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Montag, 16. Mai 2022
Sind offene und gewissenhafte Menschen eher vor Demenz geschützt?
che2001, 19:28h
Persönlichkeitsmerkmale und Risiko geistigen Abbaus
Batya Swift Yasgur
Extravertierte Personen und Menschen mit hoher Selbstdisziplin haben möglicherweise ein geringeres Risiko für einen kognitiven Abbau im späteren Leben, während das Risiko bei Menschen mit Neurotizismus erhöht sei, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.
Die Forschenden analysierten die Daten von fast 2.000 Personen, die am Rush Memory and Aging Project (MAP) teilnahmen. Dabei handelt es sich um eine Längsschnittstudie mit älteren Erwachsenen aus dem Großraum Chicago. Die Rekrutierung begann 1997 und dauert bis heute an. Die Teilnehmer unterzogen sich einer Persönlichkeitsbeurteilung und ihre kognitiven Fähigkeiten wurden im Jahresturnus beurteilt. Die Studie wurde im April online im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht.
Gewissenhaftigkeit und Extraversion als ?Schutzfaktoren?
Bei Personen, die bei der Bestimmung der Gewissenhaftigkeit hohe Werte erzielten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie während der Studie von einer normalen kognitiven Leistungsfähigkeit zu einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (LKB; oder mild cognitive impairment, MCI) übergingen, deutlich geringer.
Ein zusätzlicher Wert von 1 in der Standardabweichung auf der Skala für Gewissenhaftigkeit war mit einem 22% niedrigeren Risiko des Übergangs von keiner kognitiven Beeinträchtigung (NCI) zur MCI verbunden. Andererseits war ein zusätzlicher Wert von 1 in der Standardabweichung auf der Neurotizismus-Skala mit einem um 12% höheren Risiko für den Übergang zur MCI verbunden.
Personen mit einem hohen Wert für Extraversion sowie für Gewissenhaftigkeit oder einem niedrigen Wert für Neurotizismus hatten eher länger normale kognitive Funktionen als andere Teilnehmende.
?Persönlichkeitsmerkmale spiegeln relativ dauerhafte Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster wider, die sich über die gesamte Lebenszeit kumulativ in gesunden und ungesunden Verhaltensweisen und Denkmustern äußern können?, sagte die Hauptautorin Dr. Tomiko Yoneda, Medizinsoziologin an der Northwestern University in Chicago gegenüber Medscape.
?Die Akkumulation der lebenslangen Erfahrungen kann dann zur Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten oder Störungen wie MCI oder zu der individuellen Prädisposition gegenüber altersbedingten neurologischen Veränderungen beitragen?, fügte sie hinzu.
Konkurrierende Risikofaktoren
?So zeichnet sich etwa Gewissenhaftigkeit durch Kompetenz, Pflichtbewusstsein und Selbstdisziplin aus, während Neurotizismus für Ängstlichkeit, depressive Symptome und emotionale Instabilität steht. Ebenso sind Personen mit einem hohen Grad an Extraversion eher begeisterungsfähig, gesellig, gesprächig und durchsetzungsfähig?, fügte sie hinzu.
?Frühere Untersuchungen legen nahe, dass eine geringe Gewissenhaftigkeit und ein hoher Neurotizismus mit einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen verbunden sind?, so die Wissenschaftlerin weiter. Allerdings ?scheint die Wahrscheinlichkeit, ein höheres Alter zu erreichen, auch größer zu sein. Es handelt sich also mit anderen Worten nach diesen Ergebnissen um ?konkurrierende Risikofaktoren?.
Rund 2.000 Ältere untersucht
Laut Yoneda wollte ihr Team ?die Auswirkungen von Persönlichkeitsmerkmalen auf das gleichzeitige Risiko für den Übergang zu einer MCI, Demenz und Tod untersuchen.
Für die Studie analysierten die Forschenden die Daten von 1.954 Studienteilnehmern (Durchschnittsalter bei Studienbeginn 80 Jahre; 73,7% weiblich, 86,8% weiß), deren Persönlichkeit standardisiert untersucht und deren kognitive Fähigkeiten dann jährlich beurteilt wurden.
Zur Bewertung der Persönlichkeitseigenschaften ? insbesondere Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Extraversion ? verwendeten sie das NEO Five Factor Inventory (NEO-FFI). Darüber hinaus untersuchten sie mithilfe von Multistate-Modellen für das Überleben den potenziellen Zusammenhang zwischen diesen Merkmalen und dem Übergang von einer Kategorie des Kognitionszustandes zu einer anderen (NCI, MCI und Demenz) und zum Tod.
Kognitiv gesunde Jahre
Bei Studienende war über die Hälfte der Stichprobe (54%) verstorben.
Die meisten Teilnehmer zeigten ihres ?relative Stabilität des kognitiven Status über die Messzeitpunkte hinweg?:
Es gab 725 ?Rückübergänge? von MCI zu NCI, ?die eine Verbesserung oder eine innerpersonelle Variabilität der kognitiven Funktion oder auch Lerneffekte widerspiegeln können?, so die Autorinnen und Autoren.
Es gab nur 114 ?Rückübergänge? von Demenz zu MCI und nur 12 von Demenz zu NCI, ?was darauf hindeutet, dass eine Verbesserung des kognitiven Status relativ selten ist, insbesondere wenn eine Person einmal das Demenzstadium erreicht hat?.
