Dienstag, 25. Oktober 2011
Bleiberecht für Alle und auf Dauer!
07.12.2011
Demo für ein Bleiberecht in Wiesbaden
17:00 Uhr Hauptbahnhof


I Love Bleiberecht für ALLE!



In Deutschland leben immer noch knapp 90.000 geduldete Flüchtlinge, davon 53.000 seit mehr als sechs Jahren, und einige Hunderttausend ohne jeglichen Aufenthaltsstatus mit ständiger Angst vor der Abschiebung. Zusätzlich droht am Ende des Jahres ca. 15.000 Bleibeberechtigten, die alle schon mehr als zehn Jahre in Deutschland leben, der Rückfall in die Duldung und damit die Abschiebung - Betroffen davon sind v.a. Familien mit vielen Kindern, Alte und Kranke, die ihren Lebensunterhalt nicht (mehr) ohne Hilfe sichern können.



Leben mit Duldung heißt Ausbildungs- und Arbeitsverbot, Residenzpflicht, Leben im Flüchtlingslager, Essenspakete und viele andere diskriminierende Sonderregelungen per Gesetz. Den Menschen ohne Papiere werden grundlegende Menschenrechte wie Zugang zur Bildung, Gesundheitsversorgung und Anspruch auf Sozialleistungen faktisch vorenthalten.



Trotz der Bleiberechtsregelungen der Innenministerkonferenz 2006 und zwei gesetzlichen Regelungen existiert die „Kettenduldung“ immer noch: Obwohl viele geduldete Flüchtlinge seit mehreren Jahren in Deutschland leben und ihre Kinder hier aufwachsen, droht ihnen die Abschiebung. Besorgniserregend sind insbesondere die Sammelabschiebungen von Roma in den Kosovo, obwohl diese Menschen zum Teil schon seit 20 Jahren in Deutschland leben. Nicht nur die letzten Ereignisse in Bulgarien und Rumänien verdeutlichen den unaufhörlichen Rassismus gegen Roma und Sinti. Auch (Alt-) Europa ist Teil dieses Rassismus. Die historische Verantwortung Europas und insbesondere Deutschlands gegenüber Roma und Sinti wird nicht wahrgenommen. Wir fordern Deutschland auf, seiner Verantwortung endlich nachzukommen und alle Abschiebungen sofort zu beenden.



Um gegen diese entwürdigenden Zustände zu kämpfen und endlich eine Bleiberechtsregelung für alle durchzusetzen, treffen wir - Jugendliche ohne Grenzen (JoG) - uns in Wiesbaden anlässlich der Innenministerkonferenz (IMK). Wir wollen mit Euch zusammen mit vereinten Kräften für ein echtes Bleiberecht demonstrieren. Der Kampf geht in die entscheidende Phase, lasst uns die „Kettenduldung“ zur Geschichte machen und dafür sorgen, dass sie endlich abgeschafft wird.



Unter dem Motto „Wir sind gekommen, um nicht nur zu bleiben, sondern auch mitzugestalten!“ veranstalten wir unsere Jugendkonferenz vom 07. – 10. Dezember 2011 und wählen am 08.12.2011 den „Abschiebeminister 2011“. Wir laden Euch am 07.12.2011 um 17:00 Uhr zu unserer Demo für ein Bleiberecht in Wiesbaden ein.





I ♥ ♥ ♥ ein bedingungsloses Bleiberecht für alle!
I ♥ die Abschaffung aller ausgrenzenden Gesetze und Regelungen, wie z.B. Residenzpflicht, Asylbewerberleistungsgesetz und Lagerunterbringung
I ♥ die Legalisierung von Menschen ohne Papiere (den sog. Illegalen)
I ♥ Chancengleichheit v.a. beim Bildungsrecht und Arbeitsrecht
I ♥ die Abschaffung der Abschiebehaft!
I ♥ das Recht für unsere abgeschobenen FreundInnen, in ihre Heimat Deutschland zurückzukehren.





Jugendliche ohne Grenzen

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64 KG!
Das wiege ich jetzt, dank Bergsteigen und nachhaltigem Training. Versuche jetzt mal, die 59 zu erreichen oder 5 KG Fett in Muskelmasse umzuwandeln.

