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Montag, 6. Juni 2016
Der Größte ist von uns gegangen - Gedenken an Muhamad Ali
che2001, 01:28h
Er war nicht nur der wahrscheinlich beste Boxer aller Zeiten, er war auch Antirassist, Vietnamkriegsgegner und Kriegsdienstverweigerer, Ikone der Black-Power-Bewegung, Symbolfigur des "Anderen Amerika". Im Ring unerhört siegreich hat er seinen letzten, sehr langen Kampf gegen ein bisher unbesiegte Krankheit verloren. In Trauer mischen sich Hochachtung und ambivalente eigene Erinnerungen.
Den Rumble-in-the-Jungle-Kampf hatte ich, damals selber kleiner Junge, am Fernseher mitverfolgt.
Abgesehen vom dramatischen Charakter dieses sehr langen Boxkampfes ist mir noch der abschließende Kommentar im Ohr, der die politische Dimension dieses Fights zusammenfasste: "Muhamed Ali, der schwarze Bruder Afrikas, hat Foreman besiegt, den schwarzen Bruder Amerikas."
Meine Mutter, diese sanfte kleine Frau, bewunderte Ali über alle Maßen und sah jeden seiner im Fernsehen übertragen Kämpfe, kam durch ihn überhaupt nur dazu, sich fürs Boxen zu begeistern.
(Klammer auf: Dass Frauen sich fürs Boxen begeisterten war in meinen späteren linken Zusammenhängen, geprägt durch so eine Mischung aus Ökopazifismus, No-Future-Punk und Alice-Schwarzer-Feminismus absolut no go und igittebähbäh. Im Bewustsein dass dies so war gingen einmal drei Genossinnen aus einem antiimperialistischen und radikalfeministischen Umfeld zu einem Boxkampf und vertauschten ihr normales Outfit -Schweizer Armeejacken, Hoodies und Jeans - gegen Miniröcke, Strapsteile und Strasssteine und rauchten Zigarren. Was als Provokation gegen rigide Szenenormen angedacht war kam auch genauso an. Sie wurden als schwer verhaltensgestört denunziert. Kürzer und Besser lässt sich der Unterschied zwischen PCHausen äh Göttingen und Bremen und Moralspacken- und Linksironikerinnenfraktion kaum zusammenfassen. Klammer zu)
Wahrscheinlich hat im Boxsport niemand so provoziert wie er, sein bürgerrechtliches Engagement machte ihn in Deutschland ganz besonders auch zur Kultfigur für hier lebende TürkInnen, die in Black Power sich selbst repräsentiert sahen.
Rest in Peace.
Den Rumble-in-the-Jungle-Kampf hatte ich, damals selber kleiner Junge, am Fernseher mitverfolgt.
Abgesehen vom dramatischen Charakter dieses sehr langen Boxkampfes ist mir noch der abschließende Kommentar im Ohr, der die politische Dimension dieses Fights zusammenfasste: "Muhamed Ali, der schwarze Bruder Afrikas, hat Foreman besiegt, den schwarzen Bruder Amerikas."
Meine Mutter, diese sanfte kleine Frau, bewunderte Ali über alle Maßen und sah jeden seiner im Fernsehen übertragen Kämpfe, kam durch ihn überhaupt nur dazu, sich fürs Boxen zu begeistern.
(Klammer auf: Dass Frauen sich fürs Boxen begeisterten war in meinen späteren linken Zusammenhängen, geprägt durch so eine Mischung aus Ökopazifismus, No-Future-Punk und Alice-Schwarzer-Feminismus absolut no go und igittebähbäh. Im Bewustsein dass dies so war gingen einmal drei Genossinnen aus einem antiimperialistischen und radikalfeministischen Umfeld zu einem Boxkampf und vertauschten ihr normales Outfit -Schweizer Armeejacken, Hoodies und Jeans - gegen Miniröcke, Strapsteile und Strasssteine und rauchten Zigarren. Was als Provokation gegen rigide Szenenormen angedacht war kam auch genauso an. Sie wurden als schwer verhaltensgestört denunziert. Kürzer und Besser lässt sich der Unterschied zwischen PCHausen äh Göttingen und Bremen und Moralspacken- und Linksironikerinnenfraktion kaum zusammenfassen. Klammer zu)
Wahrscheinlich hat im Boxsport niemand so provoziert wie er, sein bürgerrechtliches Engagement machte ihn in Deutschland ganz besonders auch zur Kultfigur für hier lebende TürkInnen, die in Black Power sich selbst repräsentiert sahen.