Nach Adjustierung der Daten an Demografie, depressive Symptome und das Apolipoprotein ε4-Allel (APOE) fanden die Forschenden heraus, dass die Persönlichkeitsmerkmale die wichtigsten Faktoren beim Übergang von NCI zu MCI waren.
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine hohe Gewissenhaftigkeit und ein niedriger Neurotizismus Personen vor leichten kognitiven Beeinträchtigungen schützen können. Dr. Tomiko Yoneda
Eine höhere Gewissenhaftigkeit in der Persönlichkeitsstruktur war mit einem geringeren Risiko für einen Übergang von NKI zu MCI verbunden (Hazard Ratio: 0,78; 95%-Konfidenzintervall: 0,72?0,85). Umgekehrt war ein höherer Neurotizismus mit einem erhöhten Risiko des Übergangs von NKI zu MCI und einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit des Übergangs zurück von MCI zu NKI verbunden (HR: 1,12; 95%-KI: 1,04?1,21 bzw. HR: 0,90; 95%-KI: 0,81?1,00).
Eine Punktzahl von ~6 auf einer Gewissenhaftigkeitsskala von 0?48 (d.h. 1 SD auf der Skala) war signifikant mit einem ~22% niedrigeren Risiko des Übergangs von NCI zu MCI verbunden, während eine Punktzahl von ~7 auf einer Neurotizismus-Skala (1 SD) signifikant mit einem ~12% höheren Risiko für einen Übergang von NCI zu MCI verbunden war.
Eine höhere Extraversion bedeutete eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Übergangs von MCI zurück zu NCI (HR: 1,12; 95% KI: 1,03?1,22) Und obwohl Extraversion nicht mit einer längeren Gesamtlebensdauer verbunden war, behielten Teilnehmende, die eine hohe Extraversion aufwiesen, sowie diejenigen, die eine höhere Gewissenhaftigkeit oder einen niedrigen Neurotizismus aufwiesen, ihre normale kognitive Funktion länger bei als andere Teilnehmer.
?Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine hohe Gewissenhaftigkeit und ein niedriger Neurotizismus Personen vor leichten kognitiven Beeinträchtigungen schützen können?, so Yoneda.
?Wichtig ist, dass Personen, die entweder eine höhere Gewissenhaftigkeit, eine höhere Extraversion oder einen niedrigeren Neurotizismus aufwiesen, mehr kognitiv gesunde Jahre aufwiesen, d.h. mehr Jahre ohne kognitive Beeinträchtigung?, fügte sie hinzu.
Darüber hinaus ?erholten sich Personen mit niedrigerem Neurotizismus und höherer Extraversion eher von der Diagnose MCI, was darauf hindeutet, dass diese Eigenschaften auch dann noch protektiv wirken können, wenn die Demenz bereits fortgeschritten ist?, sagte sie.
Die Forschenden weisen darauf hin, dass sich die Studie nur auf 3 der Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale konzentrierte, während die anderen beiden ? Offenheit für Erfahrungen und Verträglichkeit ? ebenfalls mit kognitiven Alterungsprozessen und Mortalität in Verbindung gebracht werden können.
In Anbetracht der aktuellen Ergebnisse und der umfangreichen Forschung im Bereich der Persönlichkeit ist das Ziel, die Gewissenhaftigkeit durch dauerhafte Verhaltensänderungen zu erhöhen, eine mögliche Strategie zur Förderung eines gesunden kognitiven Alterns, so Yoneda.
?Ungeahnte Einblicke?
Der Psychologe Dr. Brent Roberts von der University of Illinois Urbana-Champaign erklärte gegenüber Medscape, die Studie eröffne ?ungeahnte Einblicke bei der Frage, wie die Persönlichkeit den Prozess des kognitiven Abbaus beeinflusst und ihn entweder beschleunigt, wie beim Neurotizismus, oder verlangsamt, wie bei der Gewissenhaftigkeit?.
Für mich war das faszinierendste Ergebnis, dass die Extraversion mit dem Übergang von MCI zurück zum NCI zusammenhing. Dr. Brent Roberts
?Für mich war das faszinierendste Ergebnis, dass die Extraversion mit dem Übergang von MCI zurück zum NCI zusammenhing. Derartige Übergänge waren bislang einfach kein Forschungsgegenstand. Damit bieten sich ganz einzigartige Einblicke und Möglichkeiten für Interventionen, die Menschen tatsächlich dabei helfen können, sich von einem Abbau wieder zu erholen?, sagte Roberts, der nicht an der Studie beteiligt war.
Dr. Claire Sexton, Programmleiterin Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit bei der Alzheimer's Association, betonte in einem Kommentar für Medscape die Neuartigkeit der Untersuchung, weil sie die Übergänge zwischen NCI und MCI sowie zwischen MCI und Demenz untersucht habe.
Sexton, die Teil des Forschungsteams war, gab zu bedenken, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Eine solche könne zwar ?Assoziationen oder Korrelationen aufzeigen, aber keine Ursachen. Daher können wir nicht mit Sicherheit sagen, welche Mechanismen hinter diesen potenziellen Verbindungen zwischen Persönlichkeit und Kognition stehen, und es sind weitere Untersuchungen erforderlich.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911168?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4250036&src=WNL_mdplsfeat_220516_mscpedit_de#vp_3
Batya Swift Yasgur
Extravertierte Personen und Menschen mit hoher Selbstdisziplin haben möglicherweise ein geringeres Risiko für einen kognitiven Abbau im späteren Leben, während das Risiko bei Menschen mit Neurotizismus erhöht sei, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.
