Montag, 25. Juni 2012
Solidarität mit dem Hungerstreik der iranischen Flüchtlinge in Würzburg
Liebe Freundinnen und Freunde,

der Protest der iranischen Flüchtlinge in Würzburg verschärft sich (siehe
30. Pressemitteilung weiter unten). Die Flüchtlinge, die seit nun über
drei Monate im Streik sind, haben dem Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge bis nächsten Mittwoch, bis zum 101. Tag des Protestes, eine
Frist gesetzt. Erfolgt keine Reaktion, werden zwei der Flüchtlinge ab dem
27. Juni das Trinken von Wasser ebenfalls aussetzen. Sie sind durch den
langen Protest und den strengen Auflagen der Stadt Würzburg bereits
körperlich erschöpft.

Ihr Wille ist weiterhin ungebrochen. Um den Protest aber zu beenden und
die Stimmen der Flüchtlinge zum Schweigen zu bringen, versucht die
Stadtverwaltung Würzburg weiter Druck auf die Protestierenden auszuüben.
Die strengen Auflagen, die beschränkte Zahl der Betten und Stühle, gelten
weiterhin. Mit der Residenzpflicht werden sie bedroht. Auf die einzige
Frau innerhalb des Protests wird, durch die Drohung ihre Tochter zu
verlegen, Druck ausgeübt. Polizeibesuche sind an der Tagesordnung.

Gleichzeitig befindet sich ein weiterer iranischer Flüchtling seit 26
Tagen in Mannheim im Hungerstreik. Die Solidaritätserklärung der
Würzburger Flüchtlinge und der Link zu weiteren Infos sind am Ende dieser
Email wiedergegeben.

Anstatt zu fragen, was die Ursachen für diese Aktionen sind, werden die
Flüchtlinge mit Repressionen belegt. Der Protest der Würzburger
Flüchtlinge steht in direktem Zusammenhang mit dem Tod von Mohammad
Rahsepar. Ihr Protest richtet sich gegen die bewusst angewendete Isolation
und Zermürbung der Flüchtlinge durch staatliche Institutionen. Es richtet
sich gegen die jahrelange Internierung und Tötung des Menschseins in
Lagern.
Links zu der Faxkampagne:
http://thecaravan.org/node/3256
Faxkampagne als pdf-Dokument:
http://thecaravan.org/files/....pdf

Wir bitten euch, den vorbildlichen Kampf der Flüchtlinge in Würzburg und
Mannheim in eure Nachbarschaft, Freundes- und Bekanntenkreis
weiterzutragen. Unterstützt die Faxkampagne und besucht die Freunde vor
Ort.

Facebookseite der streikenden Flüchtlinge
http://www.facebook.com/GUStreik

Vertreter und Vertreterinnen von THE VOICE Refugee Forum haben ihr Besuch
für Montag, den 25. Juni 2012 angekündigt. Weitere Delegationsbesuche
folgen.
Solidaritätevents:
http://thevoiceforum.org/node/2583


Organisiert Aktionen in eurer Stadt!
Macht den Protest der Flüchtlinge sichtbar!
Macht die staatlichen Repressionen öffentlich!

Mit solidarischen Grüßen
KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen

Kontakt:

KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen
c/o AZ Wuppertal, Markomannenstr. 3, 42105 Wuppertal
Telefon: 01578 65 46 336
E-Mail: wuppkarawane {ät] yahoo.de
Internet: http://thecaravan.org

Bankverbindung:
Förderverein Karawane e.V.
Kontonummer: 4030780800
Bankleitzahl: 43060967
GLS Gemeinschaftsbank eG

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30.Pressemitteilung seitens
der hungerstreikenden iranischen Flüchtlinge in Würzburg (Bayern)
22. Juni 2012, veröffentlicht auf http://gustreik.blogsport.eu/

Heute ist der 97. Tag des Protests und des Hungerstreiks der iranischen
Flüchtlinge in Würzburg.

97 Tage lang haben wir gegen die unmenschlichen Asylbedingungen
protestiert. In unserem Streik forderten wir die Bearbeitung unserer
Asylanträge. Wir forderten die Abschaffung der Gemeinschaftsunterkünfte;
wir forderten die Abschaffung der Residenzpflicht, die gegen das
Menschenrecht der Freizügigkeit verstößt. Aber es kam weder zu einer
Veränderung der allgemeinen Asylpolitik noch wurden alle unsere Anträge
bearbeitet.

Streikende, die mit ihrer Teilnahme an dieser Streikaktion in Würzburg
gegen ihre Residenzpflicht verstoßen, wurde mit Strafanzeigen und der
Rückführung in die unmenschlichen Asylbewerberheime ihrer Herkunftsstädte
gedroht.

Zwar wurde die Verlängerung unseres Streiks genehmigt, aber der Verweis
auf den Verstoß gegen die Residenzpflicht und die drohenden Rückführung
scheint uns eine Zermürbungstaktik zu sein, mit der dieser Protest
erstickt werden soll.

Gemeinschaftsunterkünfte drängen die Menschen in Quarantäne, treiben sie
in den Selbstmord, fördern psychische Erkrankungen und verhindern jede
soziale Integration.

Wir stellen klar, dass wir nicht in die Gemeinschaftsunterkünfte
zurückgehen und uns wieder in solche unmenschlichen Lebensumstände
begeben.

Der Landkreis ist für uns ein Gefängnis mit unsichtbaren Mauern und wir
wollen nicht länger wie Verbrecher behandelt werden. Wir haben hier Schutz
gesucht.

