Mittwoch, 12. Januar 2011
Oury Jalloh-war es Mord?
Der Prozess um den Feuertod von Oury Jalloh wird erneut aufgerollt. Bin mal sehr gespannt, was diesmal rauskommt und im Geist bei denen, die da heute in Magdeburg demonstriert haben.


http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/verteidigung-hofft-erneut-auf-freispruch/

http://www.ouryjalloh-derfilm.de/

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Oh, those Fucking Queers!
Fucking Different, Hänsel und Gretel und Anderes, dankenswerter Weise aufgegriffen von Foxxi und Genossin Nullzeitgenerator:


http://foxxiblog.blog.de/2009/08/25/fantasy-film-fest-2009-tag-6817092/

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Dienstag, 11. Januar 2011
Weiß man das noch?
Weiß man noch, dass der Kriegseintritt Großbritanniens auf Seiten der Südstaaten durch Aktionen der britischen Arbeiterbewegung verhindert wurde, die Lincoln unterstützte, weil es um die Abschaffung der Sklaverei ging, obwohl das eine Erhöhung des Baumwollpreises und damit Entlassungen in der britischen Textilindustrie bedeutete?

Weiß man noch, dass Haiti deswegen so arm ist, weil seine Staatsgründung auf einem Sklavenaufstand und daraus begründeten jahrzehntelangen Reparationszahlungen - man kann auch Schutzgelder sagen - an Frankreich wurzelte?

Weiß man noch, dass ein Staat Kurdistan durch einen Öldeal verhindert wurde oder dass die Demokratie im Iran durch einen CIA-Putsch abgeschafft wurde?

Weiß man noch, dass die Piraterie an afrikanischen Küsten mit dem Verkauf von Fischereirechten an Europäer und Japaner zusammenhängt?

Die Welt ist ein Schlachthof, und fast alles, was hierzulande Öffentlichkeit heißt, ist dazu da, darüber hinwegzutäuschen.

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Überlegung
So allmählich denke ich, dass gewisse Blogkommentataren äh Toren nur als Forschungsgegenstand der Bizarrologie etwas taugen.

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Immer noch sehr aktuell
Die Ökonomie handelt nicht von Dingen, sondern von Verhältnissen zwischen Personen und in letzter Instanz von Klassen.


Friedrich Engels

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Die Ratte ist weg
Keine Spur mehr zu sehen.
Und der guckt ganz unschuldig und wirkt irgendwie dicker als sonst.

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Hart an der Grenze
Human Rights Watch über Gewalt an Grenzen sowie Ausbeutungt und Mißbrauch von GrenzgängerInnen


http://www.hrw.org/en/reports/2010/12/12/rights-line-0

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Was heißt hier eigentlich Westen?
Fragt der Don sehr zu Recht.

http://rebellmarkt.blogger.de/stories/1756257/#1756537

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Bayerischer Flüchtlingsrat veranstaltet Tour der 1000 Brücken
Tour der tausend Brücken

7000 KM mit dem Rad durch Deutschland gegen Diskriminierung und Ausgrenzung - 70 Konzerte. "Strom und Wasser" starten und beenden ihre Konzerttour für eine menschliche Flüchtlingspolitik in Bayern.

www.1000bruecken.de

11. Jan Regensburg Mälzerei
12. Jan Ingolstadt Mana
13. Jan Fürth/Nürnberg Kofferfabrik
14. Jan Bamberg Morph-Club
15. Jan Wunsiedel Ewige Baustelle
[...]
03. Apr Augsburg Abraxas
04. Apr München Feierwerk
Alle Termine: www.1000bruecken.de/termine

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Sonntag, 9. Januar 2011
Mal wieder seltsame Referrer
Da findet sich doch ein Link von einem Umzugsservice in Chicago auf mein Blog.

Hmm. Habe ich zu oft "Friedman" gesagt?


Woanders ist jemand der Meinung, ich hieße mit Vornamen Wolf-Dieter. Das weise ich in aller Form von mir. Obwohl ich weiß, wer da gemeint ist und wieso jemand darauf kommt;-)

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Deutscher Behördenalltag
Am 05.01.11 um 20:20 Uhr sollte eine alleinstehende, staatenlose
kurdische Yezidin über den Frankfurter Flughafen nach Syrien abgeschoben
werden. Die Abschiebung konnte jedoch in letzter Minute durch einen
Folgeantrag gestoppt werden.
Die alleinstehende Frau kam vor 7 Jahren nach Deutschland und beantragte
Asyl. Sie wohnte bis zur Zeit des Abschiebungsversuchs im LK Fulda
(Hessen) .