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Montag, 24. Oktober 2011
Vom Herkommen
Man sagt mir öfter mal, ich sei ein Bildungsbürger, aber das bin ich eigentlich ganz und gar nicht. Zumindest nicht, wenn darunter eine Sozialisation, eine Herkunft verstanden wird. Meine Mutter kommt aus einer Viehhändlerfamilie, mein Vater ist Sohn einer halbalphabetisierten Landarbeiterin und eines über lange Jahre arbeitslosen Schlossers, der es in einer dieser Nachkriegskarrieren als Volksschulabsolvent erst zum Handlungsreisenden und dann zum Bankdirektor brachte. Entsprechend ist die Art und Weise, wie ich z.B. sprachlich sozialisiert wurde. Also, "Die Suppe ist nicht warm." "Aber sie dampft doch!" "Pferdescheisse dampft auch!" (Im Original: "Perschiet dampet ok!") oder Antworten auf intellektuelle Wortmeldungen von meinen Schwestern oder mir wie "Braunau am Inn" (damit wollte Vater ausdrücken, dass er über Hitlers Geburtsdatum hinaus an der Schule nichts gelernt hätte) oder "brotlose Künste" waren so das Standardprogramm. Was ich mir so an Bildung angeeignet habe habe ich mir selbst angeeignet, eher im Kontrast zu dem, was mir in die wiege gelegt wurde. Und empfand lange Jahre eine Abneigung gegen die Akademersprösslinge mit ihrer Formulierungsgeilheit.

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Montag, 24. Oktober 2011
Lederhosen ausgezogen
Ist das schön, der Sieg von 96 über Bayern München! Hurray!

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Freitag, 21. Oktober 2011
"Unanständig und unbelehrbar"
Der gelebte Rassismus deutscher Deportationsbehörden:


http://www.nds-fluerat.org/7130/pressemitteilungen/presseerklaerung-zum-fall-sialasalame/

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Donnerstag, 20. Oktober 2011
Arschlochsfahrten
Meine Schwester sagte ja schon immer, dass ihre Nachbarn alles Arschlöcher seien,aber verschiedene Arten von Arschlöchern. Ich hielt das zunächst für übertrieben und intolerant - bis sich auf einer Fahrt mit ihrem Auto, zum Glück war sie noch nicht schnell, herausstellte, dass ihr jemand die Radmuttern gelockert hat. Da trachtet ihr jemand nach dem Leben oder weil sie zumindest psychoterorrisieren.

Arschloch ist wohl für solche Leute mehr als untertrieben.

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Donnerstag, 20. Oktober 2011
Weekend
Am Samstag Big Political Action, am Sonntag Sport und Schlendern durch die nahegelegene Parklandschaft.
Wirklich gute Kombi!














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Todesschwadrone töten Verletzte in Krankenhäusern
Syriens Todesschwadrone töten Demonstranten in ihren Krankenhausbetten, während Russland das Regime mit Waffen beliefert und internationale Maßnahmen zur Beendigung der Gewalt blockiert. Aber der Druck in der Region nimmt zu und wenn jetzt genug von uns aktiv werden, können wir die Türkei und Deutschland davon überzeugen, ihren Einfluss auf Russland zu nutzen, damit es seine regimefreundliche Politik einstellt. Schließen Sie sich mir an, unterzeichnen Sie die Petition und berichten Sie Freunden und Bekannten davon:



Ein Bild geht mir nicht mehr aus dem Kopf: Ein junger syrischer Demonstrant kommt mit einer Beinverletzung ins Krankenhaus -- er verlässt es mit einer Kugel im Kopf. Mit Tränen in den Augen erzählt die Familie, wie das Regime seinen leblosen Körper zurückbringt und fügt hinzu: “Es gibt derzeit keinen sicheren Ort in Syrien -- nicht einmal Krankenhäuser”

Seit 6 Monaten spreche ich mit Menschen, die Folter und Vergewaltigung überlebt haben und trauere um gute Freunde, die friedliche Menschenrechtler waren. Aber der Druck in der Region nimmt zu und wenn wir jetzt aktiv werden, können wir die Gewalt beenden und die Krankenhäuser des Horrors stoppen. Russland, Syriens wichtigster Verbündeter und Waffenlieferant, darf internationale Maßnahmen nicht länger blockieren

