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Donnerstag, 17. Februar 2022
Was bleibt, wenn die Pandemie vorbei ist?
che2001, 00:12h
Werden sich die Spardenker und Verschwörologen ein neues Thema suchen oder die aktuellen Friktionen sich beruhigen? Die eigentlichen gesellschaftlichen Widersprüche liegen ja woanders.
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Long-COVID: Welche Rolle spielt der Vagusnerv?
che2001, 19:43h
Neue Forschungsergebnisse, die auf dem European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases 2022 vorgestellt werden, deuten darauf hin, dass viele Symptome von Long-COVID mit Effekten von SARS-CoV-2 auf den Vagusnerv zusammenhängen könnten. Die Autoren einer neuen Studie bringen Vagusnerv-Dysfunktionen (VND) mit unterschiedlichen Beschwerden in Zusammenhang.
Von 22 Probanden der Studienkohorte waren 20 (91%) Frauen mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren. Die häufigsten VND-assoziierten Symptome waren: Durchfall (73%), Tachykardie (59%), Schwindel, Dysphagie und Dysphonie (jeweils 45%) sowie orthostatische Hypotonie (14%). Fast alle Teilnehmer (19 Probanden, 86%) hatten mindestens 3 VND-bezogene Symptome. Die mediane Dauer der Symptome betrug 14 Monate. 6 von 22 Patienten (27%) zeigten im Ultraschall eine Veränderung des Vagusnervs im Nacken ? sowohl eine Verdickung des Nervs als auch einer erhöhten Echogenität, was auf entzündliche Veränderungen hinweist.
Ein Thorax-Ultraschall zeigte bei 10 von 22 (46%) Probanden abgeflachte Zwerchfellkurven, was auf eine Abnahme der Zwerchfellbeweglichkeit während der Atmung hinweist. Insgesamt 10 von 16 (63%) untersuchten Personen zeigten einen reduzierten maximalen Inspirationsdruck als Zeichen einer Schwäche der Atemmuskulatur.
Die Ess- und Verdauungsfunktion war bei einigen Patienten ebenfalls beeinträchtigt, wobei 13 von 18 Teilnehmern der Studie (72%) Schluckbeschwerden hatten. Eine bei 19 Patienten durchgeführte Bewertung der Magen- und Darmfunktion ergab, dass bei 8 (42%) die Fähigkeit, Nahrung in den Magen zu transportieren, beeinträchtigt war. Gastroösophagealer Reflux wurde bei 9 von 19 (47%) Personen beobachtet.
Ein Voice-Handicap-Index-30-Test (eine Standardmethode zur Messung der Stimmfunktion) war in 8 von 17 (47 %) Fällen auffällig, wobei 7 dieser 8 Patienten (88%) an Dysphonie litten.
Von 22 Probanden der Studienkohorte waren 20 (91%) Frauen mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren. Die häufigsten VND-assoziierten Symptome waren: Durchfall (73%), Tachykardie (59%), Schwindel, Dysphagie und Dysphonie (jeweils 45%) sowie orthostatische Hypotonie (14%). Fast alle Teilnehmer (19 Probanden, 86%) hatten mindestens 3 VND-bezogene Symptome. Die mediane Dauer der Symptome betrug 14 Monate. 6 von 22 Patienten (27%) zeigten im Ultraschall eine Veränderung des Vagusnervs im Nacken ? sowohl eine Verdickung des Nervs als auch einer erhöhten Echogenität, was auf entzündliche Veränderungen hinweist.
Ein Thorax-Ultraschall zeigte bei 10 von 22 (46%) Probanden abgeflachte Zwerchfellkurven, was auf eine Abnahme der Zwerchfellbeweglichkeit während der Atmung hinweist. Insgesamt 10 von 16 (63%) untersuchten Personen zeigten einen reduzierten maximalen Inspirationsdruck als Zeichen einer Schwäche der Atemmuskulatur.
Die Ess- und Verdauungsfunktion war bei einigen Patienten ebenfalls beeinträchtigt, wobei 13 von 18 Teilnehmern der Studie (72%) Schluckbeschwerden hatten. Eine bei 19 Patienten durchgeführte Bewertung der Magen- und Darmfunktion ergab, dass bei 8 (42%) die Fähigkeit, Nahrung in den Magen zu transportieren, beeinträchtigt war. Gastroösophagealer Reflux wurde bei 9 von 19 (47%) Personen beobachtet.
