Dienstag, 17. Februar 2015
Robin Detje sagt wie es ist
Bei den ganzen Debatten um Political Correctness stehe ich ja deswegen stets zwischen allen Stühlen, weil ich weder den Diskriminierern Recht geben noch mich der Moral der Moralischen anschließen will. Und das dialektische bzw. multivektorielle Verhältnis zwischen mackermäßigem Priviliegienverteidigertum, Bemühen um eine diskriminierungsfreie Sprache und Verrennen in Sprachghettos, auf Pflegen eines puritanischen moralischen Rigorismus für ziemlich problematisch und schwer aufzulösen halte. Insofern stimme ich dem was Robin Detje hier schreibt zu, ohne allerdings diese ganzen aktuellen Sprachumbaubemühungen für sinnvoll zu halten.

http://www.zeit.de/kultur/2014-11/lann-hornscheidt-feminismus-gender-maenner-polemik

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my thoughts exactly (kein text)

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Ich habe mir nicht gemerkt, was genau die Kritikpunkte waren, aber ich erinnere mich, dass der Artikel einigen von der genderqueerbizarren Fraktion auch wieder nicht recht war. Wahrscheinlich lags z.T. einfach daran, dass ein weißer Heteromann den schrieb und das N-Wort vorkommt.

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Wahrscheinlich meinst Du das hier:

http://sanczny.blogsport.eu/2014/11/24/ulfharaldjanmatthias-und-robin/


Pubertätslyrik, die sich mit den Jahren herauswächst;-)


Mal abgesehen davon, dass ein Mann sowieso kein Feminist sein kann. Ich gehe auch zu keiner Selbsthilfegruppe für Hodenkrebs.

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Ja, genau, unter anderem.

Weiß nicht, ob sich das noch auswächst. Manchmal habe ich eher den Eindruck, dass diese Internet-Filterblasen den gegenteiligen Effekt haben, dergestalt, dass sich die darin Befindlichen mit den Jahren noch mehr gegenseitig hochschaukeln in ihren extremen Ansichten.

Ist bei PI und Konsorten auf der anderen Seite ja auch zu beobachten.

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Zu Deinem Nachtrag: In dem Artikel ist nirgendwo explizit die Rede davon, dass der Verfasser Feminist wäre oder sein Artikel ein Beitrag zum Feminismus - und doch wird der Artikel als Beispiel für "Typenfeminismus" angeprangert.

Desweiteren scheint es undenkbar zu sein, dass mann so einen Artikel schreiben könnte ohne dafür Kekse von der Krampfhennenfraktion zu wollen. Auch ein interessantes Männerbild...

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Kann mich lebhaft an eine Auseinandersetzung erinnern, in deren Verlauf es aus einem Frauen-Lesbenzusammenhang in Richtung Männer hieß "Wir brauchen euch zu absolut nichts" und die Antwort "Damit hätten wir auch nicht gerechnet, geht uns ja auch so" als schlimme Entgleisung und Entsolidarisierung gewertet wurde. Das ging beim Tod von Conny Wessmann so weit, dass auf die Feststellung "Ein Mensch wurde ermordet" geantwortet wurde "Eine Frau wurde ermodet, das ist wichtig". Die Ewiderung, ob denn die Jagd der Bullen auf die Antifas ein typischer Fall von Gewalt gegen Frauen gewesen sei wurde als Macho-Scheiße abgetan.

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Diese Art von doppelten Standards gibt irgendwelchen Maskus wie diesem Danisch ja immer schön Wasser auf die Mühle. Womit unsereins andererseits wieder das Problem hat, dass leider nicht alles falsch und erfunden ist, was bei ihm und auch bei diesen neulich thematisierten sciencefiles zusammengerührt wird. Und doch kann man angesichts der Schlussfolgerungen beim besten Willen nicht zu dem Schluss kommen, endlich sachts mal einer.

Ein gangbarer Weg, die fundamentalistischen Auswüchse der PCness zu kritisieren und dabei doch die Kirche im Dorf zu lassen, wird noch gesucht.

