr, was eine Kaltfront ist und wie aus einem wandernden Tiefdruckgebiet ein Gewitter entsteht. Als sie dann fragte, woher er das wisse, erwiderte er, er hätte zwar nur Volksschulabschluss, aber durch ständiges Lesen aller möglichen Literatur sich dennoch eine solide Bildung angeeignet. "Hoffentlich kriegst Du nicht vor lauter Bildung einen total dicken Kopf" antwortete sie, "und der platzt dann und die ganze Bildung spritzt durch die Gegend!", worauf er schlagfertig erwiderte "dann kriegst Du davon auch was ab.


Es war herrlich, mal wieder den Erzählungen meiner Eltern aus deren Jugendzeit zuzuhören. Da ging es um Kohlenklau, die bemerkenswerte Tatsache, dass auch eine sehr betagte Tante noch Güterwagen entern konnte, um Arbeiter, die von Studenten Aktentaschen eintauschten, um darin unbehelligt Briketts schmuggeln zu können ("reichte aber nur zum Kaffeekochen, so Vater), und Mutter erzählte, dass sie Vater (mit dem sie noch nicht verlobt war) auf dem Fahrrad einen Nichtraucher vorbeibrachte, damit dessen Familie was zu essen hatte. "Wie bitte?" fragte ich, "Nichtraucher?"

Der Vater meiner Mutter war Viehändler, und Nichtraucher nannte man Ferkel, die wenig Appetit hatten und daher als Mastferkel ungeeignet waren, weswegen man sie nicht verkaufte, sondern für Eigenschlachtbedarf zurückhielt. Mit väterlicher Genehmigung brachte sie der armen Familie ihres Freundes auf dem Gepäckträger einen Nichtraucher vorbei. So hatten meine Eltern auch viel Verständnis für Rio Reisers "Es ist wahr, dass die Kühe das Gras nicht rauchen, sonder fressen."

--- Als ich ihr Fotos von einer sehr extremen Bergtour zeigte, über die Andere Sprüche wie "völlig verrückt, "lebensgefährlich", "Wahnsinn" äußerten war ihr ganzer Kommentar angesichts der aktuellen Affenhitze: "Zumindest ist es da oben kühl, da könnten die Bergsteiger ja mal was von abgeben."

Ich besuchte gerade meine Mutter und fand sie die Trauerfeier für die Amoklauf-Opfer guckend. Zu einem Bischof oder sonstigen Prälaten, jedenfalls purpurgewandet meinte sie: "Das ist der Schlimmste, der Obermuckel!".

Wochenenden mit meinen Eltern zusammen sind mitunter Klasse. Vater las meiner Mutter eine Speisekarte vor, und sie wusste nicht, was Basilikum ist. Als ich ihr sagte, dass das ein als Gewürz verwendetes Küchenkraut sei, erwiderte sie, bei ihr zuhause (d.h. in den 30er Jahren auf einem Hof) habe es zum Würzen nur Salz und Petersilie gegeben und nicht so ein neumodisches Zeug. Daraufhin sagte ich, dass Basilikum schon seit 3000 Jahren verwendet wird. Prompt kam: "Dann wird es höchste Zeit, dass man damit aufhört!".
Die Sprüche meiner Mutter zu der sehr gelungenen Weihnachtsbescherung waren ja wieder klasse. Zu Vater, der sich über ein Akkupressurbuch freute, meinte sie "Schon ist er gesund!", zu meiner neuen The Norce Face-Jacke sagte sie, dass die aber sehr rot sei, worauf ich erwiderte, ein Bergsteiger bräuchte eine auffällige Jacke. "Ich weiß, du willst unbedingt gerettet werden, stehst halt auf kostenlose Hubschrauberflüge!", und zu den vielen Cremebädern und Anti-Aging-Lotions, die ihr geschenkt wurden "Da muss meine Haut ja gesund werden, wenn sie es nicht wird, ist sie selber schuld!".
Wunderbar!