Reza Feizi und Payam Rahoo sind Flüchtlinge, die nach etwa zweijähriger
Wartezeit, erst durch ihre Teilnahme am Hungerstreik und durch das Zunähen
ihrer Lippen ihre Anerkennung als politische Flüchtlinge erhalten haben.
Mit dem Erhalt ihrer Anerkennung haben sie ihre Lippen geöffnet und das
Zelt verlassen, um ein normales Leben aufzunehmen.

Unsere Frage an die deutsche Regierung ist folgende: Müssen Flüchtlinge
erst in den Hungerstreik treten und ihre Lippen zunähen, um eine
Bearbeitung ihrer Asylanträge zu bewirken?

Frau Mandana Hemat Esfeh, die sich ebenfalls mit zugenähten Lippen dem
Hungerstreik angeschlossen hat, hat noch keine Antwort erhalten. Obwohl
sie auf Bitten ihrer Freunde und der anderen Streikenden ihre Lippen
geöffnet hat, erhielt sie heute die Nachricht, dass ihre Essenspakete
eingestellt und ihre Tochter in eine andere Gemeinschaftsunterkunft
verlegt werden soll, sofern sie nicht nach Bayreuth zurückkehrt. Auf diese
Weise wird die Tochter von Mandana zu einem Druckmittel
instrumentalisiert, um den Protest der Mutter zu zerschlagen.

Warum müssen im Jahr 2012 in einem Land, in dem Meinungs- und
Demonstrationsfreiheit herrscht, solche Mittel eingesetzt werden, um die
Menschen zum Schweigen zu bringen?

Schließlich verkünden wir, die hungerstreikenden iranischen Flüchtlinge in
Würzburg: Wenn die für die Bearbeitung der ausstehenden Asylanträge
Verantwortlichen, bis Mittwoch 27.06.2012, also in fünf Tagen, die
ausstehenden Anträge nicht bearbeiten sollten, werden Mohammad
Hassanzadeh Kalali und Arash Doussthossein in den verschärften
Hungerstreik treten und selbst auf das Trinken von Wasser verzichten. Das
ist eine ernsthafte Warnung: Zu dieser Zeit werden sie sich bereits seit
101 Tagen im Streik und davon 50 Tage im Hungerstreik befinden. Der
verschärfte Hungerstreik wird dann zu einer noch ernsthafteren Gefährdung
ihrer Gesundheit werden.

Wir möchten uns bei allen Gruppen, die sich für die Verbesserung der
Asylpolitik einsetzen und bei allen Würzburgern/innen, die uns unterstützt
haben, bedanken. Wir fordern alle Menschenrechtsorganisationen auf, unsere
Forderungen zu unterstützen und uns bei unserem Protest zu begleiten.

Wir bedanken uns zudem bei den Mitarbeitern/innen des Juliusspital , die
uns medizinisch versorgt haben.

Unsere früheren Pressemitteilungen können am Kirschnerhof gelesen werden
oder auf unserer Facebook oder Blogseite unter
http://www.facebook.com/GUStreik; http://gustreik.blogsport.eu


Solidaritätserklärung der Iranischen Flüchtlinge in Würzburg
mit dem seit 26. Tagen in Hungerstreik befindlichen Flüchtling in Mannheim

21. Juni 2012, veröffentlicht auf http://gustreik.blogsport.eu/

Wir, die Iranischen Flüchtlinge aus Würzburg erklären uns hiermit
uneingeschränkt mit dem Hungerstreik und den Forderungen des Flüchtlings
D.B.Q. in Mannheim solidarisch!
Seit fast 4 Wochen ist Herr Q. im verschärftem Hungerstreik und trinkt
ausschließlich Wasser!Er kämpft darum mit seiner Frau und seinen drei
Kindern, die momentan noch in Jordanien leben müssen, in Deutschland
zusammen leben zu können.Er hat ein Bleiberecht nach § 25, 2 des
Ausländergesetzes und damit auch ein Recht auf Familienzusammenführung
erlangt! Den Antrag hat er schon vor mehreren Monaten gestellt, welchen
die Behörden aber konsequent ignoriert haben!Ähnlich wie bei uns in
Würzburg haben sich die Verantwortlichen in Mannheim bisher ignorant und
stur gestellt.
Wir fordern die Ausländerbehörde Mannheim auf, unverzüglich den
Forderungen des Herrn Q. nachzukommen und seine Familie nach Deutschland
einreisen zu lassen!
Am Samstag, den 16.06.12 war der Europäische Marsch der Sans-Papiers und
Migrant_innen (europaischer-marsch-der-sans-papiers.blogspot.fr) zu Gast
in Mannheim und wollte in der „Asylbewerberunterkunft“, in der Herr Q.
hungerstreikt, eine Kundgebung abhalten und mit den Bewohner_innen und mit
Herrn Q. sprechen, und ihre Solidarität mit ihm bekunden, dies wurde
jedoch von der Heimleitung unterbunden!

Lasst euch nicht von den Schikanen und der Willkür der Behörden unterkriegen!
Unser gemeinsamer Kampf geht weiter,
bis Bewegungsfreiheit und Bleiberecht für alle gelten!

Zeigt Solidarität mit allen Flüchtlingen!

Würzburg
Die Iranischen Flüchtlinge im Hungerstreik

Weiterführende Informationen zu der Aktion:
http://political-prisoners.net/item/1554-hungerstreik-in-der-qasylbewerberunterkunftq-in-mannheim.html
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