Montag, 25. Juli 2022
Let´s talk about sex oder so sind halt richtige Kerle
Im Rahmen einer betrieblichen Weiterbildung hatte ich Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch mit 3 unserer Trainees, jungen Männern zwischen 20 und 30. Das Thema sexuelle Gewohnheiten kam auf, und alle drei berichteten darüber, dass sie nichts anbrennen lassen und jede Frau anbaggern die nicht bei 3 auf dem Baum ist, und meist würde ihne das auch gelingen, casual sex auf Autositzen wäre nichts Ungwöhnliches. Abgesehen davon, dass da viel Angabe und Fantasie dabei sein mag, was in diesem Kontext allerdings keine Rolle spielt war entscheidend, was sie dann über Frauen sagten. Frauen mit genau solch einem promiskuitiven Sexualverhalten wären nämlich Schlampen, und alle drei würden mit der eigenen Freundin bzw. Frau - alle sind in festen Beziehungen, einer verheiratet - sofort Schluss machen, wenn die einen Seitensprung habe.

Ich entgegnete, dass ich ein Befürworter sexueller Libertinage bin, dass das aber nur auf Augenhöhe funktionieren könne und dürfe, mit gleichen Rechten für beide Partner, etwa im Rahmen einer offenen Zweierbeziehung mit erlaubten Seitensprüngen.

Das fanden die drei Junx völlig absurd und extrem unmoralisch, so etwas würde es auch nicht geben und könne nie funktionieren.


Da plauderte ich dann aus dem Nähkästchen und erzählte, dass solche Beziehungsmodelle in der linken Szene, die 20 Jahre lang meine Lebenswelt gewesen war als ganz normal angesehen würden und so etwas wie ein positives Ideal waren, erzählten von offenen und auch bigamen Beziehungen in meinem Freundeskreis und meiner älteren Schwester, die zeitweise alle paar Wochen einen neuen Bettgefährten gehabt hatte, und von einem gemeinsamen Erlebnis mit ihr. Da waren wir beide auf einer Party, sie riss einen Kerl auf mit dem sie am selben Abend noch in der Kiste landete, ich hingegen unterhielt mich mit einer Frau, unter anderem über Erotik in Kunst und Literatur. Hinterher hielt sie mir eine moralische Standpauke: "Als ich in Deinem Alter war habe ich mich durch sämtliche Betten der Stadt gehurt: Die Einen reden über Erotik, die Anderen tun´s. Das ist doch peinlich! Ich habe Angst, dass Du zu einem verknöcherten intellektuellen Couch-Potatoe wirst, zu einem langweiligen Kopfmenschen".

Das konnten meine jungen Kollegen sich erst recht nicht vorstellen: Ein Mann wird von einer Frau dafür kritisiert, dass er nicht wüst genug ist. So etwas könne es nicht geben. Sie betrachteten ihr eigenes Rollenverständnis, das sich ja nicht von dem türkischer Ghettokids unterscheidet - sie alle sind Biodeutsche - als eine unwandelbare Größe, eine Art anthroplogische Grundkonstante.

Und da frage ich mich: Ist es der Altersunterschied oder eher eine Milieufrage. Ich kenne ja die Sexualmoral nicht, die heute in der linken Szene verbreitet ist - sicher fürchterlich woke oder wie wir damals gesagt hätten PC - aber unsere jeweilige Sozialisation ist natürlich völlig unterschiedlich.

Ich bin ein Akademiker und ein in unmittelbarer Nähe einer Uni aufgewachsenes norddeutsches Großstadtkind, seit meiner Kindheit stark beeinflusst durch erwachsene oder jugendliche Angehörige der linken Szene der 70er, die stammen aus den Vorortsiedlungen hessischer und pfälzischer Kleinstädte und aus Handwerkerfamilien.

Aber erklärt das alles?

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Perfektes Wochenende
Gestern eine Bootspartie mit meiner neuen Flamme gemacht, heute Sport und Sauna. Alles wunderbar.

In wenigen Wochen beginnt der Urlaub mit großen Vorhaben: Stüdlgrat und eine Wandkletterei in den Dolomiten.

Kaum vorstellbar, welches Grauen in wenigen hundert Kilometern Entfernung tobt.

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