Die Forschenden analysierten die Daten von fast 2.000 Personen, die am Rush Memory and Aging Project (MAP) teilnahmen. Dabei handelt es sich um eine Längsschnittstudie mit älteren Erwachsenen aus dem Großraum Chicago. Die Rekrutierung begann 1997 und dauert bis heute an. Die Teilnehmer unterzogen sich einer Persönlichkeitsbeurteilung und ihre kognitiven Fähigkeiten wurden im Jahresturnus beurteilt. Die Studie wurde im April online im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlicht.
Gewissenhaftigkeit und Extraversion als ?Schutzfaktoren?
Bei Personen, die bei der Bestimmung der Gewissenhaftigkeit hohe Werte erzielten, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie während der Studie von einer normalen kognitiven Leistungsfähigkeit zu einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (LKB; oder mild cognitive impairment, MCI) übergingen, deutlich geringer.
Ein zusätzlicher Wert von 1 in der Standardabweichung auf der Skala für Gewissenhaftigkeit war mit einem 22% niedrigeren Risiko des Übergangs von keiner kognitiven Beeinträchtigung (NCI) zur MCI verbunden. Andererseits war ein zusätzlicher Wert von 1 in der Standardabweichung auf der Neurotizismus-Skala mit einem um 12% höheren Risiko für den Übergang zur MCI verbunden.
Personen mit einem hohen Wert für Extraversion sowie für Gewissenhaftigkeit oder einem niedrigen Wert für Neurotizismus hatten eher länger normale kognitive Funktionen als andere Teilnehmende.
?Persönlichkeitsmerkmale spiegeln relativ dauerhafte Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster wider, die sich über die gesamte Lebenszeit kumulativ in gesunden und ungesunden Verhaltensweisen und Denkmustern äußern können?, sagte die Hauptautorin Dr. Tomiko Yoneda, Medizinsoziologin an der Northwestern University in Chicago gegenüber Medscape.
?Die Akkumulation der lebenslangen Erfahrungen kann dann zur Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten oder Störungen wie MCI oder zu der individuellen Prädisposition gegenüber altersbedingten neurologischen Veränderungen beitragen?, fügte sie hinzu.
Konkurrierende Risikofaktoren
?So zeichnet sich etwa Gewissenhaftigkeit durch Kompetenz, Pflichtbewusstsein und Selbstdisziplin aus, während Neurotizismus für Ängstlichkeit, depressive Symptome und emotionale Instabilität steht. Ebenso sind Personen mit einem hohen Grad an Extraversion eher begeisterungsfähig, gesellig, gesprächig und durchsetzungsfähig?, fügte sie hinzu.
?Frühere Untersuchungen legen nahe, dass eine geringe Gewissenhaftigkeit und ein hoher Neurotizismus mit einem erhöhten Risiko für kognitive Beeinträchtigungen verbunden sind?, so die Wissenschaftlerin weiter. Allerdings ?scheint die Wahrscheinlichkeit, ein höheres Alter zu erreichen, auch größer zu sein. Es handelt sich also mit anderen Worten nach diesen Ergebnissen um ?konkurrierende Risikofaktoren?.
Rund 2.000 Ältere untersucht
Laut Yoneda wollte ihr Team ?die Auswirkungen von Persönlichkeitsmerkmalen auf das gleichzeitige Risiko für den Übergang zu einer MCI, Demenz und Tod untersuchen.
Für die Studie analysierten die Forschenden die Daten von 1.954 Studienteilnehmern (Durchschnittsalter bei Studienbeginn 80 Jahre; 73,7% weiblich, 86,8% weiß), deren Persönlichkeit standardisiert untersucht und deren kognitive Fähigkeiten dann jährlich beurteilt wurden.
Zur Bewertung der Persönlichkeitseigenschaften ? insbesondere Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Extraversion ? verwendeten sie das NEO Five Factor Inventory (NEO-FFI). Darüber hinaus untersuchten sie mithilfe von Multistate-Modellen für das Überleben den potenziellen Zusammenhang zwischen diesen Merkmalen und dem Übergang von einer Kategorie des Kognitionszustandes zu einer anderen (NCI, MCI und Demenz) und zum Tod.
Kognitiv gesunde Jahre
Bei Studienende war über die Hälfte der Stichprobe (54%) verstorben.
Die meisten Teilnehmer zeigten ihres ?relative Stabilität des kognitiven Status über die Messzeitpunkte hinweg?:
Es gab 725 ?Rückübergänge? von MCI zu NCI, ?die eine Verbesserung oder eine innerpersonelle Variabilität der kognitiven Funktion oder auch Lerneffekte widerspiegeln können?, so die Autorinnen und Autoren.
Es gab nur 114 ?Rückübergänge? von Demenz zu MCI und nur 12 von Demenz zu NCI, ?was darauf hindeutet, dass eine Verbesserung des kognitiven Status relativ selten ist, insbesondere wenn eine Person einmal das Demenzstadium erreicht hat?.
Nach Adjustierung der Daten an Demografie, depressive Symptome und das Apolipoprotein ε4-Allel (APOE) fanden die Forschenden heraus, dass die Persönlichkeitsmerkmale die wichtigsten Faktoren beim Übergang von NCI zu MCI waren.