Ein Voice-Handicap-Index-30-Test (eine Standardmethode zur Messung der Stimmfunktion) war in 8 von 17 (47 %) Fällen auffällig, wobei 7 dieser 8 Patienten (88%) an Dysphonie litten.
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"Komplett inakzeptabel" - extreme Unzufriedenheit der Krankenhausärzte mit ihren Arbeitsbedingungen
che2001, 19:41h
"Erschöpft und wütend" so fühlen sich tausende Krankenhausärztinnen und Krankenhausärzte in Deutschland derzeit. Der Bundesverband des Marburger Bundes (MB) hat in einer Ad-hoc-Umfrage seinen Mitgliedern den Puls gefühlt. Das Ergebnis ist verheerend. Nur noch 20% der 3300 befragten Mitglieder sehen ihre Zukunft ?definitiv? im Krankenhaus.
Tausende von Freitextkommentaren offenbarten zudem den Frust der Klinikärzte über das Angebot der Arbeitgeberseite in den laufenden Tarifverhandlungen.
Mit der Umfrage will der MB den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. In der Tat scheinen die Tarifverhandlungen festgefahren zu sein. Am Dienstag, den 15. Februar, haben sich der Marburger Bund und die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA), zum 4. Mal vertagt.
Ärzte sehen immer häufiger Alternativen zur Anstellung im Krankenhaus
Der MB hatte zwischen dem 27. Januar und dem 7.Februar anlässlich der laufenden Tarifverhandlungen seine Mitglieder aus kommunalen Krankenhäusern befragt, die nach dem Tarifvertrag für Ärzte bezahlt werden. 3.299 Ärztinnen und Ärzte nahmen teil.
71 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Pandemie eher zugenommen habe, bei etwa einem Fünftel (22 %) ist sei in etwa gleichgeblieben. Rund 91 Prozent der Klinikärzte fühlten sich durch ihre Arbeit regelmäßig erschöpft (31 % ?immer? und 60 % ?zunehmend?), so die Ergebnisse der MB Umfrage. Fast ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte (23,5 %) in kommunalen Krankenhäusern sähe seine berufliche Zukunft außerhalb des Krankenhauses, etwa 56,5 Prozent seien noch unentschieden.
Ungewöhnlich viel Ärztinnen und Ärzte nutzten bei der Umfrage die Freitextmöglichkeit. ?Wir haben 250 Seiten mit rund 2600 Kommentaren im Rahmen der Umfrage erhalten?, berichtet Hans-Jörg Freese, Pressesprecher des MB. Darin sei das Angebot der kommunalen Arbeitgeber als ?absolute Frechheit? und ?bodenlose Unverschämtheit? angesichts der enorm gestiegenen Arbeitsbelastung bezeichnet worden. In einem Kommentar habe es geheißen: ?Das ist kein Angebot. Das ist ein Schlag ins Gesicht derer, die in den Kliniken die Versorgung aufrechterhalten - allen Widrigkeiten zum Trotz.? "
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4910859?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4023758&src=WNL_mdplsfeat_220216_mscpedit_de
Tausende von Freitextkommentaren offenbarten zudem den Frust der Klinikärzte über das Angebot der Arbeitgeberseite in den laufenden Tarifverhandlungen.
Mit der Umfrage will der MB den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. In der Tat scheinen die Tarifverhandlungen festgefahren zu sein. Am Dienstag, den 15. Februar, haben sich der Marburger Bund und die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA), zum 4. Mal vertagt.
Ärzte sehen immer häufiger Alternativen zur Anstellung im Krankenhaus
Der MB hatte zwischen dem 27. Januar und dem 7.Februar anlässlich der laufenden Tarifverhandlungen seine Mitglieder aus kommunalen Krankenhäusern befragt, die nach dem Tarifvertrag für Ärzte bezahlt werden. 3.299 Ärztinnen und Ärzte nahmen teil.
71 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Pandemie eher zugenommen habe, bei etwa einem Fünftel (22 %) ist sei in etwa gleichgeblieben. Rund 91 Prozent der Klinikärzte fühlten sich durch ihre Arbeit regelmäßig erschöpft (31 % ?immer? und 60 % ?zunehmend?), so die Ergebnisse der MB Umfrage. Fast ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte (23,5 %) in kommunalen Krankenhäusern sähe seine berufliche Zukunft außerhalb des Krankenhauses, etwa 56,5 Prozent seien noch unentschieden.