Die Frau besuchte ihre kranke Mutter in Vechta ( Niedersachsen), als sie festgenommen und zum Frankfurter Flughafen gebracht wurde. Sie hatte die entsprechende Besuchserlaubnis von der Ausländerbehörde bekommen.
Sie hat keine Angehörigen in Syrien mehr. Alle ihre Geschwister haben
Aufenthaltserlaubnisse aufgrund ihrer Staatenlosigkeit in Syrien ( Rote Syrische
Ausweise), ein Bruder ist sogar in Fulda eingebürgert.


Obwohl das deutsch-syrische Rücknahmeabkommen die Abschiebung von
Staatenlosen nach Syrien ermöglicht, ist dies nach unserer Information
der erste dokumentierte Abschiebeversuch von Staatenlosen nach Syrien.
Vorher dachte man, dass die syrische Seite kein Interesse daran hat,
staatenlose Kurden aufzunehmen.

Nun ist unbedingt zu klären, welche Ersatzpapiere die syrische Seite den
deutschen Behörden für die Durchführung der Abschiebung zur Verfügung
gestellt hat. Mit diesem Fall sind wir mit einer neuen Qualität von
Abschiebungen nach Syrien konfrontiert.

Die Frau befindet sich z.Z in Abschiebehaft in Frankfurt /M

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Das nenne ich Chuzpe
Isabell sagte einem Kunden zu, die Organisation und das Marketing für eine Veranstaltungsreihe zu machen, obwohl sie davon weder Ahnung noch freie Kapazitäten dafür hat, aber davon ausging, dass das genau der richtige Job für mich sei. Stimmt ja auch. Und insofern fühle ich mich nicht instrumentalisiert, sondern sehe das eher so, dass sie die Sache des Che mitgedacht hat. Super!

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Haben Frauen hinten Augen?
Ging kürzlich die Straße runter und stellte fest, dass vor mir eine Frau mit einem irre sexy Hintern und einer sehr erotischen Art sich zu bewegen ging. Ich guckte da interessiert hin, was sie wohl merkte, denn sie drehte sich abrupt um, und ich stellte fest, dass es meine Nachbarin Katja war, die mich anlachte und "Frohes Neues Jahr!" wünschte. Ich wünschte zurück. Was ich mich aber immer wieder frage, denn Frauen merken es ja stets, wenn mann ihnen hinterherguckt auch wenn sie einem den Rücken zuwenden ist: Haben Frauen hinten Augen?

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Samstag, 8. Januar 2011
Mit Mutterwitz den Vogel abgeschossen
Nach diesem Klirrwinter hat man heute, mitten im Januar, das Gefühl des Frühlingserwachens. Meine Mutter kommentierte das trocken mit: "Wenn die Vögel jetzt schon anfangen zu brüten haben Sie aber echt einen Vogel."

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Freitag, 7. Januar 2011
Muss mal was loswerden
Ignorantia non est argumentum.

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Dienstag, 4. Januar 2011
Völlig außerhalb des Diskurses
Wo zurzeit schon so vielfältig über sexistische, rassistische usw. Diskursmuster debattiert wird möchte ich anekdotisch auf einen alten Schnack zurückkommen, der ein klein wenig die Differenz zwischen Alltagserfahrung und abstrakten Theoriedebatten aufgreift. Ich diskutierte vor einigen Jahren mal mit einer Feministin über Hate Speech, verbale Sexismen und die Frage, ob die sich schichtspezifisch unterscheiden würden. Meine These war die, dass sexistische Umgangs- und Verhaltensweisen in allen Gesellschaftsschichten in etwa gleich stark verbreitet seien, sich aber höchst unterschiedlich manifestierten - bei Bürgers eher in Form von geschlechtsspezifischen Rollenzuweisungen, die mit sozialer Selektion/Segregation/Hierarchisierung aus der Perspektive von oben nach unten gesehen gekoppelt sind (die Projektion grob sexistischer Verhaltensweisen auf Unterschichten, die Wahrnehmung sexueller "Devianz" als Verhalten unterhalb der eigenen Klasse, die "primitive Schlampe", der "dumpfe Lustmolch", die "perversen Homos" usw.), bei Prols eher im Sinne einerseits einer Verlagerung eben genau der sog. "Devianz" eher nach oben (Homos, BDSMer und andere seien "bürgerlich-dekadent") und allgemein den Gebrauch einer gröberen Sprechweise. Sie hingegen vertrat den Standpunkt, die Oberschicht sei insgesamt sexistischer als die Unterschicht. Mir schien dies darauf hinauszulaufen, das Proletariat insgesamt sozusagen vom Mittragen des Patriarchats ein Stück weit freisprechen zu wollen und Letzteres sehr eng mit der herrschenden Klasse gleichzusetzen. Wir kamen von Höckchen auf Stöckchen, und schließlich berichtete ich etwas, das sich in meinem Bekanntenkreis zugetragen hatte.

