Sonntag, 15. Februar 2015
Die drei von der Baustelle
Die alte Story wurde beim Karneval wieder aufgewärmt, ist hinreichend bizarr und also auch ein Karnevalsthema. Und natürlich auch so herrlich anti-PC-moralisch.


Also: Drei Mitstreiterinnen jobbten während ihres Studiums, in den Semesterferien auf einer Baustelle, bei einem Maurerbetrieb. Das war in den Neunzigern. Die Arbeit war körperlich sehr fordernd, machte aber Spaß, war gut für den Teint, und die ganzen fortwährenden Komplimente von den strammen Jungs waren Zucker fürs Ego. Nach ein paar Tagen bat der Polier die Ladies jedoch zum Gespräch und teilte ihnen mit dass er sie nicht weiter beschäftigen könne, da sie die Arbeitsabläufe beeinträchtigten. Sie waren total erstaunt und erwiderten, wieso, sie arbeiteten doch gut und die Kollegen wären sehr nett. Der Polier kratzte sich am Kopf, wurde knallrot und eierte ziemlich herum, bis Anja verlangte, dass er jetzt gefälligst auf den Punkt kommen solle.


Das kam er dann auch. Die Kalksandsteine fürs Fundament, die mit dem ovalen Loch in der Mitte in das sich so praktisch reingreifen lässt würden wegen dieses Lochs "Fotzen" genannt. Und seit drei Frauen auf der Baustelle arbeiteten traue sich niemand mehr "Harry, schieb mal ne Karre Fotzen rüber!" über den Platz zu schreien und deshalb käme es zu Verzögerungen.

Es gibt Probleme der Arbeitswelt, von denen machen wir uns keine Vorstellung;-)

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Längster Karnevalsumzug Norddeutschlands abgesagt, oder: Der Witzbollah schlägt zu
Aufgrund von Verdachtsmomenten, es könnte einen islamistisch motivierten Terroranschlag auf den Schoduwel, den Braunschweiger Karnevalsumzug geben wurde dieser kurzerhand abgesagt. Na ja, wir waren schon da - und gingen dann in ein Restaurant, das voll war von KarnevalistInnen. Sehr interkulturell zusammengesetzt, neben uns Mongolen in kostbaren Brokatkostümen, andererseits in mittelalterlich gewandete Bayerin mit erfreulicher Oberweite, die zwei Stunden ununterbrochen redete und dabei wirklich sehr unterhaltend war, auch substanzielles zu sagen hatte, zwischendurch Luftgitarre spielte.

Ansonsten scheint sich ja meine alte Prophezeiung, dass irgendwann ein Witzbollah darüber zu entscheiden habe, über was gelacht werden dürfte und über was nicht bereits bewahrheitet zu haben.

Wobei ich damit ursprünglich gar nicht die tatsächlichen Islamisten auf dem Korn hatte, sondern die linke PC-Moral-Fraktion.

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Freitag, 6. Februar 2015
Gute Vorsätze fürs neue Jahr und die Folgenden
Dachstein Südwand, Stüdlgrat, Dibona-Kante, Detmolder Grat komplett, Tosa di Brenta.

.........
EIGER NORDWAND

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Donnerstag, 5. Februar 2015
Bizarrer geht es nimmer
Diese Geschichte hier legt nahe, dass all die hier und in der Naxchbarschaft abgelaufenen Blogschlachten und absurden Shitstorms, die, sagen wir mal, mit sehr eindimensionalen und sehr an Formulierungsfragen aufgehängten PC-Moral-Anwendungen zu tun hatten nur die Spitze des Eisbergs sind. Das hier ist dermaßen gaga, dass Monty Python in Zusammenarbeit mit Douglas Adams, Terry Pratchett und Loriot es nicht besser hinbekommen hätten:

http://blogs.faz.net/deus/2015/01/30/die-feministische-aktivistin-im-bett-mit-dem-nazi-2360/


Ich schätze die Bedeutung feministischer Kritik als Bestandteil und eigenständige Komponente linker Kritik außerordentlich hoch ein. Ohne feministische Perspektiven sähen auch die heutigen Gesellschaftswissenschaften, insbesondere Geschichtswissenschaft und Soziologie heute anders, und weit ärmer aus. Der Kampf gegen Sexismus, für gleiche Löhne, für gesellschaftliche Partizipation, für die Hälfte der Welt für Frauen ist eine Sache, die mit ALLEN emanzipatorischen Inhalten zwingend verbunden ist.

Aber das hier ist etwas Anderes, es geht nicht um feministische Gesellschaftskritik, nicht um Verteigigung gegen sexistische Übergriffe oder irgendetwas in der Art, sondern um etwas, das ich Moralinfeminismus nenne und seit den mittleren Achtzigern nur zu gut kenne. Das schreihhalsige Niedermachen mißliebiger Personen durch Sexismusvorwürfe, die in dem Augenblick, in dem sie n der Öffentlichkeit sind sich schon nicht mehr entkräften lassen, selbst wenn sie nachweislich falsch sind, und die Verortung aller Debattenteilnehmenden entlang einer Schwarz-Weiß-Freund-Feind-Skala. Und da habe ich so Einiges erlebt.