Bislang hat niemand Russland für seine Waffenlieferungen, die diese Gräueltaten ermöglichen, zur Verantwortung gezogen. Wenn Sie sich mir anschließen, können wir dies ändern! Kanzlerin Merkel und der türkische Premierminister Erdogan haben beide einen großen Einfluss auf Russland und unterstützen die syrische Demokratiebewegung. Erhöhen wir jetzt gemeinsam den öffentlichen Druck auf die beiden Länder, damit sie zusammen mit der Arabischen Liga Einfluss auf Präsident Medvedev nehmen und Russland dazu bringen, seine Blockadehaltung in der UNO aufzugeben. Unterzeichnen Sie die dringende Petition an Deutschland und die Türkei und ich werde sie diese Woche persönlich den jeweiligen Außenministerien überreichen.

http://www.avaaz.org/de/stop_the_horror_in_syria_a/?vl

Mindestens 5.500 Menschen wurden in Syrien getötet, genauso viele wie im Kosovokrieg. Nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern und Augenzeugen, mit denen Avaaz gesprochen hat, haben Sicherheitskräfte des syrischen Regimes Krankenhäuser und Fahrzeuge des syrischen Roten Halbmonds dazu benutzt, dutzende Demonstranten zu töten und zu foltern, sowie Ärzte zu verhaften -- in offensichtlicher Missachtung des Völkerrechts.

Vor zwei Wochen blockierte Russland schändlicherweise internationale Maßnahmen im Sicherheitsrat, um das Morden von Unschuldigen in Syrien zu beenden. Russland lieferte kürzlich Hightech-Waffen an die Schlächter.

Aber der Druck auf Assad steigt -- Wirtschaftssanktionen zeigen ihre Wirkung und haben der erschöpften Armee ihre Ressourcen abgeschnitten. Die Arabische Liga hat darüber hinaus ein zweiwöchiges Ultimatum verhängt, um Verhandlungen zwischen Opposition und Regime aufzunehmen. Zwei Länder sind jetzt ausschlaggebend: Die Türkei, Syriens Nachbar und aufstrebende Regionalmacht, und Deutschland, Russlands zweitgrößter Handelspartner und traditioneller Vermittler.

Sowohl die Türkei als auch Deutschland hören auf ihre Bürger und unterstützen die syrische Opposition - ein starker Impuls von uns allen könnte sie dazu bringen, auf Russland Einfluss zu nehmen, damit es seine regimefreundliche Haltung einstellt. Unterzeichnen Sie die Petition und erzählen Sie es weiter -- unsere Unterschriften werden diese Woche direkt an das deutsche und türkische Aussenministerium übergeben:

http://www.avaaz.org/de/stop_the_horror_in_syria_a/?vl

Während Regierungen verzweifelt nach wirkungsvollen Maßnahmen suchen, machen Avaaz-Mitglieder in Syrien einen echten Unterschied. Mit unserer Kampagne für ein Öl-Embargo haben wir mitgeholfen, Assads Finanzmittel auszutrocknen, mit denen er seine brutale Armee finanziert. Wir haben die Mediensperre durchbrochen und ununterbrochen mitgeholfen, die Anzahl der Verschwundenen und andere Verbrechen zu dokumentieren, um die Lügen des Regimes mit harten Fakten zu widerlegen. Gemeinsam können wir wieder einen Funken der Hoffnung für Syrien entfachen und den Weg zu einem friedlichen und demokratischen Übergang weisen.

Hoffnungsvoll,

Wissam Tarif und das ganze Avaaz-Team

WEITERE INFORMATIONEN

Russland lehnt neuen europäischen Resolutionsentwurf zu Syrien ab (Ria Novosti)
http://de.ria.ru/security_and_military/20110928/260756837.html

Syrien: Schützenhilfe für Assad (Deutsche Welle)
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15436672,00.html

Russlands neue Außenpolitik - Rückkehr der Njet-Krieger (Der Spiegel)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,790355,00.html

Türkei verhindert Waffenlieferung an Syrien (ARD)
http://www.tagesschau.de/ausland/syrien754.html

Eiszeit zwischen der Türkei und Syrien (NZZ)
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/eiszeit_zwischen_der_tuerkei_und_syrien_1.12662088.html

Syrische Soldaten töten Menschen in Homs (Die Zeit)
http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-10/vereinte-nationen-syrien

Arabische Liga: Druck auf Syrien (RP ONLINE)
http://nachrichten.rp-online.de/politik/arabische-liga-druck-auf-syrien-1.2515402

Deutschland ist Russlands zweitgrösster Handelspartner (Auswärtiges Amt)
http://auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/RussischeFoederation/Bilateral_node.html

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Sonntag, 16. Oktober 2011
Der Vatikan ist die größte Geldwaschanlage der Mafia
So wurde heute auf Tacheles bei Phönix gesagt. Hat was.