Drei Genossinnen von mir hatten sich kurzfristig auf einer Baustelle als Handlangerinnen verdingt. Ihnen gefiel die Arbeit, war zwar ein Knochenjob, sie nahmen den aber sportlich und fanden es nett, von den Bauarbeitern angehimmelt oder doch zumindest mit Komplimenten versorgt zu werden. Doch eines Tages bestellte der Chef sie zu sich und meinte, man müsste sich voneinander trennen, sie gefährdeten den Arbeitsfortschritt auf der Baustelle. Wieso, entgegneten sie, sie arbeiteten doch fleißig, das Klima wäre auch sehr kollegial, wo läge denn das Problem. Der Chef druckste ziemlich lange herum, dann meinte er, das Problem bestehe darin, dass die Bauarbeiter eine bestimmte Sorte von Kalksandsteinen, die in der Mitte ein sphärisch-ovales Loch hätten wegen der Form dieses Lochs als <frauenfeindliches Wort mit F> bezeichneten. Da sie alle bemüht seien, die drei Ladies höflich zu behandeln, sei es nicht mehr möglich, laut über die Baustelle "Günter, bring mal ne Karre mit ****** rüber!" zu brüllen, und deshalb kämen die Steine nicht an ihren Platz.

Meine Gesprächspartnerin ging ziemlich hoch und meinte, so ein abgefahrener durchgeknallter Kram hätte doch überhaupt nichts mit feministischen Diskursen zu tun. Ich machte damals Marketing für ein Unternehmen der Bauindustrie und antwortete "Wie sich Bauarbeiter gegenüber Frauen verhalten, hat mit meinem momentanen Leben sehr viel mehr zu tun als die von Dir angesprochenen Diskurse!" Und sie meinte dann: "Cut. Da weiß ich nicht mehr weiter."

Bis heute fällt mir dazu auch keine Lösung ein, finde aber den grobschlächtigen Sprachgebrauch viel harmloser als komplexe sexistische Zuschreibungsmuster "von oben", und meine Genossinnen fanden das eher abgefahren-komisch als bedrohlich.

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Montag, 3. Januar 2011
Der Staat als freies Produkt der Menschen
Hegel geht vom Staat aus und macht den Menschen zum versubjektivierten Staat; die Demokratie geht vom Menschen aus und macht den Staat zum verobjektivierten Menschen. Wie die Religion nicht den Menschen, sondern wie der Mensch die Religion schafft, so schafft nicht die Verfassung das Volk, sondern das Volk die Verfassung.


Karl Marx

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Neulich, beim Gewerbeamt
Ich hatte mal wieder einen Termin beim Gewerbeamt und musste etwas warten. Auf dem Flur war eine kürzere Schlange und direkt vor mir wartete eine hübsche, sehr nett und ungemein charmant, auch hocherotisch wirkende Frau, mit der ich ins Gespräch kam. Sie erzählte, sie hätte bisher nacheinander zwei äußerst unterschiedliche Berufe ausgeübt, erst wäre sie Krankenschwester gewesen, diesen Beruf aber wegen schlechter Bezahlung und blöder Wechselschichten aufgegeben und nach einer Weiterbildung als Sekretärin gearbeitet. Nach einigen Jahren arbeitslos geworden, mache sie sich jetzt selbstständig und melde ein Gewerbe an. Kurz bevor sie ins Zimmer der Sachbearbeiterin eintrat fragte ich sie, was für ein Gewerbe das denn sei. Sie lächelte, zwinkerte mich mit beiden Augen an und hauchte "Das Älteste!", ehe sie hinter der Bürotür verschwand. Na denn. Beste Wünsche dafür, ich fand sie für den Job schon sehr überzeugend.

