Sir Ralf ist tot
Jetzt hat also auch Ralf Dahrendorf das Zeitliche gesegnet. Er war mit Sicherheit einer der wichtigsten liberalen Philosophen des 20. Jahrhunderts, und im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen auch ein politischer Praktiker, der zuletzt ein gewichtiges Wort gegen Überwachungsstaat und Einschränkung von Bürgerrechten in Zeiten des War on Terror gesprochen hatte. Im Werturteilsstreit und in den Utilitarismusdebatten hatte er Positionen eingenommen, denen ich widersprechen würde, fest steht aber, dass er für einen Liberalismus stand, der den Dialog mit der Linken suchte, um perspektivisch Neues zu entwickeln. Da ist einer der wichtigsten Denker der Spätmoderne gegangen.
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Wenn der Sommer nicht mehr weit ist oder bis 3 dabei
Erst wunderbares Angrillen im wunderbaren Garten, uralte Bekannte getroffen, erfahren, was frühere Szenegrößen und - Kleinen heute so machen, über Backpackingurlaubsabenteuer von dunnemals schwadroniert, zu vorgerückter Stunde Schräges gehört - zum Bleistift eine Frau, die wie eine neue, große Weisheit verkündetet, dass es prinzipiell möglich sei, mit anderen Leuten Spaß zu haben, ohne gleich ineinander stecken zu müssen - und dann das Festival. Der Mob war am Toben, und ich tanzte, tanzte, tanzte bis fast zur Erschöpfung. Mann, war das geil!

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The next revolution will be blogged!
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Steht der Iran vor einer neuen Revolution?
Bezeichnend, dass sich in der Blogwelt bislang niemand dazu Gedanken zu machen scheint, außer halt IranerInnen.
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Nur mal so am Rande
Liegt jetzt wirklich weit außerhalb von alledem, was hier so behandelt wird, ist ein sehr persönliches Frauenblog, und ich finde es sehr lesenswert:
http://kikiriki.blogger.de/
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Zur historischen Schwäche der Linken
Niemals war, zumindest hierzulande, die Linke als historische Kraft so schwach wie in den letzten Jahren, in der Defensive aber ist sie seit knapp drei Jahrzehnten. Die Bonner Wende 1982 leitete eine Entwicklung ein, welche die Erfolge und Modernsierungseffekte, die 67er und Brandt´sche Reformpolitik erreicht hatten, kanalisieren und eindämmen, langfristig auch da, wo sie nicht zu einer Effektivierung des Kapitalismus führten, sondern soziale Forderungen über das Bestehende hinaus hervorbrachten rückgängig machen sollte. Der Rollback wäre auch ohne Kohl gekommen, denn schon Schmidt hatte mit NATO-Doppelbeschluss und Rotstiftpolitik die Grundlagen geschaffen. wahrscheinlich war es funktionaler für das System, wenn die FDP putschte und eine schwarzgelbe Regierung die Drecksarbeit erledigte, verhindete dies doch einen Linksruck innerhalb der SPD, deren Basis schon damals gegen Schmidt rebellierte. Eine SPD in der Opposition wirkte auch stabilisierend hinsichtlich der damals ja als Massenbewegung auftretenden Neuen Sozialen Bewegungen, die sich mit einer SPD an der Regierung nicht für sozialdemokratische Politik vereinnahmen hätten lassen und möglicherweise sich radikalisiert hätten. How auch ever, den eigentlichen neoliberalen Durchmarsch nahm dann erst ausgerechnet Gerhard Schröder vor und brachte mit HartzIV und Dauerauslandseinsätzen der Bundeswehr seine Partei politisch und moralisch auf den Tiefpunkt. Ich bin ja durchaus der Auffassung, dass sich trotz "geistig-moralischer Wende" die westdeutsche Gesellschaft während der Achtziger durchaus noch nach links entwickelte, aber diese Entwicklung ist mit fortschreitender Tendenzen zur Entmündigung ganzer Bevölkerungsteile und einer repräsentativen Kulturpolitik für die Eliten einerseits und dem tittytainment des Unterschichtenfernsehens andererseits nachhaltig umgedreht.
Wenn ich da ein paar Blogs weiter immer noch etwas darüber lese, dass diese Gesellschaft von der Linken dominiert sei, es einen linken Mainstream in den Medien gäbe usw. frage ich mich, ob gewisse Autoren noch bei Verstand sind.