Die Moralinfeministinnen die ich so kennenlernte waren größtenteils keine theoretisch besonders bewanderten Personen, auch keine Streetfighterinnen, sondern ätzend moralistische Sauberfrauen mit Herkunft aus Lehrer- und Pastorenfamilien. Wo ein "Ächtet-den-Macho" Pathos aus einem Guß war mit Bircher-Müsli, Vegetarismus und Mäßigung im Alkoholkonsum, dass alles als unhinterfragbares "Du Musst!"-Programm.

In Zeiten, in denen es noch kein Internet und kein Twitter gab passierten so Sachen dass Steckbriefe von Männern, die verdächtigt wurden einen Pornofilm sehen zu wollen - was nicht mal stimmte, es handelte sich um einen Revolutionsschinken - mit Foto und vollem Namen und der Überschrift "Alle Wixer in den Mixer, alle Macker untern Acker" und der Forderung, sie aus allen linken Zusammenhängen auszuschließen öffentlich plakatiert wurden.

Da passierte es, dass regelmäßig Sexismusvorwürfe gegen die Frontmänner bestimmter Punkbands erhoben wurden mit der Forderung, ihnen Hausverbote in einem Kulturzentrum zu erteilen. Tatsächlich ging es da um einen Verdrängungswettbewerb um Probenräume. Der instrumentelle Einsatz eines aus der Luft gegriffenen Vergewaltigungsvorwurfs gegen einen Genossen von mir wurde auch schon mal erwogen, scheiterte aber an mächtigen Verbündeten: Wer mit lokalen Szenegrößen befreundet ist, zu denen auch die Vorturnerinnen vom FrauenLesbenzentrum gehören ist da halt einfach die falsche Zielperson. Denn nicht um zutreffende und unzutreffende Vorwürfe, Schuld und Unschuld geht es bei diesem Spiel, sondern darum, wer mit wem wie gut vernetzt ist.

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Dienstag, 3. Februar 2015
Vergleichende Mythologie
Durch Querlesen unterschiedlicher Bücher gerade mal festgestellt, wo das "Mein Schaaaatz!" des Gollum aus dem Herrn der Ringe eigentlich herstammt, wie der gesamte Sprachduktus: Ben Gunn, Schatzinsel.

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Down under
Jetzt erst habe ich den Text von Man of Down under von Men at Work, der herrlich ironisch sich mit Vorurteilen über Australier beschäftigt verstanden. Der hat echt heftige Oma-fiel-ins-Klo und Der-weiße-Neger-Wumbaba-Qualitäten. Fängt schon damit an, dass ich jahrelang "A Man of allala lala" verstanden hatte. Nun ja, australisches Englisch ist auch seltwürdig. "Goodanitometcha" heißt "Good Day, nice to meet you", nur versteht das niemand von Up over;-)

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Sonntag, 1. Februar 2015
Treffendes über die singende Sagrotanflasche Helene Fischer
Ich muss zugeben da nicht ressentimentfrei zu sein und durchaus geprägt vom Populärfeminismus der linken Szene, und da geht eine durchgestylte dauerfröhliche Langhaarblondine nunmal gar nicht. Dass Klischee der Antifrau. Zusammen mit Trällermusik, Wiesngeschunkel, Haha-Fröhlichkeit und dieser Adabeimäßigen Omnipräsenz das Gegenteil von Aufklärung. Kein Wunder, dass diese Musik schon von der Polizei auf einer HoGeSa-Demo zur Beruhigung der Massen eingesetzt wurde. Die Huffington Post bringt gut auf den Punkt, was zu Helene Fischer zu sagen ist - und wieso das durchaus eine politische Dimension hat, denn gerade im unpolitischen liegt ja eine politische Integrationskaft des Systems.

http://www.huffingtonpost.de/2015/01/30/helene-fischer-fans-biedermeier_n_6571464.html

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Sonntag, 18. Januar 2015
Neues aus der Bizarrologie: Wenn progressive Theorie sich selber frisst
Es gibt Menschen, die wirken einem Regieskript von Monty Python entsprungen. Wenn es sich bei dem, was diese Gestalt betreibt um ein Counterintelligence-Projekt handelt das dazu dient, kritische Genderforschung derart lächerlich zu machen dass niemand mehr ein Stück Brot von ihr nimmt könnte ich das nachvollziehen, leider nimmt die sich aber sehr sehr ernst.

http://www.kritisch-lesen.de/rezension/sprachpolitik-als-klassenprivileg


Hier werden wichtige Ansätze linker Theorie umgebürstet in eine Richtung, die zwischen Kindergarten, Dada und narzisstischer Selbstinszenierung liegt, während tatsächlich klassenkämpferische, gesellschaftskritische Ansätze die an ökonomischen Verhältnissen ansetzen praktisch nicht mehr stattfinden. Zumindest wird erkennbar wo solche peinlichen Schmachgestalten wie die StörerInnen des Nobordercamps gezüchtet werden, diese akademische Variante von Orkhorden;-)