Rest in Peace.
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Erinnerung an den 2. Juni
che2001, 21:18h
49 Jahre ohne Sorge. SIE haben mit Schießen angefangen. Die Wut ist noch nicht weg.
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30 Jahre antirassistischer und sozialer Kampf
che2001, 18:35h
Ich war kürzlich beim Jahrestreffen meines heißgeliebten Flüchtlingsrats, den es seit 30 Jahren gibt und dem ich selber seit 25 Jahren angehöre. Und es war gut und spannend mitzuerleben, wie gut organisiert und professionell Solidarität gelebt wird. Selber konnte ich gemeinsam mit Anderen sogar vor Ort ganz direkt helfen, wobei sich zugleich einmal wieder zeigte, wie die täglichen Probleme von Flüchtlings so gestrickt sind (sehr anders als die Verbalrassismus- und Triggererfahrungsdiskussionen in bestimmten Räumen Bloggistans): Ein serbischer Roma, der in Cuxhaven in einer Erstaufnahmeunterkunft lebt hat einen Trümmerbruch der linken Hand, der noch in Serbien durch Implantation einer winkelstabilen Titanplatte mit etlichen Schrauben versorgt wurde. Eigentlich bräuchte er jetzt ambulante Schmerzbehandlung und zwei Physiotherapieanwendungen pro Woche. Beides wird ihm verweigert mit der Begründung dass erstens sein Krankenversicherungsstatus ungeklärt sei und dass zweitens bei vorhandener Wahrscheinlichkeit dass er in den nächstemn Wochen oder Monaten abgeschoben wird kein Heil- und Kostenplan erstellt werden könne. Wir haben ihm jetzt erstmal Rechtsbeistand und Ärztin organisiert. Ich wundere mich aufgrund regelmäßiger Involviertheit in solche Formen von behördlichem Rassismus ja gar nicht mehr über so etwas. Als ich meinem Vater später davon erzählte regte der sich sehr auf und wetterte, dass Menschenrechte doch nicht nach Konjunkturlage verhandelbar seien. Leider sind sie es.
Schön war es, meinen alten Mitstreiter Maurice wiederzutreffen, mit dem zusammen ich 1992 Flüchtlinge in Turnhallen beraten hatte, damals zu Beginn des Jugoslawienkrieges. Maurice, selbst ein Geflüchteter, der beeindruckende Sprachkenntnisse hat (Farsi, Sorani, Kirmandschi, Arabisch, Englisch, Deutsch, Urdu, Tagalok, Mandarin, Serbokroatisch, Ungarisch und Romanes) macht bis heute da weiter wo ich ihn zuletzt 2000 am Wirken gesehen habe. Und die meisten alten GenossInnen sind auch bis heute der Sache treu geblieben sagt er. Für mich ist ja das Thema was so alles wird aus den jungschen Radikalen die irgendwann völlig gewendet sind Dauerthema und insofern war es gut, solche Dinge zu erfahren, neue MitstreiterInnen kennenzulernen und mitzuerleben, dass die alten konsequent ihren Kurs fortsetzen. Dann auf die nächsten 30 Jahre, lieber aber darauf, dass Flüchtlingssolidarität eines Tages nicht mehr nötig sein wird.
Schön war es, meinen alten Mitstreiter Maurice wiederzutreffen, mit dem zusammen ich 1992 Flüchtlinge in Turnhallen beraten hatte, damals zu Beginn des Jugoslawienkrieges. Maurice, selbst ein Geflüchteter, der beeindruckende Sprachkenntnisse hat (Farsi, Sorani, Kirmandschi, Arabisch, Englisch, Deutsch, Urdu, Tagalok, Mandarin, Serbokroatisch, Ungarisch und Romanes) macht bis heute da weiter wo ich ihn zuletzt 2000 am Wirken gesehen habe. Und die meisten alten GenossInnen sind auch bis heute der Sache treu geblieben sagt er. Für mich ist ja das Thema was so alles wird aus den jungschen Radikalen die irgendwann völlig gewendet sind Dauerthema und insofern war es gut, solche Dinge zu erfahren, neue MitstreiterInnen kennenzulernen und mitzuerleben, dass die alten konsequent ihren Kurs fortsetzen. Dann auf die nächsten 30 Jahre, lieber aber darauf, dass Flüchtlingssolidarität eines Tages nicht mehr nötig sein wird.
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