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Das kommt mir reichlich persisch vor
Da mobilisiert die ganze Opposition, die das letzte Mal die Wahlen boykottiert hatte, Frauen und Jungwähler, Mussawi zu wählen, es scheint auf Messers Schneide zu stehen, und dann endet das mit einem überwältigenden Sieg für Achmachdendschihad? Mussawis Vorwurf, dass bei der Auszählung gedreht wurde erscheint mir sehr begründet.
http://www.dasjournal.net/news/252/ARTICLE/21985/2009-06-13.html
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Die Huber-Buam
Heute abend um 22.30 auf ARD gibt es die Dokumentation "Am Limit" über die zwei Ausnahmebergsteiger. Freue mich schon gewaltig drauf und kann die Sendung allen Kletterbegeisterten nur empfehlen.
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Ich alter Uri Avnerist, ich
Einige Blogs weiter konnte ich mich darüber beömmlen, als Uri Avnerist bezeichnet zu werden, weil ich ab und an aus Artikeln oder emails von Uri Avnery zitierte. Nun ist der Mann in seiner ätzenden, permanent jede Form der political correctness in extremer Weise mißachtenden Art (vergleicht israelische Sicherheitskräfte schon mal mit der SS) überhaupt nicht mein Fall; nur diskutiere ich Beiträge von ihm, wenn ich sie interessant finde, und nicht, weil sie von Avnery sind. Gadi Algazis Ta Ayush ist mir um Längen näher als Gush Shalom, zumal Ta Ayush nicht nur vom Frieden redet, sondern konkrete Friedenserziehung, Sozial- und Versöhnungsarbeit macht und ihre Aktionen zivilen Ungehorsams sich nicht nur gegen die Zahal richten, sondern konkret auch sich an der Durchsetzung sozialer Rechte orientieren. Aber da, wo Heizpilze wachsen ist ein Uri Avnerist wahrscheinlich jeder, der davon ausgeht, dass der Araber als Solcher kein homophober antisemitischer mordlüsterner schmutziger Kameltreiber ist, sondern eine ebenso differenzierte und variantenreiche Persönlichkeit hat wie ein weißer heterosexueller männlicher bürgerlicher Vollwertmensch. Also letztlich jeder, dessen politisches Bewusstsein moderner ist als das eines Kreuzfahrers;-)
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Einwanderung muss sich wieder lohnen, denn jeder ist seines Glückes Schmied
So sinngemäß Hartfrid Wolff von der FDP-Bundestagsfraktion. Wenn so etwas unter liberale Einwanderungspolitik läuft braucht man sich eigentlich über nichts mehr zu wundern.
http://dip21.bundestag.btg/dip21/btp/16/16214.pdf
S. 23276:
Hartfrid Wolff (Rems-Murr) (FDP):
Die Reform des Bleiberechts durch die Bundesregierung
im Sommer 2007 war ein längst überfälliger Schritt.
Wenn bei lange geduldeten, gut integrierten Ausländern
eine Abschiebung nicht mehr vertretbar ist, muss dieser
Tatsache durch eine vernünftige und unbürokratische Regelung
Rechnung getragen werden.
Doch die entscheidenden Kriterien waren und sind
"lange geduldet und gut integriert". Aus Sicht der FDP
muss die tatsächliche Integration das entscheidende Kriterium
sein, nachgewiesen durch eigenständigen Lebensunterhalt,
deutsche Sprachkompetenz und Akzeptanz im
persönlichen sozialen Umfeld auch außerhalb der Migrantengesellschaft.
Der eigenständige Lebensunterhalt ist dabei von entscheidender
Bedeutung. Das Zahlenmaterial, das Grüne
und Linke in den vorliegenden Anträgen zitieren, deutet
genau darauf hin, dass dies eine für die Integration sehr
bedeutsame Anforderung ist. Es ist berechtigt, die Frage
nach der Perspektive eines gesicherten Lebensunterhaltes
zu stellen. Und es ist zutiefst inhuman, Menschen hier
eine Aufenthaltsperspektive vorzugaukeln, die hier ihren
Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können. Wer so etwas
tut, der hält Alimentierung für humane Politik. Wir
Liberalen halten es dagegen für human, Menschen Chancen
für ein erfülltes Leben zu eröffnen. Dazu gehört auch,
klar zu sagen, wer im Hinblick auf den Arbeitsmarkt nach
Deutschland passt und wer nicht.