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Na, dann macht Lady Shalimar mal die Erklärbärin; oder auch: Betriebsanleitung für Frauenversteher
Nicht in toto und nicht yin-yang-mäßig, was ja dummerweise gerade die queerfeministische Fraktion da wo sie nicht dekonstruktivistisch agiert sehr stark draufhat aber doch so als Öh statistischer Durchschnittswert ist das so: Frauen denken primär in sozialen Beziehungen und in ihrer vermuteten Außenwirkung als soziales Subjekt, Männer primär in Fakten, Zielen und ihrer Außenwirkung als Leistungserbringer oder Dingeerklärer. Und das heißt dann auch, dass sich heterosexuelle Frauen sehr häufig nicht über ihre eigenen Bedürfnisse, sondern über ihren Kerlinger definieren, während Männer sich eher von Frauen das nehmen was sie haben wollen und sich eher in Frage gestellt sehen wenn sie das nicht erreichen oder es ihnen nicht zugestanden wird. Gerade in der Selbstfindungs- und Emanzipationsphase in neu gefundenen feministischen Bezugsrahmen ist es sehr wichtig, von dieser Selbstdefinition über die Fremddefinition (also die Selbstdefinition über die Identifikation mit dem Liebsten) wegzukommen zu einem "Ich selbst" - Bewusstsein. Ihr werdet Euch kaum vorstellen können, wie weit diese Selbstdefinition über die tatsächlichen oder vermeintlichen Ansprüche des Anderen geht, Anorexie, stundenlange Nagelpflege und weibliche Kosmetikintensität wäre ohne diese so nicht denkbar oder zumindest weniger verbreitet.

In feministischen Zusammenhängen habe ich übrigens erlebt, dass mit diesem Wegkommen von der Fixiertheit auf den eigenen Tüpen keineswegs immer solidarisch umgegangen wird, sondern oftmals ekelhaft elitär-hierarchisierend. "Die definiert sich über einen Mann? Die ist noch nicht so weit wie wir!"

Und in solchen Denkweisen, die bei Nicht-Heteras anders gewertet, aber auch mitgedacht werden,
erscheint dann halt ein Mann, der sich zum Thema Feminismus äußert als jemand, der bei Frauen um Verständnis bittet bzw. jemand, der sich als "guter" Mann "auf der richtigen Seite" anbiedern will.

Und zugleich ist in einer Eigenwahrnehmung als Angehörige einer diskriminierten Gruppe die Aussage von Männern immer die dominierende, selbst wenn sie zu einem Thema erfolgt wie Feminismus, von dem Männer zwangsläufig weniger verstehen müssen.

Dass eine Wahrnehmungsweise, die immer nur auf Beziehungsebenen schaut sich nicht darum kümmert, dass der Herr Detje auf einer Faktenebene argumentiert zementiert nur die patriarchale Rollenzuweisung, die es in der Gesellschaft in dieser Reinheit schon lange nicht mehr gibt: Frauen fürs Emotionale, Fakten und Empirie sind männlich. Dass eine solche Denkweise für Emanzipation und für Feminismus ein Schuss ins Knie ist merken die nicht, Hauptsache, Frau ist identisch. Und kann eine gut gehende Leiderei betreiben

Frauen haben genausoviel Scheiße im Kopf wie Tüpen, nur ist diese gänzlich anders zusammengesetzt. Wobei es mich umtreibt, wieso das immer noch so ist, denn bewusst nach den überlieferten Rollenklischees erziehen wollen ihren Nachwuchs doch wohl nur die Wenigsten. Seit Mindestens drei Jahrzehnten wollen Eltern ihre Töchter zu selbstbewussten Frauen und ihre Söhne jedenfalls nicht zu Machos erziehen, demgegenüber erweisen sich aber die Psychostrukturen als bemerkenswert resistent.

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Und in solchen Denkweisen, die bei Nicht-Heteras anders gewertet, aber auch mitgedacht werden,
erscheint dann halt ein Mann, der sich zum Thema Feminismus äußert als jemand, der bei Frauen um Verständnis bittet bzw. jemand, der sich als "guter" Mann "auf der richtigen Seite" anbiedern will.


Hm, das ist nicht von der Hand zu weisen - und das darauf folgende auch nicht.

Zu dem Thema Erziehung und deren teilweise Wirkungslosigkeit kann ich als praktizierender Papi freilich anekdotisch auch ein bisschen was beisteuern: Man kann es zuhause noch so gut meinen und (jetzt mal als Beispiel) versuchen, die Tochter gegen rosa Klamotten und Krimskrams mit Glitzer abzuschirmen, aber das guckt die sich dann halt im Kindergarten und anderswo ab. Viel von dem, was Mädchen- und Jungesein konkret ausmacht, wird gar nicht so sehr von den Eltern vorgegeben und konditioniert, sondern in der Peergroup gelernt.

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Bingo! Auch meine Erfahrung. Und ErzieherInnen sind auch leider selten feministische Speerspitzen.

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Und woher weiß die Peergroup, was Mädchen- und Jungesein konkret ausmacht?

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So einige feministische Aktivistinnen mit hohem Theoriestand die ich kennenlernte sind Hortpädagoginnen oder arbeiten in der Kinder- und Jungendpsychiatrie oder der Straßensozialarbeit. Das Spektrum der Blogfeministinnen ist in keiner Weise repräsentativ für die soziale Zusammensetzung feministischer Zusammenhänge.

@Willy, die Peergroup hat Eltern und Geschwister, da beißt die Katze sich in den Schwanz.