Ungewöhnlich viel Ärztinnen und Ärzte nutzten bei der Umfrage die Freitextmöglichkeit. ?Wir haben 250 Seiten mit rund 2600 Kommentaren im Rahmen der Umfrage erhalten?, berichtet Hans-Jörg Freese, Pressesprecher des MB. Darin sei das Angebot der kommunalen Arbeitgeber als ?absolute Frechheit? und ?bodenlose Unverschämtheit? angesichts der enorm gestiegenen Arbeitsbelastung bezeichnet worden. In einem Kommentar habe es geheißen: ?Das ist kein Angebot. Das ist ein Schlag ins Gesicht derer, die in den Kliniken die Versorgung aufrechterhalten - allen Widrigkeiten zum Trotz.? "
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4910859?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4023758&src=WNL_mdplsfeat_220216_mscpedit_de
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Ein Plädoyer gegen blinden Optimismus bei COVID-19
che2001, 19:38h
Ärzte sollten realistisch bleiben. Aber was heißt das?
Dr. Lorenzo Norris
Von Michael van den Heuvel übersetzt aus dem Amerikanischen
Selbst in COVID-19-Zeiten sollten wir optimistisch sein, meint Dr. Lorenzo Norris . Der Arzt arbeitet u.a. als Chief Wellness Officer für die George Washington University Medical Enterprise und sorgt dafür, dass medizinische Angestellte gesund bleiben. Norris selbst tendiert dabei zu realistischem Optimismus. Blinder Optimismus habe allenfalls im Fantasy Football, einer Internet-basierten Version von American Football, seine Berechtigung, lautet seine Meinung.
Was genau bedeutet es, im Zeitalter von COVID-19 optimistisch zu sein? Diese Frage wird mir praktisch von jedem gestellt, den ich im Rahmen meiner Arbeit am GW Resiliency and Well-Being Center treffe.
Einen Vortrag über Resilienz zu halten und positiv zu bleiben kann eine große Herausforderung sein. Vor allem, wenn wir mit der Nachricht aufwachen, dass 1 von 100 älteren Amerikanern an den Folgen von COVID-19 gestorben ist.
Unser Verstand weiß nicht wirklich, wie er diese Art von Verlust verarbeiten soll. Es ist schwer, eine positive Einstellung zu bewahren, wenn man immer noch damit kämpft, das Ausmaß dessen zu akzeptieren, was die Menschheit in den letzten 2 Jahren erlebt hat.
Optimismus ? ein wichtiger Resilienz-Faktor
Im Buch ?Resilience: The Science of Mastering Life's Greatest Challenges? (Southwick und Charney, 2018) identifizieren die Autoren 10 Faktoren, welche mit sehr resilienten Menschen in Verbindung gebracht werden. Sie stützen sich dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse, persönliche Erfahrungen und Interviews mit Menschen, die buchstäblich durch die Hölle und zurück gegangen sind. Einer der von ihnen identifizierten Faktoren ist Optimismus.
?Optimismus entzündet die Resilienz und liefert die Energie für die anderen Resilienzfaktoren. Er erleichtert einen aktiven und kreativen Ansatz zur Bewältigung von schwierigen Situationen?, schreiben Steven M. Southwick und Dennis S. Charney.
Beide Autoren sind viel klüger als ich und haben viel mehr Geduld, um all diese Daten zu einer kohärenten Geschichte über Optimismus zu verweben. Meiner Meinung nach ist das eine verdammt gute Voraussetzung, um einen Vortrag darüber zu halten!
Als kleines Problem bleibt: Ich denke, viele Mediziner sind bereits erfahrene Optimisten. Sie ernähren sich buchstäblich von diesem Thema, schlafen damit ein und atmen es förmlich. Wenn wir also über Optimismus sprechen wollen, dann müssen wir über realistischen Optimismus sprechen.
Realistischer oder blinder Optimismus?
Wie unterscheidet sich realistischer Optimismus von, sagen wir, blindem Optimismus? Die Literaturübersicht von Southwick und Charney weist auf 3 Merkmale hin, die es wert sind, hervorgehoben zu werden.