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine hohe Gewissenhaftigkeit und ein niedriger Neurotizismus Personen vor leichten kognitiven Beeinträchtigungen schützen können. Dr. Tomiko Yoneda
Eine höhere Gewissenhaftigkeit in der Persönlichkeitsstruktur war mit einem geringeren Risiko für einen Übergang von NKI zu MCI verbunden (Hazard Ratio: 0,78; 95%-Konfidenzintervall: 0,72?0,85). Umgekehrt war ein höherer Neurotizismus mit einem erhöhten Risiko des Übergangs von NKI zu MCI und einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit des Übergangs zurück von MCI zu NKI verbunden (HR: 1,12; 95%-KI: 1,04?1,21 bzw. HR: 0,90; 95%-KI: 0,81?1,00).
Eine Punktzahl von ~6 auf einer Gewissenhaftigkeitsskala von 0?48 (d.h. 1 SD auf der Skala) war signifikant mit einem ~22% niedrigeren Risiko des Übergangs von NCI zu MCI verbunden, während eine Punktzahl von ~7 auf einer Neurotizismus-Skala (1 SD) signifikant mit einem ~12% höheren Risiko für einen Übergang von NCI zu MCI verbunden war.
Eine höhere Extraversion bedeutete eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Übergangs von MCI zurück zu NCI (HR: 1,12; 95% KI: 1,03?1,22) Und obwohl Extraversion nicht mit einer längeren Gesamtlebensdauer verbunden war, behielten Teilnehmende, die eine hohe Extraversion aufwiesen, sowie diejenigen, die eine höhere Gewissenhaftigkeit oder einen niedrigen Neurotizismus aufwiesen, ihre normale kognitive Funktion länger bei als andere Teilnehmer.
?Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine hohe Gewissenhaftigkeit und ein niedriger Neurotizismus Personen vor leichten kognitiven Beeinträchtigungen schützen können?, so Yoneda.
?Wichtig ist, dass Personen, die entweder eine höhere Gewissenhaftigkeit, eine höhere Extraversion oder einen niedrigeren Neurotizismus aufwiesen, mehr kognitiv gesunde Jahre aufwiesen, d.h. mehr Jahre ohne kognitive Beeinträchtigung?, fügte sie hinzu.
Darüber hinaus ?erholten sich Personen mit niedrigerem Neurotizismus und höherer Extraversion eher von der Diagnose MCI, was darauf hindeutet, dass diese Eigenschaften auch dann noch protektiv wirken können, wenn die Demenz bereits fortgeschritten ist?, sagte sie.
Die Forschenden weisen darauf hin, dass sich die Studie nur auf 3 der Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale konzentrierte, während die anderen beiden ? Offenheit für Erfahrungen und Verträglichkeit ? ebenfalls mit kognitiven Alterungsprozessen und Mortalität in Verbindung gebracht werden können.
In Anbetracht der aktuellen Ergebnisse und der umfangreichen Forschung im Bereich der Persönlichkeit ist das Ziel, die Gewissenhaftigkeit durch dauerhafte Verhaltensänderungen zu erhöhen, eine mögliche Strategie zur Förderung eines gesunden kognitiven Alterns, so Yoneda.
?Ungeahnte Einblicke?
Der Psychologe Dr. Brent Roberts von der University of Illinois Urbana-Champaign erklärte gegenüber Medscape, die Studie eröffne ?ungeahnte Einblicke bei der Frage, wie die Persönlichkeit den Prozess des kognitiven Abbaus beeinflusst und ihn entweder beschleunigt, wie beim Neurotizismus, oder verlangsamt, wie bei der Gewissenhaftigkeit?.
Für mich war das faszinierendste Ergebnis, dass die Extraversion mit dem Übergang von MCI zurück zum NCI zusammenhing. Dr. Brent Roberts
?Für mich war das faszinierendste Ergebnis, dass die Extraversion mit dem Übergang von MCI zurück zum NCI zusammenhing. Derartige Übergänge waren bislang einfach kein Forschungsgegenstand. Damit bieten sich ganz einzigartige Einblicke und Möglichkeiten für Interventionen, die Menschen tatsächlich dabei helfen können, sich von einem Abbau wieder zu erholen?, sagte Roberts, der nicht an der Studie beteiligt war.
Dr. Claire Sexton, Programmleiterin Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit bei der Alzheimer's Association, betonte in einem Kommentar für Medscape die Neuartigkeit der Untersuchung, weil sie die Übergänge zwischen NCI und MCI sowie zwischen MCI und Demenz untersucht habe.
Sexton, die Teil des Forschungsteams war, gab zu bedenken, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Eine solche könne zwar ?Assoziationen oder Korrelationen aufzeigen, aber keine Ursachen. Daher können wir nicht mit Sicherheit sagen, welche Mechanismen hinter diesen potenziellen Verbindungen zwischen Persönlichkeit und Kognition stehen, und es sind weitere Untersuchungen erforderlich.?
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911168?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4250036&src=WNL_mdplsfeat_220516_mscpedit_de#vp_3
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"Pandemie nicht vorbei"; Schutzwirkung einer Infektion; Leitlinie für Prophylaxe; Risiko für psychische Ekrankungen
che2001, 19:25h
Michael van den Heuvel, Medscape
Das Infektionsgeschehen entwickelt sich weiter rückläufig. Derzeit ist die 7-Tage-Inzidenz auf 439,2 Fälle pro 100.000 Einwohner gesunken (13. Mai: 485,7).