Es wird in diesem Zusammenhang einmal mehr deutlich:
Arbeit ist ein bedeutender Integrationsfaktor. Der
Zusammenhang von Arbeitserlaubnis und Aufenthaltsrecht
muss deshalb eine besondere Aufmerksamkeit finden.
Arbeit ermöglicht den Zuwanderern, finanziell auf
eigenen Beinen zu stehen und fördert dadurch das Selbstwertgefühl
nicht nur des Berufstätigen, sondern auch der
Familienangehörigen. Sie ermöglicht soziale Kontakte
und schafft Akzeptanz in der Bevölkerung. Dies ist auch
im Interesse der Gesellschaft als Ganzes. Ohne gleichberechtigten
Arbeitsmarktzugang können Zuwanderer sich
nicht aus ihrer ökonomischen Abhängigkeit befreien. Erwerbstätigkeit
ist die Grundlage für wirtschaftliche Eigenständigkeit.
Deshalb ist es notwendig, dass mit der
Aufenthaltserlaubnis automatisch auch die Aufnahme einer
Erwerbstätigkeit ermöglicht wird.
Die große Schwierigkeit einer sinnvollen Bleiberechtsregelung
besteht darin, einerseits den unhaltbaren Zustand
der Kettenduldungen abzuschaffen, andererseits
aber die Zuwanderung nach Deutschland so zu steuern,
dass diese auch nachhaltige Akzeptanz bei den Bürgerinnen
und Bürgern findet. Auch hier muss die Integration
die Leitlinie sein.
Gerade in diesem Zusammenhang müssen wir endlich
auch beim Problem der sogenannten Altfälle ehrlich den
Tatsachen ins Auge schauen. Dazu gehört, die Arbeitsmarktverhältnisse
zu akzeptieren und die daraus resultierenden
Schlussfolgerungen klar zu ziehen: Wir brauchen
qualifizierte Zuwanderung. Wer dem Daueraufenthaltsrecht
Letzterer in vermeintlich humanitärer Gesinnung
das Wort redet, riskiert die steigende Ablehnung der Bevölkerung
gegen Zuwanderer und könnte den Boden für
gesellschaftliche Spannungen aufgrund des Vorwurfs der
Ausnutzung des Sozialsystems bereiten.
Der Antrag der Linken hat exakt die entgegengesetzte
Zielsetzung: Er verneint die Notwendigkeit einer eigenständigen
Lebensunterhaltssicherung für Menschen, die
ein Aufenthaltsrecht in Deutschland suchen, und akzeptiert
ausdrücklich, dass er "Kosten in unbekannter Höhe
durch die Gewährung von Sozialleistungen" verursacht.
Eine solche Rücksichtslosigkeit gegenüber unserem
Sozialsystem trägt die FDP nicht mit.
Der Antrag der Grünen ist dagegen diskussionswürdig.
Zwar weckt er ebenfalls Zweifel an der aus Sicht der
FDP unverzichtbaren Forderung nach selbstverdientem
Lebensunterhalt, der ergänzenden SGB-II-Anspruch ausschließt.
Allerdings weisen die Grünen zu Recht darauf
hin, dass die Bundesregierung lange Zeit geduldete Menschen
durch ein Arbeitsverbot an der Integration in den
Arbeitsmarkt gehindert hat. Zudem wollen die Grünen
nicht das "Aufenthaltsrecht auf Probe" durch das Aufenthaltsrecht
nach § 23 Abs. 1 Satz 1 ersetzen, wie das die
Linkspartei tut, sondern nur die Fristsetzung, bisher
31. Dezember 2009, verlängern. Darüber lässt sich angesichts
des langjährigen Arbeitsverbotes und angesichts
der wirtschaftlich angespannten Situation reden.
Das eigentliche Problem, für Migranten welcher Art
auch immer den Zutritt zum Arbeitsmarkt und damit die
Integration in Deutschland zu erleichtern, kann keine
Ausländergesetzgebung leisten, sondern nur eine konsequente
Deregulierung des Arbeitsmarktes.
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Sie schreitet munter voran, die Refeudalisierung des öffentlichen Raums
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Wie Frank Zappa wiedereinmal nicht verstanden wurde
Ende der 1980er wurde Frank Zappa von verschiedenen Clubs und auf linken Parties boykottiert. Kürzlich wurde mir in einem lockeren Gespräch gesagt, dies wäre wegen seiner "übel sexistischen" Verse in "Bobby Brown" geschehen, nämlich "I tell all the girls they can kiss my hiney...