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Das Lied von den Antideutschen
Gefunden bei txxx666:


http://misanthrope.blogger.de/stories/1753151/

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Sonntag, 2. Januar 2011
Die Weihnachtslanze
Meine ältere Nichte war zur Weihnachtsfeier mit einem Speer erschienen, angeblich, um sich auf den vereisten Wegen abzustützen (dass das nicht stimmte, wäre eine andere Geschichte). Wie ich sie so dastehen sah meinte ich zu ihr: "Du siehst aus, als würdest Du sofort zustoßen, wenn Du einen Wal blasen siehst!"., Da erwiderte sie: "Das mit Blasen und Zustoßen ist nochmal eine ganz eigene Geschichte."


Solche Familienszenen liebe ich.

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Genusstatus
Über die Festtage gab es eine einzige große Völlerei, und erst heute habe ich mit dem Sport wieder angefangen. Ich bin ja ein ausgesprochener Genießer, sowohl Gourmet als auch Gourmand, und von Lachs, Austern, Jacobsmuscheln, Langusten sowie edlen Rotweinen und Single Malts könnte ich nie genug bekommen, bzw. die Grenze liegt dann halt nur da, wo es wirklich sehr ungesund wird.











Nicht alle gönnen mir immer diese Neigung zum Luxusgastrokonsum. Ab und an sagt schon mal jemand pikiert "Ich brauche solche Statussymbole nicht", und das finde ich dann wiederum ziemlich panne. Erstens, weil gehaltvolle Wein- und Whiskeysorten ebenso wie Meeresfrüchte vor allem gut schmecken, Status im Sinne sozialer Distinktion ist mir in diesem Kontext nicht wichtig, steht jedenfalls nicht im Vordergrund. Zum Anderen aber ist da noch eine ganz andere sozioökonomische Komponente mitverbunden: Die Ichbrauchkeinestatussymbolesager in meinem Dunstkreis kommen nämlich ausnahmslos aus akademischen Mittelschichtfamilien. Da gilt Luxunahrungsmittelkonsum als dekadent und vulgär und bewusste Bescheidenheit als distinguiert, in Schattierungen, die von bewusst proletarisch-bodenständiger Hausmannskost über Asiaküche und Vollwerternährung bis hin zu Vegetarismus und Veganismus reichen. Hummer, Langusten und Co. gelten als Aushängeschilder der Bourgeoisie, die Frage, ob des Essen lecker ist oder nicht spielt aus dieser Perspektive keine Rolle.




Der Witz ist dabei der, dass ich das Seafoodessen, Singlemalttrinken und Zigarrenrauchen im Wesentlichen mit Freunden und -Dinnen kultiviert und entfaltet habe, die aus Arbeiterfamilien stammen, Haupttendenz Küstenproletariat. Der Geiz bzw. bewusste Verzicht hinsichtlich Luxusnahrung ist eben etwas genuin protestantisch-kleinbürgerliches, in Relation zur Höhe des Einkommmens geben, so meine persönliche Erfahrung, Arbeiterhaushalte bzw. arbeiterfamiliensozialisierte Leute viel mehr Geld für Essen und Trinken aus - allein schon, weil ein gepflegtes Gelage oft schon der höchste Luxus ist, den man sich leisten kann und man sich vielfach daran erinnert, dass sich den die eigenen Kreise vor geraumer Zeit noch nicht leisten konnten. Da zählt dann der Status tatsächlich, aber nicht in dem Sinne, wie einige mit der eigenen Bescheidenheit herumschnöselnde Bekannte meinen als Insignie der Zugehörigkeit zur Bourgeoisie, sondern eher in dieser Richtung "Vater hat noch auf der Werft geknülzt, ich kann mir Singlemalt leisten."

Nicht umsonst ist ja auch die Grillparty klassischerweise eine überwiegend proletarisch geerdete Veranstaltung, die der grünen Lehrerfamilie mit Vollwertspaghettiernährung mit Bärlauchsoße eher nicht einfiele. Ich erinnere mich mal an eine Diskussion um Ernährungsfragen, in der die entschiedenste Großemengenfleischvertreterin eine griechische Migrantin war.


In meiner Studienzeit wohnte ich in einer Art Spontivilla in einer WG, wo immer gemeinsam gut gekocht wurde und wir nur Premiumbiere tranken. Dafür kritisierten uns die Nachbar-WGs, wir galten als "unproletarisch" - bei Leuten, die sich zwar als links verstanden, aber entweder aus Mittelschichts- oder aus Bauernfamilien kamen, wir hatten ja hingegen einen Müllergesellen und eine studierende VW-Arbeitertochter unter uns.