Experten warnen vor falscher Sicherheit. ?Die Pandemie ist nicht vorbei?, twittert Maria Klein-Schmeink von den Grünen. ?Saisonal entspannt sich die Lage. Kein Grund, nicht weiterhin achtsam zu bleiben.? Insbesondere der Schutz durch Masken in Bus und Bahn sei weiter zu beherzigen. ?Jetzt müssen die Vorbereitungen für den Herbst anlaufen?, fordert Klein-Schmeink. Bereits im April ? nach dem Scheitern der gesetzlichen Grundlagen zur allgemeinen Impfpflicht ? sprach sie sich für möglichst hohe Impfquoten aus.
WHO-Generaldirektor beim globalen COVID-Gipfel: in 70 Ländern Zunahme ? 4 Forderungen an die Staatengemeinschaft
Länder-Vergleich: Deutschland nur Mittelmaß bei der Pandemiekontrolle
SARS-CoV-2: Neue Subtypen mit klinisch unklarer Relevanz
Neuropsychiatrische Erkrankungen nach COVID-19
Infektion schützt Ungeimpfte gegen erneutes COVID-19
COVID-19: S1-Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe publiziert
WHO-Generaldirektor spricht beim globalen COVID-Gipfel: 4 Forderungen an die Staatengemeinschaft
Zu einer ähnlichen Bewertung kommt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). ?Obwohl die Zahl der gemeldeten Fälle und Todesfälle nun weltweit abnimmt, ist es falsch zu glauben, dass diese Pandemie vorbei ist?, sagte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus beim 2. globalen COVID-Gipfel. ?Tatsächlich nehmen die Fälle in mehr als 70 Ländern zu.? Und fast eine Milliarde Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen blieben ungeimpft.
Aus Sicht der WHO ergeben sich hieraus 4 Handlungsfelder:
Die Weltgesundheitsorganisation wünscht sich politische Verpflichtungen zur Förderung von Impfungen, Tests und Therapien in ärmeren Ländern.
Investitionen in die lokale Produktion sollten verstärkt werden.
Die WHO macht sich für finanzielle Zusagen zur vollständigen Finanzierung ihrer Programme zur Bekämpfung von COVID-19 stark.
Sie fordert auch mehr politisches Engagement zur Unterstützung des Financial Intermediary Fund und den Aufbau einer neuen Struktur für die globale Gesundheit.
Länder-Vergleich: Deutschland nur Mittelmaß bei der Pandemiekontrolle
Doch was ergibt der Vergleich wohlhabender Industrienationen? Hat sich das deutsche Gesundheitssystem bewährt? Ein Blick auf Zahlen.
Todesfälle pro 1 Million Einwohner: Hier stehen südamerikanische und osteuropäische Länder an der Spitze der Liste (4.000-6.000); Deutschland ist im Mittelfeld (1.636). Besser haben die Niederlande (1.296), Dänemark (1.078) oder Israel (1.153) abgeschnitten.
Erkrankungen pro 1 Million Einwohner: Hier sieht es schlecht für Island (540.134), Dänemark (510.483), die Niederlande (468.869), Österreich (462.804) und für viele andere Nationen aus. Deutschland bewegt sich erneut im mittleren Bereich (305.810); niedrigere Zahlen haben Norwegen (259.940), die USA (251.659) oder Schweden (245.180) vorzuweisen.
Impfquoten: Besser sieht die Sachlage beim Vergleich der Impfquoten europäischen Länder aus. Deutschland liegt nach Malta (249,06), Portugal (234,28), Italien (227,47), Dänemark (227,4), Schweden (218,81), Irland (218,49) und Belgien (217,75) im vorderen Feld (213,83). Angegeben sind jeweils Vakzin-Dosen pro 100 Einwohner.
SARS-CoV-2: Neue Subtypen mit klinisch unklarer Relevanz
COVID-19 ist noch lange nicht vorbei. Wie dynamisch das Infektionsgeschehen immer noch entwickelt, zeigen Analysen des Robert Koch-Instituts (RKI).
Laut Wochenbericht lag der Anteil von BA.2 zuletzt bei rund 97%. Der zuvor für die meisten Ansteckungen verantwortliche Subtyp BA.1 wiederum ist unter 2% gesunken. Der Anteil von BA.5 ist auf 0,6% angestiegen. BA.4 liegt unverändert bei 0,1%. Ob es relevante klinische Unterschiede zwischen den Subformen gibt, ist noch ungeklärt.
Neuropsychiatrische Erkrankungen nach COVID-19
Personen, die schweres COVID-19 überleben, haben ein erhöhtes Risiko für neuropsychiatrische Folgeerkrankungen. Zu dem Ergebnis sind Wissenschaftler schon bald nach Beginn der Pandemie gekommen. Doch die Details blieben unklar.
Ziel einer neuen Kohortenstudie war, das Risiko bei stationären COVID-19-Patienten und bei stationären Patienten mit anderen infektiösen Atemwegserkrankungen zu vergleichen. Dazu haben Forscher Angaben aus verschiedenen britischen Registern und Patientenakten vom 24. Januar 2020 bis zum 7. Juli 2021 zusammengetragen.
In dieser Kohorte mit Daten von 8,38 Millionen britischen Erwachsenen (4,18 Millionen Frauen, 4,20 Millionen Männer; mittleres Alter 49,18 Jahre) wurden 16.679 (0,02%) nach einer Krankenhausaufnahme wegen infektiöser Atemwegserkrankungen als geheilt entlassen. Das galt auch für 32.525 (0,03%) stationäre COVID-19-Patienten.