Diejenigen die sich daran abarbeiten allerdings tendieren in eine noch weitaus schlimmere Richtung: Biologistische, antifeministische, maskulinistische Privilegienverteidiger der übelsten Sorte, die den medialen Mainstream hinter sich wissen.

http://www.zeit.de/kultur/2014-11/lann-hornscheidt-feminismus-gender-maenner-polemik

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Sonntag, 11. Januar 2015
SM für Arme
Um mir einen günstigen Kalender zu besorgen shoppte ich kürzlich in einem 1-Euro-Laden und war erstaunt, was es dort nicht alles gibt. Unter anderem Flogger, also diese vielschwänzigen Spielzeugpeitschen. Und zwar für 3 Euro fuffzig. Die gleiche Version kostet im Sexshop 20 Euro. Da stellt sich dann die Frage nach Gewinnspanne, Produktionskosten und Produktionsbedingungen.

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Donnerstag, 8. Januar 2015
Was Sie schon immer über Filterblasen wissen wollten
aber nie so zu denken wagten findet sich hier:


http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2466008/#comments


Btw. letztlich lassen sich gewisse Konflikte die es hier so gab auch damit erklären, dass ich nie bereit war, hier eine Filterblase entstehen zu lassen und immer darauf aus bin, eine breite und pluralistische, multiperspektivische und multifaktorielle Diskussion zu führen. Informationen werden einem harten empirischen Faktencheck unterworfen. Wer schreibt, er sei schon seit 25 Jahren diskutierend im Internet unterwegs (und tatsächlich gibt es die Möglichkeit von Blogdiskussionen seit ca. 15 Jahren) bekommt hier ebenso sein Fett weg wie die, die angibt, zwischen Homophobie bzw. ihrem Gegenteil und der Fußballfankultur gäbe es keinen Zusammenhang, alle Linken insgesamt hätten einen bestimmte Mentalität oder Charakterstruktur, die wesentlich anders wäre als der Kollektivcharakter der Liberalen oder bestimmte Blogdiskutanten wären gekaufte Agenten von irgendwem. Oder die Diskriminierungserfahrungen anderer seien ein Mythos wie die Spinne in der Yuccapalme.

Umgekehrt, übertragen wir die Inhalte so mancher Filterblase auf die Realität, so wäre dieses Land bzw. die deutsche Normalbevölkerung in einem Ausmaße rassistisch, das einen Vergleich mit Apartheid-Südafrika zuließe, seien deutsche Fußgängerzonen permanent so eine Art sexuelle-Belästigungs-Spießrutenlauf für ALLE Frauen und wären ökolinks orientierte Leute allesamt zwanghaft autoritäre Menschen mit Blockwartsmentalität.

Und irgendwo glaubt sicher auch jemand an die bevorstehende Invasion der Teletubbies. Alles das und noch viel mehr wär wahr, wenn die Filterbubble König von Deutschland wär;-)

Fakt ist, dass Rassismus, Sexismus, soziale Kälte und diverse Formen politischer Schäbigkeit wichtige Themen sind, die hier und anderswo problematisiert werden, aber nie in der Form Realität sind, die die Filterblasen gerne haben würden. Ich kenne die Erfahrungen mit behördlichem Rassismus oder deutschem Alltagsrassismus, die Geflüchtete oder auch Afrodeutsche gemacht haben aus deren Erzählungen und zum großen Teil auch aus eigenem Miterleben und halte diesen Komplex für ein viel dominanteres Thema als den offenen Rassismus der Biedermänner und Brandstifter. Zugleich will ich jedoch nicht verschweigen, dass viele Bekannte von mir mit Herkunft aus arabischen Ländern, Lateinamerika, China, Japan oder Indien Deutschland für ein verdammt cooles Land halten, in dem sie sich oft freier und ungezwungener bewegen können als in der eigenen Ursprungsheimat. Der deutsche way of life ist für Zuwanderer attraktiv - so lange sie nicht arm sind. Wie dieses Land Arme entmündigt ist nicht lustig.

Es ist erschreckend und deprimierend, wie wenig 45 Jahre Neue Frauenbewegung im heutigen Sinne an sexualisierter Gewalt in diesem Lande geändert haben, ja, dass dieser Bereich zum großen Teil feministischer Diskussion gar nicht mehr zugänglich ist. Die Debatten der Blogfeministinnen und das, was in Frauenhäusern, auf der Straße und in den Betten passiert haben aber, sage ich mal vorsichtig, weitaus weniger miteinander zu tun als zu der Zeit, als der STERN mit "Wir haben abgetrieben" titelte und auch noch als Droste sich über "Mißbrauch mit dem Mißbrauch" lustig machte. Und so weiter und so fort, es lässt sich ins Unendliche weiterspinnen.

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