Die Sprüche meiner Mutter sind ja besser als jede Comedy. Bei einem Anruf aus meinem Urlaub erwiderte sie auf "Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wieviele Apfelbäume es im Vinschgau gibt!" "Gut, dann stelle ich mir das nicht vor."

Als ich mal meinte, ich hoffte, dass sie mir noch möglichst lange erhalten bliebe, kam "jemand muss ja schließlich die Suppe kochen, wenn Du hier bist." Als ich daraufhin meinte, dass ich sie für einen der wertvollsten Menschen hielte, die ich kenne, kam als Antwort "Das geht mir natürlich runter wie Öl. Übrigens gibt es von Biskin da eine neues Olivenöl, das wäre was für Dich."


Und kürzlich erzählte ich, dass ich nur zweimal im Leben von einer Wespe gestochen wurde, einmal als Kind und einmal mit 30, da meinte sie "Dann wird die Wespe sich wohl gefreut haben, dich wiederzuerkennen."


Meine Mutter war mal wieder klasse: Ich erzählte etwas von einer Stadt, in der ich sehr lange gelebt habe, wie ich fälschlicherweise meinte, 18 Jahre. "Es waren 16", stellte sie richtig, nicht ohne den Kommentar, "aber Du bist ja Historiker, solche Leute denken in Jahrhunderten, da sind zwei Jahre mehr oder weniger nicht so wichtig und ohnehin eine Frage der Quellenlage."

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Freitag, 26. Mai 2017
Vaterwitz oder "Was ist Normalität?"
Zum trockenen Humor meiner Mutter hatte ich unter der Rubrik "Mutterwitz" ja etliche Postings geschrieben https://che2001.blogger.de/search?q=Mutterwitz&submit=start , nachdem sie gestorben ist ist es damit leider zu Ende. Um sie selbst zu zitieren: Nun ist sie ja still (Zitat meiner Mutter zum Tod von Regine Hildebrand: "Die SPD-Tante mit der lauten Klappe aus Brandenburg ist gestorben. Na ja, nun ist sie ja still."). Mein Vater allerdings, mit 88 auch kein Jungspund mehr ist da auch nicht zu verachten. Er sagte kürzlich Folgendes: "Ich habe da im Radio so eine katholische Predigt gehört in der ein Priester sagte, die Homoehe könne von der Kirche nicht akzeptiert werden da nur die Ehe zwischen Mann und Frau heilig sei und Schwule und Lesben widernatürlich und nicht normal seien. Das ist schon ganz doll: Die glauben daran, dass Jesus über das Wasser gegangen ist, aus Nichts Fisch und Brot gemacht hat um Zehntausend Leute zu speisen und von einer Jungfrau geboren wurde. Das glauben die alles, aber dass Männer Männer und Frauen Frauen lieben soll widernatürlich und unnormal sein? Bei deren eigener Gedankenwelt sind die schon disqualifiziert über so etwas zu sprechen, erschwerend hinzu kommt dass sie Sex selber gar nicht haben dürfen und darüber reden wie Blinde über grün und violett."

Klasse!

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Dienstag, 23. Mai 2017
Versicherungsfrage
Gibt es eine Elementarschadensversicherung, die Quantenblitze einschließt? Nicht ohne einen Sunblocker-Lichtschutzfaktor zehn Trilliarden.

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Der Neger
Was sagen eigentlich die ganzen POC-Betroffenheits-PC-Leute zu diesem Song?

https://www.youtube.com/watch?v=486myI17_cw

Ich hatte es in Göttingen mal erlebt, dass zu einem Lied mit dem Refrain "Hier kommt der Zulu-Mann, der Zulu-Mann, der zwölfmal hintereinander kann" die Morallinken ebenso wie die Rechten völlig wütend wurden, während von Türken bis Flüchtlings sich die Leute dafür begeisterten.

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