Im Vergleich zur übrigen Bevölkerung hatten Überlebende beider Gruppen ein höheres Risiko für nachfolgende neuropsychiatrische Diagnosen. So lag die HR für Angstzustände in der Gruppe ehemaliger Patienten mit sonstigen infektiösen Atemwegserkrankungen bei 1,86 (95%-KI 1,56-2,21) und bei ehemaligen COVID-19-Patienten bei 2,36 (95%-KI 2,03-2,74); als HR für eine Demenz nennen die Autoren 2,55 (95%-KI 2,17-3,00) bzw. 2,63 (95%-KI 2,21-3,14).
Ähnliche Ergebnisse wurden für Pharmakotherapien beobachtet. Beispielsweise lag die HR für die Erstverschreibung von Antidepressiva bei 2,55 (95%-KI 2,24-2,90) bzw. bei 3,24 (95%-KI 2,91-3,61). Beim direkten Vergleich der COVID-19-Gruppe mit der Gruppe anderer Atemwegsinfektionen wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt, abgesehen von einem geringeren Risiko der Verschreibung von Antipsychotika in der COVID-19-Gruppe (HR 0,80; 95%-KI 0,69-0,92).
Wichtig sei für Ärzte, erhöhte Risiken für neuropsychiatrische Erkrankungen im Blick zu behalten, resümieren die Autoren.
Infektion schützt Ungeimpfte gegen erneutes COVID-19
Menschen, die ohne eine vorherige Impfung an COVID-19 erkrankten und dies überlebten, waren nach 90 Tagen anhaltend vor einer erneuten Infektion mit und ohne Hospitalisierung geschützt. Darüber hat Univadis.de berichtet.
Analysiert wurden Daten von etwa 120.000 Personen, die in 6 westlichen US-Bundestaaten im Zeitraum von Oktober 2020 bis November 2021 mittels PCR getestet worden waren. Darunter waren 24.043 Ungeimpfte, die zum Zeitpunkt des positiven Tests Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion hatten. Weitere 97.572 Personen waren im Test negativ und zeigten keine Symptome (Kontrolle).
Ab 90 Tagen nach den Tests wurden beide Gruppen bezüglich neuer SARS-CoV-2-Infektionen mittels PCR überwacht, und das COVID-19-freie Überleben (adjustiert für Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit) bestimmt.
Unter den zu Beginn Erkrankten kam es 98 Neuinfektionen (0,4%). In der Kontrollgruppe steckten sich 2.762 Personen (2,8 %) an. Die HR für bereits Erkrankte betrugen für eine COVID-19-Erkrankung 0,15 (95%-KI 0,13-0,18), für eine Hospitalisierung wegen COVID-19 0,12 (95%-KI 0,08-0,18) und für COVID-19 ohne Hospitalisierung 0,17 (95%-KI 0,13-0,21).
Die Schutzraten nach einer COVID-19-Erkrankung lagen für eine erneute Erkrankung bei 85%, für eine Hospitalisierung wegen COVID-19 bei 88% und für COVID-19 ohne Hospitalisierung bei 83 %. Die Schutzwirkung blieb über den Studienzeitraum stabil und zeigt auch nach 9 Monaten keine Anzeichen für eine Abschwächung.
Bleibt als Fazit: Eine natürliche Infektion mit SARS-CoV-2 und anschließender COVID-19-Sympomatik hat bei ungeimpften Personen einen Schutzeffekt, der in etwa der Größenordnung von mRNA-Vakzinen entspricht. Da die Untersuchung im Zeitraum von Oktober 2020 bis November 2021 durchgeführt wurde, beziehen diese Ergebnisse sich lediglich auf die damals kursierenden Virusvarianten.
COVID-19: S1-Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe publiziert
Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem bilden nach einer Impfung oft keinen ausreichenden Immunschutz gegen COVID-19. Für sie kann die vorbeugende Gabe monoklonaler Antikörper als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) sinnvoll sein, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren ? und um schweres COVID-19 zu vermeiden. Details wurden in einer neuen Leitlinie zusammengestellt.
Von der PrEP profitieren Patienten mit schwerwiegender Immundefizienz, mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf sowie mit nachweislich nicht ausreichendem Ansprechen auf die Impfung.
Während der Pandemie standen Ärzten verschiedene neutralisierende monoklonale Antikörper (nMAK) zur Verfügung. Sie binden an verschiedenen Regionen des Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Mutationen schwächen jedoch die Wirksamkeit ab, was zuletzt bei Omikron beobachtet worden ist.
Seit März 2022 ist das Kombinationspräparat Tixagevimab/Cilgavimab (AZD7442) erhältlich. Es zeigt zumindest in vitro eine gute Wirksamkeit gegenüber Omikron, einschließlich der momentan zirkulierenden Subvariante BA.2.
?Die SARS-CoV-2-PrEP ist allerdings keinesfalls als Ersatz für eine vollständig durchgeführte Schutzimpfung entsprechend der STIKO-Empfehlungen zu verstehen. Auch Patienten mit geschwächtem Immunsystem profitieren in den meisten Fällen von einer intensivierten Impfserie?, so die Einschätzung von Dr. Jakob J. Malin, Uniklinik Köln. Er hat gemeinsam mit PD Dr. Christoph Spinner, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität in München, die Leitlinie koordiniert.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911170?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4250036&src=WNL_mdplsfeat_220516_mscpedit_de#vp_3
Das Infektionsgeschehen entwickelt sich weiter rückläufig. Derzeit ist die 7-Tage-Inzidenz auf 439,2 Fälle pro 100.000 Einwohner gesunken (13. Mai: 485,7).