Ansonsten greife ich zu der Thematik mal einen Link von Futuretwin aus der Nachbarschaft auf, scheint da ganz gut reinzupassen. Auch auf Kinder im Kindergarten stürzt ja bereits die komplette gesamtgesellschaftliche Matrix her:

http://www.exit-online.org/textanz1.php?tabelle=autoren&index=21&posnr=37&backtext1=text1.php

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@willy56: Gute Frage. Ich denke, die Kids suchen sich das unbewusst schon selber aus, wen sie als role model oder als Style-Vorbild betrachten. Ein Beispiel: Von zuhause hat mademoiselle793 im Kindergartenalter mit Sicherheit nicht mitgenommen, dass Rosa _die_ Farbe für Mädchenklamotten ist. Auf Nachfrage, warum es dann plötzlich rosa sein musste, hieß es dann, weil die Anna-Lena und die Ayshe (etwas ältere Mädchen aus der Gruppe) auch nur rosa tragen, und die sind coool. Mit Verhaltensweisen wird das zum Teil ähnlich funktionieren wie mit Klamotten und Spielsachen.

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"So einige feministische Aktivistinnen mit hohem Theoriestand die ich kennenlernte sind Hortpädagoginnen oder arbeiten in der Kinder- und Jungendpsychiatrie oder der Straßensozialarbeit."

Das bestreite ich nicht, habe ich doch vor kurzem genau eine solche Person kennen- und sehr schätzen gelernt. ;-) Das hat mit dem Kindergartenpersonal jedoch nichts zu tun, worauf ich mich bezog.

Diejenigen, die in KiTas die traditionellen Geschlechterrollen in Frage stellen, sind selten. Das die Mädchen mit Puppen spielen wird als natürlich angesehen, ganz willy gemäß. ;-)

"Das Spektrum der Blogfeministinnen ist in keiner Weise repräsentativ für die soziale Zusammensetzung feministischer Zusammenhänge."

Auch das habe ich nicht behauptet, könnte mir jedoch vorstellen, dass viele "feministischen Zusammenhänge", (welche auch immer gemeint sind), näher am Blogfeminismus sind, als etwa an netbitch.

@willy
Gleich wirst du uns erzählen, dass die Präferenz für die Farbe rosa angeboren ist, oder?

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"Mit Verhaltensweisen wird das zum Teil ähnlich funktionieren wie mit Klamotten und Spielsachen."

Natürlich. Bzw. kultürlich. ;-)

Es ist schon spannend zu beobachten, wie Kinder etwas nicht mehr mögen oder eben plötzlich doch mögen, wenn die Spielkameradin das vormacht.

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"die Peergroup hat Eltern und Geschwister, da beißt die Katze sich in den Schwanz."

Und die Eltern haben es von den Großeltern und diese von den Urgroßeltern usw.?

Ich finde es wenig überzeugend, immer noch eine weitere konstruierende Instanz zu postulieren; irgendwann kommt man dann ans Ende und die Gesellschaft ist selber eine soziale Konstruktion, was ja wohl nicht sein kann.

Die Annahme, dass menschliches Verhalten durchaus eine biologische Basis hat (und zwar aktuell, nicht nur in ferner Vergangenheit), erklärt sowas sehr viel überzeugender.

Ich meine da nicht die Vorliebe für eine bestimmte Farbe, aber die Verhaltenunterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind sicher stark biologisch bestimmt.

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In diesem Zusammenhang immer wieder interessant:

http://de.wikipedia.org/wiki/David_Reimer

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Die Annahme, dass menschliches Verhalten durchaus eine biologische Basis hat (und zwar aktuell, nicht nur in ferner Vergangenheit), erklärt sowas sehr viel überzeugender.

Wenn das biologische Element das einzig bestimmende wäre, müssten rund um die Welt die Geschlechterrollen und Arbeitsteilungen mehr oder weniger gleich ausgeprägt und unveränderbar sein, und eventuelle Abweichungen von diesem Standardmodell müsste man dann anhand von Markern in Chromosomen und Genen erklären können.

Ich denke, es sollte möglich sein, anzuerkennen, dass die ganze Thematik sowohl ihre biologischen als auch ihre sozialen Komponenten hat. Wo genau die jeweiligen Trennlinien verlaufen, werden wir womöglich nie genau herausfinden. Wahrscheinlich hat man in der Wissenschaftsgeschichte viele Dinge viel zu lange nur durch die boiologische Brille betrachtet, und jetzt wo das Pendel in die andere Richtung ausgeschlagen hat, wird vielfach die soziale Komponente überbewertet. Vielleicht erleben wirs noch, dass sich das auf eine vernünftige Betrachtungsweise einpendelt.

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@"irgendwann kommt man dann ans Ende und die Gesellschaft ist selber eine soziale Konstruktion, was ja wohl nicht sein kann." ----- Doch, genau so ist das.

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