Beim realistischen Optimismus nehmen wir das Negative wahr, ohne uns ständig damit zu befassen. Realistische Optimisten haben Probleme, die nicht lösbar waren, hinter sich gelassen.
Blinder Optimismus kann optimistische Voreingenommenheit beinhalten, die sich auf Selbsttäuschung oder das Überzeugen gewünschter Ereignisse ohne Realitätsprüfung auswirkt.
Blinder Optimismus kann dazu führen, dass man Risiken unterschätzt, Fähigkeiten überschätzt und sich unzureichend vorbereitet.
Da ich im Nordosten Ohios aufgewachsen bin, kann ich das Konzept des realistischen Optimismus absolut nachvollziehen. In Cleveland ist es 8 Monate im Jahr bewölkt. Im April auf 3 Sonnentage hintereinander zu hoffen, ist wirklich ein Ding der Unmöglichkeit. So lernt man mit der Zeit, dass die Sonne scheinen wird; man muss nur manchmal 3 bis 4 Monate darauf warten.
Realistischer oder blinder Optimismus während der Pandemie
Realistischen Optimismus könnte man als eine großartige Mischung aus radikaler Akzeptanz, Emotionsregulierung und gezielter Problemlösung begreifen. Das ist alles schön und gut, aber um realistisch optimistisch zu sein, müssen wir zuerst aufhören, uns ein besseres Morgen zu wünschen. Sie werden vielleicht sagen: Ich wünsche mir keine Regenbögen und Einhörner. Okay, Sie verbalisieren Ihre Wünsche nicht, aber auf einer kleinen Ebene können Sie sich auf Wunschdenken einlassen.
Hier sind ein paar Wunschgedanken, die ich in meinen Tagträumen hatte:
Sobald wir genügend COVID-19-Tests haben, wird es besser werden.
Wir müssen uns nur noch impfen lassen, und dann ist die neue Normalität da.
Wenn erst einmal alle die Auffrischungsimpfung bekommen haben, dann haben wir die Sache im Griff.
An diesem Punkt könnte man argumentieren, dass ich blindlings optimistisch war. Ich halte die obigen Aussagen aus mehreren Gründen für blind. Sie waren nicht ausgewogen (sowohl positiv als auch negativ), hatten keine klare Definition des Ergebnisses und konzentrierten sich eher auf externe Ereignisse, die ich nicht kontrollieren konnte.
Diese Aussagen waren gleichbedeutend mit Wünschen, und ich habe keine Wunderlampe mit einem Flaschengeist, also muss ich vom Wunschdenken erst einmal loslassen. Anders ausgedrückt: Ich muss es mit Gewalt in das Meer der COVID-19-Varianten werfen und mir überlegen, wie ich die nächsten 6 bis 12 Monate über Wasser halten will.
In diesem Sinne sind hier meine ersten Gedanken, wie ich das nächste Jahr der Pandemie überstehen kann:
Eine vielschichtige Form des Schutzes gibt mir die beste Chance, die nächsten 6 Monate der Pandemie zu überleben.
Es wird einige Zeit dauern, aber ich werde den Verlust verarbeiten, der mit einem Arbeitsplatz verbunden ist, der nie mehr derselbe sein wird.
Solange wir keine positiven Testraten von weniger als 2% auf der ganzen Welt haben, wird COVID-19 eine erhebliche Störung für die Menschheit bleiben.
Ich kann den verpassten Schulabschluss oder den ersten Schultag nicht nachholen, aber ich kann meinen Kindern zeigen, wie ich der Einsamkeit in meinem Leben begegnet bin und sie überlebt habe.
Okay, das ist der Ausgangspunkt ? hoffentlich nicht pessimistisch oder blind optimistisch, nur realistisch. Jetzt kann ich mich anderen wichtigen Themen zuwenden, wie zum Beispiel dem Wiederaufbau meines enttäuschenden Fantasy-Football-Teams. Ich war die Nummer 1 in unserer GW Department of Psychiatry Fantasy Football League, bis mein Star Running Back Derrick Henry ausfiel. Meine Assistenzärzte werden Oberärzte; sie werden mir noch viele Jahre lang deswegen Kummer bereiten, und das ist eine sehr gute Sache.