Howauchever, auch für mich ist Edelfood keineswegs etwas, mit dem ich aufgewachsen wäre oder was in meiner Familie Tradition hätte, sondern etwas, von dem ich sehr genau weiß, dass man sich das erstmal leisten können muss, ein rares Gut, für das man dankbar ist. Wobei ich dann weit genug außerhalb der normalen Esstradition stehe, um zu Sylvester Heringssalat mit Langostinhos und Bockwürsten mit Senf zu kredenzen. Man gönnt sich ja sonst alles.







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Samstag, 1. Januar 2011
Frohes Neues Jahr für alle!
Ob nun nörgelnde Salonmarxologen, queere Philosophen und Gastronomen, Peitschen schwingende Cabriofahrerinnen, jobwechselnde oder freischaffende IT-Ingenieure, 1-Tuc-Unternehmen, bajuwarische Rodler, Dresdner Marathonläufer, Westerwälder Lehrerinnen, Düsseldorfer PR-Schaffende oder Consultants, Helden der Arbeiterklasse, Entdinglicher, jüdische Doktoren, Göttinger Marketingberater oder Krankengymnastinnen, Bremer Dozentenfamilien oder auch fränkische Antibürokraten und Berliner Badener, der ganzen Bande ein flottes 2011!

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Donnerstag, 30. Dezember 2010
Und es hieß mal "Nie wieder!"
Lesenswerter Beitrag auf news.de:

http://www.news.de/politik/855100189/die-militarisierung-der-gesellschaft/1/

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Mittwoch, 29. Dezember 2010
Vom Ursprung des Dekonstruktivismus
Ich bin ja kein studierter Philosoph und habe philosophische Lehren immer nur in ihren Anwendungen in den Gesellschaftswissenschaften kennengelernt. Umgekehrt ist das vielleicht auch ein wirklich interessanter Blick, der möglicherweise elfenbeintürmenden Philosophen fehlt; der Umstand etwa, dass zum Beispiel der Dekonstruktivismus Butlers, aber auch viele andere Denkstrukturen innerhalb der poststrukturalistischen und postmodernen Philosophie ursprünglich aus der Ethnologie kommen und damit zusammenhängen, dass die Beschäftigung mit Realitätserklärungen außereuropäischer Gesellschaften oder die Tatsache, dass es dort z.t. mehr als zwei Geschlechter gibt dazu führte, bisher für selbstverständlich gehaltene Realitätsbegriffe in westlichen Gesellschaften in Frage zu stellen und begrifflich auseinanderzunehmen ist in der Ethnologie und Geschichtswissenschaft m.E. weit klarer auf dem Schirm als bei vielen PhilosophInnen (ich will jetzt aber keine Disziplinen gegeneinander ausspielen, gerade darum geht es nicht).

Ohne Ethnologie, insbesondere Levy Strauss kein Strukturalismus, ohne die Elementare Semantik Saussures kein Poststrukturalismus. Die Erkenntnis, dass Sprache selber Realität schafft, bzw. dass das, was der Mensch für Realität hält eine sprachliche Übereinkunft bzw. Definition ist, dass steht am Anfang des postmodernen Denkens. Vielleicht könnte man sogar sagen, der Satz "Am Anfang war das Wort" wird hier auf empirisch-erkenntnistheoretische Füße gestellt. Die Voraussetzungen, mit denen die Großtheoretiker des Poststrukturalismus zur Sache gingen waren überwiegend die innerlinker spezifisch französischer Diskurse, ohne die ansatzweise zu kennen man gar nichts versteht. So war Lyotards Abrechnung mit den Großen Erzählungen eine implizite Abrechnung mit dem Maoismus und dem in Traditionen der Französischen Revolution stehenden Nationalismus in Frankreich, Baudrillard versuchte, aus der Kritik der Politischen Ökonomie eine anthropologische Grundkonstante abnzuleiten, wobei er am stärksten den ethnologischen Ursprüngen verhaftet blieb (symbolischer Tausch als magisches Ritual, den Tod zu bannen ist demzufolge principum movens aller nachneolithischen Gesellschaften), Bourdieu knüpfte an an konkrete Arbeiterkämpfe der 70er und an den frühen Operaismus an, und Foucaults "Ordnung der Dinge" wurzelt zunächst einmal in einer Kritik der hegelmarxistischen teleologischen Geschichtsphilosophie Sartres. Für Foucault folgen unterschiedliche Arten des Wissens auch unterschiedlichen Arten von Rationalität, "DIE" Rationalität des Positivismus wird bei ihm aufgelöst, dekonstruiert. Sein sogenannter Antihumanismus ist nicht gegen Humanität gewandt, sondern gegen die Annahme eines anthropologisch vorgegebenen Wesens des Menschen - dies nicht im Sinne einer körperlichen Beschaffenheit, sondern im Sinne eines inneren Wesens. Wenn die soziale Position eines psychologischen Gutachters, die Geschichte des Überwachens und Strafens oder die Kulturgeschichte der Sexualität untersucht werden, so stets als exemplarische Fälle, um die historische Gewordenheit und gesellschaftliche Bedingtheit heutiger Strukturen und Denksysteme und die dahinterstehenden Machtinteressen aufzudecken. Genau daher kommt der ungeheure Wert und die prägende Bedeutung dieses Ansatzes für die Geschichtswissenschaft.