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Freitag, 14. Oktober 2011
Zur Stellung der richtigen Fragen
Ob nun im Liebesleben, im Geschäftsverkehr oder der politischen Kommunikation - immer wieder erzeugen falsch gestellte Fragen Antworten, die nicht dem eigentlichen Gegenstand der Frage entsprechen. Z.B. bedeutet die Frage "Gibt es in dieser Bucht Haie?" nicht zwingend "Kann man hier ungestört baden und tauchen?", das müsste direkt so gefragt werden. Die Antwort "Nein, es gibt hier keine Haie" besagt nämlich nicht zwingend "Man kann hier ungestört baden und tauchen", sondern hat Schnittmengen zu Antworten wie: "Nach der Havarie eines Säurefrachters gibt es in der Bucht kein Leben mehr." oder "Wo Krokodile sind, gibt´s niemals Haie". Das mal als Metapher zu falschen Formen der Kommunikation.

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Stehen die USA vor einem Krieg gegen Iran?
Diese Frage brachte gestern der G. beim Mittagessen angesichts diser Geschichte hier auf:

http://www.dw-world.de/dw/article/0,,15456977,00.html


Das ist ja ganz klassisch US-Strategie, erst den Anlass zu schaffen anhand gefakter "Beweise".

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Donnerstag, 13. Oktober 2011
Der Superflieger, die ultimative Überwachungsmaschine
Das "Fliegende Auge" ist keine Science fiction, sondern Vergangenheit. Die neueste Drohne der Bundeswehr bleibt 25.000 km in der Luft und spürt nicht nur Radarsysteme und FlaRak-Stellungen auf, sondern hört auch Telefongespräche, Emails, Twitter und SMS weltweit ab. Holt die Dinger runter, sobald sie fliegen!


http://eurohawk.de/

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Dienstag, 11. Oktober 2011
Heraus zum 15 Oktober!
Diesem Aufruf drüben bei Monoma schließe ich mich vollen Herzens an. Auf einen heißen Herbst!



http://autismuskritik.twoday.net/stories/notiz-der-globale-herbst-startet-durch-am-15-0ktober/

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Dienstag, 11. Oktober 2011
Frisst die arabische Revolution ihre Kinder?
Fnord-Anballungen in Kairo, es sieht so aus, dass agents provocateurs die für November geplanten Wahlen verhindern sollen. Verhängnisvolle Entwicklungen in Libyen, Jemen und Syrien. Scheitert die große Befreiung? Yallah Intifada takka Tahrir!

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Donnerstag, 6. Oktober 2011
Lager und Isolation, eine deutsche Tradition
Flüchtlings-IsolationsLager in Gerstungen

Im Lager Gerstungen ist ein Mann gestorben. Er war wohl krank. Seine
Leiche wurde erst nach 10 Tagen entdeckt wahrscheinlich aus Liberia – das
war alles, was bei einem Treffen von the VOICE Aktivistinnen in Jena
durch Telefonate in Erfahrung gebracht werden konnte. Und das ganze ist
wohl schon vor ein paar Wochen passiert, nur zufällig ist die Information
nach Jena gelangt. Ein Schock. „If a human dies, it needs to be public. –
No one informed us, how can that be.” Sofort wird ein Besuch in Gerstungen
geplant, so schnell wie möglich, um zu sehen was in diesem Lager los ist,
wer der Mann war, wie er gestorben ist und wie es sein kann, dass niemand
davon berichtet.