Über Dr. Lorenzo Norris
Dr. Lorenzo Norris ist derzeit als Chief Wellness Officer für die George Washington University Medical Enterprise tätig und fungiert als stellvertretender Dekan für studentische Angelegenheiten und Verwaltung der George Washington University School of Medicine and Health Sciences.
Lorenzo ist ein begeisterter Sportfan und ehemaliger Fantasy-Basketball-Champion der GWU-Abteilung für Psychiatrie. Außerdem ist er ein eingefleischter Comic-Fan und sammelt Comics, seit er 5 Jahre alt ist.
Folgen Sie ihm auf Twitter: @lnorrismd.
Dr. Lorenzo Norris
Von Michael van den Heuvel übersetzt aus dem Amerikanischen
Selbst in COVID-19-Zeiten sollten wir optimistisch sein, meint Dr. Lorenzo Norris . Der Arzt arbeitet u.a. als Chief Wellness Officer für die George Washington University Medical Enterprise und sorgt dafür, dass medizinische Angestellte gesund bleiben. Norris selbst tendiert dabei zu realistischem Optimismus. Blinder Optimismus habe allenfalls im Fantasy Football, einer Internet-basierten Version von American Football, seine Berechtigung, lautet seine Meinung.
Was genau bedeutet es, im Zeitalter von COVID-19 optimistisch zu sein? Diese Frage wird mir praktisch von jedem gestellt, den ich im Rahmen meiner Arbeit am GW Resiliency and Well-Being Center treffe.
Einen Vortrag über Resilienz zu halten und positiv zu bleiben kann eine große Herausforderung sein. Vor allem, wenn wir mit der Nachricht aufwachen, dass 1 von 100 älteren Amerikanern an den Folgen von COVID-19 gestorben ist.
Unser Verstand weiß nicht wirklich, wie er diese Art von Verlust verarbeiten soll. Es ist schwer, eine positive Einstellung zu bewahren, wenn man immer noch damit kämpft, das Ausmaß dessen zu akzeptieren, was die Menschheit in den letzten 2 Jahren erlebt hat.
Optimismus ? ein wichtiger Resilienz-Faktor
Im Buch ?Resilience: The Science of Mastering Life's Greatest Challenges? (Southwick und Charney, 2018) identifizieren die Autoren 10 Faktoren, welche mit sehr resilienten Menschen in Verbindung gebracht werden. Sie stützen sich dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse, persönliche Erfahrungen und Interviews mit Menschen, die buchstäblich durch die Hölle und zurück gegangen sind. Einer der von ihnen identifizierten Faktoren ist Optimismus.
?Optimismus entzündet die Resilienz und liefert die Energie für die anderen Resilienzfaktoren. Er erleichtert einen aktiven und kreativen Ansatz zur Bewältigung von schwierigen Situationen?, schreiben Steven M. Southwick und Dennis S. Charney.
Beide Autoren sind viel klüger als ich und haben viel mehr Geduld, um all diese Daten zu einer kohärenten Geschichte über Optimismus zu verweben. Meiner Meinung nach ist das eine verdammt gute Voraussetzung, um einen Vortrag darüber zu halten!
Als kleines Problem bleibt: Ich denke, viele Mediziner sind bereits erfahrene Optimisten. Sie ernähren sich buchstäblich von diesem Thema, schlafen damit ein und atmen es förmlich. Wenn wir also über Optimismus sprechen wollen, dann müssen wir über realistischen Optimismus sprechen.
Realistischer oder blinder Optimismus?
Wie unterscheidet sich realistischer Optimismus von, sagen wir, blindem Optimismus? Die Literaturübersicht von Southwick und Charney weist auf 3 Merkmale hin, die es wert sind, hervorgehoben zu werden.
Beim realistischen Optimismus nehmen wir das Negative wahr, ohne uns ständig damit zu befassen. Realistische Optimisten haben Probleme, die nicht lösbar waren, hinter sich gelassen.
Blinder Optimismus kann optimistische Voreingenommenheit beinhalten, die sich auf Selbsttäuschung oder das Überzeugen gewünschter Ereignisse ohne Realitätsprüfung auswirkt.
Blinder Optimismus kann dazu führen, dass man Risiken unterschätzt, Fähigkeiten überschätzt und sich unzureichend vorbereitet.