Women's liberation
Came creeping all across the nation
I tell you people, I was not ready
When I fucked this dyke by the name of Freddy
She made a little speach then
uuh, she tried to make me say when
She had my balls in a vice, but she left the dick
I guess it's still hooked on but now it shoots too quick",
aber abgesehen von der tatsächlichen Harmlosigkeit dieser Äußerungen stimmte das nicht: Der Boykott hing mit seinem Song "The torture never stops" zusammen, in dem er sich in seiner üblichen Zotensängerei über ein KZ-ähnliches Foltergefängnis ausließ und ihm deshalb Menschenverachtung nachgesagt wurde. Halte ich zwar auch für dämlich, diesen Vorwurf, zeigt aber wieder, wie unfundiert mitunter geurteilt wird: Außer Bobby Brown scheint niemand mehr einen Zappa-Song zu kennen. die großartige Platte "Overnite Sensation" (ungeschnittene Fassung) bekam ich aus London, weil sie hier nicht zu kaufen war.
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Spricht hier eigentlich jemand persisch?
Und kann eventuell das hier übersetzen:
inam mese rais jomhureshun tavahom fantezi zadan
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Globalisierung vor 2700 Jahren oder vom Wert der sozialen Kompetenz
Die neue Ausgabe der "Epoc" hat die Phönizier zum Schwerpunktthema. Faszinierend, wie hier die Herausbildung eines Handelsimperiums geschildert wird, das in ältesten biblischen Zeiten von Nigeria bis Russland und von der spanischen Atlantikküste bis in den Sudan und den persischen Golf reichte. Interessant vor allem aber auch die Tatsache, dass dieses seine Blüte nicht dem händlerischen Egoismus, sondern im Gegenteil Großzügigkeit, Openmindedness und einer gewissen Selbstlosigkeit verdankte. So schreibt Erich Kistler, ein bedeutender Archäologe, der einige äußerst progressive Ansätze in sein Fach eingebracht hat und so etwas wie eine Soziologie der Frühgeschichte betreibt: "Die Migration in den Westen erfolgte in Wirklichkeit... aus mehreren ganz unterschiedlichen Motiven - um die Anhäufung von Gewinn ging es dabei aber nicht! Vielmehr illustriert die Geschenkpolitik des tyrischen Königshauses, dass im Zentrum allen Bestrebens in der Mittelmeerwelt des frühen 1. Jahrtausends v. Chr. - lange bevor es Geld als Zahlungsmittel gab - vielmehr die Mehrung des SOZIALEN Kapitals stand: Durch kluges Beschenken sicherten sich die Phönizier politische Vorteile und gesellschaftliche Exklusivrechte - was letztlich natürlich auch den wirtschaftlichen Wohlstand brachte."
Nicht schnödes Gewinnstreben stand also im Mittelpunkt, sondern Reichtum ergab sich irgendwann aus sozialer Interaktion - dabei waren die Phönizier diejenigen, auf die der Begriff Mammon zurückgeht. Ein schöner Artikel, trotzdem bleiben für mich Fragen offen bzw. erscheinen einige Dinge ungereimt. Es wird bestritten, dass die Phönizier Cornwall erreicht hätten. Was war mit der Reise des Himilkon? Es wird gesagt, die Phönizier hätten das erste Fernhandelsimperium der Geschichte errichtet. Was war mit ihren Vorläufern im Mittelmeer, den Mykener/Achäern und Minoern? Auch wenn sie Mythos ist, die Odyssee spiegelt auf jeden Fall den geographischen Kenntnisstand ihrer Zeit wieder und liest sich nicht gerade wie der Bericht einer Ägäis-Kreuzfahrt.
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Höhepunkte des Spätkapitalismus, heute: Das Mösentoupet
Die aktuelle Fortschreibung des permanenten Körperkults treibt ja seltsame Stilblüten. Kate Blanchet, wie inzwischen ja wahrscheinlich schon die Mehrheit der weiblichen Stars aus dem angelsächsischen Sprachraum, ist untenrum seit vielen Jahren waxed.
(Frau Generator schnippte ja zu diesem Thema kürzlich ein paar interkulturelle Gedanken)
http://avi.antville.org/stories/1899760/#comments
In "Der Vorleser" spielt sie eine SS-Frau, und da es in der Zeit und in Deutschland keine Epilation oder Intimrasur gab, hat sie sich für eine Sexszene ein Schamhaartoupet zugelegt;-)
Unglaublich, was es nicht alles gibt. Fallen eigentlich Leute ohne Tattoo, ohne Piercing und ohne Haarentfernung allmählich unter das Washingtoner Artenschutzabkommen?