Der Betonbau bröckelt innen und außen, der Zaun begrenzt das deprimierende
Gelände als wir vor dem Eingang stehen springt ein kleiner Junge aus dem
Flur „langweilig!“ schreit er uns an. „Ich musste helfen den Leichnam
herunter zu tragen.“ erzählt ein Mann, der nach unten gekommen ist „Der
Afrikaner ist noch nicht lange im Lager gewesen, so ein bis zwei Monate“,
er kannte ihn nicht, sieht besorgt aus, scheint darauf zu gewartet zu
haben, dass ihn jemand danach fragt. „Die Polizei war hier, aber sie haben
mit uns nicht gesprochen.“ Er hat gehört wie der Arzt gesagt hat, dass der
Mann wohl schon mehr als eine Woche tot in seinem Zimmer gelegen hat. Nur
wegen dem Gestank, hat jemand bei der Kontrolle das Zimmer aufgemacht.
Dann sind sie rein gegangen mit Mundschutz. „Und jetzt versuchen sie uns
davon abzulenken, damit wir nicht nachfragen, und wenn wir fragen ist die
einzige Antwort, wir wissen es nicht.“ „Dazu wurde drei Tage danach ein
Kinderfest veranstaltet“, sagt er, das kam ihm seltsam vor, „ vor drei
Tagen wurde hier noch eine Leiche runter getragen und niemand sagt uns was
genau passiert ist.“ Er war krank, aber er wurde vom Krankenhaus wieder
zurück gebracht.

Im Zimmer neben dem des Toten.
„Wir wohnen ja neben ihm. Er hat die ganze zeit Selbstgespräche geführt.
Er hat den Tag und die Nacht vertauscht. Er ist nachts auf dem Flur hin
und hergelaufen. Wir hatten keinen Kontakt, er war immer nur in seinem
Zimmer.“ Den Gestank haben sie gerochen, aber das scheint hier nicht
ungewöhnlich zu sein. Es riecht nach Müll auf den Fluren, Wasserlachen auf
dem Küchenboden der Gemeinschaftsküche, die verrosteten Rohre tropfen,
verrußte Decke und Schimmel in den Zimmern. Seit das Landratsamt die
Heimleitung übernommen hat, kommt keine Reinigungskraft mehr regelmäßig.

Nur ein Mann kann uns den Namen des Toten sagen, Michael Kelly hieß der,
aus Liberia, er kannte ihn – wie man einen Menschen kennt, der mit
niemandem wirklich redet –

He was so sick! When he came back form spain he was sick.
Why did he come from spain, he has a wife and a doughter in spain.

Er sagt, dass er es war, der zu der Heimleitung gegangen ist, um einen
Krankenschein für Michael zu beantragen. Zusammen sind sie dann zu einem
Arzt in Suhl gegangen. Der hat daraufhin angerufen und den Mann sofort ins
Krankenhaus nach Jena geschickt. Nach drei Wochen, ist er allerdings
zurückgebracht worden.

He did not allow anybody to go to his room
One day when he forgot to close the door I could see him his breast only
bones, you could count the bones, and his chest ….. (er verzieht das
Gesicht) when he saw me he covered himself quickly.

Alle dachten, dass der Tote nicht mehr im Heim ist

“He said, I have to leave this country to go to another.
For one week, I always thought he was no more in the country
I was so shocked.”

Auf unsere Frage, ob ein Arzt bei ihm gewesen ist, sagt er, „nobody came
to visit him, they gave him some tablettes. They told him, you have to
see the doctor but he refused to go.” Er hatte keine psychologische
Betreuung.

“I gave him my television and when he told me that he has to leave the
country, I said he should give me back my television again before he goes
and at the day before he was gone I found a paper under my door “come and
take it” – he put the television outside on the floor
And so I thought he was gone.”

Das Zimmer ist verschlossen, seine Kleider, seine Sachen sind in blauen
Plastiktüten, von Mitarbeitern der Ausländerbehörde wegtransportiert
worden, das Zimmer sterilisiert. Aber was ist mit dem Rest des Gebäudes,
dem Gemeinschaftsbad, den Toiletten?

Draußen, zwei Frauen mit ihren Kindern, hier ist einer gestorben, sagen
sie, der hat gehustet die ganze Zeit, alles ist schmutzig hier, sie will,
dass ich mitkomme um ihr Zimmer zu filmen, Mein Sohn hustet immer, die
Ärzte sagen das ist Astma, sie zeigt mir den ärtzlichen Bescheid darin
steht die dringende Empfehlung für subkultane Hyposensibilisierung mit
Milbenlösung, was normalerweise nur bei sehr gefährlichen
Asthmaerkrankungen verordnet wird. Die Mutter zeigt mir verzweifelt wo sie
und ihre Kinder schlafen, Schimmel, bröckelnder Putz und alte Mauern –
staubige Betten – ich habe Angst, dass mein Sohn erstickt, sagt sie.