Da ich im Nordosten Ohios aufgewachsen bin, kann ich das Konzept des realistischen Optimismus absolut nachvollziehen. In Cleveland ist es 8 Monate im Jahr bewölkt. Im April auf 3 Sonnentage hintereinander zu hoffen, ist wirklich ein Ding der Unmöglichkeit. So lernt man mit der Zeit, dass die Sonne scheinen wird; man muss nur manchmal 3 bis 4 Monate darauf warten.
Realistischer oder blinder Optimismus während der Pandemie
Realistischen Optimismus könnte man als eine großartige Mischung aus radikaler Akzeptanz, Emotionsregulierung und gezielter Problemlösung begreifen. Das ist alles schön und gut, aber um realistisch optimistisch zu sein, müssen wir zuerst aufhören, uns ein besseres Morgen zu wünschen. Sie werden vielleicht sagen: Ich wünsche mir keine Regenbögen und Einhörner. Okay, Sie verbalisieren Ihre Wünsche nicht, aber auf einer kleinen Ebene können Sie sich auf Wunschdenken einlassen.
Hier sind ein paar Wunschgedanken, die ich in meinen Tagträumen hatte:
Sobald wir genügend COVID-19-Tests haben, wird es besser werden.
Wir müssen uns nur noch impfen lassen, und dann ist die neue Normalität da.
Wenn erst einmal alle die Auffrischungsimpfung bekommen haben, dann haben wir die Sache im Griff.
An diesem Punkt könnte man argumentieren, dass ich blindlings optimistisch war. Ich halte die obigen Aussagen aus mehreren Gründen für blind. Sie waren nicht ausgewogen (sowohl positiv als auch negativ), hatten keine klare Definition des Ergebnisses und konzentrierten sich eher auf externe Ereignisse, die ich nicht kontrollieren konnte.
Diese Aussagen waren gleichbedeutend mit Wünschen, und ich habe keine Wunderlampe mit einem Flaschengeist, also muss ich vom Wunschdenken erst einmal loslassen. Anders ausgedrückt: Ich muss es mit Gewalt in das Meer der COVID-19-Varianten werfen und mir überlegen, wie ich die nächsten 6 bis 12 Monate über Wasser halten will.
In diesem Sinne sind hier meine ersten Gedanken, wie ich das nächste Jahr der Pandemie überstehen kann:
Eine vielschichtige Form des Schutzes gibt mir die beste Chance, die nächsten 6 Monate der Pandemie zu überleben.
Es wird einige Zeit dauern, aber ich werde den Verlust verarbeiten, der mit einem Arbeitsplatz verbunden ist, der nie mehr derselbe sein wird.
Solange wir keine positiven Testraten von weniger als 2% auf der ganzen Welt haben, wird COVID-19 eine erhebliche Störung für die Menschheit bleiben.
Ich kann den verpassten Schulabschluss oder den ersten Schultag nicht nachholen, aber ich kann meinen Kindern zeigen, wie ich der Einsamkeit in meinem Leben begegnet bin und sie überlebt habe.
Okay, das ist der Ausgangspunkt ? hoffentlich nicht pessimistisch oder blind optimistisch, nur realistisch. Jetzt kann ich mich anderen wichtigen Themen zuwenden, wie zum Beispiel dem Wiederaufbau meines enttäuschenden Fantasy-Football-Teams. Ich war die Nummer 1 in unserer GW Department of Psychiatry Fantasy Football League, bis mein Star Running Back Derrick Henry ausfiel. Meine Assistenzärzte werden Oberärzte; sie werden mir noch viele Jahre lang deswegen Kummer bereiten, und das ist eine sehr gute Sache.
Über Dr. Lorenzo Norris
Dr. Lorenzo Norris ist derzeit als Chief Wellness Officer für die George Washington University Medical Enterprise tätig und fungiert als stellvertretender Dekan für studentische Angelegenheiten und Verwaltung der George Washington University School of Medicine and Health Sciences.
Lorenzo ist ein begeisterter Sportfan und ehemaliger Fantasy-Basketball-Champion der GWU-Abteilung für Psychiatrie. Außerdem ist er ein eingefleischter Comic-Fan und sammelt Comics, seit er 5 Jahre alt ist.
Folgen Sie ihm auf Twitter: @lnorrismd.
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