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Was ist eigentlich eine Identitätsdebatte?
Die FAZ fragt, ob die Nahostdebatte in Deutschland nicht in Wirklichkeit eine deutsche Identitätsdebatte sei und meint damit eigentlich, ob der Nationalsozialismus/Antisemitismus uns heute noch immer tief in den Knochen stecke, es eine deutsche Kollektivschuld gäbe oder aber nichts von Beidem, dies das eigentliche Motiv sei, wenn Deutsche sich mit der Nahost-Problematik beschäftigten und verbindet dies mit einer "deutschen" Identität, die ich für mich ganz zurückweisen würde, da ich mich nicht über ein nationales Kollektiv identifiziere. Die autonomen Studis (Bolschewiki) schrieben einmal, die radikale Linke müsste über die Identitätsdiskurse und Identifizierungen hinaus kommen, was ich damals damit gleichsetzte, die geborgten Identitäten, die sich in Palästinensertuch, Dritte-Welt- oder Proletkult usw. auswirken würden loszuwerden und zu einer rationalen materialistischen Analyse als Ausgangspunkt zurückzufinden. Diverse antideutsche Merkwürdenträger verbinden diese Kritik an Identitätskonzepten mit dem Adorno´schen Begriff des Nichtidentischen, wobei ich das Gefühl habe, da werden einfach Begriffe zusammengebracht, die nur sprachlich, nicht aber semantisch etwas miteinander zu tun haben, und man ins Sinnfreie abgleitet. Momorulez spricht öfter davon, dass linke Theoriedebatten häufig als Identitätsdebatten geführt würden oder warum er sich weigere, eine Identitätsdebatte zu führen, hat für mich aber kein einziges Mal [inzwischen doch, lesenswerter Beitrag drüben. Was den verlinkten Sen-Artikel angeht findet sich da sogar das Einzige wieder, das ich mit den Antideutschen gemein und wo diese Recht haben, nämlich die Kritik am Identifizieren von Menschen über ihre Community] klar umreißen können, was er nun wieder mit Identitätsdebatte meint. Wenn ich den Begriff gebrauchen würde, dächte ich zuerst an eine Debatte um Authenzität, um das eigene weltanschauliche Selbstverständnis, die Frage, wie glaubwürdig man dies selber lebt oder auch die eigene Klassenzugehörigkeit, sexuelle Orientierung oder ethnische Verwurzelung und wie wichtig diese für einen selber sind - bin mir aber nicht sicher, ob Andere damit Anderes meinen. Was also ist das, eine Identitätsdebatte?
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Der Wahnsinn des Krieges und die Herrenmenschen
Ich habe gerade Brian De Palmas meisterhaften Film "Redacted" gesehen, der davon handelt, wie völlig verstörte, traumatisierte und orientierungslose US-Soldaten im Irak ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigen und dann sie und ihre ganze Familie umbringen, worauf der Chronist der Ereignisse angeblich oder tatsächlich von Al Qaida ermordet wird. Die Handlung ist fiktiv, aber sehr nahe an tatsächlichen Ereignissen, und als ich das sah, war ich einerseits kurz davor zu heulen, und andererseits in der Stimmung "If I had a rocket launcher, some sons of bitches would die".
In dem Film bezeichnete eine Frau diese mordenden GIs als "Herrenmenschen". Und in der Tat, sie haben sich genau so benommen. Während in Deutschland ein faschistisches Terrorregime durch eine (was die US-Truppen anging) sehr faire Besatzungsmacht abgelöst wurde, wurde im Irak ein faschistisches Terroregime durch eine völlig unfähige Soldateska abgelöst, die die Situation verschlimmbesserte. Es gibt gute Gründe, den Westen zu hassen.