Sie will, dass ich das Bad filme, als ich die Tür öffne mache ich schnell
die Kamera aus, eine Frau duscht hinter einem durchsichtigen Vorhang. In
keinem der Stockwerke kann man die Duschen abschließen.

Mein Sohn ist in Deutschland geboren und hat überall Ausschlag – Allergie,
sagt die andere Frau, das Kind auf ihrem arm ist übersät mit kleinen,
roten Flecken im Gesicht.

Eine andere Frau bekommt im Monat 40 euro dafür dass sie die Toiletten und
die Duschen putzt und den Müll runter bringt, aber wenn ich das nicht
mache, habe ich gar nichts, sagt sie

Als wir die Leute zu der Demonstration am 22. Oktober einladen, um gegen
genau das alles zu demonstrieren erzählen sie, dass es schwierig ist zum
Bahnhof zu gehen, vor ein paar Tagen wurde ein Junge von Nazis verprügelt,
nein, er hat das nicht angezeigt. Wir geben eine Nummer weiter, die er
anrufen kann um sich beraten zu lassen. Die Angst hat hier um sich
gegriffen, die Rechtlosigkeit und die Depression.

Beim Abschied Augen, die nach einem Ausweg aus der Angst, dem Leben, das
seit fünf, acht, fünfzehn Jahren wartet, schläft, in alten staubigen
Betten – Lebensmittel von Penny aufwärmt in einer stinkenden Küche –
jeden Morgen kontrolliert wird ob es auch anwesend ist, hinter dem Zaun
geblieben, nur sterben kann man hier unbemerkt, bis die Leiche anfängt zu
stinken, oder unbemerkt bleiben heißt sterben….Was bleibt ist die
unbedingte Forderung diese Verwahrlosung nicht mehr zu akzeptieren.


Protokoll

Vor ca. 2 Wochen wurde in Gerstungen ein Afrikaner (wahrscheinlich
Liberia) tot aufgefunden. Erst nach 10 Tagen wurde seine Leiche gefunden.
Der Verwesungsgeruch veranlasste eine Frau, die für die Registrierung und
Anwesenheitskontrolle der Flüchtlinge verantwortlich war, die Tür zu
seinem Zimmer mit dem für alle Sozialarbeiter zugänglichen
Generalschlüssel zu öffnen.


Michael Kelley


Ein Freund, Bewohner des Lagers, erklärte uns, dass er erst nach zehn
Tagen gefunden wurde. Vorgeschichte: Vor ein paar Wochen wechselte der
Betreiber des Heims. Nun ist das Landratsamt (Wartburgkreis) zuständiger
Betreiber. Mit diesem Wechsel kamen auch neue Sozialarbeiter. Das neue
„Regime“ führte unter anderem ein, dass am Wochenende keine Putzfrau mehr
kommt um die sanitären Anlagen instand zu halten. Dazu an anderer Stelle
mehr. Ebenfalls neu ist, dass nun regelmäßig Kontrollen durchgeführt
werden. Beinahe jeden Tag (da gibt es von den Heimbewohnern
unterschiedliche Angaben) wird früh am morgen an die Tür geklopft und
kontrolliert, ob man auch wirklich da ist. Ein Heimbewohner äußerte, dass
es bei „zu häufigem Fehlen“ keine Gutscheine mehr gibt, beziehungsweise,
nur Gutscheine mit einem geringeren Warenwert. Trotz dieser Neuerung ist
aber zehn Tage lang niemandem aufgefallen, dass jemand tot, verwesend in
seinem Zimmer liegt. Unser Freund und weitere der Heimbewohner halfen
dabei den in einer Schutzhülle verpackten Leichnam in den Krankenwagen zu
transportieren. Noch mal: Sie haben ihn aus dem zweiten Stock bis hinunter
in den Krankenwagen getragen. Ärzte und Sozialarbeiter rannten nur mit
Mundschutz rum, stellten fest, da ist jemand gestorben, ein Heimbewohner,
und sie ließen dann die im Heim lebenden Flüchtlinge einen Leichnam, einen
Toten, den sie kannten, aus einem nach Verwesung riechendem Raum hinaus,
durch das Heim, über die Flure, bis hinunter in den Krankenwagen
schleppen. Unser Freund erklärte uns, dass er nicht wisse, was mit dem
Leichnam passieren würde. Er vermutet, dass man ihn wohl verbrennen wird.