Und es macht auch klar, dass von "postmoderner Beliebigkeit" oder "modischer Dekadenz" bei diesem Philosophen nicht die Rede sein kann. Das ist eigentlich beinhart empirische Gesellschaftskritik.

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Strange Days
So sehr ich aufs Abgefahrene und Ungewöhnliche stehe, auch ich bin noch zu erstaunen. Da stehen drei Rentner, sehr bürgerlich aussehend, gepflegt gekleidet, absolut bieder und solide wirkend mit ihren Ehefrauen zusammen auf dem Weihnachtsmarkt und quatschen lautstark über die Zeit damals im Knast. Da komme ich bei einer Burschenschaft vorbei und sehe die Burschis gerade am Fechten, einer davon mit nem Iro, ein Punk mit Burschenband. So etwas habe ich auch noch nie gesehen. Und im Internet finde ich Werbung für ein Seitensprungportal, das mit dem Portrait einer jungen blonden Frau wirbt, deren Gesicht mit so komischen kleinen weißen Dingern gespickt ist, könnten Analzäpfchen, aber auch Zigarettenfilter sein. Was bitte ist daran erotisch?

Mal abwarten, wie bizarr 2011 wird.

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Der Weihnachtsmann bei Schichtende
Die Enthüllungen von Wikileaks gehen weiter.
Das ist ein Teil der Wahrheit, den der Himmel gerne unter der roten Decke gehalten hätte:


http://www.youtube.com/watch?v=2fIOzTAu0n4

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Ärgernis
Ich muss ja gestehen, darauf auch erst von workingclasshero hingewiesen worden zu sein, dennoch: Mich ärgert die Tatsache, dass der Begriff "bashen" ständig im Sinne von "dissen" oder "schlechtreden" gebraucht wird. Denn auf Englisch bedeutet "bashing" jemanden im Zweifelsfall bis auf die Intensivstation prügeln. Queerbashing und Pakibashing etwa, die Lieblingsbeschäftigungen britischer Naziskins beinhalten, dass das Opfer mit dem Kopf an die Bordsteinkante gelegt und mit Schwung dagegengetreten wird. Demgegenüber erscheint mir der landläufige deutsche Gebrauch dieses Begriffs als eine Verharmlosung brutalster Gewalt.

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Dienstag, 28. Dezember 2010
Ein schöner Fund im Blog nebenan
http://entdinglichung.wordpress.com/2010/12/27/neues-aus-den-archiven-der-radikalen-und-nicht-so-radikalen-linken-62/

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Es kann doch kein Zufall sein
Das Nomen-est-omen-Prinzip verfolgt mich ja seit eh. Dass ein Karatemeister Haubold heißt, eine Margarethe Grillow bei einem Brand ums Leben kam, Andreas Kanonenberg über Geheimdienste und Terrorismus und Eva Macht und Bernd Kungel über Tarifrunden berichten, das alles wirkt ja so ganz und gar nicht zufällig. Und jetzt erfahre ich, dass der Sprecher von Air Berlin mit Namen Hauptvogel heißt.