Experten warnen vor falscher Sicherheit. ?Die Pandemie ist nicht vorbei?, twittert Maria Klein-Schmeink von den Grünen. ?Saisonal entspannt sich die Lage. Kein Grund, nicht weiterhin achtsam zu bleiben.? Insbesondere der Schutz durch Masken in Bus und Bahn sei weiter zu beherzigen. ?Jetzt müssen die Vorbereitungen für den Herbst anlaufen?, fordert Klein-Schmeink. Bereits im April ? nach dem Scheitern der gesetzlichen Grundlagen zur allgemeinen Impfpflicht ? sprach sie sich für möglichst hohe Impfquoten aus.
WHO-Generaldirektor beim globalen COVID-Gipfel: in 70 Ländern Zunahme ? 4 Forderungen an die Staatengemeinschaft
Länder-Vergleich: Deutschland nur Mittelmaß bei der Pandemiekontrolle
SARS-CoV-2: Neue Subtypen mit klinisch unklarer Relevanz
Neuropsychiatrische Erkrankungen nach COVID-19
Infektion schützt Ungeimpfte gegen erneutes COVID-19
COVID-19: S1-Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe publiziert
WHO-Generaldirektor spricht beim globalen COVID-Gipfel: 4 Forderungen an die Staatengemeinschaft
Zu einer ähnlichen Bewertung kommt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). ?Obwohl die Zahl der gemeldeten Fälle und Todesfälle nun weltweit abnimmt, ist es falsch zu glauben, dass diese Pandemie vorbei ist?, sagte WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus beim 2. globalen COVID-Gipfel. ?Tatsächlich nehmen die Fälle in mehr als 70 Ländern zu.? Und fast eine Milliarde Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen blieben ungeimpft.
Aus Sicht der WHO ergeben sich hieraus 4 Handlungsfelder:
Die Weltgesundheitsorganisation wünscht sich politische Verpflichtungen zur Förderung von Impfungen, Tests und Therapien in ärmeren Ländern.
Investitionen in die lokale Produktion sollten verstärkt werden.
Die WHO macht sich für finanzielle Zusagen zur vollständigen Finanzierung ihrer Programme zur Bekämpfung von COVID-19 stark.
Sie fordert auch mehr politisches Engagement zur Unterstützung des Financial Intermediary Fund und den Aufbau einer neuen Struktur für die globale Gesundheit.
Länder-Vergleich: Deutschland nur Mittelmaß bei der Pandemiekontrolle
Doch was ergibt der Vergleich wohlhabender Industrienationen? Hat sich das deutsche Gesundheitssystem bewährt? Ein Blick auf Zahlen.
Todesfälle pro 1 Million Einwohner: Hier stehen südamerikanische und osteuropäische Länder an der Spitze der Liste (4.000-6.000); Deutschland ist im Mittelfeld (1.636). Besser haben die Niederlande (1.296), Dänemark (1.078) oder Israel (1.153) abgeschnitten.
Erkrankungen pro 1 Million Einwohner: Hier sieht es schlecht für Island (540.134), Dänemark (510.483), die Niederlande (468.869), Österreich (462.804) und für viele andere Nationen aus. Deutschland bewegt sich erneut im mittleren Bereich (305.810); niedrigere Zahlen haben Norwegen (259.940), die USA (251.659) oder Schweden (245.180) vorzuweisen.
Impfquoten: Besser sieht die Sachlage beim Vergleich der Impfquoten europäischen Länder aus. Deutschland liegt nach Malta (249,06), Portugal (234,28), Italien (227,47), Dänemark (227,4), Schweden (218,81), Irland (218,49) und Belgien (217,75) im vorderen Feld (213,83). Angegeben sind jeweils Vakzin-Dosen pro 100 Einwohner.
SARS-CoV-2: Neue Subtypen mit klinisch unklarer Relevanz
COVID-19 ist noch lange nicht vorbei. Wie dynamisch das Infektionsgeschehen immer noch entwickelt, zeigen Analysen des Robert Koch-Instituts (RKI).
Laut Wochenbericht lag der Anteil von BA.2 zuletzt bei rund 97%. Der zuvor für die meisten Ansteckungen verantwortliche Subtyp BA.1 wiederum ist unter 2% gesunken. Der Anteil von BA.5 ist auf 0,6% angestiegen. BA.4 liegt unverändert bei 0,1%. Ob es relevante klinische Unterschiede zwischen den Subformen gibt, ist noch ungeklärt.
Neuropsychiatrische Erkrankungen nach COVID-19
Personen, die schweres COVID-19 überleben, haben ein erhöhtes Risiko für neuropsychiatrische Folgeerkrankungen. Zu dem Ergebnis sind Wissenschaftler schon bald nach Beginn der Pandemie gekommen. Doch die Details blieben unklar.
Ziel einer neuen Kohortenstudie war, das Risiko bei stationären COVID-19-Patienten und bei stationären Patienten mit anderen infektiösen Atemwegserkrankungen zu vergleichen. Dazu haben Forscher Angaben aus verschiedenen britischen Registern und Patientenakten vom 24. Januar 2020 bis zum 7. Juli 2021 zusammengetragen.
In dieser Kohorte mit Daten von 8,38 Millionen britischen Erwachsenen (4,18 Millionen Frauen, 4,20 Millionen Männer; mittleres Alter 49,18 Jahre) wurden 16.679 (0,02%) nach einer Krankenhausaufnahme wegen infektiöser Atemwegserkrankungen als geheilt entlassen. Das galt auch für 32.525 (0,03%) stationäre COVID-19-Patienten.