Eine Familienmutter erzählte uns, dass Michael direkt neben ihnen gewohnt
hätte und sie den Geruch sehr früh bemerkt hätten. Außerdem berichteten
sie, dass er chronisch krank gewesen sei. Er hätte immerzu gehustet. Zudem
war er wohl psychisch angegriffen. Er soll einen verkehrten Tagesrhythmus
gehabt haben, Selbstgespräche führend in den Fluren auf und ab gegangen
sein, kaum jemals mit jemandem anderen als einem anderen aus Afrika
stammenden Flüchtling gesprochen haben und völlig krank und abgemagert
gewesen sein. Sie hätte, wie eigentlich alle im Lager, gedacht, dass er
zurück ins Krankenhaus geschafft worden wäre. Im Gespräch erfuhren wir,
dass Michael wohl wirklich sehr krank gewesen sei. Er habe permanent
gehustet. Einmal sei sein Freund (nach dem Krankenhausaufenthalt) in
Michaels Zimmer gekommen, hat ihn überrascht. Michael lag röchelnd in
seinem Bett, den Oberkörper wohl etwas durchgebogen. Man hatte, so
erzählte der Freund, jede Rippe sehen können: „You could have counted
every bone!“ Michael sei augenblicklich zusammengeschreckt und habe sich
die Bettdecke bis unters Kinn gezogen. Jener Freund war es auch, der
einige Wochen zuvor veranlasste, dass Michael in ein Krankenhaus gebracht
wurde. Michael kam zunächst nach Suhl, von wo aus man ihn nach Jena
verlegte, wo er drei/ vier Wochen lang behandelt wurde. Nach seiner
Entlassung wurde er, nach Aussage des Freundes allerdings nicht mehr
ärztlich betreut. Er hatte Tabletten bekommen, mehr nicht. Die (neuen, von
den meisten Bewohnern gering geschätzten) Sozialarbeiter hätten ihn zwar
einige Male darauf hingewiesen, dass er nach Suhl gehen solle um sich
untersuchen zu lassen. Jedoch taten sie das offensichtlich nicht mit dem
dringend notwendig gewesenen Nachdruck. Insgesamt sei es Michael nach dem
Krankenhausaufenthalt besser gegangen, allerdings war er nach Meinung von
seinem Freund bei weitem nicht gesund.

Besonders überraschend war, dass dieser sagte, Michael habe einen
spanischen Pass gehabt, da er dort eine Familie hatte. Frau und Kind.
Mehrmals habe er nachgefragt, wieso Michael hier in einem Heim lebte, wo
er als Inhaber eines spanischen Passes bedeutend besser hätte wohnen und
leben können. Dieser sei ihm jedoch ausgewichen. Auch die gesundheitliche
Versorgung wäre vermutlich besser ausgefallen hätte Michael angegeben,
diesen Pass zu haben. Man kann dann nur vermuten, ob das strenge Schweigen
der Behörden zu diesem Fall irgendetwas damit zu tun hat, dass Michael
EU-Bürger war. Es gilt unbedingt herauszufinden welche Krankheiten (auch
psychisch) Michael hatte, welche Umstände ihn zu der Rückkehr nach
Deutschland veranlasst haben. Ebenfalls interessant war, dass Michaels
Freund erzählt hat, dass Michael Deutschland habe verlassen wollen. Er
hätte ihm einen Zettel hinterlassen, indem er darauf hinwies, dass er
seinen Fernseher und die Sattelitenschüssel vor das Zimmer stellen würde,
bevor er geht. Der Freund könne sich seine Sachen dann abholen. Das tat er
auch und nun macht er sich Vorwürfe, weil er ernsthaft angenommen hat,
dass Michael fort gegangen sei. Aus diesem Grund habe er auch nicht
bemerkt, dass er tot in seinem Bett, in seinem Zimmer liegt. Eine
Vermutung kann man ob dieser Umstände nicht vollständig ausschließen:
Suizid.