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Einfach nur schön, hier zu leben
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Spoiling History 2: Die DDR lenkte die 68er
Meine These, dass die Regression überhaupt keine Grenzen mehr kennen darf in Zeiten der ständigen Selbstlegitimation eines eigentlich realwirtschaftlich, politisch-theoretisch und moralisch bankrotten Weltsystems, um eben dieses zu rechtfertigen wird ja eigentlich permanent bestätigt. Von den alten Kämpen des Historikerstreits
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=me&dig=2009%2F05%2F29%2Fa0093&cHash=8d13b735b0
bis hin zu Götz Aly
http://www.zeit.de/2009/23/68er-Bewegung
sind sie sich alle einig: Die Tatsache, dass der Ohnesorg-Mörder Kurras Stasi-IM war erklärt, dass die 68er-Revolte nur im Kontext des Kalten Krieges verstanden werden könne und dabei die Rechtsordnung der BRD die beste aller möglichen Welten sei. Aly, der selber Vordenker einer antitotalitären, positivismuskritischen Richtung der Neuen Linken war und mit der These, dass es eine Verbindung zwischen der NS-"Euthanasie" und dem Generalplan Ost, der Weltwirtschaftspolitik des IWF in den 60er, 70er und 80er Jahren und Kriegen in der Zeit danach (z.B.Golfkrieg Iran-Irak und Jugoslawischer Bürgerkrieg) im Sinne einer malthusianischen Vernichtung "überflüssiger Esser" gäbe Kerngedanken des Neuen Antiimperialismus mitformulierte, macht einmal mehr seine persönliche Lebenslüge, dass die westliche Neue Linke totalitär und eigentlich dem NS wesensverwandt sei zur historischen Theorie. Er hatte das Instrumentarium mitgeschaffen, genau diesen Blödfug zu widerlegen.
Weder wird hierbei die Tatsache reflektiert, dass die Stasi nach dem Todesschuss auf Ohnesorg von Kurras nichts mehr wissen wollte, noch, dass die ersten Waffen, mit denen von westdeutschen Linksradikalen auf Polizisten geschossen wurde (Bommi Baumann: "Der Verfassungsschutz hatte die Spendierhosen an") von S-Bahn-Peter alias V-Schutz-Mann Peter Urbach stammten. Sicher ist nur: Geheimdienste hatten immer ein vitales Interesse daran, dass geschossen wurde. Hieran müsste historische Forschung ansetzen. Sage ich mal so als Historiker.
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Spoiling History1: Demjanjuk ist ein Opfer
Als sie noch Wollenberger hieß und DDR-Bürgerrechtlerin war schien mir Vera Legsfeld durchaus recht vernünftig zu sein. Seit langer Zeit aber wird das, was sie so formuliert, zerfressen von einem irrationalen Hass auf alles, was irgendwie links ist immer nur noch peinlicher. Und inzwischen schreibt sie auf bei den Gutachslern sogar, Joe Demjanjuk sei ein Opfer in erster Linie des Stalinismus, aber auch des Nationalsozialismus. Das allerdings nimmt auch die dortige Leserschaft nicht einfach so hin:
http://markphaverkamp.blogspot.com/2009/05/fruchte-des-perversen-antikommunismus.html
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Bicyclerepairman is ready!
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Verschwörungstheorie einmal anders
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Neoliberalismus konkret: Erntesklaven in Spanien
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Dummheit ist unendlich
Albert Einstein sagte mal sinngemäß, dass nur zwei Dinge unbegrenzt seien, die Weite des Universums und die menschliche Dummheit. Bei der Weite des Universums habe er noch Zweifel. Heute, da wir wissen, dass das Universum eine Ausdehnung von wohl etwas über 14 Milliarden Lichtjahren hat (obwohl ein blasenartiges Multiversum vermutet wird) können wir die andere Unendlichkeit gelassen ins Auge fassen. Insbesondere Politiker sind da fantastisch. General Murat fragte mal einen schwarzen Major aus Martinique: "Offizier, Sie sind Neger?" "Jawohl, mein General!" "Sehr gut, sehr gut, weitermachen!". Vom früheren Bundespräsidenten Heinrich Lübke sind ja Stilblüten bekannt wie "Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger" bei seinem Staatsbesuch in Togo oder die Auskunft, er habe in Japan eine Stadt namens "Okasa" (Name eines Potenzmittels) besucht. Wer erinnert sich aber noch an Senator Huckabee? Das war ein ziemlich farbloser republikanischer Kandidat vor und gegen Mc Cain, der im Wahlkampf Kanada besuchte. Als er dort fragte, was im Lande so geschähe, wurde ihm erzählt, das kanadische Parlaments-Iglu bekäme neues Eis aufs Dach. Echt angelsächsischer Humor eben, der mit den Kanada-Klischees der Yankees spielte. In seiner Fernsehansprache zum kanadischen Volk sagte er dann, er wünsche den Kanadiern viel Glück mit dem neuen Eis auf dem Dach ihres Parlaments-Iglus. Schöne gute Nacht auch!
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