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Kreuzberg ist eben auch Gebirge
berichtet jedenfalls Frau Nullzeitgenerator:



http://avi.antville.org/stories/2037891/

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Mutterwitz zum Jahresende
Kommentar meiner Mutter zur Flutkatastrophe in Australien: "Die Krokodile probieren jetzt die Australier und dann kommen sie auf den Geschmack."

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Montag, 27. Dezember 2010
Von der Relevanz mancher Nachrichten
Da beschließt mit großem Bohei eine Bundesregierung eine Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke. Einige Monate später bringt die Financial Times Deutschland auf der Titelseite "Vattenfall beschließt Atomausstieg". Und niemand sagt etwas dazu.

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Rasant, rasant, Herr Asylant!
Nicht mehr zu toppen: Polizei gewährt Neonazis Besuchsrecht in Flüchtlingsunterkunft und sperrt Solidaritätsgruppe aus.


"Polizei vor der Tür


Flüchtlingslager in Thüringen: Zu Weihnachten Schikanen vom Amt und kein
Hausverbot für Neonazis

Von Gitta Düperthal

Von Nächstenliebe haben sie zum Fest nichts zu spüren bekommen: Für den im
thüringischen Flüchtlingslager Zella-Mehlis wohnhaften Aserbaidschaner Polat
Ahmedov und seine Familie sei es zwei Tage vor Weihnachten völlig unerwartet
ganz dicke gekommen, berichtet der zur Hilfe gerufene Unterstützer von »The
Voice« Michael Stade im Telefongespräch mit junge Welt. Plötzlich habe die
Polizei vor der Tür gestanden und den 40jährigen genötigt, ein amtliches
Schreiben zu unterzeichnen, das dieser nicht verstanden hatte. Man habe ihn
gedrängt, aus seinen bisherigen Räumen in eine andere Wohneinheit
umzuziehen. Dort habe es weder Toilette und Bad noch funktionierende
Elektrik gegeben.

Der Hintergrund: Bereits seit langem hatte Ahmedov mit seiner Frau und
seinen zwei Kindern in einem Raum leben müssen, in dem akute
Gesundheitsgefährdung durch Schimmelpilz herrscht. Als junge Weltdort im
November recherchierte, litten die Kinder unter chronischem Husten. Trotz
kritischer Presseveröffentlichungen hatte man die Zustände im Landratsamt
Meiningen/Schmalkalden offenbar erst kurz vor Weihnachten registriert. Die
Amtsmaßnahme: Statt die Familie über die Weihnachtsfeiertage im Hotelzimmer
unterbringen, damit sie sich erholen kann, wurde sie genötigt, in nicht
bezugsfertige Räumlichkeiten zu ziehen. Fragt sich, ob es sich dabei um eine
von verständnislosen Bürokraten verursachte Panne oder bewußte Schikane
handelt. Für den leidgeprüften Flüchtling muß es nach letzterem aussehen,
zumal er bereits vergebens beantragt hatte, in eine Wohnung umziehen zu
können. Sie wurde ihm ebenso wie eine Arbeitserlaubnis verweigert. Ahmedov
ist verzweifelt. Weihnachten im Lager: kein Licht, geschweige denn ein
Lichtlein brennt.

Der Familie von Hussein Nassan, die seit 2002 mit vier Kindern in
Deutschland lebt, davon sechs Jahre im thüringischen Lager Gerstungen, geht
es nicht besser. Die Ausländerbehörde im Wartburgkreis hatte sich für die
Familie in der Vorweihnachtszeit eine besondere Überraschung einfallen
lassen: Auch dieses Jahr sei beabsichtigt, den erneuten Antrag auf
Einzelunterbringung abzulehnen, teilte die zuständige Sachgebietsleiterin
für Ausländer- und Asylbewerberangelegenheiten Silke Pridonashvili mit.
Gemäß verwaltungsrechtlichen Vorschriften gebe es Gelegenheit, sich nochmals
schriftlich zu äußern. Neutraler äußerte sich auf Nachfrage von junge
Weltdie Pressestelle des Landratsamts: Die Prüfung des Antrags nach
Einzelunterkunft sei noch nicht abgeschlossen. Doch was soll den der Behörde
bereits bekannten Erkenntnissen noch hinzuzufügen sein: Nassans Kinder
trauen sich nicht, Freunde einzuladen, weil die Wohnverhältnisse beengt und
die Toiletten unhygienisch sind. Es gibt keine Privatsphäre, keine
Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, Erkältungskrankheiten grassieren. Laut
Artikel drei der UN-Kinderrechtskonvention, gegen die Deutschland im Juli
2010 seine Vorbehalte zurücknahm, hat das Kindeswohl bei allen staatlichen
Maßnahmen Vorrang und es besteht die Pflicht, ihm Geltung zu verschaffen.
Hier kann davon keine Rede sein.