Insgesamt schienen die Bewohner des Heimes ziemlich schockiert und
traumatisiert zu sein. In viel stärkerem Ausmaß als in den bisher (von
mir) besuchten anderen Lagern hatte man hier den Eindruck, dass die
Flüchtlinge eingeschüchtert oder in sich gedrängt waren. Die Repression,
die Zustände, das strenge Regime der Zuständigen und die immerwährende
Angst vor Ausweisung und Abschiebung, die krasse Umgebung, die
Eintönigkeit und Isolation verschließen die Flüchtlinge generell, hier in
Gerstungen allerdings nach meinem Gefühl, noch stärker. Alle hatten einen
beinahe flüchtigen Blick, waren schüchtern, verhalten und viel zu
zurückhaltend.

03.10.2011

Break Isolation Netzwerk
The VOICE Refugee Forum Jena - Info Zum Flüchtlings-IsolationsLager in
Gerstungen http://thevoiceforum.org/search/node/gerstungen

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Dienstag, 4. Oktober 2011
Vom Retten
Gestern habe ich ein junges Mädchen aus einer Steiganlage runtergeholt. Gerade zuvor hatte ich, siehe Eintrag dazu, mir meine Gedanken gemacht über all die unvorbereiteten Leute, die sich willentlich, aber nicht wissentlich in den Bergen in unkalkulierbare Gefahren begeben. Selber hatte ich auch schon aus einem Steig geborgen werden müssen, hatte in einer ganz anderen Situation bei einem Abstieg über 1600 Höhenmeter durch Eis und Fels bei Gewitter gelernt, was Angst ist. Vorher waren die VerursacherInnen unserer eigenen dann eintretenden Notlage, die durch eigene Unzulänglichkeit nicht mehr weiter kommen konnten mit dem Heli aus dem Gipfelgrat geborgen worden, wir hatten warten müssen bis wir weiterklettern konnten und waren dadurch out of time geraten - nicht um 15 Uhr unten wie geplant, sondern um 22 Uhr 30, nicht vor, sondern nach dem Gewitter.


Auf einer eher harmlosen Tour war ein anderes Mal ein verspielter Dobermann in einem Kiesbett abgerutscht, sein italienisches Herrchen war hinterher gestiegen und selber in schwerste Lebensgefahr geraten und wir hatten Mann und Hund gerettet. Ich bin schon einmal in eine Gletscherspalte gestürzt und musste herausgeholt werden, aus eigener Kraft wäre da gar nichts drin gewesen, und ich kenne den Helikopterflug am pendelnden Außenseil, wenn auch nur als Übung. Und habe so einige Male gebangt um Leute, die zur Unzeit oben waren. Alle, die es mit dem Bergsteigen ernst meinen wissen von der Gefahr, die damit verbunden ist. Daher seien an dieser Stelle mal die wirklichen HeldInnen der Berge gepriesen, die ihr Leben riskieren, um Andere herunterzuholen. Danke, liebe BergretterInnen!


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Wäscheleine

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Tischgespräche
Wie kann es sein, dass für ein Großteil der Tischgespräche, die meine Eltern so führen, Loriot Regie geführt hat?

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Montag, 3. Oktober 2011
Familiensoße
Gerade mal wieder bei meinen Eltern Rote Grütze mit Vanillensoße gegessen, köstlich! Bei uns heißt die "Familiensoße", weil in unserer Sippschaft noch die pseudofranzösische Aussprache (sprich: "Vanilje") üblich ist. In meiner Kindheiot bekamen noch MitschülerInnen von der Deutschlehrerin Rüffel, wenn sie das mit deutschem Doppel-L ausprachen, heute tun das alle. Während Anglizismen auf dem Vormarsch sind sterben frankophone Lehnwörter aus. Wird demnächst bei Renault A, U, L, und T in Deutsch gesprochen?

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Fragen, die das Leben stellt (4)
Wieso gehen in eine hochalpine Steiganlage, zu der schon in der Seilbahntalstation auf einem Hinweisschild steht "Profis tragen Helm!" Leute mit Trittchen (Flip Flops, Slippers und Chucks) und ohne Bergerfahrung und wundern sich dann, dass sie gerettet werden müssen?

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