Im Vergleich zur übrigen Bevölkerung hatten Überlebende beider Gruppen ein höheres Risiko für nachfolgende neuropsychiatrische Diagnosen. So lag die HR für Angstzustände in der Gruppe ehemaliger Patienten mit sonstigen infektiösen Atemwegserkrankungen bei 1,86 (95%-KI 1,56-2,21) und bei ehemaligen COVID-19-Patienten bei 2,36 (95%-KI 2,03-2,74); als HR für eine Demenz nennen die Autoren 2,55 (95%-KI 2,17-3,00) bzw. 2,63 (95%-KI 2,21-3,14).
Ähnliche Ergebnisse wurden für Pharmakotherapien beobachtet. Beispielsweise lag die HR für die Erstverschreibung von Antidepressiva bei 2,55 (95%-KI 2,24-2,90) bzw. bei 3,24 (95%-KI 2,91-3,61). Beim direkten Vergleich der COVID-19-Gruppe mit der Gruppe anderer Atemwegsinfektionen wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt, abgesehen von einem geringeren Risiko der Verschreibung von Antipsychotika in der COVID-19-Gruppe (HR 0,80; 95%-KI 0,69-0,92).
Wichtig sei für Ärzte, erhöhte Risiken für neuropsychiatrische Erkrankungen im Blick zu behalten, resümieren die Autoren.
Infektion schützt Ungeimpfte gegen erneutes COVID-19
Menschen, die ohne eine vorherige Impfung an COVID-19 erkrankten und dies überlebten, waren nach 90 Tagen anhaltend vor einer erneuten Infektion mit und ohne Hospitalisierung geschützt. Darüber hat Univadis.de berichtet.
Analysiert wurden Daten von etwa 120.000 Personen, die in 6 westlichen US-Bundestaaten im Zeitraum von Oktober 2020 bis November 2021 mittels PCR getestet worden waren. Darunter waren 24.043 Ungeimpfte, die zum Zeitpunkt des positiven Tests Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion hatten. Weitere 97.572 Personen waren im Test negativ und zeigten keine Symptome (Kontrolle).
Ab 90 Tagen nach den Tests wurden beide Gruppen bezüglich neuer SARS-CoV-2-Infektionen mittels PCR überwacht, und das COVID-19-freie Überleben (adjustiert für Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit) bestimmt.
Unter den zu Beginn Erkrankten kam es 98 Neuinfektionen (0,4%). In der Kontrollgruppe steckten sich 2.762 Personen (2,8 %) an. Die HR für bereits Erkrankte betrugen für eine COVID-19-Erkrankung 0,15 (95%-KI 0,13-0,18), für eine Hospitalisierung wegen COVID-19 0,12 (95%-KI 0,08-0,18) und für COVID-19 ohne Hospitalisierung 0,17 (95%-KI 0,13-0,21).
Die Schutzraten nach einer COVID-19-Erkrankung lagen für eine erneute Erkrankung bei 85%, für eine Hospitalisierung wegen COVID-19 bei 88% und für COVID-19 ohne Hospitalisierung bei 83 %. Die Schutzwirkung blieb über den Studienzeitraum stabil und zeigt auch nach 9 Monaten keine Anzeichen für eine Abschwächung.
Bleibt als Fazit: Eine natürliche Infektion mit SARS-CoV-2 und anschließender COVID-19-Sympomatik hat bei ungeimpften Personen einen Schutzeffekt, der in etwa der Größenordnung von mRNA-Vakzinen entspricht. Da die Untersuchung im Zeitraum von Oktober 2020 bis November 2021 durchgeführt wurde, beziehen diese Ergebnisse sich lediglich auf die damals kursierenden Virusvarianten.
COVID-19: S1-Leitlinie zur Präexpositionsprophylaxe publiziert
Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem bilden nach einer Impfung oft keinen ausreichenden Immunschutz gegen COVID-19. Für sie kann die vorbeugende Gabe monoklonaler Antikörper als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) sinnvoll sein, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren ? und um schweres COVID-19 zu vermeiden. Details wurden in einer neuen Leitlinie zusammengestellt.
Von der PrEP profitieren Patienten mit schwerwiegender Immundefizienz, mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf sowie mit nachweislich nicht ausreichendem Ansprechen auf die Impfung.
Während der Pandemie standen Ärzten verschiedene neutralisierende monoklonale Antikörper (nMAK) zur Verfügung. Sie binden an verschiedenen Regionen des Spike-Proteins von SARS-CoV-2. Mutationen schwächen jedoch die Wirksamkeit ab, was zuletzt bei Omikron beobachtet worden ist.
Seit März 2022 ist das Kombinationspräparat Tixagevimab/Cilgavimab (AZD7442) erhältlich. Es zeigt zumindest in vitro eine gute Wirksamkeit gegenüber Omikron, einschließlich der momentan zirkulierenden Subvariante BA.2.
?Die SARS-CoV-2-PrEP ist allerdings keinesfalls als Ersatz für eine vollständig durchgeführte Schutzimpfung entsprechend der STIKO-Empfehlungen zu verstehen. Auch Patienten mit geschwächtem Immunsystem profitieren in den meisten Fällen von einer intensivierten Impfserie?, so die Einschätzung von Dr. Jakob J. Malin, Uniklinik Köln. Er hat gemeinsam mit PD Dr. Christoph Spinner, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität in München, die Leitlinie koordiniert.
https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4911170?uac=389796AZ&faf=1&sso=true&impID=4250036&src=WNL_mdplsfeat_220516_mscpedit_de#vp_3
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