Im Gerstunger Lager Am Berg 1 gibt es weitere gravierende Probleme. Die
politisch Verantwortlichen verhinderten nicht, daß die NPD im November
Zutritt zum Lager erhielt. Ein Hausverbot für die Neonazipartei habe nicht
bestanden, teilte Friedrich Krauser, Erster Beigeordneter der
Kreisverwaltung im Wartburgkreis (CDU), auf Nachfrage von junge Weltlapidar
mit. Daß die NPD in einem Bericht auf ihrer Homepage höhnisch die
»Abschiebung der anmaßenden Wohlstandsflüchtlinge« fordert, stellt offenbar
kein Problem dar. Um künftig die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten,
befürwortet Krauser, die Flüchtlinge in eine Art Hochsicherheitstrakt
wegzusperren: »Außerdem wird, so wie in der Vergangenheit selbstverständlich
auch, kein Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft Gerstungen genehmigt, der
nicht zuvor beantragt worden ist. Darüber hinaus sichert der Betreiber im
gebotenen Umfang die Sicherheit der Bewohner ab, in den Nachtstunden durch
die Zuhilfenahme eines Wachdienstes.« Klartext: Die NPD darf auch künftig
die Unterkunft »besuchen«, sie muß nur zuvor um Erlaubnis fragen.
Unterstützern der Bewohner von »The Voice« wird man hingegen wohl – wie in
jüngster Vergangenheit – Hausverbot erteilen"

http://www.thevoiceforum.org/

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Sonntag, 26. Dezember 2010
Habe ich Sie nicht auf meiner Orgie kennengelernt? Impressionen einer Weihnachtsfeier
Na, das war ja wieder ein gelungenes Familien-Weihnachtsfest. Meine Mutter erzählte eine Geschichte aus dem Krieg, die ich sooo noch nicht gehört hatte.


1944, Luftangriff der Amerikaner, einer der ersten Bombenangriffe am Tag. Alle gehen in den Bunker, nur als Fouad rein will, sagt der Luftschutzwart, fremdrassige Ausländer hätten keinen Anspruch auf Schutz. Da sagt meine Mutter: "Das ist mein Kollege, wenn der nicht in den Bunker darf, bleibe ich auch draußen!" "Fräulein, das geht doch nicht, sie müssen da rein!"


Dann standen die ganzen Laborassistentinnen in ihren weißen Kitteln auf der Straße und erklärten, dass sie alle draußen blieben, wenn Fouad nicht in den Bunker dürfte, während schon die Flak am Feuern war, mit dem Resultat, dass er rein durfte. Ganz am Schluss sollte er noch mit einem Lorenzug in ein Vernichtungslager deportiert werden, aber dann war der Krieg zu Ende. Elisabeth, die er liebte, sagte ihrem Vater, einem eisenharten Nazi, der in den letzten Kriegstagen über Selbstmord nachdachte, sie würde den Amerikanern zur Not barfuß entgegenlaufen. War dann alles nicht mehr nötig. Als meine Mutter erwähnte, dass Fouad ein "möblierter Herr" war wussten meine Nichten nicht, was das war, und das Gespräch kam auf alte norddeutsche Slangausdrücke wie Lodderbast, dufte, knorke, detsch, auf dem Kieker, dösbaddel, kekhalsig, jemanden auf eine Jagdreise schicken, "was für eine neue Stellung hast Du denn?" da fing meine eine Nichte hysterisch an zu lachen und sagte "nicht 69", und schließlich redete alles wüst tohuwabohumäßig durcheinander, halb DOGMA, halb Loriot. Dann kamen auch noch die Kanadier ins Spiel, "it´s not spoken Niagara but Niagra, just like Viagra" "Na, Hauptsache, er steht" "Hm. Habe ich Sie nicht auf meiner Orgie kennengelernt?", und dann kam das rituelle Bommerlunderbesäufnis - "Eisgekühlter Bommerlunder, Bommerlunder eisgekühlt. Triooo, Triiiiiooooo, Bommerlunder we wanna go home".


Eine rundum gelungene Familienfeier eben. Und nicht nur zur Weihnachtszeit;-)

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